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Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms

Tatsu-Yukke
von

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And round and round it goes

Mit etwas Mühe drängelte sich Satochi durch die schon vor Ort befindliche Masse, um zu Yukke zu gelangen der sich, so wie es sich für den Ehrengast auch gehörte, im Zentrum der munteren Gesellschaft befand. Satochi musste schon etwas grinsen, als er verfolgen konnte, wie sich Yukke tapfer dem Kreuzfeuer anhaltender Beglückwünschungen und anderweitig guten Worten zu seinem zukünftigen Lebensweg, mit Danksagungen und Dauerlächeln erwehrte.
 

Er selbst hatte sich etwas verspätet, da ihm auf halber Strecke eingefallen war, dass er doch tatsächlich das Geschenk für das Geburtstagskind vergessen hatte. Und das, obwohl er es fast den ganzen Tag über von einer Ecke seiner Wohnung mit in die nächste geschleppt hatte. Eben um es nicht zu vergessen.
 

Aber nun war er ja da und es trennten ihn auch nur noch wenige Meter von seinem angesteuerten Ziel.
 

"Oh Mann, du kennst echt zu viele Leute!", schnaufte er, als er sich endlich vor Yusuke wieder fand, der ihn auch gleich ein amüsiertes Glucksen schenkte.
 

"Du kennst genau dieselben Leute mein Lieber.", informierte er seinen Freund und wandte daraufhin seinen Blick kurz von ihm ab, um sich suchend umzublicken.
 

"Bist du allein?", erkundigte er sich schließlich und Satochi wusste die anklingende Enttäuschung in der Frage Yukkes sehr gut zu deuten.
 

"Ja, ich bin allein gekommen, aber ich soll dir von Tatsuro aus sagen, dass es ihm nicht gut geht und er deshalb zu Hause bleibt. Er lässt dich aber grüßen."
 

Es war der folgende Augenblick der in Satochi das Gefühl aufkommen ließ, Tatsuro am liebsten eine verpassen zu wollen, da er nun genau verfolgen konnte, wie sich die Enttäuschung, die erst nur ansatzweise bei Yukke zu vernehmen war, nun über seine gesamte Erscheinung ausbreitete. Angefangen von den traurigen Augen, die er dadurch zu verbergen versuchte, indem er seinen Kopf ein Stück senkte, bis hin zu den hängenden Schultern und dessen Händen die durch ihr unstetes Fingerspiel das Bild der Ernüchterung vervollständigte.
 

Er war ja nicht dumm, auch wenn er einfach nicht verstand, warum sich Tatsuro so seltsam aufführte wusste er, dass es sicherlich einen anderen Grund für sein Fernbleiben gab, als der den er angeben hatte. Nur war auch er damit etwas überfordert. Selbst wenn er Tatsuro heute bei ihrem Telefonat auf alles hätte ansprechen können, so wusste er einfach nicht wie. Ihr langhaariger Freund war in der letzten Zeit mit einer Flasche Glyzerin zu vergleichen. Nur eine falsche Aktion und es konnte in einem totalen Desaster enden.
 

Satochi musste sich selbst eingestehen, dass er etwas Angst hatte.
 

Angst das, wenn er Tatsuros Verhalten zu eindringlich hinterfragte, ihm dasselbe Schicksal ereilen würde wie Yusuke.
 

Aber diesen Gedanken wollte er Yukke nicht auch noch unter die Nase reiben.
 

Doch so wie es aussah, hatte dieser sich eh schon seine eigene Meinung dazu gebildet.
 

Er schien genau so wenig davon überzeugt zu sein, dass Tatsuro aus gesundheitlicher Unpässlichkeit nicht hier sein konnte, wie er es tat.
 

Auch Miya hatte sich nun zu ihnen beiden durchgerungen und als er Yusuke in, für diesen Anlass recht untypischer Haltung vor fand, konnte er sich den Ursprung dieses Trauerspiels schon fast denken.
 

"Tatsuro?", stelle er seine Mutmaßung in den Raum und verdrehte entnervt die Augen, als ihm Satochi in Vertretung ihres Freundes ein Nicken zukommen ließ.
 

Das war doch alles nicht mehr zum Aushalten! Was Ging nur in diesem Chaoten vor sich, dass er nicht einmal heute sein Ego im Schrank lassen konnte?
 

Doch noch bevor er sich weiter darum Gedanken machen konnte, erfasste ihn ein Arm von Satochi und schon fand er sich in einer netten dreier Umarmung wieder.
 

Er würde darauf wetten, dass Satochis Lippen nun ein fast unanständig, breites Grinsen zierte das er, bedingt durch seine Position, nur nicht ausmachen konnte.
 

Aber das war wohl auch gut so.
 

Er sollte in Zukunft einfach besser darauf achten, was für Äußerungen er seinen Kollegen zukommen ließ, bevor sie sich, wie in diesem Falle, gegen ihn richteten. Heute aber fand er sich selbstlos damit ab, hier so ungeniert mit als Trostpflaster eingespannt zu werden.
 

Yukke hatte schließlich Geburtstag!
 


 

Etwas erschöpft löste sich Yukke von seinem letzten Gesprächspartner und platzierte sich in einen der umstehenden Sessel, um sich etwas auszuruhen. So hatte er sich diesen Abend nicht gewünscht. Nicht, dass er ihm missfiel, oder er sich hätte langweilen müssen. Alles war wirklich schön und mit Mühe organisiert worden, doch er selbst war nicht ganz bei der Sache. Es war nicht so, dass er nun blauäugig angenommen hatte, dass sich Tatsuro garantiert heute wieder in alter Form präsentieren würde. Aber, dass dieser nun gänzlich fern geblieben war, stimmte ihn ungemein traurig. Sato hatte ihm zwar erzählt, dass dieser sich nicht wohl fühlen würde, aber war dem auch wirklich so? Tatsuro hätte sich doch auch bei ihm melden können! Nicht einmal der Versuch einer Gratulation war er ihm wert. Und das war etwas, dass er nur in eine Richtung deuten konnte.

Und diese gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

Was um alles in der Welt hatte er ihm nur getan, dass er sich nun so rabiat von ihm fernhielt?
 

Egal welchen Grund dieser hatte, warum konnte sie das nicht auf friedlicher Basis klären?
 

Oder war Tatsuro seine Person wirklich schon so dermaßen über, dass er gar keine Zeit mehr in ihn investieren wollte?
 

Hatte es sich für ihn vielleicht schon längst erledigt?
 

Es machte ihn wirklich fast wahnsinnig nicht zu wissen, was vor sich ging und das er sich deshalb schon wieder den Kopf zerbrach.
 

"Fukuno-san!"
 

Etwas desorientiert schaute Yukke sich um, als er seinen Namen in dieser Form vernahm, bis er diese Begrüßung schließlich einer Person vor sich zuordnen konnte, die ihn wie immer herzlich anlächelte, wenn sie ihn sah.
 

Die junge Frau trat nun etwas näher an Yukke heran und musterte ihn mit sorgenvollem Blick, der ihren feinfühligen Charakter noch mehr zu Geltung brachte.
 

"Sie sehen aber gar nicht glücklich aus.", stellte sie dann auch mit einem Ton von Mütterlichkeit in der Stimme fest und setzte sich Yusuke gegenüber, der diese Beobachtung zu seinem Gemütszustand mit einer abtuenden Handbewegung abzumildern versuchte. Doch Hanasawa-san verfügte über genügend weibliche Intuition, um zu wissen, dass es nur typisch für einen Mann war solche Angelegenheit herunter zu spielen. Egal wie sehr diesen auch etwas beschäftigen mochte.
 

"Fukuno-san sie sind sehr schlecht, wenn es darum geht jemanden etwas vormachen zu wollen." Die junge Stylistin begegnete dem leicht überraschten Gesicht ihres Gegenübers mit einem sanften und verständnisvollen Ausdruck. Yusuke fühlte sich wahrlich an eine Situation erinnert, in der eine Mutter versuchte ihren Spross gut zuzureden, der eher sämtliche Hausarbeiten verrichten würde, als über seine Probleme sprechen zu wollen.
 

Aber dieses Alter war schon seit einiger Zeit hinter ihm geblieben und er würde ja auch nicht unnötig viel von seinem Seelenzustand preisgeben, wenn er ihr sagen würde, dass er sich einfach nur Sorgen um Tatsuro machte. Die Einzelheiten dieses Szenarios gingen ja niemanden etwas an.
 

Hanasawa-san gab ein verstehendes Nicken von sich, als Yukke ihr seine Besorgnis, auf Grund des Fernleibens ihres Sängers, mitgeteilt hatte und legte eine zuversichtliche Miene auf.
 

„Iwagami-san hat sich sicherlich nur etwas verspätet. Ich weiß ja selbst wie das ist, wenn man alte Freunde lange nicht gesehen hat, dann vergisst man über ein Gespräch schon mal die Zeit. Ich sah ihn vorhin zufällig im DownTown, als ich Keisuke etwas vorbei gebracht habe. Gara-san und seine Band haben heute dort einen Auftritt und Keisuke musste kurzfristig für einen erkrankten Technikerkollegen einspringen…“
 

Yukke fiel es plötzlich unglaublich schwer dem Reden der jungen Frau noch Aufmerksamkeit schenken zu können, als ihm zu Ohren kam das Tatsuro, nicht wie es zu erwarten gewesen wäre, zu Hause blieb, sondern es vorzog sich in Clubs herumzutreiben, um diesen Abend anscheinend mit anderen Freunden verbringen zu wollen.
 

Es war nicht der Gedanke daran, dass Tatsuro sich mit anderen Freunden traf der ihn schmerzte, sondern die Tatsache, dass dieser es vorgezogen hatte ihn anzulügen anstatt ihm einfach mitzuteilen, dass er es vorzöge anderen Plänen für diesen Samstag nachzugehen.
 

Wenn sie sich nun schon so tief unten befanden, dass man sich auch für die kleinste Wahrheit keine Mühe mehr machen wollte, dann sollte er wohl wirklich langsam aufwachen, was seine Bindung zu Tatsuro betraf.
 

Denn unmissverständlicher konnte man die Wahrheit eigentlich nicht vor Augen geführt bekommen. Tatsuro legte keinen Wert mehr auf ihre Freundschaft und zog es nun vor diese Tatsache Schritt für Schritt zu vermitteln, anstatt gleich einen Schlussstrich zu ziehen.
 

Yusuke musste bitter auflachen.
 

Das war so typisch für Tatsuro.
 

Es reichte ihm nicht sein Umfeld mit seinen völlig unverständlichen Launen zu ermüden, er musste es auch noch auf solch eine quälend, schleichende Art demonstrieren, dass man am Ende selbst schon der Meinung war, es wäre besser, wenn man sich lossagte, nur um endlich seinen Seelenfrieden wieder finden zu können.
 

Aber nun war er ja im Bilde und wenn es das war was Tatsuro wollte, dann tat er ihm diesen letzten freundschaftlichen Gefallen.
 

Hanasawa-san hatte über die Minuten in denen Yusuke recht fassungslos vor sich hin gestarrt hatte, der Gedanke ereilt, dass sie gerade etwas gesagt haben musste, das eindeutig nicht angebracht war.
 

"Es tut mir leid!", brachte sie in einem schuldbewussten Ton hervor nicht sicher, ob diese Worte auch zu ihrem Gegenüber durchdringen würden.
 

Und auch wenn es einen Moment dauerte, bis Yukke ihre Entschuldigung wirklich realisiert hatte, machte er ihr nun wahrlich keine Vorwürfe.
 

Im Gegenteil.
 

Eigentlich müsste er ihr dankbar sein, dass er nun wusste woran er war.
 

Tatsuro würde sich nicht wieder wandeln, nur weil er nun hier saß und dem Versuch nachging eine Lösung für ihr Problem zu finden. Dieser schien ja nicht mal mehr einen Gedanken an all das zu verschwenden.
 

Nein. Tatsuro schien einfach weiter zu gehen.
 

Und warum sollte er das nicht auch können?
 

Noch vor kurzem hatte er sich selbst als viel zu sensibel angesehen und nun hatte er die Möglichkeit das alles endlich einmal zu ändern. Es brauchte nur etwas Willensstärke.
 

Der plötzlich recht entschlossene Ausdruck, der sich nun in Yukkes Gesicht wiederspiegelte, irritierte sein Gegenüber ein wenig.
 

"Schon gut, eine Entschuldigung ist wirklich nicht nötig. Sie haben mir sogar einen Gefallen getan."
 

Es schien unlogisch, aber nun wo er sich vorgenommen hatte diesen Abschnitt seines Lebens hinter sich zu lassen, fühlte er sich gut.
 

Ja, er würde sein altes Ich abhärten und dann..., dann würde auch er weiter gehen.
 


 


 

***
 


 


 

"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es anstatt besser immer verrückter mit den beiden wird!"
 

Miya konnte seine Frustration kaum noch zügeln, sobald er mit ansehen musste, wie sich Tatsuro und Yusuke aufführten. Früher traten sie wenigstens als Doppelpack auf, um ihre Mitmenschen zur Verzweiflung zu treiben, oder diese mit kindlichem Nonsens zu unterhalten. Doch nun spielte jeder für sich einen melodramatisch anmutenden Part in einem Stück, dessen Titel jedoch keiner benennen konnte.
 

Satochi konnte dem nur zustimmen und schnippte den Rest seiner Zigarette in eine Pfütze vor ihrem angestammten Raucherpotest.
 

"Die beiden haben ein echtes Problem und mir kommt es so vor, als würden sie sich bei der Lösung gegenseitig im Weg stehen."
 

Ja, das mit dem Problem war nun mehr als offensichtlich und hatte sich seit Beginn der Woche auch noch um einige Grad gesteigert. Nun da sich auch Yukke so merkwürdig benahm, dass es einen zwischen diesen zwei Fronten regelrecht zu zermahlen schien, wenn man auch nur ansatzweise den Versuch unternahm etwas Licht in dieses Dunkel bringen zu wollen.
 

Yusuke war mittlerweile genauso borniert wie Tatsuro was seine Mitteilungsfreude anging und somit war es unmöglich geworden überhaupt noch etwas gerade rücken zu können.
 

Miya hatte seine Arme auf dem Geländer vor sich platziert und seinen Kopf darauf gelegt.
 

"Wie mit kleinen Kindern.", murmelte er in den Stoff seines Jackenärmels, musste sich gedanklich aber korrigieren, als ihm in den Sinn kam, dass man kleine Kinder schon durch simple Dinge wie das Versprechen auf Schokolade dazu bringen konnte sich zusammen zu reißen. Aber hier würde das leider nicht funktionieren.
 

Hatten diese zwei Idioten eigentlich eine Vorstellung davon, wie sehr er sich hier zusammen reißen musste?
 

Am liebsten hätte er sie gepackt und solange irgendwo eingesperrt, bis sich das Ganze wieder geklärt hatte. Aber diese Methoden schienen auch nur zu klappen, wenn man sie in einen schmalzigen Hollywoodstreifen packte.
 

In der Realität würden die zwei wohl eher versuchen sich mit bloßen Händen durch das Mauerwerk zu graben, nur um einer alles bereinigenden Aussprache entgehen zu können.
 

Diesem Gedankengang schloss sich ein schon fast routiniertes Seufzen an und er war froh, dass ihn Satochi nur mitfühlend auf die Schulter klopfte, anstatt ihn mit einer seiner patentierten Umarmungen Beistand leisten zu wollen.
 


 

Indes saß Tatsuro allein in ihrem Pausenraum und nippte eher aus Langweile, als aus dem Grund seinen Durst stillen zu wollen, an seiner Wasserflasche.
 

Yukke war nur wenige Sekunden nach Miya und Satochi aus dem Zimmer verschwunden und hatte ihn somit wieder einmal buchstäblich stehen lassen.
 

Bis jetzt hatte er nicht ansatzweise eine Chance gehabt mit diesen unter vier Augen sprechen zu können und es schien auch nicht ganz abwegig zu sein, wenn er annahm, dass dieser ihm absichtlich aus dem Weg ging. Aber eigentlich sollte ihn das auch gar nicht wundern. So wie die Dinge standen, hatte dieser ja keinen Grund mehr sich mehr als notwendig mit ihm abzugeben.
 

Also warum sich etwas vormachen?
 

Das war es doch was er sich zu allererst vorgenommen hatte. Yukke von sich zu schieben.
 

Doch nun wo dieser es auch hundertprozentig verstanden zu haben schien war das Empfinden, dass es so weit gekommen war, nicht minder schmerzhaft als der Gedanke, dass Yusuke ihn nach der Offenlegung seiner Gefühle zurückgewiesen hätte.
 

Es machte keinen Unterschied.
 

Nur hätte man mit der ehrlicheren Variante weniger Zeit investieren müssen, um sich dem bewusst zu werden.
 

Er würde wirklich froh sein, wenn sie ihre Arbeit für heute hinter sich gebracht hatte und er nicht weiter diese anhaltende Anspannung ertragen musste, die Yukkes Gegenwart ihm vermittelte.
 


 

***
 


 

Missmutig knüllte Tatsuro das Blatt Papier unter seinen Händen zusammen und warf es, wie schon unzählige vor diesem, achtlos in den Raum.
 

Er konnte nicht schlafen.
 

Zu viele Dinge hatten ihn beschäftigt und irgendwann war er wieder aufgestanden und hatte sich im Versuch seine aufgewühlten Emotionen zu einem Songtext verarbeiten zu wollen, wieder in sein Wohnzimmer gesetzt. Doch nun wollte ihm einfach nichts gelingen. Sein Kopf war voll mit Gedanken, doch konnte er sie nicht fassen, sie nicht in Worte zwingen und die Frustration darüber ließ er nun an dem Zettelberg vor sich aus.
 

Doch des einen Leid konnte gut zu jemand anderen Freude werde, und so war es der gescheckte Kater der sich mehr als euphorisch an den raschelnden Zellulosekugeln zu schaffen machte, da er in Anbetracht des erneuten aktiv Werdens seines Herren, diesem nur zu gern Gesellschaft leisten wollte.
 

Einige Minuten verfolgte Tatsuro Tetos Spiel, was ihn auch etwas zu beruhigen vermochte. Schließlich stand er auf und ließ dadurch seinen pelzigen Freund kurz in seinem Tun inne halten.
 

Schließlich hockte er sich neben seinen Kater und grinste diesen breit an.
 

"Was dagegen, wenn ich etwas mitmache?"
 

Eine Viertelstunde später lag Tatsuro ausgestreckt in Mitten duzender Schnipseln auf dem Boden. Auf seinem Bauch ein müder, aber dennoch zufrieden schnurrender Kater. Die kleine Partie hatte ihn für kurze Zeit ablenken können und Teto hatte es mehr als gefreut, dass sich jemand mit ihm beschäftigt hatte.
 

Tatsuro betrachtete die bizarren Schattenwesen die sich an der Decke des Zimmers abzeichneten und versuchte die Ruhe die er gerade verspürte dazu zu nutzen seine Gedanken abermals zu formen. Vorsichtig richtete er sich auf und nachdem er Teto auf dessen Lieblingsdecke verlagert hatte, setzte er sich wieder an seinen Tisch und begann zu schreiben.
 


 


 

***
 


 


 

Anklagend schaute Miya zum Himmelszelt, das sich vor wenigen Minuten in ein noch schweres Grau gehüllt hatte und nun seine Stimmung in Form von großen und unzähligen Wassertropfen zum Ausdruck brachte.
 

Gut, es war nicht gerade ungewöhnlich für diese Jahreszeit, dass der ein oder andere Regenguss gen Boden strömte, aber dass es ausgerechnet heute so penetrant ausfallen musste, ärgerte ihn doch ziemlich. Sie hatten nun schon einiges an Zeit verloren, was die Aufnahmen ihrer neusten Single anging. Und nun wo es nur noch daran lag das dazugehörige Video zu drehen, entschied sich eine Gewalt, die ausnahmsweise mal nichts mit seinen Kollegen zu tun hatte, dazu ihnen einen Strich durch ihre Pläne zu machen.
 

Denn ein Teil des Skripts sah nun einmal vor, dass sie sich in der Natur befinden sollten. Die Szenen die sie in den dafür präparierten Räumlichkeiten wiedergeben würden, waren erst für morgen angesetzt. Selbst wenn sie sie vorziehen würden, wäre der Aufbau der nötigen Ausrüstung andauert genug, dass sie es sich eh sparen können, es heute noch in Angriff nehmen zu wollen.
 

Ein feucht, kalter Windhauch erfasste Miya, der daraufhin seine Schultern anhob und sich seine Jacke noch etwas enger um seinen Körper zog.
 

Ein heißer Kaffee wäre jetzt genau das richtige. Und noch während er sich dessen positive Aspekte verinnerlichte musste er feststellen, dass er sich wohl so sehr einen Becher dieses Gebräus wünschte, dass er ihn schon förmlich zu riechen vermochte.
 

"Hier, du siehst aus als könntest du einen gebrauchen."
 

Etwas überrascht schaute Miya auf seinen rotblonden Kollegen der mit zwei dieser farblosen, aber dennoch praktischen Pappbechern bestückt vor ihm stand und ihm einen davon entgegen hielt.
 

Dankend nahm er das Behältnis entgegen und fühlte sich Yukke ehrlich verbunden, dass dieser an ihn gedacht hatte.
 

Das Benehmen seines Freundes gegenüber Tatsuro sah er zwar immer noch als etwas rabiat an, doch auf der anderen Seite konnte er ihn auch irgendwie verstehen. Tatsuro war ein wirklich schwieriger Mensch und es kostete Nerven und Kraft sich nicht in diesen Strudel aus Eigenheiten ziehen zu lassen. So war es auch nicht unbedingt verwunderlich, dass Yusuke sich nun wohl etwas Abstand einräumen wollte, um wieder ein wenig Ausgeglichenheit in sein Leben bringen zu können.
 

Jedoch war die Umsetzung etwas, dass nun an Miyas Nerven zerrte, auch wenn dieses emotionale Chaos selbst etwas befremdlich erschien.
 

Es herrschte eine gewisse Ruhe und Ordnung seit sich die Beiden zu meiden schienen und eigentlich war dies etwas, dass er sich in Momenten der puren Entnervtheit, auch immer wieder gewünscht hatte. Aber jetzt wo es an dem war, fehlte etwas.
 

Die Dynamik innerhalb ihrer Band war zu etwas Durchschnittlichem und Eintönigen verkommen.
 

Und auch wenn er den Drang verspürte Yukke nach den Gründen dieser Entwicklung zu fragen, beließ er es dabei in den Regen zu blicken und seinen Kaffee zu trinken.
 

Solange sich der Sturm im Wasserglas befand und sich nicht zu einem Orkan entfaltete der alles im näheren Umkreis zu zerstören drohte, ging er einfach davon aus, dass die beiden selbst genug Liebe zu ihrer Arbeit aufbringen konnten, um diese nicht aus irgendwelchen konturlosen Motiven aufs Spiel zu setzten.
 

"Leute, ich glaube das wird heut nichts mehr. Die Crew ist auch schon ganz durchgefroren und für die Technik ist solch ein Wetter nicht gerade vorteilhaft."
 

Ein ausgedehntes Frösteln durchlief Satochi, der den kläglichen Versuch startete in dem für das Video zugedachten Outfit, irgendwo seine kalten Hände unterbringen zu können. Aber vom modischen Standpunkt her, waren Taschen wohl nicht mehr in.
 

Auch wenn es Miya widerstrebte erneut eine unvorhergesehene Pause einzulegen, war nichts daran zu ändern, dass sie bei diesen Bedingung einfach nicht drehen konnten.
 

Und ein zweites Video, wo sie sich im Match tummelten, wäre auch nicht gerade sehr originell.
 

"OK, ich sehe es ein, wir brechen ab. Aber eines sag ich euch, wenn das Übermorgen nicht besser geworden ist mit dem Wetter, dann ist es mir egal, dann drehen wir die Einstellungen halt mit Regen!"
 

Dieser Ansage folgte ein zustimmendes Nicken der beiden um ihn befindlichen Musiker, worauf sich Yukke auch gleich von ihnen entfernte um sich umzuziehen.
 

"Sagst du Tatsuro noch Bescheid?"
 

Satochi nickte abermals und ließ Miya nun wieder mit sich allein.
 

Was würde er froh sein, wenn diese CD endlich in den Läden stand.
 


 

*
 


 

Das warme Wasser, welches beständig über seinen verspannten Körper ran, ließ die Kälte langsam aber sicher aus seinen Gliedern weichen. Auch wenn Tatsuro wusste, dass diese ungeplante Schaffenspause zur Folge hatte, dass sie in den nächsten Tagen noch etwas mehr gefordert werden würden, um die verlorene Zeit wieder einzuholen, war er froh über die Verzögerung. Da er sich heute in Anlehnung des vorherrschenden Wetters, auch nicht sonderlich gut fühlte.
 

Schon als er am Morgen aufgewacht war und er den grau gefluteten Himmel wahrgenommen hatte, betätigte sein Emotionszentrum den Schalter für Melancholie in ihm und ließ ihn die folgenden Stunden in diesem Modus verharren.
 

Und auch jetzt wollte sich seine Gemütslage nicht wirklich verbessern.
 

Ihm war die herangewachsene Vertraulichkeit zwischen Yukke und dieser Stylisten natürlich nicht entgangen, da es für ihn eine schon fast provokative Zurschaustellung war, wie unmissverständlich gut sich die beiden verstanden.
 

Zu gut für seinen Geschmack!
 

Tatsuro mochte diese Frau nicht!
 

Er mochte ihre freundliche Art nicht!
 

Er mochte ihr Lächeln nicht!
 

Und er mochte es nicht, wenn sie seinem Yusuke nahe kam und dies wohl auch noch als selbstverständlich ansah. Und dieser schien dieses ganze Schauspiel auch noch gut zu heißen. Keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass diese unverschämte Person ihm vielleicht nur deswegen so jovial entgegen kam, weil sie sich daraus einen Nutzen erhoffte. Aber Yukke war eben schon immer viel zu gutmütig gewesen.
 

Nie war seine erster Gedanke gegenüber unbekannten Menschen, dass diese etwas Schlechtes wollten. Er kannte sie ja nicht, meinte er immer und Vorurteile waren etwas, die einem die Sicht auf die positiven Dinge trüben konnten.
 

Tatsuro zischte vor Ironie über diesen Gedanken.
 

War es denn nicht gerade diese Vertrauensseligkeit der er es zu verdanken hatte, dass er überhaupt solch eine Bindung zu Yukke hatten aufbauen können?
 

Nur weil sich Yusuke nie von seiner Oberflächlichkeit hatte blenden lassen, war es doch möglich gewesen ehrliches Vertrauen zueinander entwickeln zu können.
 

Und nun stand er hier, voller Gram auf sein Schicksal und verfluchte genau diesen Charakterzug an dem Menschen der ihm doch von all seinen Freunden am nächsten stand.
 

Oder eher gestanden hatte.
 

Unbeherrscht schlug er mit der Faust gegen die marmorierten Fliesen der Duscheinheit, ließ diese dann aber wieder sinken. Wie als hätte er sich dem Ganzen nun schließlich ergeben und lehnte stattdessen sein Stirn an die feuchte Wand vor ihm und schloss die Augen. Wenn er sich nur auf das Rauschen des Wasser konzentrierte und seinem Kopf das Denken verweigerte, war alles nicht so schlimm und der Schmerz in seinem Inneren nur eine Illusion.
 


 

*
 


 

Verloren
 

Das war ein Wort mit dessen Bedeutung er sich doch eigentlich ganz gut auskennen sollte. Und nun sagte ihm Kurosawa-san, ihr Regisseur, dass er doch der Szene entsprechend etwas mehr verloren wirken sollte. Tatsuro hätte auf diese Bitte hin fast angefangen zu lachen. Wie sollte er sich den noch rettungsloser geben, als er sich schon fühlte? Er hätte wahrlich nicht gedacht, dass er so gut darin war seinen Seelenzustand so perfekt verstecken zu können. Aber anscheinend hatte er dafür eine Art Begabung von der er bis dato noch nichts gewusst hatte.
 

Intuitiv suchte sein Blick nach einer ganz bestimmten Person am Set und als er sie schließlich ausfindig gemacht hatte, war das was er fühlte erneut viel zu intensiv.
 

"Das ist es! Genauso sollte es in der Einstellung aussehen!"
 

Na immerhin konnte er einen mit seinem Leiden begeistern und irgendwo fragte er sich, wie lange er diese Einstellung wohl hätte drehen müssen, wenn er voller positiver Energien gewesen wäre.
 

Wenigstens regnete es heute nicht, auch wenn der Himmel noch immer trostlos auf sie herabblickte und ihm darüber etwas Verbundenheit vermittelte.
 

Es war anstrengend sich nicht einfach hängen zu lassen, wenn es einem danach war. Aber das Maß an Offensichtlichkeit, dass etwas innerhalb der Band nicht so recht stimmte, reichte auch so schon vollkommen zu. Natürlich war es ihrer Crew nicht entgangen, immerhin waren sie ein ganz anderes Temperament ihrer Jungs gewohnt, doch wagte es keiner sich direkt danach zu erkundigen, worüber Tatsuro auch mehr als dankbar war.
 

Er würde diesen Drehtag schon überstehen, solange ihr engagierter Regisseur keine Freudentänze von ihm verlangte, oder darauf bestand anderweitig glücklich zu agieren.
 

Denn das würden seine schauspielerischen Fähigkeiten einfach nicht hergeben können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -aftermath-
2010-11-13T20:01:59+00:00 13.11.2010 21:01
Ach man~
Tatsu und Yukke tun mir echt leid! >-<
Aber das Kapitel war trotzdem wieder mal toll! *-*
Ich freu mich schon aufs nächste!


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