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Von A bis Z

Ein Alphabet der Liebe
von

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G wie Genugtuung [korrigiert~♥]

G wie Genugtuung
 

Leise kichernd zog ich an meinem Eiskaffee, sah über den Strohhalm hinweg mein Gegenüber an.

„Sieht aus, als hättest du ein Faible dafür, in Schwierigkeiten zu geraten, hm?“

„Ja!“, stimmte er mir lachend zu. „Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich es mir partout nicht verkneifen kann, meine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken!“

Entspannt lehnte ich mich zurück, während ich darüber nachsann, was Zetsây mir da gerade erzählt hatte. Anscheinend war es bis jetzt immer so gewesen, dass er sich, wenn es irgendwo in der Nähe eine Prügelei gab, prompt eingemischt hatte. Vor allem, wenn es sich um Leute handelte, die er kannte. Wie süß von ihm…!

Wieder nahm ich einen Schluck von meinem Getränk, diesmal schweigend. Sein Blick wanderte über meinen Körper, haftete sich dann an meine Augen.

„Möchtest du gleich irgendetwas Bestimmtes machen?“

„Hm? Nö, eigentlich nicht. Hast du denn irgendetwas vor?“

Er lächelte mich spitzbübisch an.

„Lass dich einfach überraschen~“

Gespannt hob ich eine Augenbraue und beugte mich ein Stückchen vor, um eindringlicher zu wirken.

„Magst du mir nicht erzählen, was du vorhast?“

„Nein~!“

„Wie ‚Nein’?“

Enttäuscht zog ich einen Schmollmund, rutschte gleichzeitig noch ein wenig näher an Zetsây heran.

„Ich sagte doch: Lass dich überraschen.“

„Ich mag aber nicht! Bitte~“

Sein Lächeln wurde breiter, mutierte zu einem Grinsen – vermutlich wegen des treudoofen Dackelblicks, den ich ihm schenkte.

„Warum wartest du nicht einfach ab?“

Mit dem Strohhalm in meinem Eiskaffee rührend zuckte ich mit den Schultern.

„Das dauert mir wahrscheinlich zu lange. Und es könnte ja sein, dass ich mir viel lieber eine andere Beschäftigung suche, wenn ich erfahre, was du mir antun willst.“

„Wahrscheinlich?“

Meine weitere Bemerkung überhörte er einfach geflissentlich.

„Ja. So genau kann ich ja nicht abschätzen, wie lange es dauert, bis ich es erfahre.“

Er gluckste leise und schüttelte den Kopf, als wäre so viel Einfalt einfach unfassbar. Nicht sehr nett, aber wegen des süßen Lächelns, das seine Lippen kurz darauf formten, verzieh ich ihm nur zu gerne. Ich schmolz sozusagen dahin.

„Wenn du mit deinem Eiskaffee fertig bist, gehen wir, okay? Das dauert dann ja nicht mehr allzu lange.“, fügte er hinzu, nachdem er einen Blick auf mein bereits fast leeres Glas geworfen hatte, das auch schon leer war, kaum dass er seinen Satz beendet hatte.

„Also jetzt?“

Zetsây lachte wieder auf – meine Art hatte es ihm anscheinend wirklich angetan -, nickte aber schließlich und erhob sich.

„Ganz offensichtlich.“

Seine Hand umschloss meine, drückte sie sanft und zog mich dann hoch. Ich ließ es zu und schmiegte sich sogar ein wenig an ihn, als ich durch Zufall näher an ihn herankam als ursprünglich geplant. Seine rechte Augenbraue zog sich amüsiert in die Höhe, ein Grinsen huschte über sein – äußerst gut aussehendes – Gesicht. Nur einen Wimpernschlag später schlang sich auch schon ein Arm um meine Taille und ich wurde noch etwas näher an seinen warmen Körper gedrückt.

Mmh, ja…das fühlte sich sehr gut an.

Probeweise legte ich ebenfalls meinen Arm um seine Hüfte und wie ich es erwartet hatte, konnte ich die Muskeln unter seinem Shirt spielen fühlen.

Mjam!

Ein Grinsen verschönerte seine ohnehin schon umwerfenden Gesichtszüge, als er meinen überaus hochzufriedenen Gesichtsausdruck bemerkte. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf – anscheinend tat er dies sehr gerne, denn es war mir schon öfters aufgefallen – und zog mich aus dem Café, nachdem wir an der Kasse gezahlt hatten. Während wir so nebeneinander herschlenderten, wich das Strahlen nicht mal ein winziges Stückchen aus seinem Gesicht.

Na, wer sagt’s denn? Lief doch bis jetzt ganz gut, oder?

Hin und wieder sah sich mein Retter gelassen um – was mich unglaublich hibbelig und fast rasend vor Neugierde machte.

Wonach sah er sich da bloß um? Was suchte er? Wohin wollte er mit mir gehen? Ein Restaurant, oder so etwas in der Art, war eher unwahrscheinlich, schließlich hatten wir uns gerade erst die Bäuche vollgeschlagen. Wollte er vielleicht mit mir ins Kino? In einen romantischen Film, der gerade erst angelaufen war?

Hach, das wäre ja so zuckrig von ihm…aber hör auf, zu träumen. Der romantischste Film, der diesen Monat angelaufen ist, ist eine dieser Actionkomödien und die würde ganz bestimmt keine schönen Gefühle, außer dem dringenden Zwang zu lachen, entstehen lassen. Wie beschissen!

Trotz meiner recht unlogischen Gedankengänge wurden meine Schritte von der Vorfreude beschwingter, arteten fast in ein leichtes Hüpfen aus. So konnte ich locker die gerade angefressenen Kalorien wieder vernichten…

„Oh Mann, du bist ja richtig aufgeregt. Freust du dich denn so sehr?“, kam es auf einmal belustigt von meiner Seite.

„Aber natürlich. Warum denn auch nicht?“

Sein raues Lachen jagte mir einen leichten Schauer über den Rücken. Anscheinend gab ich ihm oft einen Grund, amüsiert zu sein. So oft, wie der in meiner Gegenwart in Gelächter ausbrach…

Plötzlich blieb Zetsây vor dem Eingang zu einer großen Halle stehen. Verdutzt tat ich es ihm nach und sah an dem Gebäude hinauf.

Jacky’s Palace, stand dort in grünen Buchstaben, die schwarz umrandet waren. Aha. Jetzt wusste ich schon viel mehr. Mein fragender Blick wanderte zu meinem Begleiter nach oben.

„Jupp, hier wollen wir rein.“, bestätigte er meine stumme Nachfrage und grinste zu meiner Verwunderung noch breiter – zu welchen Leistungen Gesichtsmuskeln alles fähig waren…

„Okay~“

Fröhlich machte ich ein paar Schritte auf die Tür, aus der laute Musik erschallte, zu. Es war zwar noch ziemlich früh am Tag, aber gegen einen Diskobesuch hatte ich echt nichts einzuwenden. Immerhin war es schon eine ganze Weile her, dass ich das letzte Mal tanzen gewesen war – vor allem mit so einem süßen Kerl wie Zetsây. Außerdem hatte ich so eine weitere Gelegenheit, meine ganzen Speckröllchen abzutrainieren. Aber es gab trotzdem etwas an der ganzen Sache, was mich über alle Maße irritierte:

Aus der Disco konnte ich nicht nur Musik hören, sondern auch lautes Gelächter und hin und wieder ein Kreischen – eigentlich nicht gerade das, was man von so einem Etablissement erwartete…

Wir kamen an der Kasse an und ich konnte mir einen unsicheren Blick in seine Richtung nicht ganz verkneifen. Hoffentlich schliff er mich jetzt nicht in eine Kinderdisco…

Denn, so gerne ich ihn auch mittlerweile hatte, das würde ich ganz bestimmt nicht mitmachen. Wozu war ich denn sonst so gut im Ausreden Erfinden~?

Meine ziemlich abgeflaute Vorfreude bedrückte meine Stimmung, doch das fiel meinem sonst so aufmerksamen Gefährten glücklicherweise nicht auf. Dachte ich.

„Hey~“ Ein sachter Stupser in meiner Seite ließ mich aufsehen. „Du brauchst echt keine Angst zu haben, die sind da alle ganz lieb.“ Was anderes erwartete ich auch nicht von einer Horde Pissblagen. „Also komm schon. Es wird dir sicher Spaß machen.“

Ja, klar. Sicher würde es mir Spaß machen, mich derart zu blamieren. Hoffentlich hatte keiner, den ich kannte, gesehen, wie ich hier reingegangen war. Wenn diese Peinlichkeit ans Licht käme, wäre ich nicht nur die dreckige Schwuchtel, sondern die pädophile, dreckige Schwuchtel. Haha.

Meine mangelnde Begeisterung überhaupt nicht beachtend zerrte Zetsây mich hinein. Sofort wurde die Geräuschkulisse noch lauter und ich meinte, Ausrufe wie „Schneller!“ und „Schon mal was von Vorsicht gehört?!“ zu hören. Und die Stimmen waren sicher nicht die von Kindern. Okay, vielleicht hatte ich mich ja doch getäuscht und das war keine Kinderdisco, sondern ein sehr öffentlicher…äh…ein Ort, an dem man sich nur zu gerne dem Vergnügen zuwandte.

Wir liefen noch weiter und auf einmal breitete sich direkt vor mir ein riesiger Raum aus und mir wurden die Haare durchgewuschelt.

„Süßer, was für eine Schuhgröße hast du?“

„Neununddreißig.“, erwiderte ich abwesend und beobachtete fasziniert das bunte Treiben dort vor meinen Augen.

Eine ansehnliches Chaos von Menschen, die durcheinander flogen wie Moleküle in einem Teilchenbeschleuniger, konnte ich sehen. Zumindest wirkte es so als würden sie fliegen. Als ich jedoch meinen Blick zum Boden wandern ließ, fielen mir die Rollen, die an ihren Schuhen befestigt waren, auf.

Rollschuhe. Nein, modern gesagt waren es Inlineskater!

Auch mir wurde jetzt ein Paar solcher in die Hand gedrückt und Zetsây bugsierte mich auf eine Bank in der Nähe, damit ich sie mir anziehen konnte. Er brauchte nicht lange dafür und war schon fertig, als ich immer noch damit beschäftigt war, die unheilvollen Dinger in meiner Hand anzustarren.

Oh. Mein. GOTT! Und auf denen soll ich jetzt fahren?!

Ich erschauerte. Das letzte Mal war lange her und hatte damit geendet, dass meine Eltern mich wegen Verdachts auf Knochenbruch ins Krankenhaus einlieferten… Keine guten Voraussetzungen, um mein neues Opfer schnell zu erobern…

Obwohl…vielleicht konnte ich ja den Beschützerinstinkt in ihm wecken…

Ich schluckte das ungute Gefühl so gut es eben ging hinunter und zog mir tapfer die Rollschuhe, wie ich sie wohl immer stur nennen würde, an. Anschließend stand ich unter Wanken auf und sah ihn an, den Kerl, dessentwegen ich mir diesen Mist antat. Und der registrierte anscheinend nicht mal, wie unwohl mir dabei war. Unsensibler Bock!

Er grinste mich bloß an und fragte frech:

„Na? Schon Bammel?“

Als ob ihn das interessieren würde! Wenn, dann nur, damit er noch breiter grinsen konnte. Scheiß Gesichtsakrobatiker!

„Soll ich ehrlich sein?“

Auch meinen Ärger über ihn hatte ich einfach heruntergeschluckt. Der würde mir ja eh nur im Weg herumstehen, wenn ich versuchte, eine vernünftige Beziehung mit ihm einzugehen…

Er nickte. Ich nickte.

„Na, dann mal los.“

Lachend zerwuschelte er meine Haare – was er wohl mit diesen Flusen hatte~?! – und zog mich an der Hand ins bunte Treiben hinein.
 

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„Neeeeeeeiiiiiiiin~!!“

Kreischend wedelte ich mit meinen Armen, suchte verzweifelt nach einem Halt, irgendwo, und fand diesen mit meinem Glück natürlich nicht, sodass ich mit einem weiteren Schrei hintenüber fiel. Sofort war Zetsây bei mir; in seinen Augen lag ein unbestimmter, vermutlich besorgt gemeinter Ausdruck, aber in seinen Mundwinkeln zuckte es verdächtig.

Toll.

„Alles okay mit dir, Nao?“, fragte er fürsorglich und gleichzeitig erschien das breiteste Grinsen, das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Nicht einmal mein böser Blick konnte es erschüttern. So streckte sich seine rechte Hand mir entgegen. Meine rechte Augenbraue wanderte nach oben, während ich einen Schmollmund zog und die dargebotene Hand musterte.

„Na~?“

Da wollte wohl wer einen auf ganz hilfsbereit machen…

„Nein.“, maulte ich fest entschlossen, ihm irgendwie Schuldgefühle zu bereiten und dieses beschissene Grienen aus seinem Gesicht zu verjagen, zurück und wandte mich ein wenig von ihm ab. „Mir tun meine vier Buchstaben weh bis zum Geht–nicht–mehr und meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding erster Sahne. Außerdem spüre ich meine Füße nicht mehr, weil sie so fest eingeschnürt sind, dass sie schon taub geworden sind!“

Von meiner kleinen Schimpftirade unbeeindruckt schlangen sich Zetâys Arme um meine Taille, ein warmes Lachen erklang an meinem Ohr. Augenblicklich rann ein Schauer meinen Rücken hinunter.

„Dann muss ich dir wohl noch ein Mal zeigen, wie das richtig geht, hm?“

„Versuch ruhig dein Glück.“

Meine Stimme drückte unverkennbar aus, was ich von seinem Optimismus, dass ich es dann schaffen würde, hielt. Nämlich gar nichts. Wir versuchten ja schon seit einer knappen Stunde, mir die einfachsten Grundregeln des Rollschuhfahrens einzuprägen und es hatte bis jetzt noch rein gar nichts gebracht!

Ich wurde sanft in die Höhe gezogen, war dabei die ganze Zeit an seinen warmen Körper gedrückt – und konnte dabei zu meiner Verzückung das Spiel seiner Bauchmuskeln an meinem Rücken spüren.

Was für ein Körper… Hach… Wenn doch nur auch ich mit so etwas Tollem gesegnet wäre…

Allerdings…es würde ja recht merkwürdig wirken, wenn ich mich die ganze Zeit selbst betatschen würde, oder? Da war es eigentlich schon ganz praktisch, dass es sein Körper war. Himmel, wie gerne würde ich ihm hier und jetzt das Shirt vom Leibe reißen und dann…dann…!

„Pass auf, wir sind hier in der Öffentlichkeit, Rei~! Und hier sind Kinder.“, raunte Zetsây mir plötzlich und bewahrte mich so davor, zwischen all den Leuten von schweinischen Dingen zu träumen, beziehungsweise, sie tatsächlich durchzuziehen. Denn zu meinem Entsetzen – oder Wohlgefallen; so leicht ließ sich das nicht bestimmen – waren meine Fingerspitzen schon unter sein Shirt gehuscht und gerade im Begriff gewesen, es hochzuschieben, um mehr von dieser wunderschönen Haut zu enthüllen. Moment mal! Wann hatte ich mich überhaupt umgedreht?!

Mit hochroten Wangen sah ich nach unten zu unseren Rollschuhen, die sich seitlich an der Spitze berührten. Natürlich musste mein Stand mal wieder absolut wacklig aussehen, war ja mal wieder klar!

Mit einem leisen Seufzen zog ich meine Finger von der weichen, warmen und unglaublich begehrenswerten Haut zurück, ließ sie sich stattdessen in den Stoff seines T–Shirts krallen.

„Okay…tu’s. Leg einfach los. Das wird schon irgendwie…“

Sein Gesicht zeigte nur gelinde Überraschung, als ich aufsah, um ihm ein hoffnungsvolles Lächeln zu schenken, von dem ich hoffte, dass es ihn dazu bringen würde, schneller den Verstand zu verlieren als ich. Nicht, dass ich kurz davor stünde, aber in manchen Augenblicken…

„Aber klar doch, Süßer!“, kam es da zur Antwort. Er drehte mich wieder mit dem Rücken zu sich – was ich mit einem leisen Laut des Erstaunens auch zuließ – und trat, nein, glitt an meine rechte Seite. Sein linker Arm stützte mich an der Taille, der rechte griff nach meiner Rechten und zog sie an seine Brust. Jedoch so, dass ich diese - sehr zu meinem Bedauern – nicht wirklich spüren konnte. Da war nur die herrliche Wärme, die sie ausstrahlte…

„Also…dann lass es uns mal so angehen…Bist du schon mal Schlittschuh gelaufen?“

Ich nickte schweigend. Damals, als ich noch ein Kind von sieben Jahren gewesen war, war ich hin und wieder mit meiner Mutter in die Eishalle gegangen. Später hatte sich das aber verloren, weil meine Ma mit der Arbeit zu viel zu tun hatte und mein Pa nicht unbedingt ein begnadeter Eisläufer war. Und alleine zu gehen fand ich auch blöd; erst recht, weil meine Freunde alle Eislaufen schrecklich fanden. Als Mädchensache hatten sie es einfach bezeichnet.

„Super!“ Ich riss mich aus meinen schwerfälligen Gedanken. „Eigentlich ist es das gleiche Prinzip. Nur, dass die Oberfläche, auf der du fährst, eine andere ist. Also…wenn du die gleichen, fließenden Bewegungen machst, dann…ja, genau so!“, rief er erfreut und beschleunigte sofort seine Verfolgung. Erleichtert atmete ich auf. Ohne Halt wäre ich wahrscheinlich trotz meines guten Erinnerungsvermögens nicht sehr weit gekommen.

„Du machst das echt gut...ja, und jetzt rechts…links…wieder rechts… Achtung: Kurve~!“

Behutsam dirigierte Zetsây meine Schritte in die richtige Richtung, während ich strengstens darauf achten musste, dass ich meine Füße nicht zu sehr anhob oder gar völlig das Gleichgewicht verlor. Nach und nach fiel es mir wieder einfacher, meine Bewegungen wurden flüssiger und mein Herz wurde vor Freude leichter. Strahlend sah ich zu dem anderen hinauf und wollte ihm sagen, wie sehr es mir gefiel, aber er ließ mich gar nicht zu Wort kommen.

„Na, wenn du’s schon so gut kannst, kannst du ja auch mal eine Runde alleine fahren!“, kam es fröhlich von oben und schon hatte er mich losgelassen. Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht und wieder kreischte ich lauthals auf. Diese Bande kam viel zu schnell auf mich zu! Mal ganz zu schweigen von den vielen Leuten zwischen uns beiden…!

„Lenken, Rei, du musst lenken!“, rief Zetsây mir ziemlich entsetzt von hinten zu. Anscheinend hatte er nicht gedacht, dass es jemand so Blöden wie mich gab! „Lehn dich mehr auf deinen linken Fuß, dann –! Oh Gott!“

Als mir die Bande meiner Meinung nach viel zu Nahe gekommen war, hatte ich einfach die Augen zugekniffen und mit rudernden Armen mein Ende erwartet. So spürte ich den Aufprall mehr als dass ich ihn sah.

Es ertönten zwei Laute; ein hellerer und ein etwas tieferer. Ersterer stammte von dem Plastik der Inlineskater und dem Metall der Spielfeldbegrenzung und letzterer…der ergab sich aus dem sehr erfolgreichen Quetschversuch meines Körpers an dem Plexiglas.

Kein sehr angenehmes Gefühl.

Und es wurde noch schlimmer, denn mein Fall war noch längst nicht beendet, sondern ging auf der Stelle nach hinten weiter. In der festen Erwartung, meinem Hintern für die nächsten drei Wochen nicht mehr über den Weg trauen zu können, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Aber das, was ein gequältes Ächzen werden sollte, kam merkwürdigerweise nicht aus meinem Mund. Und überhaupt war der Boden viel zu uneben und warm…

Oh nein… Bitte nicht!, schrie es in mir. Wer außer mir hätte sich denn sonst in so eine peinliche Situation bringen können, häh? Richtig. Niemand!

Peinlich berührt starrte ich auf den wahren Boden zu meinen Füßen und unter meinem Opfer, das ich versehentlich als Kissen missbraucht hatte. Ich traute mich gar nicht, nach hinten zu schauen…

„E–entschuldigen Sie bitte…Ich bin furchtbar –“, begann ich, meine schwachen Worte wurden allerdings schnell abgeschnitten.

„Schon gut~“ Oh Mann, jetzt kannte ich diese Stimme auch noch…! „Es ist ja nichts Lebenswichtiges zu Schaden gekommen…!“

Da war es wieder, dieses süße Schmunzeln, das mir bei seinen Aussagen schon öfters aufgefallen war. Aber was Zetsây wohl mit „lebenswichtig“ meinte…? Hoffentlich auch…

Ich hüstelte verschreckt und wurde rot.

Oh bitte, lass es nicht noch peinlicher geworden sein…!

„Und? Ist bei dir alles in Ordnung, Herzchen?“

Nein, seine Stimme war nicht quietschig genug, als dass ich da etwas Empfindliches getroffen haben könnte. Erleichtert lehnte ich mich an meinen Retter, der auch sofort seine Arme um mich schlang.

„Mhmm…alles bestens.“

Schmusen…yay~!

Ich grinste. Zugegeben, das war nicht unbedingt der beste Ort, um uns unseren Annäherungen hinzugeben und seinen Kosenamen für mich fand ich auch nicht wirklich toll – mal ehrlich, welcher Junge will schon Herzchen genannt werden?! –, aber…besser jetzt als nie!

Mein Kissen schwieg, während ich mich an es schmiegte. Ganz normal war das ja eigentlich nicht für ihn…ob ich ihm glauben konnte, dass ihm nichts passiert war? Schließlich hatte er einen gefühlten Fünfzigtonner auf sich draufhocken…!

Mein lieber Freund und Helfer schien auf irgendeine obskure Weise dazu fähig zu sein, meine Gedankengänge mitzuverfolgen, denn er prustete auf einmal los und schüttelte höchst amüsiert den Kopf.

„Gott, Rei, so dick bist du doch gar nicht! Eher im Gegenteil! Hast du schon mal nachmessen lassen, ob du nicht sogar im Untergewicht bist?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nee, bin ich ganz sicher nicht. Ehrlich! Ich hab’ absolutes Normalgewicht! Und wenn ich auch nur ein oder zwei Kilo mehr wiegen würde, wäre ich übergewichtig!“

Jetzt war es an ihm, an meinen Worten zu zweifeln. Und das tat er auch. Und zwar ausgiebig. Es war herrlich mit anzusehen, wie sich seine Augenbraue sehr, sehr langsam in die Höhe zog. Aber auch irgendwie…gruselig…

„Meeensch! Guck nicht so! Da fühle ich mich ja gleich noch dicker!“, maulte ich also und versetzte ihm einen spielerischen Stoß gegen die Brust. Im gleichen Augenblick packte er mein Handgelenk und zog mich enger an sich. Mein Atem stand still, als sich seine Augen sanft in meine bohrten – sein Atem ging natürlich ganz normal weiter, wie ich auf meinen Lippen spüren konnte. Es machte mich ganz kribbelig, meine Finger krallten sich ein wenig in meine Hose. Eine angenehm aufgeladene Stimmung herrschte auf einmal zwischen uns beiden und keiner von uns war dazu geneigt, diese zu durchbrechen.

Seine andere Hand legte sich sanft auf meine Wange, zog mich näher an sich heran. Die Musik und das Stimmengewirr rückten in noch weitere Ferne. Mein Herz schlug wie verrückt, weil er mir so nah war, und ich konnte ihn schon fast spüren, da–

- unterbrach ein lautes Kreischen die geladene Spannung und ein dritter Aufprall zerstörte sie vollkommen. Ich fühlte, wie mein Körper grob nach unten gedrückt wurde, ächzte dabei ein wenig, weil das nicht gerade das Angenehmste war. Lange, braune Haare in meinem Gesicht brachten mich nur wenig später zum Niesen.

„G–Gesundheit…!“, kam es da keuchend von oben. „Und entschuldigt vielmals! Ich hätte mir doch jemanden mitnehmen sollen, der mich stützt!“

„Das haben wir bemerkt.“, erwiderte mein Begleiter merkwürdig gedämpft. Ich warf einen Blick zu ihm, um zu sehen, ob mit ihm alles in Ordnung war, doch die nackte Haut eines Busens versperrte mir die Sicht.

Prompt lief ich knallrot an. Na super, jetzt starrte ich auch schon einem wildfremden Weib in den Ausschnitt! Das war doch eines der Dinge, von denen ich mir vorgenommen hatte, sie niemals zu tun! Was für ein Absturz! Und dann mussten irgendwelche Vollidioten das auch noch mit Gepfeife kommentieren!

„Oh…oh~!“

Endlich verschwand das Gewicht von meinem Kopf und ich atmete erleichtert auf, bevor ich einen weiteren Blick in Zetsâys Richtung warf. So sah ich gerade noch, wie sein Kopf unter einem recht kurzen Rock hervorkam. Das Mädchen, das uns gerade so dreist überfallen hatte, trug zwar eine Strumpfhose – was mir völlig unverständlich war wegen der Hitze, die hier herrschte –, aber sein Gesicht glühte trotzdem. Das war angesichts der Temperaturen – und der mehr als nur peinlichen Situation – durchaus eine nachvollziehbare Reaktion. Ganz anders sein peinlich berührter Blick, der auf mich und doch ins Leere gerichtet war.

Traumaverarbeitung?, riet ich stumm. Er sieht ja wirklich so aus, als müsste er das gerade tun…!

„Sorry, Jungs, ehrlich! Ich wollte euch nicht stören und ich–“

Wenn sie noch weiterredete, so bekam ich das nicht mit, denn das Gelächter, das aus mir hervorbrach, wurde immer lauter, bis alles um mich herum zu einem einzigen, niedrigen und deshalb ziemlich nebensächlichen Geräuschpegel wurde.

Sie glotzte mich an als wäre ich eine pinke Möhre, die mit Engelsflügelchen um die Ecke geflogen kam.

Auch Zetsây schenkte mir endlich wieder seine volle Aufmerksamkeit. Er sah ziemlich…ungläubig? Nein, das war ein bisschen was anderes. Konsterniert…ja, das passte schon eher. Er sah sehr konsterniert aus.

Ich wischte mir Lachtränen aus den Augenwinkeln, konnte mein hirnloses Gegacker jedoch nicht einfach so aufhalten. Mittlerweile schmerzten mir auch Bauch– und Lungengegend und ich rang verzweifelt um Luft, versuchte gleichzeitig, mich endlich zu beruhigen. Ihre Augen blieben derweil mit dem gleichen Ausdruck darin auf mich gerichtet.

Irgendwann war es dann doch so weit. Die nach ‚verrückter Professor’ klingenden Laute erstarben langsam und ich konnte sogar fast wieder normal atmen. Immer noch breit grinsend sah ich zu den beiden auf, legte den Kopf ein wenig schief.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Klebt irgendwo was an mir?“, erkundigte ich mich übertrieben unschuldig. Unter Zetsâys rechtem Augenwinkel zuckte es leicht.

„Sag mir jetzt bitte, dass du nicht über mich gelacht hast…!“, entgegnete er ruhig. Ein wenig zu ruhig, machte mir jedoch nichts draus.

„Na ja …dein Gesichtsausdruck war schon…also…so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage…“

Ich hatte meine Antwort noch nicht einmal richtig beendet, da saß ich auch schon auf dem Boden und sah gemeinsam mit der Brünetten verwirrt meinem Begleiter hinterher.

„Oh…anscheinend war das für ihn eine Beleidigung, oder so…“, war ihre recht treffende, aber trotzdem unnütze Bemerkung dazu. Ich hatte das ja auch so begriffen…

Ziemlich bedröppelt beobachtete ich, wie er seine Bahnen mit einem unbewegten Gesichtsausdruck zog, hin und wieder in dem menschlichen Chaos verschwand und wieder auftauchte, um sich gleich wieder auf Tauchstation zu begeben. Ich verstand nicht, warum, aber für ihn schien mein Kommentar wirklich nicht angenehm gewesen zu sein. Was sollte ich denn bloß machen, wenn er deshalb jetzt richtig sauer wurde, anfing, mich zu hassen, oder gar…?!

Nein, darauf wollte ich es gar nicht erst ankommen lassen!

Ich sprang hastig auf, taumelte und krallte mich an der Bande fest, damit ich nicht umfallen konnte, bevor ich versuchte, vorsichtig loszufahren.

Versuchen war dabei mal wieder das beste Stichwort, denn ich hatte versehentlich zu viel Schwung genommen und raste deshalb unaufhaltsam auf die menschliche Wand zu.

Och nee…warum immer ich…?!, schoss es mir durch den Kopf, als mich plötzlich, scheinbar im letzten Augenblick eine Hand packte und mich wieder zurückzog.

Erleichtert atmete ich auf, wollte mich schon bei Zetsây für seine weitere Rettungsaktion bedanken, da fiel mir auf, dass er gar nicht der gewesen war, der mich gerettet hatte. Stattdessen funkelte mich nämlich ein tiefblaues Augenpaar belustigt von unten an.

„Wenn ich dir noch einen Tipp geben dürfte…ich glaube, es hat ihm nicht gefallen, dass du ihn sozusagen ‚ausgelacht’ hast. Er hätte es wahrscheinlich lieber gesehen, wenn du vor Eifersucht gekocht hättest~!“

Sie kicherte vergnügt und ließ mich los.

„Bitte was?“, krächzte ich derweil ein wenig fassungslos und starrte das Mädchen, das uns vorhin umgefahren hatte, halb verwundert, halb entsetzt an. War es etwa so offensichtlich, dass da vielleicht – oder doch eher deutlich sichtbar? – etwas zwischen uns lief?

Sie lachte erneut auf, als sie meinen anscheinend sehr dämlichen Gesichtsausdruck bemerkte, stupste sanft meinen Arm an.

„Na los, geh schon zu ihm hin. Aber vorsichtig. Ich möchte nachher keine plattgefahrenen Leichen vom Boden abkratzen müssen.“

Hah! Das musste sie gerade sagen!

„Ach ja, und bevor ich das vergesse… Wenn ihr später noch Zeit habt und nicht zu sehr miteinander beschäftigt seid, würde ich euch ganz gerne als Entschädigung auf ein Eis, oder so, einladen~!“

Ihr verschmitzt–verschmutztes Lächeln trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Also so was…

Ich nickte ihr mehr verklemmt als tapfer lächelnd zu und stieß mich dann auch schon behutsam ab.

„Ich warte dann bis sieben Uhr im Café direkt hier um die Ecke!“, brüllte mir das zarte, aber in mehrfacher Weise durchaus gut bestückte Persönchen hinterher, bevor ich von der begierigen Meute verschluckt wurde und mich auf die Suche nach meinem eigentlichen Begleiter machte. Ein wenig unbeholfen glitt ich durch die plaudernden Menschen hindurch, war auf der Suche nach nur einem einzigen von ihnen, der lustigerweise gerade jetzt wie vom Erdboden verschluckt schien!

Verärgert runzelte ich die Stirn und fuhr nervös geworden ein bisschen schneller.

Wo kann er bloß sein? So eine Fleischmasse von circa fünfundsiebzig bis achtzig Kilogramm kann sich doch nicht einfach so in Luft auflösen, auch wenn sie sich selbstständig bewegen kann!

Ein überraschtes „Hoppla!“ und ein paar Klackerfolgen im gleichen Augenblick verrieten es mir. Ich fuhr erfreut herum – und hatte prompt erneut mit einem Lachen zu kämpfen.

Vor mir wankte Zetsây auf seinen Inlinern hin und her, hatte dabei seine Arme um sich geschlungen, als wolle er sich selbst umarmen und sah dabei so erstaunt aus wie ein kleines Kind, das einen Schmetterling hatte fangen wollen und sich nun wunderte, warum dieser statt in seiner Hand um seinen Kopf herumflatterte.

Ganz offensichtlich hatte er mich überraschen und von hinten einfangen wollen, dabei allerdings nicht erwartet, dass ich so plötzlich schneller werden würde.

Eilig fuhr ich auf ihn zu und hielt ihn so gut es eben ging fest. Auch wenn sein Stand sich mittlerweile deutlich stabilisiert hatte, war es doch richtig schön, ihn stützen zu können und nicht derjenige zu sein, der der Unterstützung bedurfte. Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich wieder stark.

„Hey~! Hier bin ich…“, hauchte ich dem Großen vor mir zu und schlang meine Arme um ihn. „Wo hast du mich denn gesucht~?“

Er schnaufte, zog einen Flunsch und funkelte mich verspielt an.

„Da, wo du eigentlich hingehörst! Aber woher soll ich denn wissen, dass du plötzlich so drastisch beschleunigst? Seit wann kannst du überhaupt so schnell fahren?!“

„Na ja, Naturtalent halt!“, gab ich frech zurück und knuffte seine Seite kurz, schmiegte mich anschließend lachend an seinen Körper und ließ mich rückwärts von ihm zur Bande lotsen, damit wir beim Kuscheln niemandem im Weg herumstanden. Also hatte mich mein Gefühl doch nicht getrogen und der Vorwurf, der in seiner Stimme gelegen hatte, war gar nicht so ernst gemein gewesen. Ich war so erleichtert deswegen, dass ich es um ein Vielfaches mehr genoss, seinen Körper spüren zu dürfen als ich es unter normalen Umständen getan hätte. Vielleicht würde er ja…?

„Und? Was haben wir jetzt noch vor, Kleiner? Willst du noch ein bisschen hier bleiben oder sollen wir weiter?“

Hm. Meinte er jetzt „in meinen Armen liegen oder weiterfahren“ oder „hier weiterfahren oder einen anderen Ort aufsuchen“?

Ein wenig verdutzt sah ich zu ihm auf, lächelte gleich darauf verlegen. Schöne Augen…!

„Na ja, also…ich weiß nicht…wir wurden eingeladen. Weißt du, dieses Mädchen, das uns da grade umgebrettert hat, will uns mit einer Kleinigkeit entschädigen. Ein Eis, oder so… Hast du Lust darauf oder möchtest du lieber etwas anderes machen?“

An einem Blitzen in seinen Augen erkannte ich, dass es klug gewesen war, ihn entscheiden zu lassen. Pure Freude schien das nämlich nicht zu sein…

„Meinetwegen können gerne mit ihr trinken gehen…nein, wir essen auch noch etwas und lassen es uns auf ihre Kosten richtig gut gehen!“, schnurrte er verführerisch an meinem Ohr und brach auch nicht ab, als ich ihm einen Klaps, frei nach dem Motto „Du Dummbaddel, so was können wir doch nicht machen!“, auf den Hinterkopf gab, sondern fuhr auch noch fort:

„Aber was ist, hast du vielleicht Lust, danach noch ein bisschen mit zu mir zu kommen?“

Während er sprach, brannten sich seine Augen in meine, ließen einen Schauer an meinem Rücken hinunterlaufen. Das unverhohlene Angebot, das in seinen Worten und Augen hervorgeblitzt war, fegte meine Gedanken allesamt zur Seite.

Angespannt und jetzt doch ein wenig aufgeregt schluckte ich.

„Ja…sehr, sehr gerne~“

Meine Stimme war kaum mehr als ein Wispern, das auf jeden Fall in dem Lärm um uns herum hätte untergehen müssen, doch er hatte sie trotzdem gehört, denn auf seinem Gesicht breitete sich nun ein mehr als nur zufriedenes Grinsen aus.

„Super! Dann sollten wir uns mal auf die Suche nach diesem feinen Fräulein machen!“

Gesagt, getan. Er ergriff meine Hand und führte mich durch die Fahrenden, ohne dass ich mit irgendjemandem – außer natürlich mit ihm – kollidierte, während wir beide Ausschau nach dem braunhaarigen Mädchen hielten. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange, bis wir sie erspäht hatten, auf sie zusteuerten und sie einsammelten. Sie freute sich sichtlich darüber, dass wir uns entschlossen hatten, auf ihr Angebot einzugehen, denn sie quatschte in einem fort, ohne Punkt und Komma.

Dabei warf sie mir unauffällig fragende Blicke zu, die wissen wollten, ob ich…oh, sie wollte wissen, ob wir eigentlich zusammen waren und wie weit unsere Beziehung schon reichte. Glücklicherweise sprach sie diese Fragen nicht aus; ich hätte echt nicht gewusst, was ich antworten sollte. Aber vielleicht würde der heutige Abend darauf ja eindeutige Schlüsse geben…

Eine Welle der Genugtuung erfasste mich, und ich musste unwillkürlich an Kashiwazaki denken. Tja…das hätte der bestimmt nicht erwartet. Ich wusste zwar nicht, warum, aber er schien tatsächlich der festen Überzeugung zu sein, dass Schwule sich grundsätzlich und zuallererst ihrem körperlichen Verlangen hingaben. Und jetzt hatte er den Gegenbeweis…

Hah!
 

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Nachdem wir uns umgezogen hatten, verließen wir gemeinsam die Halle, in der wir inlineskaten gewesen waren und machten uns auf den Weg zu dem Café, von dem das Mädel – dessen Namen wir im Übrigen immer noch nicht kannten – gesprochen hatte. Keine fünf Minuten später saßen wir auch schon in eben jenem, jeder von uns ein Glas Cola vor sich und über der Karte brütend.

„Lasst es euch ruhig gut gehen, ich zahle das gerne~! Nach dem Schock, den ich euch eingejagt habe…“, verkündete sie fröhlich, pustete sich locker eine Strähne aus ihrem hübschen Gesicht. Zetsây stieß mich in die Seite, grinste wissend, und ich musste zurückgrinsen. Dieser Kerl war einfach unmöglich! Und wenn er dann auch noch Recht hatte, nutzte er das schamlos aus. Er begann, ein paar Dinge von der Speiskarte runterzurasseln, hörte nicht einmal auf, als ich ihm warnend gegen das Schienbein trat.

„Und dann ist da ja noch der Schokokuchen…oder nehme ich lieber Tiramisù? Vielleicht noch einen Eiskaffee…am besten wäre doch noch die Karamellcreme, was? Hmm…und Waffeln mit Vanilleeis und heißen Kirschen und…nein, ich denke, das reicht. Was soll ich mir nehmen, Rei?“

„Häh? Du hast es dir doch gerade ausgesucht!“

„Nein, ich habe dir nur eine Liste mit Sachen, auf die ich jetzt eventuell Lust hätte, gegeben. Ich will ja nicht fett werden! Also: was soll ich mir nehmen?“

Mir entwich ein leises Stöhnen. Jetzt hatte ich doch tatsächlich gedacht, dass er das alles essen und von der Brünetten bezahlen lassen wollte…

Ich naives, kleines Stück Schnitzel!

„Äh…dann nimm mal das Tiramisù, das ist bestimmt lecker.“, wählte ich schließlich für ihn aus. „Und was soll ich nehmen?“

„Wie wäre es mit einer Schokocreme mit Sahne und Vanillesoße? Das passt irgendwie zu dir…“

Und ich will, dass dein Körper nachher danach schmeckt~, setzten seine Augen fort. Meine Wangen fingen an, rot zu leuchten; hastig wandte ich meinen Blick ab.

„J–ja, ich denke, das nehme ich dann…wirklich…“

„Super!“

Sie winkte einen Kellner heran und bestellte mit einem strahlenden Lächeln unsere Auswahl. Derweil nippte ich kurz an meiner Cola, in der Hoffnung, sie möge doch bitte dieses Glühen ein wenig abkühlen.

Als sie sich wieder zu uns wandte, wandelte sich ihr Lächeln zu einem – mir etwas unheimlichen – Grinsen. Sie setzte schon dazu an, etwas zu sagen, doch Zetsây war schneller.

„Du, sag mal…wie sollen wir eigentlich unsere Wohltäterin nennen?“, fragte er mit einem verschmitzten Augenfunkeln.

„Natsumi!“, kam es prompt zurück.

„Natsumi, so, so…und weiter?“

„Oyate, aber ich mag diesen Namen nicht, also nennt mich bitte Natsumi oder Natsu.“

„Okay.“, erwiderten wir wie aus einem Mund, sahen uns erstaunt an und mussten lächeln – er hochzufrieden und ich ein wenig schüchtern –, was Natsumi mit einem mühsam unterdrückten Quietschen quittierte.

„Und ihr?“ Ihre Stimme unterbrach unseren engen Kontakt, bevor er zu mehr werden konnte. Leider.

„Rei Kousaka.“, stellte ich mich noch ein wenig verpeilt vor. Ich hatte gespürt, wie wir kurz davor gewesen waren…

„Zetsây Kyosuke Renkai.“

Überrascht sah ich meinen Nebenmann an.

„Ein Doppelname?“ Natsumi beugte sich neugierig zu ihm vor. „Wie bist du denn dazu gekommen? Das ist doch in Europa viel populärer als hier~!“

„Meine Eltern sind Riesenfans von Europa, aber sie wollten mir keinen Namen aus dieser Region geben, weil sie Angst hatten, dass ich dann in der Schule gehänselt würde. Also haben sie mir einfach einen Zweitnamen gegeben; das war ihnen sicher genug. Völlig durchgeknallt, was?“

Er kratzte sich am Kopf, wohl in der Hoffnung, dass wir ihn wegen seiner Geschichte nicht zu merkwürdig ansahen. Dass er sich so leicht verunsichern ließ…süß~! Dabei merkte man ihm diese Eigenschaft sonst nicht so sehr an. Meine Hand suchte nach seiner, drückte sie sanft. Ich wollte ihn unbedingt ein wenig beruhigen, damit er wieder lächelte.

„Also ich finde das witzig!“, verkündete Natsumi plötzlich mit schelmisch funkelnden Augen.

Och nee, so etwas hieß meistens nichts Gutes…

„Und wie er guckt! Niedlich, oder?“

Nein, es war wirklich nicht gut!

„Jetzt sag doch auch mal was, Rei!“

Doch ich schwieg – mit einer knallroten Birne. Bisher hatte ich nie geglaubt, dass ich leicht zu durchschauen war; besser gesagt war mir noch nie jemand untergekommen, der meine Taten punktgenau hervorsehen oder annähernd meine Gedanken lesen konnte. Takashi war da zwar eine Ausnahme gewesen, aber nicht einmal seine Vermutungen waren so treffend gewesen wie die dieses Mädels hier. Es war echt gruselig, wie sie mir geradewegs in den Kopf zu sehen schien!

Nachdem ich aus den unendlichen Tiefen meiner Gedankengänge wieder aufgetaucht war, stellte ich fest, dass Zetsây und Natsumi sich gegenseitig in ein Gespräch über Namensgebung, deren Bedeutung und allerlei anderen Krimskrams vertieft hatten. Und auch die bestellte Creme stand schon vor meiner Nase. Während ich ihnen beim munteren Debattieren lauschte, schob ich mir einen Löffel nach dem Anderen in den Mund, gab hin und wieder meinen Senf zu bestimmten Themen, die mir gefielen, ab, saß aber ansonsten eher schweigsam da. Mir genügte es schon, an einer so himmlisch luftigen Schokocreme schnöggern und dann auch noch weiterhin Zetsâys Hand halten zu dürfen. Er hatte sie nicht zurückgezogen, seitdem ich versucht hatte, ihn zu beruhigen und aß sein Tiramisù sogar mit der linken Hand, obwohl er, wie ich bereits bemerkt hatte, eindeutig Rechtshänder war. Dementsprechend unbeholfen sahen seine Bewegungen auch aus.

Gott, war das knuffig!

Ich seufzte und lächelte ein wenig verträumt zu ihm hoch. Erst ein erschrockenes „Rei, pass auf, di–!“ ließ mich hochfahren. Allerdings war es bereits zu spät. Mit einem leisen, schlüpfrigen Geräusch löste sich die Creme von meinem Löffel und fiel meiner beigen Schuluniformshose entgegen. Ich versuchte noch, danach zu schnappen – bei dieser Art von Dessert eine denkbar zum Scheitern verurteilte Bemühung. Trotzdem blieben meine Schulsachen von dem süßen Braun verschont, da Zetsây in einer völlig irren Geschwindigkeit eine Serviette auf meinen Schoß feuerte, damit es jedem Spritzerchen unmöglich war, einen Umweg zu machen und mich doch noch zu beschmutzen.

Gott sei Dank, mein Pa hätte mich ansonsten wahrscheinlich umgebracht…!

„Du solltest eventuell mal ein bisschen besser aufpassen, wenn du isst, und nicht so vor dich hinträumen~!“, tadelte mein wiederholter Retter mich belustigt und schnappte sich, ohne mich um Erlaubnis zu bitten, den Rest von meinem Löffel.

„Mmh~, lecker! Dass du so etwas Gutes einfach so verkommen lässt! Wenn du sie nicht willst, kann ich ihn mir ja auch nehmen!“, tat er dann breit grinsend kund und tauchte seinen eigenen Löffel in meine Creme. Eine Unverschämtheit!

Ich schlug ihm empört auf die Finger und fixierte meinen Nebenmann mit schmalen Augen.

„Wer hat dir erlaubt, dir einfach etwas von mir zu klauen?“, beschwerte ich mich anschließend völlig übertrieben und zog eine kleine Fluppe. Zetsâys Augen wurden etwas größer, als er versuchte, mich mit einem süßen Dackelblick zu erweichen. Ich seufzte. Nein, solche Blicke waren nie gut für mein Herz…das im Moment anscheinend echt nichts Besseres mit sich anzufangen wusste, als wild durch meinen Brustkorb zu hüpfen, anstatt an seiner Stelle zu bleiben und dort weich zu werden. Mit meinem Körper war echt nicht gut Kirschen essen.

„Na gut, na gut, ich nehme es dir ja schon nicht übel…“, brummelte ich leise, langte nach meinem Löffel und schob ihn mir in den Mund. Okay, ich wollte ihn mir in den Mund schieben. Tatsächlich aber sah ich mich plötzlich meiner Macht über das kleine Metallteil entrissen und gab einen protestierenden Laut von mir, bevor ich mich mit funkelnden Augen zu dem dreisten Dieb wandte.

„Also langsam wi–“

Kühler Stahl stupste gegen meine Lippen und ließ mich verstummen. Jetzt war es an mir, große Augen zu bekommen; kurz darauf wurde ich rot.

„Mach mal ‚Aah~’!“, forderte mich mein unverfrorenen Retter auf und schenkte mir ein Lächeln, bei dem ich das Gefühl hatte, schon selbst überreif an einem grünen Zweig vor mich hinzubaumeln. So war ich gehorsam und öffnete meine Lippen ein kleines Stückchen und wurde kurz darauf sowohl mit meiner Creme, als auch mit einem weiteren himmlischen Lächeln belohnt. Der Löffel hatte noch nicht allzu lange in meinem Mund geweilt, da wurde er mir auch schon wieder entzogen. Mich selbst konnte ich mich allerdings nicht entziehen. Dieser Blick war einfach zu fesselnd, zog mich in seinen Bann, näher an ihn heran. Ich versank, während er näher kam; genoss ein überirdisch gutes Kribbeln in meiner Magengegend und senkte meine Augenlider, um alles noch intensiver spüren zu können. Wieder konnte ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren, wusste, was er mir gleich gewähren würde und ersehnte es sehnsüchtig.

Bis das Räuspern kam.

Enttäuscht schlug ich wieder die Augen auf.

„Ähm…Jungs? Ich möchte euch ja nur ungern stören, ich mein, meinetwegen könnt ihr gerne weitermachen, aber…wir haben ein paar Zuschauer, die das anscheinend doch nicht…na ja…so gut finden würden…“

Wieder räusperte sich unsere Begleiterin ein wenig verlegen und deutete mit ihrem Kopf in die Richtung einiger anderer Gäste, die uns ziemlich misstrauisch musterten.

Hoppla…da haben wir uns nicht gerade…diskret verhalten…hust…egal…?, dachte ich und schenkte den Leuten ein schüchtern–zaghaftes Grinsen. Meine Wangen brannten immer noch, aber diesmal aus einem anderen Grund. Ich mochte es gar nicht, so dumm angestarrt zu werden. Als hätten die noch nie ein schwules Pärchen gesehen…!

Gut, wir waren noch nicht zusammen, aber so, wie es aussah, würde das nicht mehr allzu lange dauern~! Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, erschien plötzlich ein dickes, fettes Grinsen auf meinen Wangen und ließ sich auch nicht von den merkwürdigen Blicken meiner Begleiter vertreiben.

„Sag mal…kommt es mir nur so vor, oder hat Rei da plötzlich etwas im Gesicht?“, fragte Natsu, wie wir sie ja nennen sollten, und musterte mich äußert eingehend.

„Na ja…irgendwie schon, nicht? Süßer, das sieht komisch aus. Was hast du nur getan?“

„Genau, erklär es uns!“

Ich schüttelte frech den Kopf.

„Nö. Keine Lust!“

„Wie bitte?“ Sie plusterte ihre Wangen auf und funkelte mich an. „Das ist ja wohl die Höhe! Tu doch was dagegen, du musst ihn schließlich unter der Fuchtel halten!“, fuhr sie anschließend Zetsây vor Sarkasmus triefend an.

„Ach?“, erwiderte dieser und grinste überheblich. „Mir scheint, ich muss ihn eher beschützen!“

„Na, das ist ja mal was ganz Neues!“, mischte auch ich mich jetzt wieder ein. „Wovor denn bitteschön? Mir sind keine Fälle bekannt, in denen ich nicht auch selber klargekommen wäre!“

„Hmm…Schokocreme auf Hose…nicht gut, oder?“, wies er mich sanft zurecht – und zerstörte prompt meine Frisur durch ein mehr als nur dreistes Tätscheln auf mein hübsches Köpfchen. Fast genauso blitzartig hatte er sich auch gemeinsam mit unserer Bekannten einem neuen Thema zugewandt. Nämlich Tollpatschigkeit.

Nein, das war keine Anspielung auf meine Wenigkeit, nein!

Die Beiden kümmerten sich jedoch nicht darum, dass ich ein wenig vor mich rumschmollte und tratschten weiter; echt der Hammer, wie gut die sich verstanden. Aber gut, ich hatte mich auch sofort so gut mit Zetsây verstanden. Wer wollte das auch nicht? Bei so einem Schnuckelchen…das dann auch noch schwul war…

Trotzdem war ich ein wenig eifersüchtig auf Natsumi. Schließlich hatten wir ja eigentlich etwas nur zu zweit machen wollen.

Selber Schuld! Du hättest ja nicht auf ihr Angebot, euch zur Entschädigung einzuladen, annehmen müssen…oder vielleicht doch…diese Creme ist ja so lecker!

Wenigstens war sie so nett und erzählte uns, dass sie ebenfalls zu den absoluten Tollpatschen gehörte, da sie wirklich jede Ecke und jede Kante mitnahm, auf die man treffen konnte. Was aber Menschen anging, so konnte sie diesen normalerweise super ausweichen, wenn sie auf den Inlinern – oder noch besser auf dem Eis – war. Laut ihrer Worte war ihren Eltern ihre Gewandtheit auf dem Eis so suspekt gewesen, dass sie sie sogar gefragt hatten, ob sie auch ganz sicher ihre Tochter sei.

„Und was hast du darauf geantwortet?“

„Na ja… Ich erwiderte: ‚Klar bin ich das. Seht euch mal um. Hier ist doch gar nichts Kantiges, gegen das ich fahren könnte, oder?’ Wie die geguckt haben! Einfach herrlich!“

Wieder lachten wir gemeinsam, doch das lag nicht nur an ihrer Geschichte. Auch ihre Art zu erzählen war einfach…umwerfend!

Die ganze Zeit war sie wild am Gestikulieren und Grimassen Schneiden gewesen. Niemand konnte das nicht toll finden. Und wie sie ihre Stimme dann auch noch verstellen konnte~

Einfach grandios!

Die beiden Anderen waren noch munter am Kichern, als ich abrupt aufhörte und genauer hinlauschte. Die spielten doch tatsächlich mein Lieblingslied im Radio…Dass ich das noch mal erleben durfte~!

Ich grinste glücklich und wippte die Melodie ein wenig mit dem Kopf mit.

„Äh…Rei…“, begann Zetsây da plötzlich ein wenig zurückhaltend und musterte mich ziemlich skeptisch.

„Sch! Das kann auch noch bis gleich warten! Das ist mein Lieblingslied!“

„Ach so…aber findest du nicht, dass du vielleicht trotzdem mal rangehen solltest?“

„Ha–? … Oh~!“

Mit roten Wangen suchte ich meine Klamotten nach meinem Handy ab. Normalerweise war hatte ich es doch immer aus oder auf lautlos gestellt, also warum bimmelte das dumme Ding ausgerechnet jetzt?!

Ich mochte Handys ja schon aus Prinzip nicht, da ich der Meinung war, dass man mit ihnen wie ein höriges Hündchen immer und überall unterbrochen und zurückgerufen werden konnte. Klar, zum Teil mochte meine Abneigung auch daher rühren, dass man mir mal per Handy das Herz gebrochen hatte, aber sogar schon davor hatte ich zumindest eine leichte Antipathie gespürt.

Bevor ich weiter in meiner düsteren Gedankenwelt versinken konnte, hatte ich mein Handy schon erreicht und nahm den Anruf an.

„Ja?“

„Rei? Hier ist Zaki.“

Oh. Und ich hatte den vermeintlichen Finsterling anschnauzen und ausquetschen wollen, wie zum Henker er an diese Nummer herangekommen war. Da hatte ich ja gerade noch mal Schwein gehabt. Trotzdem war ich über alle Maße überrascht.

„Hi~! Äh…was gibt’s?“

„Na ja, ich soll dich von deinem Pa bitten, nach Hause zu kommen. Wir wollen in ’ner Viertelstunde Abendbrot essen und…er macht sich Sorgen. Ich übrigens auch. Ist alles okay mit dir? Du bist nach der Schule gar nicht nach Hause gekommen…“

„Oh…ja klar, mach ich gleich. Sorry, aber ich habe nach der Schule…zufällig jemanden getroffen und…“ Fieberhaft überlegte ich, wie ich formulieren sollte, dass ich nicht ganz unbeschadet nach Hause kommen würde. „…und ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Fahrrad. Könntest du Paps vielleicht schon mal seelisch darauf vorbereiten? Er übertreibt immer so schnell mit seiner Sorge.“

Zaki schwieg kurz, ich konnte sein Haar am Hörer rascheln hören.

„Okay…Geht klar…Weißt du denn, wann du so ungefähr zu Hause sein wirst?“

„Moment.“ Meine Augen suchten nach einer Uhr, als sie jedoch keine fanden, seufzte ich auf. „Keine Ahnung. Je nachdem, wie ich die Bahn erwische, werden es…nun ja…zwanzig bis dreißig Minuten sein, okay? Ihr könnt ruhig schon mal anfangen zu essen, ich mach es mir dann zur Not nachher einfach warm.“

Ich hörte ihn leise lachen. Uns war beiden klar, dass mein Vater so etwas nicht einfach so zulassen würde. Ihm war es so wichtig, dass wir uns wie eine normale Familie benahmen – also warteten wir auch immer mit dem Abendessen, bis alle da waren, und wenn das noch so lange dauerte.

„Na gut. Dann bis später, Rei.“

„Bis später.“, verabschiedete auch ich mich und legte auf. Meine beiden Begleiter und meine halb aufgegessene Creme starrten mich erwartungsvoll an.

„Sorry, Leute, aber ich muss jetzt los.“, entschuldigte ich mich verlegen lächelnd, griff nach meinem Löffel und lud mir eine große Portion auf. „Ich esse nur noch kurz zu Ende und dann…“

„Was? Aber warum denn?“

Zwei überrascht–enttäuschte Augenpaare starrten mich an, das dritte verschwand gerade in meinem Mund.

„War das eben etwa dein Vater?“

Ich schüttelte schluckend den Kopf.

„Nein. Er hat mir von Zaki ausrichten lassen, dass ich nach Hause kommen soll, weil es gleich Abendessen gibt.“

„Bitte? Aber du isst doch schon!“, protestierte Natsu lautstark und hielt meine Hand fest, um mich aufzuhalten. Zetsây dagegen fand sich ein wenig schneller mit unserem Schicksal ab.

„Schön. Dann werde ich dich aber begleiten.“

„Nein, nein, lass mal. Ich krieg das schon hin. Ist ja noch hell. Tausch du lieber schon mal unsere Handynummern mit Natsumi aus, damit wir alle in Kontakt bleiben können.“

Ein letzter Happs und schon war die Schüssel leer. Sofort sprang ich auf, zog meine Schultasche mit hoch und deutete eine verspielte Verbeugung in Natsus Richtung an.

„Vielen lieben Dank für die Einladung. War echt super, dich mal kennenzulernen. Macht das wirklich, das mit den Nummern und so. Und du…“ Ich beugte mich noch zu meinem herzallerliebsten Begleiter hinunter, der mich ein wenig traurig aus seinen dunklen Augen musterte. „Lass uns uns so schnell wie möglich wieder sehen, ja?“

Ich überlegte kurz, ob ich das wirklich tun sollte, entschied mich dann aber doch dafür und drückte meinem Retter einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann winkte ich den Beiden kurz zu und war auch schon weg.
 

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G wie Genugtuung – Ende
 

Weiter geht’s in: H wie Hölle



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Inan
2010-01-11T21:48:36+00:00 11.01.2010 22:48
Awww~ wie er ihm am ende n küsschen gegeben hat <3
Rei ist echt nicht zu übetreffen!
Aber Zaki ist auch cool...how ever xD
tolliges chap^^
Von: abgemeldet
2009-10-29T01:55:29+00:00 29.10.2009 02:55
Tolles kapitel :D
Dein schreibstil ist toll
Ich weiss nicht warum aber ich liebe kashiwazaki, er ist so schön böse xD
Bin schon gespannt wies weiter geht
lg
Nicicat
Von: abgemeldet
2009-10-25T23:23:36+00:00 26.10.2009 00:23
Sooo jetzt habe ich es auch fertig gelesen :)
Weiter so - huch war das knuffig. ^^
Von: abgemeldet
2009-10-22T12:08:16+00:00 22.10.2009 14:08
Ein wirklich wunderschönes Kapitel was du da geschrieben hast und ein unglaublich langes noch dazuO_oXD
Aber es ist echt großartig geworden und ich freue mich das Rei endlich wieder jemanden gefunden hat der ihn liebt<3 Zetsáy ist einfach toll und wie für ihn gemacht! Die beiden passen super zusammen. Rei hat ihn verdient und anders rum er ihn auch.
Ich bin schon gespannt wie es weitergehen wird mit den beiden und ob alles weiterhin gut für Rei läuft. Kashiwazaki kam in diesem Kapitel ja gar nicht vor, was ich ziemlich schade finde. Irgendwie hatte ich gehofft die beiden würden mal zusammen kommen, aber ich gebe ide hoffnung nicht auf!XD
Mal sehen was noch passiert...

GLG _midnightkiss_
Von: abgemeldet
2009-08-19T14:42:16+00:00 19.08.2009 16:42
Das wird ja heiter ^^ Hihi. Armes Kerlchen.
Jaa, schnell weiter ^^


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