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In the Heart

~Daily-Challenge~
von

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verschwinden - Baumstumpf - Schwert - riesig

☆¤*★*¤☆Nummer 5☆¤*★*¤☆
 


 

Lautes Stimmengewirr hüllte ihn ein, während er in einer dunklen Ecke an der Bar saß und sein Bier trank. Es war schon das gefühlte fünfte und doch war Leos Verstand so klar wie noch nie.

Immer wieder hob er das Glas an seine Lippen, schmeckte den Geschmack des Hopfens und spülte schließlich alles ohne Zögern seine Kehle hinunter. Was hatte das eigentlich alles für einen Sinn, was er hier tat? Er saß nun schon den siebten Tag in dieser Bar und trank Tag für Tag das Gleiche. Die Leute beachteten ihn nicht und die Kellnerinnen warfen ihm einen mitleidvollen Blick zu, wenn sie ihn erkannten.

Seine Haare standen wild von seinem Kopf ab, einzelne Strähnen färbten sich bereits grau und im Allgemein hätte er sicherlich mal wieder eine Dusche benötigt. Wahrscheinlich dachten die Leute, er wäre ein Penner, jemand, der sein Leben auf der Straße fristete und von seinem mühsam zusammengebettelten Geld in die nächst beste Spelunke huschte, um seinen Verstand mit Alkohol zu vernebeln, um die Qualen, die Ängste und die Zukunft zu verringern oder gar zu vergessen.

Nur er wusste, dass dem nicht so war und seufzend stellte er schließlich das leere Glas ab.

Sieben Tage war es nun her, dass sie verschwunden war. Sie zusammen mit seinen beiden Söhnen, die er täglich mehr vermisste. Nur einen Zettel hatte er vorgefunden, auf dem so kurz wie möglich erklärt war, dass sie gegangen war. Warum? Das wusste er nicht und irgendwann hatte er damit aufgehört, sich diese Frage zu stellen.

Wahrscheinlich hat es alles einen Grund, dachte er und bestellte sich mit einem gehobenen Finger das nächste Bier.

Sein geordnetes Leben war in sich zusammengefallen, wie ein Kartenhaus. Er trank mehr, als dass er sich um seine Arbeit bemühte und erst gestern hatte ihm sein Chef vorgehalten, sich mehr anzustrengen. Sonst wäre er seinen Job los, hatte er nüchtern hinzugefügt und den verzweifelten Mann somit aus seinem Büro komplimentiert. Hinter die Fassade schien er nicht blicken zu können und wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn er anderen die Chance gab, sich in seinem Beruf zu behaupten, wenn er momentan anderes im Kopf hatte als die Arbeit.

Wenn er darüber nachdachte, sinnierte er, während der nächste Schluck seine Speiseröhre hinunterrutschte, hatte seine Frau wohl auch Recht gehabt.

Leo war selten zu Hause, kein Wunder also, dass seine Familie die Nase voll hatte. Nicht mal eine Adresse hatte sie hinterlassen, wo sie hingehen würde und die Telefonnummern, die er wählte, um sie zu erreichen, waren entweder besetzt oder ganz gesperrt.
 

„Hey, du bist ja schon wieder hier!“

Eine Frauenstimme ließ ihn zusammenzucken, denn anders als normalerweise, war diese nicht weit entfernt und wohl an jemanden gerichtet, der weiter von ihm entfernt war. Leo wandte den Blick zur Seite und erkannte das besorgt aussehende Gesicht von Marcy.

Ihre beste Freundin …

„Warum auch nicht?“, röhrte der hoch gewachsene Mann und trank noch einen Schluck, doch anders als erwartet, setzte sich die Blonde neben ihn auf den Barhocker und beäugte ihn kritisch. Er konnte sehen, wie sie ihn musterte, und beinahe hätte er ihre Gedanken erraten können, doch sein Mund blieb am Glas haften, während er die Hälfte seines Bieres hinunterschüttete. „Du siehst schlecht aus“, murmelte sie nun leise und nahm ihm das Bier aus der Hand, welches sie soweit von ihm weg schob, dass er sich dafür hätte strecken müssen. „Danke“, erwiderte er monoton und ließ den Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf das Glas fallen, das für ihn gerade so unerreichbar erschien wie der Mond. Wahrscheinlich hatte er schon wieder zu viel des Guten getrunken, seine Sicht schien sich schon fast zu verabschieden.

Er konzentrierte sich demnach auf seine Nebenfrau und trotz erhöhtem Alkoholspiegel nahm er ihre Silhouette mehr als deutlich wahr. Ihr Parfüm stieg ihm in die Nase und vermischte sich nachträglich mit dem Gestank von Bier und Rauch. Ein leichtes Übelgefühl beschlich ihn, sodass er kurz durchatmete.

„Du solltest dir das nicht zu Herzen nehmen, Leo. Hat sie sich schon gemeldet?“ Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf, jedoch auch nur so viel, wie es nicht dazu ausartete, sich anschließend übergeben zu müssen.

Marcy seufzte und erhob sich. „Lass uns spazieren gehen.“ Mit diesen Worten legte sie ein paar Scheine auf die Theke und zerrte den Mann von seinem Barhocker.
 

Sie war der Meinung, frische Luft würde ihm gut tun und dafür sorgen, dass er einen freien Kopf bekam. Und den brauchte er zurzeit mehr denn je.

Die Luft war frisch und beißend, wohl der Vorbote eines kalten Herbstes, wenn man bedachte, dass bereits jetzt sämtliche Blätter auf dem Boden lagen und die Bäume schutzlos der Witterung ausgeliefert waren.

Marcy fröstelte leicht und richtete den Kragen ihrer Jacke etwas mehr, um den kalten Wind nicht direkt in den Nacken zu bekommen. Wenn man davon absah, dass sie mit einem depressiven Halbalkoholiker unterwegs war, hätte sie jetzt über die eintretende Nacht geschwärmt, wie sie es immer tat, um die Stimmung zu heben.

Doch dieses Mal blieb sie ruhig und wartete, dass Leo anfing, zu erzählen oder sonst etwas tat.

Mareike hatte sie vor 2 Tagen darum gebeten, ein wenig auf ihn zu achten und auch, wenn sie nicht wieder zu ihm zurückkommen wollte, lag es ihr am Herzen, dass er sich nicht vergaß. Und das würde passieren, dachte Marcy, wenn er so weiter machte.

Sie schlenderten durch den Park, in dem die Straßenlaternen die Wege hell beleuchteten, doch Leo zog es förmlich über den feuchten Rasen und die Unebenheit des Bodens. Vielleicht, um zu verdecken, wie schwer es ihm wirklich fiel, gerade zu laufen.

Er hatte sich oft vorgestellt, wie es wäre, mal verlassen zu werden.

Und wahrlich, es war nichts, das er freiwillig wiederholen würde. Doch es war so gekommen und für den Moment war er Marcy mehr als dankbar, dass sie bei ihm war. Obwohl sie ihn an seine Frau erinnerte, die ihre Kinder jetzt alleine ins Bett bringen musste.

Er seufzte und ließ sich schließlich auf einer Bank fallen, die die Form eines Baumstumpfs hatte. Eine dämliche Idee der Stadt. Und unpraktisch für mehr als zwei Personen.

„Ich kann’s immer noch nicht glauben, Marce.“ Er lächelte traurig und fuhr sich durch die leicht fettigen Haare, doch die Blonde legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, Leo, aber du musst drüber wegkommen. Das hört sich jetzt so einfach an, ich weiß, wie du dich fühlst.“ Ja, auch sie war mal verlassen worden, doch waren da keine Kinder mit im Spiel gewesen. „Und was bringt mir das? Sie war mein Leben!“

Die Wut und Verzweiflung in seiner Stimme berührte sie, doch war ihr auch bewusst, dass sich das im Laufe der Zeit legen würde. Er musste nur damit umgehen können. „Mareike hat getan, was sie für richtig gehalten hat. Sie war unglücklich, weil du so oft nur deine Arbeit im Kopf hattest. Sie war immer der Meinung, dieses riesige Imperium hätte auch ohne deine täglichen Korrespondenzen seinen Gewinn gemacht.“

„Ich werde gefeuert … Mein Boss meint, ich strenge mich nicht mehr genug an.“

Marcy schwieg und nahm dann einfach seine Hand in ihre, um sie fest zu drücken. „Du schaffst das … Du warst immer ein zweischneidiges Schwert, das sich weder von Partnern, noch Kollegen oder anderen Leuten hat unterkriegen lassen. Hier ist es genau dasselbe.“

Leo starrte überlegend auf die verschränkten Hände auf Marcys Oberschenkeln. Irgendwie hatte sie Recht, ging es ihm durch den Kopf, aber es war schwer, das auch so zu akzeptieren, wenn er gerade alles verloren hatte, für das es sich zu leben gelohnt hätte. Aber es stimmte, er war niemand, der sich unterkriegen ließ. Von niemanden und wenn seine Frau meinte, es wäre so das Beste, würde er das respektieren – nachdem er sich zumindest ein Besuchsrecht bei seinen Kindern gesichert hätte.

„Ja“, sagte er schließlich und grinste sogar. „Komisch, aus deinem Mund hört sich das sogar glaubwürdig an.“ Es schien, als wäre nicht nur sein Alkoholpegel in Sekundenbruchteilen verschwunden, auch seine gute Laune war zurückgekehrt, die seine Umgebung so vermisst hatte. „Ich weiß eben, wovon ich spreche“, erwiderte Marcy leichthin und drückte ihre Lippen auf die Schläfe ihres Nebenmannes. „Komm, es wird kalt.“

Wie zur Stärkung der aufkommenden Stärke, hielt sie seine Hand fest umklammert, während sie durch den Wind und die hinab fallenden Blätter durch die Nacht gingen. Vielleicht würde jetzt wieder alles gut werden …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-17T19:45:43+00:00 17.09.2008 21:45
Soooo... teil vier.... heute Mal eine melancholische Variante... nicht übel, auch wenn tatsächlich das gewisse Etwas gefehlt hat.

Dennoch kann ich sagen, dass die Story gut ausgearbeitet war, von vorn bis hinten stimmig, was extrem wichtig ist wenn man schreibt. ^^

Und wieder war da die Grammatik XD Und du übst dich in Wiederholungsfehlern ;D
bsp. schmeckte den Geschmack des Hopfens, wie zur stärkung der aufkommenden Stärke
Das irritiert und klingt auch nicht wirklich gut. ^^
Und ich hab noch einen kleinen Hinweis... schreib nicht ... , dass dem nicht so war, ... sondern lieber 'das ES nicht so war'.
Das dem nicht so war ist veraltet und wird ungern gesehen ^^

Dennoch bin ich sehr zufrieden, da du trotz allem eine recht tiefgründige Geschichte geschrieben hast, bei der man als Leser gern wissen möchte wie es weiter geht. ^^


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