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Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms

Tatsu-Yukke
von

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Decision

Kapitel 27: Decision
 


 


 

Sie hatten sich Zeit gelassen und Tatsuro kam nicht umhin, ab und an seinen rotblonden, und momentan im siebten Desserthimmel schwelgenden, Freund ein Lächeln zukommen zu lassen, wenn dieser abermals darauf hinwies, dass er so etwas Leckeres noch nie gegessen hätte, und ihm daraufhin stets mitteilte, dass er dies auch unbedingt einmal probieren sollte.
 

Und nachdem ungefähr fünften Frohlocken über das eben probierte Kuchenstück, konnte Tatsuro miterleben, das Yukke so hin und weg war, dass er sich in diesem Zustand gar nicht genierte ihm seine Gabel mit einem Stück Backwerk hinzuhalten, damit er sich selbst davon überzeugen konnte das es, wie er so nett sagte, eine Sünde wäre. Er ließ sich auch nicht von den etwas überraschten Gesichtszügen seines Freundes abschrecken, als dieser doch etwas zögernd auf diese Aufforderung reagierte und er ihm stattdessen das Besteck noch näher vor die Nase hielt, bis Tatsuro schließlich nachgab und, auf das Drängen seines Gegenübers, weich wurde.
 

"Ich hab nicht übertrieben, oder?" Es stimmte, es schmeckte wirklich gut und das ließ er Yukke auch durch ein Nicken wissen, was diesen wieder dazu übergehen ließ, sich dem Rest auf dem vor ihm befindlichen Porzellan zu widmen, bis er satt und zufrieden in seinen Stuhl zurück sank und meinte nun keinen Bissen mehr herunter zu bekommen.
 

Tatsuro hingegen hatte es bei einem Stück Konditoreikunst belassen, da in seiner Magengegend einfach zu viel Chaos herrschte, als das er mehr hätte zu sich nehmen können.
 

Deshalb war es auch nur eine Frage der Zeit, bis sich Yukke an ihn wandte, um sich zu erkundigen, ob er sich nicht wohl fühlen würde. Denn schließlich war es kein Geheimnis, das er eigentlich stets einen guten Appetit mit sich führte und meist keine Gelegenheit ausließ dies auch zu zeigen.
 

Wieder blieb ihm nichts anderes übrig als mit einer Bewegung seinen Kopfes diese Frage zu verneinen und irgendwie, so dachte er, war es schon zu einer richtigen Gewohnheit geworden das sie sich, wer weiß wie oft an einem Tag, vergewissern wollten, ob mit dem anderen alles in Ordnung sei.
 

Es schien, dass sie das gleiche Gefühl von anhaltender Besorgnis teilten, wenn einer von ihnen etwas gedankenverloren wirkte, oder einer untypischen Verhaltensweise nachging. Keiner von ihnen wollte, dass sich der andere seinetwegen unwohl fühlte, selbst wenn der Grund für solch ein Denken in den meisten Fällen auch noch so wage daherkam.
 

Doch hielt sich in jedem von ihnen noch immer diese Unsicherheit, welche sie einfach dazu aufforderte sich lieber einmal mehr zu dem Gemütszustand des Anderen zu erkundigen, als sich später Vorwürfe zu machen, nichts bemerkt zu haben, obwohl man vielleicht gar die Ursache für dessen sinkende Stimmung war.
 

Ihre derzeitige Verbindung war wie das Wandeln auf dünnem Eis.
 

Keiner wollte unbedacht einbrechen.
 

Ein Blick auf die Uhr und die leeren Teller und Tassen sagten Tatsuro, das sie sich wieder auf den Weg machen könnten und gerade als er sich fragte, wie er sich und seinen Wunsch zu zahlen bemerkbar machen sollte, erschien Yamato neben ihrem Tisch und nahm ihm die Frage nach der Rechnung mit gedankenleserliche Treffsicherheit ab.
 

Die Sonne hat bereits an Kraft verloren, als sie wieder auf die Straße traten, wo sie eine kühle und leicht maritime Abendluft empfing. Ein paar Möwen kreischten über ihnen, worauf sich Tatsuro einige seiner vom Winde verwehten Strähnen wieder hinter sein Ohr strich, um sich daraufhin an Yukke zu wenden und ihm anzugeben, dass er ihm einfach wieder folgen sollte.
 

Sie lief neben einander her und Yukke betrachtete die bunte Passage die sie durchquerten mit verspieltem Interesse. Er mochte es sich die Auslagen der verschieden Schaufenster anzusehen. Manchmal auch, weil die Dekoration einen zu beeindrucken wusste.
 

"Hey, der ist ja witzig." Tatsuro kannte diese Angewohnheit seines Freundes und er störte sich auch nicht daran, dass man mit Yukke immer etwas mehr Zeit einplanen musste, wenn sie in solch einem Einkaufsmekka unterwegs waren.
 

Interessiert gesellte er sich also neben ihn. Yukke blickte mit einem fast kindlich anmutenden Grinsen auf den Lippen in das Präsentationsfenster eines etwas kleineren Ladens. Es war ein Floristikgeschäft und zwischen all den bunten Blumen saß ein dicker Frosch aus Ton. Seine Proportionen waren recht eigenwillig angelegt, waren seine Arme und Beine viel zu kurz für solch einen mächtigen und kugelförmigen Körper. Allerdings spiegelten seine großen runden Augen etwas Verschmitztes wieder.
 

Zwar nicht unbedingt für jedermanns Geschmack, aber doch irgendwo liebenswert.
 

Und Yukke hegte ja schon immer eine Schwäche für solche Staubfänger, auch wenn Tatsuro zugeben musste, dass dieser reinlich genug war, dass es gar nicht erst dazu kam, dass bei ihm etwas einstaubte. Es sei denn sie waren für Wochen nicht zu hause.
 

Ein weiterer Blick auf seine Uhr verriet, dass sie gut in der Zeit lagen und noch rechtzeitig das Kino erreichen würden, wohin sie gerade unterwegs waren.
 

Tatsuro musste kurz überlegen für welchen Film Satochi ihnen die Karten besorgt hatte, da er es ihm überlassen hatte auszuwählen, im Vertrauen er würde schon das Richtige tun.
 

Als dieser ihm dann schließlich die Tickets überreicht hatte musste er feststellen, dass er noch nie etwas von einem Film namens -Sword in the Moon- gehört hatte. Es war ein koreanisches Machwerk und Sato hatte ihm versichert, dass dieser Streifen wirklich gut wäre.
 

So musste er ihm wohl oder übel Glauben schenken und sich überraschen lassen.
 

Es waren nur noch wenige Meter, die sie von dem futuristisch anmutenden Gebäudekomplex trennten, in welchem sich, unter anderem, auch ein Kino befand.
 

Yukke schien den Gedanken, dass ihr nächster Halt hier sein würde nicht in Betracht zu ziehen, da er etwas erstaunt zu Tatsuro schaute, als dieser mit einem Male stehen geblieben war.
 

Fragend folgte er dessen Blick auf die Front der Konstruktion vor ihnen.
 

“Kino?”, erkundigte er sich um sicher zu gehen, dass sein Freund sich nicht nur über die neusten Filme informieren wollte.
 

Wieder nickte Tatsuro und sah sich folglich auch gleich mit der Frage konfrontiert, was sie sich denn ansehen würden.
 

Mit einem Griff in seine Umhängetasche beförderte Tatsuro sein PDA wieder ans Licht und tippte die Antwort darauf in das Gerät ein. Auch wenn es eine praktische Art war sich auch ohne Stimme verständlich zu machen, so nervte es ihn doch ein wenig, das sein Gegenüber immer erst abwarten musste, bis er damit fertig war seine Worte wiedergeben zu können.
 

“Sword in the Moon?”, las Yukke vor und auch er schien mit diesem Titel nichts anfangen zu können.
 

Tatsuro erklärte weiter, dass es eine Empfehlung von Satochi gewesen wäre ohne zu verraten, dass dieser sich eigentlich auch um die Karten dafür gekümmert hatte. Tatsuro wollte nicht unbedingt verlauten lassen, das ihm jemand geholfen hatte, auch wenn er annehmen konnte, das Yukke sowieso schon davon ausging.
 

Er hatte eh das Gefühl, das er durch Satos Hilfe nur zur Hälfte daran beteiligt war diesen Tag für Yukke geplant zu haben und das piesackte schon ein wenig sein Ego.
 

“Also wenn wir in den Film wollen, haben wir aber noch eine gute Stunde Zeit.”, hörte er Yukke sagen und suchte nun ebenfalls Titel und Beginn des Streifens auf der großen, digitalen Tafel über dem Eingang.
 

Etwas irritiert kramte er die Karten aus seinem Portmonee und musste feststellen, dass er sich doch tatsächlich verguckt hatte was die Uhrzeit betraf.
 

Das hatte er vermurkst.
 

Etwas unsanft wurde Tatsuro plötzlich angerempelt und wäre da nicht diesen Handicap an seiner Seite gewesen, hätte er sich über dieses rüde Verhalten und den arroganten Blick den ihn der Unbekannte nach dieser Aktion auch noch zukommen ließ, wohl ziemlich aufgeregt. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als ebenfalls einen abschätzigen Ausdruck aufzulegen und diesen solange nicht abzulegen, bis der andere in einem Pulk aus Menschen verschwunden war.
 

Idioten gab es wirklich überall!
 

Doch es lohnte sich nicht sich weiter aufzuregen. Es war immer noch offen, was sie nun die verbleibende Zeit über tun sollten?
 

Zwar wimmelte es hier auch von Spielhallen, aber das erschien ihm dann doch etwas zu unangebracht für einen harmonischen Abend.
 

Ihm fehlte eindeutige eine Idee.
 

Überlegend ging er mit seinen Augen die umliegende Umgebung ab, ob sich nicht doch noch eine Eingebung finden lassen würde, als er die Stimme einer Frau einfing die gerade mit ihrem Freund an ihnen vorbei lief und zu diesem meinte, dass sie schon als Kind unter Höhenangst zu leiden hatten und sie das Daikanransha deshalb lieber aus der Ferne bestaune.
 

Das war es!
 

Vielleicht mochte es etwas kitschig sein und nicht gerade üblich, wenn sich zwei Freunde nur etwas die Zeit vertreiben wollten. Aber ihn störte es nicht und er hoffte, dass es Yukke ebenso sehen würde.
 

War nur die Frage, wie sie da nun am besten hingelangen sollten? Von hier aus konnte er das Riesenrad nicht sehen um sich daraufhin an diesem zu orientieren und es wäre ihm peinlich nun einfach drauflos zu rennen, ohne zu wissen wohin genau sie gehen sollten.
 

Also blieb er wo er war und ärgerte sich erneut über seine unbeholfene Art.
 

Yukke indes schien sich nicht sicher, ob er nun einen Gedanken zur Überbrückung der restlichen Stunde beisteuern sollte, oder nicht. Er wusste das Tatsuro es nicht sonderlich mochte, wenn sich jemand in seine Planung einmischte, auch wenn sie nun ziemlich verloren in der Gegend herumstanden, da auch ihm nichts einzufallen schien.
 

Nach geschätzten fünf Minuten des unschlüssigen Dastehens, wurde es Tatsuro schließlich zu albern. Trotz seines Egos brachte er seine Idee nun Yukke vor, der ihn daraufhin ein "Warum nicht" mitteilte und leicht zu grinsen begann, als er ihn auch noch fragen musste ob er wisse, wo sie den langzugehen hätten um dorthin zu finden.
 

Yukkes Wegegespür erwies sich als fehlerfrei, als sie schließlich das behäbig rotierende Ungetüm, das seinen Namen mit Recht verdient hatte, vor ihnen aufragen sahen und es nur noch einige Schritte bedurfte es zu erreichen.
 

"Ist schon ewig her, dass ich da mal mitgefahren bin.", gab Yukke seinen Gedanken preis und schaute sinnierend auf das riesige Rad, welches gerade wieder zum Stehen kam.
 

Tatsuro wusste nicht welchen Zeitpunkt Yukke sich da versinnbildlichte, aber er selbst erinnerte sich daran, dass sie auch schon einmal zu viert ein paar Runden damit gedreht hatten, nachdem sie einen Auftritt im -Zepp- mit äußerst guter Laune hinter sich gebracht, und zur Feier des Abends sich diesen Spaß gegönnt hatten.
 

Es dauerte eine Weile, bis sich der vor ihnen befindliche Andrang gelichtet hatte und sie der Meinung waren es riskieren zu können sich mit einzureihen, ohne dass man sie gleich bedrängen würde, da man sie erkannt hatte.
 

Zwar hatte Tatsuro innerlich die Hoffnung gehegt diese Fahrt mit Yukke allein verbringen zu können, fand sich aber auch damit ab, als noch zwei ältere Herrschaften mit in die Gondel stiegen, die augenscheinlich das Bild von Touristen wiedergaben.
 

Freundlich nickten die beiden Senioren ihnen zu, bevor sie sich ebenfalls setzten und das Gespräch fortführten, das sie der Begrüßung halber kurz unterbrochen hatten.
 

Auch Tatsuro saß Yukke gegenüber, doch blieb es zwischen ihnen still.
 

Langsam setzten sie sich in Bewegung, worauf er seinen Blick nach draußen richtete und beobachte wie sie an Höhe gewannen.
 

Rotgoldenes Licht flutete die Kabine in ihrem Aufstieg, bevor die Sonne gänzlich am Horizont verschwand und nur noch ein paar feurige Schlieren von ihrer Existenz zeugten. Trotzig wehrte sich die unter ihnen liegende Stadt gegen die sich allmählich senkte Dunkelheit mit einem Meer aus weißen und bunten Lichtern.
 

Yukke kam daraufhin die Erinnerung ein, als er mit Tatsuro auf dem Tower gestanden hatte. Und wie er sich so unendlich schwach und unnütz gefühlt hatte, da er einfach nicht in der Lage gewesen war seinem Freund eine Hilfe zu sein.
 

Zu diesem Zeitpunkt hatte er nur noch gezweifelt. Die Hoffnung, dass es doch noch irgendwann zu einer positiven Wendung kommen würde, war soweit geschmolzen das nur noch ein trauriger Tümpel trüber Gedanken übrig geblieben war.
 

Unweigerlich lenkte er seine Aufmerksamkeit auf Tatsuro, der nicht minder nachdenklich erschien als er selbst, in seiner Betrachtung der abendlichen Kulisse.
 

Tatsuros Haare waren um einiges länger als er es sonst immer getragen hatte, das fiel ihm erst jetzt wirklich auf. Es war aber auch schon eine kleine Ewigkeit vergangen, seit er diese zum letzten Mal hatten schneiden lassen. Es war sicherlich auch seine geringste Sorge, wenn man die Geschehnisse so zurückverfolgte.
 

"Willst du deine Haare eigentlich noch länger wachsen lassen?" Er stellte die Frage aus dem Blau heraus, ohne das er wirklich darüber nachgedacht hatte und erntete dafür einen etwas verwunderten Blick seitens Tatsuro, der daraufhin eine seiner Strähnen zwischen seine Finger nahm und sie betrachtete, bevor er zu seinem PDA griff.
 

-Meinst du es ist zu viel des Guten?-, erkundigte er sich und zwirbelte folglich eine weitere Strähne zwischen seinem Daumen und Zeigefinger hin und her.
 

Er hatte sich auch schon überlegt, ob er sie sich wieder abschneiden lassen sollte da es sich, je länger sie wurden, auch immer etwas anstrengender gestaltete sie zu pflegen. Doch jetzt, wo sie nicht auf der Bühne stehen mussten, war ihm die Mühe nicht so lästig, als wenn er ständig unter Stress stand und aufwendige Haarpflege da nur noch ein weiteres Übel darstellte.
 

Etwas verspätet bemerkte er die nun viel nähere Präsens Yukkes, der sich zu ihm nach vorn gebeugt hatte und nun mit seiner Hand durch die dunklen, weichen Bahnen strich.
 

"Ich finde es gut.", stellte dieser folglich fest und Tatsuro kam nicht umhin sich einzureden, dass er etwas Verträumtes in Yukkes Stimme vernommen hatte.
 

Aber in letzter Zeit war seine Einbildungskraft eh recht ausgeprägt und gauklerisch, und spielte ihm somit nur zu gern etwas vor.
 

Yukke besaß das Talent seine Emotionen unwissentlich und in regelmäßigen Abständen ins Straucheln zu bringen.
 

Genauso wie er es jetzt auch wieder tat.
 

Ohne zu zögern griff Tatsuro nach der Hand die sich gerade wieder von ihm zurückziehen wollte und drückte sie gegen seine Brust, in welcher sein Herz nun nur noch hektisch zu pulsieren begann.
 

Er wüsste nicht was er getan hätte, hätte Yukke ihm daraufhin nicht wieder aus verblüfften Augen angeschaut und ihm damit deutlich gemacht, dass er mit dieser Geste etwas überfordert war.
 

Yukke empfand nun einmal nicht das, was er für ihn empfand.
 

Er zog es sicherlich noch nicht einmal in Betracht.
 

Warum sollte er auch?
 

Sachte ließ er seine und Yukkes Hand wieder sinken. Und da ihm in Bezug auf sein Verhalten nichts weiter einfiel, setzte er eines seiner albernen Grinsen auf in der Hoffnung, dass Yukke seine Aktion als Nonsens abtun würde.
 

Und tatsächlich sagte dieser dazu kein Wort, noch ging er dazu über sich perplex abzuwenden und Tatsuro damit das Gefühl zu geben, wieder einmal etwas verbockt zu haben.
 

Nein, Yukke lehnte sich einfach wieder zurück und fragte, ob Satochi ihm etwas mehr über den Inhalt des Filmes verraten habe, den sie sich anschauen würden.
 

Tatsuro war als hätte er diesen kurzen Augenblick der Zuwendung nur in seiner Fantasie erlebt. Auch wenn er froh war, das Yukke es ihm nicht übel nahm, so war das Gefühl ihn einfach nicht erreichen zu können viel zu penetrant, als das er es hätte ignorieren können.
 


 

Sie waren rechtzeitig wieder am Kino angekommen und auf dem Weg dorthin zurück, hatte Tatsuro den Verlauf des Tages noch einmal Revue passieren lassen. Im Nachhinein kam er zu dem Entschluss, dass er viel mehr an seiner Selbstkontrolle arbeiten musste, als er es sich eingeredet hatte. Es war ein leichtes zu sagen „ich muss mich zusammenreisen“ , aber wenn er dann in einer Situation steckte, wo es darauf ankam sich an seine Vorsätze zu halten, spürte er stets wie seine Beherrschung ins Wanken geriet.
 

Es war so schwer bestimmten Dingen nicht mehr beizumessen als eigentlich dahinter lag, wenn man sich genau nach diesen Dingen sehnte.
 

Yukke mochte sich nichts dabei denken, wenn er ihm mal die Hand auf die Schulter oder an den Rücken legte. Sie zusammen saßen um Fern zu sehen und zufällig zur gleichen Zeit in die Snackschüssel griffen und ihre Finger sich flüchtig berührten. Oder wenn er nur in Shorts aus dem Badezimmer gestiefelt kam und sich nicht hetzen ließ, sich wieder gänzlich einzukleiden.
 

Das alles waren Augenblicke die ihn konfus machten, ihn in seiner mentalen Festigkeit zum Schwanken brachten und ihm offen legten, dass er noch immer viel zu schwach war.
 

Solange er Yukke Tag und Nacht in seiner Nähe wusste, solange würde er keinen richtigen Schritt machen können, um endlich zu akzeptieren, dass sein innigster Wunsch nur auf Schall und Rauch basierte.
 

Letztendlich wäre das Beste ihm mitteilen, dass er nun wieder für sich selbst die Verantwortung übernehmen wollte.
 

So gesehen war er körperlich weitestgehend wieder in Ordnung. Nur weil seine Stimme noch nicht wieder für allzu viel zu gebrauchen war hieß das nicht, dass er seinem Freund noch länger auf der Tasche liegen musste.
 

Sollte er Hilfe brauchen konnte er sie anfordern.
 

Yukke hatte schon so lange keine richtige Ruhe mehr finden können und er wollte diesen Zustand, nur wegen unangebrachter Selbstbezogenheit, nicht weiter hinausziehen.
 

Es war somit also beschlossen.
 

Er würde Yukke seine Absicht, wieder in seine eigenen vier Wände zurückzukehren, morgen wissen lassen. Komme was wolle!
 


 

Sie hatten ihre Plätze in der hintersten Reihe des Saales und schauten eher unbeteiligt zu, wie sich nach und nach noch andere Besucher einfanden. Es war schon eine Weile still zwischen ihnen und gerade jetzt, wo Tatsuro reichlich mit seinen Emotionen zu ringen hatte, war diese Ruhe etwas ziemlich Unangenehmes.
 

Gut, er konnte von Yukke nicht verlangen, dass dieser ständig etwas erzählte, wo sein Gegenüber noch nicht mal richtig darauf eingehen konnte.
 

Doch immer wenn das Schweigen zu schwer wurde, stellten sich ungewollte Gedanken ein und je länger sie sich ausbreiten konnten, umso mehr drückte es auf sein Gemüt. Etwas das er jetzt einfach nicht gebrauchen konnte.
 

"Ich werde mir noch etwas zu trinken holen. Möchtest du auch was?" Diese Frage kam etwas zu unerwartet über Tatsuro, sodass er ihren Inhalt gar nicht wirklich hatte auffassen können. Doch um dieser Verlegenheit zu entgehen, nickte er einfach. Daraufhin verschwand Yukke und ließ ihn mit diversen Optionen, zu was er wohl gerade zugestimmt oder seine nicht wirklich vorhandene Kenntnisnahme gegeben hatte, zurück.
 

Es dauerte nicht lange und Yukke stand mit ein überdimensionalen Pappbecher, der in diesem Falle fast als Eimer hätte durchgehen können, vor ihm und erklärte auf die skeptische Miene seines Freundes hin, dass dieses Monstergefäß im Angebot gewesen wäre und man es zu zweit schon irgendwie leer bekommen würde. Zum Abschluss seiner Erläuterung holte er zwei Trickhalme hervor und ließ Tatsuro großzügig eine Farbe auswählen. Er hatte sich für den Roten entschieden und nun ragten beide Halme in vertrauter Zweisamkeit aus der kalten, dunklen Brause und Tatsuro war fast schon etwas neidisch auf diese Plastikröhrchen die sich so nahe sein durften.
 

Ja, er war eindeutig nicht mehr bei Trost.
 

Seine Betrachtung fand ein Ende, als das Licht im Saal langsam schwächer wurde, bis es schließlich dunkel genug war und sich der erste Werbespot auf der Leinwand zeigte.
 


 

Es war ein interessanter Film gewesen, das musste Tatsuro zugeben als nach eineinhalb Stunde der Abspann das Ende darstellte. So war er demzufolge auch etwas überrascht, das Satochi doch gar keine so schlechte Wahl getroffen und seine Zweifel somit erfreulicherweise unbegründet gelassen hatte.
 

Es war noch immer etwas dämmerig im Saal, doch die meisten Leute hatten sich schon wieder auf den Weg nach draußen begeben, bis schließlich nur noch sie beide auf ihren Plätzen saßen.
 

Tatsuro nahm sich ein letztes Mal dem Getränkebecher an, um auch noch den letzten und wiedererwartend spärlichen Rest des Inhaltes zu verbrauchen, als auch Yukke sich erhob und sie sich ebenfalls wieder auf den Weg machten.
 

"Ich werde noch mal das WC aufsuchen.", teile Yukke ihm mit, als sie dabei waren dieses zu passieren und entschuldigte sich kurz.
 

Ein Gähnen rutschte Tatsuro hervor, als er erneut einen Blick auf die Tür warf durch welche Yukke vor ein paar Minuten verschwunden war und sich wirklich reichlich Zeit ließ.
 

Er trat nun etwas näher auf die Tür zu die ihm Gegenüber lag und schob sie ein Stückweit auf, um einen Blick in die Räumlichkeit werfen zu können.
 

Das erste was er vernahm war die Stimme eines ihm Unbekannten und kurz darauf die von Yukke, deren Ton man unterdrückte Genervtheit entnehmen konnte.
 

Tatsuro betrat den Raum nun gänzlich und sah nun schließlich auch die beiden Männer. Die Position die der Fremde eingenommen hatte gefiel ihm allerdings ganz und gar nicht.
 

Er stand Yukke eindeutig zu nahe, als das er sich nur hätte nach etwas erkundigen wollen.
 

Die Uhrzeit zum Beispiel.
 

Yukkes Gesicht, als er ihn entdeckte, schwankte zwischen Erleichterung und Unruhe.
 

Tatsuro war etwas überfordert mit dieser Situation. Nun wendete auch der Unbekannte sein Kopf in seine Richtung und es dauerte keine Sekunde, bis Tatsuro ihn als diesen unverschämten Kerl erkannte, der ihn vorhin angerannt und sich nicht einmal dafür entschuldigt hatte. Und genau wie vorhin, fand sich wieder dieser arrogante Ausdruck auf seinen Zügen wieder, die er ihm am liebsten aus seinem fiesen Gesicht geschlagen hätte.
 

Das schien auch Yukke nicht entgangen zu sein und ohne das Tatsuro auch nur ansatzweise dazu gefunden hatte, etwas Unüberlegtes tun zu können, stürmte er auf ihn zu, packte ihm am Arm und zerrte ihn förmlich aus der Tür. Er ließ ihn folglich auch erst wieder los bis er sicher war, dass sie sich außerhalb des Gefahrenbereiches befanden.
 

„WAS SOLLTE DAS?!“, hätte Tatsuro am liebsten geschrien, musste es aber für sich behalten und seinen Ärger nur mit einem Knurren verdeutlichen, was nur noch weiter dazu beitrug die Wut in ihm aufkochen zu lassen.
 

Durchdringend fixierte er Yukke der neben ihm stand und seinem Blick mutig standhielt.
 

Er konnte nicht genau sagen warum Tatsuro so gereizt war, aber wäre er nicht aufgetaucht, würde er wohl immer noch in diesem Waschraum stehen und versuchen diesen aufdringlichen Journalisten abzuwimmeln, ohne diesem einen Grund zu geben, aus etwas das er gesagt oder getan hätte, gewollte falsche Schlüsse zu ziehen, um sie dann in irgendeinem Schmierblatt auszuweiten.
 

Es war nervtötend, wo diese Sorte Mensch einen immer wieder aufzuspüren wusste und sich nicht scheute Situationen heraufzubeschwören, die einen dazu bringen sollten sich unvorteilhaft dagegen zu wehren.
 

Tatsuro indes wartete wohl auf eine Erklärung, denn er ließ nicht davon ab ihn mit missmutiger Miene anzublicken, als habe er gerade gewagt etwas Schlechtes über Leute mit einen Faible für schwarzen Nagellack zu sagen.
 

Zumindest der frühere Tatsuro hätte sich über so etwas echauffieren.
 

Doch er war sich nicht sicher, ob er noch haargenau dieses Tatsuro vor sich hatte, oder ob ein gewisser Wandel in ihm vorgegangen war, und man weiterhin darauf achten sollte, wie man ihm begegnete.
 

Vielleicht reichte nur ein falscher Schritt und Tatsuro würde wieder dazu übergehen sich zurückzuziehen und abzuschotten.
 

Zorn war eine Eigenschaft die dieser, seit dem Zurückfinden zu sich selbst, nicht hatte aufkommen lassen und deshalb war Yukke jetzt doch etwas überfordert mit dieser Angelegenheit, denn hier wusste er nicht wie er richtig darauf reagieren sollte.
 

Auf keinen Fall wollte er ihn noch wütender machen, aber wenn er den wahren Grund dafür nicht kannte, wo sollte er ansetzen?
 

"Ich..., dieser Typ war ein Spinner nichts weiter.", versuchte er einen Einstieg zu finden, musste aber feststellen, dass Tatsuro dieses Aussage nicht als die Erklärung anzusehen schien, die ihn dazu veranlassen würde sich zu beruhigen.
 

Tatsuro hatte mitbekommen auf welche Art und Weise dieser -Spinner- Yukke angeschaut hatte und wie anzüglich nahe er diesem gekommen war, das er schon bei dem Gedanken an diesen schmierigen Vogel etwas zerschlagen wollte.
 

Wie konnte der es nur wagen so verdammt unverschämt zu sein! Und warum hatte Yukke ihm nicht eine verpasst für diese bodenlose Frechheit?!
 

Niemand sollte es wagen auch nur einen Finger an seinen Yukke zu legen! Er gehörte i...
 

Es war der Aufschrei seiner inneren Stimme, die ihn in seiner Rage inne halten ließen und wieder zu klarem Denken zwang.
 

Ohne das er es mitbekommen hatte, war er wieder in die Fänge der Eifersucht und der Besitzergreifung gedriftet und hatte sich widerstandslos auf sie eingelassen.
 

Hatte er denn gar nichts gelernt?
 

Zorn wisch seiner Reue.
 

Reue darüber, dass er nicht im Stande war sich zu beherrschen und über seine eigenen Emotionen zu gebieten. Solange er das nicht zustande brächte sollte er versuchen zu vermeiden mit Yukke allein zu sein.
 

Es bekräftige sein Vorhaben nur noch mehr, wieder in sein eigenes Apartment zurückzuziehen.
 

“...bei solchen Leuten ist es gut die Ruhe zu bewahren, das hat uns Miya schließlich oft genug vorgepredigt, also hab ich ihn quatschen lassen und bin gar nicht weiter drauf eingegangen. Du weißt ja wie aufdringlich die werden können und dieses Exemplar ganz besonders. Deshalb war ich auch froh, dass du dazu gekommen bist. Das war gutes Timing...", versuchte Yukke indes so gut es ihm möglich war, alles zu erklären in der Hoffnung nichts Falsches zu sagen. Doch als er den so plötzlich wechselten Ausdruck auf Tatsuros Gesicht bemerkte, verstummte er abrupt.
 

Tatsuro hatte den Monolog seines Freundes verfolgt und nun wo ihm begreiflich wurde, was dieser ihm gerade mitgeteilt hatte, wurde sein schlechtes Gewissen nur noch größer.
 

Zwar war das Benehmen von diesem Kerl nicht zu endschuldigen, doch hatte Yukke auch versucht so zu handeln, wie es am professionellsten gewesen war.
 

Er hatte die Ruhe bewahrt.
 

Er hingegen hätte mit seinem Ausbruch genau das geliefert, was es zu vermeiden galt.
 

Unnötiges und ungewolltes Aufsehen.
 

Damit hätte er nicht nur sich geschadet, sondern auch wieder seinen Freunden und ihrer Band.
 

Yukke schien dies geahnt zu haben.
 

So gesehen war es wirklich gut, dass ihn Yukke dort weggeschleppt hatte und er somit keine riesige Dummheit hatte anstellen können.
 

Yukke war wirklich der Regen für sein Feuer.
 

Er war das, was er am meisten brauchte.
 

Und wieder einmal lachte ihm das Schicksal, bei dieser wohlbekannten Erkenntnis, höhnisch ins Gesicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  kokuma-chan
2011-03-01T13:42:50+00:00 01.03.2011 14:42
hui~ >w<
das in dem riesenrad war ja mal meganiedlich~ <3
nur tatsu hat ja mal wieder ordentlich was zu ertragen X`D
und aus yukke werd ich irgendwie gar nich mehr schlau o.o
was wohl in dem sein kopf so alles vorgeht? ~.~
es bleibt spannend~ x3
ich freu mich höllisch auf das nächste kapi~ *w*
^w^

Von:  FLAU
2011-03-01T06:35:30+00:00 01.03.2011 07:35
hach~
tatsu muss bei dir ja mal wieder ordentlich leiden!
und yukke wirkt ein wenig undursichtig!
ich bin auf jedenfall mehr als gespannt auf das nächste kapitel~


Von:  -aftermath-
2011-02-28T22:53:11+00:00 28.02.2011 23:53
Oh je...
Armer Tatsurou. >__<

Ich freue mich aufs nächste Kapitel. *-*


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