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Jadeperlen

von

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Schicksal

Knarrend öffnete sich das gigantische Marmorportal und gemeinsam mit Ryota betrat ich das atemberaubende Schloss. Die Eingangshalle raubte mir mit ihrem blendenden Anblick den Atem. Sie bestand aus zwei Ebenen, beide aus perlmutt schimmerndem Edelstein gefertigt. Erstaunt beobachtete ich, wie sich meine Silhouette schemenhaft im Boden spiegelte. Unten eröffnete uns der Gang durch das Eingangsportal den Blick auf einen weitläufigen Saal. Je drei Türen, eine an jeder Wand, führten weiter ins Schloss hinein. Zwei leicht geschwungene Treppen aus einem Stein mit einem leichten Rosahauch führten hinauf auf die zweite Ebene. Dort erreichte man durch zwei Torbögen die weiteren Flure und Räume. Ein Kronleuchter mit tausenden kristallenen Splittern hing von der Decke, durch die hohen Fenster an der Frontseite fiel weißes Sonnenlicht. Es brach sich in den Scherben und Regenbogenschimmer brachte überall im Raum die Wände zum Glitzern. Doch was meinen Blick fesselte war etwas ganz anderes. Es war ein Wandteppich, der auf der oberen Ebene an der Wand hing. Er zeigte eine Karte von einer mir unbekannten Welt – dieser Welt.

Erschrocken starrte ich die alte Kostbarkeit an. Mit einem Räuspern ließ mich Ryota aus meinen Gedanken hochschrecken. Er wies mich an ihm zu folgen.

Wir gingen über die Treppe hinauf durch den linken Torbogen. Dann bogen wir in einen dunklen Gang mit unendlich vielen geschlossenen Türen, der endloslang schien und nur durch seltenen Kerzenschein für kurze Zeit aufflammte.

Mit der Dunkelheit kam auch wieder die Angst. Abrupt blieb ich stehen. Fragend lag Ryotas Blick auf mir.

„Ryota...?“ Zögernd legte ich mir die Worte zurecht, um all meine Fragen passend zu stellen. So viel schwirrte mir im Kopf herum, soviel Angst etwas Falsches zu machen und nie wieder in mein Leben zurückzukehren. „Wo bin ich?“

„Es ist besser, wenn es jemand anderes ist, der dir das erzählt.“

„Aber warum?“, fragte ich verstört. „Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich weiß nicht, wo ich bin, ich weiß nicht, was los ist und ich weiß nicht, was ich hier mache. Ich möchte Antworten...“

„Es ist mir nicht erlaubt dir diese Fragen zu beantworten, Akina.“ Er drehte sich zu mir um und lächelte mich aufmunternd an. „Aber glaub mit, du wirst schon bald Antwort erhalten.“

Damit drehte er sich um, und ich lief ihm wieder hinterher.

Der Gang machte jetzt einen Knick nach rechts und vor uns war nun ein weiterer dunkler Gang und ein Stück weiter vorne zweigte auf der linken Seite noch ein Flur ab. Wir traten in den abgezweigten Gang.

Dieser Teil des Schlosses unterschied sich von dem Restlichen. Auf der linken Seite strömte durch kleine Kristallfenster Tageslicht herein. Auf der rechten Seite waren Türrahmen aus teurem, dunklem Holz an denen geschnitzte Rosen hinaufrankten. Doch noch ein Unterschied zum restlichen Schloss war hier zu erkennen. Nirgendwo war noch viel von der Wand zu erkennen, denn überall hingen Bilder aus der namenlosen Welt, von unbekannten Gesichtern und fremden Landschaften. Die Malereinen wirkten so real, dass ich bei dem Bild einer traurigen Frau das Gefühl hatte, dass eine Träne über ihre Wange lief.

Dann, am Ende des Ganges, erreichten wir einen hellen Raum mit hohen Fenstern. Ich vermutete, dass wir in einem der zahlreichen Türme angekommen waren. Die Decke war kuppelförmig und an der Wand, die gegenüber des Eingangs war, hing das riesige Abbild eines Drachen. Er war einfach nur großartig, anmutig, edel. Er hatte einen schweren, dreieckigen Kopf und ein Maul mit riesigen Fangzähnen. Der schmale Hals ging elegant in den starken Brustkorb über, von dem sich zwei glänzende Flügel in die Luft erstreckten. Ich vermutete, dass er mit seinen krallenbestückten Pranken selbst die fürchterlichen Rüstungen hätte bezwingen können. Der Drache war fast genau so, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte, nur die Farbe war nicht tief grün, so wie ich immer gedacht hatte. Er war purpurrot, feuerrot.

Gedankenversunken fand ich immer mehr Einzigartigkeiten in dem wunderschönen Portrait, bis mich Ryotas Stimme aus meinen Gedanken riss.

„Wir sind da“, sagte er und grinste mich aufmunternd an.

„Wir sind da?“ Resignierend hob ich meine Augenbraue.

„Das, liebe Akina, sind die geheimen Bibliotheken Kalderans.“ Und wie zum Beweis betätigte Ryota einen versteckten Schalter am Rahmen des Bildes und öffnete die hinterm Bild verborgene Tür. Dann traten wir in den geheimnisvollen Saal. Gegenüber des Eingangs war eine große Fensterwand. In der linken und rechten Ecke war je eine Treppe. Sie führten hoch auf eine zweite Ebene. Dort, und auch hier unten, waren alle freien Wände mit Bücherregalen zugestellt. Bücher über Bücher, es müssten mehr als 10.000 sein! In der Mitte des riesigen Saals saß eine kleine Gruppe um einen Tisch. Sie wirkten düster und unterhielten sich in gemäßigter Lautstärker. Das Erstaunen wurde hinweggewischt und durch erneutes Unbehagen ersetzt. Als Ryota hinter mir dann auch noch die Tür ins Schloss drückte, und sich alle Blicke auf uns richteten, steigerte das meine Panik nur noch mehr. Ryota ging selbstbewusst voran und ich folgte ihm wie ein Schatten. Mit langsamen, zögernden Schritten tapste ich hinter ihm her und für mich viel zu schnell erreichten wir dann die Menschen der tristen Versammlung. Die Sonne stand jetzt frontal zur Glaswand und erhellte den gesamten Raum mit einem warmen, beruhigenden Orange. Mein Blick ruhte schüchtern auf dem massiven, quadratischen Holztisch, erst durch die blassen Sonnenstrahlen fielen mir die eingekerbten Muster auf.

Ryota erhob jetzt wieder seine Stimme, sie hatte wieder diesen selbstbewussten Autoritätston.

„Hohe Priester, mein König...“ er nickte einem Mann mit Krone zu. „Ich bringe das Mädchen, das ihr Hüterin der Jadeperlen nennt.“

Irritiert schaute ich auf. Hüterin der Jadeperlen?

„Danke, Ryota, mein Freund. Du kannst jetzt gehen.“

„Wenn das euer Wunsch ist, Herr.“ Dann verschwand er hinter der Tür und ließ mich in meiner Hilflosigkeit alleine.

„So, junge Akina, Hüterin der Jadeperlen.“ Der König lächelte sanft. „Du wirst unsere Namen nicht kennen, deswegen werde ich dir helfen. Ich bin Daisuke, der Herrscher dieses Reiches. Zu meiner linken sitzt meine Hohepriesterin Hikari, zu meiner rechten sitzt der Hohepriester Nikko. Dann sind hier noch mein Berater Botan, mein Sohn, Prinz Daiji, und die Priester Chiyo, Naoki, Emi und Niro. Setz dich doch zu uns an den Tisch, ich glaube wir haben dir eine Menge zu erklären. Setz dich hier hin, neben Daiji.“

Sprachlos setzte ich mich auf den leeren Platz neben dem Prinzen, direkt gegenüber der Hohepriester und dem König.

„Darf ich eine Frage stellen?“, sagte ich stockend und wandte mich an den gutmütig aussehenden König. Er nickte mir aufmunternd zu und wieder stellte ich die gleiche Frage, die ich auch schon Ryota gestellt hatte. „Wo bin ich?“

„Ich sehe schon Akina, du bist ein kluges Mädchen. Es stimmt, du bist nicht mehr in der Welt, die ihr Erde nennt. Du wurdest von den Schergen der Flammenprinzessin Mizuki entführt und durch ein sogenanntes Spiegelportal hierher verschleppt, nach Kalderan.“

Mir kam es plötzlich vor, als würde sich alles um mich herum drehen.

„Heißt das“, fragte ich zitternd „dass ich wieder nach Hause kann... so wie ich hierher gekommen bin?“

Alle Blicke der Priester richteten sich schlagartig auf den alten König. Zögernd antwortete er: „Ja, es ist möglich.“

„Aber es gibt einen Haken“, schloss ich enttäuscht und lehnte mich kraftlos zurück gegen die Stuhllehne.

„Das ist es nicht“, erklärte der König. Er rieb sich die Augen, als hätte er seit Tagen nicht richtig geschlafen. „Wir wollen dich nur bitten, dass du uns zuhörst, bevor du deine Entscheidung triffst.“

Ich nickte unbeholfen, was hatte ich für eine andere Wahl.

„Unser Anliegen lässt sich am Besten mit einer alten Legende begründen“, sagte jetzt der Mann neben dem König, der hohe Priester Nikko. „Hikari?“

Sie räusperte sich kurz und fing dann etwas in einer fremden Sprach aufzusagen. Es klang wie ein Lied, als würde Hikari singen:

„Amo berutaè, omo eruta.

Omo jae coueurez, a demo eméo.

Sa amo faait y séo,

sa edo elmè to maèw si eruta.

Sa amo alldaa e’to etudaré se allèra,

sa edo to paii si zenmè y to edurve si jirai su hokadée.

Si eruta akito déo amm xuta, paét oli’t to aiko te.

Etémay, ai si kotem, si to bari tey e’t to aiko.

Atem’ai, xawe jaez coueure elmé te,

si zenmè to sera y to aiko se,

so maèwi xe mari dor,

so allère nuinnid so eruta tai eko,

so si jera so taido perlage oki,

so elmè to karade si uijage e’to aiko sa ziro –“

„- et si mika to zeta, so ikari dai eku.“ Flüsternd beendete ich die alte Legende. Es war das unheimliche Lied, dass ich tief unten aus dem Felsspalt gehört hatte, als ich durch den Wald nach Hause gegangen war.

„Du kennst sie?“, fragte Hikari mit ihrer Seidenstimme.

Ich nickte. „Ich habe es teilweise schon mal gehört, in der Nacht, als ich entführt wurde...“

Ich konnte erkennen, wie Hikari leise etwas flüsterte. Einen lautlosen Namen, Mizuki.

„Weißt du, was sie bedeutete“, fragte Nikko mich freundlich, doch ich musste verneinen.

„Nun ja... sie erzählt im weiten Sinn her von dir, der Hüterin.“

Erschrocken blickte ich ihn an.

„Ich werde sie dir übersetzten:

Eine Legende, zwei Welten.

Zwei junge Herzen, aus verschiedenen Sphären.

Das eine mutig und stark,

das andere auserwählt zu retten die Welten.

Das eine bestimmt um zu Beschützen den Erlöser,

das andere zu behüten die Prophezeiung und zu erwecken die Seele des Kristalls.

Die Welten verbunden durch ein Tor, ungewiss wo es zu finden ist.

Wacht auf die Zeichen, die zu Sehen sind um es zu finden.

Passt auf, welch junges Herz ausgewählt ist,

die Prophezeiung zu erfüllen und zu finden den,

der Retter in letzter Not,

der Erlösender Engel der Welten sein wird, der die Gabe der tausend Jadeperlen besitzt,

der auserwählt zu durchqueren die Reiche um zu finden das Achte,

um die Kräfte zu vereinen, der Drache Heil werd.“

Sprachlos wanderte mein Blick immer wieder zwischen den versammelten Gesichtern umher.

„Ja, das bist du“, bestätigte Hikari. „Die Hüterin der Jadeperlen.“

„Das kann doch gar nicht sein“, flüsterte ich tonlos. „Ich meine wie –“ Ich brach ab.

Der König ergriff wieder das Wort. „Es kann keinen Irrtum geben, Akina, du bist die Auserwählte!“

Es war zum Heulen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass irgendwer mich in meinen persönlichen Horrorfilm gesperrt hatte. Schaurige Bilder brannten sich in mein Gedächtnis ein, Gedanken, die ich wohl niemals wieder vergessen werden würde. Ich malte mir aus, was wohl passieren würde. Ich, allein, in einer fremden Welt, machte mich auf den Weg, um irgendeiner bösen Magierin den Plan zu durchkreuzen.

Ich konnte nichts dagegen machen. Ich spürte, wie sich plötzlich alles nur noch schneller und schneller drehte, dann zu einem einzigen verwischten Bild aus Farben wurde, ich das Gleichgewicht verlor und plötzlich in die Dunkelheit tauchte.

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem bequemen Bett. Mein Kopf sank in dem Kissenberg ein und Sonne strahlte durch die dünnen Vorhänge des Himmelbetts auf mein Gesicht. Ich richtete mich auf und abrupt zog jemand den rosanen Vorhang zurück. Es war eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und einem blassen und doch grazilen Gesicht, Hikari.

„Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt!“, lachte sie gespielt vorwurfsvoll. „Fällst einfach so in Ohnmacht, also wirklich!“

„Mein Kopf tut weh“, jammerte ich und ließ mich zurück auf die Kissen fallen.

Plötzlich wurde Hikaris Gesichtsausdruck wieder ernst. „Ich muss dir noch den Rest erklären.“

Ich stöhnte. „Noch mehr ungeahnte Identitäten?“

Sie grinste, doch das Lächeln verschwand schnell wieder. „Nein, nur eine Bitte.“

Aufmerksam ruhte mein Blick auf Hikari. Sie lächelte dankbar und fing an zu erzählen:

„Früher einmal, da war ganz Kalderan noch als eins vereint. Es gab keine Kämpfe und Streitereien und untereinander herrschte Einigkeit. Es gab zwar schon immer unsere sieben Reiche, doch alle unterstützten sich gegenseitig und lebten friedlich beisammen. Vor einigen Jahren jedoch beschloss Mizuki, die Herrscherin des Reiches des Vulkandrachens, dass ihr ein Reich zu regieren nicht genügte. Sie wollte die Herrschaft über die ganze Welt. Mizuki, auch unter dem Namen die Flammenprinzessin bekannt, hatte sich einst mit ihren herausragenden magischen Fähigkeiten den Thron erkämpft und genau diese wollte sie wieder dazu gebrauchen um ihr neues Ziel zu erlangen. Sie brauchte Krieger und sie erschuf sich welche, denen kein anderer lange standhalten konnte, die schwarzen Ritter. Sie war ihrem Ziel schon sehr nah, wären da nicht die Widerstandskämpfer und eben diese anderen Mächte. Sie kannte die Legende ebenso, die wir dir erzählt haben und glaubte daran, dass es noch eine dritte Macht gab, neben ihrer schwarzen Kunst und den Lichtkämpfern. Es würde jemanden geben, der ihren Plan vereiteln konnte und genau das wollte sie verhindern. Deswegen machte sie sich auf die Suche nach dir, um dich und deine Macht auf ihre Seite zu ziehen oder aber zu vernichten, solange sie noch die Gelegenheit dazu hat. Ihren ersten Plan haben wir vereitelt. Du bist in Sicherheit und wirst dich ihr entgegenstellen können. Du wirst die Reise antreten können um am Ende endlich wieder das Licht des Triumphs über Kalderan scheinen zu lassen.“

Hikari klang aufgeregt und zuversichtlich, doch die Erkenntnis dessen, warum ich hier war, hatte meine Panik nur weiter gefestigt und den Drang verstärkt endlich nach Hause zu gehen. Ich hatte erst gar nicht überlegt, der Entschluss hatte schon von Anfang an festgestanden. Ich wollte fort, um zu vergessen.

„Und was ist, wenn ich das alles gar nicht will? Nicht kann?“ Ich flüsterte und hatte meine Beine schützend an den Körper gezogen, um dann mit dem Kinn auf den Knien verweilend matt auf die Bettdecke vor mir zu starren.

„Sicher kannst du! Es ist dein Schicksal! Das alles klingt zwar jetzt noch ziemlich abwegig für dich, aber glaub mir, du schaffst das!“

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich will heim.“

Hikari wollte widersprechen, doch Nikko trat in den Raum. Er hatte alles mitgehört.

„Lass sie gehen, wenn sie heim will!“ sagte Nikko.

„Aber..“ fing Hikari an, doch wurde direkt von ihm unterbrochen.

„Wenn sie nicht hier bleiben will, kann sie uns auch nicht helfen und lernen schon gar nicht. Wir können dich nicht zwingen zu bleiben Akina, doch du wirst schon wissen, was du für richtig hältst.“

„Danke“, flüsterte ich tonlos und starrte weiter in die Leere.

„Hikari?“, fragte Hohepriester Nikko in die Stille hinein. „Kannst du bitte Hauptmann Ryota für mich finden?“

Wortlos stand sie auf und verließ den Raum, ihr Gesicht erfüllt von Hoffnungslosigkeit und Trauer.

Nikko trat zu mir ans Bett und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Hikari bis eben noch gesessen hatte.

Er seufzte. „Und du bist dir wirklich sicher?“

Ich nickte gedankenverloren. Reflexartig schälte ich mich aus der Decke und stieg umständlich aus dem weichen Bett. Ich komme nach Hause, das war mein einziger Gedanke. Nichts anderes zählte jetzt noch.

In einer Ecke des Raums stand ein Paravent über dem meine Kleider, frisch gewaschen und komischerweise wieder heil, hingen. Ich zog mich schnell um und kam wieder hinter dem Raumteiler hervor.

„Nimm die hier mit“, sagte Hohepriester Nikko mit einem merkwürdigen Unterton. „Als Ausgleich für die vielen Unannehmlichkeiten.“

Er hielt mir eine Kette aus vielen kleinen Perlen bestehend und mit einem Medaillon dran hängend entgegen. Ich dachte mir nichts dabei und steckte sie in meine Hosentasche.

Ich hing meinen Gedanken nach, als es unverhofft an der Tür klopfte und Ryota ins Zimmer trat. Ich hörte gar nicht mehr richtig zu, worüber die beiden Männer genau sprachen. Ich bekam nur mit, dass Ryota mich so schnell wie möglich nach Hause eskortieren sollte.

Und so trat ich voller Erwartungen mit ihm hinaus auf den Hof, bestieg das Pferd und ritt zurück in meine Freiheit...
 

Mit düsteren Blicken saßen Hikari und Yori in dem Raum, in dem Akina eben noch in einem riesigen Himmelbett gelegen hatte. Die Tür öffnete sich und Nikko und Ryota traten hinzu.

„Warum hast du sie gehen lassen?“, fragte Hikari tonlos, starrte dabei weiter auf keinen bestimmten Punkt.

„Hätte ich sie hier festhalten sollen?“, erwiderte Nikko sarkastisch.

Wütend sprang die Hohepriesterin auf. „Wenn es unsere Welt gerettet hätte, ja!“

„Sie wird wiederkommen.“ Nikko hörte sich ruhig und gelassen an.

Hikari hingegen klang trotzig und zweifelnd. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“

„Ihr Herz ist rein, sie wird uns alle nicht im Stich lassen. Jeder Mensch muss seine eigenen Erfahrungen machen, und Akina braucht eben erst Zeit um sich selbst mit ihrem Schicksal zu vereinbaren.“

„Das macht Sinn“, sagte Hikari und ließ sich kraftlos wieder auf ihren Stuhl sinken. „Wird sie sich an uns erinnern?“

Nikko schüttelte zögerlich den Kopf. Man konnte deutlich erkennen, dass die Stimmung aller Anwesenden noch ein Stück absank.

„Ich habe ihr einen Hinweis mitgegeben“, fügte der Hohepriester noch hinzu.

„Und was ist mit Mizuki?“ Yoris Stimme klang ernst, klare Furcht darin mitschwingend.

Ryota stellte sich vertraut hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Beide schauten fragend Nikko an.

„Akina ist eine Priesterin, vielleicht sogar die stärkste aller Zeiten. Ihre Kräfte sollten schon so weit entwickelt sein, das Mizuki dumm sein müsste, wenn sie glaubt Akina jetzt noch verschleppen zu können“, erklärte er.

„Ich habe trotzdem ein schlechtes Gefühl bei der Sache“, murmelte Yori und starrte bedrückt auf den Boden.
 

Die feindsseligen Blicke des Ritters, der mich zurück nach Hause begleitete, ließen mir immer wieder aufs Neue eiskalte Schauer über den Rücken jagen.

Er führte meinen Schimmel im Schritt hinter sich her, da ich bei schnellerem Tempo vom Pferd fallen würde. So hatte ich die Gelegenheit Kalderan das erste Mal in allen Einzelheiten zu sehen. Die ganze Zeit über folgten wir einem breiten Fluss, der sich durch die hohe Grasebene schlängelte. Es dauerte etliche Stunden, die wir ritten, um am Ende endlich unser Ziel zu erreichen. Ich war etwas irritiert als wir an den Bergen stoppten, genau dort wo eine kleine Bergquelle entsprang und unter dem Gras versteckt zu genau dem Fluss wurde, dem wir den ganzen Tag gefolgt waren.

Ich stieg vom Pferd und der Ritter deutete auf den Wasserfall. Dann drehte er um und ritt davon.

Ich trat einen vorsichtigen Schritt in den Quell, hatte aber das Gefühl nicht nass zu werden.

Ich sah mich ein letztes Mal um, folgte noch dem einsamen Reiter bis er hinter einem Hügel verschwunden war, verabschiedete mich von dieser fantastischen Welt, die ich niemals kennen lernen würde und trat den letzten Schritt nach vorne. Das Wasser verschlang mich und hüllte mich in unendliches Licht, ließ mich mit ihm verschmelzen, eins werden...
 

Draußen herrschte nur Schwärze, doch am Himmel schienen die abertausend Sterne und der Mond. Sie schienen wie jede Nacht normal zu leuchten, doch nach der Dunkelheit zu urteilen schien es als hätte man das Licht der Sterne geraubt, so dunkel war es im Schloss Saitenko. Mizuki saß im Schatten einer riesigen Drachstatue auf ihrem Thron. Vor ihr schwebte ein großer Lichtball, der einzige Funken Licht den es wohl auf dem Schloss gab. Er war so groß als wäre alle Helligkeit der Welt in ihm vereint. Das Licht gab dem Gesicht der Magierin einen schaurigen Ausdruck. Schein und Schatten flackerten überall im Raum herum. Die Magierin schaute nur stumm in den Lichtball, als könnte sie etwas darin sehen, was kein anderer sehen konnte. In der Kugel flackerten Bilder umher, immer auf der Suche nach dem einen selben Gesicht.

Jäh mischte sich ein schauriges Lächeln auf das dunkle Gesicht der Flammenprinzessin. „Sie wird zurückkehren“, flüsterte sie mit ihrer samtenen und zugleich Furcht einflößenden Stimme, ihre Worte im Dunkel des Raums umherflackernd, wie die Schatten die das Licht jagten.

„Das also ist Akina“, murmelte Mizuki vor sich hin „Akina, mit der Gabe der tausend Jadeperlen. Die Kraft mag zwar noch in ihr schlummern, doch wenn sie ihre Kräfte entdeckt wird sie gefährlich für uns werden.“

Das Bild veränderte sich wieder, wurde düsterer.

„Sie wird jetzt wohl noch keine Gefahr mir gegenüber sein“, überlegte Mizuki vor sich hin. „Ich sollte wohl einfach meine schwarzen Ritter schicken. Das wäre wohl das einfachste...“

Plötzlich sprang Mizuki auf und mit einem einzigen Schlenker ihrer Hand barst die Lichtkugel auseinander und alles Licht, was in ihm versteckt war, verteilte sich im ganzen Schloss. Überall im Saal flackerten nun Kerzen in ihren Haltern an der Wand und auf dem großen Kristallleuchter an der Decke auf. Sogar die Sterne hatten ihr Licht zurück und der Mond tauchte nun die Gegend ums Schloss herum in weißes Licht. Ein schrecklicher Anblick wurde sichtbar, eine Landschaft geprägt von Lavakratern und Felsspitzen, überall bestäubt von Lavaasche. Eine große Brücke führte vom Schlosstor über den größten der Lavaseen.

Mizuki war inzwischen zu einer der jetzt vielen sichtbaren Drachenstatuen gegangen und zog an einem versteckten Hebel. Eine verborgene Tür in der Wand öffnete sich und ein schwarz gekleideter, in einen Mantel gehüllter Mann trat in den großen und jetzt hellen Saal.

„Sie haben gerufen, Mylady? Was verschafft mir die Ehre?“

„Schicken sie die mächtigste Truppe der schwarzen Ritter los. Sie sollen mir die Hüterin der Jadeperlen zurückholen!“

„Aber Mylady, werden die Ritter dies denn schaffen oder unterschätzen Sie nicht die Fähigkeiten des Mädchens?“

„Ich bin doch kein Narr, oder zweifelst du etwa meine Entscheidungen an, Roka? Ich bin die Flammenprinzessin und zukünftige Herrscherin von ganz Kalderan! Was soll so ein kleines Gör schon gegen mich ausrichten können? Bringt mir bloß das Mädchen wieder, aber lebend...“
 

Als ich aufwachte, war die ganze Welt um mich herum noch in ein monotones grau der Dämmerung getaucht. Meine ganze Haut glühte und machte es mir unmöglich noch weiter zu schlafen. Stattdessen starrte ich an die graue Decke, leeren Gedanken hinterher hängend.

Ein Loch war dort, wo eigentlich meine Erinnerungen hätten sein sollen. Mein Gehirn schaltete auf stumm.

Im nächsten Moment war es auf einmal heller im Zimmer. Die Sonne zeigte sich jetzt als glühender Ball hinter den Bäumen im Garten. Meine Zimmertür öffnete sich und

meine Mum kam herein.

„Akina, du musst aufstehen! Die Schule geht in einer halben Stunde los!“

Ich antwortete nicht, war nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Sie kam zu mir und betrachtete argwöhnisch mein Gesicht. „Geht’s dir nicht gut?“

Ich wippte nur einmal meinen Kopf zur linken und dann wieder zur rechten Seite, danach ruhte er wieder bewegungslos auf dem Kissen.

Mum legte ihren Unterarm auf meine Stirn. „Du hast eindeutig Fieber“, schloss sie und zog ihren Arm wieder zurück. „Ich hol dir Medizin!“

Sie verschwand kurz, tauchte dann mit einer kleinen Flasche wieder auf und flößte mir ein abscheulich schmeckendes Getränk ein.

„Heute bleibst du im Bett, ja?“ Ihre Lippen berührten sanft meine Stirn. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Wenn du mich brauchst, ruf an!“

Ich merkte gar nicht, dass sie wieder weg war, erst als ich erneut die Augen öffnete. Draußen war es jetzt komplett hell.

Die Medizin hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Ich war immer noch ein bisschen fiebrig, aber mein Verstand war jetzt klarer und ich fühlte mich im Stande meine Glieder wieder normal zu bewegen.

Nach und nach kamen auch meine genauen Erinnerungen wieder, nur über denen des gestrigen Tages schwebte immer noch ein undurchdringbarer weißer Nebel.

Im Laufe des Nachmittags krümelte ich mich mit meiner kleinen Schwester aufs Sofa und guckte Fernsehen.

Ich ging früh ins Bett, lag aber noch lange wach und hatte viel Zeit zum Überlegen.

Wenn ich mit Bedacht an die letzten Geschehnisse dachte, fühlte ich gar nicht mehr dasselbe wie vor zwei Tagen.

Kei hat mir etwas vorgespielt und mich benutzt, trotzdem war ich nicht mehr richtig sauer. Im Nachhinein wurde selbst mir klar, das aus uns nie mehr hätte werden können als gute Freunde, wir kannten uns aber einfach schon zu lange und zu gut, als das hier jetzt das Ende sein konnte.

Ich beschloss mich zu entschuldigen für meine echt peinliche Überreaktion.

Löchrig waren meine Erinnerungen immer noch, doch mein Gewissen war nicht mehr ganz so quälend. Bald schlief ich ein und sank in einen traumlosen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen weckte mich meine Mum schon früher als sonst. Mir ging es wieder gut und Mum maß noch Fieber. Meine Temperatur war wieder runter gegangen, also durfte ich wieder in die Schule.

Unter der Dusche ertränkte ich meine letzten Zweifel, was das Thema Kei anging, föhnte dann meine Haare, schminkte mich und zog mir mein Lieblingsshirt und eine dunkle Röhrenjeans an.

Beim Frühstück schien ich schon richtig zu strahlen, denn meine Eltern grinsten mich freundlich an und allgemein wirkte der Tag viel sonniger als die Vorherigen.

Freudestrahlend trat ich nach draußen und sog die erfrischende Frühlingsluft ein. Ein jäher Schmerz zuckte durch meinen gesamten Körper, mir wurde schwindelig und ich sank kurz hinunter auf die schmale Treppenstufe vor unserem Haus.

Der Schmerz ging genauso plötzlich wie er gekommen war, hinterließ jedoch ein leuchtend rotes Bild in meinen Erinnerungen: Der sanfte Nachtwind des Frühlings.

Irritiert stand ich wieder auf und machte mich auf den Weg zur Schule. Als ich von weitem den Spielplatz erkannte, spürte ich ein eigenartiges, undefinierbares Gefühl. Mit vorsichtigen Schritten betrat ich das verlassene Grundstück und starrte hinein in den düsteren Wald.

Meine Sicht verschwamm erneut und Schwindel überkam meinen Körper, eine Welle aus Schmerz meinen Körper überrollend. Unreal bunt flammte jetzt die nächste Erinnerung vor meinem inneren Auge auf: Eine klare, stille Sternennacht auf dem leeren Spielplatz.

Meine Knie fingen an zu zittern und ich klammerte mich Halt suchend an den Stützpfeiler der Schaukel bis meine Kraft und mein Gleichgewichtssinn wieder zurückgekehrt waren.

Mein Blick fiel erneut auf den Wald. Zwischen den dichten Bäumen verlor sich das mäßige Sonnenlicht, doch ich wusste genau, dass dort, inmitten des Waldes ein kleiner Berg den Himmel berührte.

Merkwürdig anziehend wirkte der Wald auf mich. Wie in Trance betrat ich den schmalen Waldpfad und suchte mir den Weg zu den Gesteinswänden des Berges.

Nach kurzer Zeit erblickte ich das graue Geröll. Ich stellte mich nahe an die Wand und blickte hinauf zum Gipfel. Über ihm schwebte der blaue Himmel.

Ich sah mich genauer um und entdeckte einen schmalen Felsspalt.

Ich glitt zu Boden. Feuerrot erhellte sich die Schwärze in meinen Gedanken und zeigte mir dieselbe Felsspalte. Rundherum war es dunkel, nur aus dem schwarzen Nichts hinterm Fels floss ein unerklärliches Licht.

Die Flamme verschwand und ich hockte keuchend am Boden.

Was war nur mit mir los?

Ich verwarf die merkwürdigen Ereignisse angesichts dessen, dass es schon kurz vor acht war und die Schule in wenigen Minuten begann.

Eine Stimme in meinem Innern sagte mir, ich solle mir einen Weg durch die schmale Felsspalte suchen, um die Dinge zu entdecken, die sich dort noch befanden. Doch eine andere Stimme sagte mir, ich solle einfach nur alles vergessen, mich umdrehen und nie wieder darauf horchen, was diese andere, dumme Stimme im Inneren meines Herzens hauchte. Gefahr, rief es in meinem Inneren!

Ich schreckte auf, drehte mich um, und rannte zur Schule.
 

Es tat Kei genauso Leid wie mir. In der Pause hatte ich ihn gesucht, um mich bei ihm zu Entschuldigen.

Beide mit roten Wangen, starrten wir auf den Boden zwischen unseren Füßen und wagten es nicht etwas zu sagen.

Ich fasste all meinen Mut zusammen und brach das Schweigen. „Es tut mir Leid! Ich habe total überreagiert, obwohl es eigentlich kaum Grund dazugab! Ich –“

Er unterbrach mich. „Du entschuldigst dich bei mir? Du hast doch allemal Grund auf mich sauer zu sein! Ich sollte mich entschuldigen! Es tut mir alles so Leid, ich wollte dich niemals verletzten. Das war alles ein riesengroßer Fehler!“

Ich nickte. „Ich weiß, wir passen einfach zu sehr zueinander, da kann ja in einer Beziehung nur alles schief gehen“, lachte ich. „Wie sagt man noch? Gegensätze ziehen sich an! Wir sind zu gleich, das passt nicht!“

„Und Freunde?“, fragte Kei hoffnungsvoll.

„Allerbeste Freunde“, lachte ich und fiel ihm um den Hals.
 

Heute konnte mich so leicht nichts mehr aus der Ruhe bringen. Ich war so glücklich wie lange nicht mehr, zwar wieder Single, dafür aber mit bestem Freund. Und Freundschaften halten ja schließlich ewig, Romanzen nicht.

Bei dem Gedanken musste ich Lächeln.

Nach dem Cheerleadertraining bummelte ich gerade gemütlich nach Hause. Mir kam es so vor, als würde gerade meine persönliche Sonne auf mein Leben scheinen, so glücklich war ich. Alles war wieder, wie es sein sollte.

In meiner Straße angekommen, kramte ich schon mal nach meinem Schlüssel. In meinen Taschen hatte sich allerlei Zeugs angesammelt, da war es schwer den richtigen Gegenstand zu finden. Statt meinem Schlüssel, umfasste ich jedoch einen ovalen, metallischen Gegenstand. Verwunderte zog ich ihn heraus und betrachtete ein kleines silbriges Medaillon mit wunderschönen Verzierungen auf dem Deckel, das an einer Perlenkette hing.

Ich hatte keine Ahnung woher sie kam. Das einzige woran ich mich erinnern konnte war ein verschwommenes Bild.

Ich würde sie später anschauen, beschloss ich und zog im Nachhinein doch noch den richtigen Gegenstand aus meiner Hosentasche.

Zu Hause verkrümelte ich mich mit einer Schüssel Cornflakes in meinem Zimmer.

Ich zog die Kette mit dem Anhänger wieder hervor und betrachtete sie genauer. Die Perlen waren winzig klein, aber schimmerten in einem leuchtenden Perlmuttrot. Das Medaillon war schlicht gearbeitet, war aber eindeutig nicht aus Silber. Blasse Ornamente rankten auf dem Deckel um einen Schriftzug herum, der aussah wie altertümliche Kalligrafie aus einem fremden, weit entfernten Ort.

Mein Herz klopfte unkontrolliert, ohne irgendeinen wirklichen Grund. Das war ein altes Schmuckstück, kein Grund zur Aufregung, warum also klopfte meine Herz so laut?

Ich öffnete das Medaillon mit zittrigen Fingern.

Feuriges rot flammte in meinem Gedächtnis auf. Wie ein Blitz durchzuckten mich die neu gefundenen Erinnerungen. Wie ein blutroter Film spielte sich alles Vergessene noch mal für mich ab.

Mir stockte der Atem. Das war passiert! Ich war entführt worden von den schwarzen Mannen Mizukis, der Flammenprinzessin in der Welt Kalderan! Ungläubig ging ich die Erinnerungen noch einmal durch. Man hatte mich gerettet, ein strahlender Engel aus einer fremden Sphäre. Danach hatte sich mir mein Schicksal gezeigt. Ich sollte zur auserwählten Heldin werden und Kalderan vor einer Herrschaft unter der despotischen Mizuki retten. Ich sollte die Drachen finden in einer fantastischen, unbekannten Welt.

Oder war letztendlich alles nur ein Traum?

Unbeschreibliche Kopfschmerzen zerrissen jeden weiteren Gedanken.

Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und versuchte den Schmerz zu vergessen.

Mit der Zeit wurde es tiefe Nacht und mit den Sternen verwandelte sich der Schmerz in quälende Gedanken.

Ich musste es herausfinden! Was war hier los?

Antworten konnte mir keiner bieten, nur ich selbst. Kurzerhand sprang ich aus dem Bett, zog mir wärmere Sachen an und packte mir die wichtigsten Sachen zusammen, darunter auch ein Bild meiner Familie.

Wenn das ganze wirklich wahr war, wollte ich helfen. Ich konnte nicht eine ganze Welt im Stich lassen, wenn ich der vermeintlich einzige Mensch war, der ihnen helfen konnte, egal was es kostet.

Ich schlich über die Wendeltreppe hinaus und schlüpfte durch die quietschende Gartentür.

Von der Neugier getrieben, rannte ich durch die Straßen. Der Wald lag wie ein bedrohlicher, nachtschwarzer Schatten hinter dem Spielplatz. Die Drehscheibe und die Schaukeln knarrten bedrohlich im Wind.

Ich lief so schnell ich konnte weiter, schlüpfte unter niedrigen Ästen her und lief geradewegs auf den Berg zu.

Schon von weitem vernahm ich einen schwachen, schemenhaften Lichtschimmer zwischen den Baumstämmen. Er drang aus der mysteriösen Felsspalte. Ich quetschte mich hindurch, schürfte in meiner Hast mit meiner Haut an den Felswänden entlang und stieß mir einmal fast den Kopf an einem tief hängenden Stalaktit.

Das Leuchten wurde heller, je weiter ich in den Berg vordrang. Ein leises Rauschen hallte leise von den Wänden wider.

Dann eröffnete sich der Tunnel in eine weitreichende Höhle. Der Schimmer war wie nichts, was ich jemals gesehen hatte.

Meine Blicke wurden sogleich von dem strahlenden Wasserfall gefangen. Alles um mich herum glühte in den schönsten Farben, doch nur das glitzernde Wasser der Bergquelle war so unbeschreiblich, dass ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte.

Ich trat heran, setzte meine Füße in das sanft plätschernde Wasser und mich überkam das sanfte Gefühl eines gelösten Geheimnisses. Der Wasserfall war Hinweis genug. Wenn so etwas existieren konnte, musste es auch eine Welt wie Kalderan geben.

Plötzlich stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich fühlte Blicke in meinem Rücken.

„Akina, Shinju, Paiido ka perlage“, flüsterte es hinter mir.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-01-04T15:27:52+00:00 04.01.2009 16:27
Soooo, hier hab ich sogar aaaaalles noch gaaaaanz klar in Erinnerung, weil ich ja gestern erst brav gebetat hab!
Ich mag die Beschreibungen von den Orten und allem, ich find das kann man sich total toll vorstellen, und weil das ganze jetzt noch detailierter (schreibt man das so? Ich hab Ferien, da is die Rechtschreibung etwas... eingerostet xD) geschrieben ist, kann man auch die Geschichte besser verstehen. Okay... das konnte man vorher auch... egal... ich hoffe du weißt, was ich meine...


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