Deadline
*Taschentücher hinstell*
Sam_Dean: Les es lieber nicht
*lieb hat*
Kapitel 12: Deadline
„Du gehst?“, fragte Bobby leise und starrte auf den Schemen, der an der Tür stand, die Hand auf der Klinke.
„Ja.“, antwortete der knapp und Bobby verkürzte die Distanz zwischen ihnen.
Er suchte krampfhaft nach Worten, fand aber keine.
Bobbys Augen sahen tief in Deans, ehe dieser den Blickkontakt unterbrach.
„Pass’ gut auf ihn auf.“, sagte er und Bobby hörte deutlich, wie Deans Stimme ein wenig zitterte.
Der Ältere nickte und Dean trat durch die Tür, ehe er sie sachte zuzog.
Das sachte Brummen des Impalas dröhnte leise in der Nacht, als Bobby wieder in das Gästezimmer ging.
Sam schreckte hoch, als er ein Heulen vernahm.
Laut, verzerrt und unwirklich.
Seine Augen huschten umher, Panik stieg hoch und er stand hastig auf.
Dean, der die ganze Zeit neben ihm gelegen hatte, war nicht mehr da.
Bobby saß auf dem Stuhl.
„Wo ist er?!“, fragte Sam, obwohl er wusste, dass er die Antwort nicht hören wollte.
„Er will nicht, dass du dabei bist-“
“Das ist mir egal! WO ist er?“
Bobby wusste Sam würde nicht eher aufhören, bevor er geantwortet hatte.
„Im nahegelegenem Wald...du kannst ihn nicht einholen, er ist mit dem Impala weg.“
„Du hast ihn gehen lassen?“
„Was hätte ich tun sollen? Er- Sam, bleib da!“
Sam hatte sich von ihm abgewandt, hechtete in die Küche, schnappte sich die Autoschlüssel von Bobbys Auto, die auf dem Tisch gelegen waren und war einfach rausgerannt.
Dean hörte sie kommen.
Er wusste er konnte nicht vor ihnen fliehen und doch rannte er instinktiv weg.
Weg von dem grässlichen Heulen, das immer näher kam.
Er konnte bereits ihre Pfoten auf dem Waldboden hören.
Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto schneller rannten sie.
Hart trafen ihre Pranken auf den Boden und hinterließen Furchen, die ihre langen Krallen zeigten.
Deans Atem hing weiß in der Luft, seine Seite stach schmerzhaft, seine Lungen brannten und seine Wunde fing erneut an zu bluten.
Dean versuchte nicht nach hinten zu sehen, als er den rasselnden, gehetzten Atem der Tiere hörte, grollend nach Fleisch, das er ihnen bieten würde, wenn sie ihn erst mal eingeholt hatten.
Dean wurde Opfer eines alten Horrorfilm-Klischees, als er doch nach hinten sah, die großen Wesen erblickte und es ihm fast die Adern zufror bei diesem Anblick, gerade als sein Fuß an einer großen Baumwurzel hängen blieb und er nach vorne stürzte.
Er keuchte auf, als er auf den Bauch fiel, drehte sich herum, sah dem größten Tier in die bernsteinfarbenen leuchtenden Augen und schrie, als er noch mitbekam, wie sich mindestens drei Kiefer in seinen Körper bohrten, an ihm zerrten und rissen, wie Speichel an ihren Zähnen hing und zusammen mit seinem warmen Blut auf den Boden floss.
Sam rannte.
Er rannte wie noch nie in seinem Leben.
Sein Blick richtete sich stur geradeaus, auf den schmalen Waldweg.
Er hatte Angst.
Panische Angst vor dem Anblick, der sich ihm bieten würde.
Die Hunde hatten aufgehört zu heulen und ein Schrei zeriss die Nacht.
Ein Schrei, der sich in Sam bohrte wie glühendes Metall.
Tränen drangen in seine Augen, liefen quer über sein Gesicht, perlten ab, verließen Sams Haut und flogen durch die Luft, verfingen sich in seinem wehendem Haar oder tropften glitzernd auf die Blätter.
Seine Sicht war verklärt und doch erkannte er die dunkle Gestalt, die auf der Erde lag.
Sam bremste nicht einmal ab, er kam schlitternd auf seine Knie auf – es knackte, doch Sam spürte nichts.
Sein Blick war auf den Körper neben sich fixiert.
Sein Atem ging schnell, während sich seine Sicht schärfte, nur um gleich darauf wider zu verschwimmen, es war einfach zu schrecklich.
Seine Kehle war aufgerissen, sein Arm lag verrenkt da, sein Bein in einem seltsamen Winkel von sich gestreckt und seine Augen...
Seine Augen starr gen Himmel gerichtet, einen unbestimmten Punkt fixierend, leblos...
...leer
...tot
“Nein...“
Sams Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
„Das kann nicht-...bitte...Dean...“
Sams Arme schlossen sich verkrampft um den schlaffen Körper.
Die Tränen liefen unentwegt über sein Gesicht und er nahm seine Umgebung nur noch durch einen Schleier war – einen Tränenschleier.
Das einzige was ihm noch geblieben war, hatte man ihm genommen.
Brutal weggerissen, wie ein Teil seiner Seele.
Die Seele, ohne die er nicht mehr leben wollte, weil es erst das war, wofür er je gelebt hatte.
Er hatte immer geglaubt wenn es den Teufel gab, dann müsste es auch so etwas wie Gott geben.
Warum hatte dieser es nicht verhindert?
Warum musste Sam so leiden?
„Ich hasse dich...“, flüsterte Sam.
„Wenn es dich gibt, dann sollst du stattdessen in der Hölle schmoren...ich hasse dich dafür, was du mir antust...“
Sam drückte Dean fest an sich.
Er spürte wie die Wärme aus dem Körper wich, wie das Blut, dass weiter floss und durch Kälte ersetzt wurde.
Kälte, die Sam frösteln ließ.
Sie hatten schon so viel durchmachen müssen.
Und immer wieder hatten sie sich aus der Schlucht hochgekämpft.
Weil sie füreinander kämpften.
Sie hatten sich immer Halt und Schutz gegeben und das war jetzt weg.
Die Zeit war nichtig geworden, jede Sekunde kam Sam vor wie eine endlose Qual, die niemals enden würde.
Nicht bevor Dean wieder hier war.
Und zwar ganz.
Die warme Hand auf seiner Schulter ließ ihn zusammenzucken und er sah ein wenig auf.
Es war Bobby, der an Sam herangetreten war und ihn ansah.
Sam sah die salzigen Spuren auf Bobbys Gesicht.
„Wir sollten gehen...“
Bobbys Wagen fuhr langsam die Straße entlang.
Immer wieder sah Sam in den Rückspiegel, auf die Ladefläche, direkt hinter dem Fahrerhaus.
Die Plane, die Bobby darüber ausgebreitet hatte, zeigte tiefrote Flecken, dort wo sie das Blut aufgesaugt hatte.
Darunter lag Dean, Bobby wollte nicht, dass Sam ihn ständig ansah.
Aber das brauchte Sam auch nicht, er sah ihn ständig vor seinem geistigen Auge.