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Die Insel der Vier Jahreszeiten

Zwei Hundebrüder, eine Insel und sehr seltsame Sitten
von

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Die Bibliothek

Es freut mich, dass ihr die beiden Hundebrüder wieder einmal auf einer Reise begleiten wollt.

Shisho bedeutet übrigens: Bibliothekar.
 

2. Die Bibliothek
 

Inuyasha sah sich neugierig um, als er neben seinem Halbbruder in Richtung auf die weiße Stadt ging. Das hier war also das Land des Frühlings? Er konnte den Namen sogar nachvollziehen. Felder, lichte Haine boten einen äußerst wohnlichen Anblick. In kleinen Teichen im lichten Schatten schienen Wesen zu baden, die er nicht identifizieren konnte, von denen er aber sicher war, dass er sie nie zuvor gesehen hatte. Um ein Haar hätte er seinen schweigenden Begleiter nach dem Namen gefragt, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge. Es war wirklich nicht notwendig, dass er dem arroganten Halbbruder bewies, wie wenig er wusste.

Sesshoumaru bemerkte, wie wissbegierig sich der Hanyou umblickte. Der würde sich noch wundern, dachte er. Als er mit Vater hier gewesen war, hatte auch er die Insel der Vier Jahreszeiten zunächst für einen sehr angenehmen Aufenthaltsort gehalten. Nun, diesmal könnte es sogar angenehmer für ihn selbst werden, mit ein Grund, warum er Inuyasha mitgenommen hatte. Aber das würde der schon noch merken.
 

Inuyasha entdeckte, dass die Wesen auf den Feldern und wohl auch in der Stadt keine Menschen waren, auch, wenn sie deren Form hatten. Youkai oder Oni oder sonst etwas? Aber eigentlich war es gleich. Alles, was er wollte war, diese Quelle des Lebens zu finden, Tessaigas Scheide zu baden und wieder zurück zu gehen, zu seinen Freunden und vor allem zu Kagome, die sicher morgen oder übermorgen aus ihrer Zeit zurückkommen würde. Je kürzer diese gemeinsame Reise mit seinem ungeliebten Halbbruder dauerte, desto besser.

„Du willst in die Stadt?“ fragte er dann doch. Er konnte sich nicht erinnern, den schon einmal in einem Gebäude gesehen zu haben.

Sollte er darauf antworten? Nun, es wäre wohl besser, ehe dieser dämliche Bastard aus seiner üblichen Unwissenheit Tessaiga nutzte: „Zur Bibliothek.“

„Äh…was?“

„Kannst du lesen?“

„Natürlich!“ fauchte der Jüngere prompt: „Aber was willst du da?“ Bibliothek? Was hatte das denn mit Scheiden baden zu tun?

Sollte er wirklich… „Der Bibliothekar ist der Herr der Stadt und des Landes. Er kann Auskunft geben.“

„Wo diese Quelle ist, gut. Dann geht es schnell.“ Diese Auskunft befriedigte den Hanyou ungemein.

Sesshoumaru wagte dagegen zu bezweifeln, dass selbst der Bibliothekar ein so gut gehütetes Geheimnis wie die Quelle des Lebens kannte. Aber womöglich konnte er zumindest Aufklärung geben, wer weiterhelfen könnte, dort im Land des Sommers jenseits der hohen Berge. Sein Blick glitt nachdenklich zum Gebirge.
 

Am Stadttor standen bewaffnete Krieger, die die beiden Neuankömmlinge musterten. Es waren Wildeber, mit gewaltigen Zähnen. Sowohl ihre Helme als auch ihre Schulterrüstungen trugen Dornen, die wohl dazu dienten, Schwerthiebe abzufangen, aber auch dazu, zu beeindrucken.

„Wohin wollt ihr?“ fragte einer.

Inuyasha wollte schon sagen, zur Bibliothek, als sein Halbbruder die Hand hob und leise knacken ließ – eine Kampfansage.

Seine Antwort bestand in einem Satz: „Aus dem Weg.“

Ein älterer Mann unter den Kriegern starrte ihn an, ehe er meinte: „Ich erinnere mich. Ihr wart bereits einmal hier, mit Eurem mächtigen Vater, nicht wahr? Ihr wollt gewiss in die Bibliothek?“ Und da keine Antwort kam: „Gebt den Weg frei für sie.“

Das war ja eigenartig, dachte Inuyasha. Die erinnerten sich an Sesshoumaru - und an Vater? Kamen hier so selten Besucher her oder war damals etwas vorgefallen? Aber das schien ja nur gut zu sein. Dann jedoch blickte er sich wieder neugierig um. In der Stadt lebten verschiedene Wesen, manche nur an den spitzen Ohren als un-menschlich zu erkennen, andere waren eindeutig Youkai der verschiedensten Rassen.

Der Weg vom Tor führte quer durch die Stadt, schnurgerade auf ein großes, weißes Gebäude zu, das von Säulen umgeben war. Stufen stiegen dort hinauf zu einem hölzernen Tor mit zwei großen Flügeln. Er vermutete, dass sich darin diese Bibliothek befinden würde – und behielt Recht. Niemand wunderte sich jedoch anscheinend über die Fremden.

Sesshoumaru schritt langsam die Treppen zur Büchersammlung empor. Er erinnerte sich nur ungern an das, was nun folgen würde. Aber diesmal wäre ja wohl Inuyasha fällig, nicht er. Einen hell gekleideten Mann fragte er: „Shisho?“

„Seine Exzellenz? Wollt Ihr mit ihm sprechen? Gar eine Auskunft?“

„Ja.“

„Kennt Ihr die Bedingung?“

„Ja.“

„Dann folgt mir bitte alle beide.“

Bedingung? Dachte der Hanyou. Was wollten diese Typen denn hier für eine einfache Auskunft haben?

Sesshoumaru bemerkte die Überraschung. Für einen Augenblick kämpfte er mit sich. Sollte er den Bastard vorwarnen? Was, wenn der auf die Warnung hin einfach fortgehen wollte? Sagte er allerdings nichts, würde der doch dann gehen, sich – und damit Vater und ihn - vor dem Bibliothekar blamieren. „Inuyasha.“

„Äh, ja?“ Selten genug wurde er angesprochen.

„Was immer der Bibliothekar dir für eine Aufgabe stellt – löse sie.“

„Nur ich? - Moment mal. Musstest du auch schon so was machen?“

Immer der Rangniedere. Aber Rang und Ehre war sicher nichts, was ein Halbblut verstehen würde. „Tue es.“

„Ja, schon klar…“

Der Ältere war ein wenig beruhigt – bis er erkannte, dass Inuyasha die Hand an Tessaiga legte. Nun gut. Ein Schwert würde ihm bei dieser Aufgabe kaum helfen, da war er sicher. Hoffentlich begriff dieser Idiot das auch. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, den hier mitzunehmen? Aber Tessaiga…ja, Tessaiga.
 

Sie wurden in einen Raum geführt, in dem eine Eidechse auf zwei Beinen stand. Das war Inuyashas Eindruck. Allerdings war es eine bemerkenswert große Eidechse, sicher so groß wie Sesshoumaru. Nichtsdestotrotz hatte sie spitze Zähne. Ihre Klauen blätterten allerdings liebevoll in den Papieren vor ihr auf dem Lesepult.

„Shisho.“

„Sesshoumaru-sama!“ Der Bibliothekar richtete sich auf, seine dunkelblaue Robe ein wenig ordnend. „Welche Überraschung. Ich habe Euch nicht mehr gesehen, seit Ihr mit Euren mächtigen Vater hier wart. Wünscht Ihr eine Auskunft?“ Sein Blick glitt zu dem Hanyou: „Ihr kennt die Bedingung. Soll diesmal Euer Sohn...nein, verzeiht, Euer jüngerer Bruder das übernehmen?“

„Ja.“

Beide Halbbrüder verrieten durch nichts ihren Schock, zumindest für einen Augenblick als Vater und Sohn betrachtet zu werden.

Der Bibliothekar nickte ein wenig: „Dann, junger Hund, gehe mit Tomar. Er wird dir zeigen, was du tun sollst. Sobald du die Aufgabe erfüllt hast, steht Euch meine Bibliothek zur Verfügung.“

„Kannst du nicht einfach so eine Frage beantworten?“ fragte der Hanyou mit gewissem Seufzen zurück.

„Natürlich nicht.“ Shishos Blick glitt rasch zu Sesshoumaru, ehe er sich wieder an den Jüngeren wandte: „Ich weiß nicht, wie das ist, wo du her kommst. Aber auf der Insel der Vier Jahreszeiten wirst du niemals etwas geschenkt bekommen.“

„Ja, schon gut….“ Der Hanyou wandte sich ab. Während er Tomar folgte, dachte er nach. War das der Haken? Der Grund, warum ihn Sesshoumaru praktisch aufgefordert hatte, mitzugehen? Damit er einen Idioten dabei hatte, der ihm die Unannehmlichkeiten aus dem Weg räumte? Immerhin hatte der Bibliothekar ja gemeint „diesmal“ sollte er als der Jüngere das tun. Hatte Sesshoumaru die Aufgabe lösen müssen, als er mit Vater hier war? Dann würde er das doch auch hinbekommen. „Wohin bringst du mich eigentlich?“ Sie verließen gerade die Bibliothek und sein Führer bog in eine Seitenstrasse.

„In den Schweinestall.“

Inuyasha schüttelte etwas den Kopf: „Und was soll ich da?“

„Ausmisten.“

Jetzt rang der Hanyou etwas nach Luft. „Ausmisten? Du meinst, das Stroh weg und so?“

„Ja.“

Gut, dachte Inuyasha, also, entweder war sein vorheriger Gedankengang vollkommen falsch gewesen, oder es gab noch einen Haken. Denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihr Vater das seinem Sohn ohne guten Grund zugemutet hätte. Und eigentlich versagte seine Phantasie bei der Vorstellung überhaupt, dass Sesshoumaru mit einer Mistgabel umgehen konnte, und wenn sein Leben davon abhing. Nein, da musste noch etwas anderes sein.
 

Der Bibliothekar deutete neben sich: „Bitte, nehmt Platz, Sesshoumaru-sama. Ihr habt Eurem Bruder nicht gesagt, was ihn erwartet?“

„Halbbruder.“ Aber der Hundeyoukai setzte sich.

„Aber ein Sohn Eures mächtigen Vaters. Er ist wohl verstorben? Er war ein sehr gelehrter Mann, das muss ich sagen. Und Ihr seid somit nun...“ Aber Shisho erkannte, dass sein Besucher nicht zu einer Unterhaltung aufgelegt war und so schwieg er lieber. Seine Gedanken glitten jedoch in die Vergangenheit, als der Inu no Taishou mit seinem Sohn für einige Tage auf dieser Insel gewesen war, zunächst bei ihm und dann im Land des Sommers, um Wissen zu sammeln. Er selbst hatte damals schon vermutet, dass Sesshoumaru eigentlich nicht wusste, was sein Vater hier suchte. Ob der Inu no Taishou je herausgefunden hatte, was es mit dem Pfad der Dunkelheit alles auf sich hatte? Aber der Bibliothekar wusste, dass ihn das nichts anging.
 

Am Stadtrand blieb Tomar vor einem großen Haus stehen: „Dies hier ist der Schweinestall. Wir werden nun die Tiere hinaus auf die Weiden treiben. Warte hier.“

„Das ist ein Stall?“ Inuyasha wusste, dass er ziemlich dumm klingen musste, aber bislang hatte er Gebäude dieser Bauart und Größe eher als Schloss bezeichnet. Den auszumisten würde ja Jahre dauern…

Nein, sicher gab es eine andere Lösung dieser Aufgabe. Er musste nur daran denken, dass Sesshoumaru es geschafft hatte. Er sah zu, wie Tomar mit andern sprach, diese die Schweine auf eine riesige Wiese trieben. Das waren hunderte. Was machten die hier nur mit den ganzen Tieren? Essen? Nun gut, von irgendwas mussten wohl auch die Wesen hier leben. Sein Geruchssinn verriet ihm jedenfalls nur zu deutlich, dass der Stall wirklich ausgemistet gehörte.

Tomar kehrte zurück: „Komm nun.“

Inuyasha rieb sich über seine Nase, aber er hatte keine Wahl, als zu folgen. Je näher er dem Stall kam - und als sie gar hinein gingen - wurde seine arme Hundenase nur noch mehr malträtiert. Das war ja...

„Macht ihr denn hier nie sauber?“ entfuhr es ihm.

„Das ist ein Problem. Und darum sind wir immer froh, wenn jemand unsere Bibliothek befragen will. Exzellenz Shisho verfügt über die größte Sammlung von Wissen der gesamten Insel, so dass auch aus den anderen Ländern Wesen hierher kommen.“ Tomar blieb stehen: „Und wer eine Auskunft will, muss dies erledigen.“ Er deutete auf die gigantische Halle vor ihnen, dann auf Mistgabeln, die an der Wand lehnten: „Ich gebe zu, dass Wesen mit mehreren Armen hier im Vorteil sind, das geht schneller. – Ich verlasse dich nun. Wenn du fertig bist, komm hinaus.“

Und Sesshoumaru hatte das getan? Unglaublich. „Äh...gibt es noch etwas, das ich beachten muss?“

„Der Mist gehört dort…“ Tomar deutete geradeaus: „Durch das große Portal gebracht. Dazu dienen in der Regel diese Wagen, die du hier siehst. Kleiner Tipp: der letzte Prüfling hat alle beladen und auf einmal durchgezogen. Er war ziemlich stark.“

Irrte sich Inuyasha oder klang das ein wenig spöttisch? Aber das bezog sich doch wohl kaum auf seinen Halbbruder. Nein. Irgendwo gab es etwas, das diese Idioten nicht sagten, man aber tun konnte, da war er sicher. Und Sesshoumaru hatte diesen Trick bestimmt gefunden.

Er bemerkte, dass Tomar ging. Und jetzt? Der Hanyou rieb sich erneut die Nase. Für seinen Halbbruder musste das noch schlimmer gewesen sein. Also war der mit Sicherheit schnell fertig geworden.

Eigenartig. Gewöhnlich hätte er einfach angefangen zu schaufeln, um rasch hier wieder rauszukommen, die Wagen zu dem Tor gezogen, so, wie das dieser Tomar gesagt hatte. Und nur, weil er sicher war, der ach so tolle Herr Hundeyoukai würde niemals eine Mistgabel anfassen, dachte er nun gründlich nach. Er sollte sich doch mal den anderen Ausgang ansehen…

So sprang er mit drei Sätzen zum anderen Ende, öffnete das Portal, so weit es ging, um erst einmal ein bisschen frischere Luft hinein zu lassen. Dahinter dehnte sich eine zweite Ebene, ähnlich der Wiese, auf der sich nun die Schweine befanden. Mehr oder weniger ungeordnet lag der Mist bis zu drei Meter hoch. Na toll.

Hier sollte man doch wirklich mit Tessaiga dreinschlagen!

Mit Tessaiga?

Der Hanyou legte nachdenklich die Hand an den Schwertgriff, spürte dessen Vibrieren. Er sollte hier ausmisten. Das war die Aufgabe. Das Wie hatte ihm niemand befohlen. Und dass dieser Tipp von Tomar keiner in dem Sinn gewesen war, da war er sicher. Hm. Sesshoumaru wäre durchaus in der Lage, in seiner wahren Gestalt, aber auch wohl so, mit dieser ätzenden, grünen Giftsäure den Mist buchstäblich verschwinden zu lassen. Dann wäre er ziemlich rasch fertig geworden und der Stall wäre sauber gewesen. Das könnte ein ordentliches Kaze no Kizu doch auch erreichen. Mit ein bisschen Glück – und gut gezielt, landete der Mist hier draußen. So lief er an den Beginn des Stalles zurück und zog.
 

Sesshoumaru verriet durch nichts, dass er ein wenig angespannt war. Vielleicht hätte er doch Inuyasha sagen sollen, um was es bei dem Handel ging. Nun gut, er war auch ohne Vorwarnung hineingeschickt worden. Aber er war eben auch ein vollwertiger Hundeyoukai und das ein dämlicher Bastard. Im Zweifel würde der tatsächlich Schaufel um Schaufel hinaustragen. Das würde dauern. Immerhin konnte er sicher sein, dass der Hanyou zu starrköpfig war, um aufzugeben. Er würde also die Auskünfte aus der Bibliothek erhalten.

Shisho musterte ihn. Es war offensichtlich, dass die beiden Söhne des mächtigen Inu no Taishou nicht ohne Grund auf die Insel der Vier Jahreszeiten gekommen waren. Ohne sehr guten Grund, denn die Risiken dieser Gegend sollten zumindest dem Älteren bewusst sein. Und einen Stall ausmisten war eine Unannehmlichkeit, die sich von den eigentlichen Gefahren der Insel noch stark abhob. Aber fragen? Sesshoumaru wirkte nicht sehr gesprächig. Das waren also Halbbrüder? Dann war die Mutter des zweiten also eine Menschenfrau gewesen. Interessant. Ob seine Bibliothek auch etwas zum Thema Hanyou zwischen Menschen und Daiyoukai enthielt? Bestimmt. Immerhin konnte er sie nun um die Erkenntnis ergänzen, dass ein solches Kind überleben konnte. Soweit er wusste, waren Hanyou insgesamt nicht sehr häufig, kamen aber immer wieder vor, dort im Lande jenseits des Meeres. Nur dort, leider.

Er sah auf, als die Tür geöffnet wurde, Tomar und Inuyasha hereinkamen. Der Letztere wirkte ein wenig verlegen.

„Nun?“ fragte der Bibliothekar.

„Der Stall ist ausgemistet, Euer Exzellenz. – Ich lasse Bauarbeiter kommen.“ Tomar verneigte sich und verschwand.

„Bauarbeiter?“ Shisho musterte den Prüfling.

Inuyasha rieb sich ein Ohr: „Ich habe ein wenig daneben gezielt. Das Tor ist jetzt doppelt so breit…Aber Tomar meinte, das mache nichts, “ fügte er eilig hinzu.

„Nicht, solange der Stall ausgemistet ist und noch steht. – Setz dich.“

Daneben gezielt? Sesshoumaru war ein wenig verwundert, ehe er begriff. Tessaiga! Dieser hirnlose Bastard hatte es gewagt, das mächtigste Schwert, das die Welt je gesehen hatte, dazu zu verwenden, einen Schweinestall auszumisten? „Dämlicher Mischling!“

„Ach ja“, fauchte Inuyasha prompt: „Hast du dich etwa hingestellt und Mistgabel für Mistgabel rausgetragen?“

Natürlich nicht. Nun gut. Dem Halbblut fehlten eben gewisse Fähigkeiten. „Die Bedingung wurde erfüllt, Shisho.“

„Ja. Damit steht Euch meine Bibliothek zur Verfügung. Was wollt Ihr wissen, Sesshoumaru-sama?“ Ach nein. Verstanden sich die Halbbrüder etwa nicht sonderlich? Und reisten dennoch gemeinsam? Es musste wichtig sein, in der Tat.

„Die Quelle des Lebens.“

„Das weiß auch ich nicht. Ihr wollt sie suchen? – Nun, sie soll in dem Gebirge liegen, das das Mirtal nach Norden begrenzt. Mirtal ist der Name für das Land des Sommers. Welcher Stamm auch immer sie hütet, tut es sehr sorgfältig. Weiter helfen kann Euch wohl nur jemand in der Hauptstadt des Mirtal. Wer, weiß ich nicht. Aber um dorthin zu gelangen, müsst Ihr erst einmal das Gebirge überqueren, das hier hinter uns liegt. Ihr wart bereits dort, Sesshoumaru-sama.“

„Diese Höhle.“

„Ja. Allerdings würde ich Euch nicht raten, sie erneut zu benutzen. Es hat sich einiges verändert, seit Ihr zuletzt hier wart. Und es kamen schon lange keine Besucher mehr über die Berge auf diesem Weg hierher. Ich hörte von einigen meiner Leute, die dort jagten, dass andere in den Höhlen von Karu verschollen sind. Keiner kehrte je zurück. – Der andere Weg von hier über die Berge in das Mirtal ist allerdings mit Sicherheit gefährlich. Er führt durch das Gebiet der Harpyien. Diese wären zwar begeistert, zwei junge Youkai zu fangen, aber dies dürfte kaum in Eurem Sinn sein.“

„Keh“, machte Inuyasha: „Wer uns in den Weg kommt, stirbt.“

Shisho lächelte ein wenig. Eine solche Ansage hatte damals auch sein Halbbruder getroffen: „Unterschätze die Wesen dieser Insel nicht. – Alle anderen Wege sind Umwege und ich bin sicher, Ihr wollt diese Quelle finden, so rasch es geht.“ Er erhob sich: „Ich hole eine Landkarte der Insel, vor allem des Mirtal.“

Kurz darauf rollte er sie vor Sesshoumaru aus. Inuyasha erkannte, dass Gebirge eingezeichnet waren, die sich wie ein Viereck um das Land im Inneren der Insel zogen. So, wie das der Wasserdrache gesagt hatte, musste das das Land des Sommers ein, oder Mirtal, wie es der Bibliothekar genannt hatte. Dieser deutete darauf:

„Hier ist unsere Stadt. Wenn Ihr nun hinauf in die Berge wandert, seid ihr ungefähr bis hierher sicher. Dort endet unser Einflussgebiet. Das ist die Schlucht, die zu den Höhlen von Karu führt. Aber wenn Ihr diesen Weg wählt, so wählt ihr Gefahren, die ich Euch nicht sagen kann. Der andere Weg führt hier entlang, direkt auf die Gipfel zu. Aber dies ist das Gebiet der Harpyien. Und sie töten Fremde, die sich ihrem Horst nähern. – Dies ist Mirtal, das ehemalige Land des Sommers. Und hier ist die Hauptstadt. Sie nennen sie nur „die Stadt“. Sie liegt am einzigen Gewässer, einem Fluss, der noch ein Stück weit an der Oberfläche liegt. Dorthin kommen auch immer wieder Karawanen der Stämme. So könntet Ihr dort jemanden finden, der Euch weiterhelfen kann.“ Mit einem Seitenblick auf Inuyasha ergänzte er: „Natürlich niemals ohne Gegenleistung.“

Der verzog das Gesicht: „Na, toll. Und immer ich?“

„Das ist Sache der Vertragspartner.“

„Sag mal, dieses Land des Herbstes hat doch schon Krieg geführt? Wo ist das?“

„Hier im Süden. Sie besitzen ja keine Cassana….“

„Keine …was?“

„Cassana nennt man die Frauen, deren magische Eigenschaften es ihnen ermöglichen, das Wasser unter der Erde zu finden. Sie suchen sie auf dem Land jenseits des Meeres. Zuletzt vergeblich.“

„Und entführten sie.“

„Ich sagte schon, diese Insel ist gefährlich.“ Der Bibliothekar nickte ein wenig: „Aber ich glaube nicht, dass Ihr mit Leuten von dort in Kontakt kommt. Wie bereits erwähnt, nach Gerüchten liegt die Quelle des Lebens im Norden, wohl hier, in diesem Gebirge. Das Land des Herbstes ist im Süden. Aber die Stämme des Mirtal, das Klima und die anderen Wesen dort werden Euch genug Probleme bereiten. – Nicht wahr, Sesshoumaru-sama? Obwohl, Ihr wart damals ja nur in der Stadt, wo Euer mächtiger Vater…“

„Sei still!“ kam es prompt von Sesshoumaru, sehr zu Inuyashas Leidwesen. Er hätte gern etwas mehr über seinen Vater erfahren.

„Ihr wollt nichts über die Vergangenheit hören, also nichts aus ihr lernen?“ Der Bibliothekar wunderte sich ein wenig: „Bedenkt, dass Ihr dann dazu verurteilt seid, sie zu wiederholen.“

Das wollte Sesshoumaru dann doch nicht hoffen.
 

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Der Herr Hundeyoukai unterliegt schon zwei Irrtümern: die Vergangenheit mag durchaus eine Rolle spielen - und es ist durchaus nicht gesagt, dass er nicht von Bedingungshandeln betroffen wird.

Im nächsten Kapitel lernen die beiden schon einmal die "kleineren" Hindernisse auf dem Weg zu den Höhlen von Karu kennen.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  Schalmali
2010-07-08T22:32:37+00:00 09.07.2010 00:32
Oh je mine... ausmisten mit Tessaiga hrhr. Irgendwie erinnerte mich das mit den Bedingungen die Sesshoumaru dachte auch etwas an den Windrufer, Dorf der Bäckerinnen und dererlei. Halt einfach was, was nicht wirklich gefährlich aber lästig ist *grins* Offenbar ist es das auch. Immerhin ging das schnell und unkompliziert.
Von:  mangacrack
2009-05-26T18:02:47+00:00 26.05.2009 20:02
Ich habe das erste Kapitel übersprungen. Mehr als eine ausführliche Version von 'eine interessante Idee' wäre mir sowieso nicht ausgefallen. Die Anfänge deiner Geschichten erinneren ein wenig an die InuYasha Movies, was ich persönlich sehr schön und schade zugleich finde, da deine Storys wohl leider nie verfilmt werden!

In diesem Kapitel wird eine sehr interessante Charaktereigenschaft von Sesshomaru deutlich. Er zieht es vor InuYasha nichts zu sagen und läuft in Gefahr die Reise unnötig zu verlängern, wenn sein Bruder die Aufgabe nicht richtig löst, als auf seine Autorität zu verzichten.

Dass InuYasha das Ausmisten auf seine Art und Weise erledigt, überrascht mich nicht. Auch wenn ich es Sesshomaru aus lauter Schadenfreude gegönnt hätte, wenn er 'Mistgabel für Mistgabel' hätte schuften müssen.

mangacrack

Von:  DoctorMcCoy
2009-04-15T16:03:17+00:00 15.04.2009 18:03
Das Kapitel war wirklich cool. Die ersten Einblicke in die eigenartigen Sitten der Insel waren schon einmal sehr interessant. Obwohl es eigentlich sehr logisch ist, dass man als Gegenzug zu einer Information auch etwas machen muss. Ist eigentlich sogar sehr klug von den Bewohnern. Ich meine, wer will schon so einen großen Stall ausmisten.
Aber ich bin sehr erstaunt, dass Inuyasha auch mal wirklich nachgedacht hat. Dabei war mir gleich bewusst, dass das ganze nur schief gehen kann. Lustig finde ich die Vorstellung, dass Sesshoumaru das auch mal gemacht hat. Wahrscheinlich hat ihn das in seiner Ehre tief gekränkt.

So, und dann haben die beiden Brüder auch dann ihre Information bekommen. Klingt ja nicht gerade rosig. Entweder Harpien oder irgendwelche unbekannten Monster. Diese Insel ist ja wirklich sehr interessant. Und dann kommt noch dazu, dass wohl auch der Rest der Insel nicht gerade ungefährlich zu sein scheint. Zumindest nicht nach der Andeutung, die Shisho gemacht hat. Ich hätte gerne mehr über die Vergangenheit erfahren, aber ich denke, das wird bestimmt noch folgen.
Sonst wäre es ja auch nicht mehr so spannend.

Bis zum nächsten Kapitel
LG Lady_Sharif
Von: abgemeldet
2009-04-13T19:51:14+00:00 13.04.2009 21:51
Inu hat mal nachgedacht. Das finde ich ja mal voll toll.
Sess tut mir leid mit seinem kleinen Bruder...Sorry!^^..Halbbruder auf dieser Insel rum zu stiefeln.

LG moongirl
Von:  Tigerin
2009-04-12T19:18:55+00:00 12.04.2009 21:18
Ach ja, gelesen hatte ich dieses Kapitel schon einmal. Aber der Kommi.. naja. Dafür kommt der jetzt.^^
Gut auf jeden Fall, dass Inu mal nachgedacht hat. Wenn auch nur, weil sein großer Bruder nie ausmisten würde... zumindest richtig..^^
Armer Sess, für ihn muss das wirklich fürchterlich gewesen sein..
Allerdings fand ich es auch schade, dass Sess den Bibliothekar unterbrochen hat. Es hätte mich wirklich interessiert, was der zu sagen hat.
Mal schauen, welchen der gefährlichen Wege sie nehmen werden...
Also bis zum nächsten Kap.^^

LG, Tigerin
Von:  chaska
2009-03-16T20:06:57+00:00 16.03.2009 21:06
"Ich habe ein wenig daneben gezielt. Das Tor ist jetzt doppelt so breit..." (HAHAHA) Ich mußt an dieser Stelle lauthals lachen. Ganz trocken kam dieser Kommentar von Inu Yasha. Dieser Hanyou... man glaubt es kaum, da mistet er den Schweinestall mit Tessaiga aus. Doch... immerhin hat er die Bedingungen erfüllt. Ich denke mir, Herkules hätte auch so ein Schwert zu schätzen gewußt, als er die Ställe des Königs Augias reinigen mußte. Sesshomaru sollte sehr vorsichtig sein mit seinen Aussagen. Denn die Vergangenheit erklärt die Gegenwart und wirft auch mnachmal ihre Schatten bis in die heutige Zeit.
Der Weg zu Quelle scheint ja mit Schwierigkeiten geradezu überhäuft zu sein. Mal sehen, für welche sich die beiden Brüder entscheiden.

Liebe Grüße
chaska
Von:  Krylia
2009-03-06T14:45:37+00:00 06.03.2009 15:45
Fullmetall Alchemist lässt grüßen. Äquivalenter Handel.
Find ich gut. Wird bestimmt noch lustig.
Von:  angel-sama
2009-02-28T17:17:27+00:00 28.02.2009 18:17
hehe, Inuyasha musste ausmisten, war ja klar das er das nicht wie ein Mensch erledigt^^ Es würde mich richtig interessieren wie Sesshoumaru das gemacht hatXDD Kann ich mir gar nicht vorstellen.
Schade das Shisho nicht mehr über Sesshoumarus Vergangenheit erzählen konnte, dass hätte mich sehr interessiert.
Bin gespannt was noch kommt^^
Von:  Sasuke_Uchiha
2009-02-28T14:43:19+00:00 28.02.2009 15:43
Was der Inu no Taishou wohl alles auf dieser Insel erfahren hat?
Und was Sess dort wohl schon alles erlebt hat?

Von:  Haineko
2009-02-27T16:17:52+00:00 27.02.2009 17:17
Was ist denn in der Vergangenheit vorgefallen, das Sess nicht wiederholt haben möchte?

Na auf alle Fälle wissen sie jetzt wohin sie müssen... dank Yasha und Tessaiga... ich meine so dumm war die Idee nicht... Sess behandelt ihn etwas unfair... wobei ich mich frage wie groß Sess damals war, dass er dass Dach nicht gesprengt hat... nur leider fürchte ich, würde es keinem allzu gut bekommen ihn darauf auch nur anzusprechen...
LG Hainekoの


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