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carry dawn

von

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Gefangen in einem blutigen Netz

Sturmböen peitschten durch das Vergnügungsviertel und rüttelten an den Papiertüren und ließ die Insassen der Häuser zittern, denn seit jeher waren starke Herbststürme ein Anzeichen für drohende Gefahr. Kei stand in einem schwach beleuchteten Raum in einer gähnenden Leere. In dem Zimmer war einfach nichts außer harten Tatamimatten. Nicht ein Mal mehr einen natürlichen Lichteinfall gab es in dem kleinen Raum, sodass es in dem Raum wirklich düster war- und stickig. In dem Zimmer stand die Luft und trotzdem lag kein unangenehmer Körpergeruch im Raum. Wie ging so etwas?
 

Während Kei so über die Konstruktion des Zimmers nachdachte, wurde hinter ihm die Schiebetür kurz geöffnet und rasch wieder zugezogen. „Ich empfange selten Männerbesuch und noch viel seltener ist dieser so feminin…“ Kei hörte die Stimme des jungen Mannes hinter sich und versuchte dessen Alter zu schätzen. Achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre mochte er zählen. Grinsend drehte sich der Vampir zu seinem Opfer um. „Wie ist dein Name?“ „Shunsuke“ Shunsuke war ein zierlicher junger Mann, mit stufigen schwarzen Haaren die bis in seinen Nacken fielen. Kei ging auf den Stricher zu und fasste ihm ins überaus weiche Haar. Keis Augen glänzten vom Blutdurst erhellt rot in der Dunkelheit. „Könnt Ihr zaubern, Herr?“ „Soll ich dich verzaubern?“ „Wird es schmerzhaft sein…?“ „Wenn du es so möchtest…“ Kichernd lehnte sich Shunsuke an Keis Schulter an und zupfte an dessen Reißverschluss. Kei sah auf sein Opfer herab und lächelte freudlos. Mit diesem Knaben würde er viel Spaß haben können, wenn da nicht - „Diese Räume lassen nicht einen einzigen Laut nach außen….“ Kichernd blickte Shunsuke in die glänzenden Augen. „Ihre Augen sehen aus wie die eines wilden Tieres, nur in der falschen Farbe.“ Lachend trat er einen Schritt zurück und besah sich Kei von Kopf bis Fuß. „Tut mir leid, aber Sie wirken ganz und gar nicht menschlich.“ „Weil ich es nicht bin.“ Kei hob die rechte Hand und im nächsten Moment befand sich ein unnatürliches schwarzes Netz in dem dunklen Zimmer, in welchem Shunsuke nun gefangen war. Das schwarze Netz glänzte hier und da rötlich von innenheraus. „Aus was besteht es…?“ „Blut.“ Vor Schrecken weiteten sich Shunsukes Augen.
 

Konnte sein Freier nun wirklich zaubern? Und wieso ausgerechnet mit Blut? Und warum brannten die Stellen an seinem Körper, an denen er das Netz berührte? Er ging einen Schritt zurück und ihm entfuhr ein markerschütternder Schrei, denn er war mit seinem Rücken gegen einen besonders großen Knoten gekommen. „Sei froh, dass du diesen Knoten nicht mit bloßer Haut berührt hast.“ Eisig war die Stimme des blonden Vampirs und Vergnügen spiegelte sich in seinen mystischen Augen. „Macht es Ihnen Spaß, andere zu quälen?“ „Sehr sogar und du hast mir eben noch die Erlaubnis dazu gegeben.“ Ein Schaudern lief über den Rücken des jungen Mannes und verfluchte sich innerlich, auf was er sich da nur eingelassen haben mochte. Warum geriet immer er an die falschen Typen? Seufzend ließ er seinen Kopf hängen, blickte dann aber mit festem Blick zu Kei hinauf, der ihm näher gekommen war. War es wirklich möglich, dass der blonde Schönling durch dieses Netz hindurch gehen konnte? „Warum so schüchtern auf einmal?“ Kei kicherte und Shunsuke glaubte spitze Eckzähne gesehen zu haben, was sein Blut in den Adern gefrieren ließ. „Was Sind sie?“ „Wolltest du mich nach meinem Namen fragen?“ „Nein…“ Kei ging wieder einen Schritt auf sein Opfer zu, welches sich unter dem Knoten durch gebückt hatte und nun nervös durch das Zimmer blickte. Im gehen fiel der schwarze Mantel Keis zu Boden. Warum nicht mit seinem Opfer spielen? Shunsuke beobachtete, wie sich Kei weiter und weiter entkleidete, aber dennoch sich nicht vollständig entblößte. „Hast du Angst?“ „…Ja...“
 

Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Das solltest du auch, Shunsuke… Sag mir, was hältst du davon mir deinen schönen Körper zu zeigen? Immerhin zeige ich dir auch den meinen.“ Shunsuke merkte, dass das keine Bitte war, eher ein Befehl. Mit zittrigen Händen fing er langsam an, sich seiner Kleider zu befreien, doch tat er es mit einem verdammt unguten Gefühl in der Magengegend. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, komplett schutzlos zu sein, wenn er sich seiner Kleidung vollständig entledigt hätte. Kei roch das Blut des anderen und wie es wild in seinem Körper floss, Adrenalin sich vermehrte und sein Herz zu rasen begann. Sein Durst wurde von Moment zu Moment stärker und würde nur noch schwer zu bändigen sein, doch sein kindliches Gemüt wollte noch etwas spielen. Nur noch ein bisschen. „Du bist so schön. Ich kann von hier aus sehen, wie zart deine Haut ist, wie gewandt du deine Finger bewegen kannst und welch wohligen Gefühle dein Körper unter meinem wecken würde. Also, komm näher zu mir!“ Das empfand Shunsuke nicht nur als Drohung, Keis gieriger Blick bereitete ihm großes Entsetzen, doch konnte er sich ihm nicht entziehen. Wie unter einem Bann ging er nun nicht mehr rückwärts, sondern auf Kei zu, wenn da nicht dieses Netz aus Blut um ihn herum gewesen wäre. Als er mit seinem nackten Arm das Netz streifte, entfuhr ihm ein gellender Schrei und auf seiner Haut bildete sich ein dunkel roter Fleck, der schnell immer dunkler wurde und eigenartig prickelte, nachdem der Schmerz nachgelassen hatte. Doch der Schmerz half Shunsuke nicht, sich aus dem Bann Keis zu befreien, welcher ihn gefangen hielt und ihn zu seiner willenlosen Marionette machte. Kei sorgte dafür, dass Shunsuke zu taumeln beginn und mit mehreren Körperteilen sein Spinnennetz streifte, jedes Mal unter einem sengenden Schmerz. Es breitete ihm große Freude, sein Opfer so leiden zu sehen, ohne dass es eine Chance besaß, sich seinem Schicksal zu entziehen. Als Shunsuke schlussendlich nur noch wenige Zentimeter von dem Vampir entfernt war, war sein Körper mit dunklen Malen übersät und ein fauliger Geruch lag in der Luft. Fast zärtlich strich Kei mit seiner eisigen Hand über die Wange des jungen Mannes, dann über seine Kehle und zupfte ein paar längere Strähnen zu Seite. Haare im Mund empfand er als nicht besonders schmackhaft. Mit einem seligen Lächeln beugte sich Kei nach vorne, biss Shunsuke in den Hals und saugte das Blut aus dem faulenden Körper heraus. Es dauerte nicht lange, da sackte der Körper zusammen und fiel mit einem dumpfen Klang auf die Tatamimatten. Als sich Kei mit seinen Kleidern am Körper der Tür näherte verschwand das blutige Netz und zurück blieb nur ein verwester Körper eines vorher sehr attraktiven jungen Mannes. Leise schloss er dir Tür hinter sich, verließ das Bordell unbemerkt und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
 

Vor dem Brunnen traf er auf Mikaru. „Du stinkst nach Gammelfleisch!“ Mit dem bissigen Kommentar verbunden war ein Nasenrümpfen von Seiten Mikarus. Als Kei den Mund öffnete, um Mikaru etwas zu entgegnen, warf dieser rasch ein: „Nein, ich will gar nicht wissen, was du angestellt hast.“ Kichernd trat das rötliche Leuchten erneut auf Keis Augen, verschwand aber genauso schnell wieder. „Ivy ist schon voraus… ich werde noch auf Denka warten.“ „In Ordnung. Bis später…“ Und damit entschwand auch Kei der nächtlichen Verführung in Richtung Park, ohne auch nur noch einen Blick über die Schulter zu werfen.
 

~~*~~
 

Denka spazierte durch die engen Gassen der einzelnen Freudenhäuser und wusste nichts mit sich anzufangen. Er hatte sich nicht sattgetrunken, aber dennoch war da eine Unlust in ihm, die die anderen wohl noch nie gekannt hatten, doch woher kam sie? Der Vampir blieb stehen und strich durch sein hell braunes Haar. Was sollte er nun also mit der Zeit, die ihm gegeben war, anfangen? Nach wenigem hin und her grübeln kam Denka zu dem Schluss, dass es definitiv nicht schaden konnte, wenn er noch etwas mehr trank, jedenfalls würde es IHM nicht schaden. Mit einem breiten Grinsen steuerte er also das nächst beste Bordell an, denn wie die anderen schon sehr früh feststellen mussten, Denka war alles andere als wählerisch. Mit einem lauten Knarren zog er die Tür beiseite und trat in einen freundlich wirkenden Empfangsraum. War das schon immer so? Fragte sich Denka und überlegte, wann er das letzte Mal in einem Freudenhaus war? Er musste feststellen, dass das schon ein paar Jahrzehnte her war und sicherlich veränderten sich die Freudenhäuser nach den Ansprüchen der Zeit und ihrer Kunden. So in seinen Gedanken versunken, bemerkte er den kräftigen alten Mann nicht, der an ihn heran getreten war.
 

„Junger Herr…?“ „Ja?“ „Haben Sie einen bestimmten Wunsch?“ „Nein…“ Naja, irgendwie war das ja gelogen, aber irgendwie auch nicht. Dennoch hatte Denka nie besonders hohe Ansprüche an andere Leute, schon gar nicht an seine Opfer. Nur willig mussten sie sein, denn er spielte nicht gerne, wie es die anderen taten. Für ihn war es nichts anderes als Nahrungsbeschaffung und mit dem Essen spielte man bekanntlich ja nicht. Also nahm er die Frau, die dem Eingang am nächsten war, bei der Hand und forderte sie auf, ihm den Weg zu zeigen. „Ja, Herr…“ Sie ging ihm voran und sah sich immer mit leicht hervorstehenden blauen Augen nach Denka um. Beide erschraken, als sie in ihr Zimmer kamen. Denka, weil die Wände über und über mit Spiegeln bestückt waren. Die Prostituierte, weil sich Denka nicht in einem einzigen spiegelte. Zum Glück war die Tür bereits verschlossen gewesen, sodass außer Denka niemand ihren Entsetzensschrei hatte hören können. „Was ist? Warum schreist du so?“ Warum Denka so unschuldig und unwissend tat? Das wusste er selbst nicht, aber er fand, man müsse den Dingen ihren Lauf lassen und so auch in dieser Situation. „Du….Si..Sie haben kein Spiegelbild!“ „Ja und?“ „Na…..“ Darauf wusste die Frau mir den hervorstehenden Augen auch nichts zusagen. Denka war nicht der Meinung, dass Kurtisanen dumme Menschen wären, doch in diesem Fall hatte er wohl eine besonders unbedarfte Frau erwischt. Eigentlich konnte ihm das ja auch egal sein. Ein Seitenblick, eine schnelle Bewegung und die Frau wurde von Denka an die Wand gepresst, bekam nur noch schwer Luft, den sein Arm lag auf ihrer Brust. Schweratmend warf sie ängstliche Blicke zu ihm hoch, denn sie ertrug es nicht, ihrem Gegenüber lange in die Augen zu blicken. Sie wirkte wie ein verschrecktes Huhn auf Denka und so fing er an, zu lachen. Und es war kein freudloses Lachen. „Was ist so amüsant?“ „Du und dein dämlicher Gesichtsausdruck sind amüsant.“ So beleidigend war Denka sonst nicht, aber seine Unlust wurde in den letzten Sekunden immer stärker. Er empfand in letzter Zeit sehr viel Hass und insgeheim fragte er sich, ob so viel Hass selbst für einen Vampiren gesund sein konnte.
 

Die aufgeregte Frau spürte den Hass in ihm aufsteigen und wunderte sich, was Denka so verärgern mochte. „Handeln Sie nie aus Hass heraus. Diese Taten bereut man immer im Nachhinein. Es sind die Taten die einem immer zu schaffen machen werden…“ „Danach hat dich niemand gefragt.“ „Nein, aber… „Da gibt es kein aber. Du redest nur, wenn du gefragt wirst.“ „Sie tun mir Unrecht.“ „Das mag sein, aber danach wird nach dieser Nacht auch niemand mehr fragen.“ Und bevor sie noch ein einziges weiteres Wort hätte sagen können, versenkte er seine Reißzähne in ihrem üppigen Hals und saugte ihr umgehend das Blut aus dem Körper. Es lag doch kein Sinn darin, sie weiter am Leben zu lassen. So Frauen wie sie, waren im Übrigen sehr nervig und aus unerklärlichen Gründen regte sich Denka tierisch über diese Frau auf. Nach dem sie tot war sah er sich in dem kleinen spiegelnden Raum um. Es war ein sehr eigenartiges Gefühl durch einen Raum voll Spiegel zu wandern, ohne sich auch nur in einem zu erblicken. Seufzend wandte sich der hellhaarige Vampir von den vielen Spiegeln ab, ging durch die Tür hinaus und hoffte darauf, dass sein unergründlicher Zorn nicht von allzu langer Dauer sein mochte, denn Denka musste feststellen, dass er sich selbst in so einem Zustand nicht ausstehen konnte. Alos würden es die anderen noch viel weniger können.



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