Den Tod wählen...
Den Tod wählen...
Stundenlange Diskussionen...du merkst langsam habe ich es satt. Ich habe keine Kraft mehr, meine Tränen zehrten sie auf. Ich habe dir gesagt wie sehr mich deine Worte verletzten, doch anscheinend war dir das egal. Ich erzählte dir so viel aus meinem Leben, vertraute dir so sehr und du hast mit einem einzigen Abend alles zerstört. Wie konntest du auch nur meine Freundschaft und Liebe zu dir anzweifeln? Warum? Nur weil ich in den letzten zwei Wochen ein bisschen mehr Zeit mit anderen verbracht habe, heißt das für dich gleich ich liebe dich nicht mehr? Vertraust du mir nicht mehr? Hast du mir denn dann je vertraut?
Egal was ich sagte du schmettertest meine Argumente an die Wand und brachtest mich beinahe soweit, dass alte Angewohnheiten wieder zum Vorschein kamen. Du warst damals der Mensch, der mir vor drei Jahren half wieder Lebensfreude zu empfinden. Du warst die Person, die mir versprach immer an mich zu glauben und mir zu helfen. Ich glaubte dir. Ich verliebte mich in dich. Ich ging zu einer Therapie, die mir half, die mich fast heilte.
Ich war damals soweit mein Leben zu beenden. Du hast mich davon abgehalten, hast mich von der Brüstung der Brücke gezerrt und dich um mich gekümmert. Hast versucht zwischen mir und meinen Eltern eine Verbindung aufzubauen, zu vermitteln. Ich weiß sie akzeptieren es nicht. Ich liebe dich. Ich wurde verstoßen wegen meiner Liebe zum gleichen Geschlecht. Jahrelang hörte ich den Streit zwischen ihnen und ich war auf mich allein gestellt. So genannte Freunde kamen und gingen und nahmen mich aus. Sie raubten mir meine Kraft und meinen Lebenswillen, so viel Verrat so viele Vertrauensbrüche.
Ich stehe vor der ins Schloss gefallenen Tür unserer Wohnung und du bist gegangen. Hast wütend die Vase im Wohnungsflur umgeworfen, deine Jacke angezogen und bist gegangen. Nur deinen Schlüssel hast du eingepackt. Dein Handy liegt noch hier, du willst nicht, dass ich dich anrufe, ich habe verstanden...du willst mich nicht mehr.
Du hasst mich...du hasst mich dafür, dass ich so verletzlich bin...nicht wahr? Das ich so schwach bin und nicht selbstständig leben kann, dass ich so abhängig von dir und deiner Liebe bin.
Bittere Kälte steigt in meinem Inneren auf. Ich zittere. Mir ist so kalt. Tränen laufen erneut über meine Wangen. Ich schluchze auf und meine eigene Stimme kommt mir so fremd vor. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken....ich bin nichts wert...ich verdiene den Tod....ich sollte sterben...ich sollte erst gar nicht geboren werden...stirb...stirb...stirb!
Es ist alles deine Schuld! Es ist meine Schuld! Du bist es nicht wert zu leben...flüchte in den Tod!
Ich schüttele heftig den Kopf um diese wirren Gedanken zu vertreiben. Es tut so weh. In meinem Inneren breitet sich ein solcher Schmerz aus...er droht mir die Luft abzuschnüren. Ich bebe...mein Körper bebt...es soll aufhören zu schmerzen! Es soll aufhören! Doch es endet nicht...ich fühle diese Innere Kälte die mich erschauern lässt und mir eine Gänsehaut bereitet. Ich verkrampfe mich und versuche den Schmerz zu vertreiben, doch er bleibt. Es quält mich. Es schmerzt...ich kann nicht anders...es geht nicht...ich halte es nicht mehr aus. Ich zerbreche...meine Seele splittert in winzige Einzelteile...nie wieder soll sie zusammengefügt werden...nie wieder heilen und erneut zerbrochen werden...
Meine Schritte lenken mich ins Bad. Ich lasse Wasser in die Wanne ein und schreite zur Küche. Ein großes scharfes Messer blitzt in meiner Hand auf. Ich bin wie in Trance...ich will einfach nur das der Schmerz endet...das es endet ein für alle mal vorbei ist! Ich will sterben! Ich sehne mich nach dem Tod! Ich steige in die Wanne mit dem Wasser und setze die Klinge des Messers an. Ein schneller, senkrechter Schnitt und Blut quillt hervor aus meinem linken Unterarm. Nun ist der rechte an der Reihe. Das Wasser färbt sich purpurrot und selbst die Hitze des feuchten Nass, vermag die Kälte nicht aus meinem Inneren zu vertreiben....
Mein Kopf fällt zurück in den Nacken und ich spüre wie das Leben mich verlässt. Tropfen für Tropfen hüllt mich die Dunkelheit ein. Der Schmerz hat aufgehört...das Herz wird mir plötzlich so leicht, als fielen schwere Felsen davon herab. Ich bin frei...bin ich frei?
Ich bin gestorben...ich muss frei sein...ich will frei sein...frei von dem Schmerz und dem Wissen, dass du mich hasst...Ein letzter Gedanke an dich, ein letzter Satz der mir in den Sinn kommt „Der Tod ist sicher, das Leben nicht...“ Ich weiß nicht mehr wer ihn einst zu mir sagte...aber im Angesicht des Todes...erinnere ich mich daran...Stille umgibt mich...und ich fühle wie die vielen Splitter meiner Seele erlischen...wie Sternschnuppen...ich bin frei...und sicher...