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Sasoris Kunst

Leben eines Nuke-nin
von

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Stille

Stille
 

Die Ruhe ist die natürliche Stimmung eines wohlgeregelten, mit sich selbst einigen Herzens. Still ist der Mensch, der mit seinem Leben zufrieden ist, denn in der Stille reifen die großen Dinge.

Aber natürlich gibt es verschiedene Arten von Ruhe. Die Friedvolle ist nur eine davon.

Die Ruhe, die Sasori no Akasuna bevorzugte, war die konzentrierte, und dennoch entspannte Stille. Die angespannte, geladene Stille, oder die berühmte "Ruhe vor dem Sturm", konnte er nicht besonders gut leiden, aber jede Art von Geräuschlosigkeit war besser als die, die nicht existierte.
 

Sasori befand sich gerade in der äußerst glücklichen Lage, seine Lieblingsruhe genießen zu dürfen. Er war von Natur aus nicht arbeitsscheu und hatte es sich herausgenommen, unter seinem Zimmer, dass er sich mit seinem Teampartner Deidara teilen musste, eine eigene Werkstatt zu errichten. Dort saß er jetzt, vollkommen entspannt, und beobachtete die unschuldig glitzernde, aber hochgiftige Flüssigkeit in dem Reagenzglashalter vor sich, die sich langsam violett färbte.
 

Das Giftmischen war für einen Marionettenspieler eine unerlässliche Tätigkeit, mit der die Effektivität der Kampfpuppen um einiges gesteigert werden konnte, und auch musste. Dies hier war seine neuste Kreation, die zwar an Metall und Holz keine sichtbaren Spuren hinterließ, menschliches Fleisch und Stoff jedoch in wenigen Minuten vollkommen zersetzte. Dagegen gab es kein allgemein bekanntest Gegengift. Und selbst wenn, es wäre so selten, dass es niemand auf einer Mission mit sich führen würde.
 

Aber Sasori war nicht dumm... Für alle Fälle bereitete er immer erst, oder zumindest zeitgleich, ein Gegenmittel zu. Dieses würde er auch gleich testen können und dann-
 

"Sasori no Danna, un!", hallte eine laute Stimme an seine Ohren und die Tür zu seiner Werkstatt wurde aufgerissen.

Oh nein. Nicht schon wieder. Da war sie wieder, die Fleisch gewordene Lärmbereitschaft. Der Chaosninja Nummer eins. Das augenzuckenverursachende Nervenbündel. Sein fünfmal verfluchter Missionspartner, der absolut nichts an seiner Kunst, dem Marionettenspiel, zu schätzen wusste. Deidara.
 

"Sasori no Danna! Hidan ist so ein beschissener Idiot, un! Wenn ich dem das nächste mal über den Weg laufe dann-" Weiter kam der blonde Shinobi nicht, denn in diesem Moment stolperte er über einen herumliegenden, hölzernen Arm. Deidara gab einen überraschten Laut von sich, taumelte vorwärts und wollte sich an dem Werktisch abstützen, um nicht zu fallen. Dabei stieß er jedoch den metallenen Ständer mit den Reagenzgläsern um und Sasoris mühsam zusammen gemischte Gifte ergossen sich über die Arbeitsfläche.
 

Sasori, der bei dem Zusammenstoß seines Partners mit dem Tisch aufgesprungen war, starrte wie paralysiert auf die dunkle Pfütze, die sich auf dem Holz ausbreitete. Ganz langsam, wie in Zeitlupe, wandte er sich seinem Partner zu, der nun auch die Sauerei bemerkt hatte.
 

"Upps... Äh, ich mach das gleich weg, nicht böse sein, no Danna, un!", stotterte der Blonde, dem die leichten, aber doch sichtbaren Anzeichen der Wut in den Augen seines Meisters nicht entgingen.

Hastig sah der Explosionsfanatiker sich um, schnappte sich einen Stoffetzen von einer halbfertigen Puppe und wollte die Flüssigkeit aufwischen.
 

Der Marionettenspieler schloss indes die Augen und zählte innerlich bis zehn, um sich wenigstens einigermaßen beruhigen zu können. Deidara war so... Ach, dafür gab es keine Worte. Obwohl es 'selten dämlich' doch recht gut traf.

Noch ehe der Rothaarige bei der 5 angekommen war, unterbrach ein schmerzerfüllter Schrei seine Gedanken.

Sofort öffnete er die Augen wieder, nur um zu sehen, dass seine neuste Kreation außerordentlich gut funktionierte. Die violette Flüssigkeit auf der Tischplatte blubberte leise, von dem Lappen war nichts mehr zu sehen und Deidara starrte mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf seine Hand.
 

Mit einem lautlosen Seufzen überwand Sasori die wenigen Meter Abstand und schnappte sich mit einem groben "Zeig mal her!", die Hand seines Partners.

Die Wunde war nicht groß, der Blonde musste rechtzeitig zurück gezuckt sein. Dennoch waren Haut und Muskeln am rechten Daumen, Zeige- und Mittelfinger stark beschädigt und auch die Handfläche war blutig und wies viele Blasen auf. Der darauf befindliche Mund gab würgende Geräusche von sich, Deidara selbst schien den Tränen nahe und versuchte instinktiv, seine Hand zurückzuziehen.
 

Den Marionettenspieler ließen die Schmerzen des Blondes relativ kalt, viel mehr bewunderte er zum wiederholtem Male seine Genialität. Sicher, die Tinktur musste noch etwas verbessert werden, damit sie auch wirklich tödlich war, aber es war ein Anfang... Vielleicht war es doch gut, dass Deidara hier so hereingeplatzt war. Woher bekam man sonst ein so bereitwilliges Versuchskaninchen?
 

Der Rothaarige ließ die verletzte Hand los.

"Da drüben findest du ein Waschbecken. Reinige die Wunde.", befahl er, bevor er sich mit emotionsloser Miene abwandte und in einem Regal an der gegenüberliegenden Seite des kleinen Raumes nach dem Gegenmittel suchte.
 

Eigentlich war ihm die Verletzung des Anderen ja vollkommen egal, aber durch die Hand konnte der jetzt mehr schlecht als recht seine Jutsus ausführen und das war eine Behinderung im Kampf. Zweifellos würde sich die Wunde in der nächsten Viertelstunde ausbreiten und Deidaras kompletten Arm für immer funktionsuntüchtig machen. Der Blonde würde dann bald im Kampf - oder von Hidan - umgebracht werden und sie mussten ein neues Mitglied beschaffen. Natürlich war er, Sasori, es dann, der sich den Ärger mit Pain antun durfte. Nein, darauf hatte er wahrlich keine Lust.
 

Doch er musste zugeben, bis jetzt hatte sich sein Partner doch immer ganz gut behaupten können. Um genau zu sein war es ein Wunder, dass er ihn nicht schon längst selbst getötet hatte. Schon ihr erstes, mehr oder weniger richtiges Gespräch, hatte ihm dafür Anlass genug gegeben.
 

~Flashback~
 

„So eine Scheiße! Un! Warum ausgerechnet ich!?“, fluchte Deidara laut und trat einmal mit voller Wucht gegen das Bett.

Hinter ihm öffnete sich die Tür und jemand kam herein. An dem schleifenden Geräusch erkannte er, dass es sein neuer Missionspartner war. Auch das noch!

„Wenn du fertig damit bist, die Einrichtung zu demolieren, könnten wir vielleicht einige Dinge klarstellen.“, meinte das bucklige Vieh.

„Klarstellen!? Was denn klarstellen, un!? Diese Organisation ist beschissen! Warum habe ich ausgerechnet dich als Partner gekriegt, un!?“, motzte der Blonde und kam drohend auf ihn zu.

„Mir hängt die ganze Sache ohnehin schon zum Hals raus! Und nebenbei bemerkt, un, ich werde mir garantiert nicht ein Zimmer mit so einem buckligen Alten wie dir teilen, un!“
 

Von seinem Wutausbruch vollkommen unberührt, erwiderte Sasori: „Das wirst du auch nicht. Unter diesem Zimmer befindet sich eine von mir eingerichtete Werkstatt, in der ich mich hauptsächlich aufhalten werde, wenn wir nicht auf Mission sind. Dieser Raum ist für dich tabu, wenn du auch nur einen Tag hier überleben willst, klar?“

„Es interessiert mich einen Dreck, wo du bist, solange es nicht in meiner Sichtweite ist!“, entgegnete der Explosionsfanatiker sauer.

„Gut“, meinte der Andere jetzt auch gereizt, „dann sind wir ja einer Meinung.“
 

Dann bewegte sich das Ding – Deidara war nicht sicher, ob es wirklich ein Mensch war – an ihm vorbei. Wie aus dem Nichts öffnete sich plötzlich eine Klappe im Boden, hinter der man gerade noch so eine dunkle Treppe erkennen konnte. Nachdem sein Partner verschwunden war, fügte sich die Klappe nahtlos in den staubigen Boden ein.
 

~Flashback Ende~
 

Deidara unterdrückte ein Wimmern, seine Hand brannte wie Feuer. Irgendetwas war doch heute faul! Erst diese bescheuerte Mission, bei der er von einer von ihm selbst verursachten Explosion zurückgeschleudert wurde, mit voller Wucht im Dreck gelandet war und sich vor den Augen seines Dannas komplett lächerlich gemacht hatte. Dann Hidan der lauthals verkündet hatte: "Deidara, du brauchst länger im Bad als eine Frau!" Ja, wie sollte er denn sonst den ganzen Schmutz weg kriegen!? Jetzt auch noch diese... diese... verfluchte Säure oder was auch immer, die ihm die Haut verätzte. Und was tat sein Danna?! Der sagte ihm, er solle das Zeug rauswaschen und suchte schon wieder nach neuen Zutaten, um - so vermutete er - das verschüttete Teufelszeug zu ersetzen.

Himmel, was hielt ihn eigentlich in einer Organisation wie Akatsuki?! Er hatte einen grauenhaften Partner, einen grauenhaften Leader und grauenhafte Missionen. Ehrlich mal, an Informationsbeschaffung hatte er eigentlich nicht gedacht, als er dieser Sekte beigetreten war!
 

Dass Sasori sich nie beschwerte, machte es auch nicht besser. Mit ihm war es kaum auszuhalten - vor allem, wenn er in Hiroku steckte, was so gut wie immer der Fall war. Er verstand einfach nicht, warum der Suna-nin so vernarrt in diese Puppe war. Seine reine, unschuldige Stimme wirkte durch sie rau und verzerrt. Es war mit Sicherheit umständlich, sich im täglichen Leben in ihr zu bewegen, jedenfalls fehlte ihr die Eleganz der anderen Mitglieder. Und natürlich war das Ding potthässlich.

Wenn sein Partner in Hiroku steckte, war es immer, als hätte er nicht nur eine materielle Mauer um seinen Körper, sondern auch eine psychische um seine Seele gezogen. Er war dann so unnahbar, so kalt.
 

Deidara konnte diese Vorsichtsmaßnahme verstehen, wenn es um die anderen Mitglieder ging, die zum größten Teil keine Ahnung hatten, wie ihr Kamerad in Wirklichkeit aussah. Aber bei ihm war das doch unnötig, zählte er doch zu den wenigen Menschen hier, die sein Geheimnis kannten. Trotzdem verschwand der Nuke-nin immer in Hiroku, sobald er ihr gemeinsames Zimmer oder auch nur seine Werkstatt verlassen musste.
 

Natürlich, wäre es nach dem Marionettenspieler gegangen, hätte auch er ewig im Dunklen getappt. Er erinnerte sich noch genau an damals, kurz nach seinem Beitritt, als er seine erste Mission mit Sasori erhalten hatte.
 

~Flashback~
 

Er stand in dem nun leeren Zimmer und fühlte sich auf einmal vollkommen fehl am Platz.

Das fing ja super an. Sein Teampartner hatte sich in sein eigenes kleines Reich zurückgezogen. Was sollte er jetzt machen?

Deidara verspürte nicht die Lust raus zu gehen, also setzte er sich auf sein Bett und begann kleine, explosive Tonfiguren mit den Mündern in seinen Händen zu formen.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und der Explosionsfanatiker hatte gerade noch Zeit, seine Bomben zu verstecken, als sie auch schon geöffnet wurde.

In der Tür stand ein Mann, dessen Gesicht fast vollkommen verhüllt war. Einzig seine roten Augen mit den grünen Pupillen stachen hervor. Er trug denselben Mantel wie alle hier, schien also ein Mitglied von Akatsuki zu sein. Natürlich, wer sonst käme in diesen unterirdischen und schwer geschützten Bunker sonst herein?
 

„Ach... Du bist der Neue, nicht wahr?“, fragte der Kerl milde interessiert.

„Ja.“, knurrte Deidara verärgert und stand auf.

„Mein Beileid, du hast tatsächlich Sasori als Partner bekommen? Mit dem ist nicht zu spaßen.“, sagte er ohne jegliche Anteilnahme. „Weißt du, wo er ist?“

„Sasori wird mir nichts anhaben können, un. Und was du ihm zu sagen hast, kannst du auch mir sagen, ich werd's ihm ausrichten.“ Wenn Sasori oder dieser Typ hier Ärger machten, würde er sie einfach in die Luft sprengen, da war nichts zu machen.
 

Der Vermummte verengte die Augen und als er wieder sprach, hatte seine Stimme jegliche Freundlichkeit verloren: „Schön. Wie du meinst.“ Er zog eine Schriftrolle aus seinem Mantel heraus und warf sie ihm zu.

„Ihr habt eine Mission. Du solltest sie ihm gleich geben.“ Zeichnete sich da ein Lächeln unter dem Tuch ab? „Sasori wartet nicht gerne.“

Dann drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich.
 

Deidara öffnete die Schriftrolle und begann zu lesen. Sie sollten einen Informanten umbringen. Keine große Sache. Eine typische Anfängermission, wahrscheinlich um seine Fähigkeiten zu testen.

Der Blick des Iwa-nin wanderte zu der versteckten Tür im Boden und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Verbot hin oder her, sie hatten eine Mission und da konnte Sasori es ihm ja wohl kaum übel nehmen, wenn er ihn davon unterrichtete.
 

~Flashback Ende~
 

Erst im Nachhinein war ihm klar geworden, wie dumm er sich damals verhalten hatte. Auch für Kakuzu hatte man einen Partner gesucht und es war sein Glück, dass er Sasori bekommen hatte. Der Taki-nin war nämlich sehr jähzornig und sobald er ein Problem mit jemandem hatte, brachte er ihn einfach um. Mit ihm hätte er kaum eine Mission überstanden. Genau genommen konnte er also vom Glück reden, dass der Andere bei ihrer ersten Begegnung gute Laune hatte. Später dann konnte er all seine Energien an Hidan auslassen und Deidara war aus dem Schneider.
 

Im Gegenzug hatte er sich mit Sasori rumschlagen müssen. Wenn er auch nur selten versuchte ihn tatsächlich umzubringen oder kurz davor war, würde er wohl einen Teufel tun, ihm zu helfen. Selbst auf ihren Missionen teilten sie sich oft auf, denn ihr Teamwork war nicht besonders gut.

Das bewies auch die Sache mit der Säure heute wieder einmal blendend. Sasori tat überhaupt nichts, um zu verhindern, dass das Zeug sich weiter ausbreitete.
 

Wütend und das Gesicht noch immer vor Schmerz verzogen, stapfte Deidara in den hinteren Teil der Werkstatt, wo sich das Waschbecken befand. Mit seiner unverletzten Hand drehte er den Hahn auf und ließ das Wasser über die Wunde laufen. Er musste zugeben, die herrliche Kälte war wie Balsam und betäubte den Schmerz tatsächlich für einige Sekunden. Dennoch sah seine Hand aus, als hätte Kisame ihr etwas mit Samehada übergezogen.
 

"Deidara."

Angesprochener fuhr erschrocken herum und bespritzte Sasori, der plötzlich hinter ihm stand, aus Versehen mit einer Ladung Wasser.

Der Rothaarige schloss für einen Moment die Augen, fast, als würde er das kühle Nass genießen, doch der Blonde wusste, dass das Gegenteil der Fall war. Sein Meister war stinksauer.

"T-Tut mir Leid, un!", brachte er mühsam hervor. Die Verletzung an seiner Hand begann wieder schmerzhaft zu pochen und er spürte, wie sie sich weiter ausbreitete. Langsam machte sich eine gewisse Panik in ihm breit, doch er bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Nicht vor seinem Danna, dem Einzigen, vor dem er so etwas wie Respekt hatte.
 

"Zeig her.", erwiderte Sasori nur und erst jetzt bemerkte der Blonde das kleine Fläschchen in dessen Hand. Das war es also, was er in dem Regal gesucht hatte.

Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte der Explosionsfanatiker seinem Partner den Arm entgegen. Dieser ergriff ihn nicht gerade sanft und besah sich die Wunde.

Es war ein seltsames Gefühl für Deidara, dem Rothaarigen so nahe zu sein. Nicht oft hatte er so eine gute Gelegenheit, dessen Gesicht zu betrachten und erneut wunderte er sich, wie jemand, der doch um einiges älter war als er selbst, der ja die 20 schon bald erreicht hatte, aussehen konnte wie ein Jugendlicher.

Damals, als er ihn zum ersten Mal so gesehen hatte, hatte es ihn schlichtweg umgehauen. Gedanklich, versteht sich.
 

~Flashback~
 

Deidara tastete auf dem Boden nach der Klappe. Nur mit Mühe fand er die kaum erkennbaren Ränder  und zog sie hoch. Eine kleine Treppe führte in einen dunklen, erdigen Gang. Kurz sah er sich um, dann machte er sich auf den Weg nach unten. Was konnte ihm denn schon groß passieren?
 

Die Antwort erhielt er sofort – nur ein leises Klicken warnte ihn vor. Dann sausten auf einmal von allen Richtungen her nadelförmige Senbon auf ihn zu.

„Scheiße!“, entfuhr es ihm und er warf sich auf den Boden. Die Waffen zischten über seinen Kopf hinweg.

Doch er hatte keine Zeit aufzuatmen, denn schon ertönte ein weiteres, unheilverkündenes Schaben.

Ein Spalt im Boden hinter ihm hatte sich geöffnet, sodass er sich jetzt mit auf ihn zurasenden, um sich selbst rotierenden Sägeblätterm konfrontiert sah.

Die Senbon waren nur dazu da gewesen, einen potentiellen Feind auf den Boden zu locken, um ihn dann mit dieser Falle zu treffen. Verflucht!

Deidara rollte sich zur Seite weg, aber schon hörte er das nächste Klicken – der Gang musste musste gerade zu gespickt sein mit Fallen.

Mit großer Mühe richtete er sich auf und griff nach einem Kunai. Gerade noch rechtzeitig um den Hagel an Shuriken auszuweichen, welche von der Seite angeschossen kamen.
 

In den nächsten zehn Minuten erging es ihm ähnlich, der Blonde war nur noch damit beschäftigt, den versteckten Waffen auszuweichen oder diese zu parieren. Inzwischen war er am ganzen Körper mit Kratzern übersäht, doch gleichzeitig rückte das Ende des Ganges immer näher.

Warum zum Teufel waren hier so viele Fallen!?
 

Schließlich hatte er es geschafft. Am Ende des Flures befand sich eine Tür. Sie war verschossen aber Deidara sprengte das Siegel einfach weg. Sasori würde was von ihm zu hören bekommen!

Als er jedoch den Raum hinter der Tür betrat, war er doch nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm da bot. Er war geradezu vollgestopft mit Waffen, aber nicht nur das: An den Wänden hingen im Dunkeln kaum erkennbare Gestalten, die unheimlich an Menschen erinnerten. Es gab ein großes Bücherregal und ein zweites, mit allerlei Flaschen und Gläsern. War das hier ein Labor, oder was!?
 

Doch dann erkannte er, dass die Gestalten an den Wänden keine Menschen waren, sondern lebensgroße Puppen. Einzelne, hölzerne Körperteile waren auf Werkbänken verteilt, offenbar hatte erst vor kurzem jemand an ihnen gearbeitet.
 

Das wohl Schockierendste jedoch war Sasori selbst: Er befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Wer auch immer in das Geheimversteck eingebrochen war und, ohne das Deidara es bemerkt hatte, all die Fallen im Gang vorbereitet hatte, schien es auf seinen Teamkollegen abgesehen zu haben.

Sasori lag da, in der Mitte des Raumes... verteilt.
 

Der Explosionsfanatiker trat vor. Er musste eine Weile suchen, bis er den Kopf gefunden hatte und schluckte.

„Also, ich hab ja geahnt, dass Sasori nicht besonders stark ist, un. Aber das er sich so leicht besiegen lässt!“, gab er grinsend von sich und hob den Kopf auf. Noch war er zu betäubt, um sich darüber zu wundern, dass nirgendwo Blu zu sehen war.

„Leicht zu besiegen, ja?“, fragte auf einmal eine Stimme hinter ihm und er fuhr herum. Dabei ließ er Sasoris Kopf fallen. Das Tuch, welches dessen Mund verdeckte, löste sich.
 

Hinter ihm stand... ein Junge. Anders konnte er es nicht ausdrücken.

Seine roten Haare fielen sofort auf. Sie standen im perfekten Einklang mit seinen graubraunen Augen. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln, das ihn jedoch in keinster Weise höflich, sondern eher überheblich wirken ließ.

Ein Jugendlicher, ein Teenager – und er trug einen Akatsukimantel. Was hatte das zu bedeuten!? War das ein Shinobi? War er es, der Sasori umgebracht hatte?

„Hm, ich weiß ja nicht was du mit Sasori gemacht hast, aber gegen mich hast du keine Chance.“, meinte er selbstsicher und griff nach seinem Ton.
 

Der Fremde hob eine Augenbraue und senkte den Blick bedeutungsschwer zu dem Kopf hinab. Von dieser Reaktion irritiert sah er ebenfalls dort hin – und hätte vor Schreck beinahe seinen Lehm fallen gelassen.

Dieses... Dieses Gesicht! Es war nicht menschlich, es war... Das einer Puppe!
 

„Komm schon. Hast du wirklich geglaubt, das wäre mein echter Körper?“, fragte der Junge spöttisch.

Mein...? Was sollte das heißen?

„Ich bin ein Marionettenspieler, Deidara. Ich bin Sasori no Akasuna.“
 

~Flashback Ende~
 

Sasori war zufrieden mit dem, was er sah. Das Gift war ziemlich verdünnt und so weniger gefährlich gewesen, funktionierte aber anscheinend recht gut. Mal sehen, ob das auch auf das Gegenmittel zutraf.
 

Der Puppenspieler öffnete die Flasche, die kaum länger als sein Zeigefinger war, und tröpfelte ein wenig von der darin enthaltenen, farblosen Flüssigkeit auf Deidaras Handfläche. Vorsichtig, und von wissenschaftlichem Interesse geleitet, verrieb er die Tinktur. Die Zusammensetzung stoppte nicht nur die Ausbreitung der Wunde, sondern regte auch die Zellteilung an und förderte somit die Heilung. Naja, jedenfalls theoretisch. Das ein oder andere Mal kam es schon vor, dass Sasoris Reaktionen anders verliefen, als er es sich vorgestellt hatte.

Aber neue Gifte und Gegengifte herzustellen, war eine Kunst, in der er geübt war. Deshalb kannte er das Risiko genau und forschte ständig weiter, um individuell perfekte Tinkturen zusammensetzen zu können.
 

Diesmal jedoch konnte sich Das Ergebnis durchaus sehen lassen. Die Blutung wurde fast augenblicklich gestoppt und ein leises Aufseufzen Deidaras verriet, dass auch der Schmerz gehemmt worden war. Ein willkommener, wenn auch relativ unwichtiger Nebeneffekt.
 

Sasori ließ die behandelte Hand los und verschloss das Fläschchen wieder.

"Lass dir von Zetsu eine Heilsalbe geben und dann verbinde die Hand.", sagte er, womit die Sache für ihn erledigt schien. Neben ihm selbst und eventuell noch Kakuzu, war Zetsu der Einzige in der Organisation, der etwas von Heilung verstand. Mochte an seinem 'naturverbundenem' Wesen liegen, oder woran auch immer. Ein Glück, dass der Kanibale erst kürzlich von einer seiner Missionen zurückgekehrt war, wenn er auch sicher gleich wieder die nächste bekommen würde.
 

Während der Marionettenspieler nach irgendeinem Material Ausschau hielt, mit dem man das Gift aufwischen konnte, ohne das es sich auflöste, murmelte Deidara ein leises "Danke, no Danna, un." und verschwand kurz darauf aus Sasoris Werkstatt.
 

Der Puppenspieler sah ihm nicht nach. Es war schon irgendwie verwunderlich, dass dieser Chaot sich überhaupt noch hier her traute. Der Suna-nin war der Einzige, der sich unter wirklich jedem, der ihm und Deidara zur Verfügung gestellten Räume eine Art Keller angelegt hatte. All seine unfertigen Puppen, Werkzeuge und Zutaten ließen sich in einer Schriftrolle versiegeln. Eine Werkstatt für die Hosentasche. Das Verbot, diesen Raum zu betreten, hatte er nie aufgehoben. Dennoch setzte sich sein Teampartner immer wieder auf's Neue darüber hinweg. Nun, man sah ja wie das endete. Wenn er daran dachte, was das erste mal passiert war...
 

~Flashback~
 

„D-Du bist Sasori!?“, brachte Deidara mühsam hervor.

„Richtig. Und jetzt, da du es weißt... Werde ich dich wohl töten müssen.“, erwiderte er vollkommen ruhig und ohne eine Spur Bedauern.

Der Iwa-nin spannte sich an. „Das hättest du wohl gerne, un! Ich werde dich besiegen, ist doch ein Kinderspiel, un!“

Sasori lächelte. „So wie du aussiehst, bist du in spätestens einer Viertelstunde vollkommen bewegungsunfähig.“

„Was soll das heißen, 'so wie ich aussehe'!?“, rief er zornig.

Der Rothaarige warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, als wäre das eine rein rhetorische Frage gewesen. „Du bist verletzt.“, sagte er nur.
 

Deidara blinzelte. Er war so überrumpelt, dass seine Hand der soeben geformten Spinne aus Versehen ein Bein abbiss.

„Wie bitte?“

„Du bist verletzt. Von den Fallen in dem Gang, nehme ich an.“, erklärte der Akatsuki, als rede er über das Wetter.

„Ja... und?“

„Die Waffen waren vergiftet. Du solltest die Schmerzen bald spüren, sie kommen ziemlich... explosionsartig.“

„E...Explosions...? Sag mal, was soll der Scheiß denn, un!? Machst du dich über mich lustig!?“, schrie der Blonde. Nun, da er seine Fassung endlich zurück hatte, zog er seine Hand aus der Shinobitasche und schleuderte die spinnenförmige Bombe auf Sasori. Sie landete direkt auf seinem Kopf. Als nichts weiter passierte, wanderte die Augenbraue des Rothaarigen Richtung Stirn und er sah ihn an, als hielt er ihn für unzurechnungsfähig.

„Ha! Ich werd dir deine dämliche Visage sowas von zerstören, mach dich auf was gefasst, UN!“, rief er siegessicher und formte sein Fingerzeichen.

„Art s a Bang! KATSU!“
 

„...“

Nichts passierte.

„Was zum...?“

Plötzlich durchzuckte ihn selbst ein grässlicher Schmerz und mit einem Stöhnen ging er in die Knie. Was war das nur? Sein Innerstes fühlte sich an, als würde es zerreißen!

Langsam kam Sasori auf ihn zu. Mit einer lässigen Bewegung fegte er die Spinne von seinem Haupt, als wäre sie wirklich nicht mehr als ein lästiges Insekt.

„Auch wenn die Schmerzen erst jetzt einsetzen, dein Chakra konntest du bereits nicht mehr kontrollieren, als du diesen Raum betreten hast. Und ohne Chakra sind deine Bomben nichts weiter als ein paar hässliche Tonfiguren.“
 

Deidara wollte ihm widersprechen, wollte ihn beschimpfen, ihn töten – aber er schaffte es nicht einmal, den Blick zu heben. Seine Eingeweide schienen sich wie Schlangen zu winden und sein Kopf fing an zu dröhnen, als würde jemand darin gegen einen Gong schlagen. Er begann am ganzen Leib zu zittern, Übelkeit, Schwindel und ein ständiger Hustenreiz quälten ihn. Seine Haut brannte und sein Fleisch fühlte sich an, als würde jemand mit einem Messer darauf einhacken.
 

„Es tut weh, nicht wahr?“, sagte sein Partner leise und kniete sich neben den, inzwischen am Boden liegenden, Deidara.

Der Blonde keuchte, unfähig eine Antwort zu geben, was er jedoch ohnehin nicht getan hätte. Er biss sich auf die Zunge, bis sie blutete, nur um nicht laut aufzuschreien.

„Ja... Der Anfang ist besonders schlimm. Der größte Schmerz dämmt gleich ab, dann wirst du ihn nur noch leise wahrnehmen, während du am Rande der Ohnmacht schwebst. Wie lange hältst du es wohl durch? Zwei Tage? Drei? Du wirst jämmerlich dahinscheiden... Und ich werde solange hierbleiben und auf deinen Tod warten. Es wird mir eine Freude sein.“ Ein wahnsinniges Funkeln trat in seine Augen.

Deidara würgte.
 

War es das? Sollte er wirklich so sterben? Nein! Wenn er schon frühzeitig starb, so wollte er sich den Moment selbst aussuchen können! Er wollte nicht hier, so vollkommen ohne irgendeinen Kampf, sein Leben lassen!

Doch er wusste auch, dass Sasori das herzlich wenig interessierte, also blieb ihm nur noch eins... Er musste verhandeln.
 

„Warum...un? Warum musst du mich unbedingt töten, un?“, fragte er mit zitternder Stimme. Er kam sich so erbärmlich vor.

„Wie schon gesagt, du hast einfach zu viel gesehen. Nimm's nicht persönlich.“

„Aber... Ich bin doch dein Teampartner, un! Ich hätte es doch sicher früher oder später ohnehin erfahren, un! So brauchst du dich nicht zu verstecken... un.“

Sasori sah für einen Augenblick tatsächlich nachdenklich aus und so sprach er weiter: „Ich werde es natürlich niemals verraten, un!“ Verdammt... Es tat so weh! Es tat so höllisch weh!

„Ich tu alles, un... aber bitte, mach, dass es aufhört, un! Ich will... nicht sterben... nicht so... un.“ Zuletzt war seine Stimme nunmehr ein Flüstern und noch immer musste er sich zurückhalten, nicht vor Schmerz aufzuschreien. Konnte er noch tiefer sinken?
 

Sasori sah ihn noch immer unschlüssig an, dann runzelte er die Stirn. Vorsichtig streckte er die Hand aus und hob Deidaras Kinn ein wenig an, um ihm in die Augen sehen zu können.

Dem Blonden rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Der Nuke-nin hatte Recht behalten, die Schmerzen waren wirklich plötzlich und vollkommen überraschend gekommen. Seine Sicht verschwamm, dennoch konzentrierte er sich auf die Person vor ihm.
 

„Erstaunlich, dass du noch immer reden kannst. Die einzigen Töne, die aus deiner Kehle noch kommen dürften, sollten Todesschreie sein. Du scheinst hartnäckiger zu sein, als ich geglaubt hatte.“

Wäre der Explosionsfanatiker nicht gerade in dieser hoffnungslos unterlegenden Position, er hätte vielleicht so etwas wie Triumph verspürt.

„Bitte... Sasori....“, hauchte er, während ihn eine neue Welle des Schmerzes überrollte. Scheiß auf seinen Stolz. Scheiß auf Anerkennung und Respekt. In diesem Moment wollte er einfach nur leben!
 

„Danna.“, sagte der Rothaarige leise.

„Was?“

„Ab sofort heißt das 'Sasori no Danna'. Hast du verstanden?“

Deidara schluckte, doch dann nickte er.

Sasori erhob sich und war bald darauf aus seinem Sichtfeld verschwunden. Panik machte sich in ihm breit, doch die Abwesenheit dauerte nicht lange. Bald schon kam er zurück, in der Hand ein kleines silbernes Fläschchen.

Erleichterung durchflutete ihn, als ihm klar wurde, das dies ein Gegenmittel war.

Kurz vor ihm hielt der Marionettenspieler noch einmal an.

„Ein Wort zu irgendjemandem, und du bist tot.“ sagte er drohend. „Und wenn du dir noch einmal irgendeinen Fehler erlaubst oder vergisst, wo dein Platz ist, wirst du dieses Gift erneut zu spüren bekommen.“

Deidara lief ein Schauer über den Rücken, aber verglichen mit diesen Schmerzen, die ihn noch immer an den Boden fesselten, war das gar nichts. Hastig nickte er, sprechen konnte er nicht mehr. Er hatte das unbestimmte Gefühl, soeben einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein. Aber das war ihm egal. Erstens war er ohnehin verdammt und zweitens sorgte dieser engelsgleiche Dämon endlich dafür, dass diese höllischen Schmerzen ein Ende nahmen. Was wollte er mehr?
 

~Flashback Ende~
 

Sasori musste ihn noch weitere vier Mal vergiften, bis er mit seine Umgangston einigermaßen zufrieden war. Damit sich die Situation nicht wiederholte, hatte er es seinem Partner gestattet, ihn in seiner Werkstatt aufzusuchen, wenn es eine Mission gab. Es war doch ganz praktisch, nicht alles erst immer viel später zu erfahren, weil nie jemand wusste, wo er steckte.

Aber aus irgendeinem Grund tauchte Deidara viel häufiger bei ihm auf, als eigentlich notwendig. Das heute war wieder so ein typisches Beispiel. Doch meist bremsten ein paar 'Unfälle' – die er manchmal selbst inszenierte, auch wenn es dieses Mal wirklich nicht seine Schuld gewesen war – seinen Eifer ab. Dann hatte er eine Weile Ruhe vor ihm.
 

Ach ja, Ruhe... Sie ist die natürliche Stimmung eines wohlgeregelten, mit sich einigen Herzens. Still ist der Mensch, der mit seinem Leben zufrieden ist, denn in der Stille reifen die großen Dinge.
 

Nur schade, dass es mit Deidara nie die einzig wahre Ruhe gab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2014-07-20T15:09:11+00:00 20.07.2014 17:09
super kapi xD war richtig spannend und super geschrieben^^
Von:  shyla-sasori
2010-02-03T23:55:13+00:00 04.02.2010 00:55
ich kann nur sagen wow

lg Shyla-sasori
Von: abgemeldet
2009-09-14T17:10:12+00:00 14.09.2009 19:10
Ich muss Lifrathil zustimmen, der Rahmen ist mir ebenfalls aufgefallen. Die ganze Szene ist sehr bildhaft dargestellt. Jaja, Deidara, das Versuchskaninchen. Er ist schon ein kleiner "Trottel". ^^
Das mit dem "Explosionsfanatiker" wäre mich jetzt nicht aufgefallen. Was mich irritiert hat, war die Zeile "fanfiction.de". Soll das irgend ein Verweis sein oder ein Versehen?
Lustig fand ich auch die Flashbacks, die durch die Unterteilung wirklich gut in das Kapitel passen und nicht stören oder langweilen. Wie Deidara Sasoris wahre Gestalt entdeckt und erst nicht schnallt, wer er ist. *lacht*
Von: abgemeldet
2009-08-31T17:51:38+00:00 31.08.2009 19:51
Einen sehr schönen Schreibstil hast du, hat mir sehr gut gefallen. Die Sprünge zwischen den zeitlich getrennten beiden Handlungssträngen sind so gut gewählt, dass man die besondere Kennzeichnung mit "flashback" eigentlich weglassen könnte. Am besten Gefallen hat mir jedoch die Elypse mit dem Begriff "Stille", die sich wie ein Rahmen um dieses Kapitel schmiegt.
Das Einzige was mich im Lesefluss ein wenig gestört hat, ist die ständige Umschreibung Deidaras mit "Explosionsfanatiker", das finde ich ein wenig unpassend.
MfG Lifra


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