Was du nie sahst
Noch bevor die Sonne aufgegangen war, hatte Papavera alles gepackt was er für
seine Reise brauchte.
Als er aus der Tür raus ging, schaute er noch einmal zurück.
Dort am Kamin lag das Mädchen, tief schlafend in eine Decke gehüllt. Sie
lächelte im Schlaf und murmelte etwas unverständliches.
Papavera rührte dieser Anblick. Sie wirkte so unschuldig, rein und
zerbrechlich. Er konnte nicht anders, er musste noch einmal zurückgehen und ihr
sanft über die Wange streicheln. Er zeichnete die Konturen ihres Gesichts mit
seinen Fingerspitzen nach, dann bugte er sich über sie.
Von Galanthus war nirgends etwas zu sehen.
„Weißt du eigentlich was du ihr damit antust?“ Papavera war schon einige
Minuten durch den Wald gegangen, als Galanthus plötzlich zwischen den Bäumen
aufgetaucht war. „Ich weiß zwar nicht was du meinst, aber ich glaube kaum das
es dich was angeht, wie ich mich verhalte.“ „Das mag vielleicht sein, aber
glaubst du nicht trotzdem, das du vielleicht ihr etwas schuldig bist? Du weißt
genau wen ich meine.“ „Warum sollte ich ihr etwas schuldig sein? Du weißt doch
gar nicht was zwischen uns war.“ Langsam machte ihn das Gespräch sauer. Was
wollte Galanthus bloß von ihm? Doch dieser belächelte Papavera nur. Dann wurde
sein Blick wieder hart. „Du hast Recht, ich weiß nicht was zwischen euch
passiert ist, aber jeder Blinde kann sehen wie sehr sie leidet.“ Papavera
versuchte an Galanthus einfach vorbei zu gehen. Allmählich hatte er die
gestrichen die Nase voll von ihm. Solle er sich gefälligst um seinen eigenen
Dreck scheren. Er und das Mädchen kamen wunderbar ohne ihn aus.
Doch Galanthus stellte sich demonstrativ in den Weg.
„Was willst du eigentlich von mir?“ ging Papavera in den Angriff. „Bist du in
sie verliebt? Denn ich finde es ziemlich merkwürdig, das du für sie so sehr
Partei ergreifst.“ An Galanthus erschrockenem Gesicht konnte Papavera ablesen,
das er ins schwarze getroffen hatte. Es stimmte ihn zufrieden, aber aus
irgendeinem Grund machte es ihn auch nervös.
„Und was wäre wenn es so ist? Ich gebe es zu ich finde sie zauberhaft. Das
wolltest du ja nie sehen!“ Papavera knirschte mit den Zähnen, allmählich ging
ihm das wirklich zu weit.
Doch auch Galanthus hatte sich in Wut geredet und seine Hände waren zu Fäusten
geballt.
„Sei still, du hast keine Ahnung, von nichts.“ Papavera schubste Galanthus zur
Seite, doch dieser Griff dabei nach seinem und zog ihn mit.
Innerhalb weniger Sekunden lagen sie beide auf dem Boden, bis Galanthus
schmerzhaft aufschrie.
Sofort sprang Papavera auf. Die Schulter! Erinnerte er sich.
Galanthus lag leicht zitternd am Boden und das Hemd färbte sich an seiner
Schulter rot. Papavera wollte ihm aufhelfen, doch Galanthus stieß seine Hand
weg und stand leicht wacklig auf. Er sah Papavera noch ein letztes Mal
verächtlich an, dann ging er zurück in Richtung Hütte.
Also wirklich,“ schnalzte das Mädchen verächtlich mit der Zunge.
Sie war erschreckt aufgewacht, als Galanthus ihre Tiegel und Töpfe durchsucht
hatte und dabei ein Mordsgetöse veranstaltet hatte. „Dir hätte klar sein sollen
das die Wunde wieder aufgeht wenn du dich zu sehr anstrengst.“ schimpfte sie ihn
aus.
Galanthus hatte ihr erzählt er wäre gestürzt, sie wusste nicht was zwischen ihm
und Papavera geschehen war.