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Alabasta no Suna Oasis

アラバスタの砂·オアシス
von

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Angriff der Sandora-Echsen!

Die Nacht eignete sich, um ganz durchzureiten. Die Wüste kühlte auf Minusgrade ab und hauchte einen gar eisigen Wind über ihre Dünen, der das Pferd gut antrieb. Corsa achtete darauf, dass die kleine Gestalt in ihrer Decke eingehüllt blieb. Mit einem Arm drückte er sie fest an sich, damit sie nicht hinunterfiel. Trotz des rasanten Tempos meinte er, ihr Herz kämpfen zu spüren. Und jeder dieser verzweifelten Schläge könnte ihr letzter sein. Es war unüberlegt von ihm gewesen, einfach loszureiten, nur um dem Wunsch eines sterbenden Kindes nachzukommen, das noch gar nicht über die Erfahrung verfügte, um die Konsequenzen seiner Entscheidungen abschätzen zu können. Und das hatte er nun davon: Eine weite Reise durch den unbarmherzigen Erg Alabastas mit nur geringem Proviant und der Ungewissheit, ob dieses starrsinnige Mädchen sie überhaupt überstehen würde.
 

Sie erwachte mit einem Stöhnen.

Wie ein unsterblicher Despot thronte die Sonne über ihr und sandte ihre heißen Untertanen aus. Sie schwelten auf ihrer Haut, auf ihren Augen, in ihrem Hals, der so trocken war wie die Wüste selbst. Durst. Obschon sie davon überzeugt war, dass echte Stille ein sehr, sehr seltenes Phänomen darstelle, sie mitunter ein Recht nur des Todes sei, so wie allein der Blinde wirklich nichts sieht, glaubte sie gegenwärtig, von Stille umgeben zu sein, was womöglich bedeutete, gerade zu vergehen, sich inmitten jenes Aktes des Sterbens zu befinden, kurz bevor auch das Sehen für immer versiegt.

Dann hörte sie ein Pferd wiehern.

Durst… Durst!

Sie roch das erhitzte Material eines Handschuhs und schnappte sofort nach dem, was er schützte.

Durst! Durst! Durst!

Aber sie bekam keinen Ton heraus. Enttäuscht wollte sie die Augen schließen und einschlafen, ehe sie spürte, wie ihr schmerzender Kopf gehoben und ihr etwas an den Mund gehalten wurde, das sie nach wenigen Sekunden als einen Flaschenhals identifizierte.

Wasser!

Gierig und nicht bereit, bescheiden zu sein, begann sie zu trinken, aber die Hände, die sie hielten, übten mehr Einfluss auf die ersehnte Flüssigkeit aus als ihr Mund und gestatteten nicht, dass sie sich verschluckte. Ein klarer Fluss, wie man ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte, sprudelte fröhlich durch ihren Körper und schwemmte die saugende Entmutigung, welche sich in diesem breit gemacht hatte, hinfort. Ihre Lippen trennten sich von der Flasche, und behutsam schwebte ihr Kopf auf etwas Weiches, das vorher noch nicht dagewesen war. Traurig nahm sie zur Kenntnis, dass die Hände sich entfernen wollten. Ihre kleinen rutschten schlichtweg von seinen langen Fingern, wie als wäre er eine Brise, die man unmöglich halten kann, und kein Wort wagte es, ihn am Gehen zu hindern. Sie wollte nicht alleine sein. Ihre Mama hatte sie nie allein gelassen, wenn es ihr mal schlecht gegangen war. Sie hatte sie gestreichelt und die allerschönsten Melodien gesummt, damit es niemals ganz still wurde.

Aber ihre Mama war nicht mehr.

Sie dachte an gestern. Ja, gestern, als die Umstände ihn gezwungen hatten, sie dicht an sich zu drücken. Dort, zwischen ihm und dem Nacken des großen, schwarzen Tieres, hatte sie sich wohl gefühlt. Fast wie bei Papa, der sie wie ein Ritter vor jedem großen oder kleinen Übel oder auch vor dem blöden Nachbarsjungen beschützt hatte.

Ihr Kopf pochte quälend. Ihre Glieder zitterten. Innerlich fror sie und außen schien sie zu verbrennen. Ihr blauer Lieblingsschlafanzug war von Schweiß durchnässt. Ihr Haar klebte dünn und platt an ihrer Haut.

Sie kannte ihn ja gar nicht. Was, wenn er zu dem Entschluss kommen würde, dass es doch keinen Sinn machte?

Durst. Alles, was dazu fähig war, streckte sie nach ihm, nach der Flasche aus. Sie ahnte nicht, dass Corsa bereits von ihrer Seite gewichen war, weil er einen jener Kakteen entdeckt hatte, von denen er wusste, dass der Verzehr ihres Wassers heftige Illusionen verursachte. Dennoch konnte er es verwenden, um das Pferd und sein eigenes Gesicht zu befeuchten. Die Kühle wirkte wie ein Balsam. Auch Sunnys Temperatur würde er mit ihm etwas lindern können. Er stand auf, um das Mädchen zu holen, da ließ ihn etwas innehalten. Er lauschte.

Zehn Sekunden.

Zwanzig…

Sein treuer Hengst hatte die Ohren aufmerksam erhoben und wurde nervös.

So schnell er konnte, hetzte er zum Zaumzeug, dass er dem Tier der Entspannung wegen abgenommen hatte, langte noch im Laufen danach und eilte zurück. Hastig legte er es um, zog den Sattel und die Trense fest, dann rannte er zu Sunny, hob sie mitsamt seinem Mantel auf und trug sie zu dem Pferd, das just wiehernd in die Höhe stieg.

„Ruhig“, befahl er mit scheinbarer Fassung, seine eigene Aufregung unterdrückend. Sie mussten weg. Das dumpfe Beben des Sandes wurde stärker, immer stärker… Und es hatte ein Ziel…

Mit einem Satz schwang er sich samt Kind auf den Rücken des Pferdes und spornte es zur Flucht an. Mit gekonnten Kapriolen flog es über die hohen Dünen, die unweit hinter ihm zu explodieren schienen. Corsa biss die Zähne zusammen. Ein Sandora-Echsenpaar auf der Jagd hatte ihm gerade noch gefehlt! Die Riesenreptilien waren meist zu zweit anzutreffen und von äußerster Gefährlichkeit, vor allem aufgrund ihrer wahnsinnigen Geschwindigkeit und unermüdlichen Ausdauer. Wenn sie erst einmal aus dem Sand getaucht waren, unter dem sie sich jetzt noch verbargen, würde das Überleben von Zufällen und viel Glück abhängen. Und so, wie er die Viecher kannte, würden die sich nicht erst bitten lassen.

Als die eine vor ihnen den emporschießenden Sandgeysiren entstieg und sich das Ross daraufhin erschrocken auf die Hinterhufe begab, gelang es dem überraschten Corsa nur mit Mühe, sich und Sunny festzuhalten. Zu sehr hatte er sich auf den Lärm und die Gewalt hinter ihnen konzentriert. Der Staubnebel lichtete sich, und sie standen vor einer riesigen Höhle, aus der eine schimmelige Böe wehte. Weiße, messerscharfe Stalagmiten sowie Stalaktiten säumten ihren Eingang, und ihr wenig einladender Teppich bestand aus einer breiten, schwülen Zunge. Es war eine Höhle, die man nicht betritt, sondern die sich ihre Besucher selbstständig holt – ohne Aussicht auf Rückkehr: Das Maul einer Sandora-Echse.

Corsa befahl dem Rappen, zu wenden, obwohl er sich im Klaren darüber war, dass es um ihre Chance, zu entkommen, miserabel stand. Die Echsen waren schneller als sein Reittier. Eine minimale Hoffnung hielt ihn davon ab, sich allmählich mit dem Unausweichlichen anzufreunden. Eine Hoffnung, die keimte, weil er Sunny nicht seinem Schicksal aussetzen wollte, und die den Gedanken nährte, dass die Echsen noch immer durch zufällig vorüberfliegende Schwindelreiher oder einen erschnupperten Umzugskrebs abgelenkt werden könnten.

Nun brach auch die zweite Echse mit einem ohrenbetäubenden Getöse durch den Sand und nahm die Verfolgung auf. Sie schienen sich für die Hatz Zeit zu lassen, so als wollten sie ihnen Angst machen. Eigentlich ausgeschlossen, dass die Viecher so denken konnten. Aber Corsa hatte Angst. Um Sunny. Es war nicht das erste Mal, dass er auf Sandora-Echsen traf. Es war bloß das erste Mal, dass er dabei auf jemanden Rücksicht nehmen musste.

Sein Pferd preschte in Windeseile über die hindernisreiche Fläche, hatte zunehmend Schwierigkeiten, nicht auf dem nachgebenden Untergrund zu verrutschen oder in ihm stecken zu bleiben. Mehr angespornt von seinem eigenen, instinktiven Fluchtinteresse denn durch die stummen Befehle seines Herrn, gab es alles, um den in der Nahrungskette Alabastas höher gestellten Geschöpfen zu entgehen. Gegen deren Riesenlatschen war es jedoch machtlos. Sie schienen dem Spiel nun ein Ende setzen zu wollen und holten auf.

Corsa zog sein Schwert.

Eines der hungrigen Reptilien war ihnen so nahe, dass er erneut den Tod riechen konnte, der aus dem Rachen der Bestie atmete. Ihm war klar, dass sie verloren wären, würden sie nicht kämpfen. Er durfte nicht länger auf Ablenkungen hoffen, die ohnehin nie kommen würden.

So weit wie ihm möglich, wandte er sich um und richtete das Schwert aus, den beiden Sandora-Echsen in die wahnerfüllten Augen blickend. Die seinen wurden schmal. Wenn er den günstigsten Moment abpassen und ihre Schwachstellen treffen würde, dann…

Plötzlich ertönte ein neuer Lärm zwischen dem Donnern der Echsen, dem Trommeln der Hufe, dem Scheppern des Zaumzeugs sowie dem Hämmern seines eigenen Herzens: Schreie! Hastig richtete er sich wieder nach vorne und sah Sunny ohne Unterbrechung kreischen! „Hör auf!“, drängte er sie. „Sei bloß still!“

Den folgenden Angriff der Verfolger sah er nicht kommen: Eine große Klaue stampfte direkt neben ihnen auf, erwischte sie zwar nicht, doch riss das Pferd von den Beinen, wobei dessen Reiter hilflos hinuntergeworfen wurden. Corsa verlor das Mädchen und wirbelte mehrmals herum, ehe er zum Liegen kam und seinem Tier nur noch nachschauen konnte, das völlig außer Kontrolle geraten war. Vergeblich versuchte er, es zurückzupfeifen. Ungezügelt galoppierte es durch den schmalen Spalt zwischen den beiden Schuppenmonstern, was denen nicht entging. Während Corsa nach seiner Waffe griff und auf die Echsen zustürmte, hatten die schon das Interesse an ihm verloren, änderten ihre Richtung und rasten dem schwarzen Appetithäppchen hinterher, das deutlich mehr herzumachen schien.

Sinnlos.

Nach einigen Metern der Verfolgung blieb Corsa keuchend stehen und ließ die Klinge sinken. Die Echsen wurden gen Horizont immer kleiner. Er schlug sich die Hand gegen das erhitzte Gesicht. „Verdammt…“

Die Bedrohung waren sie auf diese Weise zwar losgeworden, aber erstens hatten sie kein Reittier mehr und zweitens war eben dieses nun höchster Gefahr ausgesetzt.

Es war sein erstes Pferd gewesen. Eines der wunderschönen Fohlen aus der königlichen Zucht. Der König persönlich hatte ihm die Zügel in die Hand gedrückt. Noch ziemlich genau erinnerte er sich an die erstaunten Blicke der Mitglieder des Suna Suna Clans, als er ihnen Winter vorgestellt hatte und damit geprahlt, was er bereits alles auf ihm anstellen konnte.

Winter.

Obwohl er niemals einen erlebt hatte und es auch nie würde.
 

Mit gesenktem, hinter den stark beleuchteten Gläsern verborgenem Blick kehrte er zurück an die Stelle, wo ein aufgelöstes Mädchen mit tränennassen Wangen auf ihn wartete. Zumindest schrie Sunny nicht mehr. Sie schien zu ahnen, in welcher Verfassung der Rebellenanführer gegenwärtig war. Vermutlich zur Besänftigung seines Gemüts deutete sie auf die Tasche mit dem Proviant, welche etwas weiter entfernt im Sand lag. „Ist auch runtergefallen.“

Corsa hob sie auf und überprüfte, ob alles drinnen enthalten war.

„Wie geht es jetz’ weiter?“, fragte eine heisere, regelrecht ängstliche Stimme. Angst? Sah er wirklich so schrecklich aus, dass man Angst vor ihm haben musste?

Er rang um Beherrschung und fuhr sich durch das dunkelblonde Haar, damit es nicht mehr so wirr im Gesicht hing. „Wir setzen die Reise fort.“

„Ohne Pferd?“, wollte sie sich verwundert vergewissern.

„Wir haben keine Wahl.“

Ohne Pferd durch die Wüste? Bis nach Nanohana war es noch entsetzlich weit. Aber das war es in jede Richtung. Es gab kein Zurück.

Allerdings konnte er ihr das Laufen der langen Strecke unmöglich zutrauen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Umimugi
2011-11-21T12:40:13+00:00 21.11.2011 13:40
Also ich hab deine FF bisher bis hierher gelesen und bin leicht verwirrt über die Handlungssprünge zwischen drinnen XD
Ansonsten mag ich deinen Schreibstil SO gerne, er ist wirklich toll! Eindrücklich, flüssig und super geschrieben!
Ich mag deine FF sehr und werd das nächste Chapter zu Hause lesen (bin grad noch in der Uni XD)

Mach auf jeden Fall weiter so, ich mag das Pair so gerne und du kannst wunderbar gefühlvoll schreiben, du triffst auch sehr gut mit Worten :3

glg Mugi


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