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Briefe ... für Dich von Mir

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Hitzefrei! …was haben die denn alle gegen mich?!

Kapitel 3: Hitzefrei! …was haben die denn alle gegen mich?!
 

PoV Nick
 


 

Es ist heiß. Verdammt heiß. Obwohl es gerade mal die fünfte Stunde ist. Und das auch noch an einem Langtag! Wahrscheinlich haben alle anderen Schulen des Landes hitzefrei. Doch bei uns herrscht einer von den Direktoren, die Kinder erst dann gehen lassen, sobald die 50° Grad – Linie gesprengt worden ist. Zumindest kommt es mir so vor. Also bin ich den grausamen, berühmt – berüchtigten drei Ms’ ausgesetzt.
 

Montag.

Mittags.

Mathe.

Um Himmelswillen. Ich hasse Mathe. Vor allem aber, seit ich in der letzten Arbeit ein E hatte. Es ist auch viel eher: Mathe hasst Mich.
 

Fast schon als wolle ich die Zeiger dazu bringen schneller zu laufen – und dass will ich wirklich – starre ich die Uhr über der Tafel an. Nur noch eine viertel Stunde trennen mich von dem ersehnten Klingeln. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass nichts mehr dazwischen…

„Mr. Carter, wo sie schon so angestrengt auf die Tafel starren, hätten sie da vielleicht die Güte uns zu demonstrieren, wie man folgenden Term vereinfacht?“
 

Ich brauche ein paar Sekunden, die ich Mrs. Parker – ziemlich aufgetakelte, brillentragende Person, die ihre blonden Haare immer zu einem strengen Dutt zusammen gebunden hat. Ein wandelndes Klischee von einer Mathelehrerin. – einfach nur anstarre, bis ich realisiere das ich gemeint bin. „Äh, Term, Vereinfachen, alles klar…“ Wenn ich mich recht erinnere hatten wir das Thema in der 7ten. Und wenn ich mich noch weiter erinnere, hatte ich auch in der Arbeit darüber ein D- . Also ganz schlecht!
 

» 10x + 25 (x + 4) –20 (x – 1/2 y) – 100y. « So steht es an der Tafel.

Gott, dass ist doch jetzt nicht wahr, oder? Ich meine – hallo? – mindestens 35° Grad im Schatten, mein Gehirn ist so gut wie weggeschmolzen und ich fühle mich wie dreimal überfahren. Und da soll ich bitte irgendetwas aus der 7ten Klasse aus dem ff heraus rechnen können? Wo ich doch auch normalerweise nicht der hellste bin?! (Ja, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Man bin ich gut!)
 

„Äh…ähm, aber klar doch…“, murmele ich und hoffe, dass jetzt doch noch irgendein Wunder geschieht. „Also…vereinfachen? Ahm, alles klar…das ist doch ein Klacks…“ Hilfesuchend schaue ich zu Anny, die meinem Blick allerdings gekonnt ausweicht. Das Mathegenie der Klasse nimmt mir die Pool – Geschichte also immer noch übel…sollte ich mich mal entschuldigen? Irgendwann. Vielleicht.
 

Okay, wenn sie mir nicht helfen will, dann eben mein bester Freund und Helfer…Louis! Auf dem Weg zur Tafel – der mir ewig lange vorkommt – halte ich Ausschau nach ihm. Erst als ich jede einzelne Bank abgesucht habe, fällt mir ein, dass er doch gar nicht mehr da ist.
 

Früher. Ja, früher hätte er mir jetzt irgendwie geholfen nicht wie ein totaler Volldepp auszusehen. Wie soll ich eigentlich ohne ihn die nächsten Jahre überleben? Und wie oft habe ich mir diese verdammte Frage jetzt schon gestellt, ohne auch nur eine leise Ahnung auf die Antwort zu haben?!
 

Ich bin an der Tafel angekommen. Schnell kneife ich die Augen zusammen, in der Hoffnung, aufzuwachen. Schon wird mir die Kreide gereicht, ich setze den ersten, lustlosen Strich, da…

Schweigen senkt sich über die Klasse, als es im Lautsprecher – der in jedem Klassenraum angebracht ist – knackt und die Stimme unseres geliebten Direktors Mr. McBones durch den Raum schallt.
 

„Auf Grund der erhöhten Temperaturen wird der Unterricht bereits nach der 5ten Stunde beendet. Alle AGs’ die nach der gewohnten Unterrichtszeit stattfinden, fallen aus.“

Heureka! Ein Wunder! Fast schon euphorisch drehe ich mich um und sehe in die überglücklichen Gesichter meiner Klassenkameraden, die allesamt begeistert aufspringen und zum Fenster laufen, nur um laut auf den Schulhof zu brüllen: „Hitzefrei! Hitzefrei! Hitzefrei!“ Man kann es ihnen ja auch nicht verdenken, das ist schließlich eine Premiere. Sofort schließe ich mich an.
 

„Alle zurück auf ihre Plätze!“ Hilfe, kann diese nervige Lehrerin nicht einmal uns die Freude lassen? „Der Unterricht ist noch nicht beendet!“ Nach unserer Sicht schon. Als hätten die anderen meine Gedanken gehört, laufen alle wieder zurück auf ihre Plätze, aber nicht um sich brav wieder hinzusetzen, sondern sie beginnen ihre Sachen zu packen. Hah, Louis und ich haben sie doch immer gut erzogen. Tolle Klasse.
 

Ungeachtet von Mrs. Parkers geschrieenen Drohungen rennen wir raus auf den Schulhof und verstreuen uns in alle Richtungen. Das ist echt ein Grund zum Feiern. Wie ich sehen kann, sind wir nicht die einzigen, die schon mal frühzeitig das Hitzefrei in die Tat umsetzen. Auch aus den anderen Ausgängen des Schulgebäudes strömen Kinder, Jugendliche und vereinzelt sogar Lehrer. Irgendwie ein cooles Gefühl, fast wie ein Aufstand gegen die Temperaturen. Wenn Louis doch jetzt hier wäre und das alles mit ansehen könnte. Das würde ihm sicher auch einen Heidenspaß bereiten…Schluss. Ich sollte mich am besten einfach daran gewöhnen, dass er nicht mehr da ist.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Ey, Carter! Kommst du mit?” Als ich mich umsehe, erkenne ich Timo – einen aus der Parallelklasse – der mich breit angrinst. „Wohin?“ Stelle ich sofort die Gegenfrage. „Na, zum Simpson – Lake.“ „Ohm, klar! Wer kommt noch mit?“ „Ja, ich denke mal einfach ein paar aus meiner Klasse und ein paar aus deiner, wenn du Leute mitbringst.“ „Klar!“
 


 

Der Simpson – Lake. Ein kleiner, lieblicher See, an dem sich die ganzen Jugendlichen der Stadt versammeln. Er heißt so, weil hier ganz in der Nähe haben wir einmal eine lebensgroße Stoffpuppe der Simpson - Familie gefunden. Homer, Marge, Maggie, Bart und Lisa. Wer sie gemacht hatte, musste echt ein handwerkliches Genie gewesen sein. Oder derjenige hatte einfach viel zu viel Zeit.
 

Die Puppen liegen jetzt mittlerweile auf dem Grund des Sees. Louis und ich sind fast jeden Nachmittag hier hergekommen. Im Frühling und Herbst zum Fußball spielen, im Sommer zum Schwimmen und im Winter zum Schlittschuh fahren. Ich liebe diesen Platz. Der perfekte Ort um diesen unglaublich tollen Tag zu feiern. Schließlich liegt um den See herum ein kleiner Wald – also ist es hier angenehm kühl und es lässt sich selbst heute hier aushalten. Die ersten paar springen auch schon in das kalte Wasser und auch ich würde gerne, hätte ich meine Schwimmsachen mit. Oh? Was sehen meine hübschen Augen da? Toll, Red Bull haben die besorgt. Und wie es aussieht sogar kaltstellen können.
 

Sofort eile ich hin, doch leider war mein Weg etwas länger als der der anderen. Kurzum: Als ich ankomme ist nichts mehr da. Verdammt. Da sieht man es mal wieder, denn wenn Louis jetzt bei mir gewesen wäre, hätte er wie um sein Leben dafür gekämpft, dass ich auch eine Dose abbekomme. Also, zumindest glaube ich, dass er das getan hätte. Seufzend will ich schon umdrehen, als ich plötzlich ein Zischen vom Öffnen einer der Dosen und eine sehr vertraute Stimme höre. „Naaa, nichts abbekommen, Nicki?“ Verdammt, er soll aufhören mich so zu nennen! Nur Louis darf das. Und gelegentlich auch meine Schwester.
 

„Scheint so.“ Grummele ich daher einfach nur ohne mich umzudrehen und schlage den Weg zum See ein, wenigstens die Füße kann ich ja hinein baumeln lassen. „Ich hab dir auch eine besorgt.“ Sofort drehe ich mich um. „Echt?“ Wow, bei so einem Wetter leide ich an ziemlichen Stimmungsschwankungen…als ich mich umdrehe, streckt mir auch schon dieser jemand das kalte Getränk entgegen, doch als ich danach greifen will, zieht er es zurück. Verwirrt sehe ich ihn an. „Tse, tse, du glaubst doch nicht wirklich, dass du das ohne weiteres bekommst? Ich will schon eine kleine…Bezahlung dafür.“
 

„Wie viel?!“ Ich habe sofort nach meinem (fast leerem) Portemonie gegriffen, in der sehnlichen Erwünschung eines jenem Getränkes. Hach, ich brauche jetzt ein Red Bull! „Nein nein, Dummkopf. Doch nicht so etwas! Ich dachte da eher an etwas anderes.“ Okay, jetzt bin ich echt verwirrt. Was will er denn bitte? „Maaark, komm, ich bin kurz vorm Verdursten, sprich Klartext!“ „Ich dachte da an vielleicht…einen Kuss?“
 

Och nein! Reicht es nicht aus, dass ich in Mathe bereits gefoltert worden bin? „Nein!“ „Dann auch kein Trinken.“ „Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass ich verdammt noch mal nicht schwul bin?!“ Louis hätte mich jetzt sicher auch verteidigt. Und mir sein Getränk gegeben.
 

Mark winkt einfach ab. „Quatsch. Jeder hier…“ Dabei breitet er die Arme demonstrativ aus. „…glaubt doch, dass du vom ‚anderen Ufer’ bist.“ Also, ich muss mich verhört haben. Oder hat er das grade wirklich gesagt?! „Wie jetzt?“ „Ja klar. So wie du und Louis immer zusammen gehangen habt…“ „Er war einfach mein bester Freund!“, fange ich sofort an zu protestieren, doch das scheint Mark wenig zu beeindrucken. „Außerdem hattest du nie eine Freundin…“ „Ja und?! Ich warte halt auf die Richtige!“ „Du stehst auf Jared Leto und Gerard Way.“ „So ein Quatsch! Nur weil ich ihre Musik mag?!“
 

Langsam merke ich echt, wie ich kurz vorm Explodieren bin. Denken wirklich alle hier so? Oder will er mich einfach nur ärgern und provozieren? „Guck dich nur an, wie du dich anziehst. Deine Haare sind fast länger als die deiner Schwester!“ Das muss ich mir nicht mehr anhören. Ich drehe mich um, will weiter zum See. „Und schon allein dein Auftreten, du kleine süße Dramaqueen!“ Beruhige dich, Nick, bleib ganz ruhig. Zum Glück bin ich bald beim See angekommen, beschließe einfach in Boxershorts zu baden, so wie die meisten hier. Einfach Mark ignorieren. Das macht er doch nur, weil er weiß, dass er keine Chancen bei mir hat.
 

„He, Nicki?“ Was haben eigentlich alle mit meinem Spitznamen?! Überrascht stelle ich jedoch fest, dass es ausgerechnet Anny ist, die mich da so von der Seite angequatscht hat. „Äh, ja?“ „Ich…ich wollte mich nur entschuldigen.“ So, das war eindeutig zu viel Verwirrung für einen Tag. „Wofür das denn?“ „Dass ich so geschmollt habe, wegen dem kleinen Scherz von dir…“ Achsooo…gut, dann muss ich mich nicht mehr entschuldigen, wenn sie es eh als ihre Schuld sieht. „Ohm, schon okay.“ „Können wir vielleicht wieder befreundet sein?“ „Waren wir das je nicht?“ Hehe, dass ist doch jetzt grade schön gesagt von mir, nicht? Applaus für Nick, den Meister der Worte. Sie lacht. „Gut…wenn das also endlich geregelt ist. Sag mal…hast du Lust auf Schwimmen?“ „Klar, wollte ich eh grad machen.“
 


 

Super, dann habe ich jetzt wenigstens wieder eine Freundin mehr. Da Louis mich ja verlassen hat. Anny hat sogar darauf bestanden mich nach Hause zu begleiten. Mittlerweile ist es nach 8 und ich werde wahrscheinlich ziemlich Ärger kriegen, weil ich nicht Bescheid gesagt habe. „Sooo, da wären wir.“ Stellt sie fest. Gutes Kind, dafür muss ich ihr einen Keks schenken. Okay, jetzt oder nie. Das, was Mark mir da so nett entgegen geworfen hat, geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. „Ja…ahm, Anny? Ich hätte da noch kurz eine Frage…bin ich so schwul?“ Wenn sie jetzt etwas Falsches sagt, vergesse ich meinen Vorsatz keine Mädchen zu schlagen…
 


 

An: Nick.Carter@gmail.de

Von: Louis.Jones@gmail.de

Betreff: Re: Selber Whoa!

Datum: Di, 1. Sept. 2009, 11: 50:13
 

Hi Nick,
 

alles klar?
 

New York, ist wirklich klasse, aber natürlich fehlst du mir und ich glaube du solltest dir lieber Sorgen um dich als um mich machen. Ich komm schon klar, aber das man Besteck nicht in die Mikrowelle steckt, solltest du aber langsam gelernt haben [dasselbe gilt für den Mixer und halt dich bloß vom Rasenmäher fern!].
 

Ist deine Schwester immer noch mit diesem Silas zusammen?
 

Wenn du Zeit hast, komm ich dich in zwei Wochen besuchen. Wir wollen zu Oma, da schau ich bei dir vorbei. Mark zeig ich’s, wenn er dich nicht in Ruhe lässt.
 

Auf was für Ideen kommst du denn? Ich vergesse dich doch nicht! Kapiert?
 

Bis dann
 

Louis.
 


 

Kapitel 3: Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-09-20T18:15:14+00:00 20.09.2009 20:15
Das war ein schönes, harmonisches Kapitel wie ich finde... und Mark ist irgendwie... eine komische Persönlichkeit... na, wenn er meint durch solche Aktionen das zu bekommen was er 'scheinbar' will...


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