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Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms

Tatsu-Yukke
von

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Misunderstanding

Beständiger Nieselregen durchschnitt die kühle Luft des vorgeschrittenen Abends und ließ Tatsuro leicht frösteln. Er brauchte etwas Ruhe und hatte sich nach dem Umziehen sofort wieder davon gemacht, auch weil er Yukke gerade nicht um sich haben wollte..., konnte.
 

Er hatte gedacht, dass er nachdem er ihn zurechtgewiesen hatte, genügend Willensstärke aufbauen könne um, nicht wirklich unverletzt, aber vielleicht nur etwas zerkratzt aus der ganzen Sache herauszukommen. Doch nun hatte er feststellen müssen, dass er sich fühlte als wäre er auf eine Mine getreten. Und das, obwohl doch genau das passiert war, was er mit seiner schroffen Lektion Yusuke gegenüber erreichen wollte.
 

Irgendetwas in ihm hatte sich nach wie vor gewünscht, dass dieser sich nicht abschrecken lassen würde, dass er auch weiterhin versuchen würde ihn mit kleinen Gesten aufbauen zu wollen. Aber Yukke hatte sich erschreckend schnell zur Räson rufen lassen und das hatte ihn dann doch schon verwundert und nicht zuletzt auch ziemlich geschmerzt.
 

Sie alle waren Profi genug, um sich durch solche Dinge nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, solange es um ihre Projekte ging. Doch vorhin, kurz vor ihrem Auftritt, da war ihm mit einem Male alles zu viel geworden. Die ganze Zeit hatte er sich einreden können, dass es gut so war, dass er nur auf diese Weise wieder von Yukke loskommen könne. Doch dann, als nur noch sie beide hinter der Bühne standen und Yukke sich nicht wie gewohnt noch einmal an ihn gewandt hatte, da brach etwas über ihm zusammen, das ihn mit einer Wucht nach unten gedrückt hatte, dass er für einen Moment einfach nicht mehr wollte.
 

Nur ein Gefühl war stärker denn je in ihm aufgestoben. Yusuke wieder zurückzuziehen, ihn einfach in den Arm zu nehmen und festzuhalten.
 

Er wollte wieder zurück.
 

Zurück zu diesen Tagen, wo er sich hatte einreden können, dass Yukke auf abstrakte Art und Weise ihm gehörte, solange er nur das Schild das ihre Freundschaft umschloss aufrecht zu erhalten wusste. Und nun waren es tatsächlich seine Hände die genau diesen Schutz zum Einsturz brachten.
 

Irgendwie hatte er dann doch noch den Weg auf die Bühne gefunden und war dankbar, dass er als Sänger die Möglichkeit hatte, seine Gefühle Quetschen für Quetschen über ihre Songs verteilen und sich somit wenigstens etwas befreien zu können.
 

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, es auf die grobe Tour zu versuchen.
 

Vielleicht würde ein Gespräch am Ende doch mehr bewirken können, als er es sich bis jetzt zugestehen wollte?
 

Was hatte er denn schon zu verlieren?
 

Wenn er sich weiter so abweisend gegenüber Yukke gab, würde dieser früher oder später sicherlich ganz darauf verzichten, privat noch etwas mit ihm zu tun haben zu wollen.
 

Wenn er ihm nun einfach sagte, was ihn zu solch einen Verhalten bewogen hatte, konnte es mit dem gleichen Effekt enden, oder sich durch einen Wink des Himmels wieder zu etwas Positiven entwickeln.
 

Es stand Fünfzig, Fünfzig.
 

Er sollte es darauf ankommen lassen. Er müsste nur eine passende Gelegenheit finden, sich bei Yukke erklären zu können. Womöglich wäre dessen Geburtstag ein ganz guter Zeitpunkt dafür. Da war dieser meist in sehr guter Stimmung und das könnte ihm durchaus zum Vorteil geraten. Jedoch würde er mit seinem Geständnis bis zum Ende der Feierlichkeiten abwarten. Nicht, dass er ihn mit seiner Offenbarung letztendlich so verschreckte, oder verstörte, dass er an diesem Tag zu nichts mehr zu gebrauchen sein würde.
 

Tatsuro fühle wie mit seiner Entschlossenheit, auch ein Stück Optimismus zu ihm zurück fand und er sich schon merklich besser fühlte, als noch vor wenigen Minuten.
 

So ließ er das ungemütliche Wetter letztendlich dort wo es hingehörte und machte sich zurück zu ihrer Garderobe.
 

Als er schließlich davor ankam stellte er fest, dass die Tür einem Spalt weit offen stand. Anscheinend hatte sie jemand bei heraus- oder hineingehen, versehentlich oder absichtlich nicht richtig geschlossen.
 

Letztendlich trat er näher heran, doch ließ ihn Yukkes Stimme die er von drinnen her hörte inne halten.
 

"...verstehst du was ich meine?
 

Es zerrt an meinen Nerven! Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch mitmachen werde. Er ist doch nun wahrlich kein kleines Kind mehr, aber genauso kommt er mir vor! Ich glaube ich hätte mich nie darauf einlassen sollen...
 

Außerdem hab ich wirklich andere Sorgen! Ich werde froh sein, wenn es vorbei ist und ich mich wieder nur um mich selbst kümmern muss. Irgendwann ist auch bei mir das Limit erreicht!"
 

Dieser Aussage folgte ein frustriertes Stöhnen, bevor sich Miya als die Person herausstellte der Yusuke sich mitgeteilt hatte.
 

"Ja das kann ich verstehen. Mir würde es da bestimmt nicht besser gehen. Aber Ausdauer hast du, dass muss man dir lassen mein lieber Yusuke.” Tatsuro konnte ein gedehntes Grummeln vernehmen, das eindeutig Yukke zuzuschreiben war.
 

So verhielt es sich also bei diesem...
 

Wie versteinert stand Tatsuro vor dem Eingang des Umkleideraumes und konnte gar nicht glauben, was er gerade gehört hatte.
 

Yukke hatte sich nicht so rasch damit abgefunden ihm seine Ruhe zu lassen, weil er ihn nicht noch weiter strapazieren wollte, sondern weil er Yukke nur noch auf die Nerven ging!
 

Und das anscheinend so sehr, dass er ihn am liebsten gar nicht mehr um sich haben wollte, wenn es nicht wirklich sein musste.
 

Das restliche Gespräch der zwei Musiker ging ungehört an ihm vorbei, da er sich erst einmal mit dem auseinandersetzen musste, was er da vernommen hatte.
 

Und dies war weit mehr, als er momentan zu verkraften im Stande war.
 

Am liebsten wäre er auf der Stelle abgehauen, doch alles was ihm sein Körper noch gewährte, war sich an eine Wand des Flures zu lehnen und daran Richtung Linoleumboden zu rutschen.
 

Er hatte es versaut!
 

Wie konnte er auch nur davon ausgehen, dass Yukke sich ewig alles bieten lassen würde? Es war nur eine Frage der Zeit, bis es ihm reichen musste. Und wenn er so zurückrechnete, war dessen Geduld wirklich mehr als ausdauernd gewesen.
 

Doch nun war das Maß für diesen voll und das mit gutem Recht.
 

Er war doch wirklich ein verblendeter Egoist gewesen und es schien nur die gerecht Strafe zu sein, wenn sein Freund, sein bester Freund durch diese Ichbezogenheit so dermaßen missgestimmt auf seine Person zu spreche war, dass er ihn nur noch grade so ertragen konnte.
 

"Tatsuro?" Etwas abwesend wendete er seinen Kopf in die Richtung aus der er seinen Namen vernommen hatte, doch hob er seinen Blick nicht an. Er wusste das es Satochi war der neben ihm stand und sich sicherlich über den Anblick den er hier bot, wunderte.
 

"TATSURO?" Diesmal klang die Stimme seines Freundes weniger fragend, sondern recht besorgt.
 

"Was ist denn passiert?" Satochi war nun vor ihm in die Hocke gegangen und musterte ihn seltsam unruhig. Erst als Tatsuro etwas auf seinen Handrücken tropften spürte, nahm er es war.
 

Weinte er etwa?
 

Der sorgenvolle Ausruf seines Gegenübers war auch zu den beiden Männern in der Garderobe gedrungen, welche jetzt ebenfalls in den Gang traten und nicht minder besorgt ausschauten, als es schon Satochi tat.
 

Hier lief eindeutig etwas aus dem Ruder.
 

Hektisch wischte sich Tatsuro die nassen Spuren aus dem Gesicht und erhob sich mit mehr Hast als Grazie wieder zu seiner vollen Größe.
 

Mit wenigen Schritten war er in die Umkleide gestürmt und packte dort sein Hab und Gut zusammen.
 

Er musste hier weg und zwar schnell.
 

Unter den ahnungslosen Blicken seiner Kollegen, verließ er schließlich die Räumlichkeit wieder und ließ die anderen, ohne ein Wort zu verliere, stehen.
 

“Probt der hier für ein Theaterstück, oder was soll dieses anhaltend, skurrile Verhalten?”
 

Miya war ehrlich überfordert mit den Vorstellungen, die Tatsuro hier seit geraumer Zeit immer mal wieder zum Besten gab und die Verwunderung in den Gesichtern seiner beiden Freunde sagte ihm, dass er damit nicht alleine dastand.
 


 

Der abgeklungene Regen hatte die Kälte wieder an Intensität zunehmen lassen, doch spürte das Tatsuro nur geringfügig. Seine Gedanken kreisten konstant um ein und dieselbe Materie.
 

Als er in Folge dessen feststellen musste, dass er nun schon zum wiederholten Mal in den letzten Wochen, wie ein Idiot vor seinen Kollegen davongerannt war, hatte er für sich selbst nur ein abfälliges Schnauben übrig.
 

Anstatt sich aufzuführen, als hätte man ihm verkündet, das seine Stimme dem Kratzen von Fingernägeln auf einer Tafel glich, hätte er eher darauf achten sollen, wie sehr er seine Mitmenschen mit seinen Allüren gegen sich brachte.
 

Doch nun war es zu spät in Reue auszubrechen.
 

Als er sich kurzfristig durch das Weinen eines kleinen Kindes abgelenkt sah, fand er sich am Bahnsteig der U-Bahnstation wieder und wunderte sich einen Augenblick lang, wie er überhaupt hier her gefunden hatte. Glücklicherweise waren zu dieser fortgeschrittenen Stunde fast keine Menschen mehr unterwegs. Nur vereinzelt standen Personen um ihn herum, die ebenfalls im Warten auf jenes Beförderungsmittel, ihren Gedanken nachzuhängen schienen.
 

Es war kein Phänomen das, sobald es kälter und trüber wurde, die Menschen eine gewisse Melancholie mit sich herum trugen, welche sich am deutliches ausmachen ließ, wenn man sie als einzelnes Individuum betrachten konnte.
 

So wie jetzt.
 

Ohne den Schutz der Menge war jeder für sich und wirkte oft etwas verloren.
 

Es war bizarr und nicht weniger eine Inspiration für die, die mit offenen Augen nach der Realität Ausschau hielten.
 

Diese Erkenntnis war jedoch glatter Hohn, bezogen auf sich selbst.
 

Er lief umher, fast am Ertrinken in einer Flut aus Bereuen und Bedauern, weil er nicht wahrgenommen hatte, wie die Menschen, wie dieser eine Mensch der ihm so erschreckend wichtig war, sich unter seinem Tun elend fühlte. Und nun stand er hier und philosophierte über die seelischen Abgründe wildfremder Leute, in der Maßlosigkeit einen Bruchteil davon deuten zu können.
 

Er kannte weder den Geschäftsmann in seinem dunkelgrauen Trenchcoat und dem müden und ausgelaugten Blick. Noch die viel zu jung wirkende Mutter mit ihrem kleinen Sohn, der ihr durch verspielte Gesten, immer wieder ein Lächeln auf das schmale Gesicht zu zaubern wusste.
 

Oft genug hatten sie über die dunkle Seite die ein jeder in sich beherbergt geschrieben und nicht minder oft hatte er darüber gesungen. Man hätte meinen sollen, dass jemand wie er, der in der Lage war diese Wahrheiten in solch einer Mannigfaltigkeit wiederzugeben, dass gerade er im Stande sein sollte, seine eigenen überschwänglichen Empfindungen so farbenreich vermitteln zu können, das die Person der diese zu Teil wurden gar nicht anders konnte, als von ihm angetan zu sein.
 

Aber für sich selbst schien er einfach nicht in der Lage diese Kreativität richtig nutzen zu können.
 

So paradox dies auch sein mochte.
 

Die Stimme aus dem Lautsprecher erinnerte ihn daran, dass der Zug in wenigen Augenblicken eintreffen würde und er zurücktreten möge, falls er zu nahm am Bahnsteig stehen sollte. Nur wenig später rauschte das metallene Hightech Gefährt in die Haltestelle ein und öffnete seine Türen.
 

Tatsuro zog es vor sich in eine der Ecken des Wagons zu verkriechen, denn er nur noch mit einem jungen Paar teilte, welches er ebenfalls schon beim Warten registriert hatte.
 

Auch wenn er es nicht drauf anlegte, so vernahm er die Unterhaltung der beiden jungen Leute, die nicht weit von ihm entfernt Platz genommen hatten, recht deutlich. Die etwas unbeholfene Art des Jungen seine favorisierte Dame mit ein paar Anekdoten aus seinem täglichen Leben zu unterhalten und diese damit auch ein wenig zu beeindrucken, ließ ihn trotz seiner matten Laune etwas schmunzeln.
 

Auch wenn er nicht zu ihnen schaute, so konnte er sich die Gestiken und Mimiken der beiden doch gut vorstellen.
 

Verbundenheit konnte so viele Dinge in ein anderes Licht rücken. Dinge die einem bei jedem anderen vielleicht als störend erschienen, konnte man leicht akzeptieren, wenn andere Gefühle überwogen.
 

Warum konnte es für ihn nicht auch etwas einfacher sein?
 

Wäre Yusuke kein Mann, dann wüsste er genau wie er ihn, oder halt sie, für sich gewinnen könnte. Aber in seinem Fall würde er sicherlich nicht gerade auf Begeisterung stoßen, wenn er Yusuke so mir nichts dir nichts ein Kompliment zu seinem wirklich perfekt geformten Mund machen würde.
 

Damals war es ihm nie wirklich aufgefallen.
 

Warum auch?
 

Nur dem Umstand von kalter und trockener Luft hatte er es zu verdanken, dass er so vehement auf diese Lippen aufmerksam gemacht wurde. An irgendeinem Tag im letzten Winter hatte Yukke eben mit diesen Elementen zu kämpfen gehabt und dadurch waren seine Lippen ziemlich strapaziert gewesen. Dieser hatte in Ermangelung, eines für solche Probleme zuständigen Pflegeproduktes, permanent versuchte durch das Befeuchten seiner Lippen mit seine Zunge etwas Abhilfe schaffen zu wollen und ihn damit ein kleines, aber ehrliches Stück um den Verstand gebracht.
 

Über diese Erinnerung entrann Tatsuro ein betrübtes Seufzen.
 

Dies lag nun schon so lange zurück.
 


 


 

Die Dunkelheit in seiner Wohnung begrüßte Tatsuro mit geläufigem Schweigen und erinnerte ihn irgendwie an die Zukunft die ihm mit Yukke noch bevorstehen mochte.
 

Doch mit dem Einschalten des Lichtes erinnerte man ihn daran, dass da ja noch jemand war der auf ihn wartete und die Freude über seine Rückkehr wirklich ehrlich meinte.
 

Der gescheckte Kater blinzelte erst einmal, ob der prompten Erleuchtung die über ihn gekommen war, doch dann eilte er mit Lauten, gleich einer Begrüßung, auf Tatsuro zu und strich diesem fidel um seine Beine.
 

"Hey mein Großer." Tatsuro beugte sich zu seinem kleinen Tiger und kraulte diesen zärtlich hinter den Ohren, was dieses zu einem inbrünstigen Schnurren animierte.
 

"Hast du auch nichts angestellt?" Daraufhin schüttelte Teto kurz seinen Kopf, zwar deshalb, weil er in seinem Schmusewahn eines seiner Lauscher zum Umkrempeln gebracht hatte, als in der Absicht wirklich seinem Herrschen antworten zu wollen. Entlockte Tatsuro damit aber trotzdem ein Lächeln. Er war wirklich froh, nun nicht gänzlich allein hier hocken zu müssen, auch wenn ihm sein Kater keinen Rat zu seinem Problem geben konnte, so war dessen Anwesenheit schon etwas, dass ihn etwas abzulenken wusste.
 


 

Nachdem er sich umgezogen hatte und seinen kleinen Wildfang mit ausreichend Futter versorgt sah, zog Tatsuro es vor es sich noch etwas auf seiner Couch gemütlich zu machen. Vielleicht würde ihm das televisionäre Unterhaltungsprogramm noch etwas anbieten können, dass sich zu verfolgen lohnte.
 

Schließlich entschied er sich für eine Reportage über das Leben eines Asphaltcowboys namens John W. und wünschte er könne sich auch auf ein Motorrad setzten und einfach all seinen Sorgen davonfahren. Es wäre auf jeden Fall cooler, als ständig zu Fuß die Flucht zu ergreifen.
 

Ein dumpfes Poltern ließ ihn allerdings aufschrecken, worauf ein etwas zu hektisch daher flitzender Vierbeiner den Raum betrat und sich unter dem Tisch platzierte.
 

Mit einem mahnenden Blick in das unschuldig dreinschaute Gesicht seiner Fellkugel, erhob er sich schließlich, um der Störung auf den Grund zu gehen.
 

Ein Blick in die Küche verriet, dass Teto es wohl als äußerst spannend empfunden haben musste, die Tasche seines Herren, die dieser auf einem der Stühle abgelegt hatte, zu inspizieren und war wohl beim Versuch in diese hineinklettern zu wollen, samt Tasche zu Boden gesegelt. Mit dem Erfolg, dass sich sämtlicher Inhalt aus dieser losgesagt hatte. Mit einen leicht genervten Seufzen sammelte Tatsuro das Chaos wieder zusammen und fand darunter auch sein Handy wieder.
 

Ein Blick darauf zeigte, dass man ihn mehrmals versucht hatte zu kontaktieren.
 

Genau aus diesem Grund hatte er es zuvor auch auf lautlos gestellt.
 

“Sato..., Miya..., Sato..., Gara...”, murmelte er als er die Liste der verpassten Anrufe durchging und war erneut und trotz des Versuches es als -egal- abzustempeln, wieder Zusehens geknickt, als Yusukes Name nicht mit in seiner Aufzählung vorhanden war.
 

Aber Gara stellte dann doch eine Überraschung dar.
 

Es war doch schon eine Weile vergangen, als sie das letzte Mal miteinander telefoniert hatten. Die Frage, was den Merry Vokal dazu bewogen haben könnte sich nun bei ihm zu melden, ließ ihn folglich einen Rückruf starten. Es dauerte auch nicht lange, bis er die unverkennbare Stimme Garas in seinem Ohr vernehmen konnte, der ihn anstelle einer Begrüßung erst einmal einen Anpfiff verpasste, was er sich erdreisten würde seinen Anruf einfach so zu ignorieren.
 

Aber da Tatsuro die Marotten des Älteren recht gut kannte, schenkte er dieser Zurechtweisung zwar Gehör, aber ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern hauchte stattdessen ein gespielt, reumütiges „Gomen ne Gara –san“ in die Leitung, worauf dieser ein ebenso ernst gemeintes, "Das möchte ich auch hoffen!" erwiderte.
 

"Und was verschafft mir die Ehre?"
 

Tatsuro hatte sich indes wieder in sein Wohnzimmer begeben und den Ton des Fernsehers auf stumm gestellt, um sich besser mit seinem alten Freund austauschen zu können.
 

"Eigentlich wollte ich mal anfragen, was meine liebe Heulboje und der Rest eures Trupps an diesem Wochenende so in Planung haben."
 

"Was heißt hier HEULBOJE?!", moserte Tatsuro bei diesem Vergleich entrüstet. "Hast du dir schon mal eure Songs angehört?!"
 

Das Glucksen am anderen Ende der Leitung war nicht zu überhören und brachte auch Tatsuro ein wenig zum Lächeln.
 

"Aber mal zurück zum Thema. Hab ihr am Samstag vielleicht Zeit? Ich und die Jungs sind mal wieder in der Gegend für nen kleinen Gig und da dachte ich mir, dass wir uns danach ja mal wieder etwas amüsieren könnten."
 

Eigentlich hätte Tatsuro jetzt ohne Umschweife gesagt, das Yukke an diesem Tag Geburtstag habe und Gara und seine Jungs gleich angeboten doch den Feierlichkeiten beiwohnen zu können, wenn sie denn wollten. Yukke hätte sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Doch nun lagen die Dinge ja etwas anders.
 

Yukke wollte ihn sowieso nicht wirklich dabei haben und er würde ihm so nur einen Gefallen tun, wenn er von sich aus absagen würde. Dann hatte er auch gleich ein Geschenk über das dieser sich auch richtig freuen konnte.
 

"Ignorierst du mich etwa schon wieder?!", grollte es nach einiger Zeit durch sein Handy, da Gara das anhaltende Schweigen seines Kollegen, als etwas zu ausgedehnt erschien.
 

"Keine Angst eure Hoheit, ich war nur am überlegen.", beschwichtigte dieser schließlich den Anderen.
 

"Samstag wäre für mich OK. Nur bei den anderen sieht es da schlecht aus. Also müsstest ihr euch nur mit meiner Wenigkeit zufriedengeben.“
 

Tatsuro konnte darauf Garas viel zu enttäuschtes Seufzen durch die Leitung vibrieren hören. „Na gut, da nehmen wir halt nur mit dir vorlieb.“, meinte dieser dann leicht schelmisch, worauf er Tatsuro die passende Zeit und den angestrebten Ort wissen ließ.
 


 

Nachdenklich starrte Tatsuro auf das Mobiltelefon in seiner Hand. Gara hatte sich schon vor gut zehn Minuten von ihm verabschiedet, jedoch nicht ohne ihn noch einmal darauf hinzuweisen, dass er am Samstag auch ja aufzukreuzen hatte und das er die anderen Mal grüßen solle.
 

Der Fernseher war noch immer zum Schweigen verurteilt und flimmerte emotionslos vor sich hin.
 

Tatsuro hatte sich nun in seiner gesamten Größe auf seiner Couch ausgesteckt und wurde irgendwie das Gefühl nicht los, dass diese entweder immer kleiner, oder er immer größer wurde. Das Telefon hielt er noch immer fest, auch wenn er nicht genau wusste warum.
 

Doch der kleine Teil der es wusste, hatte gegen die Gewissheit, dass Yusuke ihn bestimmt nicht auch noch anrufen würde am Ende keine Chance und Tatsuro legte es schließlich beiseite.
 

Sein Ausbreiten hatte Teto dazu berufen es sich auf Tatsuros Bauch bequem zu machen, um vielleicht auch noch ein paar Streicheleinheiten zugedacht zu bekommen.
 

Ein zufriedenes Grunzen war von dem Kater zu vernehmen, als Tatsuro sich dann auch seiner besann und ihn zu kraulen begann.
 

Tatsuro Blick wanderte auf den Fernseher und verfolgte das Geschehen, das sich dort bot eher oberflächlich. John W. hatte sich schon längst zu anderen Abenteuern auf gemacht und statt seiner ging nun ein wild aussehender Samurai seiner Wege.
 

Er kannte diese alten Klassiker und schaute sie sich ab und zu auch ganz gerne an, nur heute war ihm nicht so recht danach.
 

Seine Aufmerksamkeit rutschte ein Stück weiter und blieb dann an einem kleinen, farbigen Briefumschlag hängen, welchen er selbst vor einiger Zeit auf diesem Regal platziert hatte, um ihn ja nicht zu verlegen.
 

-YUKKE-, hatte er darauf geschrieben, nicht mehr.
 

Als er dies getan hatte, hatte ihn diese kindliche Vorfreude überkommen bei dem Gedanken daran, was dieser wohl zu seinem Geschenk sagen würde.
 

Aber nun war es vollkommen egal, ob das Kuvert dort und was darauf stand. Der Inhalt würde eh nicht mehr eingelöst werden. Zumindest nicht von der Person für die es gedacht war.
 

Das stumm aufleuchtende Bitten seines Handys nach Zuwendung, vermochte es sein Herz urplötzlich schneller schlagen zu lassen. Vielleicht war es doch noch Yukke, der an ihn gedacht hatte und es einfach nicht ausgehalten hätte, wenn er nicht wenigstens anfragen würde, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Doch wenn dem so wäre, konnte er denn noch davon ausgehen, dass dieser es auch ernsthaft meinte und es nicht nur tat, weil er sich irgendwo dazu verpflichtet fühlte?
 

Die Worte die Yukke zu Miya gesagt hatte, waren ja eindeutig gewesen.
 

Mit einem leicht unsicheren Gefühl griff er schließlich wieder zu seinen Telefon und war erneut sichtlich enttäuscht, als er sah, dass die Nachricht nur von ihrem Leader stammte.
 

Die Mitteilung, dass der Rest der Woche für die, wie Miya es so schön formulierte, Regenerierung ihrer sozialen und mentalen Potenz genutzt werden solle, bereitete ihm einen Mix aus natürlicher menschlicher Freude nichts tun zu müssen und quengelnder Frustration zu, weil das hieße, das er Yukke über diesen Zeitraum nicht zu Gesicht bekommen würde.
 

Und dieser war bestimmt mehr als froh, dass er nun endlich einmal seine Ruhe vor ihm hatte.
 

Da Tatsuro aber nun keine Lust auf ausführlichere Erläuterungen verspürte, bestätigte er den Erhalt und seine zur Kenntnisnahme nur mit einem knappen OK
 

Er wusste jedoch nur zu gut, dass die ihm nun zur Verfügung stehende Musestunden keineswegs ausreichen würden, um ihn zu rehabilitieren.
 

In vier Tagen war er ja gerade mal mit dem ersten Level seines Wehklagens über diese ungerechte Welt fertig. Wenn überhaupt.
 

Außerdem musste ihm nun auch noch eine gute Ausrede einfallen, warum er denn nicht zu Yusukes Geburtstag erscheinen konnte. Es musste ja auch glaubhaft genug sein, damit auch Miya nicht daran zweifeln konnte. In solchen Belangen war dieser nämlich erschreckend schnell im Enttarnen schwammiger Ausflüchte.
 

Aber noch war besagter Samstag gute 48 Stunden entfernt und bis dahin würde ihm schon noch ein wasserdichtes Alibi in den Sinn kommen.
 

Zumindest hoffte er das.
 


 

***
 


 

Träge rollte sich Tatsuro aus seinem Bett, als ihm sein Wecker darüber informierte, dass es bereits kurz vor 12 Uhr und außerdem noch Samstag war.
 

DER Samstag!
 

Mit dem gleichen Elan, wie er sich schon aus seinem Nachlager bequemt hatte, steuerte Tatsuro sein Badzimmer an, stellte sich nach Entledigung seiner wenigen Kleidungstücke unter die Dusche und verfluchte nur Sekunden später seinen Tran auf äußerste, als ihm ein eiskalter Schwall über den schlanken Körper strömte, anstatt die angestrebte wohlig Wärme. Es machte schon Sinn das Wasser vor Benutzung erst einmal in Wallung kommen zu lassen. Aber nun war er wenigstens richtig munter.
 

Der Griff zur Shampooflasche war ein erneuter Anstoß frustriert aufzustöhnen, als ihm der viel zu bekannte Geruch von tropischen Früchten in die Nase stieg und er sich wünschte, das er Yukke nie mitgeteilt hätte, dass er den Duft dieses Haarpflegemittels wirklich klasse fand. Dieser hatte ihm nämlich schon am nächsten Tag eine Flasche davon mitgebracht und nun erinnerte es ihn bei jedem Gebrauch aufs Neue an die Tage zurück, wo alles noch in Ordnung zwischen ihnen war.
 

Allerdings hatte er damals schon feststellen müssen, dass dieser fruchtige Duft der diesem Produkt anhaftete, viel besser an Yukke roch als an ihm. Aber das konnte auch daran liegen, dass er in seinem Zustand einfach alles als viel besser betrachtete, wenn es Yukke zugeschrieben werden konnte.
 

Verliebtheit vermochte es wirklich, dass man sich ungemein seltsam benahm. Aber sie als Grund einer Entschuldigung zu nutzen, war in Anbetracht seines Verhaltens einfach nicht ratsam.
 

In seinem roten und herrlich plüschigen Bademantel gewickelt, schlurfte er wenig später in Richtung Küche. Er brauchte einen Kaffee und Teto wieder einmal etwas zu Fressen. Der kleine Kater hatte sich wirklich manche Eigenheiten von seinem Herrchen abgeschaut und wohl auch gleich noch seinen Stoffwechsel kopiert, da dieser genau wie er auch, trotz der Tatsache Unmengen an Nahrung zu vertilgen, nicht erheblich an Gewicht zunahm.
 

Tatsuro suchte, während das braune koffeinhaltige Gebräu durch die Maschine zischte, erneut sein Handy herzu, um gefassten Entschluss der Feier seines Freundes fern zu bleiben auch mitzuteilen.
 

Nur war er sich nicht ganz sicher, wem er diese Information zukommen lassen sollte. Natürlich wäre es am logischsten sich persönlich bei Yusuke abzumelden. Um ihn ging es ja schließlich auch. Doch irgendwie war ihm dabei nicht wohl. Wenn er dessen Charakter richtig zu deuten vermochte, selbst wenn dieser einige seiner Eigenschaften ihm gegenüber in letzter Zeit nur noch des lieben Friedens willen angebracht hatte, dann würde er ihn sicherlich gleich anrufen um Näheres zu erfahren und das wollte er aus gutem Grund vermeiden. Miya war ebenso ein schwieriger Gegner, der mit Erkundigungen um drei Ecken es doch noch zu Stande bringen würde, dass er sich in Widersprüche verstrickte.
 

Blieb letztendlich nur noch Sato übrig. Der würde ihn schon verstehen und auch allzu viele Fragen stellen.
 

Das wäre das Einfachste.
 


 

Satochi hörte sich die Entschuldigung, dass er sich wohl am Vorabend den Magen verdorben haben musste, ohne lästiges Nachhaken an und versicherte seinem kränkelten Kumpel, dass er die Nachricht übermitteln würde und verabschiede sich von ihm. Jedoch nicht ohne ihm vorher noch eine gute Besserung gewünscht zu haben.
 

Tatsuro legte wieder auf und fühlte sich unerwartet schlecht.
 

Eigentlich lief ja alles besser, als er es gedacht hatte.
 

Eigentlich schon fast zu gut.
 

Satochi hatte genau so reagiert, wie er es gehofft hatte und sogar noch etwas kulanter.
 

Er hatte sich den Umstand, dass er gerade ihn über sein Unwohlsein in Kenntnis gesetzt hatte und nicht Yukke selbst, damit erklären lassen, dass er Yukke an seinem besonderen Tag keine unnötigen Sorgen bereiten wolle. Auch wenn Tatsuro davon ausgehen konnte, das Satochi sicherlich der Gedanke gekommen war, das sich Yukke schon seit Tagen Sorgen um ihn machte, nachdem was sich so zwischen ihnen ereignet hatte. Doch Sato hatte nichts dergleichen angeschnitten. Aus welchen Gründen auch immer.
 

So im Nachhinein gab es doch Einiges an Ungereimtheiten zu seiner Ausrede und dem Weg sie an den Mann gebracht zu haben. Und trotzdem war er damit durchgekommen.
 

Aber vielleicht machte er sich aus dem Grund eines aufkeimenden, schlechten Gewissens, auch nur solche Gedanken. Nur weil Yukke ihn nicht mehr so zu mögen schien, wie er es vor den ganzen Geschehnissen getan hatte, hieß es ja noch lange nicht, dass er ihn ebenfalls nicht mehr mochte. Dieses Gefühl war schließlich nicht nur so eine Phase, die sich mit etwas Zeit schon wieder von selbst verflüchtigen würde.
 

Nein, seine Empfindungen waren dummerweise viel hartnäckiger und es war nicht auszumachen, wann oder wie man sie wieder zurückdrängen konnte.
 

Und das mit der Gratulation?
 

Yusuke einfach nur eine SMS zu schicken wäre schon etwas kläglich, aber dennoch mehr als sich gar nicht zu melden. Anrufen wollte er einfach nicht, das hätte ihn nur noch mehr geschafft und über Dritte, wäre es dann noch jämmerlicher als die Kurznachricht.
 

Am besten er tat es doch persönlich, nur nicht heute sondern am Montag.
 

Nachträglich.
 

Aber dafür eben persönlich.
 

Mit dieser Taktik konnte er sich erfreulicher Weise sehr schnell anfreunden und damit seinem Gewissen wenigstens einen kleinen Dämpfer verpassen.
 

Heute sollte Yukke seinen großen Tag genießen können, ohne von ihm gestört zu werden und ihm womöglich damit noch die gute Laune zu verderben. Er würde sich den Abend eben auf seine Art und Weise verschönern. Und auch wenn es Yusuke ziemlich egal sein würde, auch ein oder zwei Gläser auf sein Wohl trinken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -aftermath-
2010-11-07T13:04:10+00:00 07.11.2010 14:04
Ach~
Armer Tatsurou! ;_;
Ern tut mir so leid..
aber auch ziemlich dumm von ihm gleich davon auszugehen, dass Yukke ihn damit meint..
Ich bin schon furchtbar auf das nächtse Kapitel gespannt!
Von:  FLAU
2010-11-07T10:35:07+00:00 07.11.2010 11:35
DRAMA!
das halte ich doch nicht aus!
mach sowas nicht!!
soviele missverständnisse~ und dann hörst du jetzt auch noch auf (>_<)
ich kann das nächste kapitel kaum erwarten!
ich habe es dir sicher schon öfter geschrieben, aber dein schreibstil ist wirklich toll!
und ich liebe es wie du die story aufbaust♥
ich hoffe, dass nächste kapitel lässt nicht zu lange auf sich warten ♥♥♥
Von:  natsu-niji
2010-11-06T21:56:13+00:00 06.11.2010 22:56
hi liebes,
schön dein neues kapitel zu lesen.
ist wieder richtig toll geworden auch wenn mir der arme tatsu total leid tut. vorallem als das missverständnis passiert ist und das gespräch über yukkes bruder ging und er dachte es ging um ihn und dann an der wand runter glitt und weinte-da würde ich ihm am liebsten tröstend in den arm nehmen und knuddeln. fand die szene mit seiner katze süß wie sie ihn begrüßt hatte und die mit der tasche auch wie sie sich an ihn gekuschelt hat. finde es gut das er sich seiner gefühle bewußt ist aber schade das er sich zurück hält als das missverständnis aufkommt und sich doch zurück hält um sich yukke auch nicht aufzudrängen und vorallem weil er ja denkt das er ihn nervt was er ja nicht tut und sich so von seinem geburtstag fern halten und sich mit gara treffen will. bin schon so gespannt wie es weiter geht und ob die beiden sich bald wieder etwas annähern und hoffentlich klar wird wenn yukke gemeint hat und das er ganz und gar nicht genervt ist von tatsu.
liebe grüße deine natsu^^


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