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Auf den ersten Blick

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Auf den ersten Blick

Kapitel 10
 

Lachend verkrümelte Jerry sich aus der Küche und ging beschwingt die Treppe hoch. Vorsichtig das Holztablett balancierend trat er an die Tür und klopfte kurz.

„Ja?“

Jerry stellte das Tablett vorsichtshalber ab, da der Flur mit beigem Teppich ausgelegt war und er diesen besser nicht mit Orangensaft durchnässte. Er öffnete die Tür und kam kurz darauf samt Frühstück ins Zimmer. Rick saß am Schreibtisch, vor dem angeschalteten Computer und sah ihm neugierig, aber auch ganz schön scheu entgegen. Sofort wurde Jerry an Timos Bemerkung erinnert, Rick hätte etwas durchmachen müssen. Er musste ihn unbedingt danach fragen.

„Hab dir das Frühstück hochgebracht. Hast doch bestimmt Hunger. Guck mal, da ist sogar eine Kopfschmerztablette für dich dabei. Hm? Kann ich dich damit locken, damit du mich nicht mehr so schüchtern anguckst?!“

Es half nicht wirklich, es verschlimmerte Ricks Scheu nur noch mehr. Die Röte auf seinem Gesicht vertiefte sich. Aber er erhob sich vom Drehstuhl und nahm ihm das Tablett ab, um es auf dem Bett abzustellen. Unsicher setzte er sich daneben und schnitt sich erst einmal ein Brötchen auf. Jerry setzte sich daneben und beobachtete ihn lächelnd. Bloß keine plötzlichen Bewegungen, sonst verkroch der Kleine sich wieder in seinem Schneckenhaus.

„Hmm. Tut mir Leid, dass ich eben so ausgetickt bin. Hab mich verhalten wie ein Kleinkind. Timo hat manchmal schon Recht, dass ich mich pubertär verhalte…“

Jerry wank ab und begann für Rick das Ei zu pellen.

„Ist schon ok. Ich mag dich auch mit deinen Zickereien.“

Rick fiel das zweite Brötchen aus der Hand. Es stoppte irgendwo zwischen ihnen auf der Bettdecke. Beide griffen sie danach. Rick zuckte leicht zurück, als Timo seine Hand berührte, ließ dann jedoch zu, dass er seine Hand festhielt.

„Wieso bist du immer so scheu? Hast du Angst, dass ich dir etwas tue?“

„Äh, nein, natürlich nicht…“

Rick nahm das Brötchen mit der freien Hand und legte es auf den Teller, wo es hingehörte. Diese Hand legte er dann auf ihre beiden, die sich mittlerweile ineinander verschränkt hatten. Sanft lächelte er ihn an. Jetzt war er wieder etwas ruhiger. Jerry lächelte beruhigt zurück.

„Ich…ich glaube, ich muss dir etwas beichten.“

„Oh.“

Verwundert legte Jerry den Kopf schief und sah dem Kleineren ins gerötete Gesicht. Wow. Der war ja mit einem Mal ganz aufgeregt! Was wollte er ihm sagen? Hoffentlich war es nichts Schlimmes.

„Ich hab mich verliebt. In den Kerl, von dem ich dir gestern erzählt hab. Der Kerl, wegen dem ich mir eingestanden hab, schwul zu sein.“

Jerry presste die Zähne aufeinander, zwang sich ansonsten aber vollkommen ruhig zu bleiben. Seine Stimme hörte sich trotzdem ein wenig dünn an. Ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter. Scheiße.

„Der *Klick!*-Typ, ja? Aha?“

Rick nickte. Er löste seine Hände aus Jerrys erschlafftem Griff und begann das weiße Innere des aufgeschnittenen Brötchens heraus zu puhlen, wie sein Bruder das eben bereits mit dem Brot gemacht hatte. Jerry nahm das nur nebenbei zur Kenntnis. Seine volle Aufmerksamkeit galt Ricks Lippen. Er wollte nichts von dem, was der Jüngere sagen würde, verpassen. Obwohl…wollte er das wirklich hören?! Sollte er sich das wirklich über sich ergehen lassen?!

„Also, das war der Tag, an dem Timos Auto kaputt war. Weißt du noch?“

Jerry nickte wie in Trance, während in seinem Kopf die Gedanken Purzelbäume schlugen. Verdammte Scheiße! Der Kerl war an seiner Uni! Er würde ihn verprügeln, sollte er rauskriegen, wer er war! Obwohl…dazu hatte er kein Recht. Rick und er führten keine Beziehung oder so. Für Rick war es sicher nur ein One-Night-Stand, lediglich eine Möglichkeit, ein Stück seiner Unerfahrenheit zu verlieren. Er hatte wirklich nicht das Recht, dem Typen deshalb böse zu sein. Außerdem wäre Rick dann bestimmt wahnsinnig sauer auf ihn…Trotzdem. Er würde ihn verprügeln. Vielleicht würde es helfen, dieses Scheißgefühl, dass seinen Magen in einen brennenden Eisklumpen verwandelte, zu vergessen. Ricks aufgeregt stotternde Stimme riss ihn aus seinen entschlossenen Grübeleien.

„Also…er kam auf mich zu und dann wurde er mir vorgestellt.“

„Aha? Das ist doch schon mal gut, dann weißt du ja, wie er heißt. Ich nehme mal an, er geht auf unsere Uni? Vielleicht kenne ich ihn und kann ihn dir irgendwie…äh…noch einmal vorstellen…oder so…Wie heißt er denn?“

Rick sah ihn an und diesmal schmunzelte er. So süß, dass es Jerry schmerzte. Scheiße. Jerry drängte blinzelnd das Brennen in seinen Augen so weit zurück, wie es ihm möglich war. Er konnte doch nicht wegen so einer Lappalie anfangen zu heulen! Sollte er sich zusätzlich zu einem gebrochenen Herzen auch noch lächerlich machen?!

„Jerry.“

„Huh?“

„Jerry. So heißt er.“

„Ach so.“

Er saß da und dachte nach. Jerry. Jerry. Er kannte keinen Studenten außer ihm selbst, der Jerry hieß. Er kannte einen Gerrit, der sich Gerry rufen ließ. Er hatte mit ihm den einen oder anderen Kurs. Gut. Dem würde er den Hals umdrehen. Er war ihm sowieso total scheiße unsympathisch gewesen, weil er sich immer so bei den Profs ein schleimte. Er…Moment. Gerry war hässlich wie die Nacht. Klein, unförmig und alles andere als sportlich! Also doch nicht Gerry?! Hatte Rick sich beim Namen vertan?

Nein. Rick war sich vollkommen sicher. Man sah es ihm an. Er grinste und war rot angelaufen, wie ein Schulmädchen. So verknallt wie er schien, hatte er sich den richtigen Namen auf jeden Fall gemerkt. Verwirrt runzelte Jerry die Stirn und erwiderte Ricks Blick.

Augenblick…Der sah ihn so komisch an…So…auffordernd…und amüsiert.

Er brauchte einen langen Augenblick, bis seine Glühbirne genug Strom hatte, um anzuspringen.

„Oh.“

Jerry riss die Augen auf und starrte den Kleineren vollkommen sprachlos an. Der Kleine grinste ihn verschmitzt an.

„Oh!“

Rick brach in Gelächter aus. Kichernd hielt er sich den Bauch und sah Jerry aus blitzenden Augen dabei zu, wie er sich um Fassung bemühte. Scheiße! Was hatte er sich gerade lächerlich gemacht! Wieso hatte er noch so lange überlegen müssen?! Das konnte doch nicht wahr sein! Seit wann war er so dämlich?!

„Du hast ’ne ganz schön lange Leitung, was?!“

Jerry stöhnte auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht, dann rettete er sich in ein verlegenes, brüchiges Lachen. Verdammt, war das peinlich. Diesmal war er es, der mit flammendrotem Gesicht da saß und versuchte Ricks fröhlichem Blick auszuweichen. Mein Gott. Das konnte nicht wahr sein!

„Normalerweise brauche ich nicht lange, um so etwas zu kapieren. Aber bei dir…“

Jerry räusperte sich und richtete sich auf. Ernst griff er sich eine von Ricks Händen und sah dem Jüngeren dann eindringlich ins Gesicht.

„Ok. Ich kann dir nichts versprechen. Ich habe bis jetzt immer Pech mit meinen Freunden gehabt. Und ich weiß nicht, ob das mit uns lange halten wird, aber ich weiß, dass ich mich auf jeden Fall in dich verliebt habe. Ich mag dich wirklich. Also…wir sollten…mal ausgehen, ja? Gucken, ob es mit uns überhaupt klappt.“

Rick grinste ihn an und nickte zögerlich. Seine Wangen waren mal wieder tiefrot. Und plötzlich verstand Jerry sein bisheriges Verhalten. Diese Unsicherheit kam nicht daher, dass –wie er vorher angenommen hatte- er Angst vor ihm hatte oder sich unwohl fühlte. Sie kam daher, dass Rick sich einfach in ihn verliebt hatte und er sich die ganze Zeit Gedanken darüber machte, wie er auf ihn wirken mochte. Jetzt verstand er, warum Rick auf jedes Kompliment immer so komisch reagiert hatte. Er hatte sich bestimmt jedes Mal wie irre gefreut und hatte nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte!

Gott. Wie blöd konnte man nur sein?!

„Dir wird das sicher komisch vorkommen, dass ich mich in die verliebt hab…also…weil wir uns ja nicht wirklich kennen und so…aber…ich hab mir von Timo so viel von dir erzählen lassen, dass ich um ehrlich zu sein das Gefühl habe, ich würde dich kennen. Verrückt oder?!“

Blöde grinsten sie sich an und Jerry streckte eine Hand aus, um über Ricks zart gerötete Wange zu streicheln. Zutraulich schmiegte er sich in seine Hand. So süß…

„Ich finde das gar nicht komisch…Dir muss es komisch vorkommen, weil ich dich ja erst gestern richtig kennen gelernt habe…Aber du bist so unglaublich…Ich will dich so schnell wie möglich richtig kennenlernen!“

„Ja. Das will ich auch, wahnsinnig gerne.“

Jerry grinste breit. Dann beugte er sich vor und drückte Rick einen zärtlichen Kuss auf die weichen Lippen. Es war ein so flauschig-warmes Gefühl. Schlanke Arme legten sich um seinen Nacken und zogen ihn gleich zu noch einem Kuss heran, den sie dann auch noch vertieften. Jerry fühlte sich wie im Himmel. Sie umarmten sich, küssten sich innig und er fühlte sich einfach nur wahnsinnig gut dabei. Es war so schön, Rick zu küssen, über seinen Rücken zu streicheln und seine Wärme zu spüren. In diesem Moment fühlte er sich sehr, sehr wohl.

„Hey! Jerry?! Ich muss den alten Gartentisch zurück in die Garage stellen, aber für mich allein ist er viel zu schwer! Du musst mir helfen!“

Rick stöhnte frustriert in seinen Mund und auch Jerry musste die Augen verdrehen. Timo. Dieser Idiot! Er hatte ihm gesagt, dass er sie mindestens eine halbe Stunde in Ruhe lassen würde! So ein Mist!

Seufzend löste er sich von Rick und blickte zur Tür. Er holte tief Luft und brüllte so laut zurück, dass seine Stimme bis nach unten dringen sollte.

„Du hast gesagt, du würdest uns eine halbe Stunde in Frieden lassen! Was soll das denn?!“

„Bitte, Jerry! Oder ich verrate Rick deinen richtigen Vornamen!“

Jerry zuckte zusammen und verzog zerknirscht das Gesicht. Shit. Na, da konnte er nichts machen. Gegen so eine Gewalt war er machtlos. Entschuldigend sah er Rick an und erhob sich seufzend.

„Tut mir Leid. Ich hatte ja versprochen, ihm zu helfen. Ich werde nicht lange brauchen, ok?“

Rick schmollte ihn an. Jerry war sofort vollkommen hingerissen. Scheiße. Das war echt gemein! Wie sollte er ihn denn jetzt noch hier alleine sitzen lassen?! Er würde ihn ja dann lange nicht sehen können! Verdammt!

„Weißt du was? Du kommst mit nach unten und hilfst auch!“

Jerry schnappte sich Ricks Hand und zog ihn durchs Zimmer. Als sie die Tür erreichten, stellte Rick sich quer und stemmte sich so sehr gegen seinen Griff, dass sie anhalten mussten.

„Kommt gar nicht in die Tüte! Ich habe Timo gesagt, dass er sich meine Hilfe sonst-wo hinstecken kann! Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt kleinbeigeben werde und ihm seinen Willen lasse! Das kannst du ja mal so was von vergessen! So kriege ich ihn ja nie richtig erzogen! Und dann wird er immer ein Arschloch bleiben!“

Jerry lachte amüsiert auf und küsste Ricks zarte Lippen. Erheitert zog er den schmalen Körper an sich und schmuste sein Gesicht in die schwarzen Haare, sog Ricks süßen, einmaligen Geruch tief ein. Hmm…Lecker…

„Weißt du, er hat das nicht böse gemeint. Er wusste selbst nicht genau, wie er mit der Situation umgehen soll. Er hat sich noch nicht ganz mit dem Gedanken angefreundet, dass sein kleiner, süßer Bruder, auf den er bis jetzt immer aufgepasst hat, jetzt auf einmal sexuell aktiv ist. Er war unsicher und hat sich deshalb mit einem –ich gebe zu- wirklich dummen Scherz Luft gemacht.“

Rick stöhnte entnervt auf und vergrub seine Finger in Jerrys T-Shirt. Er schien genervt, aber er schmiegte sich trotzdem vertrauensvoll an ihn. Das war ein schönes Gefühl, das Jerry richtig zufrieden lächeln ließ. Warmer Atem streifte die Haut an seinem Hals, als Rick resigniert aufseufzte.

„Ihr blöden Psychologiestudenten immer mit euren scheiß-verständnisvollen Vorträgen…Timo geht mir damit auch schon total auf die Nerven…Was hab ich mir da nur angelacht…“

Jerry grinste und löste sich wieder etwas von seinem Kleinen, sah ihm frech schmunzelnd ins Gesicht. Keck schummelten sich seine Hände an Ricks Seiten unter den Stoff seines Shirts und begannen leicht über die weiche Haut zu kitzeln, so dass sie Rick leise kichernd in seinem Griff winden musste. Nach einem Moment hörte Jerry mit dem Necken auf und verschloss Ricks vor Lachen geöffneten Mund mit seinem, um ihn in einen intensiven Zungenkuss zu verwickeln. Das würde ihn bestimmt überreden!

„Sieh es mal so. Du hilfst nicht deinem Bruder, sondern mir. Ich helfe ihm kurz den Tisch wegzutragen und dann gehe ich ins Wohnzimmer zum Aufräumen. Und da kannst du mir dann helfen. Dein Bruder wird nichts davon erfahren, wird seine Lektion lernen und wir…“

Kess beugte er sich über Ricks Schulter und biss ihm verheißungsvoll in die Halsbeuge, so dass sein Kleiner zusammenzuckte und sich dann begierig an ihn presste. Grinsend sahen sie sich an und Jerry wusste, dass er gewonnen hatte.

„…und wir haben danach mehr Zeit, um uns –diesmal bei geschlossener Tür- hier in deinem Zimmer zu verkriechen. Was hältst du von meiner Idee?“

„Hmmm…“

Rick stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf. Sein strahlendes Gesicht sagte bereits alles, also verschränkte Jerry ihre Hände miteinander und zog mit seinem kleinen Schmusetiger hinaus in die Schlacht.
 

Nachdem Jerry Timo dabei geholfen hatte, den zweiten Gartentisch auseinanderzubauen und in Teilen in die Garage zu tragen, hatte er mit Ricks Hilfe das Wohnzimmer aufgeräumt, wobei sie doch länger brauchten, als angenommen, weil sie sich zwischendurch immer wieder küssen mussten. Sie waren fertig geworden und Jerry erschrak regelrecht, als er auf die Uhr sah. Kurz vor halb 4.

„Scheiße!“

Erschrocken warf er den noch feuchten Putzlappen in die Spüle in der Küche und wandte sich Rick zu, der ihn verwundert ansah. Gestresst vergrub er eine Hand in seinen Haaren und verzog den Mund.

„Ich habe vergessen, dass ich bei meinen Eltern zum Kaffee eingeladen bin. Mein Vater feiert seinen 57. Geburtstag. Ich bin schon eine halbe Stunde zu spät.“

„Oh!“

Rick sah ihn enttäuscht an. Jerry ärgerte sich über sich selbst. Sie hatten doch noch zusammen kuscheln und eine DVD gucken wollen. Das konnte er jetzt vergessen, wenn er seine Eltern nicht wütend machen wollte. Sie konnten wahnsinnig kaltschnäuzig werden, wenn ihnen etwas nicht passte. Und irgendjemand musste seine Studiengebühren ja bezahlen. Bafög bekam er mit Sicherheit nicht! Bei den Bonzeneltern…

„Tut mir Leid, Kätzchen…Ich mach’s wieder gut, ja?“

Rick nickte und ließ sich von ihm in eine zärtliche Umarmung ziehen. Jerry genoss das warme Gefühl, das diese Berührungen in ihm auslösten, für einen Moment und löste sich dann schweren Herzens wieder. Zügig ging er aus der Küche zur geöffneten Terrassentür und sah hinaus. Timo war auf dem Rasen und sammelte die letzten, verstreuten Flaschen ein.

„He! Das Wohnzimmer ist fertig! Ich muss jetzt leider los!“

„Echt?! Schade! Na, danke für die Hilfe!“

Jerry grinste und schüttelte den Kopf.

„Nein! Danke für deine Hilfe, Daddy Love!“

Sie grinsten sich an. Jerry war in der letzten Stunde klar geworden, dass Rick und er sich ohne Timos Hilfe nie so nah gekommen wären. Diese unfreiwillige Dusche schrie nämlich geradezu nach Timos Handschrift. So etwas Fieses und einfach Gestricktes konnte sich auch nur sein Kommilitone ausdenken. Aber es war auch eine logische Schlussfolgerung gewesen. Wenn erst die Bekleidungs-Hüllen gefallen waren…Ja. Das war wirklich clever von ihm gewesen.

„Gut! Ich bin dann weg! Wir sehen uns!“

„Jap! Ciao!“

Jerry wandte sich um und durchquerte das Zimmer. Im Flur wartete Rick auf ihn. Er schien schnell nach oben geflitzt zu sein, denn er hielt ihm Schuhe hin, die er als die erkannte, die er sich gestern aus Timos Sammlung gesucht hatte.

„Deine Schuhe sind noch total nass von Innen.“

„Nicht schlimm. Jetzt habe ich außer dir noch einen weiteren Grund, um wieder zu kommen.“

Rick grinste ihn an und Jerry schlüpfte schnell in die weißen Turnschuhe. Sie passten wie angegossen. Jerry richtete sich auf und ergriff dann lächelnd Ricks Hand, zog ihn daran zur Tür, wollte sie aber noch nicht öffnen.

„Wann hast du Zeit?“

Rick trat an ihn heran und schlang die Arme um seinen Oberkörper, schmiegte seinen Kopf an seine Brust. Jerry schloss genießend die Augen und kraulte sanft durch die weichen, schwarzen Haare Ricks. Es war so schön, wieder jemanden umarmen zu können.

„Hmm…nächste Woche? Sollen wir am Dienstag ausgehen? Da ist Kinotag, alles billiger. Stehst du auf Kino?“

Jerry murmelte etwas Bejahendes. Allerdings behagte ihm der Gedanke nicht, Rick eine halbe Woche nicht zu sehen. Konnten sie sich nicht früher treffen? Hatte Rick wirklich so viel zu tun? Das kam ihm komisch vor, es waren doch Sommerferien. Oder wollte Rick ihn einfach nicht früher sehen? Brauchte er Zeit zum Nachdenken? Er entschied sich für einen energischen Vorstoß.

„Bis Dienstag zu warten, find ich eigentlich viel zu lang. Findest du nicht? Wie wäre es mit Morgen? Oder willst du erst mal nachdenken…?“

„Morgen?“

Rick sah überrascht zu ihm auf. Dann machte sich ein verlegenes Lächeln auf seinem Gesicht breit und er senkte verschämt den Blick. Oh, oh, was war denn jetzt wieder los?

„Du wirst lachen…aber…ich dachte, man sollte immer drei Tage warten oder so…mit der Verabredung…“

Jerry biss sich auf die Unterlippe, konnte sich wirklich gerade noch so das Lachen verkneifen. Das konnte nicht Ricks Ernst sein oder?!

„Wirklich?“

Er musste sich räuspern, weil seine Stimme doch etwas von seiner Belustigung verriet. Mist. Er wollte sich doch gar nicht über Rick lustig machen. Aber…das hatte der Kleine wirklich gedacht?!

„Ja…Das ist albern oder? Ich wollte mich…für dich interessanter machen…hab gehört, das geht so…“

„Oh, Mann, Rick! Wie kann man nur so süß sein?!“

Verzückt hob er Ricks Kinn mit einer Hand an und sah ihm ins flammendrote Gesicht. Gott. Er könnte ihn mit Haut und Haar auffressen! Er war echt wahnsinnig verknallt!

„Du musst dich nicht interessanter machen! Ich glaube, das geht gar nicht mehr! Du brauchst dich nicht um so eine lächerliche *3-Tage-Regel* zu kümmern. Bei mir braucht du so was nicht. Keine Spielchen.“

„Ok. Keine Spielchen.“

Jerry lächelte seinen Schatz an und der erwiderte dies unsicher, aber dann immer herzlicher lächelnd, bis er regelrecht strahlte. Wow. Eine Supernova!

„Also Morgen. Kino. Und vielleicht etwas Essen gehen? Soll ich dich um 18:00 Uhr abholen, Tiger?“

Rick legte den Kopf schief und grinste. Er zog Jerry am Nacken zu sich hinunter und küsste ihn zärtlich und lange auf die Lippen. Jerry seufzte verliebt und erwiderte den Kuss begierig. Schmatzend lösten sie sich wieder voneinander und grinsten sich breit an. Scheiße. Sie zwei mussten für einen Außenstehenden aussehen wie zwei Gehirnamputierte.

„Ja. Morgen. 18:00 Uhr.“

„Schön.“

Diesmal beugte Jerry sich von sich aus hinunter und verwickelte seinen Schmusetiger in einen tiefen, etwas wilden Kuss. Kichernd trennten sie sich nach einiger Zeit wieder voneinander. Wenn sie so weitermachten, würde einer von ihnen noch an Luftmangel sterben!

„Schöööön. Dann bis Morgen, Kätzchen.“

„Hmm…Bis Morgen…“

Sie grinsten sich ein letztes Mal an und dann schlüpfte Jerry aus der Tür, fühlte Ricks verträumten Blick im Nacken, während er die Straße überquerte, um zu seinem dort abgestellten Auto zu kommen.

Wie er sich auf den nächsten Tag freute!

Er konnte es kaum noch erwarten!
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-02-26T17:42:36+00:00 26.02.2009 18:42
super schöne Geschichte. Gibts ne fortsetzung???
LG Stjaerna
Von:  HarukaEva
2009-02-23T18:39:38+00:00 23.02.2009 19:39
Soooooooooooooooooo Schööööööööööööööööööööööööööööööööön... *schwärm*
Jetzt haben sich die beiden endlich, hat ja auch lange gedauert, wenn man von Ricks Sicht ausgeht. XD
Was mir mit am besten gefallen hat, war, dass Jerry bezüglich der Liebeserklärung eine soooooooooooo lange Leitung hatte. Das hätte ich nun wirklich nicht von ihm erwartete, aber das zeigt wohl nur, wie verliebt er in Rick und wie eifersüchtig er auf seinen vermeindlichen Konkurenten war. Echt süß von ihm.

Einen Kritikpunkt hab ich aber, naja kein richtiger... *trommelwirbel* nämlich, dass die Geschichte jetzt zu Ende ist. Gerade wo sie sich gefunden haben und es anfängt beziehungstechnisch spannend zu werden. Ich hatte mir - ehrlich gesagt - im Hinterkopf schon erhofft, dass die beiden noch ein paar kleine Beziehunghindernisse erleben werden; Ricks zickige Seite ist ja auch nicht ohne und sicherlich für die ein oder andere Überraschung bereit.
Deshalb auch gleich meine Frage: Planst du evtl. eine Fortsetzung oder war dies das 'endgültige' Ende aus dem Leben der beiden Frischverliebten? ^-^

lg
Haruka-Eva ^x^

PS. Sorry, dass ich den ersten Kapi-Kommi hier so 'versaut' habe. XD


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