Bin ich es schuld?
„Hey Naruto! Bist du da?“, rief Sakura zu seinem Fenster hoch. Nur einen kurzen Moment später öffnete sich dann dieses und Naruto streckte seinen Kopf hinaus.
„Guten Morgen, Sakura-chan! Wie geht’s?“, fragte Naruto und lächelte. Es waren jetzt schon einige Tage her, seit er von seiner Extra Mission wiederkam. Ob Sakura ihm immer noch böse war?
„Blendend. Wollen wir etwas spazieren gehen?“
Okay. Sie war ihm scheinbar nicht mehr böse.
„Klar warum eigentlich nicht!“, rief Naruto, während er schon das Fenster schloss. Danach zog er seine Schuhe an und raste die Treppe runter. Und wie sollte es anders kommen? Er stolperte und landete direkt von Sakura.
„Auch wenn du 2 ½ Jahre älter bist als damals, bist du immer noch ein Tollpatsch.“, grinste Sakura Naruto ins Gesicht und hielt ihm eine Hand hin, um ihm beim aufstehen zu helfen.
„Wo geht’s denn hin?“, wollte Naruto wissen, während er aufstand.
Sakura zuckte nur mit ihren Achseln und zog Naruto an der Hand neben sich her. Dies ging bis zum kleinen Fluss weiter, welcher sich durch Konoha zog. Auf einer Brücke machten sie halt und Sakura lehnte sich gegen ein Geländer.
„Also...“
„Was also?”
„Was ist los zwischen Hinata und dir? Ihr geht euch ja schon seit Tagen aus dem Weg.“
Naruto lehnte sich ebenfalls gegen das Geländer und starrte die Wolken an.
„Gar nichts. Wir haben jeder ein eigenes Leben. Und da braucht man auch mal Zeit für sich.“
„Ich war gestern bei ihr. Und sie hat genau das selbe geantwortet. Habt ihr euch irgendwie abgesprochen?“
Wie sollten sie das gemacht haben? Sie hatten sich doch schon seit 3 Tagen nicht gesehen.
„Nein.“, antwortete Naruto trocken und starrte weiter in den Himmel.
„Du liebst sie oder?“
Naruto traf es wie ein Schlag. Wie kam sie dahinter. Er hatte doch nie etwas gesagt oder?
„Wie kommst du drauf?“
„Das sieht man. Du gehst ihr aus dem Weg, weil du es nicht zugeben willst. Stimmts?“
Narutos Herz schlug jetzt schneller als je zuvor.
„Das stimmt doch gar nicht. Ich hab dir gerade den Grund gesagt und das meinte ich auch so. Sonst noch was?“
Naruto klang ziemlich aufgeregt und war dann sichtlich überrascht als Sakura wirklich noch eine Frage stellte.
„Wen liebst du dann? Du verhältst dich immer so komisch, wenn Mädchen in der nähe sind.“
Naruto zuckte zusammen und stand kurz davor zu explodieren als Sakura einen ihn entlastenden Satz sagte.
„Oh ich muss weg. Hab noch was zu erledigen. Wir sehen uns dann später.“
„Moment.“ Brachte Naruto noch ein, bevor sich Sakura abwenden konnte.
„Ja?“
„Wie bist du eigentlich an die Signatur und den Stempel vom Hokage gekommen?“
„Das war ganz einfach. Ich hab ihr die Dokumente einfach hingehalten. Immerhin arbeite ich für Tsunade und diese liest nur ganz selten was durch. Und wenn es von mir kommt, dann unterschreibt sie es blind. Aber ich muss jetzt echt los. Bis dann.“
„Aber du planst doch nicht etwa wieder so eine Aktion, wie diese Mission oder?“
Sakura antwortete nicht, sondern drückte Naruto einen Kuss auf die Wange und rannte dann in Richtung Dorf zurück. Naruto wusste nicht mehr was um ihn geschah und merkte auch nicht, dass er beobachtet wurde. Ein Mädchen saß dort in einem Gebüsch. Ihre weißen Augen leuchteten durch die Hecke und kurz bevor sie sich wegbewegen wollte kam eine weitere Person zu Naruto. Es war Kiba mit Akamaru.
„Hey Naruto. Na? Was gibt’s neues? Naruto? Ist irgendwas?“
Naruto reagierte auf keine der Fragen sondern starrte weiter in die Ferne. Kiba schritt vor Naruto, fuchtelte vor seinen Augen herum und schüttelte ihn bis er den Lippenabdruck auf seiner Wange bemerkte.
„Wer war denn das?“, wollte Kiba wissen erwartete jedoch irgendwie keine Antwort.
„Sakura-chan.“, kam es langsam aus Narutos Mund und Kiba schien es gar nicht glauben zu wollen.
„Du lässt dich Tagelang nicht bei Hinata nicht blicken, und dann machst du dich an Sakura ran? Das hätte ich echt nicht von dir erwartet. Komm Akamaru. Wir gehen.“
Als diese beiden dann weg waren, sackte Naruto in sich zusammen und bewegte sich keinen Meter mehr vom Fleck. War er es echt schuld? Musste er sich jetzt etwa Schuldgefühle machen? Er schien endlich zu begreifen, wie Hinata immer fühlte und dachte.
Das Mädchen, welches noch immer in den Büschen hockte, schluckte einmal, und trat dann in den Sonnenschein. Ihre schwarzblauen Haare schimmerten, als der Wind hindurchwehte, in der Sonne. Mit festem Schritt ging sie auf Naruto zu und kam kurz vor ihm zum stehen. Dieser schaute nur nach oben, zuckte zusammen, stand auf und schwieg bis er ein Wort über die Lippen bekam.
„Sorry.“ Und mit diesem Wort fing er an zu rennen und ließ das Mädchen mitten auf der Brücke stehen. Mit traurigem Blick machte auch sie sich wieder von der Brücke. Sie musste ja noch immer trainieren.
Naruto hockte jetzt schon seit dem Treffen mit Hinata in seinem Zimmer, sein Gesicht in das Kissen gepresst und völlig in Gedanken versunken.
Hätte es anders laufen können wenn er es gewollt hätte? Hätte er Sakura davon abhalten sollen, ihn zu küssen? Aber wie hätte er das wissen sollen? Und was hätte er machen können?
Fragen über Fragen und Naruto fand einfach keine Antwort. Die Zeit verstrich immer weiter bis er sich den Entschluss fasste, zum Trainingsplatz zugehen um seine Frustration rauszuprügeln.
Noch bevor er dort ankam vernahm er schon Gewimmer und eine männliche Stimme, welche ihm bekannt vor kam.
„Hinata, vergiss ihn. Der hat so was wie dich nicht verdient. Du verdienst was besseres.“
Das war Kiba, gar keine Frage und es schien so als würde er über Naruto reden. Dieser hörte weiter gespannt zu.
„Komm her Hinata. Du musst nicht weinen. Er ist es nicht wert.“
Kiba du Idiot, du hast sie zum weinen gebracht mit deinem Gefasel von nicht wert, dachte sich Naruto, während er sich auf die Lippe biss, um nicht sofort auszurasten. Doch was er danach sah begriff er gar nicht mehr.
Hinata umarmte Kiba wirklich. Das hielt Naruto einfach nicht mehr aus und sprang aus dem Busch.
„Nimm deine Finger von ihr!“, rief der Blonde, während er mit festem Schritt auf die beiden “turtelnden“ zulief.
Diese lösten sich nun voneinander und Kiba stellte sich hin.
„Was soll das heißen du Verräter!“
Das war zuviel! Naruto holte zum Schlag aus und traf damit Kiba mitten ins Gesicht, woraufhin er zu Boden fiel.
„Nenn mich wie du willst, aber niemals Verräter du Hund!“, schrie Naruto, hockte sich über seinen jetzigen Gegner und prügelte auf ihn ein. Hinata stand nur weinend dahinter und rief „Naruto-kun! Stopp! Lass ihn in ruhe!“
Da stand Naruto auf, sichtlich erleichtert und mit sich selbst zufrieden, doch noch nicht befriedigt. Er war noch immer so in Rage als er den am Boden liegenden Kiba betrachtete. Dessen Gesicht war Blutverschmiert, genau wie Narutos Handknöchel. Dann drehte er sich zu Hinata um. Sie erschrak. Was stand dort vor ihr. Eins stand fest, es war nicht der Naruto, den sie kannte.
Seine Augen hatten einen schwarzen Ring außen herum und sein Augeninneres war rot gefärbt, mit teuflisch aussehenden Schlitzförmigen Pupillen. Auch als er grinste sah man eine Veränderung. Seine Eckzähne waren gewachsen. Er erinnerte jetzt noch mehr an einen Fuchs als je zuvor. Hinata hatte so was noch nie gesehen zuvor und war starr vor Furcht.
„N...Naruto-kun?“, fragte sie vorsichtig doch dieser grinste wieder einmal fuchsartig und kam mit langsamen Schritten auf Hinata zu. Was würde er ihr jetzt antun? Würde ihr das gleiche wiederfahren wie Kiba soeben?
Nun standen sie direkt voreinander. Hinata versuchte so gut wie möglich ihre Angst und ihre Tränen zu verstecken, bis Naruto sie packte und zum Schlag ausholte...
Ein lauter Schrei hallte über die Trainingsplätze und verstummte kurz darauf wieder. Was war passiert?
Naruto stand noch immer mit seiner zu einer Faust geballten Hand vor Hinata uns schaute sie ziemlich furchterregend an. Hinata hatte ihre Augen geschlossen und hoffte, dass Naruto von ihr ablassen würde. Immer noch unter schock stehend öffnete Hinata ein Auge etwas und sprach zu Naruto, oder zu mindest zu dem, was früher mal Naruto genannt wurde.
„Naruto-kun. Ich erkenne dich ja gar nicht wieder. Wer bist du?“ Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter.
„Der Naruto den ich kannte, hätte niemals jemanden den er als Freund bezeichnet so zusammen geschlagen. Was ist nur mit dir los?“
Da kam Hinata eine Anmerkung ihres Vaters wieder in den Kopf.
„Dieser Fuchsjunge soll sich gefälligst von dir fern halten, ist das klar?“
Hinata wusste damals nicht, was er damit meinte. Bis auf die drei Striche auf jeder seiner Wangen und dem lächeln, sah er doch normal aus. Bis zu jener Stunde an der Akademie als es um das Fuchsungeheuer, Kyuubi, ging, welches Konoha beinahe in Schutt und Asche gelegt hätte.
„Wie ihr vielleicht schon wisst, hat der Hokage der 4. Generation unter Einsatz seines Lebens das Fuchsungeheuer in ein Neugeborenes versiegelt und damit das Dorf Konoha gerettet.“, erklärte Iruka seiner Klasse und ein Getuschel machte sich breit. Auch direkt neben Hinata.
„Du ich hab gehört das dieser Uzumaki dieses besagte Kind ist.“
„Meinst du damit etwa er hat den Kyuubi in sich?“
„Genau das.“
Hinata hatte es damals ignoriert, doch wenn sie sich Naruto jetzt mal genauer ansah, wusste sie, dass die Gerüchte damals, nicht nur Gerüchte waren. Doch wie konnte es passieren, dass der Kyuubi so Besitz von Naruto ergriff? Eine einzige Träne rollte über Hinatas Wange bis an ihr Kinn von wo aus es auf den Arm des Jungen tropfte, den sie mal früher so bewundert at, den sie geliebt hat. Der Körper war noch der selbe, doch die Seele war vollkommen neu.
Hinata fürchtete jetzt das schlimmste und schloss ihre Augen wieder. Plötzlich merkte sie etwas. Sie wurde nun nicht mehr festgehalten. Hinata öffnete noch einmal ihre Augen und sah einen völlig Perplexen Naruto ins Gesicht. Seine Augen waren wieder blau wie der Himmel und seine Zähne, zumindest soweit sie es erkennen konnte, waren auch normal. Doch ihr Blick verlor sich in der ferne, als Naruto in sich zusammenbrach und ohne Regung auf dem Boden liegen blieb. Was sollte Hinata jetzt tun? Sie stand ganz alleine dort mit zwei Ohnmächtigen Jungen. Was konnte sie nur tun? Wieder überkam sie das Gefühl der Hilflosigkeit und auch Schuldgefühle machten sich in ihr breit. Sie war der Grund für all diesen Aufstand doch sie konnte nicht gegen die Konsequenzen unternehmen. Weder als Naruto auf Kiba einschlug, noch jetzt wo beide am Boden lagen.
Doch ein Trupp von ANBU sprang plötzlich auf den Platz.
„Wer hat hier vorhin so geschrieen? Was ist passiert?“, fragte einer der vier ANBU Hinata, welche die Situation genau erklärte. Und auf bitte von ihr trugen die ANBU die beiden verletzen zum Krankenhaus von Konoha wo sie sich auch hin begab um den Ärzten dort alles zu schildern. Und wer war das Mädchen, welche die beiden annahm? Sakura natürlich. Sie war hier als Aushilfe und erstarrte beim Anblick der noch immer Ohnmächtigen Ninja.
„Hinata! Was ist passiert?“, kam Sakura auf Hinata zugerannt und wollte genau wissen, was passier war. Doch diese widmete sich nicht ihrer Freundin, sonder wandte sich an einen vorbei gehenden Arzt, welcher sich sofort dieser Aufgabe annahm und die beiden in die Notfallstation brachte.
„Hinata! Was ist passiert?“, Fragte Sakura nochmals ungeduldig doch Hinata rannte schon wieder, unter Tränen, aus dem Krankenhaus hinaus.
Sakura wusste zwar nicht worum es ging, dass Hinata ihr keine Antworten gab, aber sie konnte sich ungefähr denken, dass es mit ihrem Kuss gegenüber Naruto zu tun hatte.
Leider noch an ihre Aufgaben gebunden entschloss sie sich am nächsten Tag mal bei Hinata vorbei zu schauen und mit ihr darüber zu diskutieren was wirklich los war. Sie benahm sich immer so komisch, wenn Sakura etwas mit Naruto gemacht hatte. Nur warum? Sie wusste wirklich keine Antwort darauf obwohl sie eine der besten Freundinnen von Hinata war.
~im Hyuuga Anwesen (etwas später)~
Hinata riss die Türe des Anwesens auf und knallte sie hinter sich wieder zu, als sie weinend durch die Gänge zu ihrem Zimmer rannte. Auf dem Weg traf sie ihren Vater, welcher wissen wollte, was los war. Doch Hinata ging einfach weiter bis zu ihrem Zimmer und schloss sich darin ein. Sie warf sich auf ihr Bett und weinte ohne es zurückzuhalten. Ihre Erinnerungen holten sie wieder ein.
Zuerst die Party und der Weg dorthin, dann die Mission welche unter anderem von ihrem Cousin und Sakura geplant war, und nicht zuletzt das, was gerade erst auf dem Trainingsplatz geschehen war. Sie erkannte ihre große Liebe gar nicht mehr wieder. Als hätte sie mit einem anderen Menschen gesprochen.
Und Kiba. Das Bild ging ihr immer wieder an ihrem geistigen Auge vorbei. Der blutige Kiba und dann Naruto... nein der Kyuubi der auch sie fast zusammengeschlagen hatte.
Immer noch mit Tränen überströmt, nahm sie ein klopfen an der Tür wahr.
„Hinata was ist los? Mach doch auf. Hinata!“ Es war ihr Vater welcher sich scheinbar ziemlich Sorgen um seine Tochter machte, was sehr untypisch für ihn war. Sie reagierte nicht und blieb einfach liegen. Sie hatte keine Lust mehr, alles immer und immer wieder erklären zu müssen, und dabei noch selber dran erinnert zuwerden. Langsam aber sicher breitete sich zwischen ihrer ganzen Hilflosigkeit und Schuldgefühlen ein weiteres Gefühl aus, welches sie vorher noch nie gespürt hatte. Es war Rache. Rache an Sakura Haruno, welche der eigentliche Auslöser für die Probleme mit Naruto war. Sie musste sich irgendwie Rächen, nur wie? Sie hatte bis jetzt noch nie über so etwas nachgedacht und jetzt sollte ihr auf die Schnelle ein Plan einfallen. Das klang fast wie etwas, dass völlig unmöglich war. Immerhin war sie eine gute Freundin von ihr. Oder nutzte sie ihre Freundschaft nur aus, um Hinata fertig zu machen und selber an Naruto ranzukommen? Nein, so was durfte sie nicht einmal denken.
