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Violence

Silent scream in the Dark -> Weblog schauen! / Überarbeitungsstatus siehe Chara-Besch.
von

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P r o l o g


 

Prolog

Eine neue Stadt... ein neuer Anfang... eine neue Chance...
 

Als die Tür hinter ihr mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, war es für sie, als würde ihre Verbindung zur Außenwelt abbrechen. Ihre letzte Fluchtmöglichkeit aus der persönlichen Hölle, in der sie sich befand.

Ihre bleichen Hände krallten sich noch ein wenig fester in den Karton, den sie in ihren Armen trug, als könnte er ihr den Halt bieten den sie so sehr vermisste.

Das nur spärlich einfallende Licht in dem langen Flur machte ihr die Situation auch nicht viel erträglicher. Es gab hier keine Lampe, die das Dunkel erhellt hätte, da ihr Vater dies für unnötige Geldverschwendung hielt.

Wie so vieles anderes auch.

Am liebsten hätte sie die schwere Kiste augenblicklich auf den Boden gestellt und wäre gerannt- einfach nur gelaufen um endlich frei zu sein. Dabei war ihr bewusst, dass sie niemals frei sein würde.

Nicht solange ihr Vater am Leben war.
 

Die wütende Stimme ihres Vaters riss sie dann auch aus ihren trübsinnigen Gedanken und brachte sie schneller in die kalte Realität zurück, als ihr lieb war.

“Verdammt Sakura! Beweg deinen nichtsnutzigen Arsch hierher und bring mir endlich mein Bier!” Sie zuckte schreckerfüllt zusammen und beeilte sich den Karton in die leere Küche zu bringen. Bevor sie jedoch die Küche betrat, wurde ihr ein vollgepackter Karton beinahe zum Verhängnis. Ihr Fuß blieb an der Kante hängen und brachte sie so ins Straucheln. Im letzten Moment fing sie sich jedoch an dem Türpfosten ab und umging das Hindernis, nun vorsichtiger geworden.

“Sakura!!!”, brüllte ihr Vater ungeduldig, “Wo bleibst du, soll ich hier noch ewig auf dich warten?!”

Es war nicht mal eine Minute vergangen, doch für ihren Vater war selbst das schon zuviel. Sie überschlug sich fast um in einer der vielen Kisten ein Bier zu finden. Ihre Finger zitterten dabei so stark das sie die Flasche, als sie endlich eine entdeckt hatte, fast wieder fallen ließ.

“SAKURA! Wenn du nicht sofort herkommst, kannst du was erleben!” Sie wusste ganz genau das dies kein leeres Versprechen war. Zu oft hatte sie die Folgen eines Ungehorsams schon zu spüren bekommen.
 

Sakura erhob sich zügig und beeilte sich in das Wohnzimmer zu kommen, um ihren Vater nicht noch mehr zu reizen. Kaum das sie neben ihm stand, riss er ihr unsanft die Flasche aus der Hand und brummte ärgerlich.

Für sie gab es dagegen kein Wort des Dankes oder der Wertschätzung.

Wäre es anders abgelaufen, hätte er sich bei ihr bedankt oder etwas nettes gesagt, wären ihr sicherlich Zweifel an ihrer geistigen Gesundheit gekommen.
 

Ihr Vater beschäftigte sich indes eingehend mit dem golden schimmernden Kronkorken und versuchte ihn irgendwie von der Flasche zu lösen.

Als sich auch nach dem dritten Versuch nichts tat, begann sein Gesicht rot anzulaufen. Sakura, die bereits ahnte, was geschehen würde, wurde totenbleich.

Warum hatte sie auch nicht daran gedacht einen Öffner mitzubringen?

Das rosahaarige Mädchen wusste einfach was nun passieren würde und wich immer weiter zurück. Vielleicht, wenn sie ganz viel Glück hatte, vielleicht... konnte sie sich davonstehlen und ihr Vater würde es nicht merken.

Oh mein Gott, bitte lass es ihn nicht merken... bitte nicht...

Leise, vorsichtig, als könne ein falsches Geräusch ein großes Unglück auslösen, trat sie einen Schritt nach hinten. Dann noch einen, noch einen und einen weiteren. Sie hatte schon fast den Türrahmen erreicht, wähnte sich schon in trügerischer Sicherheit, als ihre ganze Hoffnung brutal zerstört wurde.
 

Gerade als sie an der Türschwelle stand und schon leise aufatmete, begann ihr Vater wieder zu sprechen. “Sakura, komm her”, sagte er mit heiserer Stimme. Es war totenstill im Raum, als Sakura ganz vorsichtig zu dem Sessel schritt in dem ihr Vater saß.

Mit gesenktem Blick und am ganzen Körper zitternd, stand sie vor ihm und dachte nur noch an eines.

Bitte, bitte, lass es schnell vorübergehen. Lass ihn schon zu betrunken sein, oh bitte, mach das es schnell vorbei ist, bitte...

Sie hörte wie ihr Vater einen Schluck Bier trank, leise seufzte und dann rülpste. Seine Füße bewegten sich in den ausgetretenen Latschen und Sakura konnte nichts anderes tun als die fleckigen, grauen Pantoffeln anzuschauen. Plötzlich ließ er den Kronkorken zu Boden fallen. Das eigentlich so harmlose Geräusch ließ sie erschrocken zusammenzucken und die Hände unwillkürlich zu Fäusten ballen, doch fast sofort löste sie die verkrampfte Haltung ihrer Finger. Er sollte nicht denken das sie ihn nicht respektierte.

Bitte, lass es schnell vorbei sein, dachte sie erneut.

“Sakura”

Sie biss sich auf die blutleeren Lippen und kniff die Augen zusammen. Ihre Gedanken rasten, ihr Herz pochte ängstlich gegen ihre Brust und ihr Mund wurde staubtrocken. Sie hatte solche Angst, solche heftige, krampfartige Angst, dass ihr übel wurde und sie nur schwer an sich halten konnte, um nicht schreiend zusammenzubrechen und einfach nur noch zu weinen und zu flehen.

“Sieh mich an”, sagte ihr Vater mit schwerer Stimme. Das ‘S’ klang wie ein Zischen, ein listiges, hinterhältiges Zssssie...

Er hatte zu viel getrunken... er war schon so besoffen, dass er nicht normal reden konnte. Doch gerade das war es, was ihn noch gefährlicher machte. Gerade das machte ihr eine Heidenangst. Er verlor schnell die Kontrolle und in einem solchen Rausch würde die heutige Erziehungsmaßnahme eindeutig schmerzhaft werden.

“Sieh mich an”, wiederholte er nun drohender, noch undeutlicher als zuvor.

Ganz langsam hob Sakura den Kopf und blickte beunruhigt in das hochrote Gesicht ihres Vaters. Seine zu kleinen Schlitzen verengten Augen blickten sie unruhig an, konnten ihre Gestalt nicht mehr richtig fixieren. Sein aufgeschwemmtes Gesicht wirkte wie eine verzerrte Maske, ein halbfertiges Bild, dessen eine Seite schiefer war als die andere.

Als er sich dann ächzend aus dem Sessel erhob, wäre sie am liebsten instinktiv zurückgewichen. Statt dem schreienden Drang nachzugeben, zwang sie sich bewegungslos stehen zu bleiben. Besser sie verhielt sich ruhig und tat nichts unüberlegtes, um ihn nicht noch mehr anzustacheln.

Er trat einen Schritt näher zu ihr heran. Dabei schlug ihr sein warmer, nach Alkohol stinkender Atem entgegen. Sie verzog ohne weiter darüber nachzudenken ihre Miene zu einem Ausdruck des Ekels und erstarrte dann erschrocken. Sie hatte die Kontrolle über sich verloren und hatte eine Regung gezeigt, die sie sich besser verkniffen hätte.

Ihr Vater sah ihre, für ihn, beleidigendende Reaktion und wurde sofort noch wütender. Sein Gesicht verdunkelte sich zusehends.

“Wie kannst du es nur wagen!”, fing er dann urplötzlich an zu brüllen und hob eine Hand die er zur Faust ballte.

“Wie kannst du es wagen so unverschämt zu sein! Ich werde dir Manieren beibringen müssen, wenn du nicht verstehen willst, dass ein Mädchen seinem Vater zu gehorchen und Respekt zu erweisen hat!”

Er schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht, traf ihre Schläfe, sodass sie wie ein nasser Sack zu Boden ging. Greller Schmerz explodierte in ihrem Kopf und ihr wurde schwarz vor Augen. Alles um sie herum drehte sich und ihr war speiübel. Sie versuchte ein Würgen zu unterdrücken und sich unsicher aufzurichten, aber es war noch nicht vorbei. Es war noch lange nicht vorbei...

Ihr Vater kniete sich auf den Boden, griff sich den Kragen ihres Pullovers, schüttelte sie brutal und fuhr fort ihr seine Meinung einzubläuen.

“Du...” Er schlug sie mit der Faust ins Gesicht, “sollst...” Der zweite Schlag traf ihren Kiefer, “mir...” der dritte Fausthieb zielte auf ihr Auge, “gehorchen!”

Sakura schrie bei jedem Schlag auf und versuchte gleichzeitig ihre Reaktionen zu unterdrücken, was ihr zu ihrem Unglück nicht gelingen wollte.

Sie hatte das Gefühl zu sterben, zu bersten und zerreißen...

Es gab keine Worte für die Qualen, die sie durchstand, als sie am Boden lag und ihr Vater mit unveränderter Härte auf sie einschlug.

Schluchzend versuchte sie ihr Gesicht zu schützen, aber er riss ihr die Hände einfach weg, zog dabei ein paar ihrer Strähnen aus und machte weiter. Immer weiter.
 

Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, richtete sich ihr Vater schwankend auf und trat ihr ein letztes Mal hart in den Magen, sodass sie sich keuchend und würgend zusammenkauerte und leise wimmerte. “Damit du es vielleicht endlich mal lernst”, sagte er atemlos und mit verächtlich klingender Stimme. Durch einen milchiger Schleier vor ihren tränenden Augen sah sie, wie die Füße in den alten Pantoffeln sich entfernten. Dann hörte sie nach einigen weiteren Minuten die Haustür zufallen und schluchzte jetzt laut auf. Nasse, salzige Tränen liefen ihr über die bleichen Wangen und tropften auf den abgewetzten Teppichboden unter ihr.
 

Unerwarteterweise spürte sie nach einigen verstrichenen Momenten kühle, tastende Finger an ihrem geschwollenen Gesicht und öffnete langsam ihre verklebten Augen. Sie blickte in das besorgte Gesicht ihrer Mutter, welches nur knapp über ihrem schwebte.

“Sakura, steh auf”, murmelte sie leise und strich abermals über ihr Gesicht, das langsam aber sicher grün und blau anlief. Sie versenkte ihre Hand in ihrer Hosentasche, kramte kurz und zog dann ein Taschentuch hervor, mit dem sie Sakura die Tränen und den Rotz aus dem Gesicht wischte. Vorsichtig, um ihr nicht unnötige Schmerzen zu bereiten.

Danach half sie ihrer Tochter hoch und stützte sie dabei. Die beiden jungen Frauen verließen langsam und mühevoll das Wohnzimmer. Sakuras Mutter brachte sie so schnell sie es schaffte in ihr neues Zimmer und ließ das Mädchen dort ächzend zu Boden gleiten.

Sakura schluchzte trocken auf, robbte schwach an die Seite und lehnte sich dort gegen die kalte Wand. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, damit ihre Mutter nicht sah wie sehr sie zitterten. Dafür bebte ihr Körper, so kräftig, dass sie kaum atmen konnte. Japsend schnappte sie nach Luft, weinte, schluchzte und biss sich vor Schmerz wie wild auf den Lippen herum, die schon voller Blut waren.
 

Nach einiger Zeit öffnete sie ihre Augen wieder und blickte ihr Mutter an, die die ganze Zeit über neben ihr gekniet hatte und abwartete, bis Sakura ihre Fassung einigermaßen wiedererlangt hatte.

“Warum nur?”, fragte sie mit gebrochener Stimme, in der ihre Pein mit jedem Buchstabe mitklang “Warum tut er das nur?”

“Ich weiß es nicht...”, erwiderte ihre Mutter leise und wandte den Blick von ihrer misshandelten Tochter ab, als könnte sie es nicht ertragen, so viel Leid und Schmerzen bei ihrem eigen Fleisch und Blut zu sehen. “Ich weiß es nicht, Kind...”, flüsterte sie traurig, erhob sich unbeholfen und verließ schleppend den leeren Raum, während ihre Tochter ihr erschöpft nachschaute.
 


 

Sakura schloss wieder die Augen und versuchte die pochenden Schmerzen in ihrem Körper zu ignorieren.

Darin hatte sie schon reichlich Übung.

Die letzten Jahren boten ihr fast unendliche Möglichkeiten, die verschiedensten Techniken zu erlernen und perfektionieren.

Verdrängen und Vergessen.

Das war ihre wirksamste Strategie, um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren. Es half ihr am besten dabei mit dieser Situation umzugehen.

Nicht zeigen, wie sehr sie litt und wie sehr sie sich wünschte dem ganzen Mist hier entfliehen zu können. Niemals durfte jemand erfahren was tief in ihr vorging.

Keiner sollte je die dunklen Abgründe in ihr entdecken, den Schmerz ihrer Existenz oder die Verzweiflung die sie innerlich schier auffraß, mit jedem Tag, mit jeder Stunde, mit jeder Sekunde.
 

Niemals.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ScaredyCat
2009-03-24T16:02:19+00:00 24.03.2009 17:02
Ich finde du hast dir da wirklich ein schweres Thema für eine FF ausgesucht. Häusliche Gewalt und Missbrauch sind keine Thematik, die man eben "kurz" mal beschreiben und dann "gut" sein lassen sollte.
Allerdings gelingt es dir wirkich fabelhaft, das Ganze in das richtige Licht zu rücken.
Die Gefühle Sakuras sind gut beschrieben, auch die Misshandlung ihres Vaters schreit nicht geradezu nach "Klischee".
Es wird wirklich kalr, wie sehr sie leidet.
Dein Stil ist auch sehr passend und Tipos kann ich auch nicht entdecken.

Alles in allem ein rundum gelungener Prolog.
Kann an nichts meckern^ ^

Bis zum 1. Kapitel dann :)

glg
[[Assassine]]
Von: abgemeldet
2009-01-16T14:09:25+00:00 16.01.2009 15:09
hallo *g*
also den Prolog fand ich schon mal gut und bin aufs nächste Kapitel gespannt. Werde auf jedenfall weiter reinschnuppern. Hoffentlich dauert es nicht zu lang *g*
Von: abgemeldet
2009-01-11T00:47:38+00:00 11.01.2009 01:47
hey^^
ich find deine FF cool voll gut geschrieben!
*smile*
freu mich auf das nächste kappi

LG
Vanyali_blood_moon


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