Das Erbe des 3. Kazekage
„Gaara, was für Amulette sind das wirklich?“, fragte Itachi nachdenklich.
Der Angesprochene schaute auf. Auch er spürte eine seltsame Aura, die ihn zu umkreisen schien. Nachdenklich sah er auf die Amulette in seinen Händen.
„Sie gehörten einst dem Sandaime unseres Dorfes. Der dritte Kazekage war ein Meister im Sandbändigen und seine spezielle Fähigkeit war es, mit der Hilfe seines Kekkei Genkai Eisensand zu bändigen. Da Sasori ihn in eine seiner Marionetten umgewandelt hat und somit dessen Fähigkeiten übernahm, war es auch ihm möglich gewesen, diese Techniken zu übernehmen.
Jedenfalls galt er als die stärkste Person, welche je in Sunagakure gelebt hatte. Es heißt, dass er diese beiden Amuletthälften aus Eisensand erstellt und sie als Geschenk für seine damalige Liebste gefertigt hat. Es ist das Erbe des Sandaime und alles, was an ihn und seine Macht erinnert“, Gaara hielt für einen Moment inne, bevor er weiter berichtete. „Chiyo und Ebizô standen dem Dritten sehr Nahe, weshalb auch sie es waren, die diese Anhänger zur Aufbewahrung erhielten.“
Schweigend hatte der Uchiha dem Kazekage zugehört und nickte am Ende verstehend.
„Seiner liebsten?“, wiederholte er langsam. „Es ist kein Wunder, dass sie so unglaublich wertvoll sind, wenn er es aus Edelmetall durch sein Kekkei Genkai erstellt hat.“ Er betrachtete das Yin-und-Yang-Zeichen und fuhr vorsichtig mit der Fingerspitze darüber. Er überlegte, ob jemand wusste, dass die beiden Anhänger mit Chakra umgeben waren. Denn er konnte das Chakra nicht nur sehen, er spürte es sogar. „Es ist kein einfaches Amulett.“, murmelte er geistesabwesend.
„Wie meinst du das?“, fragte Gaara, ahnte jedoch, was der andere sagen wollte, da er ebenfalls eine höhere Macht verspürte. Es schien fast so, als läge ein Jutsu auf den Amuletten.
„Na ja“, begann der langhaarige gedehnt. „Es ist von Chakra umgeben und zwar eines, das mir nicht geläufig ist.“
Er kannte sämtliche Chakra-Formen, da er sie durch sein Sharingan sehen konnte. Doch dieses war ungewöhnlich.
„Es muss sich dabei um ein sehr altes Jutsu handeln, vielleicht eines, welches mein Vorgänger selbst darauf gelegt hat“, nachdenklich musterte der rothaarige seinen Teil des Ganzen. „Es kann nichts Schlimmes sein, da Großmutter Chiyo es über Jahre hinweg getragen hatte.“
Schließlich seufzte er und wendete sich wieder seinem Schreibtisch zu. Er wollte auf keinen Fall unhöflich wirken, aber es wartete noch viel Arbeit auf ihn.
„Entschuldige bitte, aber ich muss weiterarbeiten, sonst werde ich nie fertig.“
Grüblerisch hatte Itachi genickt. Es machte Sinn, wenn es sich um ein uraltes Jutsu handeln sollte, denn diese waren oft in Vergessenheit geraten. Und wenn es die alte Frau, Chiyo, und ihr Bruder, Ebizô ständig bei sich getragen hatten, hatte es wohl keine negativen Nebenwirkungen. Doch trotzdem interessierte es ihn, was es für ein Jutsu gewesen sein mochte, das der dritte Kazekage angewandt hatte.
„Oh, tut mir leid, wenn ich dich wieder von der Arbeit abgehalten habe.“, entschuldigte er sich, als Gaara sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Dann fiel sein Blick auf den riesigen Berg auf dem Tisch und ihm kam die verletzte Hand des Kazekages in den Sinn. Gaara würde noch Ewigkeiten dafür brauchen und jeden Tag kamen schließlich immer neue Sachen hinzu. Er seufzte, zog seinen Mantel aus und faltete ihn wieder sorgfältig in die Schachtel. Dann schnappte er sich einen Stuhl und schob ihn direkt neben den des Kazekage. Gemütlich ließ er sich darauf nieder. „Ich helfe dir.“, lächelte er und schob die Sachen auf dem Tisch so zurecht, dass er schreiben konnte. Letztendlich stibitzte er Gaara den Pinsel aus der verletzten Hand, tauchte ihn in die Tusche und sah den jüngeren erwartungsvoll an.
Ohne, dass er Zeit zum Reagieren hatte, wurde ihm der Pinsel aus der Hand genommen.
„Bist du sicher, dass du …“, begann er, doch das Gesicht des Uchihas schien keine Widerworte zu dulden, also nahm er dessen Angebot dankend an. Tatsächlich schmerzte seine Hand und er war froh, ihr eine längere Pause gönnen zu können.
Sie arbeiteten zusammen, indem Gaara Itachi seine Entscheidungen in Bezug auf die einzelnen Fälle erläuterte und der schwarzhaarige eifrig mitschrieb. Gaara war erstaunt, über die schöne Handschrift, die der andere dabei an den Tag legte. Er ertappte sich dabei, wie er verträumt jede Bewegung genauestens verfolgte. Wie geschmeidig Itachi den Pinsel über das Blatt streichen ließ. Jeder Strich war bedacht und gezielt gesetzt.
Während die beiden Ninjas über den Anträgen tüftelten, hatte sich draußen ein Sandsturm aufgebaut, welcher tosend über die Dächer Sunas glitt. Um diese Jahreszeit kam es sehr häufig vor, dass ein solcher Sturm aufwehte. Meist dauerten sie nur wenige Stunden an und verzogen sich dann weiter in die Wüste, wo sie verklangen.
Plötzlich begann im Raum das Licht zu flackern und im nächsten Moment war es stockdunkel. Der Wind musste einen der Strommasten abgeknickt haben, welcher die Verwaltung mit Energie versorgte.
„Auch das noch!“, seufzte Gaara auf. Ohne Licht konnten sie unmöglich weiterarbeiten. Tastend griff er nach einer Schublade am Rande seines Schreibtisches und wühlte darin nach einer alten Kerze, die er nach längerem Suchen schließlich fand. „Verdammt, wo sind diese blöden Streichhölzer?“, knurrte er und fahndete weiter in seiner Schublade nach dem gesuchten.
Auch Itachi seufzte genervt. Denn sie mussten ja noch den großen Haufen bearbeiten. Als Gaara ungeduldig in der Schublade nach Streichhölzern suchte, legte er ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Lass mich das machen.“, erklärte er, hob dann seine Finger und murmelte leise etwas vor sich hin. Dann beugte er sich zu der Kerze vor und blies sanft über den Docht, der von einem Moment auf den anderen Feuer fing und den Raum mit schummrigem Licht erleuchtete. Flackernd bewegte sich der Schein der Kerze, als er sie in sicherer Entfernung von dem Papier deponierte.
Stutzig über die aufkommende Helligkeit blickte Gaara sich um. Dann grinste er.
„Praktisch, ein lebendes Streichholz neben sich zu haben!“, neckte der Kazekage Itachi und grinste ihm frech ins Gesicht.
Unweigerlich lachte der Uchiha auf, lehnte sich schmunzelnd zurück und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann betrachtete er Gaara einen Moment lächelnd, beugte sich zum ihm und erwiderte: „Das ist genauso praktisch, wie einen wandelnden Sandkasten bei sich zu haben.“ Spitzbübisch grinste er ihn an und zwinkerte ihm zu.
Mit gespielt beleidigter Miene schaute Gaara in eine andere Richtung.
„Pah, wenigstens konnte ich als Kind viele Sandkuchen backen!“, schelmisch grinste er in sich hinein. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Als er aus dem Fenster blickte, bemerkte er, dass der Sturm sich gelegt hatte. Er stand auf und ging zum Fenster. Über ihm schien der Vollmond und tauchte Suna in ein helles Weiß-Blau.