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The Next Life

AkuRoku
von

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The 8th Day - Cifer

Schweigend sah er ihn an.

Der Blonde schien noch nicht bemerkt zu haben, dass er seit ca. einer halben Stunde ausgiebig gemustert wurde.

Irgendetwas war nicht in Ordnung mit ihm.

Er ließ den Blick durch die Klasse schweifen und musste leise seufzen.

Es war wegen Roxas.

Natürlich.

Weswegen auch sonst.

Es gab nur zwei Gründe, weshalb Hayner schlechte Laune haben konnte. Einer davon war: Roxas ist nicht da.

"Also bin ich zumindest dieses Mal ausnahmsweise nicht Schuld", dachte er sich. Das wäre die andere Möglichkeit gewesen.

Weiterhin musterte er Hayner, jedoch schien dieser den lästigen Blick bemerkt zu haben. Er schnitt eine Grimasse und streckte ihm die Zunge raus.

Cifer musste leise lachen.

So war Hayner.

So und nicht anders.

Kindisch eben.

Er wusste nicht wieso - aber das war genau das, was er an ihm so mochte.

Er drehte sich von ihm weg und sah aus dem Fenster. Dem Unterricht war er schon von Anfang an nicht gefolgt.

Wieso auch?

Schließlich war Hayner auch interessanter.

Erst seufzte er leise, dann huschte ein Lächeln über seine Lippen.

Er benahm sich doch wie ein Vollidiot.

Wie konnte man jemanden lieben, der einen seit dem ersten Tag gehasst hatte? Den man selbst hassen sollte? Mit dem man noch NIE ein freundliches Wort gewechselt hatte?

Und noch dazu einen Jungen?

Cifer wusste es nicht.

Aber leider konnte er rein gar nichts daran ändern, dass es so gekommen war.
 

Und trotzdem - er konnte es nie lassen, ihn mit dem ein oder anderen hochmütigen Blick zu strafen.

Er wusste selbst nicht, warum er sich Hayner so gegenüber benahm.

Zumindest gaukelte er sich das vor.

Eigentlich wusste er es genau.

Er wollte nur nicht, dass Hayner etwas von seinen Gefühlen erfuhr.

Er stritt sich lieber mit ihm, als gar keinen Kontakt zu haben.

"Die Wahrheit ist doch,", sagte er sich, "dass du dich auf den ersten Blick total in ihn verschossen hast."
 

Der Blonde drehte sich wieder um.

Hayner sah absichtlich angestrengt an die Tafel.

Cifer grinste.

Er griff nach einem Stift.

In dem Moment, in dem sich der Lehrer der Tafel zuwandte, um etwas anzuschreiben, traf dieser Stift auch schon Hayners Kopf.

Dieser sah ärgerlich auf.

Cifer aber lächelte nur und fing an, das Tafelbild abzuschreiben.
 

Hayner ärgerte sich innerlich immer noch über den Stiftangriff seines Erzfeindes.

Gerade zielte er, um zurückzuwerfen, als er eine Nachricht auf dem Stift bemerkte.

Er ließ die Hand wieder sinken und begann zu lesen.

"Komm heute zum Struggle-Trainung, ich fordere dich heraus!"

Der Blonde seufzte.

Wie häufig hatte er das schon lesen müssen.

Als er den Stift genauer musterte, bemerkte er, dass es der gleiche war, wie immer.

Er wendete den Stift. Seine alte Antwort war immer noch hineingeritzt. Gelangweilt nahm er einen Rotstift und fuhr die Worte "Du verlierst!" nach.

Er fragte sich langsam, was Cifer von den ständigen Struggle-Wettkämpfen zwischen ihnen beiden hatte - außer einen Sieg.

Aber er müsste doch mittlerweile gemerkt haben, dass es ihm recht egal war, ob er verlor.

Dann warf er ihn wieder zurück, ebenfalls gezielt an Cifers Kopf.
 

Dieser sah den Stift nicht kommen und so flog ihm dieser direkt gegen den Kopf.

Hayner, der noch nie erlebt hatte, dass der Blonde den Stift nicht auffing, fing herzlich an zu lachen.

Wütend drehte sich Cifer um.

"Hörst du wohl auf zu lachen, daran war nichts lustig!"

Hayner versuchte erst gar nicht aufzuhören.

Sich schon den Bauch haltend vor Lachen, sah er Cifer an und entgegnete nur:

"Was kann ich dafür, dass dein Kopf ein einziger Stiftmagnet ist!"

Der verärgerte Blonde stand auf und ballte die Faust, als auf einmal eine Gestalt zwischen den beiden stand und die beiden sofort zum Verstummen brachte.

Nervös mit dem Fuß auf- und abtippend funkelte sie der Lehrer an.

Beiden war klar, was sie erwartete.

Strafarbeit.

Das hieß:

Tafelschwämme ausklopfen.

Wie immer.
 

Den Nachmittag verbrachten beide im Klassenraum, vor sich jeweils eine Kiste voller dreckiger Tafelschwämme.

Schweigend saßen sie auf ihren Plätzen und klopften diese aus.

Es war wie immer.

Nachsitzen und Strafarbeit gehörte für die beiden schon zum Alltag.

Keiner von beiden lernte dazu und so verbrachten sie jeden zweiten Nachmittag miteinander.
 

Cifer machte dies nichts aus.

Er genoss die Zeit, auch wenn er es nicht zeigte.

Mit einem Seitenblick musterte er Hayner.

"Und? Kommst du heute zum Struggle?", fragte er diesen, um ein Gespräch anzufangen.

"Ich hatte schon lange nicht mehr die Freude dich zu besiegen."

Hayner sah auf und seufzte.

"Mal sehen."

Er hatte keine Lust mehr das selbe Gespräch wie immer zu führen.

Dieses würde genauso wie immer verlaufen und genauso enden:

Nämlich in einer Prügelei.

Außerdem hatte Hayner andere Sorgen.

Er wollte immer noch wissen was mit Roxas war.

Und was genau Axel mit ihm zu tun hatte.
 

"Du wirst kommen", meinte Cifer forsch.

"Du weißt, wenn du lange nicht zum Training erscheinst, wirst du rausgeworfen.

Vom Sensei höchstpersönlich. Du weißt ja, wie streng Setzer sein kann."

Trotz diesen scheinbar freundlichen Worten schwang ein wenig Spott mit.

Cifer knirschte mit den Zähnen, als Hayner sich uninteressiert zeigte.

"Ich habe sowieso nachgedacht damit aufzuhören. Ich hab keine Lust mehr darauf."

Der andere Blonde lachte auf.

"So sehr hast du es satt gegen mich zu verlieren? Mann, bist du ein Loser!"

Mit diesen Worten versuchte er den Schmerz, den Hayners Worte ausgelöst haben, zu kaschieren.

Wenn Hayner mit Struggle aufhören würde, würden sie sich nur in der Schule sehen.

Selbst da wechselten sie kaum ein Wort miteinander.
 

Hayner schwieg.

Wieso sollte er ausgerechnet seinen Erzfeind mit seinen Problemen mit Roxas belasten.

Vor allem: Erzfeind.

Er hat ihm nie geholfen und würde es auch nie tun.

Die Reaktion auf Hayners Schweigen war ein geworfener Schwamm in seine Richtung, der ihn an der Schulter traf.

"Hey!", schrie der Blonde auf.

"Was soll das?!"

Cifer grinste ihn nur an, schon einen weiteren Schwamm in der Hand haltend.

"Du kommst heute zum Struggle, kapiert? Sonst hol ich dich persönlich ab und schleif dich dahin, ob mit oder ohne Gewalt ist mir egal."

Genau in diesem Moment klingelte es, als ob es Cifers Worte nochmal unterstreichen wollte.

Dieser ließ den Schwamm in seiner Hand wieder zurück zu den anderen fallen und klopfte sich nun die mit Kreide besetzten Hände an der Hose ab.

"Wir sehen uns."

Mit diesen Worten verließ er das Klassenzimmer und ließ den verwirrten Hayner zurück.

Dieser realisierte erst Minuten später, dass Cifer ihn alleine mit den dreckigen Schwämmen zurückgelassen hat.

"Hey! Komm zurück!"

Hayner rannte aus dem Klassenzimmer und sah sich um.

Na klar, Cifer war schon längst weg.

Mit den Zähnen knirschend ging er zurück in den Klassenraum und widmete sich alleine den ganzen Schwämmen.

"Na warte.", flüsterte er vor sich hin.

"Heute beim Struggle werde ich es dir zeigen."
 

Der Blonde lehnte an der Mauer der Trainingshalle und starrte in Nichts.

Er war mal wieder viel zu früh da - wohl etwa nicht, weil er sich übermäßig auf das Struggle-Training freute, sondern eher, um Hayner kurz vorher nochmal abfangen zu können.

...

Hayner abfangen?

Der Blonde seufzte.

Wozu eigentlich?

Das nahm er sich jedes Mal vor, hatte es aber noch nie in die Tat umgesetzt.

Dieser kam ohnehin immer auf die letzte Minute.
 

Cifer hatte sich ebenso schon unzählige Male vorgenommen, mal einen Tag ganz normal mit Hayner zu reden.

Dieses Vorhaben wurde jedoch immer dann zunichte gemacht, wenn er ihn gesehen hatte.

Dann konnte er einfach nicht anders, als seine hochmütige Miene aufzusetzten und ihn zu verspotten.

Warum?

Damit ihn seine Gefühle nicht auf einmal überkamen.
 

Schlagartig zuckte der Blonde zusammen, als er jemanden vor sich stehen sah.

"Na, hast du geschlafen?" Hayner grinste ihm herausfordernd entgegen.

Cifers Herz schlug schnell - einmal, da er ihn gar nicht kommen gehört hatte; dann noch, weil es eben Hayner war, der jetzt direkt vor ihm stand.

Schnell versuchte er seine so eben zerstreuten Gedanken wieder zu ordnen.

"Nein, ich warte hier nur."
 

"Aha."

Aha?!

Hayner musterte seinen Gegenüber skeptisch.

So eine lasche Anwort hatte er von ihm noch nie bekommen.

Irgendwas musste ihn beschäftigt haben.

Hayner grübelte, was dies sein könnte, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein, wovon er sagen könnte, dass es Cifer so arg aus dem Konzept bringen konnte.

Ansonsten war er doch immer für einen Gegenangriff gewappnet gewesen.
 

Sie schwiegen sich an.

Cifer sah sichtlich an Hayner vorbei.

Dieser schmollte.

Jetzt war er gerade mal in Streitlaune, da blockte Cifer ab.

Normalerweise war er es doch, der ihn immer dann mit dummen Worten nervte, wenn er es gerade am wenigsten gebrauchen konnte.
 

Stille.

Cifer behielt seine teilnahmslose Miene bei.

In ihm war er jedoch gar nicht "teilnahmslos".

Er war gerade mit ihm alleine.

War das nicht einmal die Gelegenheit, ein paar ganz normale Worte mit ihm zu wechseln?

Von den anderen Pappnasen, die am Struggle-Training teilnahmen, war noch keiner in Sicht.

Und wieso war Hayner eigentlich so früh?

Er wusste nicht mehr weiter.

Diese endlos laut tosende Stille machte das Ganze nur noch schlimmer.
 

"Deine dummen Sprüche sind dir wohl auch ausgegangen, oder?"

"....was?"

Plötzlich aus den Gedanken gerissen sah Cifer sein Gegenüber verwirrt an.

Dieser sah nun wütend aus.

"Hör mir wenigstens zu, wenn ich was sage!"

Hayner hasste es, sich zu wiederholen. Und noch mehr hasste er es, wenn man ihm nicht zuhörte.

"Er ist süß, wenn er sich aufregt", schoss es Cifer als erstes durch den Kopf.

Er lächelte leicht.

...

Halt! Stopp!

Nicht lächeln!

Dann denkt Hayner-

"Was grinst du mich jetzt schon wieder so dumm an?!"

Zu spät.

Cifer seufzte innerlich, äußerlich setzt er wieder sein altbekanntes, hämisches Lächeln auf.

"Beantworte mir eine Frage. Warum sollte denn ausgerechnet ICH jemandem wie DIR zuhören...?"

Er stieß sich von dem Mauer ab, an der er noch zuvor gelehnt hatte, um Hayner (mal wieder) zu präsentieren, dass er immer noch einen halben Kopf größer war.

"Tut mir ja Leid, aber ich habe besseres zu tun, als gerade DIR mein Gehör zu schenken, Blondie."

Innerlich ohrfeigte er sich gerade selber.
 

"Ach, ihr beiden seit schon hier?"

Cifer atmete erleichtert auf.

Er war noch nie so froh gewesen, Setzer, ihren Struggle-Lehrer, zu sehen.

Hayner hatte ihm gerade noch etwas - wohl kaum freundliches - entgegen schmeißen wollen, aber nun verstummte er.

Die restliche Truppe folgte dem Lehrer. Sie hatten ihm wohl dabei geholfen, die Struggleschläger von der einen in die andere Sporthalle zu tragen.

Er hörte nur noch ein beleidigtes "Pah!" von Hayner, bevor dieser hinter Setzter in das Gebäude ging.

Cifer folgte.
 

Er wusste genau, dass er sich gerade selbst quälte, aber er konnte nun mal nicht anders.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Blonden, der sich gerade sein Shirt auszog.

Er musste sich zusammenreißen, nicht zu vergessen, sich selbst umzuziehen, und stattdessen Hayner einfach nur zu betrachten.

In jeglicher Hinsicht würde es wohl jeder als pervers bezeichnen, was er gerade machte.

Wer war schon so armselig, und beobachtete seinen Erzfeind, in den man schon vom ersten Tag an unsterblich verliebt war, beim Umziehen?

Cifer seufzte leise und wendete schweren Herzens seinen Blick ab, um sich selbst weiter umzuziehen.

Es war grausam.

Er war ein wahnsinnig besitzergreifender Mensch.

Und es war schmerzlich, das alles zu sehen, was ihm wohl nie gehören würde.
 

Innerlich lachte er auf.

So weit war es also gekommen.

Mittlerweile sehnte er sich sogar körperlich nach ihm.

"Wie erbärmlich, Cifer", dachte er sich.

Ja, erbärmlich.

Aber dieser bittere Schmerz war doch zu süß, um ihn aufzugeben.
 

Schweigend folgte er den Anderen in die Halle.
 

Alle stellten sich um Setzer herum auf, der anscheinend was zu verkünden hatte.

"Hört mir gut zu, meine lieben Schüler.", begann er mit lauter Stimme.

"Heute sollt ihr euch zu zweit zusammentun. Partnerarbeit.

Wir trainieren heute indem wir gegeneinander antreten.

Los!"

In diesem Moment suchten sich alle einen Partner.

Cifer, dem die Gelegenheit zugunsten kam, ging sicheren Schrittes auf Hayner zu und musterte ihn grinsend.

"Na, Pappnase, wir haben noch eine Rechnung offen. Das wäre doch die perfekte Gelegenheit."

Innerlich ohrfeigte er sich wieder selbst.

Hatte er vorhin noch nett mit ihm sein wollen.

Nun ja, dafür war es erstmal zu spät, zu spät, um ganz freundlich zu fragen, ob er sein Partner für die heutige Übungsstunde sein wollte.

Hayner sah nur trotzig zu Cifer hoch und verschränkte die Arme.

"Wie du willst."
 

Die beiden stellten sich gegenüber auf.

Alle anderen unterbrachen ihre Bewegungen, um mal wieder zu sehen, wie die beiden gegeneinander antraten.

Da die beiden zu den Besten der Stadt gehörten, war es für alle immer wieder interessant einen Kampf zwischen den beiden zu beobachten, auch wenn Cifer immer die Oberhand behielt.

Als das Startsignal ertönte, liefen die beiden aufeinander zu und versuchten sich gegenseitig mit den Struggleschlägern zu treffen.

Cifer schlug sehr stark auf Hayner ein,jedoch konnte dieser jedes Mal ziemlich gut abwehren.

Cifer konzentrierte sich stark auf den Kampf, jedoch verlor er für einen winzigen Moment die Konzentration, um in Hayners Gesicht zu blicken.

Das Feuer in Hayners Augen faszinierte ihn.

Genau diesen Moment nutzte Hayner.

Er ging von der Verteidigung in den Angriff über und versetzte Cifer einen Schlag, der ihm zum Fallen brachte.

Genau in diesem Moment ertönte das Signal, welches das Ende des Kampfes ankündigte.

Keuchend lag Cifer auf dem Boden.

Diesmal hatte er verloren.

Hayner war der Sieger.
 

Alle Schüler, die um die beiden herum standen, fingen an zu tuscheln.

Cifer hatte verloren.

Gegen Hayner.

Das war etwas Neues für sie.

Genau in diesem Moment kam Setzer in die Hände klatschend in die Runde geschritten.

"Bavissimo. Das war ein guter Kampf."

Jedoch musterte er Cifer mit einem unverkennbaren Blick.

Dieser war nämlich schon immer Setzers Lieblingsschüler gewesen und hat sich auch immer was drauf eingebildet, in der Gunst von dem Mann mit den langen silbernen Haaren zu stehen.

Cifer schmunzelte und setzte sich auf.

Wenn er diese Gunst, und seinen Ruf, behalten wollte, sollte er mehr trainieren.

Setzer lächelte wieder und deutete den Anderen an, dass die Stunde für heute zu Ende sei.

Alle gingen sich umziehen, so wollte es auch Cifer tun.

Er stand auf und wollte gerade zu den Anderen in die Umkleidekabine gehen, als eine Hand ihn an der Schulter packte und aufhielt.

Er drehte sich zu seinem Sensei um, der ihn grinsend mit seinen fliederfarbenen Augen musterte.

"Du hast anscheinend nicht ganz aufgepasst, Cifer."

Er sprach den Namen seines Schülers mit so einer Betonung aus, dass es Cifer wohlig schauderte.

"Vielleicht bräuchtest du auch etwas Zusatztraining.

Wie wärs wenn du irgendwann einfach länger hier bleibst und zusammen mit mir noch ein wenig trainierst?

Ich zeige dir Dinge, von denen du noch nie zuvor gehört hast."

Er löste die Hand von seiner Schulter und entfernte sich.

Der Blonde stand verdutzt in der Halle, nicht wissend was er dazu sagen sollte.

Aber Setzer wollte ihn höchstpersönlich trainieren und zwar ihn ganz allein!

So ein Angebot hatte noch keiner von den Anderen bekommen und Cifer würde nicht im Traum dran denken, es nicht anzunehmen.

Mit einem breiten Grinsen und mit großer Motivation ging er zurück in die Umkleidekabine und zog sich um und verließ dann als letzter die Halle.
 

Es hatte geregnet.

Die Straßen waren nass und mit Pfützen geschmückt.

Er sah in eine von ihnen und betrachtete sein Spiegelbild.

Auf einmal sah er hinter sich eine weitere Gestalt, die sich ebenfalls in der Pfütze spiegelte.

Er drehte sich um.

"Na, traust du dich um diese Uhrzeit nicht alleine nach Hause zu gehen und hast wohl deshalb auf mich gewartet was?", begrüßte Cifer Hayner, der anscheinend schon die ganze Zeit hinter ihm herlief.

Hayners Miene blieb jedoch ernst.

Er musterte Cifer mit einem Blick, der ihm zu verstehen gab, dass er momentan keine dummen Sprüche von ihm hören wollte.

Er atmete tief ein.

"Sag mal. Wieso hast du mich gewinnen lassen?", fragte der Blonde ernst.

Cifer zuckte lächelnd mit den Schultern.

"Ich habe dich nicht gewinnen lassen.

Ich war heute anscheinend nicht so gut drauf und habe verloren.

Freu dich doch über deinen Sieg, so was wird dir nicht noch einmal passieren."
 

Hayner sah ihn skeptisch an.

Er konnte ihm nicht ganz glauben, dass dies der Grund war.

Wenn Cifer schlecht drauf war, war es normalerweise so, dass seine Kampflust noch um mindestens 25% stieg.

Er ignorierte den letzten Satz seines Gegenübers.

Seine Gedanken waren schon längst nicht mehr bei Cifer.

Nein, Roxas war es, der ihn beschäftigte.

Er musste unbedingt mit ihm sprechen.

Er musste wissen, was es nun mit ihm und Axel auf sich hatte.
 

Cifer musterte den Blonden, der nun in sich gekehrt auf den Boden starrte.

Beide schwiegen.

"Er sieht traurig aus", dachte er sich.

Die Sonne war mittlerweile untergegangen.

Es war still.

Nur der Wind gab ein sanftes Geräusch von sich.
 

"Willst du... vielleicht über irgendetwas reden?"

Noch bevor er nachgedacht hatte, waren diese Worte auch schon ausgesprochen.

Hayner blickte auf.

"Ich? Mit dir?"

Der abwertende Blick traf Cifer mitten ins Herz.

"Wieso nicht?"

Er versuchte, ganz normal zu klingen.

Hayner sagte gar nichts.

Cifers Herz schlug schnell.

Vielleicht hatte es ja endlich mal geklappt?

Einmal ein freundliches Wort mit ihm zu wechseln?

Das, was er seit mehreren Jahren versucht hatte?
 

"Sicher. Damit du dich dann über mich lustig machst?"

Die Kälte in Hayners Stimme war nicht zu überhören.

"Nein, du-"

"Mein Leben geht DICH ja wohl am wenigsten was an!"

Eine Mischung aus Wut und Trauer stieg brausend in ihm hoch.

Er hatte sich bemüht, ganz normal und freundlich mit ihm zu reden.

Und jetzt das.

Er ballte eine Faust.

Nein.

Er durfte jetzt bloß nichts falsches sagen.

"Keine Sorge, lachhaft bist du so oder so."
 

Cifer zitterte leicht.

Der Kleinere schien dies nicht zu bemerken.

"Ach, bin ich das?! Wer hat denn heute verloren, weil er seine Deckung so arg vernachlässigt hat? Du hättest dich sehen müssen.

Erbärmlich, wie du dort auf dem Boden saßt."

"Ach. Ich bin erbärmlich? Wer rennt denn seinem besten Freund hinterher, weil er zu feige ist, ihm zu sagen, dass er ihn liebt?!"
 

Die Antwort darauf war eine Faust in sein Gesicht.

Das war zu viel für Hayner.

Er wusste nicht, ob er geschockt sein sollte, dass Cifer dies bemerkt hatte, oder nicht.

Er war einfach nur wütend.
 

Es hatte wieder begonnen zu regnen.

Cifer, überrascht vom Angriff, sah zu Boden, bevor er langsam an Hayner hinauf sah.

Ehe er einen Gedanken gefasst hatte, lag Hayner schon am Boden, während er wütend auf ihn einschlug.

Tränen rannten Cifer die Wangen runter, die sich mit dem kühlen Regenwasser vermischten.

Sich bewusst werdend, was er gerade Tat, zögerte er einen Moment.

Hayner ergriff die Chance und stieß den Größeren von sich, um sich leicht taumelnd zu erheben.

Cifer sah auf.

In Hayners Augen spiegelte sich keine Wut wieder.

Nein.

Es war blanker Hass.

Der Blonde wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln, ehe er sich umdrehte und verschwand.
 

Cifer blieb sitzen.

Seine Beine schienen ihm zu schwach, um aufzustehen.

Was hatte er nur wieder getan.

Wieder war es in einer Schlägerei ausgeartet, wie so häufig schon.

Und wieder hatte er den Hass, den Hayner ihm gegenüber empfand, spüren müssen.

Es war aussichtslos.

Wieso bemühte er sich noch.

Hayner wollte ihn nicht in seinem Leben haben.

Dabei wäre er so gerne ein Teil davon geworden...
 

Er musste leicht schmunzeln.

"Erbärmlich" hatte er Hayner genannt.

Erbärmlich, weil er Roxas nachsah.

Ein leises Lachen überkam ihn.

Ja, es war erbärmlich.

Aber war es nicht noch viel erbärmlicher, seinem Erzfeind nachzulaufen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kanji
2009-05-03T16:36:44+00:00 03.05.2009 18:36
Arw.
Erbaermlich ist wirklich das passende Wort~
Die Schlaegerei am Ende finde ich krass oO"
Aber das Kapitel hast du echt gut geschrieben
und ich hoffe,
dass das zwischen Cifer und Hayner noch was wird ><"
-die beiden anfeuer-


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