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Hebt die Gläser

von

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... die sie ohne ihn...

Anni war bereits seit acht Uhr wach. Für einen freien Samstag war das viel zu früh, aber an Einschlafen war einfach nicht mehr zu denken. Viel zu aufgeregt war sie in Erwartung der bevorstehenden Ereignisse. In ihrem scheinbar grenzenlosen Bewegungsdrang lief sie mehrmals die Treppen hinunter um Abfall, Papier- und Biomüll, Altglas und Verpackungen zu entsorgen. Sie putzte ihr kleines Badezimmer, die Küche und saugte Staub. Mit der musikalischen Begleitung ihrer Lieblingsband, die fünf Alben liefen in der Wiederholungsschleife, ging die Hausarbeit viel schneller von der Hand. Wegen des schweren Staubsaugers war sie danach trotzdem erschöpft genug um sich dem Einkauf zu widmen. Es war Mittag und der Supermarkt verhältnismäßig leer. So fiel das aschblonde Mädchen in dem grauen Mantel niemandem auf, das durch die Gänge schlenderte und grübelte, ob sie lieber Kirsch-, Trauben- oder doch Johannisbeersaft nehmen sollte. Als bereits Chips, Tiefkühlpizza, zwei Nudelgerichte und Zahnpasta in ihrem Einkaufskorb lagen, entschloss sie sich drei verschiedene Säfte zu kaufen. Eine Flasche Sekt hatte sie noch im Kühlschrank stehen.
 

Um 16 Uhr kamen endlich Bianca und ihr Freund Sebastian, die beim Aufstellen der Gästebetten halfen. Dann gab es Pizza und für die Gäste jeweils ein Glas Sekt mit Saft gemischt. Um halb sieben saßen sie in der Straßenbahn. Die Fahrt erschien ihnen viel zu lang.
 

***
 

„Warum ist Anni heute nicht da?“

Sandra setzte sich unbemerkt neben Joe.

„Die ist bei sich daheim, weil sie zum Konzert wollte.“

„Schade. Aber sag ihr Grüße, wenn du sie anrufst, ja?“

Da fielen Joe auch die Grüße ein, die er von Anni hatte ausrichten sollen und er holte es sofort nach. Sandras Miene erhellte sich wieder und sie ging an die Bar um noch eine zu rauchen.
 

***
 

Den Fußweg zum Kulturschuppen kannte Anni längst auswendig und zerrte ihre Freundin aufgeregt plappernd mit sich.

„Ob Thees wieder seine tolle Lederjacke tragen wird?“

„Ich weiß es nicht.“

„Was sie wohl vom neuen Album spielen werden?“

„Ich hoffe mal mehr als beim 3sat- Festival.“

Bianca war ein wenig außer Atem, weil sie versuchte mit Anni Schritt zu halten.

Sebastian trottete gemächlich hinterher. Mit großen Schritten schaffte er den gleichen Weg ohne Anstrengung.

„Ich muss mir unbedingt einen neuen Button holen und ein T- Shirt für meine Mutter. Wie wohl die Vorband so ist?“

Anni erwartete keine Antwort auf ihre letzte Frage, denn sie lief schon auf den Eingang zu.
 

***
 

„Endlich bist du mal wieder richtig dabei.“

„Du bist viel lockerer, wenn die Annika nicht hier ist.“

Joe nickte nur und trank sein Glas in einem Zug leer. Dann grinste er in die Runde:

„Party!“
 

***
 

Der Junge am Merchandise- Stand beachtete seine neue Kundin gar nicht. Erst als sie mit der Hand winkte, entdeckte er sie in der Menschenmenge.

„Ich möchte meiner Mutter gern ein T-Shirt mitbringen. Kannst du mir eins empfehlen?“

„Hört deine Mutter denn Tomte?“ Das Erstaunen in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Sie liebt Tomte! Das neue Album konnte sie allerdings noch nicht anhören.“

Zwei Minuten und ein Schwätzchen später stopfte Anni die Errungenschaften in ihre Tasche. Da entdeckte sie auch die anderen beiden wieder, die knutschend neben der Theke standen.

„Hey, wollt ihr was trinken?“

„Ich nehm ein Bier.“

„Ich erstmal nichts, danke.“

„Gehn wir nochmal auf die Pissibox, bevor's losgeht?“

Bianca nickte und lief mit Anni in Richtung der Toiletten.
 

Kurz vor dem offiziellen Konzertbeginn stellten sie sich an die Seite links von der Bühne. Sebastian hielt sich an seinem Becher fest, froh, dass die Mädchen in ihrer Aufregung und Vorfreude sein Bier nicht vergessen hatten.

Keiner der drei kannte die Vorgruppe, aber sie war überraschend gut und heizte den Besuchern ordentlich ein. Als aber schließlich Thees, Dennis, Max und Simon die Bühne stürmten, gab es für die Massen kein Halten mehr. Die vier Jungs nahmen ihr Publikum mit den ersten Tönen vollständig ein.

Anni tanzte vor ihren Freunden. Sie gab sich mit geschlossenen Augen der Musik hin, wiegte sich im Rhythmus und vergaß alles um sich herum. Nur Bianca fielen die Blicke auf, die andere Konzerbesucher ihrer Freundin zuwarfen, wie sie lachten und eindeutige Gesten machten.

Einer sprach sie sogar direkt an: „Was hat die denn genommen?“

„Nichts Künstliches, nur die Musik!“ gab Bianca zurück.
 

***
 

Nach ganzen fünf Zugaben und herzlichen Verabschiedungen zogen sich Thees und seine Jungs anderthalb Stunden später hinter die Bühne zurück; der allgemeine Besucherstrom in Richtung der Ausgänge begann.

„War das nicht toll? Es war doch toll!“

„Ja, war wirklich super.“

Bianca verstand nicht, woher ihre Freundin noch die Energie hatte draußen wie ein Gummiball herumzuspringen und dabei von dem Konzert zu schwärmen. Sie selbst war von der stickigen Luft und den schwitzenden Körpern, die sich um sie gedrängt hatten, ziemlich erschöpft. Sebastian ging schweigend neben ihnen her und drückte die Hand seiner Liebsten.

„Hey, wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch die Straßenbahn um halb und müssen nicht auf die nächste warten.“

Bianca schaute auf die Uhr, die am Eingang einer Apotheke hing, nickte und ging etwas schneller. Anni drückte hektisch auf den gelben Knopf, der an dem Ampelpfahl hing und starrte das rote Licht an.

„Los jetzt, wir sind hier schließlich in der Großstadt. Kommt ja eh nix“ sagte sie und flitzte über die Straße.

Sie sah den silbernen BMW nicht, der in diesem Moment um die Ecke gerast kam. Mit einem dumpfen Geräusch erfasste der Wagen sie. Etwa zwanzig Meter weiter kam er zum Stehen und das Mädchen rutschte wie in Zeitlupe von der Motorhaube auf den Asphalt.

Bianca und Sebastian liefen zu ihr. Er riss die Fahrertür auf und zerrte den jungen Mann hinterm Steuer nach draußen, sie hockte sich neben ihre leblose Freundin in das fahle Scheinwerferlicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-07-19T01:45:46+00:00 19.07.2009 03:45
Der Typ hinterm Steuer hatte auch getrunken? O.o
Oder wie?
Erschreckend, das Mädchen hatte so gute Laune und wird dann von einem Auto erfasst. Allerdings half mir das zweite kapitel jetzt nicht wirklich mehr, als das erste auch. ^^" Bin ich einfach nur dumm und unachtsam oder ist das mit Absicht so? =)

Der Typ von Anni wird sich wahrscheinlich von ihr trennen oder? Erschreckend, wie sehr äußerlicher Einfluss doch wirken kann. Und wieder waren sie nur am Saufen, während die Annika, wie die sie so schön nannten, in solchen Sachen wohl als Spaßbremse abgestempelt wird.
Und Sandra ist die Einzige, die sie ernsthaft zu vermissen scheint.

Naja, ich lese mal schnell weiter. =D
Von:  cookiie
2009-01-26T13:10:04+00:00 26.01.2009 14:10
omg, hoffentlich geht das noch gut *angst um anni hab*
aber du weißt ja sicherlich schon, wie ich deine ff finde, sorry dass das mit dem kommi immer etwas dauert^^"
naja, auf jeden fall war es vom sprachlichen und von den beschreibungen und einfach allem richtig gut
wie du schon weißt, ich finde deinen schreibstil genial^^

glg
cookiie^^
Von: abgemeldet
2009-01-26T12:58:17+00:00 26.01.2009 13:58
Pissibox? *grööööhl* Den Ausdruck kannte ich noch nicht XDDD

Zuerst musste ich mich erst einmal reinfinden... war es ja vom ersten Kapi nicht gewöhnt, dass du zwei Situationen zeitgleich beschreibst ^^
Dann schob sich meine Augenbraue ein wenig in die Höhe.... oha... die ersten Anzeichen .... hör bloß nicht auf deine Kumpel, Kerl.. *fleh*

Das Konzert war richtig schön erfrischend und der Unfall dann umso erschreckender. Wie ein plötzliches Antippen 'Hey, hier herrscht die Realität' und man reißt nur erschrocken die Augen auf und denkt... Scheiße!
Nein ehrlich, das war mein erster Gedanke XDDDD

Ich hoffe sie überlebt... bitte.. bitteeeee *weiterles*


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