予感 - Yokan - Premonition
Ich war aufgeregt. Vielleicht lag es daran, dass es etwas Besonderes für mich war, unser Kind zu verabschieden. Vielleicht war es auch die Tatsache, zum ersten Mal mit Gackt zusammen auf der Bühne zu stehen und zu singen. Vielleicht war es auch eine ungute Vorahnung.
„Warum bist du denn so nervös?“, fragte Gackt, am noch geschlossenen Eingang zur Showhalle. Wir konnten jeden Moment hineingebeten werden. „Weil es das erste Mal ist, dass wir „The Wasted Time of our Lives“ live performen?“ Ich nickte. Es war der einfachste Weg.
Als der Moderator uns zu ihm auf die Couch bat, wurde dieses ungute Gefühl stärker. Ich mochte diesen Mann nicht und sein Lächeln verhieß nichts Gutes.
Doch das Interview verlief wie jedes andere auch. Es wurden ein paar oberflächliche Fragen gestellt, Gackt und ich beantworteten sie auf mehr oder minder gekonnte Weise, womit wir das Publikum zum Staunen oder Lachen brachten.
„Gakuto-san, könnten Sie sich vorstellen noch einen dritten Film zu machen?“, fragte der Moderator bereits amüsiert.
„Ich habe ihn schon fast fertig.“, meinte Gackt ernst, konnte sich aber nur zwei Sekunden zurückhalten, bevor er selbst zu lachen begann, das Publikum mit ihm.
„Es gibt das Gerücht, ihr beide ständet euch tatsächlich näher als bisher angenommen. Fast so nahe wie im Film. Ist da etwas Wahres dran? Verbindet euch mehr als nur Freundschaft?“
„Ja.“, war Gackts klare Antwort, die mich zu Stein erstarren ließ. ~Nein... Tu es nicht...! ~
„Uns verbindet die Liebe zur Musik. Und natürlich meine beiden Filme.“ Ich atmete sichtlich auf.
„Haido-san, Sie wirken erleichtert. Dachten Sie, Gakuto-san würde uns zu viel über Ihr Privatleben anvertrauen?“ Ich schüttelte stumm den Kopf. Zu mehr war ich nicht imstande.
„Gibt es denn da etwas, das wir wissen sollten?“ Ich wiederholte mich. „Aber ihr seid mittlerweile schon enger verbunden als früher. Hat sich irgendetwas zwischen euch geändert?“
„Ja.“ Es war wiederum Gackt, der antwortete. „Wir kennen uns jetzt besser. Sogar so gut, dass wir nicht viele Worte brauchen, um einander zu verstehen. Und um Haido-chan in diesem Augenblick zu verstehen, braucht es überhaupt keine Worte. Ich weiß auch so, dass er jetzt am liebsten einfach singen und dann wieder nach Hause gehen würde.“
„Dann wollen wir euch nicht länger davon abhalten. Bitte geht zur Bühne.“ Ich war Gackt unendlich dankbar. Ich folgte ihm auf die noch dunkle Bühne. Der Moderator sprach noch ein paar Worte, doch ich hörte ihn nicht. Gackt hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Denk jetzt nicht zu viel. Denk einfach an mich, schließ die Augen und singe.“
Ich nickte, nicht wissend, ob er das überhaupt sehen konnte in dieser Dunkelheit, die im nächsten Moment verblasste. Die Scheinwerfer gingen an, stellten uns ins Rampenlicht. Mein Herz schlug schnell, doch ich versuchte mich zu beruhigen und Gackts Rat zu befolgen. Ich ließ mich von der Melodie forttragen, hinaus aus dem Studio, aus der Stadt, zurück nach Manhatten. Und ich sang.
For a long time I had wanted you
to be the one to want me
But you were silent all along
Although there would have been nothing wrong
in telling me how you feel
But there has always been this seal
shutting your mouth
shutting mine
“Everthing will be just fine“
I thought
for you were with me
What I had sought
all my life
was then so close
but’d got a wife
the easier way you chose
If only we had dared sooner
to tell the truth
to risk the pain
We would have not wasted our life away
waiting in the rain
Such a long time I had thought
“I should tell you
I should tell you
Aishiteru“
But I did not
I could not
tell you that I love you
If only I had told you sooner
that I love you
that I need you
Nani yori mo
Aishiteru - anata no nani mo kamo
If I could I would turn back time
Now there are pangs of remorse
Worse it can’t get
My hesitation I cannot endorse
Oh, how I regret
having wasted so much of our time
Die Musik verklang, der Applaus begann und das Licht verschwand. Ich folgte Hyde von der Bühne in den Backstagebereich. Dort warteten unsere Manager und unser Staffteam auf uns. Wir wollten sie nicht sehen. Wir wollten alleine sein. Wir wollten reden. „Später.“, meinte ich kurz zu ihm und ging in meine Umkleide. Und er in seine. Schon jetzt gingen wir getrennte Wege.
Es war ausgemacht, noch gemeinsam essen zu gehen, wir beide mit unseren Managern. Ich hoffte, Hyde würde das nun nicht absagen. Er tat es. Als ich aus meiner Umkleide kam, war er bereits verschwunden. Ich ließ mich nach Hause bringen und rief ihn an. Er nahm nicht ab. Ich versuchte es ein zweites Mal und hatte Erfolg. „Ja?“
„Warum läufst du davon? Wir wollten noch essen gehen. Und wir müssen reden.“ Er schwieg, seufzte nur. „Es ist nicht sonderlich gut gelaufen, ich weiß, aber... Du darfst dir einfach nicht alles so stark anmerken lassen. Es sind doch nur Vermutungen, sie haben doch keine Beweise.“
„Ich kann das nicht! Ich habe keine künstliche Fassade so wie du!“, rief er in den Hörer. Seine Worte trafen mich. „Genau das habe ich kommen sehen, Ga-chan! Jetzt ist das eingetroffen, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte!“
„Komm zu mir und lass uns darüber reden.“, schlug ich vor.
„Ich komme jetzt ganz sicher nicht mehr zu dir, Ga-chan. Heute nicht mehr. Es tut mir leid.“
Ich schluckte. „Wann sehen wir uns dann?“, fragte ich schwach.
„Ich rufe dich an.“ Ein weiteres seiner leeren Versprechen. Ich ertrug es nicht.
„Kann ich Morgen zu dir kommen?“ Ich hatte eine nur sehr zarte Hoffnung.
„Na gut. Aber nicht vor drei, okay?“ Ich atmete erleichtert aus.
„Klar. Dann... Versuch dir nicht zu viele Gedanken zu machen. Warte damit bis Morgen. Du kannst jetzt eh nichts tun. Okay?“ Ich erwartete keine Antwort. „Also dann, bis Morgen...“
„Hn. Gute Nacht.“, meinte er noch und ich spürte, er wollte auflegen.
„Gute Nacht, Schatz. Ich liebe dich...“ Er schwieg. Er hatte noch nicht aufgelegt, doch er sagte nichts mehr.