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Kein Lügner

... und kein ehrlicher Mensch. (TR/HP)
von

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Der Mann neben dem Müll

Es war eine Neumondnacht. Straßenlaternen beleuchteten den langen Weg eines jungen Mannes. Es war eine nebelige Nacht. Im erleuchteten Nebel, in der alles verschwommen und mystisch wirkte, in der die Dunkelheit noch erdrückender schien, vollkommen erfüllt von stummen Stimmen, die den Unheil in die Köpfe der Menschen säuseln und ihre Vorstellungskraft so weit antreiben, bis in den Wahnsinn- und der junge Mann trat in die Dunkelheit ein. Es war kalt. Sein Weg war noch weit, sein Haus noch nicht in Sicht. Er nieste.
 

„Verdammte Kälte...“, murmelte der junge Mann und rieb sich die Nase. Er sah sich um. Keiner war mehr draußen um diese späte Zeit. „Hat fast das Flair eines Horrorfilmes. Ein bisschen unheimliche Musik und ein Kameraschwenk auf die Schatten der Bäume und Häuser... Vielleicht sollte ich Regisseur werden.“

Er lief unbesorgt weiter und sah sich die Einfamilienhäuser an, die allesamt identisch waren mit nur kleinen ornamentischen Ausnahmen, wie die Bepflanzung der kleinen Gärten vor jedem Haus. Sie standen in Reih und Glied. Natürlich konnte er sie nicht wirklich sehen, aber er wusste, dass es so war, denn er musste oft diesen Weg gehen. Er schnaubte verächtlich und verließ den Gehweg der Straße, welche den Namen ‚Ligusterweg‘ trug, bei einer Abbiegung. Ein paar Straßen weiter und er bog ein weiteres mal ab. Die Straße, die etwas in die Kurve ging, hieß ‚Godrics-Löwen-Weg‘. Diese Straße sah ärmlicher aus, als die vorherige mit ihren perfekten Häuserreihen. Einfamilienhäuser gab es keine, nur Blockhäuser. Er lief mit sicheren Schritten weiter und blieb neben einer kaputten Straßenlaterne stehen. Sein Blick heftete sich auf etwas, das hinter der Mülltonne neben der Tür des Hauses Nummer 7 hervorlugte. Es waren die Umrisse menschlicher Beine.

Der junge Mann biss sich auf die Lippen und rührte sich nicht. Das linke Bein hinter der Mülltonne zuckte. Zögernd ging er einen Schritt auf die Mülltonne zu, kniete sich hin und räusperte sich vernehmlich.
 

„Ich will nicht unhöflich sein“, fing er an. Seine Stimme war klar und deutlich, wenn sie auch einem Flüstern glich. „Wenn Sie-“ Er unterbrach sich und fragte: „Sind Sie wach?“
 

Ein leises Murren war zu hören und die abgetragenen Schuhe vor ihm bewegten sich ein paar Millimeter auf dem Asphaltweg mit einem schabenden Geräusch. Ein schweres Ein- und Ausatmen war nun zu hören und er sah den Kopf und die Schultern des Fremden, der sich vorgebeugt hatte. Sein Erscheinen war die eines heruntergekommenen Säufers. Der Fremde wandte seinen Blick zu ihm und runzelte die Stirn.
 

„Hast du was gesagt“, grummelte der Fremde. Es war keine Frage, sondern eher ein Vorwurf. „Ich habe so gut geschlafen.“
 

„Neben der Mülltonne?“, fragte der junge Mann, seine Augenbrauen verschwanden unter den schwarzen wirren Haaren, die in seinem Gesicht hingen.
 

„Was dagegen?“, blaffte der Fremde.
 

„Es könnte plötzlich anfangen zu regnen“, sagte der junge Mann. ‚Sie geben kein schönes Bild ab, könnten Sie sich woanders verziehen?‘, wollte er noch hinzufügen, aber das war ihm doch ein wenig zu taktlos.
 

„Falscher Mitleid für einen Obdachlosen?“ Der Fremde schnaubte verächtlich, lehnte sich wieder zurück und verbarg sein Gesicht hinter der Mülltonne.
 

„Ach... Sie sind also kein Säufer, der vergessen hat, wo sein Haus steht?“, fragte der junge Mann.
 

„Sehe ich so aus, als ob ich Geld hätte? Willst du mich mit deiner Dummheit nerven? Und diese Höflichkeit kannst du dir sonst wohin-“ Der Fremde brach ab und fing an zu husten. Der junge Mann sah die Beine an, die bei jedem Husten zuckten, und wartete, aber das Husten legte sich nicht.
 

„Sie sollten ins Warme“, sagte der junge Mann und seufzte. Er stand auf, beugte sich vor und griff nach den Armen des Fremden.
 

„Lass mich los-“ Das Husten wurde stärker. „Ich brauche- keine- Hilfe“, kam es stockend hervor. „Lass- Lass mich sein!“
 

Doch der junge Mann zog den schwachen Körper hoch, schlang einen der entkräfteten Arme um seinen Hals und schleppte sich vor die Tür von Nummer 7. Er öffnete die Tür und trat in das Haus ein.
 

„Ich könnte ein Mörder sein...“, flüsterte der Fremde mit gebrechlicher, aber eindeutig amüsierter Stimme in sein Ohr, als das Husten sein Ende nahm. Der junge Mann aber blieb stumm und lief langsam die Treppen hoch. Seine freie Hand hielt sich krampfhaft am Geländer fest, um mit dem zusätzlichen Gewicht nicht runter zu fallen. Den penetranten Gestank, der von dem fremden Körper ausging, ignorierte er.
 

◊◊◊◊◊◊◊
 

Der junge Mann ging ins Wohnzimmer und trat neben das Sofa, auf dem er den Fremden hingelegt hatte. Im hellen Licht sah er ein Mensch, der unter all dem Dreck nicht viel älter sein konnte, als er.
 

„Ich habe eine Packung Hustentabletten gefunden.“ Der junge Mann hielt die Packung hoch. In der anderen Hand hielt er ein Glas Wasser.
 

„Ich brauche keine Tabletten“, äußerte sich der Fremde.
 

„Unbehandelte Bronchitis kann chronisch enden, also-“ Der junge Mann öffnete die Packung. „- wäre es besser, wenn Sie-“
 

„Ich sagte, dass ich das nicht brauche!“
 

Der Fremde stand abrupt auf und schlug die Packung aus seiner Hand. Sie fiel zu Boden und glitt unter einem Regal. Der junge Mann schüttelte den Kopf.
 

„Das war wirklich nicht nötig- argh!“ Mit weit aufgerissenen Augen sah er den Fremden an, der ihn unvorbereitet angriff und ihn auf die Tischplatte vor dem Sofa drückte. Das Glas fiel auf den Teppich.
 

„Was nun?“, flüsterte der Fremde mit einem sanften Lächeln und beugte sich leicht vor. Eine Hand hielt beide Arme des jungen Mannes über dessen Kopf und stützte sich mit einem Knie auf dessen Beine, während die andere Hand zu dessen Hals wanderte und langsam zudrückte. „Was geht jetzt wohl durch dein dummes, dummes Hirn?“
 

„Ich-“, presste der junge Mann hervor. Seine Augen richteten sich starr geradeaus. „Ich denke, dass... Sie kein normaler Obdachloser sein können, ... wenn Sie meine naive Hilfsbereitschaft nicht... ausnutzen wollen. Viel... vielleicht sind Sie einfach verrückt... oder Sie sind zu... zu st... stolz...“
 

Die dunklen Augen seines Angreifers wurden noch dunkler. Ohne ein Wort ließ er den jungen Mann los und fiel rücklings wieder in das Sofa. Im Wohnzimmer herrschte Stille und nach ein paar Sekunden des Wartens richtete sich der junge Mann auf, um in sitzender Haltung den Fremden zu äugen, welcher mit leblosen Zügen zurückblickte. Dann fingen die Schultern des Fremden an zu zittern, zu beben, so stark, dass der junge Mann aufstehen wollte, um sich zu erkunden, was ihm fehle, um ihm zu helfen, aber er tat es nicht und blieb wie versteinert auf dem Tisch sitzen. Jedoch horchte er auf, als ein Laut von dem Fremden zu vernehmen war. Es klang so, wie jemand mit Atemnöten. Doch dann lehnte sich der Fremde weiter in das Sofa zurück und ließ sein Kopf zurück fallen, um ein lautes, kräftiges Lachen zu befreien. Der junge Mann blieb stumm und beobachtete das Schauspiel.
 

„Was für eine- selt- seltsame Person!“ Der Fremde streckte einen zittrigen Arm aus und zeigte voller Belustigung auf den jungen Mann. „Jeder hätte in dieser Situation sinnlos um Hilfe geschrien, um... Gnade gebettelt oder wenn sie geistig... wenig rege sind, um ihre Wünsche in Worte zu kleiden, hätten sie versucht zurückzukämpfen!“ Das Lachen ging noch eine Weile weiter, bis es erstarb und der Fremde sich vorbeugte. Mit den Ellenbogen auf den Knien und dem Kinn in beide Hände gebettet, grinste der dreckige Mann.

„Vielleicht hast du dir auch nur zu stark den Kopf angeschlagen, als ich dich so plötzlich auf den Tisch gedrückt habe- wirklich grob von mir...“ Das Grinsen verwandelte sich zu einem liebreizenden Lächeln. „Fast tut es mir sogar leid...“ Mit einigen Problemen stand der Fremde auf und trat zum jungen Mann.
 

„Mein Name ist... hm...“ Der Fremde rieb sich gedankenverloren sein unrasiertes Kinn. „Ah! Nenn‘ mich Dvill!“
 

„Das ist nicht Ihr richtiger Name“, stellte der junge Mann fest und hob fragend eine Augenbraue. „Hat das irgendeinen Grund? Haben Sie Probleme mit der Polizei? Sind Sie doch ein Mörder?“
 

„Wer weiß“, kam es nur geheimnisvoll von dem Fremden welcher wieder höchst amüsiert zu sein schien. „Du nimmst das alles sehr gelassen. Etwas enttäuschend, wirklich enttäuschend... aber interessant.“
 

Der junge Mann zuckte nur die Schultern und meinte: „Wenn Sie ein Krimineller wären, der mich umbringen will, hätte ich wahrscheinlich sowieso keine Chance. Ich bin nicht sehr kräftig. Sie hatten es vorhin auch leicht gehabt mich festzuhalten.“ Er streckte die Hand aus.
 

„Mein Name ist Harry Potter.“
 

Der Fremde, Dvill, schlug ein und lächelte scharmant. „Sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen, Harry. Du kannst mich duzen, schließlich ist unter meiner Hülle aus Dreck und dem Duft der Unappetitlichkeit auch nur eine junge Haut.“
 

Dann spazierte Dvill, ein fremder Mann, der sich nun benahm, als wäre es seine eigene Wohnung, aus dem Wohnzimmer.
 

„Hey!“, schrie Harry ihm nach. „Wo wollen Sie- äh- Wo... willst du hin?“ Er lief ebenfalls aus dem Zimmer und sah sich im Eingangsbereich um. Dvill öffnete die Badezimmertür und begutachtete das Innere. Sein Gesicht verriet, dass er äußerst zufrieden war.
 

„Ich nehme mir die Freiheit und benutze das Bad!“, rief dieser grinsend zurück. „Du hast es ja gesagt. Jeder normale Mensch, der so arm ist, wie ich, sollte die Hilfsbereitschaft anderer ausnutzen!“
 

„Aber-“ Harry stöhnte entnervt, als die Tür zum Bad sich schloss. Wie ein personifiziertes Fragezeichen stand er im Eingangsbereich rum.

„Was wohl Hermine sagen würde, wenn sie das hier erfährt...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  xuxu713
2009-08-17T19:08:13+00:00 17.08.2009 21:08
klingt sehr interessant und mysteriös.
Eine gute Mischung aus Spannung und Humor.
Mal sehen wie es weiter geht.
Von:  miaga
2009-08-17T14:01:29+00:00 17.08.2009 16:01
klasse anfang freue mich auf den rest.
Von: abgemeldet
2009-08-16T19:56:34+00:00 16.08.2009 21:56
Geil^^
Der Anfang war schon mal sehr gut XD
Ich würd gern mehr schreiben, da das aber
der Prolog war kann ich noch nix sagen :3
Freu mich schon aufs nächste Kappi

Lg Lokihasser
Von:  Coppelius
2009-08-16T18:42:38+00:00 16.08.2009 20:42
der anfang war echt klasse^^
also,ich find es wirklich echt gut^^
weiter so^^
Von:  jean1384
2009-08-16T14:36:24+00:00 16.08.2009 16:36
hy klasse anfang schreib mir doch bitte ne ens wenns weiter geht bye
Von:  ReinaDoreen
2009-08-16T12:52:14+00:00 16.08.2009 14:52
Wen hat Harry da bloß mitgenommen?
Reni


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