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Briefe ... für Dich von Mir

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Ein schöner Tag und eine schreckliche Begegnung

Kapitel 2: Ein schöner Tag und eine schreckliche Begegnung
 

Louis PoV
 


 

“Was für ein herrlicher Tag.”

“Hm”. Herrlich ist genau das richtige Wort.
 

Mino und ich liegen im Central Park und genießen das verboten schöne Wetter.

Die Sonne lacht, der Himmel glänzt in seinem schönsten Azur und es ist angenehm warm.
 

Nicht diese erdrückende Hitze, die einen total schlapp und lustlos macht, wo man sich am liebsten im kühlen Keller oder Schwimmbad aufhält, es ist eine angenehme, erfrischende Hitze.
 

Ich hätte nie gedacht, dass ein Sommertag in einer Großstadt wie New York genauso schön sein kann wie im kleinen Newark.
 

Da fällt mir Nick ein. Was er wohl gerade macht? Hoffentlich kommt er ohne mich klar.

Ich sollte heute Abend mal meine Mails checken.
 

“Holen wir uns ein Eis?”, Mino sieht mich an und hält sich den Arm vor ihre Augen um nicht von der Sonne geblendet zu werden.

“Ok.”, wir rappeln uns auf und laufen an spielenden Kindern, Hunden, die von ihren Herrchen ausgeführt werden, Skatern, Gauklern, gestressten Büroarbeitern, die ihre Mittagspause an der frischen Luft ausnutzen und jede Menge anderen Menschen, die den Tag im Park verbringen vorbei in Richtung Eisverkäufer.
 

Im Central Park ist immer viel los, aber an so schönen Tagen ist es besonders schlimm.
 

Kein Wunder - die meisten Leute wohnen beengt in kleinen Stadtwohnungen, ohne Garten und Ruhe, dafür mit Lärm. Lärm der vorbei rauschenden Autos, Lärm der Nachbarn, Lärm der Straßenhändler, der Industrien und Kaufhäuser, Großstadtlärm, er hält Tag und Nacht an und es ist nicht wunderlich, dass viele Stadtmenschen Tinitus oder Probleme mit den Nerven haben.
 

Zum Glück sind wir in eine ruhigere Vorstadtgegend gezogen.
 

“Ich nehme Kirsche und du?”, sie sieht mich fragend an, als wir vor dem Eiswagen stehen und der genervt und gar nicht italienisch, sondern asiatisch aussehende Verkäufer auf unsere Wünsche wartet. “Ähm…”, ich studiere schnell die Aushängetafel mit den vielen unterschiedlichen Sorten Eis. Schokolade, Vanille, Stracciatella, Kirsche, Zitrone, Banane, Erdbeere, Joghurt und viele andere. Trotz der großen Auswahl treffe ich meine Entscheidung ziemlich schnell: “Vanille”, das übliche, besser gesagt.
 

Der Eismann drückt uns je zwei Kugeln Eis in der Waffel in die Hand und nimmt das Geld entgegen.
 

Wir schlendern zur nächsten freien Bank. Hier stehen etliche rum, doch dummerweise sind die meisten besetzt.
 

Da! Da ist eine!
 

Mino und ich steuern siegessicher auf das Zielobjekt zu, doch dummerweise hat noch jemand die unbesetzte Bank entdeckt.
 

Sie sind zu dritt.
 

Soweit ich erkennen kann zwei Mädchen und ein Junge.
 

Wir und die Konkurrenten nähern uns etwa gleichschnell der Parkbank.
 

Mittlerweile kann ich die Gestallten besser erkennen.
 

Die Mädchen sind schätzungsweise siebzehn, also so alt wie ich. Etwa gleich groß. Das eine hat ein grün-braun gemustertes Sommerkleid, Sandalen und einer große Sonnenbrille. Sie hat die Haare lang und rot, naturrot. Das Mädchen macht einen hochnäsigen Eindruck, die andere sieht viel freundlicher aus. Sie hat kurze, blonde Haare, eine Caprihose und ein grünes Top. Beide laufen lachend nebeneinander her.
 

Der Junge scheint unbeteiligt, man merkt aber, dass sie zusammen gehören, man merkt es daran, dass er ab und zu von den beiden fragend angeguckt wird und er eine knappe Antwort gibt, so weit ich das von der Entfernung erkennen kann.
 

Er ist ein bisschen größer als seine Freundinnen, trägt eine dunkelblaue Jeans, ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt und hat rotblonde Haare, es nicht dieser seltsamen Zwischenton, nicht dieses blond mit einem ungemütlich pampigen Rotstich, es ist ein sattes orange mit blonden Unterton, schwer zu beschreiben, aber er sieht unglaublich hübsch damit aus.
 

Ich tue es schon wieder, ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, ich kann es nicht lassen!
 

Fast am Zielort angekommen, sehe ich auch seine Augen. Sie sind in einem wunderschönen Meersblau gehalten, er hat einen klaren Blick und leckt gedankenverloren an seinem Eis.
 

Ich bleibe stehen. Er sieht unwerfend aus.

Die Sachen sind wie für ihn geschneidert, das T-Shirt betont seine Figur extrem gut und das kurze Haar lässt sein wohlgeformtes Gesicht um einiges schöner wirken als es schon ist, also, falls das noch geht.

Ein wahrer Traumann, aber was denk ich da?
 

Nein, das darf ich nicht!
 

Ich schüttle meine Kopf.
 

Mino sieht mich verwundert an.
 

“Was ist los?”

“Nichts.”
 

Sie sieht nicht sehr überzeugt aus.

Ich kann ihr aber auch schlecht erzählen, dass ich den Typen, der mir fast gegenüber steht, anziehender finde als Heide Klum. Das geht nicht, ich konnte es ja nicht einmal Nick erzählen, dabei ist er doch mein bester Freund und Mino kenne ich erst seit ein paar Tagen. Niemand weiß es, ich finde mich ja nicht mal selbst damit ab, dass ich schwul bin. Vielleicht, nein, hoffentlich ist es nur eine Phase und geht vorüber.
 

Ich seufze.
 

Mino sieht mich immer noch zweifelnd an.

Schnell überrede ich mich zu einem Lächeln, sie ist nicht sehr überzeugt davon, besser kann ich es aber nicht.
 

Mein Blick haftet auf dem fast gegessenen Eis.
 

Nicht den Jungen angucken, Louis!
 

“Hi, was treibt dich denn hier her?”, reißt es mich aus meinen Gedanken.

Ich schaue fast schon entsetzt überrascht auf, als das rothaarige Mädchen Mino anspricht.

Sie scheinen sich zu kennen.
 

“Das schöne Wetter.”, antwortet sie.

“Ist das dein Freund?”, sie scheint mich zu meinen, Mino schüttelt den Kopf.

Der Blick der Mädchen ruht auf mir. Ob ihr männlicher Begleiter mich genauso gespannt mustert, weiß ich nicht, ich versuche ihn nicht zu beachten, denke aber das nicht, hoffe es sogar.
 

“Willst du ihn uns denn nicht vorstellen?”, meint die rothaarige weiter.

Mino wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe sie antwortet.

“Das ist Louis, er ist seit kurzem mein neuer Nachbar.”

“Nachbar also...”, die rothaarige wird mir immer unsympathischer, dieser Unterton in der Stimme wirkt bedrohlich.
 

Ich will weg!
 

Flehend sehe ich Mino in ihre grünen Augen.

Hoffentlich versteht sie.
 

“Ich bin Victoria und das sind Clara”, sie nickt in Richtung blondes Mädchen, ”und mein Bruder Julien”, Ok, das reicht an Infos. Ich will immer noch weg.
 

“Hallo.”, höre ich eine Mädchenstimme mit französischen Dialekt, wahrscheinlich die blonde – ähm…? - Clara.

Ich nicke nur kurz.
 

Manon McNerney!

Zum Himmel lass uns gehen.
 

Nervös knete ich meine schwitzig gewordenen Hände und sehe zu wie mein Eis in der Sonne schmilzt.
 

Ich merke, dass Julien mich ansieht. Ich kann es richtig spüren.
 

Es soll aufhören, dieses komisch unwohle Gefühl.
 

Einfach weg gehen, ich brauche es nicht.
 

Und er soll aufhören. Guck weg.

Weg!
 

“Ähm”, das war ich, “Ich... Ich und Mino.. Wir müssen leider schon.”, ich zwinge mich zu einem schiefen Lächeln. Man, dieses künstliche Lächeln auf Knopfdruck sollte ich echt üben.
 

Endlich versteht Mino.
 

Sie nickt, wir verabschieden uns und gehen.
 

Ein Glück.
 

Ich hoffe ich muss die drei, besonders Julien, nie, nie wieder sehen.
 

Den ganzen Weg über schweigen wir.
 

Warum weiß ich nicht. Ich will die Stille nicht unterbrechen und weiß nicht was ich sagen soll und Mino weiß wahrscheinlich auch nichts.
 

Besser so, denke ich.
 


 


 

In unserer Straße angekommen, sage ich ihr schnell Tschüss und verschwinde im Haus.
 

“Bin wieder da.”, rufe ich laut.

Dad scheint mich gehört zu haben, er nickt und meint: ”Nick hat für dich angerufen als du nicht da warst. Er hat was von einer Mail gesagt.”

“Ah, ok, danke.”
 

Die Treppe hochgeeilt und im Zimmer angekommen sehe ich, dass Matteo und Kyle, sein Spielkamerad, vor meiner Playstation hocken und irgendein Spiel spielen. Autorennen glaub ich.

Mir auch egal.
 

Ich ignoriere die beiden einfach mal.

Sie mich scheinbar auch.
 

Als ich den Laptop anschalte und das Internet öffne, sehe ich schon, dass ich eine neue Mail habe.
 

Sie ist von Nick.
 


 

An: Louis.Jones@gmail.de

Von: Nick.Carter@gmail.de

Betreff: Selber Whoa!

Datum: Sa, 29. Aug. 2009, 00:02:43
 

Hey Louis…
 

Ich hab Jahre auf deine Mail gewartet! Das verzeih ich dir nie!

Mensch, ich vermiss dich hier in Newark…ohne dich bin ich doch hilflos den Tücken des Alltages ausgesetzt und dann ist niemand da, der auf mich aufpasst und mir sagt, dass man Löffel nicht in die Mikrowelle steckt…(Das hat eine ganz schöne Sauerei gegeben, meine Mutter ist echt ausgetickt…fühl dich ruhig schuldig!) Und Mark bin ich hilflos ausgeliefert ohne dich! Wann wird der es endlich kapieren?!

Aber gut, New York gefällt? Nein, nein, nein! Wieso gefällt es dir da, wenn ICH nicht da bin? Magst du mich nicht mehr? Naja, sag dieser Mino, sie soll gut auf dich aufpassen…

Mensch, der Freund meiner Schwester ist krass drauf. Beim Essen hat er die ganze Zeit geschmatzt…Mama ist glaub ich auch nicht so froh über ihn. Aber das nur nebenbei. Wann kannst du mich besuchen?!?!
 

Dein Nick.

PS: …vergiss mich nicht!
 


 

Oh, Nicki, ich vergesse dich doch nicht.
 

Geschafft - von was auch immer - lege ich den Laptop auf den Boden und drehe mich auf den Rücken, meine Hände auf dem Bauch verschränkt.
 

Das Spiel scheint zu Ende zu sein, denn Matteo legt den Controller aus der Hand und klettert zu mir auf das Bett. Der Kleine setzt sich auf meine Beine, ich seufze.
 

“Was hast du?”, fragt er.

“Nichts.”, antworte ich. “Es ist nichts. Gar nichts.”
 

Mit einem “Aha.”, klettert er wieder von mir runter und spielt eine neue Runde mit Kyle.
 

Wie schön das Leben doch als neunjähriger sein kann. So wunderbar einfach und sorgenfrei…
 

Ende Kapitel 3



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-09-20T18:08:19+00:00 20.09.2009 20:08
ja, da merkt man wer mit mehr gefühl in die freundschaft steckt *hust*
und die rothaarige hat echt was absolut unsympathisches, die wirkt total arrogant


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