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Jonah's Story

Leben mal chaotisch
von

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Du hast einen Schlüssel?

Kapitel 7: Du hast einen Schlüssel?
 

Nachdem Adam gegangen war, lag Jonah auf seinem Bett und starrte die Decke an. Gott sei Dank war das ganze ein Altbau und er konnte bei Bedarf sitzen, ohne sich den Kopf zu stoßen. Seine Gedanken drehten sich immer wieder um ein und dieselbe Sache: Adam. Er war sich einem sicher gewesen, nämlich dass er es versaut hatte. So wie er ihn angefahren hatte und das auch noch in einem Ton, der sonst absolut nicht seine Art war. Er war eingeschüchtert gewesen, hatte sich in die Ecke getrieben gefühlt und darum war es ihm herausgerutscht. Trotzdem, so etwas war ihm noch nie passiert. Bisher war er immer der Typ gewesen, den man endlos provozieren konnte und nichts, aber auch gar nichts wäre geschehen.

Jonahs Lippen kräuselten sich, denn das hatte Phillip damals immer in den Wahnsinn getrieben. Er fuchsteufelswild, die Wohnung seiner Eltern zusammen brüllend, die ganze Nachbarschaft daran teilhaben lassend, konnte es nicht ertragen, dass Jonah seelenruhig geblieben war. Dinge gesagt hatte wie: Beruhig dich und lass uns darüber reden, wenn du nicht mehr so angespannt bist. Er war ein Diplomatiewunder gewesen. Immer den Überblick behaltend, immer schön sachlich, reflektierend. Was war nur mit ihm los?
 

Ein Knacken, Klimpern, jemand kam nach Hause. Den klackernden Schritten nach zu urteilen musste es Jana sein.
 

„Hey, ich bin zu Hause!“, flötete sie fröhlich und warf ihren Schlüsselbund klirrend auf den sogenannten Schuhschrank.
 

Jonah setze sich auf und kletterte das Bett hinab, er musste noch aufpassen wohin er seine Füße setze, aber das war hoffentlich eine Gewöhnungssache.
 

„Hey, Jana“, antwortete er möglichst neutral und setze sich neben sie auf die Couch.
 

„Hey?“, misstrauisch musterte sie ihn von oben bis unten. Runzelte die Stirn, verschränkte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander.
 

„Du, hast mir was zu erklären. Schau nicht so unschuldig, du weißt genau wovon ich rede Darling. Der Anruf- ich meine es war zwar interessant, dass du dich plötzlich fürs Schwedische interessierst, aber du hast mir den besten Moment meines Dates versaut: Also raus mit der Sprache!“, forderte sie.
 

„Ich dachte einfach nur ich informiere mich ein bisschen über die Kultur, ich dachte das… erm das fördert das WG-Leben.“, wich Jonah ihr theatralisch aus.
 

„Ich glaub dir kein Wort! Wenn ich Physik studieren würde, hättest du mich gestern mit Sicherheit nicht zufällig angerufen und nach Schwere Materie gefragt.“, kokettierte sie breit lächelnd.
 

Es war ein Verhör, ein Ausfragen, eine zusammengefasst äußerst unangenehme Situation. Jonah stand auf, in der Hoffnung Jana würde sein verlegenes Lächeln nicht bemerken und füllte hochkonzentriert Pulver in die Kaffeemaschine.
 

„Hattest du denn viel Spaß beim Renovieren?“, fragte sie ihn listig.
 

„Kannst gerne mal schauen, sieht super aus.“, Jana folgte Jonah zu seinem Zimmer und stieß einen bewundernden Pfiff aus.
 

„Nicht übel, erkennt man gar nicht mehr wieder“, die ging ruhig durch das Zimmer und bemerkte: „Wir müssen die Vorhänge noch befestigen, so kann hier jeder reinschauen und das willst du doch nicht, wenn du wieder ein bisschen Schwedisch lernst oder“, sie ließ sich auf den Stuhl fallen und grinste ihn breit an, während sie ihn genießend taxierte. Jonah fehlten die Worte, es war wieder einer der Momente, zu dem ihn in ca. fünf Minuten der passende Spruch einfallen würde.
 

„Mensch Jonah, ich bin doch nicht blind. Ich meine Adam ist hilfsbereit, aber nicht so hilfsbereit, dass er jemanden, den er einen Tag kennt, die Bude renoviert.“, sie wippte mit dem Bein und trommelte dabei mit den Fingern auf der Lehne des Sessels herum.
 

„Gut, wenn du nicht willst. Du solltest ihm aber seine Klamotten vorbei bringen, ohne die Jacke“, sie zeigte auf ein braunes Lederknäuel unter Jonahs Schreibtisch „geht er nirdgendwo hin“, sie hüpfte aus dem Sessel und stolzierte aus Jonahs Zimmer.
 

„Aber… aber ich weiß doch nicht mal wo er wohnt?“, rief er ihr kleinlaut nach.
 

„Aber ich“, Jana drehte sich auf dem Absatz ihres halsbrecherisch hohen Schuhs um und grinste triumphierend. Jonah wusste, dass dies ein geeigneter Zeitpunkt war, um Deutschland Kapitulation und Niederlage vor Schweden einzugestehen, entschied sich aber dagegen und lenkte ein:
 

„Du hast gewonnen, hast du den Wagen noch?“.
 

Die Antwort war ein Klappern mit den Schlüsseln und Adams Jacke, die auf ihn zugeflogen kam. Die Autofahrt dauerte 15 Minuten und mit jeder Minute verschlechterte sich die Gegend, dass das, in Anbetracht der Umstände, möglich war, verblüffte Jonah zutiefst. Sie passierten die Stadtteilmarkierung

„Stahlhausen“.
 

Adam wohnte an einer Bushaltestelle und zwei Straßenbahnlinien.

„Wenn du in Bochum als Student eine Wohnung suchst ist die Anbindung das Wichtigste. Die Wohnungen, die in den hübschen Ecken liegen sind weit ab vom Schuss. Das lohnt nicht, es sei denn du hast ein Auto und eine Menge Kohle“, kommentiere Jana ungefragt.
 

Janas Parkkünste ließen zu wünschen übrig, aber nach der dritten Lücke, die sie doch für zu eng abgestempelt hatte, verließ ein dicker 6er BMW eine Parkbucht direkt vor Adams Haus.
 

„Da soll nochmal jemand sagen Frauen können nicht parken.“, rief sie stolz. Jonah sparte sich seinen Kommentar und versuchte sich das Lachen zu verkneifen.

Jana fummelt derweilen an ihrem Schlüsselbund herum und stecke wie selbstverständlich einen pinken Schlüssel ins Schloss, umdrehen, rütteln, gegen die Tür treten und die Tür öffnete sich.
 

„Du hast einen Schlüssel?!“, fragte Jonah ungläubig und trottete hinter ihr in den Hausflur.
 

„Ich hab mal auf die Bude aufgepasst, als Adam sein Auslandspraktikum hatte. Hab vergessen den Schlüssel wieder abzugeben“, sie zuckte mit den Schultern und lachte : „Naja und Adam hat vergessen zu fragen, also ist das wohl in Ordnung.“. Jonah war erstaunt, so viel Dreistigkeit hatte er der zierlichen jungen Frau nicht zugetraut.
 

Adam wohnte im ersten Stock, wofür Jonah dankbar war, da er in den letzten zwei Tagen jeder Treppe zu seinem persönlichen Erzfeind erklärt hatte. Als sie die Wohnung betraten, wobei zu erwähnen ist, dass Jana im Traum nicht daran dachte zu klingeln, sondern einfach aufschloss, empfing sie laute Musik und ein Rauschen.
 

„Jana?“, kam es aus der Tür, aus der auch das Rauschen zu kommen schien und sich bei genauerem Hinhören als Dusche entpuppte.
 

„Wir bringen dir nur schnell deine Jacke vorbei, durchwühlen seine Privatsachen und futtern deinen Kühlschrank leer.“, brüllte Jana zurück.
 

Jonah betrat vorsichtig den ersten Raum, das musste das Wohnzimmer sein. Der Raum war etwas kleiner als sein WG-Zimmer, allerdings wesentlich geschmackvoller eingerichtet. Eine Couch, ein kleiner Tisch auf dem der Fernseher Stand, eine HiFi-Anlage, aus der ein Song der Foo Figherts drang und ein riesiges Bücherregal.
 

Jana tauchte neben Jonah auf und öffnete eine weitere Tür:

„Das ist wesentlich interessanter, das Schlafzimmer.“, gestikulierte sie dramatisch und zog Jonah an der Hand in den Raum.
 

„Erm, Jana ich weiß nicht, ich sollte nicht, ich sollte nicht hier drin sein. Das ist doch privat…“, ihm war die Situation mehr als peinlich und er fühlte sich unwohl in seiner Haut, das Gefühl als Kind bei etwas ertappt worden zu sein breitete sich unaufhaltbar in seiner Magengegend aus.
 

„Na machst du eine Wohnungsführung?“, fragte Adam, der in Jeans und T-Shirt, sich die nassen Harre abrubbelnd, hinter Jonah stand. Dieser fuhr erschrocken zusammen und bahnte sich seinen Weg, zwischen den beiden hindurch, ins Wohnzimmer.
 

„Deine Jacke habe ich aufgehangen, ich dachte du würdest sie vermissen.“, flötete Jana, die in die Küche gegangen war, um sich am Kühlschrank bediente.
 

„Irgendwas, was du noch essen willst?“, fragte sie unschuldig.
 

„Bedien dich ruhig.“,antwortete er grinsend, ging quer durch den kleinen Raum und stellte sich ohne Umschweife vor Jonah.
 

„Hey? Alles okay bei dir, du siehst ja so schockiert aus, als ob du gerade in irgendein SM-Studio gekommen wärst.“, er lächelte sanft und sah ihn dabei fragend an.
 

„Ach mir ist das unangenehm, ich komme mir wie ein Voyeur vor, wenn ich so durch deine Wohnung wühle…“, Jonah sprach betont leise, da vermeiden wollte, dass Jana mithören konnte.
 

„Na dann wäre es dir sicher lieber, wenn ich dir alles zeige?“
 

„Weiß nicht…“, antwortete Jonah betreten. Der Geruch von Adams Aftershave ließ ihn, in Erinnerung an die intimen Momente, erröten.
 

Adam ging in sein Schlafzimmer und setze sich im Schneidersitz auf sein Bett.

„Wenn es dich beruhigt: Meins taugt auch nur für den privaten Gebrauch.“, Jonah musste lachen, während er an den Türrahmen gelehnt auf der Schwelle stand.
 

„Mein Bett, mein Schrank, Nachttisch, dreckige Wäsche und tadaah ein paar Schmuddelheftchen.“, er musste über die Formulierung Schmuddelheftchen kichern und entspannte sich nun ein wenig.
 

„Und die Wandfarbe, die ich auch habe“, fügte Jonah hinzu.
 

„Ach, wie konnte ich die spektakulär schöne Wandfarbe vergessen.“, witzelte Adam zurück.
 

Er stand vom Bett auf, stellte sich vor Jonah und stützte sich mit dem rechten Arm am Türrahmen ab. Er wirkte ganz lässig und ruhig, doch als Jonah auf seine Knie hinab schaute bemerkte er, dass sie zuckten. Adam, der Jonahs Blick gefolgt war, lächelte ihn verlegen an.
 

„Die verraten mich immer“, flüsterte er und schlug die Augen nieder
 

„Irgendwie… süß“, murmelte Jonah geistesabwesend, der seinen Blick nicht von Adams Lippen abwenden konnte.
 

„Hui, lasst euch nicht stören“, platzte Jana urplötzlich dazwischen. Adam und Jonah fuhren beide zusammen und wichen automatisch zurück.
 

„Ich erm… komm dann morgen vorbei, wegen der… ähm … der Anmeldung und Studienberatung….“, brachte Adam, der nun auch irritier und aus der Fassung gebracht zu sein schien, gehetzt hervor.
 

„Ja, das klingt toll, wir wollten eh gerade gehen. Nicht wahr Jana?“, Jonah hatte das Gefühl, dass sein Kopf wie ein Glühwürmchen leuchten würde, so heißt war ihm. Er wollte nichts mehr, als dieser Peinlichen Situation zu entrinnen, im Boden versinken und oder sich in Luft auflösen.
 

„Okay, wenn du meinst“ gab Jana verwirrt zurück „Wir müssen nicht, ich meine ich kann auch“
 

„Wir fahren Jana, komm schon.“, er zerrte Jana aus der Wohnung, um sie zum Wagen zu scheuchen.
 

Diese fasste sich schnell wieder und sang während der Autofahrt lautstark:

„Adam älska Jonah… Jonah tycker att kissa Adam“, Jonah starrte aus dem Fenster.
 

Er brauchte kein Lexikon um zu verstehen was Jana in den schiefsten Tönen vor sich hin trällerte.
 

Sein erster Tag in Bochum und schon hatte seine Mitbewohnerin etwas gefunden womit sie ihn aufziehen konnte, sein Kryptonit entdeckt.



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