Of Wolf and Man
Also, diese FF ist für Nightingale... Du hast mich inspiriert! Also, ich hoffe es gefällt dir. Und allen anderen natürlich auch. Wenn ja, hinterlasst mir ruhig ein Kommi!
Und natürlich ist alles wie immer nur geklaut.
Off through the new day's mist I run
Out from the new day's mist I have come
I hunt
Therefore I am
Harvest the land
Taking of the fallen lamb
Metallica
Remus lief.
Mit weit ausgreifenden Schritten rannte er durch das lange Gras, das seine nackten Fußsohlen kitzelte. Er warf den Kopf zurück und sog tief die kalte Nachtluft ein. In seinem Blut pulsierte der Mond. Er spürte ihn; noch knapp unter dem Horizont, aber schon glänzte die Linie zwischen Himmel und Erde. Gleich...
Er lief noch schneller, als könnte er der weißen Kugel davon laufen. Sein Atem ging bereits rau und schmerzhaft, sein Haar flog und seine Füße schmerzten von dem kalten Tau. Fast hatte er den Waldsaum erreicht...
Da erhob sich der Mond über die Erde. Sein kaltes Licht vertrieb die trübe Finsternis und enthüllte gnadenlos den Ausdruck der Angst auf Remus' Gesicht, als er einen Blick zurück über die Schulter warf – zurück zum Schloss. Wenn ihm nur niemand folgte...
Er rannte, als flöge er über die silbrige Ebene... aber als seine Füße den Boden wieder berührten, waren es keine Füße mehr, sondern, sehnige, pelzige Wolfspfoten. Er taumelte und fiel. Die zierlichen Pfoten konnten seinen schweren Menschenkörper nicht tragen.
Er überschlug sich und stieß mit der rechten Hand an einen Stein. Aber es spürte es kaum, denn da waren bereits andere Schmerzen in seinem Körper, rasende, furchtbare Schmerzen: die Schmerzen der Verwandlung.
Er wand sich und schrie, bis seine Kehle wund war. Die Qual riss an seinem Körper und seinem Verstand. Wenn doch nur der Wolf nicht da wäre. Warum musste er jeden Monat, jeden verdammten Monat die gleiche Folter durchmachen?
Tränen liefen über sein verzerrtes Gesicht, und er schrie und weinte unter dem gleichgültigen Mond, bis der Wolf in ihm stärker wurde, überhand nahm, und sein Schluchzen zu einem Knurren wurde.
Er schüttelte seinen Pelz und sprang auf die Pfoten. Bog den Kopf zurück und heulte, rief den Mond. Sein Herz schlug ruhig und kräftig unter dem dichten grauen Fell. Die Nacht war voller verlockender Gerüche, voller interessanter Geräusche – voller Beute. Ja, er wollte laufen, wie ein Schatten durch die Nacht und seine Zähne in warmes, zuckendes Fleisch graben, seine Schnauze in heißes Blut drücken...
Wenn nur nicht dieser jämmerliche, verängstigte Mensch in ihm wäre. Er drückte sich in die Ecke, winselte und zitterte wie ein Welpe im Schneesturm. Erbärmlich. Aber das würde ihn nicht davon abhalten, die eine Nacht, die er im Monat hatte, nach Kräften auszunutzen. Er witterte, untersuchte die Nachtluft auf viel versprechende Duftnoten. Da war ein Rudel Rehe, von seinem Heulen aufgeschreckt, dass nach Westen floh... Ansehnliche Beute, ja, aber da war noch ein anderer Duft, der ein verschwommenes Bild herauf beschwor.
Der Mensch in ihm bäumte sich auf, schrie ihn an, nicht ängstlich, sondern zornig. Das kleine Menschlein war so wütend.
Er schüttelte sich noch einmal und trabte los. Die Beute, die er gewittert hatte, war besser als Rehe, als Schafe, als alles, was ein normaler Wolf sich gewünscht hätte...
Ein Mensch.
Er hatte einen Menschen gerochen. Jetzt folgte er der stärker werdenden Duftspur in den Wald hinein. Lautlos glitt er zwischen den Bäumen dahin, durch Pfützen von Mondlicht und Flecken tiefster Dunkelheit, über weiche Tannennadeln und Kräuter, die die Nachtluft mit betörenden Aromen schwängerten, wenn seine Pfoten sie knickten... aber nie verlor er jenen speziellen Duft aus den Nüstern, jenen herben Duft, der köstliche Beute, Zunge und Gaumen kitzelnden Genuss versprach.
Der Duft eines Menschen, jung, fast noch ein Welpe, aber erfüllt von einer gewaltigen Macht, die seiner eigenen nicht unähnlich war. Sie war geformter, begrenzter als seine, natürlich, kein Mensch konnte über die schrankenlose, alles verzehrende Wut eines Werwolfs verfügen... Aber auch in seiner Beute war Zorn, war Hass, und ein unbeugsamer Stolz.
Er hatte ebenbürtige Beute gefunden; Beute, die ihm gefährlich werden konnte, lebensgefährlich... aber eine gute Jagd war mehr wert als alles Andere. Oh, wie er ihn hetzen würde, wie er ihn vor sich her treiben würde...
Speichel tropfte aus seinem Maul und benetzte die Erde zwischen seinen Pfoten, als er anhielt und witterte. Ja, er war ganz nah. Jetzt musste er vorsichtig sein.
Er drückte sich dicht an die Erde und robbte die letzten Meter vorwärts. Seine Beute raschelte vor ihm auf der Lichtung umher, im vollen Mondlicht. Ein junger Menschenrüde... Oh, wie er bluten würde.
Das war's schon. Ziemlich kurz, aber ich hoffe, das nächste Kapitel bald posten zu können.