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Nächte der Versuchung

Integra und Disco?... Let's dance!!!! XDDD
von

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7. Mögen die Spiele beginnen!

Im alten Jahr hab ichs nicht mehr geschafft. Vielen Dank für eure Geduld. ^^
 

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Unsägliche Wut liessen Alucards Gehirn kochen und nur an das eine denken.

Rache.

Vergeltung.

Seine Finger knackten, als er sie zu Klauen krümmte. Bereit Knochen zu brechen und Blut zu vergiessen.

Die umherirrenden Füsse hatten aufgehört herum zu tappen. Unter dem Türspalt machte Alucard einen schmalen Lichtstreifen aus.

<So eine Dreistigkeit! Verwehrt mir die Erlösung…>

Alucard war lautlos aus dem Bett gestiegen und näherte sich entschlossen der Schranktür.

Der Türgriff knirschte beängstigend, als Alucards Hand sich darum schloss. Ein kleiner Muskel zuckte auf seinem Daumenansatz.

Im Schrank war es mucksmäuschen still geworden. Auch der Lichtschein war erlo-schen.

Als Alucard die Tür aufriss, drang ihm der Geruch von nackten Angstschweiss ent-gegen.

Es widerte ihn an.

Er verspürte keine Freude, als er den untersetzen Mann an der Kehle packte und ihn ins Zimmer schleuderte.

Der Einbrecher knallte mit dem Rücken an das massive Bettgestell und blieb dort auf der Stelle liegen.

„Hast du ihn umgebracht?“

Sachlich und emotionslos schaute Integra auf den zusammen gesackten Leib.

„Gehört er zu Iscariot? Oder habe ich nun noch einen weiteren Feind, der sich meinen Tod wünscht?“

Nur schwach nahm ihr Diener den resignierten Unterton ihrer Stimme wahr.

Zuviel Enttäuschung trübte seinen Blick.

Keine Lust und kein annehmbares Opfer wurden ihn gegönnt.

Einfacher Mord.

Eine spärliche, abgestandene Mahlzeit, die nicht einen Bruchteil seiner Begierde befriedigen konnte.

„Alucard! Beantworte meine Frage!“ Integra fixierte ihn mit ihren eisigen Augen.

„Gewürm.“, knurrte der Vampir.

„Eine schäbige kleine Kakerlake, die sich aus ihrem dreckigen Versteck wagen musste. Mafiaabschaum.“

Als hätten diese Worte ein Wunder bewirkt, sprang der Mann auf seine schmutzigen Füsse und stürzte auf Integra zu. Entriss ihr die Schusswaffe, noch bevor sie sich von der Überraschung erholen konnte.

Ihr wurde die Kehle zugedrückt.

Innerhalb einer Sekunde hatte Alucard das Individuum in zwei Hälften zerfetzt, so-dass der Oberkörper, ohne die Stütze eines Unterleibes auf Integra fiel.

Wie vollgestopft so ein Menschen Körper war.

Der Dickdarm hatte sich zu seiner vollen Länge ausgerollt. Und die aus dem beschädigten Magen quellende Magensäure verbreitete einen unerträglichen Geruch.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Integra in das Antlitz des Gewalttäters und war zutiefst erschüttert darüber, wie der Tod den verzweifelten Wahnsinn darin erstarren liess.

Blut, Rotz und Tränen tropften ihr auf das Dekolleté.

Alucard entfernte die Überreste mit einer scheinbar leichten Handbewegung von ihr und schleifte sie in den Kleiderschrank. Sämtliche Innereien, das vergossene Blut und weitere Körpersäfte folgten ihm.

Die Geräusche die darauf hin folgten, versuchte sich Integra nicht zu genau vorzustellen.

Als Alucard zurück ins Zimmer kam, die Tür hinter sich absperrte und Integra den Schlüssel in den Schoss warf, liess ihn ihr betrübter Blick in seinen dunklen und unheilvollen Gedanken inne halten.

<Spar dir dein schlechtes Gewissen. Er wäre so oder so verreckt. Ob nun durch meine Hand oder durch die seines Unterdrückers.>

Er hätte sie nun gerne in die Arme geschlossen, doch Trost konnte er ihr als Mörder nicht geben.

Er hatte sich noch nicht einmal den Mund abgewischt.

Ausserdem bestand nun die Gefahr, unbefriedigt wie er sich fühlte, dass er sie ohne Hemmung nehmen würde.

In jedem Sinne.

Er wandte sich von ihr ab und beseitigte die verräterischen Beweise seiner Zügellosigkeit.

<Mafia hast du gesagt? Weshalb?>

Ihr Blick war hart und ihr Gesicht ausdruckslos.

Ohne auf eine Antwort zu warten, suchte sie sich aus dem Koffern ein paar Kleider heraus und schloss sich im Bad ein.
 

***
 

Alucard kämpfte noch immer mit sich.

Sie hatte ihn zu weit getrieben, um einfach so auf die Erlösung zu pfeifen.

Er führte seine Hand in die Hose und drückte kurzerhand zu.

Der physische Schmerz brach gewaltsam den Damm seiner aufgestauten Begierde und liess ihn klaren Kopfes in die Knie sacken.
 

***
 

Integra verdankte es nur ihrem starken Willen, dass sie es ins Bad geschafft hatte.

Alucard hatte auf ihr einen Menschen getötet.

Mit einer Leichtigkeit die sie erschütterte.

Ablenken.

Sie besah sich die wahllos mitgenommenen Kleider.

Sie hatte zwei Hosen in der Hand und ein Pärchen Socken, die ganz bestimmt für Alucard gedacht waren.

Sie hätte lachen können. Oder weinen.

Ganz egal.

Sie liess sich auf der Kloschüssel nieder und verbarg ihren von Gedanken schweren Kopf in den Händen.

Ihr Herz stellte sich Gang für Gang wieder ins richtige Tempo und verarbeitete das ganze Geschehen.

<Er oder ich… Er oder ich.> Immer wieder rief sie sich diese Tatsache ins Gedächtnis.

Ihren eigenen Tod hatte Alucard verhindert. Wie es seine Aufgabe war. Ihn traf keine Schuld.

Er war auf ihrer Seite.

Nach einer geschlagenen Viertelstunde, war sie wieder in ihre ursprüngliche Selbstsicherheit zurückgekehrt.

Mit entschlossenen Schritten ging sie ans Waschbecken und klatschte sich eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Ernste Augen blickten ihr aus dem Spiegel entgegen.

Alucard hatte sich während dessen der Länge nach aufs Doppelbett geworfen und versuchte sich zu entspannen.

Ohne Zweifel, die Lust war im vergangen.

Er schalt sich einen Narren.

Er hatte vor ihren Augen in gröbster Manier… gefressen.

Ein schöneres Wort fiel ihm nicht ein.

Es war schon mühselig sich selbst zu akzeptieren, wie könnte sie es ohne weiteres tun?

Er hob nur ansatzweise den Kopf, als die Badezimmertür aufging.

Integra schritt nun beherrscht zu den Koffern zurück und suchte nun mit bedacht einen ihrer typischen, olivgrünen Anzüge hervor.

„Bist du verrückt? Es sind bereits jetzt schon 19 Grad im Schatten. Du vergehst in diesem Zwangsanzug.“

Alucard hatte sich zur Seite gedreht und warf Integra einen gespielt gequälten Blick zu.

Sie musste nur kurz überlegen, bevor sie den Anzug wieder in den Koffer legte und sich stattdessen ein türkises T-Shirt mit einem strengen Kragen und eine schwarze weite und luftige Hose aus Baumwolle aussuchte.

Die Halskette und die Pflockschuhe waren ebenfalls mit von der Partie.

Mit einer kleinen Änderung:

Integra hatte die Schuhe auf ihre kleinste Grösse eingestellt und die geschlossene Schuhverkleidung an der Spitze abgemacht.

Sie trug nun eine Art Sandale.

<Praktisch.>

Integra würde Walter eine Gehaltserhöhung vorschlagen.

„Vergiss das wieder. Er hat die letzten doch immer wieder abgelehnt. Viel zu be-scheiden der Butler.“

<Oder zu stolz…>

„Tja, dann bring ich ihm eben ein Souvenir mit.“, meinte Integra trotzig, während sie wieder ins Bad stolzierte.

Alucard, der am liebsten in einer Rüstung ins Sonnenlicht getreten wäre, entschied sich für ein einfaches weisses Hemd und seine bevorzugte schwarze, eng anliegende Lederhose. Die Stiefel verkniff er sich.

Er begnügte sich mit einem Paar matt glänzender Halbschuhe. Seine Sonnenbrille ruhte vorsorglich in seiner Brusttasche.

Bereit sich dem Tag entgegenzustellen, liess er sich auf der Armlehne des Sofas nieder und wartete auf seine Begleitung.

Integra liess sich zwanzig Minuten Zeit.

Dafür rauschte sie so geschwind aus der Suite, dass Alucard die Tür ins Gesicht geknallt bekam, als er ihr hinterher eilte.

„Was machst du wieder für Mist A- Michel?“, schimpfte Integra, während sie im Lift nach unten fuhren.

Alucard, der seine angeknackste Nase mit Daumen und Zeigefinger befühlte, sparte sich einen Kommentar.

„Was haben wir jetzt vor?“, fragte er stattdessen.

„Das was ich mir jeden Morgen vornehme.“

In Integras Augen glitzerte es verdächtig.

„Das Vaterland schützen?“

„Das kommt als zweites. Ich rede vom Frühstück.“

„Aha…“

Beide schmunzelten als sie aus dem Lift stiegen.

„Kommst du mit oder speise ich alleine?“

„Es wäre mir eine Freude dir Gesellschaft zu leisten, Herrin.“

Alucard verneigte sich mit einer fliessenden Bewegung vor ihr und bot ihr seinen Arm an.

Ein warmer Blick liess das Eis ihrer Augen schmelzen und mit ungewohnter Zutrau-lichkeit hakte sich Integra bei ihm ein.

Der Speisesaal war sehr steril ausgestattet, um den Blick durch das Panoramafens-ter auf das Meer nicht zu beeinflussen.

Dementsprechend waren die Frühstückstische für eine optimale Sicht angeordnet.

Alucard suchte sich einen Tisch in einem der hinteren Ecken.

Auch wenn das Sonnenlicht sich nur langsam mit dem elektronischen Licht vermischte, wollte er es so lange wie möglich vermeiden.

Integra hatte nichts dagegen, da sie so den Frühstücksbuffet am nächsten waren.

Während sie sich auf die zur Schau gestellten Leckereien stürzte, inspizierte Alucard den Raum.

Ausser ihnen hatte sich ein älterer Herr mit einem scheusslichen, giftgrünen Hemd zu Tisch begeben. Er las eine Zeitung und nippte an einer Tasse Kaffee.

Seine Gedanken waren bei dem Freudenmädchen, das ihm in der vergangen Nacht wach gehalten hatte.

Alucard ging nicht weiter darauf ein.

Es frustrierte ihn nur.

<Blöder alter Sack...>

Auf der gegenüberliegenden Seite, also direkt am Fenster, hatte sich eine vierköpfige Familie niedergelassen.

In diesen Kreisen eine Seltenheit, aber nicht unmöglich.

<So wie die Essen, meint man die packen sich die gesamte Tagesration in den Rachen.>

Hier musste Alucard mit den offenen Augen wegblicken.

Schweine hatten bessere Manieren.

Er stützte seinen Kopf auf seiner Hand und blickte zum Buffet.

Integra kam auf ihren Tisch zu und balancierte zwei Teller und ein kleines Tablett mit Gläsern in beiden Händen.

Wie es sich gehörte und weil ihm langweilig war, stand Alucard auf, nahm Integra die Teller ab und rückte ihr anschliessend den Stuhl zurecht.

Wenig interessiert überflog er ihre Auswahl.

Der eine Teller beherbergte einen süssen Nussgipfel und zwei faustgrosse Laugen-brötchen.

Auf dem anderen häuften sich gepfefferter Aufschnitt, kaltes Poulet und etwas das nach dem Inhalt einer Streichwurst aussah.

Der blosse Anblick liess Alucard aufstossen.

Das Tablett zierten zwei Gläser mit rotem und gelbem Inhalt, dem Geruch nach bei-des Zitrusfrüchte. Ein Apfel und ein Schälchen Butter ergänzten das Ganze.

„Konntest du dich nicht entscheiden?“

Mit einem Kopfrucken wies er auf die zwei Gläser und lächelte sie amüsiert an.

Kokett lächelte sie zurück, griff nach dem Glas mit rotem Inhalt und stellte es Alucard unter die Nase.

Er zog eine Schnute.

„Und was ist damit?“

„Das ist Blutorange.“

Ihr Lächeln wurde breiter.

<Zur Tarnung.>

„Haha. Wahnsinnig witzig.“

Alucard legte zwei Finger an seine Wange hob mit der anderen Hand das Glas und schwenkte es misstrauisch.

Integra bestrich währenddessen ihr halbiertes Laugenbrötchen mit einer dicken Lage Butter und häufte den Aufschnitt drauf.

Ihr Gegenüber beobachtete fasziniert, wie sie genüsslich in den Stapel Lebensmittel hinein biss und ein seliges Seufzen aus ihren vollen Mund entweichen liess.

„Schmeckt es?“

Integras Wangen wurden leicht rosa, als sie merkte, dass Alucard ihr beim Essen zusah.

Sie schluckte das halb gekaute Brot- und Fleischgemisch herunter und musste gleich einen Schluck Saft hinterher kippen.

Bevor einer von ihnen etwas tun oder sagen konnte, stand eine Angestellte an ihrem Tisch und lächelte übertrieben freundlich.

„Posso portare un café a lei?“, fragte sie an Alucard gewandt.

Integras Augen verengten sich.

“Con piacere.”, lächelte der Vampir seine Beute an, wandte seinen Blick aber gleich wieder ab und zwinkerte seiner Herrin zu.

Mit einem Schnauben riss Integra dem Nussgipfel die Spitze ab und schob ihn sich energisch in den Mund.

„Du bist hinreissend, wenn du Eifersüchtig bist.“

Alucard war ihr absichtlich mit dieser Bemerkung auf die Zehen getreten, aber dass SIE ihm deshalb richtig drauf trat, damit hatte er nicht gerechnet.

Der Vampir war nur froh, dass der Absatz ihrer Schuhe nicht zur vollen Länge ausgezogen war.

Er liebte es wirklich, da er sich nur so ihrer Aufmerksamkeit sicher sein konnte.

Integra kaute wütenden auf der unschuldigen Backware herum und taxierte die Be-dienung mit finsteren Blicken, während diese den Kaffee brachte und einschenkte.

So zufrieden war Alucard seit gestern Abend nicht mehr.

Jede kleine oder grosse Regung von Integras Gefühlswelt, liess ihn innerlich jauchzen.

Und ohne sich seines eigenen Handelns bewusst zu werden, griff er über den Tisch und biss herzhaft in den Apfel, den Integra mitgenommen hatte.

Mit grossen Augen blickte sie ihn an und kaute nur noch in Zeitlupe.

Genauso überrascht glitt sein Blick auf die rot gelbe Frucht, deren süsslich, säuerlich frischer Saft auf seine Zunge tropfte.

Langsam und noch immer ungläubig, löste er seine Zähne aus dem kühlen Frucht-fleisch. Einen deutlichen Abdruck auf der ehemals makellosen Haut des Apfels hin-terlassend.

Die Augen beider fixierten den Apfel, den Alucard in die Mitte des Tisches legte.

Die Stille zwischen ihnen währte lange und nur das Gerangel der Kinder am anderen Tisch war zu hören.

„Hey.“

Integra war die erste die sich wieder zu Wort meldete.

„Nur anbeissen gilt nicht. Beende was du begonnen hast.“

Sie gab dem Apfel einen Stoss mit dem Zeigefinger und dieser eierte im mässigen Tempo auf Alucards Tischrand zu.

Bevor die Frucht in seinem Schoss landete, stoppte sie Alucard.

Sie schauten sich gegenseitig in die Augen und führten einen Machtkampf der Wil-lensstärke aus.

Den Apfel noch immer in der Hand, bemühte sich Alucard sein eigenes Verhalten zu analysieren.

Die Frucht verschrumpelte und trocknete langsam aus.

Als sich ihre Blicke in einem Unentschieden trennten, wischte sich Alucard die Staubflocken von der Hand und Integra wischte sich mit der Serviette den Mund ab.

Beide erhoben sich und liefen durch die Empfangshalle an der Rezeption vorbei.

„Wenn Walter mal wieder was kompostieren möchte, gebe ich ihm deine Adresse.“, brach Integra das Schweigen.

Alucard liess einen spöttischen Laut hören.

„Warum mussten wir eigentlich so früh aus dem Bett? Der Wettkampf ist doch erst nachmittags.“

„Warum so morgenmufflig? Wusste gar nicht, dass du so ein Langschläfer bist.“

Der Schalk liess in ihren Augenwinkeln kleine Fältchen entstehen und Alucard kam nicht umhin, zu erwidern: „Ich hätte nichts dagegen gehabt, noch ein wenig zu kuscheln.“

„Ja klar. Aber die Stimmung ist nicht gerade ideal, wenn kurz vorher jemand versucht dich zu erwürgen.“

Mit raschen Schritten durchquerte Integra das Foyer.

Sie konnte es kaum erwarten an die frische Luft zu kommen.

Mit einem tiefen Atemzug trat Integra aus dem Gebäude und musste unwillkürlich ihre Glieder strecken.

Die Luft war noch angenehm kühl.

Sie war in ihrem Leben noch nie im Ausland gewesen und würde so bald wohl auch keine Gelegenheit mehr haben zu verreisen.

Die Arbeit liess es nicht zu.

Energie und Vorfreude durchströmten Integras Inneres und mit einem Anflug von Übermut, wandte sie sich nach Alucard um.

Der Eingang des Hotels war leer.

Kein Alucard weit und breit.

Integra runzelte die Stirn.

<Wo zum Geier hat sich dieser Midias verkrochen? Hat er kalte Füsse bekommen?>, Bei dieser Vorstellung musste Integra unwillkürlich schmunzeln.

Bevor sie den Gedanken weiter spinnen konnte, prallte etwas grosses, schwarzes gegen ihre Schulter und sie landete unsanft auf dem Kiesboden.

Der Schock raubte ihr kurzfristig den Atem.

Mit einem schmerzhaften Stöhnen realisierte sie, dass ein riesiges Ungetüm von Hund sich über ihr aufbaute, seine schwarzen Lefzen bleckte und eine Reihe dau-menlanger Reisszähne freigab.

Ihre Augen weiteten sich, als das Tier sich zu ihr hinab beugte und ihr mit seiner langen, rauen Zunge freudig über das Gesicht fuhr.

„Bäähh!!!“

Integra wandte ihr Gesicht ab und hob abwehrend die Hände zwischen sich und den rosa Speichelspender.

„Alucard! Hilf mir!“

Wie auf Kommando liess das Tier von ihr ab und setzte sich artig mit dem Schweif wedelnd neben sie.

Integra rappelte sich rasch auf, nahm die Brille ab und versuchte mit einem Taschentuch den gröbsten Schleim aus Gesicht und von den Brillengläsern zu wischen.

„Alucard?“, fragte Integra misstrauisch.

Das Tier liess einen kurzes, bejahendes Bellen ertönen und die schwarzen Augen glimmten kurz rot auf.

„Du bist mir einer.“

Integra schüttelte den Kopf.

Sie erhob sich nun vollständig und ging mit schnellen energischen Schritten, wie es ihre Art war, Richtung Strand.

Der Hund folgte ihr und blieb mit ihr auf gleicher Höhe.

Integra fiel auf, dass das Tier eine Schulterhöhe hatte, die ihr bis zur Taille reichte.

Trotz seiner stämmigen Statur und dem Finger langen Fell, legte der Hund eine Ge-schmeidigkeit an den Tag, die eher an einen Panter erinnerte, als an einen Hund.

Unheimlich… Faszinierend.

<Also mein Lieber. Wie soll ich dich in dieser Gestalt anreden?>, wollte Integra auf Gedankenweg wissen.

<Die Wahl überlasse ich ganz euch, Herrin.>, ertönte Alucards Stimme mit einem unterschwelligen Grollen in ihrem Kopf.

<Was ist dem mit deiner Stimme? Brauchst du ein Halsbonbon?>, fragte Integra schmunzelnd.

Angeführt von einem Knurren folgte Alucards Antwort:

<Meine Stimme passt sich meiner Gestalt an. Es ist mühsam das menschliche Wort in einem Hundekörper zu bilden.>

<Schon gut.>

Integra grinste weiter vor sich hin und ihr Schritt bekam mehr Schwung.

Innerhalb einer Viertelstunde erreichten die beiden die Touristenstadt.

In den Strassen herrschte reges Treiben.

Händler und Verkäufer standen bereits vor ihren Läden und wetteiferten um die Gunst der wenigen Touristen, die um diese Zeit schon auf den Beinen waren.

Das Integra davon verschont blieb, wunderte sie nicht.

Alucard war wirklich ein Riesenvieh.

Auch wenn er brav neben ihr her trottete, er hätte nur kurz zuschnappen müssen und eine Hand wäre in seinem Rachen verschwunden.

Ohne belästigt zu werden, schaute sich Integra in ruhe die präsentierten Waren an und fand nach kurzer Zeit weswegen sie hergekommen war.

Auf ihr Ziel fixiert, ging Integra in den kleinen und schlecht beleuchteten Laden und Alucard wartete artig vor der Tür.

Fünf Minuten später kam Integra mit einer Plastiktüte heraus und steckte sich eine Zigarette in den Mund.

Mit einem genüsslichen Seufzer entzündete sie den Glimmstängel und tat einen tiefen Zug.

Der Hund zu ihren Füssen schaute missbilligend zu ihr hoch und schnappte spielerisch nach der Tüte.

„Lass das, du Teufel! -“, fuhr Integra ihn an.

Sie hielt inne und beinahe wäre ihr die Zigarette aus dem Mund gefallen als sie der Geistesblitz traf.

„Ha!!!“, stiess sie triumphierend aus.

Alucard hatte ein ungutes Gefühl.

<Ich taufe dich ‚Hell’. Das passt doch.>

Integra genoss das Gefühl, Alucard eins ausgewischt zu haben und zog an ihrer Zi-garette.

Nun da sie alles hatte was sie wollte, wollte sich Integra wieder zurück ins Hotel aufmachen. Doch Alucard stellte sich zwischen sie und ihrem Ziel.

<Was soll das werden?>

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

Alucard wedelte mit seinem Schweif und schubste sie mit seiner kalten, feuchten Nase in die entgegengesetzte Richtung.

„Wo führst du mich hin, du Riesenvieh?“, wollte Integra wissen.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es hier etwas Interessantes zu sehen gab, bis sie am Karamellfarbenen Strand stand und auf das funkelnde Wasser blickte, das in sanften Wogen über den Sand glitt.

Klar, Integra kannte solche Szenen aus Postkarten und Schaufenstern von Reisbü-ros.

Doch, selbst vor diesem scheinbar unendlich weit reichendem glitzernden Lichts zu stehen, die salzige Brise auf ihrem Gesicht zu spüren und das sanfte Plätschern und Schwappen des Wassers zu hören, erfüllte sie mit Frieden.

Sie tat erneut an diesem Morgen einen tiefen Atemzug.

Ohne lange zu fackeln, stieg sie die Stufen zu dem feinen Steinstaub hinab, zog sich die Schuhe aus und erschrak etwas, als der Sand sie, klamm von der Nacht, an den Fusssohlen kitzelte.

Vergessen war Alucard und ihr Ärger über sein Handeln.

Wie verzaubert lief Integra auf das leckende Nass zu.

Jeden Schritt spürte sie intensiv und ihre unterdrückte Kindlichkeit bahnte sich ihren Weg in ihre Augen.

Kurz vor der dunklen, nassen Stelle blieb Integra stehen, wackelte mit den Zehen und wühlte den Sand auf. Sie quietschte amüsiert, als die Wellen nach ihren Füssen schnappten und sie sprang in langen Schritten in Sicherheit.

Alucard beobachtete das Ganze mit einem wehmütigen Glanz in seinen schwarzen Hundeaugen.

Er bereute nicht, dass er sie hierher geführt hatte, überhaupt nicht.

Aber trotzdem.

Es nagte ein kleiner grausamer Dämon an seinen welken Herzen, als er die unschuldige Szene mit ansah in der er keinen Platz haben würde.

Integras Ausgelassenheit schmerzte ihn und wie so oft schallt er sich einen Egoisten.

Er schlich wachsam am Rand des Strandes umher und sehnsüchtig gierte er nach seiner süssen Herrin.

Mit einem Mal ging Integra in die Hocke und Alucard sah wie sie im Sand wühlte.

Die Neugier packte ihn.

Durch seinen Hundeleib eingeschränkt, war es ihm nicht möglich Integras Gedan-kengänge zu entschlüsseln. Der Instinkt nahm immer mehr überhand und drängte die Logik in einen winzigen Teil seines Geistes.

Mit drei, vier Sätzen sprang er zu seiner Herrin, die hockend nur bis an seinen Rücken reichte.

Er schob seine Schnauze in den Freiraum ihrer Arme und linste auf einen winzigen schwarzen Krebs, den Integra ausgebuddelt hatte.

Er wusste nicht was er erwartet hatte, aber einen Spritzer Enttäuschung konnte er nicht verbergen.

„Was hast du erwartet? Einen Goldklumpen?“

In ihren Augen funkelte der Schalk, doch er war nicht hämisch. Nur amüsiert.

Alucard liebte die Fältchen die sich in ihren Augenwinkeln bildeten, wenn sie ihre echte Freude preisgab.

Seine Zunge war schneller als seine Vernunft.

Zum zweiten Mal an diesen Tag leckte er Integra damit quer über das Gesicht.

Mit einem wunderbaren „Uärks!!!“ quittierte Integra seinen Liebesbeweis. Sie schob seine Schnauze weg und erhob sich.

Sie machten einen langen Spaziergang und Integra genoss die Ruhe die langsam dem immer stärker brummenden Lärm der Stadt platz machte.

Je höher die Sonne stieg, desto mehr ihrer Anbeter liessen sich auf ihren farbenfrohen Badetüchern von ihr rösten.

Integra warf Alucard einen verstohlenen Seitenblick zu, während dieser nur ungläubig und Haupt schüttelnd neben ihr herging.

„Bin ich froh, dass ich mir das nicht antun muss.“, Integra schaute verträumt auf ihre bronzefarbenen Hände, die sie den Genen ihrer Mutter zu verdanken hatte.

Eine winzige Nadel bohrte sich in Integras Herz. Liess es bluten und vergiftete es langsam.

Geistigen Halt suchend, fuhr sie mit ihrer Hand durch das weiche Fell der Bestie an ihrer Seite. Vergrub ihre Finger darin und saugte die verfangene Wärme der Sonne in sich auf um das Leck zu schliessen.

Es gab ihr mehr Linderung als sie sich hätte vorstellen können.

Wie gut es tat dieses Monster an der Seite zu haben.
 

***
 

Integra liess sich von Alucard aus dem Taxi helfen.

Schützend hielt sie sich die Hand über die Augen und liess ihren Blick über das prachtvolle Gebäude gleiten, in dem sie gestern Abend noch in Abendgarderobe getanzt hatte.

Hier würden sie also ihre erste Wette austragen und … gewinnen.

Ihr Gesicht zierte ein hartes Lächeln.

Alucard indes konnte es kaum erwarten eine Waffe in der Hand zu halten und sein Können zu demonstrieren.
 

Derselbe Sicherheitsbeamte der sie gestern in Empfang genommen hatte, führte sie durch einen Flur zur linken des Tanzsaals.

Über eine weit in das Gelände ragende Terrasse gelangten Integra und Alucard zu ihrem ersten Austragungsort.

Eine ausladende Wiese die von der Villa bis hin zu einen auslaufend Waldstück reichte, war mit einer Tribüne verschandelt worden. Das Metallgerüst ächzte unter der Last der neugierigen Reichen. Der Rest der Wiese war bis zum bereits genannten Wald hin abgesperrt worden.

Vor der Bühne war ein provisorischer Schiessstand aufgestellt worden. Es hatten sich bereits einige mutige Schützen aufgestellt und schossen sich ein.

Noch mehr schiessfreudige Kandidaten sammelten sich an der linken Flanke der Tribüne zu einer dichten Traube.

Der Türsteher erklärte Integra, dass man sich dort eine Waffe aussuchen und sich mit Munition versorgen konnte.

<Heisst das ich kann meine Casul nicht benutzen?!?>, Alucards erfreuter Gesichts-ausdruck gefror zu Eis.

Integra boxte ihn ungesehen in die Seite und zischte:

„Und sonst geht es dir gut?“

<Kein normaler Mensch schiesst einhändig mit einer 40 Zentimeter langen Knarre!> In Gedanken führte sie ihre Schimpftirade weiter.

Alucard warf einen verärgerten Blick auf Integra und musste unweigerlich auf seine Hände starren.

Er rümpfte die Nase und musste daran denken, dass er eine normale Pistole gerade mal mit zwei Fingern richtig greifen konnte.

Nicht umsonst hatte er eine Sonderanfertigung erhalten. Das seine Casul nicht in Einsatz kommen durfte grenzte beinahe an eine Zumutung.

Mittlerweile hatte sich Integra zu der Theke mit den Handwaffen durchgekämpft. Ihr Blick fiel sofort auf eine Silbergraue Walther CP88.

Mit so einer hatte sie zum ersten Mal einen Ghoul um genietet.

Ihre Hände hatten gezittert, Walter hatte ihr seine Hand auf die Schulter gelegt und ihr anerkennend zugenickt… und nebenbei den Rest der Meute mit einer Handbewegung zu mundgerechten Häppchen verarbeitet.

Integra hatte ein gutes Gefühl bei ihrer Wahl.

Sie schaute zu Alucard hinüber, wie er sich über die Theke neigte und eindringlich mit dem Herrn sprach, der für den Stand zuständig war.

„Sie haben nicht zufällig etwas in meiner Grösse?“

Er hatte ihm die Hand entgegen gestreckt, um zu zeigen was er meinte.

Integra kicherte und rückte näher heran.

<Mal sehen wer vorher aufgibt.>, dachte sie, während sie ihre Waffe gründlich in-spizierte.

Der ältere Herr strich sich über den sauber gestutzten Schnurrbart, legte seine ohnehin schon runzlige Stirn in Falten. Anscheinend erleuchtet rückte er seine kleine kreisrunde Brille zurecht.

„Ich glaube ich habe da tatsächlich etwas für sie, Seniore.“

Mit einer erstaunlich wendigen Bewegung verschwand der Mann unter dem Tresen und erschien mit einer Kiste wieder.

„Einer der anderen Teilnehmer hat ein ähnliches Manko wie sie, aber er hat seine Anmeldung zurückgezogen. Er meinte, er ziehe den Faustkampf vor.

Jedenfalls hatte man ihm eine Sonderanfertigung besorgt. Wenn sie damit vorlieb nehmen wollen?“

Der Alte öffnete die Kiste und eine im Grossen und Ganzen normale Schusswaffe kam zum Vorschein. Das einzig aussergewöhnliche war der verlängerte Griff.

Alucard grinste.

Schlicht und doch wuchtig.

Sie war für ein einfaches, grobschlächtiges Gemüt bestimmt gewesen.

Dennoch, besser als sich mit einen Spielzeug abzumühen.

„Habt Dank…“

„Ronaldo. Pater Ronaldo, Seniore. Stets zu Diensten.“

Unter dem kräftigen Schnurrbart bildete sich ein sanftes Lächeln.

„… Pater Ronaldo.“, beendete Alucard seinen Satz.

Er holte die Waffe aus der Kiste und wäre um ein Haar zusammengezuckt, als sich das Metall glühend heiss in sein Fleisch frass.

„Sagt, sind die Waffen gesegnet, Pater?“

Überrascht blickte Pater Ronaldo zu ihm hinüber.

„In der Tat. Der Papst persönlich hat sie geweiht, für einen erfolgreichen Wettkampf.“

Die Brust des Paters schwoll vor Stolz regelrecht an.

Alucard rang sich ein Lächeln ab und schaute sich nach einem Paar Handschuhen um.

<Misstrauische Katholiken.>

Am anderen Ende der Theke konnten sich empfindliche Hände mit samtenen Hand¬schuhen versorgen und Alucard fand sogar ein Pärchen im XXL.

Nachdem er an einer weiteren Station eine Nummer gezogen hatte, stellte er sich zu Integra in den Schatten.

„Was hast ihr?“, wollte er von ihr wissen.

„13.“, meinte sie trocken, „Und du?“

„42. Hat man dir die Unglückszahl untergejubelt?“

Alucard grinste.

Der Zufall forderte Integra heraus… Sein Pech.

Die rund 50 Teilnehmer wurden nun anhand der gezogenen Nummern aufgerufen und in zehn Gruppen von fünf Schützen aufgeteilt.

Jede Gruppe durchlief drei Runden. Danach kam die nächste Fünfer Gruppe an die Reihe.

Das Ziel:

Ins Feld geschleuderte Tonscheiben in der Farbe seines Schiessstandes zu treffen. Wer seinen Einsatz verpasste oder gar die falsche Scheibe abschoss, schied aus.

Geprüft wurde das anhand eines Bewegungssensors in den Schiessständen.

Die ersten drei Runden trennten die Spreu von dem Weizen.

Die Hälfte der Schiessfreudigen war bereits in der ersten Runde draussen.

Neben Integra zischte ein älterer Herr mit kräftigen Schnauzer und hoch getragener Nase: „Tss. Amateure.“

Auch er verlor in der fünften Runde, da er die Falsche Scheibe vom Himmel geholt hatte.

Nach jeder Runde wurden die Gruppen neu zusammengelegt.

Vor dem Finale wurde eine Pause angesetzt.

Integra liess sich von Alucard etwas zu Trinken holen und musterte, während sie wartete, die übrig gebliebenen Schützen.

Bis zu diesem Punkt hatte sie sich nicht gross anzustrengen brauchen. Aber das galt wohl auch für ihre jetzigen Gegner.

Ihr stach besonders eine junge Frau ins Auge, die einen maskulinen Eindruck machte.

Blondes, kurz geschnittenes Haar das ordentlich zerzaust ins Gesicht fiel und an einer Sonnenbrille mit kreisrunden und violetten Gläsern anstiess.

Die Blonde legte ihre Handwaffe nicht aus den Händen.

Immer wieder prüfte sie den Lauf und strich mit unruhigen Fingern den Konturen des tödlichen Metalls nach.

Integra mochte ihr nicht in einer dunklen Gasse begegnen.

Als dann auch noch Maxwell auf die Frau zu trat und auf sie einredete, fühlte sich Integra in ihrem Bauchgefühl nur noch mehr bestätigt.

In der Zwischenzeit war Alucard zu ihr zurückgekehrt und reichte ihr ein PET-Fläsch¬chen stillen Wassers.

Nach den ersten Schlucken stach die Kälte Integras Zähne. Sie verzog den Mund und erntete einen besorgten Blick von Alucard.

Er nahm es als Anlass näher an sie zu treten und ihnen zärtlichen Schmatz auf den Mundwinkel zu hauchen.

Integra schnappte mit den noch schmerzenden Zähnen nach ihm und bekam sein Kinn zu fassen.

Spasseshalber zupfte sie an der samtenen Haut zwischen Kinn und Unterlippe.

Bevor es zu einem innigen Kuss kommen konnte, wurde die Pause aufgehoben.

Alucard verdächtigte Maxwell, die Rast verkürzt zu haben.

Die Finalisten, auf fünf Schützen reduziert, stellten sich wieder in ihren Ständen auf und luden ihre Waffen nach.

Alucard langweilte sich tödlich. Er traf mit Leichtigkeit und würde wohl nur Integra gewinnen lassen.

Seine Herrin war eine hervorragende Schützin, jeder der Augen im Kopf hatte, konn¬te das bestätigen. Das Spiel war so gut wie gewonnen.

Sollte er absichtlich verlieren um etwas Spannung zu erzeugen?

<Lieber nicht, sonst kann ich das Kuscheln heute Abend vergessen.>

Mit verträumten Gesichtsausdruck holte Alucard das schöne Gefühl von Integras warmen, weichen Körper, angeschmiegt an seinen, in sein Gedächtnis zurück.

Beinahe hätte er dadurch seinen Einsatz verpasst. Sichtbar genervt durch den Unterbruch gab er einen gewagten Schuss ab.

Ein furchtbarer Knall hallte über das gesamte Feld.

Zehnmal so laut wie der Schall der abgefeuerten Kugeln. Ein zerreissendes Geräusch von berstendem Metall und protestierender Luft die wütend ihren Weg aus der engen Öffnung suchte.

Entsetzt suchten die Zuschauer nach der Ursache des Lärms und fanden sie in Form alles verdeckenden Rauchs, der aus dem Schiessstand von Michel Cross trat.

Integra, die schneller schaltete als ihre Mitmenschen, sprintete die kurze Strecke von 30 Metern hinüber zu Alucard und versuchte in dem Qualm zu erkennen was den ganzen Aufruhr verursacht hatte.

Alucards Rechter Handrücken war bis auf den Knochen in Fetzen gerissen und un-terschiedlich grosse Metallstücke steckten ihm im Gesicht. Sein Blut strömte in Mengen.

Der kurze Lauf der Pistole war explodiert.

Integra unterdrückte den leichten Brechreiz den der Gestank des verkohlten Flei-sches beschwor.

Nichts Besseres findend, schnappte sie sich den fettigen Putzlappen und wickelte den sich Hand schimpfenden Fleischklumpen darin ein.

Nicht um Alucards Körper zu schützen, sondern sein Gesellschaft erschütterndes Geheimnis zu wahren.

Auf Alucards Wink hin sammelten sich seine zerschlissenen Hautfetzen und fügten sich wieder zusammen.

<Wie konnte das passieren?>, dachte Integra in einem hoffte sie zumindest zischendem Ton.

Währenddessen zerrte sie ihm, nicht gerade sanft, den grössten Splitter aus der Wange.

„Aua!“, riefen beide synchron.

Integra steckte sich Daumen und Zeigefinger in den Mund. Das Metall war noch verdammt heiss.

<Die Frage kannst du dir sparen Integra. Traue nie einem der sich bei vollem Be-wusstsein den Namen des grössten Verräters der Christenheit gibt.>

Integra kochte.

Natürlich hatte sie gewusst, dass dies nie ein fairer Wettstreit werden würde.

Aber gleich in der ersten Runde zu solchen Mitteln zu greifen war ein hartes Stück.

Genauso gut hätte ihre Pistole manipuliert werden können.

Die Folgen hatte sie nun gesehen und sie wären an ihr, am Menschen, verheerend gewesen!

„Bastarde!“, zischte sie.

<Das lassen wir uns nicht gefallen! Alucard Maxwell soll heute Abend einen Alptraum der Superlative erleben. Ich verlasse mich ganz auf deinen Einfallsreichtum!>

Ein schauriges Grummeln kam aus der Kehle des Angesprochenen.

Gehässig und abgrundtief böse klang das unterdrückte Lachen.

„Mit dem aller, ALLER grössten Vergnügen Herrin.“

Integra Augen glitzerten kalt als sie ihm ein Lächeln schenkte. Sie konnte wunderbar nachvollziehen wie es ihrem Diener ging.

Seine Wunden waren bereits verheilt, das Blut zurück in der Zirkulation.

<Wie erklären wir, dass du nicht verletzt bist? So viel Glück kann niemand haben.>

Zur Antwort liess Alucard einige kleinere Kratzer und oberflächliche Schürfwunden auf Hand und Gesicht erscheinen.

Integra verstand und erhob sich um bei der Sanität Pflaster und Desinfizierungsmittel zu holen.

Der Qualm den Alucard noch ein Weilchen gezwungen hatte sie einzuhüllen, lichtete sich nun.

Aus den Augenwinkeln, die Alucard schauspielerisch vor Schmerz zusammen kneifen wollte, erspähte er auf der Sonnenschutzstore, die den grössten Teil der Tribüne beschattete, eine liegende Gestalt.

Sie visierte Integra an und zielte.

Der Schuss blieb dank der Aufregung um die Explosion ungehört.

Integra fand sich auf die trockene Erde gedrückt wieder.

Über ihr kauerte Alucard.

Schützend hatte er sich auf sie geworfen und die tödliche Kugel abgefangen, die der Scharfschütze abgefeuert hatte.

<Was ist den jetzt wieder kaputt?>, wollte Integra wissen.

Ihr Diener rappelte sich auf und half ihr auf die Beine.

<Ein Attentat. Aber nicht von Iscariot.>

<Wir haben heute mal wieder viele Fans.>, grummelte Integra sarkastisch.

<Eine Idee wer es gewesen sein könnte?>

<Die Selben wir heute morgen.>

Herrin und Diener stimmten beide in ein kehliges, stark verärgertes Knurren ein.

Was Alucard nur noch zu genau wusste, meldete sich unterschwellig bei Integra.

Endlich erschienen die Sanitäter selber auf der Bildfläche.

Alucard verschloss die Einschlagwunde an seinem Rücken. Die Kugel konnte er später noch entfernen.

<Maxwell hat wohl die faulsten Kerle eingestellt. Die haben ja nicht einmal den Verbandskasten dabei. Inkompetentes Pack!>

<Bestochen, meine Liebe. Bestochen. Beides arme Tagelöhner die keinerlei Kennt-nis von der modernen Medizin haben.>

Das kümmerte Integra einen feuchten Dreck.

„Sie da! Das wird ja auch Zeit. Sehen sie sich die Wunden an. Aber zackig!“

Die zwei Männer schauten sich etwas ratlos an und versuchten mehr schlecht als recht den Schein eines besorgten Santiäterteams zu wahren.

<Wunderbar Master. Ich bin fast versucht zu glauben, dass ihr euch ernsthaft um mich sorgt. Ihr schauspielert immer besser.>

Integras Kopf fuhr bei dieser Bemerkung abrupt zu Alucard herum.

Dieser konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, aber es war eine Mischung aus Wut, Zorn, Unsicherheit und Verwirrung.

<Jeder sollte sich um sein Eigentum sorgen.>, erwiderte sie kalt und kehrte ent-schlossen zu ihrem Schiessstand zurück.

Ihr folgten 4 Augenpaare.

Alucard würde so nicht mehr weiter schiessen können.

Es wäre zu verdächtig.

Ihre Konkurrentin hatte alles schweigend mitverfolgt.

Der Schiedsrichter verkündete Alucards Ausscheiden und wies die übrigen Spieler an fortzufahren.

Integra und die Kurzhaarige Blonde trugen den Entscheidungskampf aus.

Es endete in einem Unentschieden.

In einem kurzen Gespräch mit Maxwell einigte sich Integra darauf, dass jeder einen Punkt erhalten würde.

Sichtlich unzufrieden kehrte Integra mit Alucard zurück ins Hotel.

Sie würde sich irgendwie ablenken müssen.
 

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So ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

Selber bin ich nicht ganz zufrieden.

Besonders die Wettbewerb-Szene hab ich immer wieder überarbeitet, aber es ist nie wirklich etwas schlaues daraus geworden. *drop*



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Noir_Arnoux
2012-04-13T13:38:46+00:00 13.04.2012 15:38
Ich will wissen wie es weitergeht *.*
Von:  feuerregen
2012-02-14T21:32:50+00:00 14.02.2012 22:32
verdammt, meine vermutung stellte sich als falsch heraus... auch wenn ich das ende auch der empfangs-ische gegönnt hätte. xD

schön, dass integra das nicht einfach so wegsteckt, auch wenn sie keine reaktion zeigt, wenn jemand vor ihren augen erschossen wird. das macht sie als figur, als mensch, wesentlich glaubwürdiger und realistischer.

seine hundegestalt stelle ich mir schön vor... langhaarig, groß, höhe eines wolfshundes, aber bau eines kampfhundes, breiter, mit mehr muskeln und großen, scharfen zähnen. x3
die szene am strand ist zu süß! ^^

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die wette, ja...
war die 40cm-silberknarre rein zufällig für einen gewissen blonden hünen?
bei der blonden mitschützin tippe ich auf heinkel oder wie sie heißt.
und 42 ist die antwort auf alle fragen! xD

> <Das lassen wir uns nicht gefallen! Alucard Maxwell soll heute Abend einen Alptraum der Superlative erleben. Ich verlasse mich ganz auf deinen Einfallsreichtum!>
Ein schauriges Grummeln kam aus der Kehle des Angesprochenen.
Gehässig und abgrundtief böse klang das unterdrückte Lachen.
„Mit dem aller, ALLER grössten Vergnügen Herrin.“ <

da lieferst du etwas, auf das einiges zu folgen hat!
du legst deine messlatte sehr hoch. ich warte gespannt.


und hiermit ist mein kommentar fertig. ^^
habe freude und until next time.
Von:  fahnm
2012-01-03T20:06:13+00:00 03.01.2012 21:06
Klasse Kapi^^
Von:  Undine82
2012-01-03T15:19:16+00:00 03.01.2012 16:19
Kann mich Seelensammler nur anschliessen. Vor allem Alu als Hund hat mir super gefallen ^^
hoffe du schreibst bald weiter bin schon sehr auf intis Ablenkung gespannt ^_^
Von:  Kadaj
2012-01-03T11:57:07+00:00 03.01.2012 12:57
Ich fand das Kapitel wunderbar, immerhin hast du es ja lang genug hinaus gezögert :D
Hab mich riesig gefreut als es endlich da war!
Du machst das ganz große klasse dein schreibstil ist der hammer *.*
Ich freue mich schon auf mehr~


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