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Sasoris Kunst

Leben eines Nuke-nin
von

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Versuchung

Versuchung
 

Es regnete.

Still und leise fielen die Regentropfen in einem gleichmäßigen Rhythmus auf die Erde. Sie versickerten im Boden, oder perlten von den Blättern ab, die den Wald um sie herum wie eine grüne Hölle wirken ließen.

In dem bedrohlichen Zwielicht konnte man die dunkle Gestalt kaum erkennen, die dort an einen der alten Bäume lehnte. Sie trug einen schwarzen Mantel, hinter dessen hohen Kragen sein Gesicht kaum erkennbar war, da die Person die Schultern angezogen hatte. Einzig die auffallenden, grell roten Wolken, die das einzige Muster des Mantels bildeten, und die blonden, langen Haare brachten ein wenig Farbe in das Bild. Doch selbst diese verschwammen in dem unaufhörlich fallenden Regen zu einem trüben Grau.
 

Der Name der Person war Deidara. Dem bösartigen Funkeln in seinem einen Auge, welches nicht von seinen Haaren verdeckt wurde, konnte man leicht entnehmen, dass er mies gelaunt war.
 

Akatsuki. Pfft!

Dämliche Organisation. Dämlicher Name. Dämlicher Kleidungsstil!

Abtrünnige Ninjas, die sich zusammen schlossen. Wo gab's denn so was?! Wenn man Nuke-nin wurde, dann doch gerade deswegen, weil man nicht länger Befehle entgegen nehmen wollte.

Trotzdem stand auch er jetzt hier, in diesem bescheuerten Outfit. Warum? Gute Frage. Er wusste es selbst nicht so genau.
 

Drei Tage war es her, das diese Typen mit den beknackten Mänteln ihm einen Besuch abgestattet hatten. Drei Tage hatte er sich von den körperlichen und psychischen Wunden erholen müssen.

Dieser eine, schwarzhaarige Shinobi - ihm war der Name entfallen - war aber wirklich ein Teufelskerl gewesen. Noch nie war er so leicht, so schnell besiegt worden. Er hätte gedacht, es mit ihnen aufnehmen zu können. Oder doch zumindest, diesen Kerl soweit zu treiben, dass er seinen Kameraden um Hilfe bitten musste. Was nicht viel gebracht hätte. Wer auch immer dieser zweite Typ mit der dunklen Stimme gewesen war, der so gebückt lief als hätte er mindestens hundert Jahre auf dem Buckel - gegen ihn wäre er sicher noch angekommen.
 

Zugegeben, dieser Ninja - Itachi, das war es! - hatte ihn wirklich schlimm zugerichtet. Er hatte verloren und musste, laut ihrem 'Handel', jetzt dieser Wölkchensekte beitreten.

Das erklärte aber noch lange nicht, warum er jetzt hier, am vereinbartem Treffpunkt, stand. Hatte er Angst um sein Leben? Angst, dass man ihn verfolgen, ihn finden und zu Tode foltern würde? Angst, erneut diesen roten, verabscheuungswürdigen Augen ausgesetzt zu sein?

Nein. Unsinn. Er hatte keine Angst. Ständig war er vom Tod umgeben, er war schließlich ein Shinobi.
 

Oder interessierte ihn am Ende doch die Organisation selbst? Er hatte sein Dorf verlassen müssen, weil er immer mehr Aufträge von zwielichtigen Personen angenommen hatte, die nichts mit dem Befehl des Tsuchikagen zu tun hatten. Deshalb hatte man die ANBU auf ihn angesetzt, deshalb hatte er fliehen müssen... Das war noch gar nicht so lange her und es versetzte ihm schon irgendwie einen kleinen Stich.

Sie würden ihn weiter jagen, das wusste er. Mit fast einen Dutzend Mitstreiter hinter sich jedoch, die praktisch nur Aufträge annehmen würden, die etwas mit Tod und Zerstörung zu tun hatten - also solche, die sich lohnten, die ihm auch Spaß machten - würden sie ihn nicht so leicht schnappen.
 

Aber natürlich war Akatsuki selbst auch ein Problem. Wenn dort alle so drauf waren wie Itachi, würde er den Teufel tun auch nur eine Mission zu erfüllen. Hoffentlich bekam er den nicht als Partner - das wäre wirklich nicht auszuhalten.
 

"Du bist also tatsächlich gekommen..." flüsterte auf einmal eine dunkle Stimme hinter ihm und der Blonde fuhr herum.

Verdammt! Wie hatte er so unaufmerksam sein können!? Nein, falsche Frage - wie hatte dieser Kerl... dieses Wesen... die Pflanze, sich so einfach an ihn ranschleichen können!?
 

Wenn er geglaubt hatte, Itachi sähe gruselig aus, korrigierte er sich nun in Gedanken. Itachi war bestenfalls ein wenig unangenehm - Die Pflanze war einfach nur erschreckend.
 

Der Explosionsfanatiker konnte den anderen Akatsuki nicht ganz ins Auge fassen. Er war nämlich direkt aus einem Baum herausgewachsen. Die linke Hälfte seines Gesichts und seiner entblößten Brust war schneeweiß, die andere pechschwarz. Als wenn das nicht schon genug wäre, war seine Gestalt von zwei riesigen, dunkelgrünen Blättern gesäumt, die in einer interessanten Harmonie zu seinem neongrünen Haar standen. Einzig der rote Zipfel, der sich um diese merkwürdigen Fangblätter schmiegte, ließ erahnen, dass er überhaupt Kleidung trug.
 

"Wer bist du?", fragte Deidara möglichst unerschrocken.

Der Fremde trat einen Schritt vor. Das Holz des Baumes schien sanfte Wellen zu schlagen, sodass der Iwa-nin rasch den Blick abwenden musste, wenn er sich nicht übergeben wollte.

Die Person trug tatsächlich richtige Klamotten - mit demselben Design wie Deidaras.

Verflucht. Noch ein Verrückter. Diese Gesellschaft ging ihm jetzt schon dermaßen auf den Sack!
 

"Mein Name ist Zetsu. Du musst der Neuling sein - nicht wahr?", erwiderte der Fremde, doch diesmal klang seine Stimme vollkommen anders. Ein wenig heller, weniger bedrohlich. Als der Blick der Person jedoch auf unangenehme Weise über seinen Körper wanderte und er sich lasziv über die Lippen leckte, jagte es dem Explosionsfanatiker einen Schauer über den Rücken. Der sah ihn ja an, als wäre er was zum essen!
 

"Weißt du was, du Unkraut auf zwei Beinen? Ich hab es mir anders überlegt, yeah. Lieber geh ich zurück nach Iwa und lass mich aufhängen, un, als einer so verkorksten Organisation beizutreten!", warf er dem Akatsuki an den Kopf und drehte sich bereits um.

Er erwartete, das Zetsu ihn am Arm packte oder sonst etwas, um ihn aufzuhalten. Nicht darauf vorbereitet war er, dass auf einmal Ranken aus dem Boden schossen und sich so eng um seine Knöchel schlossen, dass er glatt das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
 

Zetsu kam herum und kniete sich vor ihm nieder. Der Ausdruck in seinen beiden unterschiedlichen Augen war unergründlich.

Dann schob er eine Hand - sie war schwarz - in die Tasche seines Mantels und zog einen kleinen Gegenstand hervor.

Deidara, der eine seiner Hände bereits in seiner Shinobitasche hatte, wo sie gierig den explosiven Ton verschlang, starrte ihn zornig an.
 

Zetsu ignorierte das und griff nach seiner anderen, rechten Hand. Verblüffung machte sich auf dem Gesicht des Iwa-nins breit, als er den Gegenstand erkannte. Es war ein Ring.
 

What the Fuck...? Sollte das jetzt ein Heiratsantrag werden, oder was?

Doch da hatte der Akatsuki den Ring, auf dem das Schriftzeichen 'azurblauer Drache' erkennbar war, bereits über seinen Zeigefinger gezogen - er saß perfekt.
 

"Ab jetzt bist du ein offizielles Mitglied von Akatsuki...", murmelte die hellere Stimme und er erhob sich.

"Mein herzliches Beileid.", fügte die dunklere sarkastisch hinzu - erst jetzt erkannte er, dass es wohl die unterschiedlich gefärbten Seiten waren, die da sprachen.

Die Ranken verschwanden wieder im Boden und der Explosionsfanatiker richtete sich geschmeidig auf, wobei er sich den Dreck von seinem neuen Mantel klopfte.
 

"Hast du nicht gehört, un? Ich will nicht in eure bescheuerte Sekte!", rief er aufgebracht, doch das Wesen drehte sich wortlos um.

"Ignorier mich gefälligst nicht, un!" Er wollte den Ring von seinem Finger lösen, stellte jedoch zu seinem größten Entsetzen fest, dass dies nicht möglich war.

Das verdammte Ding hatte sich schraubstockartig um seinen Finger gelegt und er bekam ihn einfach nicht los.

"Nun stell dich nicht so an, Balg.", hörte er Zetsus schwarze Seite verächtlich sagen. "Komm einfach mit."
 

Deidara sah sich um, ohne so recht zu wissen, was er erwartete. Er war allein, in einem Wald der von Leben nur so strotzte, mit einem Typen, der Pflanzen aus dem Boden schießen lassen konnte. Okay, keine gute Situation.
 

Letztendlich war es aber weder die Furcht vor einem Kampf - so etwas kannte er nicht - noch die unangenehme Umgebung, die Deidara schließlich dazu veranlasste, dem zwielichtigen Kerl zu folgen. Es war etwas anders, nur ein Gefühl, ein Impuls, eine Ahnung.

Etwas Großes hatte begonnen. Diese Organisation war nicht gewöhnlich... Sie würde die Welt verändern.

Eine große Versuchung für jeden Künstler.

Eine Versuchung, der Deidara am Ende dann doch unterlag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2014-07-20T14:08:08+00:00 20.07.2014 16:08
cooler anfang^^
Von:  Sensko
2011-03-14T13:42:02+00:00 14.03.2011 14:42
Super geschrieben, ich werd bei Gelegenheit auch mal den Rest lesen.
Einziger,kleiner Kritikpunkt:Naruto hat ein japaniches Setting, was dazu führt, dass europäische Elemente (Hinrichtung durch Hängen, Ringtausch bei Heirat)etwas fehl am Platz wirken. Könnte aer auch nur meine Meinung sein.
Von:  shyla-sasori
2010-02-03T23:54:25+00:00 04.02.2010 00:54
geil ,geil, geil

also du bist echt krass

das ist total geil schonmal
Von: abgemeldet
2009-09-14T16:38:45+00:00 14.09.2009 18:38
Wow, das fängt schon mal cool an. Deidaras Charakter kommt richtig überzeugend rüber. Ich hätte ihn beim Lesen mal richtig durchknuddeln mögen. ^-^
Am besten find ich den letzten Absatz. Er hat was leicht philosophisches, ist nachvollziehbar als Begründung für Deidaras Beitritt und bildet vor allem einen schönen Rahmen mit dem Kapiteltitel.


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