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Angel Stories

Engel gibt es - und sie haben auch Gefühle
von

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Die Tragik eines Todesengels

Die Welten sind groß, die Anzahl der Menschen im Universum ist größer als die der Engel. Arkoni nennen sie sich selbst. Mal sind sie auf dem einen, mal auf einem anderen Planeten anzutreffen. Immer versteckt unter den Menschen. Immer da wo sie gebraucht werden.

Todesengel Todias ist derzeit auf der Erde im Einsatz. Jeden Tag sterben tausende Menschen und fast genauso viele werden geboren. Todesengel leben auf der Seelenebene. Die existierenden Dimensionen haben alle ein unterschiedliches Zeitgefüge. Geschaffen von dem einzigen bekannten Lebewesen das die Macht dazu in sich trägt, dem Schöpfer der Arkoni, Dranen. Die Menschen leben auf der ältesten Dimension, der Planetenebene. Arkoni leben in der Arkonebene die nur aus einem einzigen Planeten besteht auf dem die Zeit viel schneller vergeht als auf der Erde – sechs Tage auf der Erde sind ein Jahr in Arkon. Der dimensionale Zwilling der Arkonebene ist die Seelenebene. Auch hier vergeht die Zeit schneller. Ohne diese Aufteilung könnten die wenigen Todesengel ihre Arbeit vermutlich gar nicht verrichten. Sie hätten niemals genug Zeit von einer freien Seele zur nächsten zu fliegen und diese nach Arkon zur Reinigung zu bringen. Denn nur so können sie einem neugeborenen Leben als neutraler emotionaler Antrieb dienen. Doch das interessierte Todias nicht sonderlich. Er lieferte die Seelen nur.

Besonders heute wollte er das alles einmal vergessen. Es war sein einziger freier Tag im Planetenebenenerdenmonat. Auf der Erde war gerade Weihnachtszeit. Entspannt schlenderte er über den Weihnachtsmarkt einer kleinen Stadt. Hier war er einst nach seinem letzten Tod vor dreiundvierzig Jahren zum sechsten Mal seit seiner Arkoniwerdung als Mensch wiedergeboren worden. Hier hatte er sechzehn Jahre gelebt, bis der Arkoni in ihm wieder erwacht war und er an seine Arbeit zurückkehren konnte. Denn Arkoni speichern ihre Erinnerungen nicht wie die Menschen im biologischen Gehirn, sondern in ihrer ewig lebenden Seele.

Todias spürte die Welt um sich herum mit seinen, durch sein arkonisches Dasein geschärften Sinnen. Der Ort, den er noch vor siebenundzwanzig Jahren seine Heimat genannt hatte erschien ihm fremder denn je.

Die Weihnachtszeit war überall erkennbar: bunte Lichter schmückten Häuser und Bäume, aus Süßigkeitenbuden drangen verlockende Gerüche, an den Getränkeständen drängten sich die Menschen dicht zusammen und wärmten sich mit Glühwein und Punsch in der frostigen Kälte des Winters. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Jeder freute sich auf eine gemütliche Feier mit der Familie oder bei den Jüngeren auf die Weihnachtsparty in der Disko. Wie viele von ihnen wohl wussten, dass sie bald sterben würden? Manche noch vor dem Fest, manche direkt am heiligen Abend, wie die Menschen es nannten. Was für Nachfolgen Jesus kleiner Streich damals doch gehabt hatte. Ein großartiger Comedian, dieser Jesus. Sogar die Herrin liebt die Komödien, die die Menschen mit ihren Gottesdiensten veranstalten – weswegen sie auch in jeder Kirche der Welt Hausverbot wegen zu lauten Lachens hat. Ein echter Könner.

Todias dagegen war nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Er tat was man ihm sagte und gut war‘s. Seufzend wechselte er zur normalen Sicht der Menschen. Er wollte die Todesdaten der Menschen vor ihm nicht sehen. Er hatte immerhin frei.

Da kein anderer Platz mehr frei war stellte er sich an einer Glühweinbude zu einer Gruppe Jugendlichen an einen der Stehtische. Wenigstens würde er hier mit seinem sechzehnjährigen Aussehen nicht so sehr auffallen. Denn Arkoni altern nach ihrer Erweckung nicht mehr.

Zu seiner Überraschung nahmen die Jugendlichen ihn ganz ohne Widerworte in ihre Mitte auf. Der älteste der Gruppe bestellte ihm sogar einen großen Glühwein, ein Mädchen reichte ihm eine Tüte mit Spekulatius. Eine lustige Runde, in die er sich hier begeben hatte. Es waren fünf Oberschüler zwischen sechzehn und neunzehn Jahren die in der Schule wegen Heizungsausfall frei bekommen hatten. Der Jüngste war vermutlich der kleine Bruder vom ältesten, der dritte Junge war schwer mit seiner Freundin beschäftigt und das Mädchen mit den Spekulatius gehört mutmaßlich zu der Szene die sich „Gothic“ nannte. Jedenfalls bestand ihr Aussehen nur aus schwarzen Klamotten, schwarzgefärbten Haaren, dick schwarz umrandete Augen und schwarzbemalte Lippen.

„Biste neu in der Stadt?“, fragte der Älteste.

„Halb und halb.“, antwortete Todias. „Bin vor langer Zeit weggezogen.“

„Wie heißte denn?“, fragte der Jüngste angeheitert. Sein Bruder gab ihm einen Glühwein nach dem Anderen aus, obwohl er noch minderjährig war. Menschen eben.

„Martin.“, seinen Menschennamen hatte er schon lange nicht mehr genutzt. Wozu auch, kein Arkoni würde ihn jemals so nennen.

„Und was machste jetzt wieder in der Stadt?“, fragte das schwarze Mädchen. „Hier gibts doch nix interessantes.“

„Ich habe heute meinen freien Tag auf der Arbeit und wollte mal gucken wie sich meine alte Heimat so verändert hat.“, meinte Todias und nippte an seinem Glühwein.

„Du arbeitest schon?“, rief der Jüngste überrascht. „So dumm siehste gar nicht aus.“

„Nicht jeder der Arbeitet hat deswegen nichts im Kopf.“, rügte ihn sein Bruder. „Was machst du denn?“ Todias hasste diese Frage. Er konnte sie ja schlecht wahrheitsgetreu beantworten. Die Existenz der Arkoni sollte vor den Menschen verborgen bleiben. Sonst hätten sie ja keine Ruhe vor ihnen. Aber diese jungen Menschen würden seine Aussage vermutlich für einen Scherz oder eine Metapher halten. Er hatte nichts zu verlieren.

„Todesengel.“ Amüsiert beobachtete Todias die Gesichter der verwirrten Jugendlichen und trank noch einen Schluck Glühwein. Wie schade doch, dass Alkohol auf Arkoni keinen Einfluss hatte.

„Biste nen Auftragskiller?“, fragte der Jüngste aufgeregt.

„Unsinn.“, entgegnete sein Bruder. „Vermutlich ist er Bestatter.“

„Ich denke das trifft es am ehesten.“, meinte Todias gelassen und knabberte an einem Spekulatius. Immerhin brachte er manchmal auch Seelen die ihre Kraft verloren hatten und kristallisiert waren zu ihren letzten Ruhestätten.

Aber er merkte es, er durfte sich nicht zu lange mit den Menschen unterhalten. Sich unter Menschen wohl zu fühlen war gefährlich. Je näher man ihnen kam, desto größer war das daraus erfolgende Unglück. Arkoni leben ewig, Menschen nicht. Menschen leben die Zeitspanne die ihnen durch die Willkür des Todes zugeschrieben wurde. Arkoni sterben höchstens eines Unnatürlichen Todes. Das heißt im arkonischen Sinne, dass sie von einem anderen Lebewesen umgebracht werden. Das größte Unglück das geschehen kann ist eine Liebe zwischen einem Menschen und einem Arkoni. Besonders die daraus resultierenden Kinder sind arm dran. Auch wenn Arkoni einst auch nur Menschen waren, ein gemeinsames Leben dieser beiden Rassen ist unmöglich.

Todias sah sich seine Gesprächspartner genauer an – mit seinen arkonischen Augen. Das Pärchen konnte kaum voneinander ablassen. Ob sie wohl wussten, dass das Mädchen schwanger war? Die beiden Jungs waren in Ordnung. Ihre Seelen waren nur ganz leicht angegraut. Sie logen kaum, auch wenn sie gerne die Coolen spielten, nichts Ernsthaftes. Das schwarze Mädchen machte ihm allerdings Sorgen. Ihr Leben schien nur aus Lügen und Fassaden zu bestehen. Eine so stark ergraute Seele sah man selten bei so jungen Menschen. Das würde kein gutes Ende nehmen.

Wieder einmal seufzte Todias und verabschiedete sich. Noch länger konnte er nicht bei den Menschen bleiben. Die neugierigen Menschen wollten ihn nicht gehen lassen. Sie fanden ihn interessant und hätten sicher gerne noch mehr über ihn erfahren. Er trank seinen Gühwein der inzwischen nur noch lauwarm war aus und verließ – zu seinem Unglück nur ungern – die Gruppe um an einen Ort zu gehen an dem er unbemerkt in seine Arbeitsebene zurückkehren konnte.

Nachdenklich ging er seiner Wege. Er musste demnächst mal nachfragen, wieso es Arkoni eigentlich gab. Vermutlich konnte diese Frage ihm nur die Herrin Sorria beantworten. Also am Besten gleich wenn er zurück war einen Antrag für eine Audienz abgeben. Herrjeh, das konnte dauern.

Erst an einem Straßenüberweg an dem er auf der anderen Seite sein Spiegelbild in einem Schaufenster sah merkte er, dass ihm jemand folgte. Es war das schwarze Mädchen mit der dunklen Seele. Dieses arme Geschöpf das bereits jetzt ein trauriges, verdorbenes Leben führte.

„Was willst du noch?“ Todias dreht sich nicht zu ihr um. Ihr Gesicht sah er auch so im Spiegel gegenüber.

„Ich will den Todesengel sehen!“, sagte sie bestimmt.

„Und wenn ich ihn dir nicht zeige?“, Er hatte keine Lust auf eine große Auseinandersetzung die aus dem Abstreiten seinerseits entstehen würde.

„Ich kriege dich schon irgendwie dazu!“, sagte sie von sich selbst überzeugt. „Ich folge dir einfach so lange, bis du ihn mir zeigen musst!“

„Und was versprichst du dir davon?“

„Mein Todesdatum!“

„Für welchen Zweck?“

„Um ihn zu verhindern natürlich!“

Es war doch immer das gleiche. Alles was Menschen interessierte waren sie selbst und ihr eigenes Schicksal. Irgendwann hatte mal ein Todesengel auf einem anderen Planeten Todesdaten an Menschen weitergegeben. Die Planung des dortigen Todes wurde vollkommen zerstört. Seitdem hatte niemand mehr von jenem Todesengel gehört. Man munkelt, dass der Tod ihn immer noch gefangen hält.

„Falsche Antwort.“, antwortete Todias trocken und überquerte die Straße. Es war Zeit. In seinem Kopf zählte er die Sekunden rückwärts. Bei zwei Sekunden hörte er das Quietschen von Autoreifen. Eine Sekunde, ein Krachen. Null Sekunden – der Aufprall eines menschlichen Körpers auf den Asphalt. Das schwarze Mädchen war tot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  YoruHarusame
2009-03-16T11:11:07+00:00 16.03.2009 12:11
Also hier dein Kommi...
Als wenn du ihn nicht schon wüsstest oO
Ist dir gut gelungen :)
Mir gefällt es auf jeden Fall sehr gut ^^


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