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Es war einmal...

von

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Die Elfe und der Mensch

>>Märchen – sind fantasievolle Geschichten, in denen Tiere oder Dinge reden können, merkwürdige Wesen wie Hexen, Zwerge, Riesen oder Drachen vorkommen. Sie sind volkstümliche Prosaerzählungen, in denen das Gute belohnt und das Böse bestraft wird. Im Allgemeinen beginnen sie mit „Es war einmal...“ und enden typischerweise mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ oder „Sie lebten glücklich, bis an ihr Ende.“ «
 

Und so wie alle Märchen beginnen, so beginnt auch dieses.
 

Es war einmal eine kleine Elfe namens Feenia. Sie lebte in einem großen, verwunschenen Wald. Aber anders als man sich Elfen im Allgemeinen vorstellte, war Feenia nicht winzig klein und lebte auch nicht in der Blüte einer Blume. Sie sah aus, wie ein normales 10 Jähriges Mädchen – so wie du und ich völlig normal – ja, menschlich – sind. Sie hatte ein liebliches Gesicht, welches von schulterlangen, eichenholzfarbenen Haar umrahmt wurde. Ihre Augen hatten die Farbe von Gold und schimmerten im Sonnenlicht in den herrlichsten Tönen, so dass es einem fast die Sinne raubte. Aber das besondere an ihr war das kleine perlmutschimmernde Mahl zwischen ihrem Schlüsselbein und Brust, welches die Form eines Apfels hatte. In diesem Mahl lag ihre gesamte Macht. Denn obwohl Feenia den ganzen Tag am liebsten mit den Tieren spielte und mit den Vögeln sang, hatte sie doch eine Aufgabe, die sie tagtäglich erfüllen musste. Diese Aufgabe war ihr von ihrer Mutter, Fauna, anvertraut worden und Feenia war stets darum bemüht sie gewissenhaft zu erfüllen. Immer wenn sie eine Pflanze sah, die nicht von allein wachsen konnte oder eine Pflanze, die krank war und drohte zu sterben, war es Feenias Pflicht dieser Pflanze zu helfen. Dann lebte sie ihre Hand auf diese Pflanze und wünschte sich von ganzen Herzen, dass die Pflanze bald wieder wachsen möge und zu Kräften kommt. Das Mahl über ihrer Brust fing dabei an zu leuchten und Energie durchströmte die Elfe, die von ihren Körper über ihre Hand direkt auf die Pflanze über ging.

Eines Tages war Feenia an der Quelle des kleinen Baches, der sich durch den Wald schlängelte. Die Quelle befand sich direkt in der Mitte des Waldes und lag im Verborgenen. Sicherlich wäre es an diesem Ort sehr dunkel und unheimlich gewesen, aber genau über der Quelle, waren die Kronen der Bäume nicht so dicht gewachsen und ließen das Sonnenlicht direkte einfallen. Die Strahlen der Sonnen brachen sich an den abertausenden Wassertropfen und ließen so winzig kleine Regenbögen entstehen. An diesem Ort war Feenia am liebsten. Hier fühlte sie sich sicher und geborgen und musste sich nicht darum sorgen, von einem Menschen entdeckt zu werden, von denen ihr die Tiere des Waldes schon so viel berichtet hatten. Böse seien die Menschen. Sie würden Pflanzen und Tiere nur zu Spaß töten. Und ein Vogel, der von weit hergekommen war, hatte ihr sogar einmal erzähl, dass die Menschen auch ihresgleichen töteten. Unbekümmert wie unsere kleine Elfe war, fürchtete sie die Menschen an diesem Ort nicht. Niemand würde sich je hierher verirren und niemand würde es wagen so tief in den Wald hineinzugehen. Das dachte sie zumindest.

Aber an diesem Tag war es anders. Feenia sang gerade mit den Vögeln ein herrliches Lied und bemerkte nicht den Besucher, der sich auf die Lichtung geschlichen hatte. Erst als sie ihr Lied beendet hatte, sah sie ihn. In Panik stießen die Tiere auseinander und alle riefen sie ihr zu: „Lauf weg Feenia! Ein Mensch ist auf unserer Lichtung! Lauf! Lauf!“

Feenia hörte die Worte ihrer Freunde und doch konnte sie sich nicht bewegen. Verwundert schaute sie den Menschen an.

Hatte man ihr nicht erzählt, dass die Menschen riesig waren? Viel, viel größer als sie? Viel, viel unheimlicher und bedrohlicher?

Doch der Mensch, den sie erblickte war nicht sehr viel größer als sie selbst und seinen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er ebenso überrascht sie zu sehen, wie sie ihn. Sie konnte erkennen, dass es wohl ein Jungen war mit dunkelbraunem Haar und braunen Augen. Augen, die sie noch immer fragen ansahen. Doch Feenia konnte nicht das bedrohliche oder gefährliche erkennen, von denen die Tiere ihr erzählt hatten.

„Wer bist du?“, fragte der Junge leise. Seine Stimme klang zart und zerbrechlich. Ganz anders als sie sich eine Menschenstimme vorgestellt hatte. Hatten die Tiere nicht immer gesagt, dass die Menschen laut seien und nur schreien würden?

Feenia wusste noch immer nicht was sie tun sollte. Sie wusste, dass es das Beste war davon zu laufen, so wie es ihr die Tiere gesagt hatten und doch wollte sie nicht. Sie sah zum ersten Mal in ihrem Leben einen Menschen, einen Menschen der so ganz anders war, als die Tiere berichtet hatten. Sie konnte doch jetzt nicht einfach davon laufen.

„Bist... bist du ein Engel?“, hörte sie den Jungen erneut fragen. Noch immer stand er im Schatten der Bäume und sie konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen. Bei dieser Frage musste sie unwillkürlich Lächeln.

„Nein, ein Engel bin ich nicht.“, antwortete Feenia ihm schließlich.

„Bist du ein Mensch?“, fragte er zaghaft weiter.

“Nein, ein Mensch bin ich auch nicht.“ Wieder musste sie Lächeln.

„Sag, was bist du dann?“

„Ich sage dir wer ich bin, wenn du mir sagst wer du bist. Bist du ein Mensch?“, sagte sie. Nun dachte sie nicht mehr an das davonlaufen. Viel zu interessant erschien ihr das Wesen, welches vor ihr stand. Mutig ging sie einen Schritt auf ihn zu. Sie wollte gern sein Gesicht sehen, welches sich noch immer im Schatten der Bäume verbarg. Sie bemerkte wie er einen Schritt zurückwich und sie blieb stehen.

„Ja.“, begann der braunhaarige Junge unsicher. „Mein... Mein Name ist Erion.“

„Mein Name ist Feenia. Ich bin eine Elfe.“ Sie konnte hören, wie Tiere des Waldes den Atem anhielten. Sie wusste, dass sie sie für unvernünftig und leichtsinnig hielten und doch wollte Feenia ehrlich zu dem Jungen sein. Er hatte ihr ja auch seinen Namen genannt.

“Du bist wirklich eine Elfe?“, fragte Erion noch einmal nach.

„Ja.“

„Ich habe noch nie eine Elfe gesehen.“ Feenia konnte den bewundernden Klang ins seiner Stimme hören und musste kichern.

„Komm her Erion.“, sagte sie sanft. „Ich habe noch nie einen Menschen gesehen.“

Zögerlich setzte Erion einen Fuß vor den anderen, bis er schließlich in der Mitte der Lichtung stand, auf die die Sonne schien.

Schweigend betrachtete sich die beiden Wesen. Dieser Mensch – Erion – war so gar nicht, wie sie sich einen Menschen vorgestellt hatte. Er war nicht beängstigend oder furchteinflößend. Stattdessen weckte er in ihr ein anderes Gefühl, ein Gefühl was sie nicht kannte. Erions Gesicht war wunderschön und doch glaubte sie, dass es zerbrechen würde, wenn sie es berührte. Der Jungen vor ihr war ganz blass, so sehr dass sie die kleinen feinen Äderchen unter der Haut sehen konnte. Da ihr ihre Mutter ein neugieriges Wesen mitgegeben hatte, streckt sie den Arm aus und wollte sehen, ob diesen Gesicht tatsächlich zerbrach, wenn sie es berührte. Aber ihre Bewegung war wohl zu schnell, so das Erion zusammenzuckte und erschrocken zurückwich.

“Darf ich dich berühren?“, fragte sie jetzt und hatte ihren Arm noch immer erhoben.

„Darf ich dich berühren?“, stellte Erion die gleiche Frage.

„Ja.“

Zaghaft berührten die beiden das Gesicht des jeweils anderen. Es war ein vorsichtiges Abtasten, bei dem jeder der beiden überprüfen wollte, ob das, was sie sahen, nicht doch alles ein Traum war. Aber keiner von beiden erwachte.

Langsam ließen sie ihre Hände wieder sinken.

“Ich dachte die Menschen sind riesen groß.“, sagte Feenia schließlich.

„Und ich dachte die Elfen sind winzig klein.“, entgegnete Erion.

Beiden sahen sich einen Moment in die Augen und brachen dann in lautes Lachen aus. Die ganze Situation erschien ihnen so merkwürdig, so unwirklich, dass sie es noch immer nicht glauben konnten.

„Möchtest du mit mir spielen, Erion?“, fragte Feenia ihn schließlich. Sie hatte das Gefühl, dass sie in diesem Menschenjungen einen ganz tollen Spielgefährten gefunden hatte.

Erion willigte ein und die beiden verbrachten den ganzen Nachmittag miteinander. Aber sie spielten nicht nur. Feenia erzählte ihm auch von ihrer Aufgabe und zeigte es ihm sogar.

„Wie machst du das?“, fragte er bewundernd, als sie es ihm dargeboten hatte.

Feenia schob den Kragen ihres Kleides ein wenig zur Seite, so das Erion das schimmernde Mal sehen konnte.

„Damit kann ich Blumen und Bäume wachsen lassen.“, sagte sie. „Es fängt an zu leuchten, wenn ich es gebrauche.“

Erion beugte sie nach vorn, um das Mal genauer zu betrachten. „Es sieht aus wie ein Apfel.“, stellte er fest.

„Wirklich?“

„Ja. Wie ein schöner runder Apfel mit einen einzelnen Blatt.“, antwortet er ihr und lächelte sie dabei an.

„Ich habe noch nie daran gedacht, dass es ein Apfel sein könnte.“, sagte Feenia erstaunt und wunderte sich, warum sie selbst noch nicht daran gedacht hatte.

Die Sonne neigte sich nun langsam dem Horizont entgegen.

„Ich muss nach Hause.“, sagte Erion und eine Spur Traurigkeit war in seiner Stimme zu hören.

„Nach Hause?“

„Ja. Dorthin wo meine Eltern wohnen.“

„Kannst du denn nicht hier bleiben? Wir haben doch so viel Spaß!“, versuchte sie ihn zu überreden.

“Ich glaube nicht, dass das geht. Ich bin heute Nachmittag fortgelaufen. Sie machen sich bestimmt schon sorgen.“, sagte er und schaute dabei nachdenklich in einer bestimmte Richtung. „Zeigst du mir, wie ich den Wald verlassen kann?“

Feenia fing an zu schmollen. Warum sollten sie ihm zeigen, wie er den Wald verlassen kann? Wenn er den Weg nicht finden würde, würde er bei ihr bleiben müssen und sie könnten noch eine Menge Spaß zusammen haben. Sie hatte doch sonst keinen Spielgefährten, der so aussah wie sie.

Erion, der ihre Gedanken erahnen konnte, sprach: „Ich verspreche auch, dass ich versuchen werde, bald wieder zu kommen.“

„Wirklich?“

„Ja. Ich weiß nicht, ob es gleich morgen sein wird, aber ich verspreche dir, dass ich wieder komme. Zeigst du mir nun, wie ich nach Hause komme?“

„Ja!“, sagte sie wesentlich zufriedener.

Innerhalb kürzester Zeit fanden sie den Ausgang und Erion verließ den Wald wieder. Aber vorher musste er ihr noch einmal versprechen zurückzukommen, um weiter mit ihr zu spielen.

Die Tiere des Waldes aber schimpften sie wegen ihrer Unachtsamkeit.

„Aber er ist so nett.“, widersprach sie ihnen. „Erion ist überhaupt nicht wie die Menschen von denen ihr mir erzählt habt.“

„Du wirst sehen, er ist genauso. Er wird nicht zurückkommen und er wird dich verraten.“, redeten sie weiter auf sie ein.

“Das glaube ich nicht.“, entgegnete sie wieder. „Er wird zurückkommen und weiter mit mir spielen. Er hat es versprochen und seine Versprechen muss man halten.“, sagte sie und glaube fest daran.

Am nächsten Tag kam Erion aber nicht zurück. Und auch nicht am nächsten und nicht am übernächsten. Am vierten Tag saß Feenia traurig bei ihrer Quelle. „Wir haben es dir ja gesagt.“, zwitscherten die Vögel. „Er wird nicht zurückkommen.“

Sie antwortete ihnen nicht. Sollte sie sich wirklich so sehr geirrt haben? Das konnte sie nicht glauben. Erneut ging sie an die Stelle des Waldrandes an der sie Erion vor vier Tagen verlassen hatte. Vielleicht würde er doch zurückkommen. Aber noch bevor sie die Stelle erreicht hatte, rechnete sie fest damit, dass er nicht da sein würde. Deswegen traute sie auch ihren Augen kaum, als sie ihn tatsächlich auf einem umgefallenen Baumstamm sitzen sah.

Sie hatte sich fest vorgenommen auf ihn Böse zu sein, aber sie war viel zu froh in zu sehen, so das ihr Groll schnell verflog. Nur eines viel ihr auf: Erion schien noch blasser als zuvor. Jedoch dachte sie nicht weiter darüber nach.

Die beiden verloren keine Zeit und gingen erneut an die Quelle. Sie hatten den ganzen Tag über sehr viel Spaß. Jegliches Zeitgefühl schien für die beiden verloren und erst als sich die Sonne wieder zu senken begann, bemerkten sie wie viel Zeit vergangen war.

„Ich muss nach Hause.“, sagte Erion.

„Was? Schon wieder?“, sagte Feenia und klag dabei empört. Wie konnte er jetzt schon wieder gehen wollen, wo er doch gerade erst zurückgekommen war?

„Es tut mit Leid. Aber ich werde zurückkommen.“

„Das hast du das letzte Mal auch gesagt.“, antwortete sie und war nicht im Geringsten zufrieden mit seiner Aussage.

„Ich sagte doch, es tut mir leid. Aber ich war... ich durfte nicht weg, weil ich von zu Hause weggelaufen war.“, sagte er. Sie bemerkte nicht, dass er sie anlog.

„Und heute durftest du?“

„Ja.“

„Na gut. Aber dieses Mal wirklich.“, sprach sie und nahm ihn an der Hand.

Am Waldrand verabschiedeten sie sich.

„Und wehe du kommst morgen nicht. Du hast es versprochen!“, erinnerte sie ihn noch einmal.

„Ja, ich weiß. Ich werde da sein.“

„Ich nämlich schon du kommst nicht mehr.“, sprach sie weitere und bemerkte dabei nicht, wie sich Erions Blick veränderte.

Er ließ ihre Hand los und sagte leise: „Ich werde irgendwann nicht mehr zurückkommen können.“

Abrupt drehte sich Feenia um und sah ihn verwirrt an. Er hatte doch gerade noch gesagt, dass er zurückkommen würde. Wieso sprach er dann jetzt schon wieder davon, dass er das nicht kann?

„Ich werde bald sterben.“ Seine Stimme war nun nicht mehr als ein Flüstern. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, drehte er sich um und verließ den Wald.

Verwirrt blieb die kleine Elfe zurück.

„Was meint er damit: Er wird sterben?“, fragte sie nun die Tiere, die ihnen gefolgte waren.

„Jedes Leben hat irgendwann ein Ende. So wie die Pflanzen und Tiere sterben, so sterben auch die Menschen.“, antwortete ein Rotkehlchen ihr, welches sie auf einen Ast gesetzt hatte.

Nun das war für Feenia zwar nichts neues, aber bisher hatte sie immer geglaubt, dass man nur dann sterben kann, wenn man getötet wird. So wie sie es auch unzählige Male gehört hatte.

„Kann man denn auch so... sterben. Sterben ohne getötet zu werden?“, fragte sie deshalb.

„Ja, Feenia, dass kann man.“, antwortete nun der Hase, der zu ihren Füßen saß.

„Wie?“

„Oft schläft man ein. Nur dass, wenn man stirbt, man nicht mehr aufwacht. Es ist ein ewiger Schlaf.“, sagte nun der Dachs.

Eine Weile schwieg sie und schaute gedankenversunken in die Richtung, in die Erion vor wenigen Augenblicken verschwunden war.

„Werder ihr auch sterben?“, fragte sie schließlich und blickte die Tiere des Waldes an.

„Ja, das werden wir.“, antwortete das Rotkehlchen wieder. Sie konnte sehen, dass ihre liebste Freundin über dieser Nachricht sehr betroffen war. Deswegen erzählte sie auch nicht, dass das Leben eines Rotkehlchens oder das eines anderen Tieres sehr viel kürzer war, als das eines Menschen. Und sehr viel kürzer, als das einer Elfe.

Den ganzen Tag hatte Feenia nun keinen Lust mehr zu spielen und auch singen und tanzen mochte sie nicht. Dieses Thema hatte sie sehr nachdenklich gemacht.

Warum musste man denn sterben?, fragte sie sich. Kann man denn nicht ewig leben? Warum kann man nicht ewig leben? Was passiert nach dem man gestorben ist? Tut es weh, wenn man stirbt? Spürt man, dass man stirbt? Ist dann alles dunkel? Was passiert mit der Welt, wenn man gestorben ist? Was mit dem Wald? Erblüht er dann trotzdem jedes Jahr wieder?

All diese Fragen gingen ihr an jenem Abend durch den Kopf. Irgendwann schlief sie schließlich erschöpft an die Wurzel eines Baumes gelehnt ein.

Am nächsten Morgen waren die Gedanken über den Tod aber schon wieder fast vergessen. Vielmehr ärgerte sich die kleine Elfe darüber, dass Erion sie so nachdenklich gemacht hatte. Warum hatte er ihr so etwas überhaupt erzählt? Inzwischen war sie zu der Ansicht gekommen, dass er es ihr nicht hätte sagen sollen. Denn nur dadurch fühlte sie sich an diesem Morgen so seltsam und konnte nicht richtig ihrer Aufgabe nachgehen. Dennoch ging sie am Nachmittag zu ihren Treffpunkt zurück und als sie ihn sah, erhellte sich ihre Miene und die trübseligen Gedanken verschwanden.

„Erion!“, rief sie. „Ich habe auf dich gewartet!“

„Ich habe auch auf dich gewartet!“, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln.

In ihrem Übermut bemerkte sie nicht, dass er dunkle Ringe unter seinen Augen hatte und dass seine Augen, die so braun, wie die eines Rehs waren, über Nacht an Leuchtkraft verloren hatten. Stattdessen lagen sie Müde und Erschöpft in seinem Augenhöhlen. Nichts desto trotz verbrachten die beiden einen wunderschönen Nachmittag miteinander und keiner der beiden dachte an dieses stille Wort „Tod“, welches sie doch so unmittelbar begleitete.

Die nächsten zwei Tage kam Erion Feenia nicht besuchen. Feenia machte sich keine weiteren Gedanken darum, war er doch schon einmal nicht gleich zurückgekommen. Doch die Tage verstrichen und Erion kam nicht mehr zu ihrem Treffpunkt zurück. Nachdem der Mond bereits sieben Mal am Himmel gestanden hatte und er immer noch nicht zurückgekommen war, ging Feenja traurig zu ihrer Lichtung zurück.

„Warum kommt der denn nicht mehr?“, fragte sie das Rotkehlchen, welches sich gerade in dem kleinen Bach das Gefieder wusch. Es schüttelte sich und flog dann auf Feenias Knie und schaute sie ernsthaft an.

„Vielleicht ist das geschehen, was Erion dir erzählt hat.“, sagte sie vorsichtig.

Irritiert sah die Elfe den Vogel an.

„Was meinst du damit?“

„Vielleicht kommt Erion nicht mehr zurück. Vielleicht ist er...“

„Du meinst er ist gestorben?“, fragte Feenia nun und ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete das Rotkehlchen ehrlich. „Aber es kann sein.“

„Woher weiß ich denn, ob es war ist?“ Ihre Stimme war aufgebracht und sie war verwirrt. Sie dachte man stirbt nicht so schnell. Sie dachte, dass man erst alt wurde bevor man starb. Aber Erion war noch nicht alt.

Das Rotkehlchen überlegte eine Weile. Es mochte die kleine Elfe sehr und wollte nicht, dass diese traurig ist. „Ich werde nachsehen.“, sagte es schließlich.

„Weiß du denn wo er wohnt?“

„Nein, aber ich werde in die Richtung fliegen, in die er immer gegangen ist. Vielleicht finde ich ihn.“

„Schaffst du das auch allein?“

„Ich werde die Krähe bitten mich zu begleiten. Sie kann länger fliegen als ich und hat den Wald auch schon mehrmals verlassen. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.“, sprach das Rotkehlchen.

„Ich danke dir, liebes Rotkehlchen.“, sagte Feenia und küsste es zum Abschied auf den Schnabel. Dann erhob sich der kleine Vogel in die Lüfte und machte sich auf die Suche.

In der Zwischenzeit saß Feenia an ihrer Quelle und dachte darüber nach, was sie ohne ihren neuen Spielgefährten Erion tun sollte. Sie würde ihn schrecklich vermissen. Und es würde langweilig werden. Nicht, dass sie nicht mit den Tieren Spaß hatte und spielen konnte, aber doch mochte sie es, wenn er da war. Wenn er ihr von den Menschen berichtete. Egal ob sie deren Gebräuche und Gewohnheiten verstand oder nicht. Er würde ihr sehr fehlen.

Erst am Ende des Tages kehrten ihre beiden Boten zurück und sie brachten keine guten Nachrichten.

„Sagt, habt ihr ihn gefunden?“, fragte sie gleich, noch ehe Rotkelchen und Krähe gelandet waren.

„Ja, das haben wir Feenia.“, antwortete die Krähe.

„Und warum kommt er nicht mehr zu mir?“

Krähe und Rotkehlchen sahen sich einen Moment an und schüttelten dann traurig die Köpfe.

“Wir sind den ganzen Tag umher geflogen. Es war nicht leichte, aber wir haben schließlich den Ort gefunden an dem er lebt.“, begann der schwarze Vogel zu erzählen.

„Wir haben uns an sein Fenster gesetzt und beobachtet was geschieht.“, sagte nun das Rotkehlchen dazwischen.

„Was ist denn geschehen?“

„Erion ist sehr krank.“, sagte die Krähe wieder und schüttelte den Kopf.

„Was heißt das?“, fragte Feenia verstört.

„Wir konnten die Menschen reden hören. Sie haben gesagt, dass er sehr hohes Fieber hat. Und sie haben gesagt, dass er bald... sterben wird.“, antwortete die Krähe.

„Was?!“

„Es ist wahr. Sie haben gesagt, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gibt. Erion wird nicht mehr wiederkommen. Es tut uns leid, Feenia.“, erzählte das Rotkehlchen und schaute betreten weg.

„Das... Das glaube ich nicht!“, stammelte die kleine Elfe. „Er hat doch versprochen zurückzukommen!“

“Manchmal kann man seine Versprechen nicht halten auch wenn man es noch so sehr möchte.“

„Nein...“

Feenia stand auf und ohne weiter nachzudenken lief sie durch den Wald. Sie wusste nicht wohin sie lief oder warum sie überhaupt rannte. Alles was sie wusste, war dass sie es nicht glauben konnte, was ihr Krähe und Rotkehlchen gerade erzählt hatte. Erion durfte nicht sterben. Er war doch ihr Spielkamerad. Ihr Freund. Plötzlich blieb sie stehen. Ihr Blick war so verschwommen, dass sie nicht mehr sah wo sie hinrannte. Sie spürte etwas nassen aus ihrem Auge tropfen und ihre Wange hinunter laufen. Etwas von dieser Flüssigkeit sammelte sich in ihrem Mundwinkel. Es schmeckte salzig. Mit einem Finger fing sie einen weiteren Tropfen dieser merkwürdigen Flüssigkeit auf.

Was war das? Woher kam dieses seltsame Wasser? Warum kam es gerade jetzt, wo sich ihr Herz so schwer anfühlte?

Ein Schluchzer entfuhr ihrer Kehle. Konnte sie denn nichts tun, um Erion zu retten? Konnte sie sein sterben nicht verhindern?

Nein, sie konnte es nicht, das wusste sie. Sie war nur eine kleine Elfe, die nichts weiter tun konnte, als Blumen wachsen zu lassen. Aber sie wusste wer ihm helfen konnte.

„Mutter! Mutter! Kannst du mich hören!?“, rief sie in den Wald hinein.

Nichts geschah.

„Mutter! Mutter! Ich brauche deine Hilfe!“, reif sie erneut.

Jetzt begannen die Grashalme sich sacht im leichten Wind zu wiegen und Feenia wusste, dass ihre Mutter auf dem Weg zu ihr war. Sie rief noch einmal: „Mutter! Ich brauche dich!“

Der Wind wurde stärker und als er begann ihr Kleid und ihre Haare zu umspielen, wusste sie dass ihrer Mutter Fauna da war und ihr zuhören würde.

„Was begehrst du mein Kind?“, fragte ihrer Mutter. Ihre Mutter war ihr als Wind erschienen und ihre Stimme klang in Feenias Ohren wie ein zarter Glockenklang, der am Ende eines Satzes immer zarter und leiser wurde.

„Mutter, kannst du einen Menschen retten? Kannst du machen, dass Erion wieder gesund wird und nicht mehr sterben muss?“, fragte sie voller Hoffnung, aber auch Verzweiflung.

„Was du erbittest, ist etwas sehr Großes. Sage mir, warum soll ich das Leben eines Menschen retten?“

„Ich... Ich... Er ist mein Freund und ich habe ihn sehr gern. Ich möchte nicht, dass er sterben muss.“ Erneut stahl sich eine Träne aus ihrem Auge. Feenia konnte spüren, wie der Wind nun sanfter wurde und ihre Wangen umspielte, sie beinah liebkoste.

„Noch nie hat eine Elfe geweint. Sie sind immer glücklich und kennen das Unglück, dass einem das Herz schwer macht nicht. Noch nie gab es eine Elfe, die um einen Menschen geweint hat.“, hörte sie ihrem Mutter sagen.

„Bitte! Kannst du ihm helfen?“, fraget Feenia noch einmal.

„Ich werde deinen Wunsch erfüllen und ihm helfen, doch der Preis dafür wird hoch sein. Wenn du willig bist, mir diesem Preis zu zahlen, will ich sein Leben retten.“

Stumm nickte sie und wischte sich eine weitere Träne fort.

„Nun gut, höre zu. Ich werde sehr viel Kraft brauchen, um diesen Menschen zu retten. Ich werde diese Kraft von dir nehmen. Du sollst alle Kraft verlieren, die du als Elfe hast und sterblich werden. Auch die Farbe deiner Haare und Augen werde ich dir nehmen. Es sind zwei so wunderschöne Farben, dass ich sie den Bäumen geben will, um ihre Blätter damit einzufärben. Und auch deinen Namen sollst du nicht länger tragen. Du sollst ein Mensch werden und wie ein Mensch leben. Du sollst erwachsen werden und irgendwann selbst einmal sterben. Du sollst auch nie nach diesem Menschen Erion suchen oder eines der Tiere nach ihm schicken. Solltest du es doch tun, so wird er auf der Stelle sterben und deine Opfer werden umsonst gewesen sein. Bist du gewillt diese Bedingungen zu erfüllen und dein Dasein als Elfe aufzugeben, dann will ich ihn retten.“

Ihre Mutter hatte gehofft, dass diese Worte die kleine Elfe abschrecken würden. Sie wusste, wie sehr ihre Tochter das Leben im Wald liebte und ihre Aufgabe sehr gern erfüllte. Und es grämte sie, dass ihre über alles geliebte Tochter wegen eines einfachen Menschen weinte. Sie sogar darum bat, ihn zu retten. Elfen waren nicht dafür bestimmt unglücklich zu sein. Sie konnten gar nicht unglücklich sein. Und doch stand ihre Tochter vor ihr und weinte bitterliche Tränen.

Natürlich zuckte Feenia bei diesen Bedingungen zusammen. Sie wollte kein Mensch werden. Sie wollte weitere ihm Wald leben und mit den Tieren spiele, singen und tanzen. Und doch... sie dachte an Erion, der immer wieder in den Wald gekommen war. Und erst jetzt realisierte sie, dass er das nur getan hatte, um mit ihr zu spielen – weil sie ihn darum gebeten hatte. Vielleicht würde es ihm gar nicht so schlechte gehen, wenn er nicht immer wieder von zu Hause fortgelaufen und zu ihr in den Wald gekommen wäre. Hatte sie schuld? Vielleicht war ein Leben als Mensch nicht so schlecht. Erion war auch ein Mensch und er war überhaupt nicht böse oder furchteinflößend. Vielleicht konnte auch sie so ein Mensch sein.

Erneute nickte sie nur stumm. Sie hatte sich entschieden.

Gern wollte sie sich noch verabschieden, den Tieren Lebwohl sagen, doch sie konnte nicht mehr.

„So soll es geschehen.“, sagte ihre Mutter, die verärgert über die Entscheidung ihrer Tochter war. Sie hatte ein Menschleben über ihre Bestimmung gewählt. Der Preis dafür erschien ihr nun sehr angemessen.

Feenia spürte wie der Wind stärker wurde. Er erfasste sie vollkommen und hob sie in die Luft. Sie wurde herumgewirbelte und drehte sich immer schneller. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl als würde etwas in sie hineinkriechen und an all ihren Kräften zehren, als wollte es ihre Kräfte aus ihr herausziehen. Je länger das Ziehen andauerte, desto erschöpfter fühlte sie sich. Dann fielen ihr die Augen zu und die Dunkelheit senkte sich über sie. Das letzte was sie sich fragte war, ob sie ihre Entscheidung wirklich richtig getroffen hatte. Aber vielleicht würde er sie bald wieder besuchen kommen.
 

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Über Kommis würde ich mich wie immer sehr freuen^^

Gefangenschaft und Hoffnungslosigkeit

Gefangenschaft und Hoffnungslosigkeit
 

Als Feenia erwachte, fühle sie sich seltsam. Sie hatte das Gefühl als hätte sie einen wichtigen Teil von sich unwiederbringlich verloren. Ihr ganzer Körper zitterte und ihr war kalt. Kälte. So etwas hatte sie noch nie empfunden. Sie trug nicht mehr als ihr dünnes Kleidchen und erst jetzt bemerkte sie, dass es bereits zu dämmern begann. Langsam stand sie auf. Auf wackligen Beinen ging sie durch den Wald. Alles erschien ihr so riesig und beängstigend. Noch nie hatte sie das Gefühl gehabt, dass der Wald ihrer Angst machen könnte. Doch jetzt war es anders. Sie wusste nicht wie lange sie gelaufen war, aber nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, erreichte sie endlich die Quelle. Aber was sollte sie noch hier? Sie hatte nicht einmal einen Ort an den sie gehen konnte. Sie kniete sich an die Quelle und atmete einmal tief durch. Dann schaute sie in das Wasser und erblickte ihr Spiegelbild. Vor Schreck wich sie sofort wieder zurück. Sie kannte dieses Mädchen, welches sie gerade angesehen hatte, nicht. Das war nicht sie. Und doch musste es wohl so sein.

Noch einmal hielt sie ihren Kopf über die klare Oberfläche des Wassers und schaute hinein. Zittrig fuhr sie sich durch das Haar. Es war nicht mehr braun. Es hatte beinahe überhaupt keine Farbe mehr. Es war silbern geworden. Nur wenn ein Sonnenstrahl darauf fiel, schimmerte es leicht blond. Und auch ihre Augen waren grau, mit ein paar blauen Sprenkeln. Ihre Mutter hatte ihr wirklich die ganzen Farben genommen. Dann schob sie mit der Hand ihrem Kragen des Kleides beiseite, um den letzten und endgültigen Beweis zu sehen, dass sie nun wirklich ein Mensch war. Würde das Mahl nicht mehr perlmutfarben leuchten, würde sie es erst glauben können, dass sie nie wieder zurück konnte. Und es leuchtete nicht mehr. Stattdessen war es ein einfaches Muttermahl worden, welches die Form eines Apfels mit einem einzelnen Blatt hatte. Sie berührte eine Pflanze, die vor ihrem Knie wuchs und konzentrierte sich. Das Gänseblümchen sollte wachsen und erblühen, doch nichts geschah. Sie hatte keine Magie mehr in sich.

Ihr Köper zitterte immer mehr und erneut liefen Tränen ihre Wange hinunter. Durch tränennasse Augen sah sie sich um. Im Gebüsch erkannte sie die Tiere, mit denen sie am Morgen noch gesprochen hatte.

„Habt keine Angst.“, sagte sie. „Ich tut euch nichts... Ihr... Ihr seid doch meine Freunde...“ Doch die Tiere schauten sie nur aus neugierigen Augen an und wagten es nicht einen Schritt näher zu kommen. Die Tränen wurden immer mehr und sie bemühte sich vergeblich sie wegzuwischen. Dann faste sich das Rotkehlchen ein Herz und flog zu ihr. Es setzte sich, wie so oft, auf ihr Knie und sprach: „Weine nicht. Du hast jemandem das Leben gerettet. Das war eine sehr edle Tat von dir.“

Aber Feenia verstand nichts von dem, was das Rotkehlchen ihr sagte. Alles was sie hören konnte, was das Zwitschern eines Vogels. Darüber war der neue Mensch so bestürzt, dass sie vollkommen zusammen bracht. Das Schluchzen und Weinen wurde immer mehr und ihr Herz war so schwer.

Sie hatte wirklich alles aufgegeben um einen einzelnen Menschen zu retten, dachte sie. Nur wegen eines Menschen war sie so unglücklich. Und dann durfte sie diesen Menschen niemals wieder sehen. Sie wusste ja nicht einmal, ob ihre Mutter ihn wirklich gerettet hatte. Wie konnte sie nur so etwas tun? Hatte sie es wirklich gewollt?

Die Nacht brach über ihre herein und sie weinte sich in den Schlaf. Es war ihr egal, ob sie frieren würde oder nicht. Es gab für sie kein „zu Hause“ zudem sie zurückkehren konnte. Ihr zu Hause war der Wald und nie würde sie wohl wo anders leben können.

Was sie aber nicht bemerkte war, dass die Tiere Mitleid mit ihr hatten. Sie war immer gut zu ihnen gewesen und hatte immer mit ihnen gespielt. Also versammelte sie sich um das schlafende Mädchen und legten sich neben sie. Niemand von ihnen dachte daran sie zu verletzen oder ihr wehzutun. Der Bär legte sich an ihren Rücken, so dass sie sich an sein dickes Fell kuscheln konnte. Der Fuchs legte sich vor sie, so dass sie ihn in ihre Arme schließen konnte. Und auch die andern Tiere versuchten ein Stück ihres Körper zu wären.

Am nächsten Morgen waren die Tiere bereits wieder verschwunden, als sie erwachte. Aber sie beobachteten sie von den Gebüschen aus. Das erste was sie an diesem Morgen sah, war das Gänseblümchen, welches sie nun mit geöffneter Blühte anstrahlte. Es hatte es auch ohne ihre Hilfe geschafft zu erblühen. Sie beugte sich über die kleine Pflanze und betrachtete sie einige Minuten. Dann fiel ihr ein, dass sie auch einen neuen Namen brauchte. Aber sie brauchte nicht lange zu überlegen und hatte ihren neuen Namen schnell gewählt.

Bellis. So wollte sie von nun an heißen.

Von diesem Tag an lebte ein kleines Menschenmädchen in diese Wald. Nach ein paar Tagen vertrauten ihr die Tiere, wie sie es auch zuvor getan hatten und der Bär gab ihr in seiner alten Höhle einen Unterschlupf. Es war eine sehr große Höhle und wurde von außen durch Farne und Efeu bedeckt, so dass ein Fremder sie niemals finden konnte. Die Tiere versorgten sie mit Nahrung, indem sie ihr Beeren brachten oder Brot und Kleidung aus der Stadt stahlen. Natürlich wusste Bellis nicht, dass diese Dinge gestohlen waren, doch sie war für jede Hilfe dankbar, die die Tiere ihr gaben. Sie selbst verließ aber nie den sicheren Wald. Von den verstorbenen Tieren durfte sie das Fell haben und sich damit die Höhle auslegen. Die Biber fertigten ihr einen Tisch, wie sie ihn einstmals bei den Menschen gesehen hatten und die Vögel sangen ihr jeden Morgen ein Lied, welches sie gleich viel fröhlicher stimmte.

Noch immer ging Bellis an die Quelle und spielte dort mit den Tieren. Doch sie war nicht nur dort, um mit ihnen zu spielen, sondern sie hoffte, dass er zurückkehren würde. Er hatte versprochen zurückzukommen und sie hatte geglaubt, dass er zu ihr kommt, sobald er wieder gesund war. Doch auch zu ihrem früheren Treffpunkt kehrte er nicht zurück. Sie selbst durfte nicht nach ihm suchen und auch den Tieren verbot sie, zu ihm zu fliegen. Sie wusste was gesehen würde, wenn sie es vielleicht doch taten.

Hatte er sie wirklich vergessen? Waren die Menschen wirklich so undankbar, wie ihr die Tiere einst erzählt hatten? Konnte sie so schnell vergessen und sich nicht mehr an ein Versprechen erinnern?

Diese Gedanken gingen ihr Tag für Tag, Jahr für Jahr durch den Kopf. Doch Erion kam nie zurück. Aber selbst nach zehn Jahren ging sie immer noch an ihren alten Treffpunkt zurück. So wie auch an diesem verhängnisvollen Tag. Gedankenversunken schaute sie in die Ferne auf das weite Land und erinnerte sich an die Tage an denen Erion über das große Feld nach Hause ging. Der Wald, aber vor allem die selbst, hatten sich sehr verändert. Sie war nun nicht mehr ein kleines einfaches Menschenmädchen mit einen runden Gesicht. Bellis war zu einer jungen Frau herangewachsen. Ihre Arme und Beine waren doppelt so lange, wie noch vor 10 Jahren. Sie hatte eine Taille bekommen und ihre Brüste waren gewachsen. Ihr silberblondes Haar reichte ihr nun bis zur Hüfte. Nur eines war noch so wie damals, das Mal auf ihrer Brust. Dieses hatte sich nicht verändert und zeigte noch immer die Form eines Apfels. Wenn ein Mensch sie so gesehen hätte, dann hätte er zugeben müssen, was für eine außergewöhnlich schöne Frau sie war. Wie ein Engel sah sie aus, wenn sie den Sonnenuntergang beobachtete und wartete bis der Mond aufging. Jedes Tier welches neu in den Wald kam und sie zum ersten Mal sah, schwur, dass es noch nie einen schöneren Menschen gesehen hatte. Doch natürlich konnten sie Bellis dies nicht erzählen. Also schauten sie sie nur mit bewundernden Blicken an.

So sehr hing sie an diesem Tag ihren Gedanken nach, dass sie nicht bemerkte, wie sich zwei Männer auf ihren Pferden dem Wald näherten. Erst als sie unmittelbar vor ihre standen wurde sie sich ihrer Gegenwart gewahr. Die Tiere, die sich sonst immer vor Gefahren warnten, begleiteten sie nie bis zu Grenze des Waldes. Zu gefährlich war ihnen dieses Gebiet.

Starr vor Schreck schaute Bellis zu den Männern hinauf. Dies war erst das zweite Mal, dass sie Menschen begegnete und diese sahen nicht so freundlich aus, wie Erion damals. Der kleinere von ihnen hatte schütterndes Haare und eine sehr große Nase, die sie auf den ersten Blick an den Schnabel eines Adlers erinnerte. Der andere war größer und hatte dichtes schwarz gelocktes Haar. Seine Augen waren kalt und machten Bellis Angst. Sie konnte nichts freundliches darin erkennen. Beide trugen Anzüge aus edlen Stoffe und Pfeil und Bogen bei sich. Ihre Pferde waren ebenso prächtig geschmückt, wie die Reiter selbst.

Erst nach scheinbar endlosen Sekunden konnte sie sich wieder bewegen und doch hatte es zu lange gedauert. Gerade als sie sich umdrehen wollte, packte sie einer der Männer am Handgelenkt und hielt sie fest.

„Na, na. Wer wird denn gleich wieder davon laufen?“, fragte der größere von ihnen hämisch und entblößte einer Reihe krummer Zähne. Bei diesem Worten traf sie sein Atem und sie hatte für einen Moment die Befürchtung, dass sie sich übergeben müsste.

„Was treibst du dich in den privaten Wäldern das Königs herum?“, fragte nun der andere.

Bellis verstand ihre Worte und doch ergaben sie für sie keinen Sinn. Was war ein König? Was war privat? Also antwortete sie ihnen nicht.

„Scheint wohl nicht sonderlich gesprächig.“, sagte nun wieder der Größere. „Was machen wir mit ihr?“

„Nun, ich denke wir sollten sie mitnehmen. Sie hat unbefugt das Gebiet es Königs betreten. Weiß du denn nicht, dass der streng verboten ist?“, fragte sie nun der Kleine tadelnd. Wieder verstand Bellis den Sinn der Worte nicht.

„Wer hätte gedacht, dass wir etwas so schnell von der Jagd zurück kommen würden. Und dann auch noch mit so einem hübschen Fang.“

Er packte sie fester an den Handgelenken und wollte sie auf sein Pferd ziehen. Bellis wehrte sich so gut sie konnte. Sie versuchte davon zu laufen, doch sein Griff war zu stark.

Bitte helft mir doch!, versuchte sie die Tiere das Waldes zu rufen. Doch niemand kam. Sie waren zu tief im Wald, als das sie sehen konnten was mit ihrer liebsten Freundin geschah.

“Sieh an. Ganz schön widerspenstig die Kleine. Aber das haben wir gleich.“

Sie spürte wie er sie mit einem Ruck zurück zog und sie rückwärts taumelte. Vor Schreckt drehte sie sich um. Alles was sie dann noch sah, war eine riesige Hand die auf sie niederfuhr. Danach spürte sie einen so starken Schmerz im Gesicht, wie sie ihn noch nie empfunden hatte. Ihr wurde Schwarz vor Augen und die Sinne schwanden ihr.

Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie auf einen schwankenden Boden unter sich. Panik überkam sie. Wo war sie? Was war geschehen? Sie versuchte den Kopf zu heben, doch nur bei der kleinsten Bewegung kehrte der Schmerz zurück und ihre wurde erneut übel.

„Sie scheint munter zu sein.“, hörte sie nun erneut die Männerstimme von vorhin.

„Wirklich? Wurde ja auch mal Zeit. Dachte schon, die pennte ewig.“, sprach nun der andere Mann. Bellis realisierte nun, dass dieser grässliche Mensch direkte hinter ihr saß. Ihr Herz begann zu rasen und Angstschweiß trat auf ihre Stirn. Wie konnte sie nur so unvorsichtig gewesen sein? „Genau pünktlich, wir sind schon da. Bin mal gespannt, was der König mit dir vorhat. Wenn er keine Verwendung für dich hat, nehme ich dich.“

Bellis drehte den Kopf nun doch leicht nach links und rechts und erkannte jetzt wo sie sich befand. Ihr Körper war quer über das Pferd gelegt worden und es transportierte sie nun wie ein Sack Kartoffeln.

Plötzlich blieb das Pferd stehen und der Mann stieg ab. Dann packte er Bellis an der Taille und zog sie unsanft nach unten und stellte sie auf ihre zwei Beine. Von dieser schnellen Bewegung wurde ihr schwindlig.

„Na los komm schon.“ Der große Mann gab ihr einen Schubs. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Handgelenke mit einem Lederband zusammen gebunden waren. Sie versuchte sich zu befreien und bewegte die Arme hin und her, doch es war so fest zusammen gebunden, dass sich das Band in ihr Fleisch schnitt. Kleine Bluttropfen fielen zu Boden.

Das riesige Schloss erhob sich wie ein Ungetüm vor ihr. Nackt und kalt starrten die hohen Mauern sie an und flößten ihr noch mehr Angst ein. Das waren also die großen Häuser in denen die Menschen lebten. Wie unnötig, dachte sie. Was nützen ihnen all die vielen Zimmer, die sich hinter den Wänden verbargen, wenn sie sich doch nie in mehreren gleichzeitig aufhalten konnten. Bellis blickte hinter sich und sah das riesige Tor. Es sah aus wie das Maul des Ungeheuers mit scharfen Zähnen, dass sie bereits ganz verschluckte hatte und sie nun verdauen wollte.

Ängstlich richtete sie ihren Blick wieder nach vorn. Sollte, dass nun der Lohn dafür sein, dass sie einem Menschen einst das Leben gerettet hatte?

„Na, mach schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“, rief der große Mann. Er packte sie an der Armen und zog sie hinter sich her. Schwankend folgte sie ihm in das Schloss und sah sich dabei nach links und rechts um. Egal wo sie hinblickte, alles war grau und trist und sehr dunkel. Hier und da standen ein paar vereinzelte Kerzenleuchter, die die Dunkelheit ein wenig kompensierten, aber so richtig Erleuchten konnten sie die Gänge nicht. In ihren schwachen Schein sah das ganze noch bedrohlicher und unheimlicher aus. Bellis begann zu zittern. Ihre Schritte wurden noch langsamer und sie hatte mühe überhaupt noch von selbst einen Fuß vor den anderen zu setzten.

Plötzlich blieben sie vor einer großen Doppeltür aus Eiche stehen. Es war ein kunstvolles Muster hineingeritzt worden und Bellis fragte sie, wie alt die Bäume gewesen sein mochten, die dafür sterben mussten.

„Was wollt ihr?“, hörte sie nun eine andere fremde Stimme fragen. Sie zuckte zusammen und drehte den Kopf leicht zur Seite. Erst jetzt erkannte sie, dass da noch jemand war. Es war so dunkel in den Gängen, dass sie die Wachposten vor der Tür nicht gesehen hatte. Mit ihrer scharlachroten Uniform wirkten sie nicht weniger bedrohlich. Sie empfand die Männer, die sie hierher gebracht hatte im Gegensatz zu diesen, als weniger gefährlich.

„Wir haben etwas im Wald gefunden und würden gern dem König davon berichten.“, hörte sie den größeren Mann sagen. Seine Stimme wurde ihr immer unsympathischer und die Ohren schmerzten ihr von seinen Worten.

Sie spürten den Blick der beiden anderen Männer auf sich und senkte den Kopf. Eine Weile war es still, doch sie wusste, dass sie sie noch immer anstarrten. Wie eine seltene Pflanze, die man nur alle paar Jahrzehnte zu Gesicht bekam.

„Ihr könnt passieren.“ Diese Stimme musste dann wohl dem anderen Wachposten gehören. Sie war nicht so rau und wesentliche flüssiger, als die anderen. Trotzdem klang sie in ihren Ohren reichlich gelangweilt und desinteressiert.

Die Eichentüren knarrten, als sie nach innen aufschwangen.

Wieder wurde sie nach vorn geschubst und sie stolperte auf wackligen Beinen in den Saal. Es war ein sehr großes Zimmer. Und anders als der Flur war dieses mit Wandteppichen und anderem Gezier geschmückt. Die Wandteppiche erzählten Geschichten, von Einhörnern, Riesen, Nymphen und anderen Fabelwesen und Bellis sehnte sich einmal mehr nach dieser Welt. Behutsam sah sie sich um. Auch dieser Raum wurde von der Farbe Rot dominiert. Nur an einigen wenigen Stellen schimmerte es Golden. Auf der rechten Seite gab es Fenster, die mannshoch waren und von schweren dunklen Stoffen umrahmt wurden. Die Sonne tauchte alles in ein brennendes Licht und ließ den Ort noch unheimlicher und bedrohlicher erscheinen.

Bellis und die beiden Männer liefen auf einem schmalen roten Teppich immer weiter in den Raum hinein. Als sie ihren Blick nach vorn richtete, sah sie zwei große Stühle. Es waren keine einfachen Stühle, sondern Sessel, mit rotem Samt überzogen und einen goldverzierten Rahmen. Der linken von beiden war etwas größer, als der andere und auf dessen Spitze, erkannte sie so etwas wie ein Hut, nur das von diesem gleichmäßig große Zacken ausgingen. Erst als sie weitere nach unten blickte, sah sie, dass in diesem Stuhl jemand saß. Es war eine kleine gedrungene Gestalt und Bellis fühlte sich im ersten Moment an einen Zwerg erinnert, nur nicht ganz so klein.

„Belzack und Ratius, was führt euch zu mir? Wolltet ihr nicht auf die Jagd?“, fragte nun der große Zwerg. Bei dem ersten Namen hatte sich der große Mann ehrfürchtig verbeugt, bei dem anderen der kleinere von ihnen.

„Das ist richtig meine Maiestet. Aber statt einen Reh haben wir das hier gleich am Waldrand gefunden. Es scheint als hätte sie sich unbefugt auf ihrem Land rumgetrieben.“, antwortete der Mann der offenbar Belzack hieß.

„So, so.“

Noch immer hatte Bellis den Blick gesenkt, aber sie konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass der Mann sich erhob auf sie zutrat. „Du kennst wohl das Gesetzt nicht? Es ist verboten sich auf den Ländern des Königs aufzuhalten. Lass mal dein Gesicht sehen.“

Mit seinen kalten knochigen Fingern, hob er ihr Kinn an und zwang sie somit ihm in die Augen zu sehen. Die Augen diesen Menschen waren grau und stumpf, so als hätten sie bereits eine Menge schlimmer Dingen gesehen und vielleicht auch selbst getan. Ihr Atem wurde schneller und sie glaubte ihr Herz würde jeden Moment aus ihrer Brust springen. Noch nie hatte sie soviel Angst verspürt.

„Mmh...“, machte er nachdenklich. „Was ist, warum antwortest du nicht?“

„Sie hat die ganze Zeit noch nicht gesprochen.“, antwortete ihm nun Ratius.

„Vielleicht ist sie eine dieser Waldmenschen, die sich nur von Beeren und Wurzeln ernähren. Die sollen ja wie die Heuschrecken sein und immer weiter durch das Land ziehen.“, war es nun Belzack der sprach.

„Bist du eine Heuschrecke?“, fragte sie nun der König und sein fauler Atem blies ihr ins Gesicht. „Wenn dann bist du aber eine ausgesprochen hübsche.“

Die Angst schnürte ihr die Kehle zu und sie konnte nicht antworten. Aber sie wusste auch nicht, was sie hätte antworten sollen. Sie kannte die Bedeutung der Wörter nicht, die er gebrauchte.

Die Sekunden verstrichen langsam und er ließ ihr Gesicht schließlich los.

„Na, was sollst. Ich würde sagen wir-“

Mit einem lauten Knall schwangen die Türen erneut auf und der König wurde unterbrochen.

„VATER!“, rief eine Männerstimme und Bellis zuckte erneut zusammen. Sie wagte nicht aufzusehen, doch anhand der Stimme konnte sie erahnen, dass der Besitzer noch ein junger Mann sein musste und offenbar war es der Sohn dieser Maiestet.

Der König sah kurz auf und Bellis konnte erkennen, dass er verärgert über diese Unterbrechung war.

„Vater! Wie kannst du es wagen, diesen Hochzeitstermin festzulegen?! Ich habe dir bereits gesagt, dass ich NICHT heiraten werde!“ Sie konnte hören, dass die Stimme mit jedem Wort näher kam. Die Person war aufgebracht und sehr wütend. Trotzdem machte sie ihr nicht so eine Angst, wie die der anderen Männer. Sie war weich und voller Leidenschaft.

„Und ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht darüber Diskutieren werde!“ Bellis war überrascht, wie kräftig die Stimme dieses Mannes noch klingen konnte. Wie ein Donnergrollen halte sie durch den Raum. „Ich bin der König und du bist mein Sohn! Und auch du hast zu tun, was ich befehle!“

„Das werde ich nicht tun! Niemals, werde ich diese Person heiraten! Und schon gar nicht, weil du es willst!“

Bellis konnte hören, wie der König scharf ausatmete.

„Belzack. Ratius. Bringt sie weg. Schafft sie erst einmal in den Kerker, bis ich weiß, was ich mit ihr machen werde.“

„Mit Verlaub, mein König, wenn sie keine Verwendung für sie haben, ich hätte da bereits eine.“, hörte sie Belzack sagen und es schwang etwas in seiner Stimme mit, dass ihr den Magen umdrehte. Lieber würde sie auf der Stelle sterben.

„Mal sehen. Schafft sie weg.“

Belzack zog sie auf die Beine. Als sie sich mehr oder weniger freiwillig umdrehte, bemerkte sie wie der Mann sie musterte. Sie wagte es nicht dem Blick zu heben und ihn anzusehen, deswegen sah sie nicht, wie überraschte er über ihre Schönheit war.

Als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, erhob sich die Stimme des jungen Mannes erneut und Bellis fragte sich, was ihn so erzürnt hatte. Was bedeutete das: Heiraten?

„Scheint, als ob unser junger Prinz nicht sonderlich glücklich mit seiner Braut ist.“, bemerkte Belzack spitz, während sie Bellis einen weiteren dunklen Gang entlang führten.

„Ja. Sie soll eine Furie sein, wohl aber ganz hübsch. Er wird keine Wahl haben. Wenn der König einmal etwas beschlossen hat, gibt es zurück. Außerdem ist die Macht, die dieses Land dadurch zugewinnt, einfach zu verlockend.“

„Unser Prinzchen soll sich mal nicht so haben. Was würde ich dafür geben an seiner Stelle zu sein. Aber vielleicht habe ich ja Glück und bekomme dieses hübsche Exemplar hier.“

Bellis versuchte nicht auf seine Worte zu achten, doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief.

Nach scheinbar zahllosen Gängen, die ihr jedes Mal endlos lang erschienen waren, traten sie an eine Treppen, die sie herabgeführt wurde. Von nun an gab es nicht einmal mehr den Kerzenschein, sondern nur noch Dunkelheit.

Erst als sie fast am Ende waren, konnte sie wieder einen schwachen Lichtschein erkennen.

„Was bringt ihr denn da Schönes?“, fragte Mann, der ebenfalls eine rote Uniform trug.

„Ein kleines hübsches Rehchen. Wir haben es im Wald gefunden. Hast du noch ein Plätzchen für sie?“, fragte Belzack und gab ihr bei diesen Worten einen klapps auf den Hintern.

„Sicher. Momentan ist hier eh nicht viel los. Ein bisschen Gesellschaft kann nicht schaden.“ Bellis sah, dass er sich erhob und ein paar Schritte nach hinten ging. Es schlug etwas gegen Metall und hörte sie es zweimal klicken und im Anschluss eine knarren.

Belzack stieß sie unsanft nach vorn.

„Hier wirst du erst einmal leben.“, sagte er. „Wenn du Glück hast nicht für lange. Ich werde mich bald deiner annehmen.“ Er zwang sie ihn anzusehen und das Leuchten welches sie in seinen Augen sah, ließ ihr Herz erstarren. Was ging in seinem Kopf bloß vor?

Er löste die Fesseln und mit einem weiteren Stoß gegen in den Rücken schubste er sie in die Zelle und Bellis stürzte zu Boden. Mit den Händen hatte sie sich gerade noch so abfangen und ein blutiges Knie vermeiden können. Sie hörte hinter sich ein weiteres knarren und wieder dieses klicken und sie wusste, dass sie die Tür nun verschlossen hatten.

Sie blieb noch auf dem Boden sitzen, als sie hörte wie sich die Stimmen immer mehr entfernten und schließlich waren sie ganz verstummt.

Panisch sah sie sich um. Links neben ihr und vor ihr befand sich eine weitere dieser riesigen, unheilbringenden Mauern. Rechts und hinter ihr waren Eisgittern. Die Abstände zwischen den Eisenstäben waren gerade einmal so breit wie ihre Hand. Auf dem Boden konnte sie Stroh wahrnehmen. Es musste altes, modriges Stroh sein, wenn sie von dem Geruch ausging, der ihr in die Nase stieg. Sie ließ ihren Blick über den Boden gleiten, bis dorthin wo sie einen kleinen schwachen Lichtkegel wahrnahm. Ihre Augen folgten dieses Licht und es führte sie schließlich, zu einem kleinen Fenster, welches nicht größer als zwei Mauersteine war. Und auch dieses war mit Gitterstäben gesicherte. Vorsichtig und langsam bewegte sie die Hand nach vorn. Immer eine nach der anderen und zog ihre Beine nach. Solange bis sie den Lichtstrahl ereichte hatte. Sie setzte sich hinein und schlang die Arme um ihre Brust. Die Beine zog sie fest an. Sie lehnte sich gegen die Mauer und schloss die Augen. So lange wie sie wusste, dass die Sonne irgendwo da draußen sein musste, so lange gab sie sich nicht der völligen Verzweiflung hin.

Wie konnte das nur geschehen?, fragte sie sich. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können? Würde sie jemals in den Wald zurückkehren können?

Bellis spürte, wie ihr Herz langsamer schlug und auch ihr Puls sich beruhigte. Es wurde still um sie herum und stumme Tränen liefen ihre Wange hinunter.

Eine Weile saß sie so in dem schwachen Lichtschein. Im laufe der Zeit, die sie nun schon in diesem Gefängnis saß, veränderte sich dessen Position und mit ihm veränderte sie auch ihre Position. Sie konnte es nicht ertragen in dieser Dunkelheit allein zu sein und dürstete nach jedem Sonnenstrahl, der durch dieses kleine Fenster dringen konnte. Noch hatte das Licht eine einigermaßen starke Leuchtkraft, doch Bellis wusste, dass schon bald die Nacht herein brechen würde und dann würde die Sonnen sie in der Dunkelheit allein zurückgelassen.

Die Tränen auf ihrer Wange waren noch nicht getrocknet, als sie Schritte näherkommen hörte.

„Hier ist sie, eure Hoheit.“, hörte sie die Wache sagen.

Automatisch zog sie die Beine noch enger an ihren Körper und versteckte das Gesicht hinter den Haaren.

„Danke.“ Verwundert über diese Stimme wurden ihre Ohren aufmerksames. Es war nicht die kalte Stimme des Königs, die da gesprochen hatte, sondern die des anderen, jungen Mannes.

Sie konnte die Blickt der Männer auf sich spüren und fühlte sich noch unwohler.

„Ich glaube, sie können jetzt erst Mal einen Pause machen.“, hörte sie den jungen Mann sagen.

„Aber eure Hoheit, dass kann ich unmöglich machen. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen.“

„Kein Angst, ich entbinde sie von ihrer Pflicht. Ich befehle ihnen sogar einen Pause zu machen. Geben sie mir den Schlüssel.“

Bellis sah, dass wie er die Hand hinhielt und darauf wartete, dass der Wächter die Schlüssel hineinlegte. Nur zögerlich tat er, wie ihm gehießen.

„Also gut, aber ich werde nicht lange wegsein.“, sagte er und verließ den Kerker.

Noch immer wagte Bellis es nicht aufzusehen, aber der Gedanke, dass dieser Wächter nun weg war, machte ihr Herz leichter. Doch sie spüre, wie der Sohn des Königs sie weiterhin durch die Gitterstäbe betrachtete, so als wüsste er nicht recht, was zu tun sein.

Dann nahm sie wahr, wie er den Schlüssel in das Schloss steckte und mit zwei Klicken sprang die Tür erneut auf. Der Prinz zog sie auf und trat in ihre Zelle ein. Sobald er sie betreten hatte, zog er die Tür hinter sich zu.

Er blickte auf die Frau, die zusammengekauert auf dem Boden saß.

Als könnte sie diese Körperhaltung vor irgendetwas schützen!

„Du bist also die fremde Frau, die sich einfach so auf unserem Land rumtreibt.“, sagte er schließlich und trat auf sie zu. Bellis hob den Kopf nicht an, aber sie drückte sich noch mehr an die Mauer.

Der Prinz stand vor ihr und kniete sich hin. Wie auch schon sein Vater, faste er ihr unter das Kinn und hob ihr Gesicht an, so dass er es besser sehen konnte. Seine Hand fühlte sich so ganz anders als die seines Vater ans. Sie war weich und warm und ließ nichts von der Kälte erahnen, die seinem Vater umgab. Sie wich seinem Blick aus und schaute auf den Boden, während er sie betrachtete. Durch die Dunkelheit des Raumes konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Obwohl ihre Augen sich inzwischen etwas daran gewohnt hatten, konnte sie doch nur umrisse erkennen.

„Du bist wirklich ziemlich hübsch.“, sagte er schließlich. Ihr silberblondes Haar hatte ihn von Anfang an fasziniert und das grau-blau ihrer Augen hatte etwas Außergewöhnliches. Aber etwas in seiner Stimme hatte sich verändert. Sie konnte es ganz deutlich spüren. Sie war schärfer geworden, als er dies gesagt hatte und Bellis glaubte auch Bitterkeit darin zu hören.

Der Prinz stand wieder auf und lief in der Zelle auf und ab.

„Du weiß gar nicht wie sehr ich dich beneide!“, stieß er scharf aus. „Du konntest dein bisheriges Leben in Freiheit genießen, während ich an dieses Schloss gebunden war! An seine Verpflichtung und Etikette! Wie sehr ich es doch hasse!“ Seine Stimme wurde immer lauter und Bellis zuckte bei jedem Wort zusammen. „Und nun soll ich auch noch diese Frau heiraten! Eine Frau, die ich nicht einmal kenne, geschweige denn Liebe! Für den Rest meines Lebens, werde ich an diesen Menschen gebunden sein!“

Sie konnte hören wie die Wut ihn übermannte und sein Atem schneller wurde. Er machte ihr mehr und mehr Angst. Eine Weile schwieg er und seine Schritte verlangsamten sich.

„Warum sollte ich also nicht noch einmal die Freiheit auskosten?“ Seine Stimme klang nun nicht mehr weich oder leidenschaftlich. Eher kalt, verhasst und bitter. So als wollte er mit aller Macht seine vorherigen Worten entkommen.

Bellis machte sich noch kleiner. Sie verspürte erneut Angst.

Schnellen Schrittes ging er auf sie zu und packte sie am Arm. Mit einer einzigen Bewegung riss er sie nach vorn und warf sie auf den Boden. Vor schmerz schrie sie auf und hielt sich das Handgelenk, welches noch immer von den Fesseln schmerzte. Sie lag am Boden und drehte sich auf den Rücken. Ihr war schwarz vor Augen geworden und es dauerte etwas, ehe sie wieder einigermaßen scharf sehen konnte. Mit einem weiteren Schritt stand der Prinz vor ihr und beugte sich in seiner nächsten Bewegung über sie. Ein Knie lag zwischen ihren Beinen und die Hände hatte er neben ihrem Kopf abgestützt. Entsetzt sah sie ihn an und ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell. Sollte sie sich wirklich in dieser Stimme getäuscht haben? Jetzt erkannte sie, dass seine Haare wohl schwarz waren und seine Augen leuchteten wie Onyxe.

„Ich habe gehört, dass Belzack dich vielleicht bekommen soll.“, sagte er und nun klang seine Stimme wieder normal. „Das tut mir leid.“

Als Bellis dieses Worten hörte, wusste sie instinktiv dass sie auch so gemeint waren. Er hatte sie nur geflüstert und sie glaubte Traurigkeit daraus zu hören.

Sein Verhalten verwirrte sie und machte ihr Angst. Er schien unberechenbar.

„Auch du wirst dann für immer gefangen sein.“, sprach er weiter. „Genauso wie ich. ... Nur einmal noch möchte ich frei sein. Nur einmal, will ich etwas tun, weil ich es möchte. ... Es tut mir leid, dass du ausgerechnet heute hierher gekommen bist.“

Seine Worte ergaben für sie keinen Sinn und sie verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte. Doch bevor sie überhaupt weiter darüber nachdenken konnte, hatte er seine Lippen an ihren Hals gelegt und begann sie stürmisch zu küssen.

Nach der ersten Lähmung, die auf dieses Verhalten folgte, machte sich Panik ihn ihr breit. Sie wusste nicht ganz genau was er tat, aber sie hatte davon gehört.

„Nein!“, presste sie mühsam hervor. Sie versuchte ihn mit ihren Händen wegzuschieben, aber sie war zu schwach. „Nein! Nein!“, rief sie immer wieder. Seine Lippen bewegten sich nun ihren Hals abwärts. Es fühlte sie widerwärtig auf ihrer Haut an und Angstschweiß bildete sich auf ihrem Körper. Sie schlug mit den Händen auf ihn ein, doch sie ereichte nichts. Sie wollte ihn treten, doch ihre Beine erreichten ihn nicht. Stattdessen strampelten sie in der Luft.

„Nein! Hör auf!“, schrie sie erneut. Sie konnte die nackte Angst aus ihrer Stimme hören.

Plötzlich ließ er von ihr ab und sah sie an. Sein Blick war unergründlich, aber sie hoffte, dass er von ihr ablassen würde.

„Du kannst ja doch sprechen.“, sagte er und klang sichtlich überrascht. „Aber hier wird dich niemand hören.“, sagte er und es klang beinahe so, als würde er sich ebendies wünschen.

Er fasste ihre Handgelenkte mit der rechten Hand und drückte ihre Arme somit über ihren Kopf. Mit dem Knie schob er ihre Beine weitere auseinander. Er saß inzwischen regelrecht auf ihr und egal wie sie jetzt versuchen würde sich zu wehren, sie würde ihm nicht mehr entkommen können.

Bevor er sich abermals zu ihr runterbeugte, fuhr er mit dem Zeigefinger der rechten Hand über ihre Lippen. Dann flüsterte er in ihre Ohr: „Deine Lippen werde ich aber nicht küssen.“

Abermals begann er sie zu küssen. Am Hals, am Ohr, am Schlüsselbein – aber niemals auf die Lippen.

Sie versuchte sich weiter zu wehren, doch er hatte ihre Handgelenkte so fest im Griff und ihrem Oberkörper so sehr auf den Boden gedrückte, dass ihr nur eine schwache Bewegung gelang.

Ihre Kräfte ließen langsam nach Tränen stiegen in ihr hoch. Sie stahlen sich aus ihrem Auge, wie kleine Diamanten und fielen lautlos zu Boden. Ihr Atem ging viel zu schnell und das Adrenalin rauschte durch ihren Körper, aber die Versuche sich zu wehren wurden schwächer und ihre Verzweiflung immer größer.

„Nein!“, sagte sie wieder und wieder. Ein Schluchzen entrann ihrer Kehle. Er löste sich kurz von ihrem Schlüsselbein und küsste sie hinter ihrem Ohr.

„Es tut mir leid.“, flüsterte er. Doch er hörte nicht auf. Sein Mund fuhr von ihrem Ohr den Hals entlang, allerdings ohne diesen wirklich zu berühren. Nur sein warmer Atem strich über ihre Haut. An der Halsbeuge küsste er sie erneute.

Dann hob er den Arm und führte seine linke Hand ihren Körper entlang. Durch den Stoff ihres Kleides hindurch konnte sie die Berührung seiner Finger spüren und mit jeder Bewegung, die er nach oben macht stieß sie einen weiteren Schluchzer aus.

Seine Hand glitt von ihrer Hüfte aufwärts, ihre Taille entlang und berührte schließlich ihre Brust. Dort verharrte sie und der Prinz begann diese zu streicheln.

„Nein, bitte nicht...“, sagte sie abermals. Ihre Stimme war gebrochen und nicht mehr als ein Krächzen. Die Tränen strömten ihr Gesicht herunter und machten sie nun völlig blind. Fragen schossen ihr durch den Kopf, von denen sie wusste, dass sie wohl nie eine Antwort darauf erhalten würde.

Warum war sie eigentlich hier? Hatte sie etwas unrechtes getan? Was hatte dieser Mensch mit ihr vor? Warum tat er das? Warum berührte er sie so? Was wollte er von ihr? Warum sagte er, dass es ihm leid tat, wenn er es doch nicht beendete? Und warum zitterte er?

Der Prinz selbst, war niemand der anderen einen Schaden zufügte. Niemals würde er jemanden aus Spaß verletzen. Auch dieses Mädchen nicht. Als er ihr Schluchzen hörte du ihre Tränen sah, geriet seine Entscheidung noch mehr ins wanken. Er fühlte sich so schon schrecklich, bei dem was er tat, aber ihre Tränen und ihr Flehen zerrissen ihm fast das Herz. Er war sie verunsichert, so hin und hergerissen, dass sein Köper zu zittern begonnen hatte. Denn tief in seinem Inneren wollte er das gar nicht tun. Und doch war die Verzweiflung über sein eigenes Schicksal größer, als seine innere Stimme. Nur einmal wollte er etwas tun, was in seiner Macht lag. Nur einmal wollte er etwas tun, weil er es selbst wollte. Auch wenn es auf dem Unglück eines anderen gebaut sein würde. Er würden den Rest seines Lebens an diesem Ort dafür zahlen.

Trotz allem waren seine Berührungen war nicht grob oder gewaltsam. Er versuchte trotzdem sanft zu ihr zu sein und ihr keine Schmerzen zu bereiten. Der Schmerz, den er ihr in wenigen Augenblicken zufügen würde, würde groß genug sein.

Seine Hand strich mit zittrigen Fingern über ihre Brust. Dann wanderte sie langsam weiter nach oben und strich ihr über das Gesicht. Automatisch drehte sie den Kopf zu Seite. Sie wollte von diesem Mann nicht berührt werden. Das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut, brannte wie Feuer. Als sie aus den Augenwinkeln sah, wie er sie betrachtete, schloss sie die Augen. Sie konnte diesen Blick nicht ertragen. Der Prinz beugte sie über ihr Gesicht und küsste eine weitere Träne aus ihrem Auge.

„Vergib mir.“, sagte er so leise, dass sie es kaum verstand.

Dann legte er seinen Finger an den Kragen ihres Kleides und Bellis spürte, wie er begann ihn nach unten zu ziehen.

„Nein! Nicht!“

Sie verstand noch immer nicht, was das ganze bedeutet, aber es machte ihr höllische Angst. Sie verspürte in diesem Moment, die gleiche Angst, wie damals, als sie als Mensch erwacht war, und ganz allein war. Er begann sie erneut zu küssen und dieses Mal machte er nicht in der Halsbeuge oder ihrem Schlüsselbein halt, sondern seine Lippen wanderten weiter nach unten. Sie berührten nun die Stellen, die der Kragen des Kleides bisher verdeckt hatte. Er hielt in seiner Bewegung inne. Sollte er das wirklich tun? Wollte er das wirklich tun?, dachte er. Doch jetzt gab es für ihn kein zurück mehr. Zu weit war er schon gegangen. Wenn er schon in der Hölle kommen sollte, dann auch richtig.

Bellis konnte spüren wie sein heißer Atem über ihre Brust strich und sie wusste plötzlich, was er als nächstes tun würde.

Ein letztes Mal versuchte sie sich aufzubäumen und ihn von ihrem Körper zu stoßen. Doch noch immer hielt er ihre Hände festumklammert und das Gewicht seines Körpers drückte sie so fest nach unten, dass sie sich kaum bewegen konnte.

„Nein...Nicht!“, sagte sie immer wieder, doch sie realisierte, dass es keinen Zweck haben würde. Trotzdem wiederholte sie die Worte immerzu, in der Hoffnung, dass er sie vielleicht doch erhören würde. Gleich würde er sie an dieser Stelle berühren.

Sie kniff die Augen zusammen und wollte, dass es nur noch vorbei ist. Sie wusste nicht wie viel Zeit bereits vergangen war, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit der Qual.

Doch dann veränderte sich etwas.

Abrupt hielt er in seiner Bewegung inne und Bellis konnte hören, wie er scharf den Atem einzog.

Sie bewegte sich nicht und sie sah ihn auch nicht an. Sie wollte dieses Gesicht nicht auch noch sehen. Ihr Atem war hektisch und flach. Wie ein Tier lag sie wohl da, das im Sterben lag und auf den Gnadenstoß wartet. Und nicht anders fühlte sie sich auch. Sie erwartete nur, dass die Tortur gleich weitergehen würde.

Die Sekunden verstrichen und Bellis spürte ihn noch immer auf sich, aber nichts geschah. Es war ihr als würde er sie nur ansehen. Wollte er sich jetzt noch an ihrem Leid laben?

Dann geschah etwas Seltsames. Es geschah so schnell, dass sie es gar nicht richtig realisieren konnte. Seine Hand löste sich schlagartig von ihren Handgelenken und gab sie wieder frei. Sie hörte etwas rascheln und das Gewicht auf ihr, verwand plötzlich und sie konnte leichter atmen. Trotzdem wagte sie es nicht ihn anzusehen. Aber innerhalb des nächsten Augenblickes hörte sie erneutes klicken, im Anschluss ein Knarren und dann schnelle Schritte. Er als diese verstummt waren, lösten sich ihre Muskeln aus ihrer Starre und Bellis öffnete die Augen.

Er war verschwunden. Sie war allein in diesem Raum.

Langsam sickerten die Ereignisse zu ihrem Bewusstsein durch und Erleichterung durchströmte sie. Doch trotzdem wollten die Tränen nicht aufhören. Stattdessen vielen sie nur noch hemmungsloser auf den Boden. Sie krümmte sie auf dem alten Stroh zusammen und zog die Beine wieder an. Dann gab sie sich in der Dunkelheit ihrem Elend und Schmerz hin. Nicht einmal die Sonnenstrahlen, würde ihr jetzt Hoffung spenden können.

Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende?

Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende?
 

Zwei Tage blieb sie in diesem kalten Raum, aber kein Mann erschien mehr in ihrer Zelle. Eine Magd brachte ihr zweimal am Tag etwas zu essen, doch sie rührte es kaum an. Außerdem wurden ihre Handgelenkt mit einer Salbe behandelt, die die Magd mitbrachte. Bellis erkannte die Zutaten schon am Geruch und nur deswegen ließ sie sich bereitwillig damit versorgen. Es war Ringelblumen vermischt mit Kamille.

Ihr Körper war erschöpft und müde, dennoch schlief sie nie tief oder lange. Sie hatte zuviel Angst, dass er zurückkommen würde. Er oder jemand anderes. Jeden Tag wartete sie darauf, dass über ihr Schicksal entschieden wurde, doch nichts geschah.

Dann am Ende des zweiten Tages, trat die Magd erneut vor ihre Tür, dieses Mal aber in Begleitung des Wächters. Dieser Schloss die Zelle auf und sprach: „Du kannst gehen. Befehl vom Prinz. Wenn du klug bist, verschindest du von hier.“ Bellis sah ihn aus großen Augen an.

Sie durfte wirklich gehen? Und ER hatte das veranlasst?

Warum?

“Nun mach schon oder willst du freiwillig hier bleiben?“ Der Wächter stieß sie unsanft in den Rücken und trieb sie aus der Zelle, die Treppen nach oben. Dort wurde sie von Ratius in Empfang genommen.

„Nanu, Ratius. Du bist ja allein hier. Wo hast du denn Belzack gelassen?“

„Nun, lass es mich so sagen. Das Fest gestern Abend, war doch ein wenig anstrengend für ihn.“, sagte dieser und lächelte wissend.

„Ah, verstehe! Hier hast du sie. Sie zu, dass du sie schnell wieder loswirst.“

„Ja, mach ich.“ Bevor Ratius sie durch die großen dunklen Gänge nach draußen führte, fesselte er ihre Handgelenke erneut. Doch er band das Seil nicht so fest, wie es Belzack getan hatte.

Mühsam stolperte Bellis durch das große Gebäude. Sie hatte zwei Tage lang nicht gestanden oder war gegangen. Ihre Knochen fühlten sich gebrechlich und schwach an.

Als sie das Schloss verließen, blieb sie stehen und hielt sich die Hand vor die Augen. Die Sonne schmerze und blendete sie und doch wärmten die Sonnenstrahlen sogleich ihren Körper und schienen ihn mit neuem Leben zu füllen. Im nächsten Moment nahm sie die Geräusche um sich herum wahr. Duzende von Stimmen, das Wiehern von Pferden, Gescharre und Geklimper. Aber sie hörte auch die Vögel auf dem Dach und eine davon kannte sie besonders gut. Sie drehte den Kopf und sah ein Rotkehlchen auf einem Dachsims sitzen.

Selbstverständlich war es nicht, das gleiche Rotkehlchen, wie jenes des sie bereits vor 10 Jahren gekannt hatte. Denn Rotkehlchen leben leider nicht so lange. Aber es war eines seiner Nachfahren, die Bellis stets treu waren.

Ohne ein Wort zu sprechen brachte Ratius sie zum Tor – zum Maul des Schlosses – dort blieb er stehen und machte ihr die Fesseln los.

„Du hast Glück, dass Belzack noch schläft. Ich kann mir denken, was er sonst mit dir gemacht hätte. Aber du solltest aufpassen, dass man dich nicht noch einmal erwischt. Dann wirst du nicht so viel Glück haben.“, sprach er noch und drehte sich, ohne eine Antwort von ihr zu erwarten, um.

Bellis schaute ängstlich nach oben und sah die Spitzen, die vom Falltor herausschauten. Sie zögerte noch einen Moment, unsicher, ob es auch wirklich sicher war, jetzt zu gehen. Doch als das Rotkehlchen aufgeregt um sie herum flatterte und laut zwitscherte, stolperte sie unsicher durch das Tor. Bellis ahnte nicht, dass sie von zwei braunen Augen beobachtet wurde, die sehr wohl auch den Vogel bemerkte hatten.

Erst als sie das Tor endlich passiert hatte, konnte sie erleichtert aufatmen. Und dann kehrte sie, mit Hilfe des Rotkehlchens, welches ihr den Weg zeigte, nach Hause zurück. Es war ein beschwerlicher Weg. Sie war so ausgezehrt, dass sie oft anhalten und sich ausruhen musste. Manchmal stolperte sie auch und hatte Mühe wieder aufzustehen. Sie verstand erst jetzt, welche Bedeutung diesen kleinen Worten „zu Hause“ wirklich zukam und was Erion einst damit verbunden hatte.

Lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichte sie ihre geliebte Quelle. Noch nie hatte sie sich so erschöpft gefühlt und alles was sie wollte war schlafen. Doch erst musste sie den Dreck der vergangen Tage abwaschen. Sie saß lange in dem Bauch und wusch sich. Sie hoffte, dass mit dem Dreck auch die Erinnerung fortgespült wurde, doch das tat es nicht. Das würde wohl kein Wasser der Welt schaffen.

Als der Mond bereits in voller Pracht am Himmel stand und die Nacht erleuchtete, kehrte sie in ihre kleine Bärenhöhle zurück. Dort war noch alles so, wie an dem Morgen als sie sie verlassen hatte. Wieder rollte sie sich zusammen und schlang die Arme um die Beine. Würde sie jemals wieder anders schlafen können? Die Augen konnte sie aber noch lange nicht schließen. Sie sah wie die Wildkatze sich zu ihr schlich und neben sie legte, um sie mit ihrem Fell zu wärmen. Bellis dankte ihr, indem sie sie unter dem Kinn krauelte und kuschelte sich an das Tier. Sie fragte sich, ob die Tiere wussten, was geschehen war und deswegen Abstand von ihr hielten. Irgendwann schlief sie schließlich doch ein und wurde mit einem langen traumlosen Schlaf beschert.

Sie erwachte erst spät am nächsten Tag und fühlte sich nicht besser als am Abend. Die Katze war schon längst wieder verschwunden. Sie verspürte weder Hunger noch Durst, aber sie fühlte sich wieder schmutzig. Noch immer hatte sie das Gefühl als würde der Schweiß auf ihrer Haut kleben und sie den Gestank des modrigen Strohs in ihrem Haar riechen zu können. Sie ging wieder zu der Quelle, um sich zu Baden. Die Tiere kehrten weiterhin nicht zu ihr zurück. Sie wusste nicht wieso sie das taten, aber sie vermisste sie. Sie brauchte jemanden zum reden, auch wenn die Tiere sie nicht verstehen würden und sie die Tiere nicht verstand. Nur das Rotkehlchen flatterte um sie herum und setzte sich ab und an auf ihr Knie und sah sie aufmerksam an. Aber von ihrem Erlebnisse wollte sie auch ihm nicht berichten. Die wollte sie so schnell wie möglich vergessen und sich nie mehr erinnern müssen.

Sie wusch sich abermals gründlich und sorgsam, doch sie hatte nicht das Gefühl das sie dadurch sauberer wurde. Erst als ihre Haut begann rot zu werden, stieg sie aus dem Bach und zog sich ein anderes Kleid an. Das andere würde sie wohl nie wieder tragen können.

Mit einmal begann das Rotkehlchen laut zu zwitschern und flog aufgebraucht um sie herum. Sie ahnte eine Gefahr, doch bevor sie verschwinden konnte hörte sie hinter sich etwas knacken. Sie fuhr herum. Sie dachte erst es wären die Tiere gewesen, die endlich zu ihr zurückkehrten, doch die Gestalt die hinter den Bäumen hervor kam, war kein Tier. Es war ein Mensch. Kurz fühlte sie sich an die erste Begegnung mit Erion erinnert, den sie fast an der gleichen Stelle das erste Mal getroffen hatte.

Sie hielte den Atem an und entsetzen trat auf ihr Gesicht. Sie wollte davon laufen, doch wieder konnte sie sich nicht bewegen. Nun macht schon ihr dummen Beine!, dachte sie, aber sie wollten einfach nicht davon laufen. Sie war starr vor Angst. Sie sah ihrem Gegenüber an und konnte den Blick nicht von ihm wenden. Irgendwas an ihm kam ihr bekannt vor und doch konnte sie ihn eigentlich noch nie gesehen haben. Sein Haar war kurz und dunkelbraun, und seine Augen hatten fast die gleiche tiefe Farbe. Seine Gestalt war groß und schlank. Nein, sie hatte diesen Mensch noch nie gesehen. Aber sie sah, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Er schien unsicher zu sein, so als wüsste er nicht was er an diesem Ort machte, ob es ihm erlaubt war hier zu sein. Aber er schien keines Wegs überrascht sie hier zu sehen.

Dann endlich schien etwas in ihr zu erwachen und ihre Beine begannen sich zu bewegen. Sie wollte davon laufen, doch anscheinend konnte er erahnen was sie vorhatte und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

„Halt!“, rief er.

Die Stimme! Bellis erstarrte augenblicklich, woraufhin er sie am Handgelenkt erwischte und festhielt.

Das konnte nicht sein! Es war dieser Mann! Dieser Prinz! Der Mensch, der ihr so wehgetan hatte! Wie konnte er hierher kommen?! Und warum sah er so anders aus? Hatte er nicht schwarze Haare und Augen wie Onyxe gehabt? Sie hätte ihn sofort erkannt.

„Nein!“, schrie sie und wollte sich befreien. Sie zog an ihrem Arm und versuchte mit der anderen Hand, seinen Griff zu lösen.

Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Hatte er sie etwas nur deswegen gehen lassen, um hier zu beenden was er begonnen hatte? Hier, wo sie wirklich niemand hören würde.

„Hör auf!“, sagte er. „Du tust dir noch selbst weh!“ Doch sie hörte seine Worte gar nicht. Sie zog so fest an ihrem Arm, dass die Verletzung an ihrem Handgelenk erneut schmerzte und die Wunden aufrissen. Trotzdem hörte sie nicht auf. Tränen stiegen wieder nach oben und für einen kurzen Moment war sie überrascht darüber, hatte sie doch geglaubt, dass sie gar keine mehr übrig haben konnte, um nochmals zu weinen.

„Hör mir zu!“, sagte er jetzt und er packte auch das andere Handgelenkt. Vor Überraschung trat Bellis einen Schritt nach hinten und stolperte. Mit einem Schreckenschrei fiel sie zu Boden und riss den Prinzen mit sich. Sie lag auf dem Rücken und er lag über ihr. Grauen breitete sich in ihr aus. Es war genau, wie vor zwei Tagen.

Sie sahen sich in die Augen. Ihrer war mit Angst gefüllt, aber die seinen konnte sie nicht deuten. Sein Blick war anders, als sie erwartet hatte. Er war nicht wütend oder entschlossen. Stattdessen konnte sie noch immer Unsicherheit darin liegen sehen. Aber da war noch etwas anderes. So etwas wie Trauer, Reue oder gar Leid.

Aber warum sollte er so etwas empfinden?

Sie war es doch, die zu leiden hatte. Und dann, nachdem die Sekunden verstrichen waren und er ihr immer noch in die Augen sah, glaubte sie etwas anderes zu erkennen. Es war seltsam vertraut. Doch wusste sie nicht wieso sie diese Gefühl hatte.

Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, fast er sie erneut an den Handgelenken und drückte sie über ihren Kopf. Doch dieses Mal war es sanfter und vorsichtiger, so als wollte er ihr auf keinen Fall weh tun oder noch mehr schmerzen bereiten. Trotzdem wurde ihr Herzschlag schneller und die Panik kehrte zurück. Ihre Augen weiteten sich vor Angst und Schrecken. Gleich würde es wieder beginnen.

Sie sah, wie seine andere Hand nach dem Kragen ihres Kleides griff. Aber noch immer sah er ihr in die Augen. So als wollte er sich vergewissern, dass sie auch wirklich noch da war. Ihr Herz schlug wahnsinnig schnell und sie schloss die Augen. Sie wusste, dass sie ihm diesem Mal nicht entkommen konnte. Er würde kein Mitleid mehr mit ihr haben. Er zog den Stoff nach unten und Bellis war darauf gefasst seinen Mund wieder auf ihrer Haut zu spüren. Doch nichts geschah. Ihr war als würde er sie wieder nur betrachten. Dann hörte sie wie er sich ihrem Körper näherte. Jetzt würde er es gleich tun, dachte sie. Sie kniff die Augen fester zusammen und wollte nur, dass es endlich endete.

„All die Jahre habe ich mich danach gesehnt.“, flüsterte er leise und gebrochen.

Bei diesen Worten riss Bellis vor Überraschung die Augen auf und ihre Tränen versiegten sofort. Seine Stimme war voller Schmerz und Leid, so als würde er etwas zu tiefst bereuen und war doch gleichzeitig erleichtert.

Dann küsste er eine Stelle oberhalb ihrer Brust. Bellis brachte es nicht zu sehen, um zu wissen, was für eine Stelle es war. Sie kannte sie nur zu gut. Er hatte sie auf das kleine braune Mahl in Form eines Apfels geküsst. Als sein warmer Atem über ihre Haut strich, durchfuhr sie ein Schaudern. Dieser Kuss hatte sich anders angefühlt. Er war nicht drängend oder verlangend und auch nicht ungeduldig oder unentschlossen. Er war sanft und achtsamer, weicher und es sprach eine große Wärme daraus.

Seine Handlungen verwirrten sie noch mehr. Denn anstatt sie weiter zu küssen, wie er es das letzte Mal getan hatte, legte er seinen Kopf auf ihren Oberkörper. Das Ohr an die Stellen, an der ihr Herz saß und schloss die Augen. Er zog seine Hand von ihren Handgelenken zurück und legte sie neben ihre Schulter. Mit der anderen berührte er leicht ihre Taille, aber ohne sie weiter zu berühren.

Die Zeit verstrich ohne dass einer der beiden sich bewegte. Bellis wagte es nicht, da sie befürchtete, er würde bei einer Bewegung ihrerseits dort weiter machen wo er aufgehört hatte. Sie glaubte, dass er sich nur ausruhte, bevor er von neuem begann. Der Prinz hingegen dachte an so etwas gar nicht. Still lag er da und lauschte ihrem Herzschlag, der noch immer viel zu schnell und unregelmäßig war. Er wusste, dass dies sein Verschulden war und er hasste sich dafür. Bellis hatte die Augen noch immer weit aufgerissen und als sie den Kopf drehte sah die Grashalme vor sich, wie sie sich sacht im Wind wiegten, als würde es nichts Schlechtes auf dieser Welt geben.

Irgendwann beruhigte sich ihr Herzschlag langsam. Sie wusste nicht warum, denn sie verspürte immer noch Angst vor ihm. Aber er schien es ebenfalls zu bemerken. Bellis konnte sehen, wie er leicht die Augen öffnete. Doch sie konnte seinen Blick nicht deuten. Als er begann zu sprechen, war sie überrascht und sie fuhr bei dem Klang seiner Stimme zusammen. Sie war so viel weicher, als sie sie in Erinnerung hatte. Voller Sehnsucht, aber auch Schmerz und Reue. Und dennoch hatte sie Angst vor seinen Worten, doch es blieb ihr nichts weiter übrig als ihm zuzuhören.

„Als ich ein Kind war...,“, begann er langsam und seine Stimme war sehr leise, „...bin ich von zu Hause davon gelaufen. Ich wollte nicht in diesem Käfig eingesperrt sein. Ich wollte das Leben was mir noch blieb, nicht als Vogel im goldenen Käfig verbringen.“ Er machte eine Pause und Bellis konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass sein Blick verklärt war. Als ob er sich weit in der Vergangenheit befinden würde.

Dann sprach er leise weiter: „Ich lief eine ganze Zeit lang. Es war mir egal wo ich hinlief. ... Irgendwann kam ich an einen Wald. Ich wusste, dass die Männer meines Vaters mich suchen würden und ich wusste, dass sie mich irgendwann finden würden und doch wollte ich noch nicht zurück. Also lief ich immer weiter in den Wald hinein. Es war dunkel und ich sah nicht wohin ich lief. Irgendwann konnte ich ein Licht in der Mitte des Waldes erkennen. Ich lief darauf zu und stand plötzlich auf einer hellen Lichtung. ...

„In der Mitte entsprang eine Quelle, die den Bach nährte, der durch den ganzen Wald floss. Alles leuchtete in den unterschiedlichsten Blütenfarben, die die Pflanzen zu bieten hatten. ... Und dann sah ich sie. Eine kleine Elfe, die nicht anders aussah, als ein gewöhnliches Mädchen. Sie hatte eichenfarbenes Haare und braune Augen. Sie konnte die Pflanzen mit einer einzigen Berührung zum wachsen bringen und hatte ein Lachen das so schön war, wie die aufgehende Sonne.“

Bei seinen Worten begann ihr das Herz bis zum Hals zu schlagen. Doch dieses Mal nicht vor Angst, sondern vor Nervosität. Sie kannte die Geschichte, die er erzählte nur zu gut. Hatte sie doch selbst immer wieder davon geträumt. Sie wusste haargenau, wie die Lichtung aussah, die er ihr gerade beschrieben hatte. Sie kannte die Elfe, die er getroffen hatte. Und doch glaubte sie sich verhört zu haben. Das konnte einfach nicht sein. Sie fuhr leicht zusammen, als er weiter sprach.

„Von da an ging ich fast jeden Tag in den Wald. Immer wieder musste ich mich von meinen Eltern wegschleichen und immer wieder haben sich mich dafür bestraft, doch es war mir egal, so lange wie ich nur bei ihr sein konnte. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr zu ihr. ... Mein Körper war sie schwach und krank. Mein Todesurteil war schon gesprochen.

„Ich weiß nicht, was mich gerettet hat, aber eines Tages war ich vollkommen gesund. Sobald ich nicht mehr ständig beobachtet wurde, ging ich erneut zu dem Wald. Ich hatte gehofft, dass sie an unserem alten Treffpunkt auf mich warten würde, aber sie war nicht da. ... Ich bin weiter in den Wald hineingelaufen und habe nach der Lichtung gesucht, konnte sie aber nicht finden. Jeden Tag bin ich zu dem Wald zurückgekehrt, aber nie habe ich sie wiedergetroffen. Es war als hätte es sie nie gegeben. Irgendwann glaubte ich, dass sich sie wohl nie wiedersehen würde und hörte auf nach ihr zu suchen.“ Seine Stimme war nur noch ein wispern und brach am Ende ganz, so als sei auch sein Herz an dieser Stelle gebrochen. „Aber ich konnte sie nie vergessen. Bis heute nicht.“

Schweigen folgte und für eine Weile war nur das Rascheln der Blätter an den Bäumen zu hören.

Bellis begann bei diesen Worten das Herz zu schmerzen. Das konnte einfach nicht wahr sein!

Ihre Augen fühlten sich noch einmal mit Tränen und dieses Mal was es nicht Angst oder Verzweiflung was sie hervorbrachten, sondern Glück und Erleichterung. Er hatte sie nicht einfach vergessen! Er hatte nach ihr gesucht!

Und dennoch... Er hatte ihr furchtbar wehgetan...

Sie spürte wie er sich wieder erhob und sie ansah. Wie ein Reflex, drehte sie sich zur Seite und zog die Beine an. Die Hände schlang sie um ihren Körper, so als wollte sie verhindern, jeden Moment zu zerbrechen. Mit einem Finger fing er eine Träne auf, die sich gerade ihre Wange herunter stahl. Sie schluckte bei dieser Geste schwer, stieß ihn aber auch nicht von sich. Ungläubig schüttelte sie immer wieder den Kopf. Es konnte nicht er sein! Er hätte ihr niemals so etwas angetan!, schrie es in ihrem Kopf und doch wusste sie, dass alles dafür sprach. Woher sonst sollte er das alles wissen?

„Nein... Nein...“, flüsterte sie immer wieder, um seine Worte ungeschehen zu machen.

„Und jetzt sieh dir an, was aus mir geworden ist. Ein Monster, das sich an einer wehrlosen Frau vergehen will.“, erzählte er weiter und Bitterkeit und Verachtung war aus seiner Stimme zu hören. Er wusste ihre Körperhaltung sehr wohl zu deuten. Sie hatte Angst vor ihm.

Er nahm vorsichtig ihre Hand. Aber Bellis hatte sie so fest an ihren Körper gedrückt, dass sich ihr Oberkörper mit drehte und sie wiederholt auf dem Rücken lag. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen und noch immer weinte sie. Sie konnte ihm einfach nicht ins Gesicht sehen. Aber so sah sie auch nicht, wie gequält er sie in diesem Moment anschaute.

Er lehnte sich abermals zu ihr vor und berührte mit seiner Stirn die ihre. Sie fühlte sich feucht und heiß an und er konnte nur erahnen, wie sehr er ihr Herz bereits gequält hatte.

„Es tut mir so leid.“, flüsterte er eindringlich. „Ich hatte keine Ahnung. Vergib mir. Bitte, vergib mir, ... Feenia.“ Nun legte er den Kopf neben den ihren und hörte ihr Schluchzen. Ein Schluchzen, das allein sein Verschulden war und ihm das Herz zeriss. Mit dem Daumen der linken Hand strich er sanft über ihre Schläfe, so als hätte er die Hoffnung, dass sie das beruhigen würde.

Als sie aber diesen Namen hörte, öffnete sie ruckartig die Augen. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Er war es! Er war der Mensch, für den sie sich selbst geopfert hatte! Er war der Mensch, den sie nie suchen durfte, aber nach dem sie sich 10 Jahre lang gesehnt hatte! Aber er war auch der Mensch, der ihr den größten Schmerz zugefügt hatte.

„... E-Erion...“, hauchte sie leise zwischen zwei weiteren Schluchzern.

Er hob den Kopf und sah sie aus traurigen Augen an, aber noch trauriger was das Lächeln, dass auf seinen Lippen lag.

„Verzeih mir.“, flehte er sie an. „Ich... ich... Es tut mir leid. Ich wollte zurück kommen. Ich hatte es dir versprochen, aber ich konnte dich nicht finden. ... All die Jahre konnte ich dich nicht finden!“

Bellis sah, wie sich nun eine Träne aus seinem Auge stahl. Es verwunderte sie sehr, hatte sie doch noch nie etwas Schöneres und zu gleich Schmerzlicheres gesehen. Sie legte die Hand an sein Gesicht und wischte eine Träne hinfort. Erion schmiegte bei dieser Geste sein Gesicht in ihre Handfläche. Er wollte so sehr ihre Haut spüren.

„Erion... “, wiederholte sie seinen Namen leise. Sie konnte die Angst in seinen Augen sehen. Er hatte Angst, dass sie ihn zurückweisen würde. Dass sie ihn für das, was er ihr angetan hatte, hassen würde. Aber sie konnte einfach nicht. Sie wusste, dass es falsch war, ihm so schnell zu vergeben und versuchte sich daran zu erinnern, als sie in diesem Verließ eingesperrt war und er sie zu Boden gedrückt hatte. Doch dieses Gefühl wollte nicht zurückkommen. Alles was sie spürte war Freude und Erleichterung, darüber dass sie ihn endlich wiedersah. Noch immer sah er sie mit diesem gequälten Gesichtsausdruck an. Ein Ausdruck den sie nicht ertragen konnte und ihm vom Gesicht wischen wollte. Bellis legte die Arme um seinen Hals und zog ihn nach unten. Sie umarmte ihn fest und flüsterte: „Ich habe immer auf dich gewartet.“

Sie hörte das Schluchzen an ihrer Schulter und konnte nicht anders, als glücklich darüber sein. Er hatte sie wirklich vermisst und er schien es zutiefst zu bereuen was er getan hatte.

Sie wussten nicht wie lange sie so da lagen, vielleicht ein paar Sekunden. Vielleicht ein paar Minuten. Es war egal. Sie waren einfach nur froh einander nach all den Jahren wieder gefunden zu haben.

Erion hob den Kopf und sah sie erneut an. Jetzt erkannte sie den kleinen jungen von damals darin wieder. Die Zärtlichkeit mit der er sie ansah überwältigte sie. Und dann verstand sie, dass sie genauso empfand.

„Darf ich dich berühren?“, flüsterte er.

„Darf ich dich berühren?“, fragte sie ihn zurück und beide mussten lächeln.

Behutsam fuhren sie die Gesichtszüge des jeweils anderen nach und Bellis konnte spüren, wie achtsam er sie berührte, so als hätte er Angst, dass sie unter seinen Händen zerbrechen könnte. So, wie sie es fast schon einmal getan hätte. Sacht fuhr er über ihre Stirn, ihre Nase entlang. Dann strich er über ihre Wangen und anschließend über ihre Augenbrauen. Bellis schloss die Augen, als er langsam über ihre Lider strich. Dann streichelte er noch einmal ihre Wangen, bevor er sich ihrem Mund näherte. Aber bevor er diesen berührte, hielt er plötzlich inne und sah sie aus ängstlichen Augen an. Er erinnert daran, dass er sie schon einmal an dieser Stelle berührt hatte und wie sehr sie darunter gelitten hatte. Bellis spürte seine Unsicherheit und sah ihn aus ihren blau – grauen Augen an. Erneut senkte er den Kopf.

„Feenia... ich...“, sagte er gebrochen. Statt ihm zu antworten legte sie die Arme um seinen Körper und fuhr mit ihren Finger durch sein Haar. Es fühlte sich weich und gut an.

„Ich trage diesen Namen nicht mehr.“, sprach sie nun leise in sein Ohr.

Ihre Worte ließen ihn hochfahren und er sah sie verwundert an.

Bellis richtete sich ein wenig auf und sah ihm in die Augen.

„Wie...“, begann er, doch sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, um ihn zum schweigen zu bringen. Während sie erzählte, malte sie mit ihrer Fingerspitze die Konturen seiner Lippen nach und war überrascht wie weich und warum sie sich doch anfühlten. Sie wunderte sich, dass sie sie so abstoßend empfunden hatte.

„Vor 10 Jahren, kam ein Junge in diesem Wald. Ich hatte ihn sehr lieb gewonnen und wir spielen fast jeden Tag mit einander. Eines Tages sagte er mir, dass er sterben würde. Ich war darüber traurig, dachte mir aber nichts weiter dabei.

„Bis zu dem Tag, an dem er nicht mehr zurückkehrte. Die Krähe, sagte mir, dass er sehr krank sei und sterben würde. ... Ich konnte den Gedanken daran nicht ertragen und bat meine Mutter sein Leben zu retten. Im Austausch dafür nahm sie mir all meine Kräfte, die Farbe meine Haare und Augen und meinen Namen.“

Bei ihren Worten weiteten sich seine Augen vor Fassungslosigkeit und Schrecken. Ihr verdankte er sein Leben! Sie hatte ihr eigenes unsterbliches Leben für ihn aufgegeben und er hätte fast...

„Du hast-“

Mit einer schnellen Bewegung nahm ihre Hand und zog ihren Körper an seine Brust. Er drückte sie so fest er konnte ans sich, bis nicht mal mehr ein Blatt zwischen ihnen Platz gefunden hätte. Sein ganzer Körper zitterte und sie konnte hören, wie seine Atmung abgehakt und ungleichmäßig war. Jetzt war er es der ungläubig den Kopf schüttelte, um die Wahrheit zu verdrängen.

Bellis wusste was in ihm vorging. Sie realisierte, dass auch wenn er sich äußerlich verändert hatte, innerlich noch der kleine unschuldige junge war, der niemand ein Leid zugefügt hätte. Ganz so wie sie ihn noch in Erinnerung hatte.

„Ist schon gut.“, sprach sie beruhigend und streichelte seinen Rücken auf und ab. „Ich vergebe dir.“ Doch noch immer wollte er sich nicht beruhigen. Sein Körper wollte nicht aufhören zu zittern. Bellis legte den Kopf an seine Schulter und redete weiter. „Ich habe einen neuen Namen. Einen viel schöneren. Ich habe mir Bellis ausgesucht.“, sagte sie und versuchte dabei aufmunternd zu klingen.

Sie konnte ein „Ts“ hören, dass in ein kleines Schmunzeln überging. Jetzt ließ er sie los und sah sie von neuem an. Seine Augen war gerötet und sein Gesicht sah noch immer so aus, als wäre ihm unendliche Qual wiederfahren. Trotzdem sah sie ein kleines Lächeln darauf liegen.

„Ich hätte mir denken können, dass du solch einen Namen wählst. Er passt zu dir, mein Gänseblümchen.“

Bellis musste darüber lächeln. Er kannte die Bedeutung ihres Namens und das machte sie mehr als glücklich.

Als sie ihn wieder ansah, hatte sich sein Blick verändert. Es schien ihr als würde er über etwas nachdenken, als würde er mit sich selbst um etwas ringen.

Er streckte nochmals seine Hand aus und berührte ihr Gesicht. Dieses Mal fuhr er ihre Lippen entlang. Sie fühlten sich unglaublich zart und voll an. Ihre himbeerrote Farbe luden gerade dazu ein sie zu küssen. Er ließ sie los und sah ihr fragen in die Augen.

„Darf ich dich... küssen?“, fragte er sie leise. Er wusste, dass er nicht das recht hatte, ihr diese Frage zu stellen, nicht nach alle dem und dennoch konnte er nicht anders.

Erschrocken sah sie ihn an. Küssen? Meinte er damit etwa...

Sie wollte ablehnen, ihn fragen wie er sie so etwas fragen könnte, nachdem er sie schon einmal so damit gequält hatte. Aber etwas in ihr sagte, dass es immer noch ihr Erion war, der ihr niemals etwas zu antun würde. Der, der das, was er getan hat, so sehr bereute, dass es ihr selbst im Herzen weh tat.

Bellis beschloss ihm zu vertrauen und nickte stumm.

Langsam beugte er sich zu ihr hin, darauf bedacht keine schnellen Bewegungen zu machen. Beide sahen sich in die Augen und ihr beider Herzschlag nahm eine ungewöhnliche Geschwindigkeit an. Noch immer hatte sie Angst davor, dass es sich so schrecklich anfühlen würde wie das letzte Mal. Vielleicht hätte sie doch nein sagen sollen.

Doch ehe sie reagieren konnte lagen seine Lippen bereits auf den ihren. Die Überraschung stand ihr in das Gesicht geschrieben. Es fühlte sich ganz und gar nicht so an, wie sie es erwartet hatte. Es fühlte sich sehr viel besser an.

Es war nur ein kurzer flüchtiger Kuss und Erion löste sich so gleich wieder von ihr. Unwillkürlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als er ihr erstaunen sah. Bellis hob eine Hand und berührte ihre Lippen. Sie konnte noch spüren, wo die seinen gerade gelegen hatten. Erion fasst ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen, die grade noch ihren Mund berührt hatten. Dann beugte er sich abermals zu ihr und dieses Mal wusste Bellis was sie erwarten würde und schloss die Augen.

Dieser Kuss war nicht so flüchtig und dauerte länger, aber er war noch immer zaghaft und überaus achtsam. Sie begann den Kuss vorsichtig zu erwidern und spürte gleichzeitig wie Erion sie wieder an sich zog.

Sie versank in seinen Armen und gab sich diesen Kuss, aber vor allem diesen unglaublichen neuen Gefühl, welches sich in ihr ausbreitete, hin.
 

In einem traditionellen Märchen würde jetzt folgender Satz stehen: Und der Prinz und die Prinzessin kehrten in das Schloss zurück und lebten glücklich bis an ihr Ende.

Nun, ihr werdet sicher gemerkt haben, dass es sich hierbei um kein gewöhnliches Märchen handelt. Es gab Feen und sprechende Tiere, aber es wurden keine Drachen oder bösen Hexen besiegt. Nur der Tod. Aber ist nicht der Tod, der größte Feind des Menschen überhaupt? Schlimmer als Drachen, Hexen oder böse Stiefmüttern? Und wenn man ihn bezwingen kann, indem man etwas aufgibt, was einem am liebsten ist, dann sollte man nicht scheuen, dies zu tun. Auch wenn man sich selbst dafür aufgeben muss. Denn ist nicht das Glück eines anderen wichtiger, als das eigene? Kann ich denn glücklich sein, wenn ich weiß, dass der Mensch, der mir viel bedeutet unglücklich ist?

Aber ich schweife ab...

Am Ende des Tages kehrte der Prinz allein zum Schloss zurück. Er wollte es ihr nicht zumuten dorthin zurückzukehren und auch für ihn gab es nichts mehr, was ihn daran band. Erion teilte seinem Vater mit, dass er nicht gewillt war, die auserwählte Partnerin zu heiraten und dass er selbst das Schloss verlassen würde. Daraufhin wurde der König so wütend, dass er drohte ihn zu enterben und ihn für immer von seinem Land verbannen würde. Doch alles was Erion dazu sagte war: „Vater, du kannst mir mein Erbe nehmen, meinen Titel, selbst das Land auf dem ich gehe. Heute habe ich etwas zurückbekommen, was tausendmal mehr wert ist, als all deine Reichtümer. Solange wie es jemanden gibt, der mich liebt und den ich lieben darf, bin ich reicher, als jeder König und Kaiser es jemals sein werden.“

Was der König darauf antwortete vermag ich nicht zu sagen, aber Erion packte noch am selben Tag ein paar seiner Sachen und nahm etwas Geld aus seiner Privatschatulle. Noch in der Nacht kehrte er in den Wald zurück und dort zwischen den Bäumen, an ihrem alten Treffpunkt, wartete Bellis bereits auf ihn.

Aber dies wäre kein Märchen, wenn es nicht doch ein vollkommenes Happy End geben würde.

Bald darauf verließen sie den Wald und zogen in ein kleines Haus, außerhalb eines noch kleineren Dorfes. Bellis gefiel der Gedanke zu erst nicht, aber sie wusste, dass sie nicht länger in dem Wald – ihrem Wald – leben konnten. Schon bald aber gewöhnte sie sich an ihr neues Leben und ihr neues zu Hause.

Drei Jahre gingen ins Land und Erion bereute nicht eine Sekunde seine Entscheidung. Sie waren nicht reich, aber er vermisste nichts von all dem, was er in diesem kalten grauen Schloss besessen hatte. Denn inzwischen hatte er sie für immer an sich gebunden und sie zu seiner rechtmäßigen Gemahlin gemacht.

Eines Tages jedoch kam die Nachricht vom Tode des Königs. Gerüchte gingen durch das Land, dass er nur einen einzigen Nachfolger bestimmt hatte – seinen eigenen Sohn, den er trotz des Groll, den er bis zu letzt auf ihn hegte, als einzig würdigen Nachfolger betrachtete hatte.

Also kehrten sie nach Hause zurück.

Der Prinz mit seiner Prinzessin – die einst einen Elfe war – und jetzt das Zeugnis ihrer Liebe unter ihrem Herzen trug.
 

The End.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Geschafft.

Und zufrieden?

Ich hoffe doch sehr. :)

Ich muss gestehen, ich bin schon zufrieden. Auch wenn ich dieses letzte Kapitel mindestens 10 mal überarbeite habe. Aber ich hoffe es hat sich gelohnt. XD

Kommis sind natürlich immer gern gesehen. *g*

Und damit verabschiede ich mich auch schon.
 

lg maidlin



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Cygni
2009-02-20T23:13:01+00:00 21.02.2009 00:13
*schnief*' dieses märchen ist soooo schön!!! es kann locker mit all den disney produktionen mithelten, wenn nicht sie sogar übertreffen!!
zwischendurch hat mein herz echt wehgetan!
aber am ende...: "and they all lived happily ever after!!!"
ich liebe deine geschichten!!!
LG Stellax3
Von: enni
2008-11-04T09:47:12+00:00 04.11.2008 10:47
Ohhhh..., schön!

Also erstmal möchte ich etwas loswerden...ich darf dir jetzt wirklich ein ganz dickes Kompliment machen, das war ein wirklich wunderschönes Märchen. Du hast es wundervoll ausgearbeitet und geschrieben. Und es braucht sich keine Sekunde von den bekannten Märchen verstecken!!

Das letzte Kapitel ist mir jetzt so richtig ans Herz gegangen. So romantisch! Jetzt da ich dein Märchen zuende gelesen habe, fühl ich mich glücklich und berührt. So sollte man sich fühlen wenn man eine gute Geschichte gelesen hat! Fantastisch.

hdgdl Enni




Von: enni
2008-11-04T09:09:19+00:00 04.11.2008 10:09
owouwouwouwou.....spannend!!!

Das ist es was ich an deiner schreibweise so mag!!! Sie ist spannend, fesselnd (wieder einmal am Bildschirm kleb!), mitreisend und gefühlvoll. Da sind alles Dinge die eine gute Geschichte ausmachen!!

Auf jedenenfall bin ich von dem Kapitel mehr als begeistert! Es liest sich flüssig und man kann Bellis und des Prinzens gefühle sehr gut nachvollziehen. Auch das sie im Kerker mit der Sonne "wandert" ist wirklich etwas was mich sehr berührt hat....(ich bin da ähnlich) vielleicht darum XD. Und dann diese fast Vergewaltigung....gut geschrieben, wirklich gut!!!

So und jetzt will ich wissen wie es weitergeht! XD

hdl Enni
Von: enni
2008-11-04T08:29:50+00:00 04.11.2008 09:29
Ein Märchen... XD.
Was für eine wundervolle Idee! Sind es doch Geschichten die immer eine Botschaft hinterlassen und einen sinn haben.

Also ich habe jetzt dein erstes Kapitel gelesen und sage Dir gern das du alles wieder wundervoll beschrieben hast. Der Wald, die Tiere, die Quelle, die Farben, man tut sich wirklich nicht schwer sich das alles bildlich vorzustellen.

Und dann zu deinen Hauptpersonen XD.
Zuerstmal der Junge. Er hat ein sehr angenehmes und einnehmendes Wesen, und ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen. Auch wenn er nicht viel gesagt oder getan hat. Wirklich ich mag ihn.
Und dann zu Feenia. Eine Elfe..pflichtbewusst, zuverlässig, freundlich, neugierig aber auch ein bisschen egoistisch. Ich hab mich im ersten Augenblick glatt über sie geärgert, wollte sie doch den Jungen nicht wirklich gehen lassen..., und auch das sie ärgerlich auf ihn war weil er ihr vom Tod erzählt hat finde ich nicht wirklich toll von ihr.

Aber so ist das leben, man freut sich nie über sachen die man nicht hören will XD. Und dann überrascht sie einen als sie die wirklich harte strafe ihrer Mutter in kauf nimmt und menschlich wird, um das leben des Jungen zu retten. So etwas selbstloses hätte ich ihr an anfang gar nicht zugetraut. Wirklich überraschent XD.

Jetzt werd ich mir mal dein zweites Kapitel anschauen, bin gespannt was da dann alles passiert XD.

hdl Enni

Von:  SunWarrior
2008-08-25T21:06:30+00:00 25.08.2008 23:06
Ich weiß ehrlich gesagt erst mal gar nicht, was ich schreiben soll. Ich bin hin und weg. Selten, wirklich ganz ganz selten, hab ich so einen wunderbaren Schreibstil lesen dürfen. Unglaublich schön. Du bist echt erstklassig.
Von:  la_estrella
2008-08-01T16:14:28+00:00 01.08.2008 18:14
Puuuuuh...Also ich weiß wirklich nicht ...wo ich anfangen soll...

Ich bin richtig begeistert. Wirklich, Lob und ein dickes Kompliment an dich. Du schreibst so sehr mit Gefühl, lässt den Leser durch die detaillierten Beschreibungen in die Geschichte eintauchen und nie wirkt es irgendwie zu viel oder verliert sich. Du hast wirklich einen beneidenswerten Schreibstil, der flüssig und absolut gut lesbar ist.
Der Inhalt ist auch nicht schlecht...Tz was heißt schlecht? Ich mein, er ist richtig gut. Du bringst die Gefühlslage des Mädchens (Sorry aber ich krieg den Namen nicht mehr auf die Reihe..Bl..??^.^) gut rüber...Ob es die Verzweiflung ist, als sie ihr Spiegelbild im Wasser sieht da sie nun ein Mensch ist, oder die Liebe zu den Tieren, wie auch wiederum die Ängste, die sie in der Gegenwart der zwei Männer und später unten im Kerker empfindet.
Und ich glaub, ich hab ne gute Vermutung, wer der Prinz ist. :-)

Super toll!

Bitte schreib ganz ganz ganz schnell weiter und lass die FF noch nicht so früh enden!

Und irgendwie hättest du auch mal wirklich ein paar mehr Kommentare vedient. Nun gut ich muss zugeben, das Genre "Märchen" hat mich anfangs auch fast davon abgehalten, die FF zu lesen... He. aber es hat sich sowas von gelohnt. Ok und ehe ich hier noch nen Roman verfasse,
hau ich mal lieber ab.^^

LG
*
Von:  la_estrella
2008-07-29T18:03:29+00:00 29.07.2008 20:03
Hallöchen Du ;-))

Also ich muss sagen, dass das hier mein erstes
Märchen auf Animexx ist, welches ich lese.:-()
War anfangs skeptisch, mittlerweile bin ich
aber positiv überrascht. Sehr liebevoll geschrieben
und inhaltlich sehr "verzaubernd". Natürlich
gibt es auch den traurigen Hintergrund mit dem Jungen.
Ich hoffe Feenia hat eine gute Entscheidung getroffen.
Sie gibt ja schließlich sehr viel auf.
Bin wirklich gespannt, wie sich das entwickeln wird
und vor allem wie Feenia nun als Mensch zurecht
kommt.

Oha, ich glaub das ist bisher mein längster Kommentar.
Hihi. Okay, jetzt reichts aber auch ;)

Schreib schnell weiter!

Ganz liebe Grüße
*estrella


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