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Time Heals All Sorrow? (REMAKE)

Ziehen sich Gegensätze wirklich immer an? (Sasu x Saku real-life)
von

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Zu viele Fragen

Das Leben stellt einem jeden Tag aufs neue viele Fragen.

Wieso, weshalb, warum.

Schon von klein auf werden einem diese Fragen beigebracht und somit kennt sie auch jeder.

Jeder wurde damit schon einmal konfrontiert.
 

Warum tut einem das Leben so etwas an?

Warum gibt es so viel Elend?

Leid?

Krieg?
 

So viele Fragen, doch niemand findet eine Antwort darauf.

Egal, wie lange man es versucht.

Egal, wie viele Wege man dafür geht.
 

Wenn man denkt, man hat einen Ausweg gefunden, wenn es gerade wieder anfängt Berg auf zu gehen... Genauso schnell geht es meist auch wieder Berg ab.
 

Doch was passiert, wenn man jemanden kennenlern, Gefühle für diesen Menschen entwickelt, obwohl er unterschiedlicher als man selbst nicht sein kann?

Was passiert, wenn man nur in Armut lebt und einem auf einmal ein völlig neues Leben geschenkt wird?

Wenn man feststellt, dass es auch noch etwas anderes auf dieser Welt gibt abgesehen von dem täglichen Elend, Schmerzen und Angst?
 

Kann sich in einem Leben wirklich mal alles zum Guten wenden?

Oder passiert es immer wieder, dass man zurück fällt in den alten Trott?

Alleine ist und niemanden mehr hat?

Gibt es wirklich Menschen, die einem helfen können, obwohl man mittlerweile schon keine Hilfe mehr ins Sicht hat?

Die Hoffnung aufgegeben hat?
 

Vielleicht...

Die Neue

Sakuras Sicht:

Wie immer hatte ich eine qualvolle Nacht hinter mir. Schlief, wenn es hoch kam vielleicht gerade einmal vier Stunden.

Immer und immer wieder hatte ich diese schrecklichen Bilder vor meinen Augen und hörte seine Stimme dicht an meinem Ohr. Und genauso oft fragte ich mich: Warum ich? Warum musste es ausgerechnet mich treffen? Hatte ich jemals etwas schlimmes getan um damit bestraft zu werden?

Und doch konnte ich keine Antwort darauf finden. Nicht einmal nach ganzen fünf Jahren. Ja genau, seit fünf Jahren geht dieses nun schon so.

Doch noch nie habe ich eine Antwort bekommen und werde es wahrscheinlich auch nie, da ja niemals jemand normal mit mir redet. Ohne zu schreien, ohne anschließend eine Ohrfeige zu bekommen.
 

Langsam öffnete ich meine Augen und warf einen Blick auf den Wecker. 6:oo Uhr Morgens. Eigentlich hätte ich noch eine Stunde schlafen können, doch hatten mich die Bilder in meinem Kopf nicht mehr schlafen lassen.

An diesem Tag würde mein erster Schultag in der neuen Schule sein und ich fragte mich, ob sich hier vielleicht endlich etwas ändern würde. Doch die Chance, dass dieses eintreffen würde, war gleich null. Aber wie heißt es doch so schön? Die Hoffnung stirbt zu letzt...

Ich streckte mich kurz, ehe ich mich dann so langsam aufrichtete. Ich schlich mich ins Bad um meine Eltern nicht zu wecken, denn wenn ich ehrlich war, wollte ich sie nicht sehen. Nie wieder. Sie sollten in der Hölle schmoren für das, was sie mir jeden Tag aufs neue antun.

Im Bad angekommen warf ich einen Blick in den Spiegel. Und jeden Tag ergab sich dort das gleiche Bild: Meine Augen waren rötlich von den vielen Tränen, welche ich im Schlaf verloren hatte und meine Augenringe aufgrund des ewig anhaltenden Schlafmangels waren auch nicht zu übersehen. Meine rosanen Haare lagen kreuz und quer, da ich mich in der ganzen Nacht nur hin und her gewälzt hatte.

Ich seufzte leise auf, drehte den Wasserhahn auf und wusch mir erst einmal mit kaltem Wasser das Gesicht. Vielleicht würde ich ja so wacher werden und nicht mehr ganz so schlimm aussehen. Langsam kämmte ich mir meine Haare und versuchte dort wieder Ordnung rein zu bringen, was wirklich ein ziemlicher Kampf war. Anschließend putzte ich mir nur noch schnell die Zähne und machte mich auf den Weg in die kleine Küche, welche, wie fast alles hier in der Wohnung, sehr spärlich eingerichtet war.

Noch immer war niemand von meinen Eltern wach, zum Glück. So konnte ich immerhin noch in aller Ruhe frühstücken. Zumindest hoffte ich dies. Doch als ich die Tür vom Kühlschrank öffnete, wurde die Hoffnung auch gleich wieder zu nichte gemacht. Außer Joghurt, der bereits abgelaufen war, gab es nichts nahrhaftes. Gut, außer das von meinen Eltern. Bier. Ihr Hauptnahrungsmittel Nummer eins. Ohne Bier würden sie es wahrscheinlich eh nie lange aushalten. Hauptsache davon war genug da. Der Rest spielte ja keine Rolle.

Um meinen Magen immerhin etwas zu füllen schüttete ich mir nur ein Glas voll mit Leitungswasser und setzte mich noch für ein paar Minuten auf den Stuhl. Flüchtig blickte ich auf die Uhr. Mittlerweile war es schon kurz vor sieben. Ich musste wirklich lange im Bad gewesen sein, dachte ich und seufzte leise auf.

Am liebsten wäre ich nun schon los gegangen, doch da eh ich eh nicht sonderlich lang zur Schule brauche, würde ich dort nur dumm herum stehen und mich noch mehr langweilen.
 

"Ich hoffe du weißt, dass du nichts sagen sollst und das du nach der Schule direkt wieder nach Hause kommst!", raunte mir auf einmal mein Vater ins Ohr, weswegen ich total zusammen zuckte.

Wie kam es, dass er schon wach war? Als wir noch in der alten Stadt lebten stand er eigentlich immer dann auf, wenn ich gerade los musste, oder aber gar noch später.

"Hast du mir überhaupt zugehört?", fragte er mich kurzerhand etwas lauter.

Ich nickte nur stumm.

Bei meinen Eltern brachte ich kaum ein Wort heraus. Und wenn doch, dann musste ich stets darauf achten es bloß nicht in der falschen Tonlage zu sagen.

Ich wollte aufstehen und nun doch schon los gehen, doch hielt er mich davon ab. Seine schwere Hand lag auf meiner Schulter und drückte mich nach unten. Allein unter dieser Berührung fing ich wieder an zu zittern und meine Haare sträubten sich zu Berge.

"Solltest du deinen Mund nicht halten können, dann weißt du ja, was dann passiert, nicht wahr?"

Erneut nickte ich: "Ja das weiß ich."

Meine Worte waren nur ein leises flüstern, doch hatte er es verstanden.

Konnte er mich nicht ein einziges mal in Ruhe lassen?

Nur ein verdammtes mal?

War das wirklich schon zu viel verlangt?

Langsam glitt seine Hand von meinen Schultern und ehe ich mich versah befand ich mich auch schon auf dem Flur und hatte meine Tasche in der Hand.

"Bis später dann..", murmelte ich nur noch leise, ehe ich dann auch schon die Tür ins Schloss zog.

Nun hatte ich immerhin für ein paar Stunden meine Ruhe. Zumindest hoffte ich das. Nicht, dass in der Schule der nächste Terror los ging. Aber bei meinem Glück war eigentlich nichts anderes zu erwarten.
 

Gemütlich ging ich los, denn immerhin hatte ich noch genügend Zeit. Und die wollte ich mir auch nehmen, um mir ein wenig die Gegend anzusehen.

Es war nicht die beste, eher war es die schlechteste in der Stadt. Wie immer. So lang ich mich daran erinnern kann, lebten wir schon immer in einer der ärmsten Gegenden der Stadt. Warum?

Wie sollten wir auch wo anders wohnen, wenn wir eh kein Geld haben?

Die Häuser in der Straße ähnelten sich alle bis ins kleinste Detail. Nur hier und da war eins in einem noch schlimmeren Zustand als ein anderes. Aber so an sich sah hier alles einfach nur schrecklich aus. Nicht einmal mehr die Straße konnte man eine Straße nennen. Überall waren riesige Schlaglöcher und der Teer war überall eingerissen. Eine herrliche Gegend. Und wenn ich ehrlich war, dann wollte ich nicht wissen, wie es hier nachts ablief. Naja, selbst wenn ich es wissen wollen würde, so hätte ich eh nicht die Möglichkeit dazu...

Ein paar Meter weiter bog ich in eine andere Straße ein und auf der Stelle war ein kleiner aber feiner Unterschied zu erkennen. Es wurde immer schöner, freundlicher und gepflegter. Kaum zu glauben das unser "Viertel" gleich neben so einem war. Ich hätte ja eher angenommen, dass nach unserem erst einmal keins mehr kommt.

Langsam senkte ich meinen Blick, denn ich beneidete diese Leute. Ich wollte mir das alles nicht weiter ansehen, denn das würde mich nur noch weiter nach unten ziehen. Noch viel weiter runter, als ich eh schon war, wenn das überhaupt noch möglich war.

Ich wollte mich wirklich dazu zwingen kein einziges mal mehr aufzublicken, doch ich konnte nicht anders. Ich musste es mir ansehen. Musste es, um endlich mal etwas schöneres zu sehen.

Ab und zu sah ich mal ein paar Eltern mit ihren Kindern, welche sie gerade zur Schule oder aber in den Kindergarten bringen wollten.

Seufzend fragte ich mich nur, warum es mich getroffen hatte. Warum konnte es nicht einfach aufhören?
 

Ich war noch etwa weitere zehn Minuten unterwegs, ehe ich dann auch schon die Schule sehen konnte. Im Vergleich zu meiner vorigen sah sie wirklich sehr viel besser aus. Nein, nicht sehr viel besser, sie war wirklich besser. Und allem Anschein nach stand sie auch noch nicht all so lange. Oder aber, sie wurde einfach nur sehr gut gepflegt. Vom optischen her gefiel sie mir auf jeden Fall schon mal sehr viel besser als meine alte Schule, die bald mehr einer Bruchbude ähnelte als einer Schule.

Allein der Schulhof sah schon wunderschön aus. Überall waren Bänke verteilt, eine riesige Wiese erstreckte sich hinten an der Mauer, hier und da standen immer mal wieder Kirschbäume und sie hatte sogar noch einen kleinen Spielplatz. Wahrscheinlich für die Kinder aus den unteren Klassen.

Auch das innere war sehr viel einladener als ich vorerst annahm. Die Wände erstrahlten in hellen und vor allem warmen Tönen und alles schien auf dem neusten Stand zu sein, zumindest so weit ich das beurteilen konnte.

Ich sah mich noch etwas um, ehe ich mich dann auch schon auf den Weg ins Büro machte. Ich war wirklich erleichtert, dass hier immerhin mal darauf Wert gelegt wurde auf Beschreibungen zu achten. So konnte ich es ein Glück auch rasch finden. Dort angekommen stellte ich mich nur kurz vor und wurde daraufhin in eine Klasse eingeteilt.

Irgendwie breitete sich auf meinen Lippen ein Lächeln aus und ich selbst wusste nicht warum.

Freute ich mich etwa auf meine neue Klasse? Auch wenn ich doch eigentlich schon wusste, dass sich eh nichts ändern würde?

Ich schüttelte nur den Kopf und wollte nicht weiter darüber nachdenken, also beschloss ich erst einmal wieder hinaus zu gehen und setzte mich dort auf eine Bank.

Nach und nach wurde es immer voller und lebendiger auf dem Schulhof.

Die jüngeren tobten auf dem Spielplatz und rauften sich zeitweise auch. Die älteren besetzten nach und nach die Bänke, oder stellten sich hier und da in ein paar kleineren Grüppchen zusammen um sich untereinander auszutauschen.

Ich seufzte leise und hoffte wirklich, dass ich mit ganz viel Glück auch einmal mit welchen zusammen stehen würde, selbst, wenn diese auch nur die kompletten Außenseiter waren. Aber mir war nur eins wichtig: Nicht nur alleine sein.

Es verstrichen noch ein paar Minuten, ehe es dann auch schellte. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zu meiner neuen Klasse. Was ich wusste war, dass diese sich in der zweiten Etage befand. Oben angekommen blickte ich mich flüchtig um und auch hier waren die Räume gut ausgeschildet. Raum Nummer 123. Das konnte doch nicht schwer zu finden sein.

Ich schlich den Gang entlang und blickte immer wieder auf die Schilder.

100-115, 116-131.

Dort musste ich richtig sein. Ich bog in den Gang hinein und blickte an die einzelnen Räume. Fast ganz am Ende hatte ich dann endlich meinen Klassenraum gefunden. Ich atmete tief durch und klopfte an, um anschließend herein zu gehen. Der Lehrer wartete bereits schon und blickte kurz zu mir herüber.

"Ah, da ist ja unsere neue Mitschülerin", meinte er mit einem Lächeln im Gesicht und winkte mich weiter hinein.

Unsicher sah ich mich in der Runde um. Und ich musste zugeben, dass ich die Blicke der anderen nur schon zu gut kannte. Jetzt schon uwsste ich, dass sie nichts mit mir zutun haben wollten. Wie war es auch anders zu erwarten? Immerhin passte ich hier nicht hinein, oder?

Nein, das tat ich wirklich nicht. Dem Aussehen der Anderen nach zu urteilen hatten sie bestimmt mindestens doppelt so viel Geld wie ich. Und so schwer war das nun auch nicht...

"Also, das hier ist Sakura Haruno. Eure neue Mitschülerin. Ich wäre euch wirklich sehr verbunden, wenn ein paar von euch ihr mal die Gegend hier zeigen würdet, da sie erst seit ein paar Tagen hier wohnt!", der Lehrer richtete seinen Blick an mich, "Hier hast du noch ein Buch, bitte nimm dort drüben am Fenster platz."

Ich nickte nur und setzte mich auf meinen Platz. Als ich dort durch den schmalen Gang ging, hörte ich auch schon bereits wie die ersten anfingen zu tuscheln. Es war ja auch nicht anders zu erwarten.

"Ih, hast du dir mal diese Hose angesehen? Wie kann man nur so rum laufen?", murmelte ein Mädchen hinten in der Bank.

"Ja, total schrecklich. Also ich würde mich so ja nicht aus dem Haus trauen. Naja, vielleicht gehört die ja auch zu der Sorte, die einfach keinen Wert auf ihr äußeres legt. Ich mein, hast du dir den Rest schon mal angesehen?"

Ich versuchte erst gar nicht nach hinten zu sehen, wollte es auch nicht. Einfach nur so tun, als würde ich sie nicht hören. Und das müsste ich nach all den Jahren eigentlich am besten können.

Ich holte meinen Block heraus und blätterte etwas in dem Buch herum, während der Lehrer die Anwesendheitsliste durch ging. Nach einer Weile hörte man ihn nur noch, wie er sich aufregte. Erschrocken blickte ich nach oben.

"Das kann doch nicht wahr sein. Das dieser Junge nicht ein einziges mal pünktlich sein kann. Das kann doch wirklich nicht so schwer sein", er blickte in die Klasse, "Weiß einer von euch, was Sasuke die letzte Nacht über wieder getrieben hat?"

"Wahrscheinlich hat er wieder was getrunken und muss noch seinen Rausch ausschlafen..", warf einer in den Raum.

"Ja, oder er kommt heute gar nicht. Bei ihm weiß man doch nie. Er kommt doch eh nur dann und wann er will..", meinte die nächste.

Ich zog eine Augenbraue hoch und wurde irgendwie neugierig darauf, wer das wohl sein könnte. Naja, früher oder später würde ich ihn sicherlich kennen lernen.

Der Lehrer machte mit seiner Kontrolle weiter und als er dann endlich fertig war, fing der Unterricht auch an. Ich seufzte leise auf, denn so langsam wurde ich ziemlich müde, dabei hatte die Schule gerade erst angefangen.

Kurz bevor es zur zweiten Stunde klingelte, wurde die Tür plötzlich aufgemacht und ein Junge kam hinein. Er hatte tief schwarze Haare und Augen und kleidete sich leicht wie ein Punker. Aber nur leicht. Ob er wirklich einer war, das war die andere Frage.

"Ach, hat es der Herr endlich mal geschafft hier aufzutauchen? Ich an deiner Stelle würde mal so langsam pünktlich kommen. Denn noch einmal und du fliegst! Dafür werde ich dann schon sorgen und dann können deine Eltern auch machen was sie wollen. Ich werde das durch bekommen.."

"Jaja..sei doch ruhig und chill mal", murmelte er nur.

Ok, das musste dieser Sasuke sein. So sah er ja nicht schlecht aus. Zumindest empfand ich dieses so, aber vom Charakter her, zumindest wie er sich gerade gegeben hatte, schien er doch ein riesiges Arschloch zu sein.

Der Lehrer schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf und sagte nichts weiter dazu. So wie es mir vorkam und was ich vorhin erfahren hatte, hatte er wirklich keine Lust mehr auf dieses Theater. Gut, wer hätte das schon? Ich sicherlich auch nicht.

Ich wand meinen Blick, wenn auch ungern, von dem Jungen ab und sah statt dessen wieder nach draußen. Im Hintergrund nahm ich wahr, wie der Unterricht langsam wieder fortgesetzt wurde, doch interessierte mich das nicht wirklich. Im Inneren war ich mit anderen Sachen beschäftigt anstatt dem Unterricht zu folgen. Ich hatte zwar gehofft, dass mich die neue Schule ablenken würde, aber dem war bis jetzt leider noch nicht so. Und dazu kam auch noch, dass sich der blaue Himmel nun in einem grauen erstreckte und die Wolken tief weiter zogen. Aber einen Vorteil hatte das Wetter zu diesem Zeitpunkt, zumindest, wenn es auch noch anfangen würde zu regnen: Es würde perfekt zu meiner Laune passen.

Rundgang

Meine Augen hatten sich noch immer nicht von dem Anblick lösen können, was draußen passierte. Auf einer gewissen Art und Weise fing das Wetter an mich ziemlich zu faszinieren. Und, dass muss ich dazu noch sagen, wurde es immer besser. Es wurde immer stürmischer, die Bäume wogen sich im Wind und der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben.

Langsam schloss ich meine Augen für eine Weile, da der Unterricht einfach nur zu trocken war und ich zur Zeit wieder in Gedanken mit ganz anderen Sachen beschäftigt war und das durch aus noch einige Zeit lang bleiben würde. Wahrscheinlich mein Leben lang. Niemals würde sich etwas ändern. Nie in diesem Leben.

Wer wollte denn auch etwas mit mir zu tun haben? Wer sollte sich auch jemals für mich interessieren?

Ich sah nach nichts aus. Man sah mir an, dass ich aus ziemlich ärmlichen Verhältnissen kam. Und wer gibt sich schon freiwillig mit jemanden ab, der in völligst abgenutzen Klamotten rum rennt? In dessen Gesicht man sehen kann, dass man schlimmes durchgemacht hat?

Niemand würde das machen. Vor allem nicht freiwillig. Höchstens vielleicht, wenn sie dafür Geld bekommen würden. Ja, dann würden sie es vielleicht machen. Aber auch wirklich nur vielleicht.
 

Mittlerweile hatte ich mich völligst in meinen Gedanken verloren und bemerkte erst ein paar Minuten später, dass meine Mitschüler aufstanden und sich auf den Weg nach draußen machten. Ich streckte mich kurz und rieb mir meine Augen, in der Hoffnung etwas wacher zu werden, anschließend packte ich meine wenigen Sachen zusammen und wollte gerade aufstehen, als der Schwarzhaarige an mir vorbei ging. Für einen Bruchteil der Sekunde trafen sich unsere Blicke und ich zuckte nur zusammen. Diesen Gesichtsausdruck, diese Mimik. In meinen Augen verhieß sie nichts gutes. Allein dieser flüchtige Augenblick reichte bei mir schon aus um zu wissen, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte.

Aber auf der anderen Seite hatte er es bestimmt gut. Seiner Kleidung nach zu urteilen scheint er aus einer ziemlich reichen Familie zu kommen. Er hat sicherlich keine Probleme und war auf jeden Fall bei allen beliebt.

Ich sah ihm noch kurz nach und senkte anschließend meinen Blick. Gerade als ich die Klasse verlassen wollte hielt der Lehrer uns beide auf.

"Sasuke, da du heute, wie ja auch so oft in den letzten Tagen ziemlich spät hier auftauchst, finde ich, dass es an der Zeit ist, dass du dich hier mal etwas nützlich machst", der Blick von dem Lehrer fiel auf mich und kurz darauf auch der von Sasuke.

Ich sah ihm flüchtig in die schwarzen Augen und erschreckte mich aufs Neue.

"Ja und? Das ist normal bei mir, dass müssten Sie eigentlich mal so langsam wissen!", widersprach er ihm.

Ich war der Ansicht, dass er noch mehr sagen wollte, jedoch kam der Lehrer ihm zuvor.

"Das ist mir durch aus bewusst aber dennoch bin ich der Ansicht, dass es nun wirklich mal an der Zeit ist, dass du dich nützlich machst. Und mir kam da gerade auch noch eine Idee. Du wirst jetzt erst einmal unserer neuen Mitschülerin die komplette Schule zeigen, damit sie auch weiß, wo etwas zu finden ist!"

Das durfte doch nicht wahr sein, oder?

Warum sollte ausgerechnet er mir die Schule zeigen? Konnte das nicht irgendwer anders machen? Vielleicht jemand, der genauso zu den Außenseitern gehört wie ich? Ich wollte erst zu Sasuke herüber blicken, aber in seine Augen hätte ich eh nicht blicken können aus Angst. Ja, er jagte mir wirklich eine Höllen Angst ein und das allein nur durch sein Auftreten. Ich merkte es auch an seinem Körper, dass eine ziemlich merkwürdige Spannung in der Luft lag. Mir schien es fast so, dass wenn ich eine weitere Bewegung machen würde, dass sich diese Spannung entladen würde und ich natürlich alles abbekommen würde.

"Was soll der Scheiß bitte? Warum sollte ich sowas wie der da die Schule zeigen? Haben sie sie noch alle beisammen? Also ich glaube nicht!", schrie er nur zurück.

Ich seufzte leise und wusste auch, dass er recht hatte. Ich war ein Nichts. Ein Etwas. Eine Person die es nicht wert war auf dieser Welt leben zu dürfen.

Solche Wörter hatte ich schon immer zu hören bekommen, von daher sollte es mich eigentlich kalt lassen, doch dem war nicht so. Jedes mal schmerzten diese Wörter aufs Neue. Immer und immer wieder schnitten mir die Menschen damit meine Seele entzwei und wenn es nach mir ginge, dann wäre ich am aller liebsten heulend davon gerannt. Doch auf der anderen Seite wollte ich mir diese Schwäche nicht geben, denn dann wäre ich das aller größte Gespött auf der Schule geworden. So hatte ich immerhin die Chance nicht ganz oben auf der Abschussliste stehen zu müssen. Zumindest hoffte ich das.

Ja, ein Nichts zu sein, ist schon ziemlich toll. Und wirklich immer wieder aufs Neue interessant.

"Muss das wirklich sein? Ich meine,...ich kann mich auch..alleine umsehen..", murmelte ich total leise in mich hinein und hoffte nur, dass sie mich verstanden hatten. Zudem zitterte meine Stimme auch noch wie Espenlaub und machte das wahrscheinlich nur noch schwerer.

"Ja", setzte der Lehrer an, "dass muss sein! Und nun keine Widerreden mehr. Von keinem von euch beiden! Ihr macht das jetzt und gut ist! Und dafür habt ihr noch die nächste Stunde Zeit. Und wehe ich bekomme mit, dass du es nicht vernümpftig gemacht hast!" Seine letzten Worte richtete er nur direkt an Sasuke, ehe er dann auch schon die Klasse verlies und uns alleine lies.
 

Es dauerte noch eine ganze Zeit, ehe sich Sasuke neben mir bewegte.Langsam und mit einem leisen Grummeln ging er aus der Klasse. Ich zögerte nicht lange und ging ihm nach, denn so wie er aussah wollte er mich so schnell wie möglich wieder los werden. Von daher wollte ich mich lieber beeilen. Aber auf der anderen Seite.. Immerhin hatten wir doch die Pause und noch eine Schulstunde Zeit, von daher dürfte er sich doch eigentlich nicht beschweren können. Oder? Naja, vielleicht wollte er das ja auch nicht machen, weil er einen Ruf zu verlieren hatte. Ja, das war es wahrscheinlich.

"Stell keine Fragen und sieh einfach nur zu, dass du hinter mir her kommst. Ich hab nämlich nicht ewig Zeit und auch keine Lust mich lange mit dir abzugeben. Haben wir uns verstanden?"

Seine Worte schrien nur vor Abneigung. Abneigung mir gegenüber. Ich nickte nur schnell und lief ihm weiterhin hinterher. Doch war ich noch verunsicherter als ich es vorher schon war. Ich war es zwar gewohnt wie Dreck behandelt zu werden. Immerhin werde ich das zu Hause ja auch, aber ich wollte mich damit einfach nicht abfinden. Und wahrscheinlich konnte ich das auch nicht.

Ich ging eine ganze Weile neben ihm her. Hier und da bogen wir mal in dem Flur ab und er zeigte mir noch weitere Klassenräume, in denen wir noch Unterricht haben würden. Ich versuchte mir alles so gut es ging zu merken, doch war ich mir ziemlich sicher, dass ich es nicht könnte. Meiner Meinung nach waren das zu viele Räume um sich die an einem Tag merken zu können.

Sollte ich ihn vielleicht fragen, ob er so nett sei, mir einfach nur die Raumnummern zu geben? Nein, lieber nicht. Wahrscheinlich würde er mich dann eh nur wieder zusammen schreien.

An der nächsten Trepoe gingn wir nach unten. Auch dort zeigte er mir noch ein paar Räume. Unter anderem einen Aufenthaltsraum für die Oberstufe, das Internetcafé, die riesige Cafeteria, sowie auch die Bücherei. Und ich war mir schon sicher, dass ich in der Bücherei sicherlich die ein oder anderen Stunden verbringen würde, sollten wir ab und zu mal eine Freistunde haben.

Er zeigte mir noch ein paar Sachen und nach einer Weile wollte ich versuchen irgendwie eine Unterhaltung aufzubauen. Ich wusste zwar eigentlich, dass ich das lieber sein lassen sollte, aber auf der anderen Seite konnte ich diese Spannung zwischen uns auch nicht noch sehr viel länger ertragen.

Ich atmete tief durch und nachm all meinen Mut zusammen.

"Sag mal, Sasuke, warum bist du so fies?? Ich meine, du kennst mich doch nicht einmal..", murmelte ich leise vor mir her. Doch allem Anschein nach, hatte er es doch verstanden. Leider.

"Warum sollte ich so etwas wie dich mögen, hm? Du passt eh nicht in meine Klasse hinein. Ich habe halt gewisse Ansprüche, die du nicht einmal anstatzweise erfüllst! Und außerdem bin ich nicht mal ein wenig an dich interessiert! Und diese beschissene Rundführung habe ich auch nur gemacht, um nicht von der Schule zu fliegen! Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe noch weit aus besseres zu tun", zischte er mich von der Seite an und begab sich dann auf den Schulhof.

Ich blieb wie angewurzelt stehen und lies diese Worte erst einmal auf mich wirken. Ich war nicht in seiner Klasse. Hatte ich etwa etwas anderes erwartet? Hatte ich wirklich gehofft hier einen Anschluss finden zu können?

Damit das passieren würde müssten sicherlich schon mehrere Weltwunder auf einmal passieren, ehe jemand wie er etwas mit mir zu tun haben würden. Ich sollte wirklich keine weiteren Gedanken mehr daran verschwenden. Es würde sie einfach niemals etwas ändern. Nie.
 

Nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren und ich mich wieder gefasst hatte ging ich hinaus und sah mich noch etwas auf dem Schulhof um. Und auf der Stelle fiel mein Blick wieder auf ihn. Ja, jetzt wusste ich auch was er wichtigeres zu tun hatte. Er musste rauchen und sich mit ein paar Mädchen beschäftigen, die allem Anschein nach gerade eine Freistunde hatten. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es mal einen Mann geben würde, der auch mal andere Gedanken haben würde als immer nur das eine. Aber selbst das würde wahrscheinlich niemals passieren. So war diese Welt halt. Es war einfach alles zu tief in den Menschen verwurzelt und nichts würde es schaffen das heraus zu treiben.

Je länger ich mir die Mädchen ansah, desto mehr war ich der Überzeugung, dass sie bestimmt in dieses Klischee von den Mädchen passen, die für alle Männer die Beine breit machen würden. Alleine schon wie sie angezogen waren sprach dafür. Kurze Röcke, bauchfreies Tob und Stiefel mit einem Absatz in denen eigentlich kein normaler Mensch drin laufen könnte. Und das bei diesen Temperaturen und Wetter.

Ich beobachtete die drei weiterhin und lehnte mich an die Wand, um nicht all so nass zu werden. Zwar hatte der Regen nun etwas nachgelassen, aber dennoch war es noch immer ziemlich ungemütlich.

Nach einer weile realisierte ich auch, dass ich mir Gedanken darüber machte, was Sasuke mögen könnte und was nicht.

Was war bloß in mich gefahren?

Habe ich nun entgültig den Verstand verloren?

Er hatte mir doch klipp und klar zu verstehen gegeben, dass er an so etwas wie mir nicht interessiert ist, geschweige denn Zeit mit mir verschwenden würde.

Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich ermahnte mich, bloß keine Schwäche zu zeigen. Ich durfte nicht weinen auch wenn es ich am liebsten getan hätte. Das alles machte mich nur fertig. Diese Worte, das Verhalten. Immer alleine zu sein...

"Haste die Neue hier schon gesehen?", murmelte ein Mädchen, welches ein paar Mädchen weiter von mir weg stand.

Ich warf nur einen flüchtigen Blick zu ihr herüber und stellte fest, dass sie auch aus der Oberstufe sein musste, oder sie hatte keine Lust auf Unterricht und schwänzt gerade.

Die Andere, wahrscheinlich ihre sogenannte beste Freundin, nickte nur.

"Ja! Und schau dir mal die Sachen an, die die kleine hier trägt. So würde ich mich niemals nach draußen trauen!"

"Da hast du recht. Ich mich allerdings auch nicht. Schon wirklich armseelig. Tz, wie kann man nur so wenig von sich halten um so rum zu rennen? Ich verstehe das nicht!"

Ihre Freundin nickte nur noch.

Seufzend wand ich meinen Blick von ihnen ab. Und erneut wurde mir bewusst gemacht, dass ich hier nicht her gehöre. Das ich nicht in das typische Schema passe.

Doch warum mussten alle immer nur so viel wert auf ihr Äußeres legen? Ich meine, ich würde auch etwas mehr aus mir machen, wenn ich mehr Geld kriegen würde. Aber ich würde mich niemals so zurecht machen, wie es manche hier tun. Bei manchen könnte man wirklich der Ansicht sein, dass sie gleich auf eine Party gehen würden und nicht zur Schule.

War ich wirklich so viel anders?

Die meisten und auch welche aus meiner Klasse, waren doch auch arm und hatten so gut wie gar nichts, aber waren sie dennoch besser als ich?

Ich schüttelte den Kopf.

Oder brauchten sie einfach nur jemanden, den sie fertig machen könnten? Damit sie sich wohler fühlen?

War ich dazu verdammt immer die Schlechte sein zu müssen? Die, auf der alle mit den Fingern zeigen?

Ich biss mir auf die Unterlippe und machte mich langsamen Schrttes wieder auf den Weg in die Klasse. Mir war es auch egal, dass wir eigentlich noch Zeit hatten für die Rundführung. Und mir war es auch egal, dass Sasuke noch draußen war und somit einen Anschiss bekommen würde. Ich hatte doch sowieso nichts zu verlieren. Und noch schlimmer konnte gar nichts werden.

Dort angekommen setzte ich mich, ohne auch nur jemanden anzusehen schweigend auf meinen Platz und kämpfte mit meinen Tränen.

"Oh, Sakura. Etwa schon fertig mit der Rundführung? Wo ist denn Sasuke? Kommt er auch gleich?"

Ich sah aus dem Fenster und nickte nur. Wollte nich reden. Hatte keine Kraft dazu. Hatte Angst in Tränen auszubrechen. Wollte nicht das Gespött werden.
 

Ich wollte einfach nur ein besseres Leben...

Ein gerechteres..

Nachhilfe

Die letzten Stunden vergingen wie im Flug. Ehe ich mich versah, brach auch schon die letzte Stunde an und war genauso schnell vorüber. Mir schien es wirklich so, als hätte jemand die Uhr vor gedreht. Worauf ich wirklich hätte verzichten können. Ich würde zwar überall hingehen, aber wenn es einen Ort gab, wo ich nicht hin wollte, dann war das zu Hause. Nein, ich hasste es dort. Wollte nur noch weg von da. Doch wohin? Und von welchem Geld sollte ich bitte leben?

Ich seufzte als ich meine Tasche packte und mich aus dem Klassenzimmer begab.

Nach Hause...wo mich in der Regel nichts anderes erwartete als Schläge und Nötigung. Immer und immer wieder. Tag ein, Tag aus. Und es würde sich sicherlich nicht ändern. Zumindest nicht in diesem Leben.
 

Sollte ich es wagen?
 

Nachdem ich das Schulgebäude verlassen hatte, machte ich mich in aller Ruhe auf den Weg. Wollte mir so viel Zeit lassen wie möglich, auch wenn ich wusste, was dann passieren würde. Aber ich wollte halt noch gerne etwas mehr von meiner neuen Umgebung sehen. Sie besser kennen lernen. Das dürfte jemanden doch gegönnt sein, oder etwa nicht?

Ich sah mich um und versuchte mir jedes kleine Detail einzuprägen, was mir auf anhieb ins Auge stieß. Zumindest, wenn es etwas schönes war, was mich später vielleicht auch mal an schöne Zeiten erinnern könnte.

So übel war sie ja eigentlich nicht. Naja, wenn man von den Häusern absah, welche schon kurz vor dem Zusammenbruch waren. Aber wie sollte es auch anders sein. Sobald die Leute die Häuser verlassen, so sterben diese, sollten nicht bald neue wieder einziehen. Nur wer würde freiwillig hier her ziehen in das Armenviertel, wenn man etwas mehr Geld zur Verfügung hat? Genau, niemand. Und so würde es auch immer bleiben. Alles würde beim alten bleiben. Niemals würde sich etwas ändern.

Tja, kurz vor dem Zerfall stehende Häuser, wie schön, dass auch ich in solch einem wohne. Ich könnte mir nichts besseres vorstellen...
 

Meine Füße trugen mich immer weiter und ich achtete auch nicht wirklich darauf, wohin sie mich denn trugen. Und ehe ich mich versah, war ich bei dem Park angekommen.

Er war wirklich wunderschön. Sehr viel schöner, als all die anderen, die ich bisher in meinem elendigen Leben gesehen hatte. Es war so unglaublich grün und gepflegt. Riesige Bäume zierten den Weg, einer schöner als der andere. Der Rasen war kurz gehalten, hier und dort gab es kleinere Spielplätze und ab und zu war auch mal mit ganz viel Liebe ein Blumenbeet angelegt worden. Ja, hier ließ es sich aushalten. In meinen Augen war es das Paradies auf Erden. Zumindest war es mein Paradies.

Doch gab es auch etwas, was ich nicht verstand. So schön der Park auch ist warum wurde dieser so sehr gepflegt und die meisten Häuser sich selbst überlassen? Konnte man nicht auch noch etwas Geld in die Häuser investieren? Damit es den Menschen, welche dort leben, es etwas besser gehen würde? War das wirklich zu viel verlangt?

Ich fand keine Antworten, egal wie lange ich auch noch darüber nach dachte.
 

Nach einer Weile merkte ich auch, dass die Zeit gegen mich gerichtet war. Mittlerweile war ich schon gut zwei Stunden zu spät. Und das würde wieder gewaltigen Ärger geben.

Ich rappelte mich auf und rannte so schnell ich konnte nach Hause. Entfernte mich immer mehr von meinem kleinen Paradies, obwohl ich am liebsten nicht gegangen wäre.

Nach weiteren Minuten kam ich völligst außer Atem an und schloss so leise wie möglich die Tür auf. Doch war es dennoch zu laut. Viel zu laut. Warum mussten die Türen auch alle knarren? Konnten nicht einmal die hinter einem stehen? Ehe ich mich versah, stand auch schon mein Vater vor mir und sein Blick verriet mir mehr, als er mir jemals hätte in Worten sagen könnte.

Sauer war schon gar kein Ausdruck mehr. Er war rasend. Rasend vor Wut. Und ich wieder, wie immer, alles abbekommen.
 

ICh stellte meine Tasche auf die Treppe und versuchte so ruhig wie nur irgendwie möglich zu bleiben. Doch in meinem Innern pochte mein Herz so wild, dass ich dachte, dass es mir jede Sekunde aus der Brust springen würde. Langsam ging er auf mich zu, ehe er mich dann auch schon gegen die Wand drückte. Ich verabscheute seinen Blich. Ich wusste nämlich ganz genau, was auf mich zu kommen würde.

"Warum hast du so lange gebraucht um hierher zu kommen? Die Schule ist mittlerweile schon seit zwei Stunden zu Ende!"?

Langsam, ganz langsam fing mein Körper an zu beben und mit zittriger Stimme erzählte ich ihm nur, dass ich noch im Park gewesen sei, um mich dort etwas umzusehen. Es war ja nicht gelogen, aber dennoch wusste ich, dass er es mir niemals glauben würde.

"Ach, ist dem so? Und? Wie vielen Leuten hast du erzählt, was hier abgeht?", schrie er mich an.

"Ich habe es niemanden erzählt", murmelte ich nur leise und versuchte gleichzeitig so überzeugend wie möglich zu sein, was jedoch hoffnungslos war. Dazu war meine Stimme viel zu zittrig.

Ich hoffte tief im Innern, dass er mir glauben würde, nur dieses einzige mal..

Doch ehe ich mich versah, spürte ich auch schon einen stechenden Schmerz in meinem Gesicht. Kurz danach fing meine Wange an zu pochern und mein ganzer Körper zitterte nur noch mehr. Ja ich stand da, als wären in diesem Raum minus 20°C. Doch ich war bestimmt nicht wegen der Kälte so am zittern. Ich zitterte jeglich aus Angst und den bevorstehenden Schmerzen.

Unsanft wurde ich am Handgelenk gepackt und die Treppen hinauf in sein Zimmer gezogen. Und ich wusste nur eins, dass ich es nicht wollte, dass ich es hasste. Und ich wusste, dass ich lieber sterben würde, als das noch länger über mich ergehen lassen zu können.

Doch wen interessiert das schon?

....
 

Die ganze Nacht über brahcte ich kein Auge zu. Trotz das ich versuchte, mich wie immer, in den Schlaf zu weinen, in der Hoffnung, blieben sie offen. Und somit starb auch die Hoffnung, es wenigstens im Schlaf vergessen zu können.

Mein Körper schmerzte weiterhin. Jeder Muskel war angespannt und mein Unterleib schrie förmlich vor Schmerzen. Ich konnte es eifnach nicht wahr haben. Jedes mal, obwohl er es schon seit Jahren macht, frage ich mich aufs Neue:

Warum?

Warum tat er dieses seiner eigenen Tochter an?

Würde ich jemals meine Ruhe haben?

Jemals davon befreit sein?

Ich biss mir auf meine Unterlippe, welche mittlerweile auch schon anfing zu bluten.

Ich hielt diesen körperlichen und seelischen Schmerz einfach nicht länger aus. Doch wollte ich es auch nicht einfach so beenden, oder? Sollte ich wirklich den aller letzten Funken Hoffnung in mir aufgeben? Alles hin schmeißen? Und davon gehen?

Wahrscheinlich würde es besser sein für mich, aber ich habe einfach Angst. Angst vor dem, was dann kommen würde.

Ich redete mir wirklich jeden Tag ein, dass es irgendwann, wann auch immer das sein würde, alles einmal besser werden würde. Irgendwann würde ich davon erlöst werden. Von den Qualen, von der tagtäglichen Tortur.
 

Langsam richtete ich mich wieder auf und zog die Decke höher. Versuchte mich dort etwas einzukuscheln. Mir selbst Zuneigung geben, sowie Zärtlichkeiten, selbst, wenn ich nicht einmal wusste, was das war. Mein Blick war stur aus dem Fenster gerichtet. Doch sah ich wirklich hinaus? Nein, ich träumte vor mir hin.

Seufzend stand ich auf und öffnete die Schublade, um meinen 'besten Freund' heraus zu holen. Ja, er war immer da, wenn ich ihn brauchte und für eine gewisse Zeit befreite er mich sogar von meinen seelischen Schmerzen. Auch wenn es nicht von all so langer Dauer war, reichte es mir aus. Hauptsache ein paar Minuten 'glücklich' sein, sich besser fühlen. Langsam setzte ich das silber glänzende Metall an meinem Arm an...
 

Nach Stunden hatte ich es dann auch endlich geschafft. Vor lauter Erschöpfung hat mich der Schlaf dann endlich geholt gehabt. Selbst, wenn dieser nicht gerade tief und angenehm war, so konnte ich mich dennoch ein klein wenig von allem erholen.

Um kurz vor sieben wurde ich dann wieder aus meinem Schlaf gerissen. Mein Wecker. Am liebsten hätte ich ihn diesen Morgen gegen die Wand geschmissen, mich noch einmal umgedreht und weiter geschlafen. Doch wollte ich hier, wie jeden Tag, so schnell wie möglich weg.

Ich setzte mich auf und zog ,ir neue Sachen an. Erneut war mein ganzer Körper von blauen Flecken übersäht. Manche waren nur klein und vermitlich auch nur auf Grund meiner Tollpatschigkeit entstanden, aber die größeren waren von ihm. Von meinem Vater.

Ich schluchzte leise auf und begab mich ins Badezimmer, um mich zu waschen.

Immer, wenn ich das Wasser abgestellt hatte, verhielt ich mich so leise wie möglich. Ich war nicht einmal laut am atmen. Wollte einfach nur leise sein und lauschen, ob ich meinen Vater höre. Doch allem anschein nach war er noch tief und fest am schlafen.

Ein Glück nur, dachte ich und eilte die Treppe hinab in die Küche.

Ich nahm mir nur ein Glas Wasser und trank einen Schluck. Nach etwas zu Essen brauchte ich eh nicht gucken, davon gab es hier eh so gut wie nie etwas. Das Hauptnahrungsmittel von meinem Vater war der Alkohol. Nur hin und wieder ging er mal einkaufen, oder gab mir ein klein wenig Geld, um etwas zu holen.
 

Als ich in der Schule ankam, ging alles wieder von vorne los.

So schnell ich nur konnte, ging ich pber den Hof, um nicht von allen angestarrt zu werden. Und um nicht zu hören, was sie dieses mal über mich sagen würden.

Ich wollte es nicht hören, einfach nicht wissen.

Irgendwie war es mir ja eigentlich egal, was andere über mich sagte, aber dennoch tat es jedes mal aufs Neue weh.

Mein Weg führte mich über den Flur und auch dort bermerkte ich, wie sie mich abweisend und eiskalt ansahen.

Aber was sollte so etwas auch erwarten? So etwas wie mich...

Etwas, was man nur bemitleiden konnte...
 

In der Klasse setzte ich mich auf den Platz und warf kurz einen BLick auf den von Sasuke. Es wunderte mich, das er hier schon saß. Denn so wie ich es gestern verstand, hieß es ja, dass er eigentlich so gut wie jeden Tag mindestens eine Stunde zu spät kam. Hatte er vielleicht auf einmal einen Sinneswandel?

Oder war er drauf und dran von der Schule zu fliegen?

Ich starrte ihn noch eine ganze Zeit lang an, ehe ich bemerkte, dass auch er zu mir hinüber blickte, nur mit weit aus weniger Interesse als ich.

Also wandte ich meinen Blick wieder zu dem Fenster und begann zu träumen.

Nach ein paar Minuten begann auch schon der Unterricht.

Deutsch.

Ich seufzte leise. Irgendwie hatte ich wirklich auf nichts Lust. Und so verloren meine gedanken sich und bekam so gut wie nichts mehr mit. Hin und wieder stellte der Lehrer ein paar Fragen, welche er immer und immer wieder erneute wiederholen musste, jedoch war er auch erstaunt, dass ich sie jedes mal richtig beantworten konnte. Ich hatte halt nicht zugehört, aber das hieß ja nicht gleich, dass man keine Ahnung hat.

Ich konnte zwar wirklich nicht viel, aber Deutsch und noch ein paar Fächer lagen mir einfach. Auch Matze, was mich ziemlich wunderte. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich einen guten Abschluss haben sollte, um anschließend einen guten Beruf erlernen zu können. Einen guten Beruf, um endlich aus diesem elendigen Leben entfliehen zu können.

Vielleicht könnte ich dann ja so allen zeigen, dass ich doch nicht so nutzlos bin. Das auch ich etwas bieten kann.

Bei diesem Gedanken huschte mir ein leichtes Lächeln auf mein sonst so trauriges und verletztes Gesicht. Das war mein Traum. Ein Traum für den ich alles in Kauf nehmen würde, nur, damit alles besser wird. Nur, damit ich mich immer noch an meinen letzten Funken Hoffnung klammern konnte...
 

Der Unterricht ging ziemlich schnell um und der Lehrer lies zumindest alle, außer Sasuke und mich, eher aus der Klasse.

Allem Anschein nach wollte er uns noch etwas fragen oder sagen. Sasuke war zwar erneut nicht all so begesiter davon, jedoch blieb ihm eh nichts anderes übrig.

"So. Ich habe beschlossen, dass Sakura dir Nachhilfe in Deutsch und Matze geben wird. Da deine Noten ja auch ziemlich zu wünschen lassen. Und wenn du nicht von der Schule fliegen willst, oder deinen Abschluss noch schaffen möchtest, dann würde ich dir raten, so einiges zu ändern!"

Sasuke sah ihn erst nur kurz verwirrt an, doch dann schien er langsam zu begreifen. Im Gegensatz zu mir,, ich verstand nicht so recht.

"Was soll das jetzt heißen? Und was hat sie damit zu tun? Das meine Noten schlecht sind und das ich meinen Abschluss damit nicht schaffe, dass ist mir wohl bewusst,..."

Ich starrte ihn kurz an. Sein Tonfall war so merkwürdig. Er schien, im Vergleich zu gestern, sogar ziemlich ruhig zu sein.

"Das heißt, dass Sakura dir schlicht und einfach Nachhilfe geben wird. Ihre Noten sind die besten aus dieser Klasse. Und ich denke auch, dass dir das ziemlich viel helfen könnte. Wie ihr zwei das anstellt und wo, dass ist mir ziemlich egal. Und wage es nicht abzulehnen! Dann werde ich dafür Sorge tragen, dass du schleunigst von hier fliegst."

Das waren seine letzten Worte, ehe er aus der Klasse verschwand.

Ich sah ihm nur wortlos nach. Meine Kehle schien zugeschnürt zu sein. Ich wusste nich warum, aber irgendetwas machte mir einfach nur Angst.

"Na toll,...es kann ja wirklich nur noch besser werden", zischte es auf einmal neben mir.

Ich wand mich leicht zu ihm und suchte noch nach ein paar passenden Wörtern.

"So schlimm, wird es bestimmt nicht werden...", begann ich und zwang mich dazu, ein klein wenig zu lächeln, "Ich meine, wer weiß, vielleicht wird es ja auch lustig..." Ich versuchte erneut etwas überzeugender zu klingen, doch ob es mir gelang, das war eine ganz andere Frage.

"Lustig? Was soll daran bitte lustig werden, hm? Schulte interessiert mich einen Scheiß, ich habe genug andere Sachen zu tun, als mich mit so etwas rumzuärgern!", sein Tonfall änderte sich von ein zu der anderen Sekundte. Er wurde wieder eisern und abweisen.

Hatte ich auch wirklich etwas anderes erwartet?

Wir gingen langsam aus der Klasse und machten uns auf den Weg in die Pause.

Ich schwieg noch eine ganze Weile. Wenn ich ehrlich war, traute ich mich auch nicht wirklich etwas zu sagen. Meine Angst war wieder da, dabei hatte mir Sasuke ja noch nichts getan, oder doch? Hatte ich es nur nicht mitbekommen?

Ich hörte ihn nur hin und wieder seufzen und blickte jedes mal zu ihm auf.

"Na gut, vielleicht wäre es ja wirklich besser, wenn ich Nachhilfe bekommen würde, aber warum ausgerechnet von dir? Das verstehe ich nicht..", sagte er langsam, aber dennoch mit einer nicht überhörbaren Abneigung mir gegenüber, "Ich meine, dass ich auf der Kippe stehe, das brauchen mir die Lehrer nun wirklich nicht sagen..." Er schüttelte mit dem KOpf und ging gelassen weiter, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

"Nun ja, ich weiß es nicht..aber vielleicht meinen sie ja wirklich, dass ich dir helfen kann. Auch wenn ich das irgendwie sehr stark bezweifel."

Und wie sehr ich daran nicht glaubte. Mir schien, als wäre der Schwarzhaarige ein riesiger Sturrkopf. Vielleicht musste er ja mal auf den Hinterkopf fallen, um wach zu werden?!

Er schwieg erneut.

Warum sollte er auch weiterhin mit mir reden?

ICh seufzte leise und zwang mich einfach wieder etwas zu sagen: "Also, mir ist es egal, auch wenn ich froh wäre auch mal etwas anderes zu sehen..."

Hatte ich das gerade wirklich gesagt?

"Also, ich meine...", setzte ich kurz danach wieder an, "Ich würde dir schon gerne helfen.."

Er lachte.

Hatte ich irgendeinen versteckten Witz erzählt? Der so versteckt war, dass ich es nicht einmal wusste, dass es einer war?

Was war daran bitte nun so lustig?

"Tzz... Und soll ich dir mal sagen, warum du mir helfen willst?"

Ich sah ihn leicht verwirrt an: "Also, ich weiß es nicht, aber ich gehe davon aus, dass du es mir gleich eh erzählen wirst, selbst, wenn ich es nicht hören möchte.

"Weil du genauso bist, wie alle anderen Weiber auch!", sein Ton wurde sogar noch abfälliger, als der kurze Zeit zuvor.

"Ich weiß nicht, was du meinst. Wirklich nicht.."

"Natürlich nicht,...", er schwieg, "Erzähl das wem anders. Du bist genau wie all die anderen. NUr hinter Geld her. Suchst eine Möglichkeit um an mich heranzukommen um ein besseres Leben führen zu können!"

Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte ich das gerade wirklich richtig verstanden? Meinte er wirklich, dass ich um Almosen betteln würde? Klar wäre ich froh, wenn ich mehr Geld haben würde, bzw. wenn ich überhaupt welches haben würde, aber deswegen würde ich sicherlich niemals jemanden ausnutzen. Das würde für mich niemals in Frage kommen!

"Bitte was?", meinte ich dann etwas lauter. Ich wusste nicht, woher ich das auf einmal nahm. Aber ein leichter Zorn lag in meiner Stimme. "Ich will dir helfen, nur damit ich an dein Geld komme? Glaubst du wirklich, dass ich deine Almosen brauche? Ich gebe zu, ich lebe nicht unbedingt in den aller besten Verhältnissen, aber dennoch brauche ich mich bei niemanden einschleimen, in der Hoffnung, dass ich von demjenigen anschließend Geld bekomme. Das werde ich mir schön aus eigener Kraft erarbeiten!"

Ich wollte es nicht glauben. Ohne es vorher gemerkt zu haben, hatte ich meine Fraust geballt. Das war doch wirklich die Höhe. Ich war es ja gewohnt Sachen an den Kopf geworfen zu bekommen, aber das übertraf so einiges. Ich und eine Bettlerin. So weit würde es noch kommen. Wenn ich auch nicht mehr all so viel Würde hatte, dass bisschen blieb mir dann aber dennoch erhalten. Und das würde es sicherlich auch immer bleiben.

"Nicht? Na das werden wir ja dann noch sehen!", entgegnete er mir. Doch in seiner Stimme nahm ich dennoch etwas Verblüffung wahr. Er hätte es wohl auch niemals erwartet, dass jemand wie ich, so etwas aus dem Mund bringen würde. Nun gut, wenn ich ehrlich zu mir war, dann hätte ich das auch niemals von mir selbst erwartet.

Wieder lag ein Schweigen um uns, als wir unten auf dem Schulfhof ankamen. Ich wollte gerade wieder etwas sagen, doch da ergriff er schon das Wort, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte: "Also, wo wollen wir uns treffen? Und wann?"

Ich sah zu ihm auf und überlegte kurz: "Wann ist mir egal, ich habe eh nie etwas zu tun. Und wo? Nun ja.. von mir aus hier in der Schule, ...oder..bei dir?"

Ich war wieder ruhig und fiel in mein altes Schema. Meine Stimme war wieder leicht am zittern, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ich es nicht unbedingt wollte, dass er mit zu mir kam. Allein schon mein Vater, der würde dann ausrasten und mich anschließend, wenn Sasuke wieder zu Hause wäre tot prügeln.

"Und warum nicht bei dir?"

Warum musste das nun kommen?

"Das...wäre keine so gute Idee", sagte ich so schnell wie möglich, "Mein Vater mag es nicht sonderlich, wenn ich andere mit nach Hause bringe.."

Erneut wurde meine Stimme zum Schluss immer leiser, so leise, dass man kaum noch etwas verstehen konnte.

"Hmm, ...naja, hier will ich auch nicht unbedingt länger als nötig bleiben, also werden wir uns dann wohl bei mir treffen müssen. Mir passt es am besten Dienstags und Donnerstags!"

Ich nickte nur und es schien, als wäre er dann auch relativ zufrieden.

"Und...wann?", fragte ich ihn dann leise.

"Mir egal, aber am besten wäre es eigentlich so gegen fünf Uhr!"

Erneut nickte ich.

Anschließend fragte ich nur noch, wo er denn wohnen würde. Er beschrieb mir alles in Ruhe, worüber ich wirklich erstaunt war, und meinte zum Schluss nur noch, dass ich es nicht verfehlen dürfte. Erst fragte ich mich warum, aber dann fiel mir wieder ein, dass er vorhin irgendwann einmal meinte, dass alle Mädchen nur hinter seinem Geld her wären.
 

Dann ging er, ohne noch ein weiteres Wort mit mir zu wechseln, davon.

Noch immer war ich leicht erstaunt, dass seine Abneigung etwas gesunken war. Vielleicht hatte er es mir ja wirklich geglaubt, dass ich wirklich nicht hinter seinem Geld her war... Doch ob dem wirklich so war, das konnte ich nicht sagen. Noch nicht.

Ein paar Minuten später schellte es und ich begab mich wieder ins Klassenzimmer.

Nun ging er mir etwas besser. Immerhin würde ich heute mal etwas anderes sehen, als immer nur meine eigenen vier Wände. Auch wenn ich noch nicht wirklich wusste, wie ich es meinem Vater sagen sollte. So oder so würde es wieder Ärger geben, aber heute war mir das wirklich egal. Ich wollte nur noch raus. Und wenn es nur ein Tag sein würde, so würde ich den genießen. So gut es ginge...
 

Nach ein paar weiteren Stunden schellte es. Es war wieder Schulschluss und ich war sogar schon richtig aufgeregt. Nach der Stunde wartete ich noch kurz vor dem Klassenzimmer auf ihn.

"Ich..bin dann so um fünf bei dir", murmelte ich in mich hinein. Warum war mein Selbstbewusstsein nun wieder von Dannen gezogen?

"Ja..um fünf.. Bis später dann..", sagte er nur noch und hatte sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Ich stand total verdutzt da. Ich war baff, einfach nur sprachlos. Galt das Lächeln nun mir? Ich konnte es nicht so wirklich deuten. War das jetzt nett gemeint? Oder lachte er sich innerlich über mich aus?
 

Es war mir egal, ich freute mich einfach, dass mir jemand ein leichtes Lächeln schenkte, auch wenn ich es, wie gesagt, nicht wirklich deuten konnte.

Ich machte mich auf den Weg nach Hause und überlegte eine ganze Zeit lang, was ich nun meinem Vater sagen sollte. Und ehe ich mir wirklich etwas überlegen konnte, stand ich auch schon vor meiner Haustür.

Ich musste schlucken und kramte meinen Schlüssel aus der Tasche um die Tür aufzuschließen.

Es war still und meiner Meinung nach sogar viel zu still im Innern.

Ich eilte in die Küche und sah mich um, lauschte erneut. Weiterhin kein Ton. Kein Ton von ihm.

Ich ging ins Wohnzimmer und dort lag ein Zettel auf dem Tisch. Er war eindeutig von meinem Vater.
 

Ich bin eine Weile nicht zu Hause.

Ich hoffe nur für dich, dass du in der Zeit auf keine dummen Gedanken kommst! Und wage es nicht, jemanden auch nur irgendetwas zu sagen! Wenn du es doch tust, so wirst du das 8. Weltwunder am eigenen Körper erleben.

Wann ich wieder komme, dass weiß ich noch nicht, aber es kann ein paar Tage dauern...
 

Mein Grinsen wurde immer breiter. Ich konnte es nicht fassen. Nach so langer Zeit war er endlich mal nicht zu Hause. Ich war wirklich erstaunt. Endlich hatte ich mal ein paar Tage ruhe. Ein paar Tage, in denen ich mich erholen konnte und vielleicht auch einmal etwas fröhlicher werden konnte. Und ich hatte noch genug Zeit mir etwas zu überlegen, wie ich meinem Vater sagen sollte, dass ich nun einem Jungen Nachhilfe geben sollte.
 

Ich eilte hoch ins Bad und duschte erst einmal ausgiebig. Es tat so gut und endlich konnte ich mir mal die Zeit nehmen, um den ganzen Dreck von meiner Haut zu waschen, welchen mein Vater immer auf mir hinterlies. Und so schnell würde es nun auch erst einmal nicht mehr wieder kommen. Ich stand eine gefühlte Stunde unter der Dusche, ehe ich mich abtrocknete und in mein Zimmer ging. Dort zog ich mich an und erledigte dann erst einmal die Hausaufgaben.

Und ehe ich mich versah, war es auch schon halb fünf. Schnell eilte ich die Treppe herunter und aus dem Haus.

Ich hoffte nur, dass ich sein Haus auch wirklich finden würde.

Nach einer Weile kam ich in ein etwas gehobene Viertel der Stadt. Von Meter zu Meter wurden die Häuser größer, sauberer und sehr viel schöner. Alles war gepflegt und bestimmt bis in das letzte Detail durchdacht. Mir schien, als wäre ich erneut in einer anderen Welt gelandet. Ich ging noch ein paar Minuten weiter und dann sah ich sein Haus. Und ich begriff, warum er meinte, dass ich es nicht verfehlen konnte. Es war einfach nur prachtvoll. Wundervoll. Gigantisch. Ich bin mir nicht sicher, doch man konnte das Haus bestimmt schon als Villa bezeichnen.

Der Garten war riesig und auch hier wurde auf jedes ach so kleinste Detail Wert gelegt. Die Büsche waren alle auf einer Höhe getrimmt und auch der Rasen war ziemlich kurz gehalten. Vor der Villa waren ein paar Blumenbeete angelegt, in welchen sich wunderschöne rote Rosen befanden. Und die Villa an sich war Schneeweiß und hatte ziemlich viele Fenster. Mir war klar, sie mussten mehrere Angestellte haben, um dieses ganze Anwesen in einem solchen ZUstand halten zu können.

Umgeben wurde das ganze Anwesen von einem silbernen Metallzaun. Die Einfahrt war von einem großen Tor abgeschottet, welches wundervoll verziert war. Und auch das Zeichen in der Mitte des Tores kam mir bekannt vor, doch konnte ich es in diesem Moment nicht so recht zuordnen.

Ich stand eine ganze Weile davor und fragte mich immer wieder, ob ich hier wirklich richig war.

Mein Körper fing leicht an zu beben vor lauter Aufregung. Wenn es doch schon hier draußen so wunderschön aussah, wie würde es dann erst im Innern sein? Und wie würde mich Sasuke gleich behandeln? Nicht, dass ich mir auch nur irgendwelche Hoffnungen machte, dass er ein Freund werden könnte, nein, das war es nicht, ich hoffte jeglich, dass er mir für ein paar Stunden etwas ablenken könnte.

Langsam hob ich meine Hand an und wollte diese zu der Klingel bewegen, doch vor lauter zittern ging es einfach nicht. Ich zog meine Hand an meinen Körper und atmete einmal tief durch. Ich musste mich einfach beruhigen.

Und irgendwann schaffte ich es dann auch. Mein Finger drückte auf den Knopf und ein leises Surren war zu hören...

Bei Ihm

Sasukes Sicht:

Als ich nach der Schule nach Hause kam war, wie jeden Tag, niemand zu Hause. Meine Eltern waren mal wieder unterwegs.

Wo genau?

Tja, das wusste ich auch nicht. Meistens waren sie auf Geschäftsreisen oder machten irgendwo Urlaub. Es kam sehr selten vor, dass ich mal mitgekommen bin. Zumindest, seit ein paar Jahren, fahre ich gar nicht mehr mit, da mir dieses "Ein-auf-nette-Familie-machen" gewaltig gegen den Strich geht.

Früher, als ich noch klein war und nicht für alles verantwortlich gemacht wurde, hatte es mich immer gefreut. Immerhin konnte ich dadurch vieles von der Welt sehen und war nicht immer nur an einem einzigen Ort.

Nun ja aber nun nervt es mich einfach nur noch. Und mittlerweile, so scheint mir, haben sie es auch mehr oder weniger akzeptiert. Auf jeden Fall tun sie so als ob. Und das will schon mal etwas heißen.

Ihr fragt euch sicherlich, wie oft ich denn dann meine Eltern sehe, wenn sie doch immer unterwegs sind. Das ist auch eine gute Frage. Sollten sie denn dann mal zu Hause sein, was vielleicht alle paar Monate für ein oder zwei Tage vor kommt, und ich dann auch zu Hause sein sollte, dann sehe sich sie vielleicht, wenn es hoch kommt, ein oder zwei Stunden. Und während der kurzen Zeit sitze ich meist in meinem Zimmer.

Warum sollte ich auch etwas mit ihnen zu tun haben wollen?

Sie sind zwar meine Eltern, aber dennoch, was spielt das schon für eine Rolle? Würde ich sie in dieser kurzen Zeit sehen, dann würde es höchstwahrscheinlich auch nur in Stress und Ärger ausarten. Entweder würden sie sich wieder über meine schulischen Leistungen aufregen und mir mit leeren Worten drohen, oder aber sie würden mir die alleinige Schuld dafür geben, dass ihre Ehe nicht mehr die aller beste ist. Warum das so ist? Naja wenn man die ganze Zeit nur unterwegs ist und einen Termin nach dem anderen hat, dann bleibt vieles auf der Strecke liegen. So einfach ist das.

Aber wo ist das bitte meine Schuld? Sollen sie doch einfach weniger arbeiten. Vielleicht würde es ihnen ja auch mal gut tun! Wir haben ja eh mehr als genug Geld.

Aber wahrscheinlich lag das alles nur daran, dass sie nicht glücklich sein konnten, wenn sie keinen haben, den sie für alles und jedes verantwortlich machen können. Und dieser Jemand, das war ich. Das ganze ging los, als ich in die Pupertät kam. Als meine Eltern langsam realisierten, dass ich nicht mehr ihr kleiner Junge war und so langsam aber sicher meinen eigenen Weg gehen wollte. Als sie merkten, dass es mir egal war, was sie sagten und was nicht. Sie spielten von jetzt auf gleich einfach keine Rolle mehr für mich. Ich wollte sie nicht mehr haben. Brauchte sie nicht mehr.

Jeden Tag, egal wie spät es war, egal ob Feiertag oder nicht, machten sie mich immer für alles verantwortlich. Doch nach einiger Zeit störte es mich nicht mehr. Warum auch? Wenn die eigenen Eltern die ganze Zeit über immer versuchen einen fertig zu machen, dann wird man dadurch langsam aber sicher auch abgehärtet. Und es interessierte mich einfach nicht mehr. Und wenn ich ehrlich war, dann machte ich mich darüber sogar einfach nur noch lustig. Das ganze Theater was sie veranstalteten, war einfach nur noch lächerlich. Nichts anderes.

Allein schon, wie sie es immer versucht hatten mich mit irgendetwas zu bestrafen, obwohl sie wussten, dass ich es mir so oder so holen könnte, wenn ich denn wollte.

Aber der schönste Anblick war immer noch, wenn die beiden so wütend wurden, dass ihr Köpfe bald genauso rot wurden wie eine Tomate.

Hin und wieder kam es auch vor, dass es bei solchen Streitereien auch mal etwas handgreiflich wurde. Entweder meine Mutter oder mein Vater hoben die Hand gegen mich und verpassten mir hin und wieder mal eine Ohrfeige. Und gleich im nächsten Augenblick tat es ihnen total leid. Es tat ihnen leid, dass sie so ausgerastet sind und ihr eigenes Kind geschlagen hatten.

Doch hatte es mich gestört? -Nein.

Aber was interessiert mich das schon?

Ich lebte und lebe mein eigenes Leben, nach meinen eigenen Regeln. Und nichts und niemand würde mich davon abhalten können!

Ja, ich tat immer was, was mir lieb war. Fragte niemanden um Erlaubnis. Was solte denn auch schon großartig passieren?

Ich war alt genug um auf mich selbst aufzupassen. Und nicht umsonst lerne ich schon seit etwa sechs Jahren Kickboxen.

Sollte es einer versuchen mir zu Nahe zu kommen, dann wusste ich schon, wie ich mich zur Wehr setzten musste. Auch wenn ich hin und wieder nicht gerade dabei verschont wurde, so machte es mir jedes mal aufs neue Spaß...
 

Ich ging ind ie Küche, um mir etwas zu trinken zu holen und setzte mich anschließend erst einmal gemütlich ins Wohnzimmer, um meine Beine hochzulegen.

Wie immer war es hier wieder überaus ordentlich. Ja, es hatte schon wirklich Vorteile nicht selbst putzen zu müssen. Und es machte wirklich Spaß der Angestellten dabei zu zusehen.

Es war jedes mal ein wundervoller Anblick. Ayumi war schon etwas besonderes. Ein aufgewecktes, kleines, liebes und verhuchtes Mädchen. Und dieses Outfit erst. Wie scharf sie darin immer aussieht.

Schwarz und weiß steht ihr wirklich mehr als nur gut. Und dazu dieser verdammt kurze Rock und die Bluse, welche immer ziemlich weit aufgeknöpft ist. Und ihre dunkelroten langen Haare, welche ihr bis zu den Hüften gehen. Und man musste ihr noch eins lassen

Die kleine konnte nicht nur verdammt gut putzen...
 

Langsam aber sicher verlor ich mich in meinen Gedanken. Dachte darüber nach, was ich als nächstes mit ihr machen sollte und was nicht. Ich konnte einfach nicht anders. Allein wenn sie mich schon immer ansieht, könnte ich glatt über sie her fallen.

Ich trank einen Schluck vom Wasser. Ja, es war ein Weltwunder, dass ich mal Wasser zu mir nahm und nicht irgendwelchen Alkohol wie sonst immer. Warum ich nun auf Wasser gekommen bin, das wusste ich selbst nicht so genau. Vielleicht hatte ich zu dem Zeitpunkt auch einfach nichts besseres gefunden gehabt.

Ich seufzte leise als mir langsam wieder bewusst wurde, dass Sakura ja auch bald hier aufschlagen würde. Und wenn ich ehrlich war, dann hatte ich wirklich absolut keine Lust darauf und es graute mir auch schon davor, sie hier in meinem Haus zu haben.

Ich weiß selbst, dass ich fast zu allem und jedem nicht gerade außergewöhnlich nett war, doch alles was unter meinem Standard lag, konnte einfach nur bleiben wo der Pfeffer wächst.

Ich streckte mich erst einmal ausgiebig und kramte in meiner Hostentasche rum.

Wo war es bitte hingekommen?

Ich stand auf und ging in den Flur, wenn man das denn als Flur bezeichnen könnte und suchte weiter in meiner Schultasche.

Nach kurzer Zeit wurde ich fündig, atmete erleichtert aus und ging wieder zurück ins Wohnzimmer.

Ich breitete das kleine Papier auf dem Tisch aus und fing an den kleinen grünen Klumpen etwas zu zerbröseln. Anschließend drehte ich mir eine Zigarette und lehnte mich, nachdem ich sie angezündet hatte, entspannt zurück und schloss ein wenig die Augen.

So lies es sich eifnach nur verdammt gut leben.

Nach einiger Zeit merkte ich auch schon, wie sich die Wirkung langsam in meinem Körper breit machte. Ein leicht berauschendes Gefühl, welches mir einfach nur so vertraut war und mich immer wieder aufs neue glücklich machte.
 

Die Zeit verging doch schneller als ich vorerst dachte und ehe ich mich auch versah, war es auch schon fast so weit, dass sie hier gleich aufschlagen würde. In aller Seelenruhe setzte ich mich in Bewegung und schlenderte hoch in eins von den paar Badezimmern, um noch in Ruhe duschen zu können. Und auch dort verlor ich schon nach kürzester Zeit das Zeitgefühl. Nur nebenbei merkte ich, dass es mittlerweile schon ein paar Mal geschellt hatte und ich sah zu, unter der Dusche wegzukommen, auch wenn ich dort noch eine Weile hätte stehen können. Ich wickelte mir nur schnell das Handtuch um und eilte hinab um die Tür zu öffnen.
 

Sakuras Sicht:

Ich seufzte leise auf. Wollte er mich hier auf den Arm nehmen? Ich wusste es nicht, doch so viel stand einfach fest und zwar, dass ich so langsam aber sicher etwas ungeduldig wurde, weswegen ich noch ein paar mal schellte.

Sollte ich wirklich recht haben, dass er nur ein kleines Spiel spielen wollte?

Seufzend lehnte ich mich leicht an das Tor und da merkte ich auch schon, wie es langsam mit einem Klick aufschwang und ich musste darauf Acht geben, dass ich nicht auf die Nase flog.

Ich schritt hindurch und als ich gerade etwas auf das Haus, oder sollte ich sagen auf die Villa, zu ging, schwang das Tor auch schon wieder zu. So, als wäre dort jemand, der nur dafür zuständig war. Jemand, der von irgendwo ein Knopf drückte.

Ich musste zugeben, von hier sah das alles noch sehr viel besser aus und ich ging langsam weiter. Sah mich immer wieder aufs Neue um. Ich wusste, dass sich mein Herz, mein tiefstes Innere, genau so etwas wünschte.

Ein Leben ohne Sorgen.

Oder war das vielleicht auch nur eine Fassade? Eine Fassade und nichts weiter?

Ich schüttelte den Kopf. Solche Leute durften doch eigentlich keine Probleme haben, oder etwa doch? Sie konnten sich doch alles leisten und nichts spielte noch eine Rolle...

Oder irrte ich mich dabei etwa?

Ich kam dem Haus immer näher und es schien, als würde es vor mir nur immer größer werden, als es eh schon war.

Ich schluckte leicht und rieb mir noch einmal die Augen, um auch wirklich sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Das ich nicht in einer anderen Welt gelandet bin. Es war einfach viel zu ungewohnt, so etwas prachtvolles vor mir zu haben. Nein, es war nicht ungewohnt, es war komplett neu. Denn so nah, war ich noch nie den Reichen gewesen. Und irgendwie hoffte ich auch, dass das nicht das letzte mal sein würde.

Ich überlegte noch etwas, wie es wohl wäre, wenn ich auch so etwas haben würde. Viel Geld, so ein tolles Haus...

Würde ich dann auch mehr Anerkennung bekommen? Oder waren alle nur so abgeneigt von mir, weil ich komisch aussah? Doch wer konnte so etwas bitte beurteilen, dass man komisch aussah. Das man häßlich sei. War nicht eigentlich jeder Mensch auf seine Art und Weise schön?

Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte, so schnell es ging diese Gedanken wieder von mir werfen. Denn das letzte was ich wollte war, mir über so etwas jetzt noch Gedanken zu machen. Denn bei meinem Glück würde ich dann nur wieder depressiv werden. Und das musste nun wirklich nicht sein.

Und wenn ich ehrlich war, dann wollte ich auch nicht so sein, wie all die anderen. So wie er es meinte. Das alle nur hinter seinem Geld her waren. Nein, so war ich nicht und so würde ich auch niemanls werden! Das war mein Entschluss und diesen würde ich auch niemals aufgeben. Für nichts und wieder nichts würde ich mich bei den Leuten einschleimen oder sonst was tun, nur an ihr Geld zu kommen, um anschließend von allen akzeptiert zu werden! Wenn, dann will ich das mit eigener Kraft erreichen. Ohne von jemanden abhängig sein zu müssen.
 

Ehe ich mich versah, stand ich dann auch schon vor der Tür und sah ihn. Ich sah ihn im Handtuch. Mit freien Oberkörper. Und das Wasser tropfte noch leicht von seinen schwarzen Haaren hinab über seine Wangen. Und hin und wieder verirrte sich mal ein Tropfen und glitt über seinen wirklich mehr als nur gut durchtrainierten Körper.

Ich war mir nicht wirklich sicher, aber ich glaubte, dass ich ihn eine Weile mit offenen Mund angestarrt hatte und ich musste mich wirklich dazu zwingen ihn wieder zu schließen.

Erneut musterte ich ihn kurz und entdeckte eine lange Narbe, welche sich über seinen halben Oberkörper erstreckte. Sie hatte sich ihren Weg über der Brust hinunter gebahnt. Runter, bis zu seinem Bauchnabel. Nein...nicht nur bis dahin, sie ging noch viel weiter.

Ich musste mir eingestehen, dass es mich doch interessierte, aber ich traute mich nicht, noch weiter nach unten zu sehen. Statt dessen sah ich ihm lieber in die Augen. In Augen, welche mindestens genauso schwarz waren wie seine Haare. Wenn nicht sogar noch viel dunkler. Falls das überhaupt ging.

War seine Seele wohl auch so schwarz?

Ich versuchte, so gut ich es konnte, in seinen Augen etwas zu lesen. Um so vielleicht etwas zu sehen, um in seine Seele zu sehen, doch ich sah einfach nichts.

Wie ein verschlossenes Buch stand er vor mir.
 

"Hallo...", murmelte er auf einmal, sah mich etwas skeptisch an und ging ein paar Schritte zur Seite, um mir etwas Platz zu machen.

"Hi..", nuschelte ich nur, blickte auf den Boden und ging zögernd hinein. Meine Augen auf den Boden plaziert, um nicht in die Versuchung zu gelangen erneut auf seinen Bauch zu sehen. Ich wusste nicht warum, doch sie hatte einfach etwas. Wenn ich mir auch nicht sicher war, was es war.

"Tut mir wirklich leid, dass du so lange warten musstest. Aber wie man ja unschwer erkennen kann, war ich noch duschen. Und zudem hatte ich auch vergessen auf die Zeit zu achten.."

Ich nickte nur leicht und meinte, dass es kein Problem sei und dass ich mich freute hier zu sein.

Ich hasste es. Warum war ich nur so aufgeregt? Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Wie ein kleines Kind, was vor irgendetwas Angst hatte. Ich kam mir fast so for, als war ich der Ansicht, dass er mich fressen will, wenn ich nur einen Augenblick nicht aufpassen würde.
 

Er schloss die Tür und ging langsam von mir weg.

Wo er stand, hatte sich mittlerweile sogar schon eine kleine Pfütze gebildet.

Ich wollte ihn gerade fragen, was denn nun mit der Pfütze sei, doch da riss er mich bereits auch schon wieder aus meinen Gedanken.

"Willst du hier stehen bleiben und Wurzeln schlagen? Oder kommt du mit ins Wohnzimmer?"

Ich blickte zu ihm und setzte mich, so gut ich es zu dem Augenblick konnte, in Bewegung.

Ich musste doch wirklich träumen, oder? Ich konnte es mir nicht anders erklären, aber das hier gerade konnte wohl unmöglich die Realität sein. Das alles musste nur ein viel zu schöner Traum sein. Und gleich würde ich sicherlich wieder in der Realität aufwachen und zurück in dem Elend sein.

Diese Einrichtung, alles nur vom feinsten. Alles war in angenehm warmen Farben gehalten. Die Möbel waren schneeweiß und die Wände wurden cremefarbend gehalten. Es war so unglaublich hell hier drinnen. Sogar bald heller als draußen, so empfand ich es zumindest.

Teilweise hingen auch an den Wänden ein paar Gemälde. Doch ich musste zugeben, dass ich viele Künstler nicht kannte, geschweige denn überhaupt schon mal von ihnen gehört hatte. Aber ihre Art gefiel mir. Für manche waren die Bilder sicherlich nur irgendwelche Farbkleckse. Doch in meinen Augen war es einfach nur wunderschön.
 

Er setzte sich auf die Couch und räumte noch ein Blatt Papier, oder so etwas in der Art, vom Tisch und wischte flüchtig mit der Hand drüber. Ich dachte mir nichts dabei, da ich eh viel zu beschäftigt damit war, dieses Wohnzimmer zu begutachten. Es war einfach nur gigangtisch. Und die Garnitur war so wundervoll. Nein, nicht nur die Garnitur, einfach alles hier war wundervoll und mehr als nur gemütlich. Es war sogar fast schon so gemütlich, dass ich mich unwohl fühlte. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass ich so etwas noch nie zuvor gesehen hatte.

Ich zögerte erneut und stellte mich dann langsam neben die Couch. Ich blickte noch ein wenig umher und stellte dann fest, dass irgendwie gar kein Fernseher vorhanden war. Oder täuschte ich mich? Ich sah noch einmal genauer hin und dann fiel mir auf, dass dieser wohl in dem riesigen Schrank an der Wand sein müsste. Doch sicher war ich mir nicht.
 

"Willst du dich nicht setzten? Oder stehst du lieber?", fragte er mich und blickte leicht zu mir herüber. Erst dann fiel mir auf, dass er ja immer noch im Handtuch vor mir war.

Ich wollte wirklich nicht wissen, was er nun von mir dachte. Noch immer stand ich da und um alles musste man mich erst einmal auffordern. Erst, dass ich herein komme, und nun, damit ich mich setze.

Als ich mich neben ihn setzte, war ich immer noch darauf bedacht, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu lassen. Und ich war mir sicher dass das auch besser so war.

Nach einer Weile fragte er dann, ob ich etwas trinken wollte.

Ich hingegen war nun schon wieder so sehr von dem Raum gefangen, dass ich erst zusammenzuckte und ihn ansah, als hätte er wen anders gemeint. Doch hier war doch niemand anders, oder?

"Wasser wäre lieb..", stammelte ich dann schließlich vor mich hin.

Ich verstand mich nicht. Warum musste ich auf einmal wieder so sein, wie sonst auch immer? So schüchtern und zurückhaltend. Ich hatte es doch in der Schule geschafft gehabt, einmal richtig selbstbewusst zu sein. Warum konnte das nicht jetzt auch klappen?

Ich seufzte kaum hörbar auf und wollte wirklich nicht wissen, was er von mir dachte. Ich war mir sicher, dass er bestimmt froh ist, wenn er mich wieder los ist. Eigentlich würde es mich auch nicht wundern, wenn er mich schon eher aus dem Haus wieder rausschmeißen würde. Denn so wie ich mir hier immer einen zurecht stammel, würde das doch nie im Leben überhaupt jemand lange aushalten.

Er nickte nur, stand auf und begab sich in die Küche.

Ich lehnte mich etwas zurück und atmete tief ein und wieder aus. Versuchte einfach etwas ruhiger zu werden.

Doch dann zuckte ich auf einal zusammen, als wöre irgendwo eine Bombe explodiert. Dabei hatte Sasuke nur das Glas auf den Tisch gestellt und bitte gesagt.

Er sah mich etwas verwirrt an: "Was ist los? Warum so schreckhaft? Dachtest du etwa, dass ich dich überfalle?"

Er lachte.

Doch ich hingegen fand das alles andere als witzig.

"Nein", meinte ich nur leise, " Nein, dass dacht eich nicht... Ich bi nur etwas...etwas schreckhaft"

Ja, das war ich wirklich. Zumindest, wenn Männer in meiner Nähe waren.

Und so langsam stieg die Angst wieder in mir auf. Auf was hatte ich mich da auch nur eingelassen? Warum war ich nur so dumm gewesen und meinte, dass wir uns bei ihm treffen sollten? Hätten wir das nicht auch irgendwo anders machen können? Wo mehr Leute gewesen wären? Auch wenn die vielleicht nur schlecht über mich geredet hätten, aber so war ich immerhin nicht alleine mit ihm.

"Hmm,...wenn du meinst.", meinte er und nach einer kurzen Pause setzte er fort, "Ich bin mal kurz pben und zieh mir mal etwas an!"

Da war er auch schon aus dem Wohnzimmer verschwunden und ich hörte nur noch, wie er schnellen Schrittes die Treppen hinauf eilte und wie eine Tür ins Schloss fiel.
 

Wiederhilt atmete ich tief ein und aus, trank erst mal einen Schluck. Meine Kehle fühlte sich an, als hätte sie jemand zugeschnürrt. Und erst dann merkte ich, dass ich immer noch, oder wieder, am zittern war.

Das durfte doch nicht wahr sein.

Ich versuchte mir wirklich einzureden, dass nichts schlimmes passieren würde. Doch mein Unterbewusstsein sagte mir etwas anderes. "Fall nicht auf ihn herein"

Ich verstand es nicht und schüttelte den Kopf, beugte mich zu meinre Tasche und kramte ein paar Bücher heraus.

"Du willst doch nicht wirklich lernen, oder? Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Vom daher mach dir nicht erst die Mühe. Und Lust hab ich sowieso keine.."

Ein leiser Schrei entwich meiner Kehle und ich fasste mir an die Brust. Mein Herz schlug so schnell, dass man meinen könnte, es würde jeden Moment aus meiner Brust springen.

"Tut mir leid", begann er und setzte sich wieder neben mich, "Ich hatte es vergessen, dass du ja so schreckhaft bist. Auch wenn ich nicht weiß warum. Mir scheint es ja fast so, als würdest du meinen, dass ich dich gleich überfallen würde und anschließend sonst was mit dir machen würde.."

Ich schluckte nur schnell den Kloß in meinem Hals hinunter: "Nein...keine Sorge..ich bin wirklich nur..ziemlich..schreckhaft.."

Ja, das war ich wirklich, nur dass diese Aussage nicht sonderlich überzeugend klang.

Stille.

Erneut nahm ich einen Schluck vom Wasser.

"Aber, wenn du doch meinst, dass es eh keinen Sinn macht dir Nachhilfe zu geben, warum meintest du dann, dass ich vorbei kommen soll? Ich meine, wo ist da der Sinn? Dann hötte ich auch gut zu Hause bleiben können und du hättest dich nicht mit mir abgeben müssen.." Zum Ende hin versagte mir sogar fast meine Stimme. Ich sah die ganze Zeit nur dumm auf den Tisch und versuchte so gut es ging mich zu beherrschen.

Schnell musste ich feststellen, dass er doch nicht so dumm war, wie ich anfangs annahm. Auch wenn seine schulischen Leistungen der reinste Dreck waren, so hatte er allem Anschein nach eine verdammt gute Menschenkenntnis. Oder war ich einfach nur so einfach zu durchschauen?

"Keine Ahnung.. Langeweile vielleicht", murmelte er ziemlich teilnahmslos.

"Dann,...kann ich jetzt ja auch wieder gehen..", nuschelte ich leise in mich hinein und stand langsam auf. Doch mir schien, als hätte er alles verstanden.

"Wie gesagt, mir ist es egal. Von mir aus bleib, oder geh. Ich halte dich garantiert nicht auf."

Ich sah ihn erneut und ich nahm an, dass pber meinem Kopf ein riesiges Fragezeichen steht, welches man nicht übersehen konnte.

"Das soll jetzt aber nich theißen, dass ich nichts gegen etwas Gesellschaft habe", hing er etwas später noch an, als ich gerade etwas sagen wollte.

Und wieder musste ich überlegen. Was sollte ich denn bitte davon halten?

"Aber...", setzte ich an, doch es dauerte wieder, bis ich weiter reden konnte, "Warum ausgerechnet ich? Ich mmeine,...sieh mich doch an und dann mal dich. Und die ganzen Anderen.."

Er schüttelte mit dem Kopf und ein leichtes Grinsen legte sich auf sein mekelloses Gesicht.

"Was hat hat das denn damit zu tun? ICh weiß sehr wohl, dass wir beide ziemlich unterschiedlich sind. Unterschiedlicher, als man meinen könnte. Aber dennoch, vielleicht sind wir es ja auch nur in ein paar gewissen Arten und Weisen. Und außredem,...du bist nicht so wie die Anderen. Ich glaube, ich habe mich zumindest in einem Punkt etwas geirrt. Und zwar, dass du vielleicht nach Geld trachtest, aber dich deswegen nie, wie die Anderen, bei einem einschleimen würdest,nur um daran zu kommen. Obwohl es dir sicherlich nicht schaden würde.."

Ich dachte eine Weile über seine Worte nach. Hatte ich mich vielleicht doch so sehr in ihm geirrt? So sehr, dass ich ihn als etwas schlimmes dargestellt hatte?

Vielleicht sogar schon fast als ein Monster?

"Das hatte ich dir doch schon von vorne herein gesagt. Ich wolte dir nur helfen..nichts weiter. Und nach deinem geld trachte ich schon mal gar nicht. Wenn...dann will ich mir das selbst..verdienen..", ich musste seufzen. Wenn es denn irgendwann in einem besseren Leben klappen sollte.
 

Erneut trat die Stille ein und ich kam mir wieder etwas unwohl vor.

Aber eins musste ich mir eingestehen, zumindest und vier Augen war er sehr nett. Und es wunderte mich auch wirklich, dass er so mit mir redete. Und er schien sogar etwas Verständnis zu haben.

"Darf ich dirch etwas fragen?", murmelte ich, nachdem das Schweigen nicht enden wollte.

Er zuckte mich den Schulten und ich deutete es so, als wäre es ihm egal nur, dass er entscheiden würde, ob er sie beantworten würde oder nicht.

"Diese Narbe...die ich vorhin auf deinem Bauch gesehen habe.. Woher kommt die? ICh meine, die ist so riesig..und...lang..", ich stammelte mir so einen zurecht, dass ich immer wieder ein paar Wörter verschluckte.

Er lachte leise, zog sein Tshirt hoch und stirch mich seinen Fingern über sie entlang.

"Ach,...die, das kam von einer Schlägerei, die etwas..nun ja, ziemlich blutig zu Ende gegangen ist,... Ist aber nicht weiter wichtig,...aber dennoch ein tolles Andenken."

Ein tolles Andenken? Hatte ich das gerade richtig gehört?

Ohne das ich es wollte, starrte ich wieder auf diese und sah mir noch mal ihren Verlauf an. Mir schien es bald so, als machten sich meine augen selbstständig.

"Tolles...Andenken? Aber, das war doch sicherlich schmerzhaft, oder etwa nicht?"

"Ach, es ging eigentlich. So viel hatte ich auch nicht gemerkt. Dazu war ich eh viel zu besoffen.."

Ok, auf was hatte ich mich hier bitte eingelassen?

Ich schüttelte nur den Kopf und wollte eigentlich wo anders hinsehen, doch meine Augen wollten noch immer nicht so, wie ich es wollte. Wieder starte ich sie an. Und langsam aber sicher, wanderten meine Augen auch schon weiter nach unten. Unterhalb des Bauchnabels. Ich schluckte. Wie weit sie wohl gehen würde?

"Aber..warum? Ich meine, es muss doch einen Grund geben..", setzte ich wieder an. So langsam wurde ich auch ziemlich neugierig, aber auf der anderen Seite hoffte ich auch, dass es mich von der Narbe auch ein wenig ablenken würde. So mal er noch immer leicht mit der Hand über diese Strich..

"Je nachdem, wie man es sieht", sagte er in einem ziemlich ungewöhnlichen warmen Tonfall. Er war so warm, dass es mir beinahe kalt den Rücken hinab lief, "Sagen wir es so, es ging um meine Ex-Freundin...und irgendein Kerl meine, sie vergewaltigen zu wollen.."

Ich zuckte bei dem Wort zusammen und sah so schnell es ging weg. Vergewaltigung. Dieses Wort. Es riss immer und immer wieder alles in mir auf. Und ich musste mit den Tränen kämpfen.

Ich war mir sicher, dass er wusste, dass etwas mit mir nicht stimmte, doch fragte er nicht nach. Aus was für Gründen auch immer. Vielleicht hatte ich mich aber auch nur verraten.

"..nur leider habe ich bei der ganzen Sache den kürzeren gezogen. Aber nachdem ich aus dem Krankenhaus kam, habe ich dafür gesorgt, dass der Kerl seine Lektion bekam, auch wenn kurz vorher meine damalige Freundin mit mir Schluss gemacht hatte. Aber was solls. Die SAche war es mir doch wert. Und ich glaube, dass der Typ so schnell auch niemanden mehr anpaclen wird.."

Ein Lachen glitt über seine Lippen und so sah er sogar noch schöner aus.

Ich zuckte zusammen und war selbst über mich erstaunt, wie schnell ich mich doch wieder im Griff hatte. Lag das vielleicht nur an ihm? Oder an seiner warmen Stimme? Eine Stimme, welche in der Schule nur abweisen und kalt war? Oder hatte ich mir das alles nur eingebildet, weil ich so einen Tonfall nur gewohnt war?

Ich sah wieder zu ihm und versuchte auch leicht zu lächeln, doch dann lief ich knall rot an, als ich merkte, dass er seine Hose ein klein wenig hinab zog. Bis zu dem Ansatz. Ich fing wieder an zu zittern und in mir breitete sich die Panik aus.

"Na ja, sie geht noch etwas weiter runter", er sah zu mir herüber und grinste, "Magst sehen?"

Ich starrte ihn an und schüttelte nur mit dem Kopf, worauf er die Hose auch wieder auf ihre ursprüngliche Position zog und ich etwas erleichtert ausatmete und weiter damit kämpfte, meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Auf einer gewissen Art und Weise hätte ich ja schon gewusst, wie weit sie wohl runter ging, aber auf der anderen...konnte ich auch durch aus ziemlich gut darauf verzichten..

"Sie...ist wirklich...verdammt..lang..", stammelte ich und mir schien als würde mein Kopf gleich platzen.

"Ja, kann man so sagen, aber was solls...ich mags.."

Ich musste mir ein kichern verkneifen: "Wenn man darauf steht.."

Er sah mich an. Direkt in meine Augen und erneut lief mir dieser Schauer über meinen Rücken. Doch war es diesmal nicht so kalt, sondern ziemlich angenehm.

"Eher du, hm?", brachte er leicht lachend herüber und musterte mich noch eine Weile.

"Wie meinst du das jetzt?"

Ich musste schlucken und auf einmal kam ich mir ziemlich unwohl in meiner Haut vor.

Er lachte nur erneut und meinte nur, dass man es mir ansehen würde, alleine schon, da ich so sehr auf sie gestarrt habe.

"Nein...das tue ich aber..nicht.."

"Ach komm, mach mir doch nichts vor,...ich seh es dir doch an. Und selbst wenn schon, was wäre so schlimm daran, hm?", meinte er leise und beugte sich leicht zu mir herüber.

"Nichts?", entgegnete ich ihm und wäre am liebsten im Sofa verschwunden und nie wieder aufgetaucht.

"Ja also...und mir ist das eh egal. Ich habe mit so etwas kein Problem. Ich bin ein sehr offener Mensch!"

Erst dachte ich, er würde wieder bei seinen Worten in diesen abfälligen Ton wandern, doch er tat es nicht. Ich musste wirklich träumen und lehnte mich etwas mehr zurück, schlang meine Arme um meinen Bauch und fühlte mich immer unwohler.

Ich musste mir eingestehen, dass ihm die Narbe wirklich verdammt gut stand, aber auch ohne war er mehr als nur hübsch. Doch fiel mir jetzt nicht das passende Wort dazu ein.
 

Wir schwigen wieder etwas und ich fühlte mich dann langsam wieder etwas besser. Es war ganz anders bei ihm zu sein, trotz, dass wir uns nicht kannten.

"Sag mal, ich hab noch eine Frage..", murmelte ich dann wieder und sah leicht zu ihm herüber.

"Hm?"

Ich hatte gar nicht wahrgenommen, dass er sich eine Zigarette angezündet hatte. War ich wirklich so sehr in Gedanken versunken gewesen?

"Warum..bist du so nett zu mir? Ich meine in der schule siehst du mich immer so...grauenhaft an,..als würde ich dich beklauen wollen, oder so. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Auf jeden Fall bist du nun ganz anders. Halt...einfach..nett!"

Er grinste leicht: "Na und? Ich kann auch anders sein. Aber glaube ich nicht, dass du mich so erleben willst. Und außerdem, muss ich ganz ehrlich gestehen, bist du interessant."

Mein Mund klappte auf.

Ich? Ich sollte interessant sein?

Wo das denn bitte?

Das war doch nur ein Scherz, oder?

Er spielte doch wirklich nur mit mir.
 

"Naja, deine Art halt. Auf einer gewissen Art und Weise bist du ziemlich zurückhaltend. Und auf der Anderen kannst du auch aus dir herauskommen. Auch wenn du daüfr immer lange brauchst. Aus deinen Augen kann man viel lesen. ICh bin vielleicht dumm, aber ich verstehe ich etwas von Menschen, auch wenn man das vielleicht nicht so glauben kann.."

Ich nickte nur leicht.

Also hatte ich recht. Er hatte wirklich Menschenkenntnisse.

"Und? Was kannst du...alles in ihnen lesen?", fragte ich mit einem leichten zittern in meiner Stimme.

War ich wirklich ein offendes Buch?

Er sah mir wieder in die Augen. Und mir schien, als würde er bis in die letzte Ecke meiner Seele sehen können.

"Leid, Qualen... Augen erzählen viel...aber nie genau, warum und wieso. Aber das geht mich auch nichts an. Und dich zwingen etwas zu sagen, werde ich auch nicht.

Ich schluckte und nickte dann nur leicht.

"Ja.. du hast recht. Wenn man es denn nicht als einen Alptraum bezeichnen kann. Und nein..ich werde dir nichts erzählen...", erneut nuschelte ich alles in mich hinein und fragte mich, ob er das wirklich alles verstanden hatte, was ich gesagt hatte. Doch er nickte leicht und es schein mir, als würde er sich wirklich damit zufrieden geben.

Er stand auf und verschwand wieder in der Küche. Als er zurück kam, hatte er zwei Flaschen Bier in der Hand und setzte sich wieder neben mich. Nach kurzer Zeit öffnete er auch schon die erste und nahm ein paar Schlücke. Die Andere stellte er einfach nur auf den Tisch.
 

"Woher...kannst du das eigenltich so gut? Ich meine, die Menschen so gut einschätzen? Auch wenn du anfangs ein paar Vorurteile gegenüber mich hattest..oder bin ich einfach nur ein Buch was man wirklich so leicht lesen kann?"

Er lachte leise.

"Das mit dem Vorurteil. Sieh das als Fassade. Ich lasse halt ungern Fremde an mich heran. Die meisten nutzen es einfach nur aus.. Und wenn man eine ganze Weile auf der Straße rum hängt und es da mit vielen anderen Leuten zu tun bekommen, dann hat man irgendwann den Dreh heraus und es wird einem immer mehr offenbart, als es dem Gegenüber vielleicht lieb ist. Hin und wieder hilft es wirklich. Zumindest, wenn es um eine Schlägerei geht. Aber es ist reine Übungssache. Und teilweise liegt man auch falsch, denn auch andere Leute bauen hin und wieder eine Mauer um sich herum auf. Was dir außerdem vielleicht auch mal gut tun würde..."

Er lächelte und ich nickte nur still schweigend.

"Auch wenn ich zugeben muss, dass es mich wirklich interessiert, was bei dir los ist...aber ich denke, vielleicht ist es auch besser s, wenn ich es nicht weiß.."

Erneut nickte ich: "Ja...das wäre es wirklich.."

"Vielleicht.."

So langsam wusste ich echt nicht mehr, was ich davon halten sollte. Was ich von ihm halten sollte.

Ich war total verwirrt und wusste bald nicht mehr, wo hinten und vorne war.

Und ich musste mir erneut eingestehen, dass es wirklich sehr gut tat bei ihm zu sein. Und mit ihm über so etwas zu reden, auch wenn ich nicht genau sagte, was mich bedrückt. Doch mir schien, als würde er es schon wissen.

"Was denkst du gerade?", fragte ich ihn ziemlich leise.

"Ich denke darüber nach, was mit dir los sein könnte. Auch wenn ich schon einen kleinen Verdacht habe...aber das ist egal."

Er schwieg. Doch dann sah er mich wieder an: "Sag mal...hast du Hunger?"

Hunger?

Ob ich hunger habe?

Ich wäre vor Hunger fast gestorben. Aber das konnte er ja nicht wissen.

"Ja..aber ich habe kein Geld...", murmelte ich und blickte auf den Tisch.

Er schüttelte nur mit dem Kopf, stand auf und lief wieder in die Küche. Dann hörte ich nur noch, wie er die Bestellung auf gab und ich vermutete, dass er mit auch etwas mitbestellt hatte.

Als er wieder kam, fragte ich ihn und er nickte.

"Aber ich hab doch gar kein Geld... Ehrlich nicht..", gab ich nur seufzend von mir.

Er zuckte mich den Schultern, setzte sich wieder neben mich und meinte, dass es ihm egal sei.

Wie sollte ich das denn jetzt verstehen?

Hatte er sich nicht erst darüber aufgeregt, dass die meisten Armen nur hinter seinem Geld her seien? Das sie sich nur einschleimen wollten um daran zu kommen?

Und nun will er mir etwas ausgeben?

Ist das nicht bald so, als würde ich ihn darum anbetteln?

"Aber...ich will nicht, dass du mir etwas ausgibst!"

Ich wollte protestieren. Wollte nicht, dass er mir das Essen bezahlte.

"Dazu ist es aber nun zu spät. Außerdem knurrt dein Magen und dieses bisschen Geld macht mich auch nicht arm. Und stören tut es mich auch nicht..!"

"Ja..mein Magen knurrt..aber dennoch. Du meintest doch auch, dass du meintest, die Leute nutzen dich wegen deinem Geld aus.... Und dann gibst du mir etwas aus? Wie soll ich das denn jetzt deuten?"

Er lächelte wieder: "Sei einfach dankbar. Und außrdem weiß ich von dir, dass du dich darüber freust, und das du danach nicht immer wieder ankommen würdest und betteln würdest, wie die meisten anderen. Die meinen dann nämlich immer, dass ich es ihnen immer und immer wieder ausgeben würde. Und so etwas kann ich nicht leiden."

Ich seufzte leise und gab mich damit aber auch zufrieden. Und er hatte auch recht. Ich freute mich darüber. Denn noch nie hatte jemand freiwillig Geld für mich ausgegeben. oder mich einfach so zum Essen eingeladen.

"Ich...kann dir das auch wieder geben, wenn ich irgendwann einmal Geld haben sollte.."

"Nein, das brauchst du nicht. Ehrlich nicht. Außerdem, dir würde es dann besser gehen.."

Ich nickte nur noch und trank erneut einen Schluck.

Es war mir wirklich auch unangenehm, dass er mir etwas ausgab, aber dennoch war ich glücklich, so mal ich immerhin in dieser Nacht nicht mit einem leeren Magen schlafen gehen musste...

Das Essen

Ich lehnte mich wieder entspannter als vorher zurück und schielte ab und an zu ihm herüber. Zu gerne hätte ich etwas gesagt, aber ich wusste nicht so recht was. Und außerdem hatte ich auch Angst, dass ich ihm vielleicht auf die Nerven gehen könnte. Also entschloss ich, dass es wahrscheinlich am besten wäre, wenn ich einfach schweigen würde..

Nach einer Weile schloss ich meine Augen und seufzte wohlig auf. Es war schon einige Zeit her, als er bestellt hatte und das Essen war noch immer nicht da und so langsam schlich sich die Frage in meinen Kopf, ob sie uns vielleicht vergessen haben.

Aber auf der anderen Seite wusste ich ja auch nicht, wo er nun etwas bestellt hatte, geschweige denn, was das für eine "Bude" war.

Langsam öffnete ich meine Augen wieder und blickte auf den Tisch vor mir, war weiterhin am schweigen.

"Ist dir langweilig?", fragte er mich plötzlich und riss mich auf der Stelle aus meiner Traumwelt. In meiner Welt, wo einfach alles besser war. Wo es mir gut ging. Erneut erschrak ich mich aufs Neue. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen, dass jemand freiwillig mit mir sprach. Und wahrscheinlich würde ich es auch niemals.

Nach einer Weile meinte ich dann: "Nein...nun ja, irgendwie doch ein wenig.."

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er sich etwas nach vorne gebeugt hatte und ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte mich, was er wohl dachte, bzw. ob er nun irgendetwas vor hatte.

Erneut fühlte ich mich etwas hilflos, doch versuchte ich mich am Riemen zu reißen. Ich war heute schon oft genug vor einem Nervenzusammenbruch gewesen, von daher wollte ich es nicht noch einmal darauf ankommen lassen. Sicherlich war er mittlerweile schon der festen Überzeugung, dass ich einfach nur irgendeine durchgeknallte Tusse sei, die wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Und wenn dem so sei, dann würde ich es ihm nicht für übel nehmen. Wer würde denn nicht davon ausgehen, wenn man neben jemanden sitzt und dieser jemand sich jedes mal zu Tode erschreckt, wenn er angesprochen wird?!

"Willst du etwas bestimmtes machen?"

Ich starrte ihn an und mein Mund klappte weit auf. Irgendetwas an seinem Tonfall sagte mir, dass er etwas im Schilde führte. Und wenn ich ehrlich war, dan konnte ich es mir auch schon fast denken, was es genau war. Gefühlte Stunden starrte ich ihn an, obwohl es in Wirklichkeit bestimmt nur ein paar Sekunden waren.

"Ehm...ich...weiß nicht..", murmelte ich total leise und wand meinen Blick wieder von ihm ab. Langsam zog ich die Ärmel von meinem Pulli über meine Hände und begrub diese darin.

Hatte ich mich vielleicht wirklich so sehr getäuscht?

War ich wirklich der Annahme, dass nicht alle Männer so waren?

Dachte ich wirklich, dass er eine Ausnahme sei? Das er wirklich nur eine Freundschaft wollte?

Ich neigte mich mehr zur Seite, um mich an der Lehne abzustützen. Ich brauchte einfach etwas mehr Abstand zwischen uns. Auch wenn ich mir sicher war, dass er sicherlich sehr viel schneller sei als ich, fühlte ich mich so doch ein klein wenig wohler.

"Ich kann mir denken, an was du gerade gedacht hast", sagte er in einem sanften Ton und auf seinen Lippen bildete sich wieder ein süßes Lächeln, "Aber nein, das meinte ich eigentlich nicht. Wie wäre es mit etwas fern sehen, ehe das Essen kommt?!"

"Das...klingt doch schon...etwas besser..", sagte ich, gefolgt von einem tiefen Seufzen.

Er lachte erneut auf, erhob sich von der Couch und begab sich zu dem Schrank, um diesen zu öffnen.

Warum war ich eigentlich so überrascht, als ich den Fernseher sah? Ich war mir doch eigentlich schon sicher, dass dieser bestimmt alles andere als klein wäre. Für meine Verhältnisse, war er bald so, wie eine Kinoleinwand. Halt wie alles hier in diesem Haus.

Wie groß sein Bett wohl war?

Ich schüttelte mich.

Auf was für Gedanken kam ich nun bitte?

Ich hatte doch eine tiefe Abneigung gegen Männer, alleine schon, weil sie immer nur alle das gleiche wollten und ihnen der Rest mehr als nur egal war.

Doch warum machte ich mir nun Gedanken um die Größe seines Bettes?

Ich wollte doch niemanden mehr an mich heran lassen. Na gut...ich wollte es nicht. Aber einen musste ich dennoch an mich heran lassen. Mir blieb einfach keine andere Wahl...

Erneut musste ich seufzen und richtete meinen Blick auf meine Beine, während Sasuke sich neben mich setzte.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er es bereute mich zu ihm eingeladen zu haben. Ich war einfach zu verklemmt. Wahrscheinlich dachte er wohl, dass er mich mit ein paar Worten ins Bett bekommen würde. Doch da musste ich ihn wohl enttäuschen. Es geht einfach nicht. Ich kann es einfach nicht.

Er schaltete den Fernseher ein und wechselte immer mal wieder das Programm. Irgendwann lies er einen Sender laufen, auf welchem eine Dokumentation lief.

"Du kannst auch etwas anderes an machen..", murmelte ich.

"Ach, warum denn? Vielleicht ist das hier ja mal interessant?!"

Ich schüttelte mit dem Kopf.

Was wollte er bitte mit einer Dokumentation über Raubtiere?

Obwohl ich nach einer Weile zugeben musste, dass es doch interessanter war, als ich zu erst annahm.

Das Verhalten von diversen Raubkatzen würde bei der Jagd, sowie auch bei der Paarung verglichen und analysiert.

Ich senkte meinen Kopf.

Musste das sein?

Drehte sich die ganze Welt wirklich nur darum?

Gab es nichts wichtigeres?

Wahrscheinlich nicht...
 

Nach einiger Zeit klingelte es an der Tür. Ich hoffte nur, dass es nun endlich das Essen war. Und tatsächlich..endlich kam es an.

Sasuke ging, kurz nachdem er das Essen entgegen genommen hatte in die Küche und packte es aus. Anschließend kam er wieder ins Wohnzimmer zurück und stellte sie Sachen auf den Tisch. Mit der Hand schob er eine Schale zu mir und ein breites Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Ich war gerade wirklich glücklich. Auch, wenn ich es noch nicht probiert hatte, war ich einfach nur glücklich endlich wieder etwas Essen zu können.

"Hier..ich hoffe nur, dass du es auch magst..", murmelte er und fing an zu essen.

"Danke..und, dass wird es ganz bestimmt", gab ich lächelnd von mir.

Ja, ich war ihm wirklich dankbar. Sehr sogar. Und nachdem ich ein paar Happen gegessen hatte, merkte ich Geschmäcker, welche ich vorher so gut wie nie erlebt hatte. Die Soße war süßlich und zugleich sauer, der Reis war zudem auch einfach nur köstlich und von der Ente wollte ich gar nicht erst anfangen zu schwärmen. In meinem Gaumen würde Weihnachten in XXL-Format gefeiert. Ich liebte dieses Essen einfach. Und wenn es nach mir ginge, dann würde ich auch sehr viel öfter mal bei so einem kleinen Imbiss in der Stadt halt machen, doch leider macht mir das Geld jedes mal aufs Neue einen Strich durch die Rechnung.
 

Ich aß in aller Ruhe und genoss jeden einzelnen Bissen. Ich musste es einfach auskosten, wer wusste denn auch, wann ich das nächste mal so etwas tolles zu Essen bekommen würde? Also ich wusste es auf jeden Fall nicht.

"Sag mal, jetzt habe ich auch mal eine Frage...", begann er und schielte leicht zu mir herüber.

"Hmm?", mehr konnte ich nicht von mir geben. Ich war viel zu sehr auf dieses köstliche Essen konzentriert und wenn es nach mir ginge, dann wollte ich diesen Gaumenschmaus auch nicht unterbrechen.

"Warum bist du hierher gezogen? Also ich meine, all so lange kannst du hier noch nicht wohnen, denn ich habe dich hier vorher noch nie gesehen. Und dabei kenne ich hier fast jeden."

Ich seufzte leise auf und ließ es dann doch erst einmal mit dem Essen bleiben. Stellte den Behälter auf meinem Schoß ab und starrte hinein.

"Nun..ja.", nuschelte ich, " mein Vater...beschloss vor gut einem Monat hierher zu ziehen.."

Ich schwieg ein wenig und er blieb ruhig, sagte nichts. Mir schien, als würde er bereits wissen, dass ich gleich weiter reden würde.

"Eher gesagt, hielt er es in Detroit nicht mehr aus. So mal meine Mutter dort auch vor kurze Zeit bei einem Autounfall ums Leben kam.."

Meine Stimme versagte. Ich hatte einen Kloß im Hals und konnte vor erst nicht weiter reden und zudem musste ich auch mit den Tränen kämpfen.

Ja, ich vermisste sie, auch wenn ich zu ihr nicht mehr die aller beste Beziehung hatte. Sie half mir nie..sah einfach nur zu und unternahm nie etwas dagegen. Hatte sich einfach damit abgefunden. 'Es ist nun mal so. Finde dich damit ab, Sakura', sagte sie einmal zu mir. An diese Worte erinnere ich mich noch genau.

Ich biss mir auf die Unterlippe und stellte das Essen auf den Tisch. Ich hatte zwar noch Hunger, doch bekam ich gerade in diesem Zustand nicht mehr herunter. In meiner Kehle befand sich nicht nur ein dicker Kloß, nein, sie fühlte sich auch an, als hätte jemand ein Strick um meinen Hals gelegt.

Er sah mich an und seufzte kaum hörbar auf. Er ließ kurzzeitig den Kopf hängen und murmelte, dass es ihm leid täte, das er dieses Thema angeschnitten hatte, und auch, dass er mich nicht verletzen wollte, sowie, dass ihm es nichts anging.

Doch ich schüttelte nur den Kopf: "Ist..schon ok.."

Na ja, mehr oder weniger vielleicht.

Eigentlich war ja rein gar nichts ok.

Mein Leben war zum scheitern verurteilt. Und besser würde es auch niemals werden.

Er sah mich an, ich spürte seinen Blick einfach auf meiner Haut, trotz, dass ich weiterhin aufs Essen starrte und weiterhin mit meinen Tränen kämpfte...
 

Es dauerte eine ganze Weile, ehe ich mich wieder gefangen hatte. Ich musste mich einfach nur zusammenreißen, auch wenn ich, wenn es nach mir ginge, wirklich nur zu gerne in Tränen ausgebrochen wäre. Nachdem ich wieder so ruhig wie vor dem Thema war, beschloss ich, doch noch den letzten Rest zu essen. Immerhin war es mir wirklich zu schade das köstliche Essen einfach zu verschwenden.

Er war mittlerweile schon längst fertig und auch ins Schweigen vertieft.

Hin und wieder blickte ich flüchtig zu ihm herüber, doch sah er einfach nur auf den Fernseher und nippte ab und an an seiner Bierflasche.

Ich wusste nicht warum, aber irgendwie wirkte er auf einmal so nachdenklich. Bald so, als würde ihn etwas bedrücken.

Aber was konnte ihn schon so sehr beschäftigen? Er hatte doch alles, was sich jemand wünschen könnte, oder irrte ich mich?

Hatte ein solches Leben doch genauso viele Schattenseiten, wie das meine?

Ich schüttelte mit dem Kopf.

Ich beugte mich nach vorne zum Tisch, nahm mein Glas in die Hand und wollte es gerade an meinen Lippen ansetzen. Doch ungeschickter Weise, verteilte ich das Wasser nicht in meinem Mund, sondern quer über meinen Pullover, welcher nun doch ziemlich durchnässt war.

"Na super..", murmelte ich.

Mir war klar, früher oder später hätte es noch passieren müssen. Nur ein Wunder, dass das ganze Wasser auf mir gelandet ist und nicht auf dem guten Sofa.

Es war mir wirklich peinlich, weswegen meine Wangen langsam auf immer wärmer wurden. Das Blut schoss mir nur so in den Kopf.

"Ich denke, ein neuer Pulli und T-Shirt wäre angebracht, wie?", meinte er und lachte heiter vor sich hin.

Ich nickte nur leicht, ehe er dann auch schon aufgestanden war und nach oben eilte.

Es...war...einfach...nur...mega...peinlich.

Wie dumm musste ich bitte sein?

Ich wollte gar nicht wissen, was er nun von mir dachte.

Sicherlich wäre ich dann Morgen das Gespött in der Schule. Gut, das war ich auch so schon, aber nun würden sich die ganzen Leute bestimmt auch noch über diese Aktion lustig machen.

Ich wünschte mir die ganze Zeit über, dass es mir nicht passiert wäre. Ich kam mir wirklich vor wie der letzte Idiot.

"Mach dir keine Sorgen! Das kann jedem mal passieren!", sagte er total gelassen und widmete sich wieder dem Fernseher, nachdem er mir die Sachen in die Hand gedrückt hatte.

"Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es bei mir einfach passieren musste. Da wäre so oder so kein Weg dran vorbei gelaufen..", nuschelte ich in mich hinein und stand auf.

Ich schwieg kurz und sah ihn noch einmal an: "Wo kann ich mich denn..umziehen?"

Ich merkte, wie das Blut erneut in mein Gesicht kroch und ich sicherlich wieder so rot wie eine Tomate wurde.

"Mir ist es gleich..", murmelte er und blickte erneut zu mir, "Von mir aus kannst du dich auch hier umziehen, oder suchst dir hier irgendeinen Raum aus. Es gibg hier ja genug davon!"

Nachdem er das gesagt hatte, wandte er sich auch gleich wieder von mir ab. Ich sah ihn leicht verwirrt an, doch verschwand ich dann auch schon aus dem Zimmer und ging einfach in den Flur.

Schnell entledigte ich mir meinen Pulli, sowie auch das T-Shirt und zog seine Sachen an. Sie waren zwar etwas zu groß, aber viel angenehmer auf der Haut zu tragen, als meine ranzigen Sachen. Sie fühlten sich richtig weich an und hatten auch einen solch angenehmen Duft, welchen ich erst einmal einatmen musste. Anschließend nahm ich meine nassen Sachen und ging wieder zu ihm.

"Wo soll ich mit den Sachen hin?"

"Mir egal...leg sie einfach dort in die Ecke.. Ich kümmere mich später darum, dass sie wieder trocknen."

Ich nickte nur erneut und hing sie dann erst einmal über eine Stuhllehne, um mich dann auch wieder neben ihn zu setzen.

Meine Hände vergrub ich wieder in dem Pulli und kuschelte mich leicht darin ein. Kurz darauf glitt mir auch schon ein wohliges Seufzen über die Lippen, wodurch er mich nur kurz fragend ansah.

Ich wusste nicht warum, jedoch fühlte ich mich in seinen Sachen wie ein vollkommen anderer Mensch. Ich fühlte mich richtig wohl und sogar geborgen.
 

Die Zeit rannte nur so davon. Und ich war der Annahme, dass ich hier nun schon Stunden verbracht hatte. Mein Blick fiel auf meine Tasche und ich musste grinsen. 'So viel zu dem Thema Nachhilfe geben... Aber immerhin besser, als alleine zu Hause zu sitzen..', dachte ich und schloss die Augen.

Ich musste mir erneut eingestehen, dass ich mich hier bei ihm ziemlich wohl fühlte und eigentlich wollte ich auch nicht gehen, doch als ich hinaus blickte und anschließend auf die Uhr schielte, stellte ich fest, dass es mittlerweile doch schon ziemlich spät geworden war.

Es war nun schon 22:00 Uhr und so langsam aber sicher sollte ich mich vielleicht wirklich auf den Heimweg machen, außerdem wollte ich ihn auch nicht noch länger belästigen.
 

Ich richtete mich auf und streckte mich erst einmal ausgiebig.

"Ich glaube..es ist dann besser, wenn ich mich langsam auf den Weg nach Hause mache.."

"Von mir aus..", nuschelte er leicht und trank den Rest von seinem Bier mit einem Zug aus. Mittlerweile musste das schon sein fünftes sein, sollte ich richtig mitgezählt haben, "Ich kann dich ja noch ein kleines Stück begleiten, aber nur, wenn es dir natürlich nichts aus macht. Ich wollte eh noch etwas um die Häuser ziehen.."

Ich nickte nur, nahm meine Tasche und ging langsam zur Tür, er dicht hinter mir...

Ein Heimweg mit Hindernissen

Kurz vor der Tür musste ich mich einfach noch einmal umdrehen, um auch wirklich sicher zu sein, dass er mir folgte und auch mit raus kam. Denn wenn ich ehrlich war, dann wollte ich auch nicht unbedingt den ganzen Weg allein nach Hause gehen. Der kürzeste war es immerhin auch nicht.

Wir gingen neben einander her und es herrschte wieder einmal eine eisige Stille zwischen uns. Fast schien es mir, als hätten wir in den paar Stunden bei ihm schon alles gesagt, was man sagen könnte.

Nach einer Weile bogen wir hin und wieder mal ab und schlichen uns durch die Straßen. Es war kaum noch etwas los und diese Stille bedrückte mich etwas, trotz, dass ich jemanden an meiner Seite hatte. Nachdem noch ein paar Minuten vorüber gingen hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich musste einfach etwas sagen, oder fragen, und es spielte für mich keine Rolle was, hauptsache wir würden mit etwas Glück wieder eine Unterhaltung führen.

"Wo willst du um diese Uhrzeit eigentlich noch hin? Ich meine, wir haben Morgen doch auch noch Schule..."

Er lachte leise.

Nachdem er sich erneut eine weitere Zigarette angesteckt hatte, setzte er das Gespräch fort:

"Was spielt das denn schon für eine Rolle, ob wir Morgen Schule haben, oder nicht? Du müsstest doch wissen, dass mir das eigentlich ziemlich egal ist. Aber zudem wollte ich auch noch durch ein paar Bars schlendern und mal sehen, was hier noch so los ist. Auch wenn es im Augenblick nicht nach sonderlich viel aussieht. Und sollte ich Morgen früh dann einen Kater haben, dann bleibe ich eh zu Hause. Was kümmert mich das schon...?"

"Aber ich dachte, dass sie dich dann von der Schule schmeißen, wenn du weiterhin zu spät kommst, oder sogar schwänzt. Du hast doch auch gehört, was der Lehrer gesagt hat... Und ein weiterer Grund sind doch auch noch deine schulischen Leistungen. Aber so langsam verstehe ich, warum du nichts kannst. Also in der Schule zumindest. Weil du, wie du ja auch immer sagst, einfach keine Lust hast und zum anderen, weil du allem Anschein nach wohl fast jeden Tag durch die Gegend ziehst, hab ich recht?"

Ich konnte es nicht so recht glauben. War ihm das denn wirklich alles völligst egal?

Interessierte es ihn denn gar nicht, ob er nun von der Schule fliegen würde, oder nicht?

Doch auf der anderen Seite kam ich mir da gerade wie eine Streberin vor. Auch wenn ich eigentlich keine war. Zumindest empfand ich dieses als so, was die anderen dachten, dass wusste ich ja, ein Glück, nicht.

Wir blieben stehen.

Eher gesagt blieb er stehen und ich dann natürlich auch. Wir sahen uns an und er lachte auf einmal lauthals los.

Hatte ich etwa einen Witz erzählt, ohne dieses wahr genommen zu haben

´"Na und?", begann er noch immer lachend, "wenn es danach ginge, dann müsste ich schon seit Jahren von der Schule geflogen sein. Nur da mein Vater die Schule unterstützt, beziehungsweise ihnen regelmäßig kleine Spenden sowie auch Fördermittel zu Verfügung stellt, werden die mich nicht so schnell von der Schule werfen. Immerhin sind sie davon abhängig. Und außerdem gehe ich auch ziemlich stark davon aus, dass mein Vater ihnen dann auch die Gelder streicht. Aber warum fragst du mich das überhaupt? Machst du dir etwa Sorgen um mich?"

Ich nickte nur und verstand allmählich immer mehr. Das einzige, was ich mich fragte, war nur, ob es nur Spenden waren, oder ob sein Vater den Lehrern zusätzlich noch etwas mehr Geld in die Tasche steckte. Möglich schien es mir schon. Und das hier war mal wieder das beste Beispiel: Mit ein wenig Geld, konnte man sich wirklich alles erkaufen...

Doch seine letzte Frage ließ meinen Atem stocken.

Ich zögerte und das dazu auch noch ziemlich lange. Was sollte ich ihm denn nun sagen?

Die Wahrheit?

Nur was war die Wahrheit?

Ich wandte den Blick von ihm ab und langsam begann ich zu sprechen: "Nun ja, auf einer gewissen Art und Weise schon... Weil..ich hab dich doch ziemlich gerne.."

Was hatte ich da bitte gerade gesagt?

Kam das wirklich aus meinem Mund??

Am aller liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt.

"Nur etwas, hm? Na wenn das so ist..", murmelte er und setzte sich wieder langsam in Bewegung.

Ich wurde wieder knall rot. Genauso rot wie eine Tomate in ihrer vollen Reife. Meine Wangen kochten und ich vermutete, dass man auf ihnen ein Spiegelei hätte kochen können, allerdings nahm ich das nur an, und war mir nicht vollkommen sicher.

"Ja..es ist so.. Was sollte es denn auch sonst sein?"

Ich versuchte diesen Satz so ruhig wie nur irgendwie möglich zu sagen, doch stellte ich fest, dass es mir alles andere als gelungen war.

Das Zittern in meiner Stimme war nicht zu überhören. Und es schien mir so, als wäre das Zittern sogar schlimmer gewesen, als das von meinem Körper. Nur mit dem Unterschied, dass mein Körper aufgrund der Kälte so sehr am zittern war. Dabei war es gerade mal Herbst und tagsüber eigentlich auch noch ziemlich warm. Doch hatte ich die Nacht, oder eher gesagt den späten Abend vollkommen aus den Augen gelassen. Eigentlich hätte mir ja auch klar sein müssen, dass es Abends kühler ist.

Ich verdrehte innerlich die Augen und seufzte leise.

Ich hoffte wirklich, dass er das Thema fallen ließ. Anfangs war ich auch der festen Überzeugung, dass dies der Fall sei, doch irrte ich mich.

"Nun ja, ich weiß nicht so recht. Das heißt, eigentlich weiß ich es schon, würde es aber viel lieber aus deinem Mund hören. Also, sag es ruhig, ich bin dir dann schon nicht böse, oder fresse dich sogar auf.."

Ich weitete leicht die Augen, doch er konnte es nicht sehen. Zumindest hoffte ich das und hoffte auch, dass ich mich nicht erneut täuschen würde.

"Nein, es ist wirklich nichts. Nichts weiter... Warum? Was denkst..du denn?", murmelte ich und war mehr damit beschäftigt meine Stimme unter Kontrolle zu bekommen, welche nämlich drauf und dran war zu versagen.

Ich merkte, dass er ein erneutes Lachen unterdrückte, statt dessen war nur ein leichtes Glucksen von ihm zu hören.

"Ach, ich hab da schon so eine Theorie, aber ich denke, die behalte ich lieber für mich. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich recht habe. Wohl bemerkt, als kleine Bemerkung am Rande: Wie des öfteren in solchen Fällen..."

Als er dieses sagte zuckte er nur teilnahmslos mit den Schultern. Und für mich hörte es sich bald so an, als hätte er diesen Satz nicht zum ersten mal gesagt. Eher gesagt schon viel öfter.

Vielleicht sogar schon zu oft?

"Ehm, wenn ...du meinst..", nuschelte ich nur noch in mich hinein.

Würde es möglich sein, so wäre ich bei dem Zeitpunkt am liebsten im Boden versunken und nie wieder hochgekommen. Einfach mit dem Teer verschmelzen, ja das wäre in dieser Situation mehr als angebracht gewesen.

"Ich meine es nicht nur..", sagte er nur noch und ließ damit das Thema fallen.
 

An der nächsten Kreuzung blieben wir wieder stehen, ich sah ihn kurz an, doch begriff ich da schon, dass sich hier unsere Wege trennen würden.

"Na ja, vielleicht sehen wir uns ja Morgen!", meinte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, "Und du komm mir bloß heil nach Hause!"

Ich lächelte leicht und nickte nur.

"Du aber auch. Und mach nicht mehr so lange."

Er grinste noch kurz, drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Innenstadt.

Ich seufzte leise und blieb stehen. Sah ihm die ganze Zeit nach, bis er langsam mit der Dunkelheit verschmolz.

Mir kam es fast so vor, als würden wir uns seit Jahren kennen. Als wären wir beste Freunde. So hatte er mich zumindest heute behandelt.

Ich fragte mich, ob es aber heute wohl immer so sein würde, doch war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass sich das spätestens in der Schule ändern würde.

Immerhin hatte er, im vergleich zu mir, einen Ruf zu verteidigen. Es wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein.

In meinen Gedanken verloren, ging ich dann langsam weiter. Ich hatte es nicht eilig, immerhin wartete niemand auf mich und ich genoss es auch auf einer gewissen Art. Es war wirklich schön zu wissen, dass ich diese Nacht ruhig schlafen könnte, ohne Angst zu haben, dass er wieder in meinem Zimmer stehen würde, um sich an mir zu vergehen, mal wieder.

Ich lächelte.

So sollte es am besten immer sein.

Er sollte sterben, einfach aus meinem Leben verschwinden, nie wieder kommen, in der Hölle schmoren.

Doch bis das eintreffen würde, würden Jahre vergehen. Und ich war mir auch ziemlich sicher, dass ich nicht mal vor ihm sicher war, selbst, wenn er nicht mehr unter uns weilen würde.

Gelassen ging ich weiter und kuschelte mich wieder in seinen Pulli ein.

Immer darauf bedacht, seinen Duft einzuatmen. Zumindest so lange es noch ging.

Ich schloss meine Augen leicht und ging weiter. Meine Füße trugen mich von alleine. Und ehe ich mich versah, war ich auch schon in dem Park angelangt.

Dort angekommen setzte ich mich auf eine der vielen Bänke und starrte in den Himmel.

So hell und schön hatte ich die Sterne noch nie gesehen.

War das vielleicht ein Zeichen? Ein Zeichen dafür, dass es bald bergauf gehen würde?

Ich glaubte zwar nicht an so etwas, aber ich hoffte es innerlich einfach zu sehr. Hoffte, endlich aus diesem Leben befreit zu werden..
 

Sasukes Sicht:

Als ich mich von ihr verabschiedete und gegangen war, zündete ich mir erst einmal eine weitere Zigarette an. Atmete den Rauch tief ein, dass er meine kompletten Lungen füllte und schloss für ein paar Sekunden die Augen.

Ich musste mir selbst eingestehen, dass Sakura doch eine sehr nette Person war, und ich war mir auch sicher, dass man mit den nötigen Mitteln auch etwas aus ihr machen könnte. Auf einer Seite war sie ja auch ein wirklich hübsches Mädchen. Vielleicht nicht so wie die meisten, aber sie war auf einer natürlichen Art und Weise hübsch. Brauchte kein Make-up oder sonstiges. Das einzige, was ihr Gesicht so sehr verunstaltete war, dass man ihr die ganzen Qualen und das viele Elend ansehen konnte.

Ich seufzte. Sie tat mir leid, da gab es wirklich nichts dran zu leugnen. Aber dennoch, eigentlich ging es mich ja nichts an, oder?

Sie hatte einfach etwas, was mich in ihren Bann zog, doch konnte ich mir nicht erklären was es nun genau war.

Ich schüttelte den Kopf, warf die Gedanken von mir und ging in die erste Bar.

Trank dort erneut ein paar Bier, dann auch mal einen Cocktail und anschließend zog ich in die nächste, wiederholte dieses dort, sowie auch in den darauf folgenden.
 

Es mussten noch weitere Stunden vergangen sein, ehe ich mich auf den Heimweg machte, zumindest schien mir das so.

Zuerst versuchte ich noch die Uhrzeit zu lesen, um immerhin grob wissen zu können, wie lange ich wohl nach Hause brauchen würde und ob es sich dann lohnen würde, einen Wecker für Morgen zu stellen. Doch da ich eh kaum noch etwas sehen konnte, gab ich es auch wieder auf.

Ja, Morgen früh würde ich einen ordentlichen Kater haben.

Aber das war mir dieses schöne berauschende Gefühl wert. Ich genoss es jeden Tag aufs Neue.
 

Ich torkelte durch die Straßen, immer darauf bedacht bloß nicht hinzufallen, doch war das wirklich leichter gesagt als getan. Ich kam immer und immer wieder ins stolpern und schaffte es jedes mal in der letzten Sekunde mich wieder zu fangen.

Nach einer Weile brauchte ich eine Pause und setzte mich auf eine Bank. Weit bis nach Hause war es eigentlich nicht mehr, doch schaffte ich gerade keinen einzigen Meter mehr. Nicht einmal einen einzigen Schritt. Das war halt das Problem, wenn man sich in Bars betrinkt. So bald man raus geht, kommt der Mann mit dem Hammer und haut dir ins Gesicht. Binnen Sekunden geht es einem total schlecht und man denkt, man hätte den ganzen Alkoholvorrat ausgesoffen.

Ich lehnte mich etwas zurück und versuchte mir noch einen Joint zu drehen. Nach ein paar Anläufen, ich denke mal, dass es so an die fünf waren, gelang es mir auch. Nun war nur noch die Frage, wo ich denn mein Feuerzeug hin verlegt hatte.

Ich grummelte leise und kramte in meiner Tasche herum. Alles um mich herum drehte sich schneller und mir schien es so, als würde ich gleich umkippen. Viel würde auf gar keinen Fall mehr fehlen...

Und es drehte sich weiter..

Ich ließ den Kopf kurzzeitig hängen und versuchte mich nur auf mein verschollenes Feuerzeug zu konzentrieren.

'Wo ist das Scheiß Teil?', dachte ich und grummelte nur noch mehr in mich hinein.

All so viele Taschen blieben mir eigentlich nicht mehr übrig, es sei denn, dass das teil einen Weg gefunden hätte, mehr Taschen zu bekommen. Oder eher, dass sich die Taschen selbstständig machen und von einem Punkt zum Anderen wandern. Es fehlte wirklich nicht mehr viel, ehe ich den Verstand verloren hätte, doch dann fand ich das Feuerzeug endlich in meiner Hosentasche.

warum war ich nicht eher auf die Idee gekommen, dort als erstes zu suchen?

Ich seufzte leise und zündete mir endlich den Joint an. Doch auch dazu brauchte ich mehrere Anläufe. Glück für mich nur, dass ich ihn durch die vielen Versuche nicht schon zerstört hatte.

Als ich es dann endlich geschafft hatte, legte ich den Kopf in den Nacken und atmete ganz langsam den Rauch wieder aus.

Zog erneut...und atmete wieder aus.

Die Augen hatte ich bereits geschlossen und mir schien, nach einer Weile, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen.

Es drehte sich immer schneller, bald so wie in einem Karrusell. Es war bald vergleichbar mit Break Dance. Vielleicht auch noch schneller.

Und mir wurde spei übel. Ich begann damit, meinen Würgereiz, welcher kurz davor war die Oberhand zu gewinnen, zu unterdrücken.

Dieser Fehler war mir schon so oft passiert, doch immer wieder tat ich das gleiche.

Dabei hätte ich nach den letzten Malen eigentlich wissen sollen, dass ich, wenn ich so viel getrunken hatte, keine Drogen mehr nehmen sollte. Das hatte teilweise echt eine fatale Wirkung. Bei dem letzten Mal hatte ich es sogar so sehr übertrieben, dass ich ein paar Tage im Koma lag und als ich irgendwann dann wieder aufwachte, befand ich mich im Krankenhaus und alles drehte sich. Das nächste, an was ich mich dort erinnern konnte, waren diese grellen weißen Wände, die Decke...und..wie meine Mutter mir eine Ohrfeige verpasste.
 

Weitere Minuten strichen langsam ins Land und mittlerweile lag ich schon auf der Bank und ehe ich mich versah, schlief ich auch schon ein, wenn auch ziemlich unbequem. Das einzige was ich zur Zeit noch wollte war einfach zu schlafen, und das auf der Stelle. Egal wo... und egal wie.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich am schlafen war, doch merkte ich auf einmal, dass mir jemand über die Wange streichelte und etwas sagte. Doch ich verstand nur ein verdammt leises Gemurmel. Der Rausch war einfach noch zu stark.
 

Ich versuchte mich etwas aufzurichten, was auch wieder leichter gesagt, als getan war, doch half mir die Person, wer immer es auch war.

"Sasuke, was ist mit dir passiert? Ist alles ok?", die Person, oder eher das Mädchen klang wirklich ziemlich besorgt. Wie gesagt, es klang so. Es konnte auch gut sein, dass ich mir das alles hier gerade auch nur einbildete und mit sonst was sprach.

Vielleicht waren es aber auch nur die Nachwirkungen von den Drogen. Sicher war ich mir nicht.

"Jetzt sag doch mal was... Ich mache mir sorgen! Brauchst du etwas?"

Ich schüttelte so gut es ging mit dem Kopf.

"Nein... es ischt..alles in beschter Ordnung..", faselte ich kaum verständlich vor mir her und versuchte die augen etwas zu öffnen. Doch wirklich etwas erkennen konnte ich noch nicht. Alles war so verschwommen und das Karrusell drehte sich weiter. Wollte einfach nicht aufhören.

"Das sieht aber nicht so aus.. Soll ich dich nicht lieber nach Hause bringen?"

"Nein..isch...kann ausch noch schiemlich jut,...allenee gehn..", brabbelte ich wieter und ich kam mir fast wie ein kleines Kind vor, welches gerade dabei war das Sprechen zu lernen. Innerlich hoffte ich nur zu sehr, dass ich mich Morgen an nichts erinnern würde. Und ich hoffte auch, dass ich das Mädchen vor mir nicht kannte. Viel zu peinlich war mir das hier gerade zur Zeit.

So langsam sollte es mir endlich mal ne Lehre sein. Ich sollte es nicht mehr übertreiben. In Maßen trinken.. und nicht in Massen..

"Das sehe ich Sasuke. Du kannst weder wirklich sprechen, geschweige denn dich richtig hinsetzen. Komm, ich bring dich nun nach Hause", sagte sie und versuchte mich etwas hochzuziehen.

Langsam aber sicher kam mir die Stimme bekannt vor und ich blickte zu ihr.

"Sa...kura..was machst du denn hier?", fragte ich mehr damit beschäftigt den Schluckauf zu kontrollieren, als richtig zu sprechen.

Wie sehr ich das doch hasste..

"Ich...wollte noch nicht nach Hause, und als ich mich dann doch mal so langsam auf dem Weg machen wollte, da habe ich dich hier liegen sehen und erst dachte ich, dass du..nun ja, dass du halt..tot wärst, da du auch so gut wie gar nicht mehr geatmet hast."

Ok, das besorgte hatte ich mir nicht eingebildet. Jedoch verstand ich kaum etwas von dem was sie sagte, da mein Gehirn auf der untersten Sparflamme zu laufen schien.

Ich schüttelte erneut leicht den Kopf und stand dann, so gut es zumindest ging, auf.

"Siehscht du? Isch kann och sehr jut alleene gehn..", faselte ich weiter und ging ein paar Schritte.

Doch hatte ich mich geirrt. Ich wäre fast vorne herüber gekippt, wenn sie mich nicht noch rechtzeitig gestützt hätte.

"Stell dich nicht so an. Sei einfach mal vernünftig udn lass mich dich nach Hause bringen, so weit ist das doch eh nicht mehr..", während ich dieses sagte, ging sie auch schon langsam, mit mir im Schlepptau, los.
 

Ich strengte mich wirklich an so normal wie nur irgendwie möglich zu gehen, doch war mir dieses nich gewährt.

Ich seufzte immer wieder leise und brabbelte wieder weiter.

"Isch weiß nischt was du hast..isch bin doch vernü...nünftig..ich wollte nur mal ein wenig Spaß..haben, nüschts weiter. So..wie des öfteren..halt mal.."

Ich war mir nicht wirklich sicher, doch nahm ich an, dass sie nur leicht nickte, aber auch leise in sich hinein kicherte.

Ich verdrehte die Augen, weil ich das in diesem Zustand nicht so wirklich verstand. Wo war bitte ihr Problem. Mehr als aufhören zu atmen oder zu erfrieren konnte ich eh nicht, von daher?!

Was sollte schon schlimmeres passieren?

Na gut, vielleicht hätte mich auch jemand ermordet, aber sonderlich viel hätte ich davon nun auch wieder nicht mitbekommen.

"Naja, ich weiß nun wirklich nicht, was daran toll sein sollte, eine halbe Alkoholleiche zu sein!! Ich finde das alles andere als amüsant!"

Ich sah leicht zu ihr. Dieser Unterton war so abwerten. Und ich musste zugeben, dass mir das gefiel. Ich wusste nicht warum, aber es gefiel mir einfach. Und wahrscheinlich auch mehr, als es eigentlich sollte. Dennoch wollte ich das nicht auf mir sitzen lassen.

"Wenn du damit een Problem hascht, dann kannschte misch auch gerne wieder los lassen!"

"Nein Sasuke, vergiss es. Du würdest den Weg nach Hause eh nicht finden und ich will nicht, dass dir etwas zustößt!", zischte sie mich erneut an.

Ich war zwar nicht wirklich ganz bei mir, aber ihre Stimme klang so...so anders. Ich konnte es einfach nicht beschreiben. Zumindest nicht in diesem Zustand. Dennoch war dort mehr enthalten, als nur die Sorge, dass mir etwas passieren könnte.

Ein leises Seufzen glitt über meine Lippen und ich kramte wieder in meiner Tasche herum auf der Suche nach einer Zigarette. Aber dieses mal sollte es eine sein, ohne einem anderen Anteil, außer Nikotin, Teer und was sonst noch alles darin war.

"Muss das jetzt sein? Meinst du echt, dass du in diesem Zustand noch eine Rauchen kannst?"

"Ja, dass..wird schon gehn"; murmelte ich und zündete die Zigarette an, nachdem ich sie dann auch endlich gefunden hatte.

Ja, so etwas ging. So etwas ging eigentlich immer, zumindest, wenn man sich dabei noch etwas konzentrierte.
 

Den Rest des Weges über schwiegen wir.

Mir fiel es eh viel zu schwer etwas normales zu sagen und sie war viel zu sehr damit beschäftigt mich zu stützen.

Ich bekam auch irgendwie immer weniger mit. Vielleicht lag es auch daran, dass ich einfach nur zu sehr versuchte nicht einfach umzukippen oder sonst irgendetwas anzustellen. Meine Aufmerksamkeit galt jeglich meinen Beinen. Anders hätte ich es wohl kaum geschafft keinen Fuß vor den nächsten zu setzen.

"Wo ist dein Schlüssel?", fragte sie dann auf einmal und ich stellte fest, dass wir auch schon vor meiner Haustür standen.

"Isch glaube, dass der in meiner Tasche ist. Die Frage ist nur, in welscher der sich befinden tut...", brabbelte ich und suchte den Schlüssel.

Geduldig blieb sie neben mir stehen und wartete. Wartete darauf dass die 'Alkoholleiche' irgendwann einmal den Schlüssel ausgegraben hatte.

Als ich ihn gefunden hatte und versuchte die Tür aufzuschließen, nahm sie mir diesen aus der Hand und machte es lieber selbst.

Wer weiß denn schon, ob ich es in diesem Leben noch geschafft hätte?! Und wenn, dann hätte es eh wieder Stunden gedauert, oder bis zu dem Punkt, wo ich dann wieder so einigermaßen nüchtern gewesen wäre.

Sie schleppte mich langsam ins Haus und schloss die Tür hinter sich.

"Und wo ist jetzt dein Zimmer?", murmelte sie, während sie das Licht anschaltete.

"Ehm...", ja in diesem Augenblick musste ich tatsächlich nachdenken, wo mein Zimmer war. Ich wusste es einfach nicht.

"Ja?", fragte sie kurz darauf.

"Ehm, ...die Treppe ruff...u dann...ischts die dritte Tür linksch..", murmelte ich, doch war ich mir nicht all so sicher..

"Na wenn du das sagst.."

Wir gingen die Treppe hoch.

Nun gut, als ein Gehen konnte man es nun wirklich nicht bezeichnen. Sie zog mich eher hoch und ich ließ mich hinter ihr herziehen. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte nur noch eins. Schlafen. Nichts anderes.

Oben angekommen fragte sie mich noch mal, welche Tür es denn sei und ich wiederholte mich noch einmal...



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Mrs_Fantastic
2011-07-24T13:18:45+00:00 24.07.2011 15:18
hey! ich habe die geschichte noch nicht gelesen. aber die alte versione & ich habe sie gerade gesucht & das hier gefunden & wow! Ich finde es klasse, dass du sie überarbeiten willst & werde sie natürlich lesen & diesmalauch kommentieren! ich weiß zwar nicht, wann genau & wie, aber ich verspreche dir jedes kapitel zu kommentieren. ich bine infach froh das diese geschichte noch existent ist, da ich sie aus den augen verloren habe & ich hab diese geschichte geliebt! also bist zum ersten kommentar! :)
Von: abgemeldet
2010-03-31T05:16:10+00:00 31.03.2010 07:16
tolle ff
mach weiter soo
knuff
cherry-neko
Von:  XxGirlyxX
2010-02-21T22:09:10+00:00 21.02.2010 23:09
das kapitel war klasse xD
da du es ja offen gelassen hast das ende, hab ich so das gefühl, als würde sie nicht in sasukes zimmer spazieren ^^
man ist der doof ey -.- drogen sind nicht cool -.-
zum glück hat sakura ihn gefunden, wer weiß, was sonst alles passieren hätte können.
mach weiter so
ich freue mich schon auf das nächste pitel xD
gglg
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-18T09:41:26+00:00 18.02.2010 10:41
ein klasse kapi.. saku bringt sasu also nach hause ^^
gutmütige seele.. hoffe ihr vater kommt nicht all zu schnell nach haus zurück. schreib schnell weiter

greetz
Von:  Studio
2010-02-12T23:05:42+00:00 13.02.2010 00:05
tolle story
schreib schnell weiter
lg
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-11T22:17:05+00:00 11.02.2010 23:17
ein tolles kapi =)
es ist toll das die beiden so ein wenig auftauen in der gegenwart des anderen. ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und was auf dem nach hause weg passiert =D

schreib schnell weiter ^^

greetz
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-09T00:30:05+00:00 09.02.2010 01:30
ich glaube.. ich hab sie schonmal gelesen, bin mir aber nicht sicher. auf alle fälle sehr gelungen. ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht und ich freue mich das sich sasu und saku langsam "anfreunden"
schreib schnell weiter =)

greetz

ps: bekomm ich eine ens wenns weitergeht? ^^
Von:  Deathnaeh
2010-02-07T14:09:40+00:00 07.02.2010 15:09
Hey, ich habe die FF schon damals gelesen und sehr gut gefunden. Leider hab ich sie dann aus den Augen verloren. Bin wirklich froh sie wieder gefunden zu haben, hab lange gesucht. Ich find die Story echt klasse. Lg.
Von:  vanii
2010-01-19T15:38:14+00:00 19.01.2010 16:38
wirklich gute ff bist jetzt und ich finde die idee mit arm und reich wirklich gut
wie du auch alles so beschreibst ist genial und ich freue mich schon riesig wie es weiter geht
saku tut mir total leid und sasu ist einfach ein arschloch bis !jetzt!

schreib schnell weiter

glg

vanii
Von:  piepmatz
2010-01-16T19:12:59+00:00 16.01.2010 20:12
Ja deine Story kenn ich schon.
Ich finde es toll das du beschlossen hast sie wieder zu posten.
Fand sie damals schon gut.
Hoffe du schreibst schnell weiter.
Falls du ENS verschickst, ich würde mich freuen wenn ich eine bekomme.


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