Alles wird gut!
„Usagi?“ Immer deutlicher konnte Mamoru ihre Gestalt erkennen. Sie lächelte. „Komm zurück… Mamoru“. Ihre zarte Stimme klang wie Musik in seinen Ohren. Mit langsamen Schritten kam er ihr immer näher. Sie sah bezaubernd aus. Ihre blauen Augen leuchteten heller, als alle Sterne und ihr Lächeln konnte ihm jeden Atem rauben. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Die Hoffnung in ihren Augen war grenzenlos. Er spürte, dass sie an ihn glaubte. Mehr, als jeder Andere. Sie würde ihn niemals aufgeben. Ihn nie mehr allein lassen. Kurz vor ihr, blieb er stehen. „Ich lass dich nie wieder allein, Mamoru!“ Er lächelte. Nie zuvor empfand er ein solches Glück. Nie zuvor hatte jemand so etwas zu ihm gesagt. Er war so lang allein. Sollte der Alptraum nun wirklich ein Ende haben? Langsam und ohne Worte kam er ihrer Hand näher, bis er sie letztendlich nahm.
Er spürte ein Kribbeln im ganzen Körper. Ein unglaublich helles Licht durchflutete ihn und eine unglaubliche Wärme durchströmte seinen Körper.
Ein weiterer Monat verging und die Ärzte hatten immer weniger Hoffnung, dass Mamoru aus dem Koma erwachen würde und wieder ein normales Leben führen könnte. Doch Usagi ließ sich nicht entmutigen und stand ihm weiterhin zur Seite. Sie wollte ihn einfach nicht aufgeben. Sie konnte das nicht. Sie wusste einfach, dass er aufwachen würde. Irgendwann. Und dann würde wieder alles gut werden.
Wie jeden Tag machte sie sich auf den Weg ins Krankenhaus. Lächelnd stand sie im Aufzug und freute sich, Mamoru zu sehen. Wie immer hatte sie eine Rose gekauft. Er würde sich sicher freuen. Das wusste sie. Auf der Station angekommen, lief sie zu seinem Zimmer und wollte gerade klopfen, als plötzlich eine der Schwestern die Tür öffnete. Usagi erschrak ein wenig und lächelte dann. „Hallo“, sagte sie freundlich. „Usagi… endlich! Wir haben schon versucht Ssie anzurufen!“ Die Schwester war sehr aufgeregt und strahlte über beide Ohren. Usagi schaute nur fragend. „Er ist aufgewacht!“ Usagi schluckte. „Aufgewacht?“ Die Schwester nickte. „Ja. Es ist ein Wunder… Er ist noch etwas schwach, aber es geht ihm sehr gut.“ Sie lächelte. „Gehen Sie nur zu ihm!“, sagte sie noch im vorbeigehen und war dann weg.
Usagi blieb regungslos vor dem Zimmer stehen. „Aufgewacht…“, murmelte sie leise. Er hatte es wirklich geschafft. Sie freute sich. Doch zugleich hatte sie Angst, das Zimmer zu betreten. Was sollte sie schon sagen? Mamoru wollte sie sicher nicht sehen. Sie lächelte. Sie hatte sich um ihn gekümmert und nun war er wieder gesund. Ihre Aufgabe war getan. Alles andere lag nun nicht mehr in ihren Händen. Sie hatte nicht das Recht einfach so in sein Leben zu platzen. Er war wieder wach und das war alles was nun zählte. Sie seufzte. Sie war unglaublich glücklich, aber sie drehte sich um… und ging.
Sein Atem war ruhig. Er lag in seinem Bett und schaute aus dem Fenster. Er war unglaublich müde und schwach. Aber er hatte genug geschlafen. Er musste immer wieder an seinen Traum denken. Wieso sah er gerade Usagi? Was hatte sie mit der ganzen Sache zu tun? Wahrscheinlich war das alles nur Zufall. Er sollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen. Und doch, konnte er an nichts anderes denken.
Sie lag auf ihrem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Wie es ihm wohl ginge? Ob er sich an irgendwas erinnern würde? Sie seufzte. Warum machte sie sich noch solche Gedanken um ihn? Er war aufgewacht. Alles andere sollte egal sein. Er sollte ihr nun egal sein. Aber das war er nicht. Er bedeutete ihr mehr, als sie jemals gedacht hatte. Sie musste dieses Gefühl wieder los werden. So schnell wie möglich.
Sein Blick wanderte durchs Zimmer. Auf seinem Nachttisch bemerkte er einen Strauß Rosen. Aber von wem waren sie? Wer hatte ihn besucht und vor allem… wer brachte ihm dann Rosen mit? Motoki konnte das nicht gewesen sein. Warum sollte er ihm auch Blumen mitbringen? All seine anderen Studienkollegen waren das sicher auch nicht. „Mh…“ Plötzlich huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er erinnerte sich an das kleine Mädchen, das ihm damals eine Rose schenkte. Was wohl aus ihr geworden war? Lächelnd wanderte sein Blick weiter durchs Zimmer. Dann entdeckte er neben sich einen Discman. Von wem kamen all diese Dinge? Wer besuchte ihn ständig?
Noch immer galt ihr Blick nur der Zimmerdecke. Sie fühlte sich allein. Einsam. Auch wenn er ihr nie antwortete. Immer nur dalag. Sich nicht regte. Sie war bei ihm. Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. So geborgen… und gut aufgehoben. Und nun war sie allein. Doch das sollte nicht Mamoru ausbaden. Er konnte nichts dafür, dass sie ihn plötzlich so sehr mochte. Er konnte sie schließlich noch nie leiden. Deshalb hatte Usagi die Schwester gebeten, Mamoru nicht zu sagen, wer ihn jeden Tag besuchte. Er sollte sich keine Gedanken machen müssen. Sie würde schon damit klarkommen. Sie tat es schließlich nicht, um Anerkennung von ihm zu gewinnen, sondern damit er gesund werden würde. Und das war er nun.
Es klopfte an der Tür. Ein Arzt kam herein. „Guten Morgen Herr Chiba. Na? Endlich ausgeschlafen?“ Er lächelte freundlich und setzte sich neben Mamorus Bett. Mamoru nickte. Er sah noch immer sehr erschöpft aus, was aber ganz normal war, wenn man 4 Monate im Koma lag. „Ist ihre Freundin heut gar nicht da?“ Der Doktor blickte sich fragend um. „Freundin?“ Mamoru hatte keine Ahnung wovon er sprach. Seit wann hatte er eine Freundin?? „Ja! Erinnern Sie sich etwa nicht mehr? Sie hat sie jeden Tag besucht!“ Mamorus Blick wurde immer fragender. Hatte er wirklich eine Freundin? Und wenn, wie konnte er sie einfach vergessen? Er seufzte. „Nein. Ich kann mich wirklich nicht erinnern.“ Der Arzt schaute sie an. „Usagi! Das ist doch Ihre Freundin?“ Mamoru schaute ihn an. „Usagi?“, fragte er überrascht. Er schüttelte den Kopf. Dann lächelte er. „Nein. Sie ist nicht meine Freundin. Aber jetzt weiß ich, wer mir die Blumen mitgebracht hat.“ Der Arzt nickte. „Ehrlich gesagt, war sie die Einzige, die an Sie glaubte.“ Mamoru schaute erstaunt. Wieso tat Usagi das alles für ihn? Obwohl er immer so schrecklich zu ihr war? „Wir alle hatten nur sehr wenig Hoffnung. Ihr Zustand war wirklich dramatisch. Es grenzt fast an ein Wunder, dass sie wieder aufgewacht sind und fast kerngesund sind!“
Mamoru konnte das alles nur schwer glauben. Er konnte sich schließlich an nichts erinnern. Er hoffte, dass Usagi noch einmal vorbeikommen würde und er sich bedanken könnte. Er wusste, dass sie der Grund war, warum er aufgewacht ist. Ohne sie wäre er nun wohlmöglich nicht mehr am Leben. Warum musste er immer so gemein zu ihr sein? Der Arzt war mittlerweile gegangen, um Mamoru nicht überanzustrengen. Doch seine Gedanken nahmen kein Ende.