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Fesseln der Liebe (?)

von

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Kapitel 8

Zum Glück stellte Aya fest, dass sie auf der richtigen Seite gelandet war, auf der Seite der Mädchen. Ihr war es schon peinlich genug, dass sie gesehen wurde, doch wäre sie dann auch noch auf die Männerseite geflogen, wäre es wohl das aus für sie und vielleicht auch für Jackin? Wer wusste, was er jetzt von ihr dachte? Vielleicht wollte er nun nichts mehr mit ihr zu tun haben, nach alle dem? Nein, er würde es ihr sicher nie erzählen. Denn er wollte ihr nicht weh tun.

Schnell verließ sie die Quelle, nicht dass Shinri ihr noch auflauerte, um ihr eines reinzuwürgen. Doch als sie hinaus trat, fiel ihr ein, dass sie noch immer ihr Badetuch trug, welches wie ein nasser Lappen an ihr fest hing. Sie hatte nichts anders, mit dem sie sich hätte abtrocknen können. Als sie ihre Jeans und ihr T-Shirt angezogen hatte, klebten sie an ihr. Ihr war sofort klar, wie sie wohl auf andere wirken musste.

Aus diesem Grund schlich Aya so leise wie möglich durch die Gänge. Das Holz knarrte unter ihren Füßen und verriet sie dennoch. Ihre einzige Möglichkeit bestand noch darin, dass niemand auf den Gängen war, aber das Schicksal meinte es wie immer nicht gut mit ihr und so stieß sie, als sie um die nächste Ecke bot, wieder einmal auf das rothaarige Mädchen. Dieses Mal wurde sie aber von zwei Mitschülern begleitet - welche nicht bei den Heißen Quellen gewesen waren.

Aya hatte keine Chance zu entkommen, schon hatte man sie gesehen. “Oh, Aya. Wie siehst du denn aus? Ist das dein neues Outfit, um an Shinri ran zu kommen?”, kicherte sie und ihre beiden Begleiter lachten ebenfalls. Doch Aya war nicht für Scherze aufgelegt und schon gar nicht, wenn sie von einer Zicke wie dieser stammten. Wütend fauchte sie das andere Mädchen an: “Glaubst du etwa, ich hätte es nötig, an Shinri ranzukommen? Er ist es doch, der mir hinterher rennt! Also lass deine dämlichen Witze und verzieh dich!”

Das Lächeln des Mädchen verging ihr aber nicht sofort. Sie musterte Aya durchgehend und grinste gehässig. “Also, wenn ihm dass gefällt, dann weiß ich auch nicht. Denn, egal was du anziehst, es-”

Sie wurde inmitten ihrer Beleidigung unterbrochen. Hinter Aya erklang eine ihr bekannte Stimme. “Bist du etwa neidisch, Berry? Lass es lieber, egal was du anziehen würdest, es würde dir nicht stehen - im Gegensatz zu Aya.”

Shinri bog um die Ecke und blieb direkt neben Aya stehen. Seine dunkeln Augen sahen das Mädchen - er hatte es Berry genannt - desinteressiert an. Aya spürte, wie ihr Herz zu rasen begann und eine Röte sich auf ihre Wangen legte. Shinri hatte ihr soeben ein Kompliment gemacht. Auch wenn sie nicht wollte, dass er sich Hoffnungen machte, so war es doch etwas Schönes, derartig mit Berry verglichen zu werden.

Berry glühte vor Zorn, aber ihre Augen zeigten einen Ausdruck, der Aya die Haare zu Berge stehen ließ. Obwohl Shinri sie beleidigt hatte, blieb ihre Interesse bestehen. Wenn Aya es Korrekt ausdrucken musste, würde sie wohl sagen, es war Besitzgier, welcher Berry dazu antrieb, Shinri entgegen zu kommen. Mit eleganten, verheißungsvollen Schritten kam Berry auf Shinri zu und blieb direkt vor ihn stehen. Ihr Blick und ihr aufreizender Körper wären für jeden gewiss einladend und Aya hätte es verstanden, wenn Shinri aufgegeben hätte, obwohl sie gewiss sehr wütend gewesen wäre. Wie versteinert sah das Mädchen zu, wie Berry ihre Arme um Shinris Nacken legte - welcher keinen Muskel bewegte.

“Du könntest mich haben, Shinri. Ich habe einiges zu bieten und gewiss mehr als das kleine Mädchen. Sie versteht dich nicht. Sie weiß nicht, was du möchtest. Aber ich weiß es”, hauchte Berry verführerisch in Shinris Ohr und schmiegte sich an ihn. Sogleich kam Wut in Aya auf, aber sie tat nichts, sie sah einfach nur zu, gespannt darauf, wie Shinri reagierte.

Der Zoma zeigte keine Reaktion. Mit kaltem Blick betrachtete er Berry. Es war kaum zu sagen, was er dachte, aber seinen Augen zu urteilen, waren Berrys Reize uninteressant für ihn. Eine Zeit lang starrte er sie nur an, doch dann erhob er seine Stimme und sie war genauso kalt, wie sein Blick. “Alles, was du mir anbietest, kann ich auch bei jeder anderen haben. Du bist billig und merkst es nicht einmal. Aber Aya … Aya ist anders. Sie hat etwas, dass du nie besitzen wirst.”

Wütend ließ Berry von Shinri ab und fauchte ihn an: “Und was soll das bitte sein? Sie hat keine Eltern, kein Geld, keine Zukunft. Sie hat nichts!”

“Sie hat ein Herz”, antwortete Shinri ruhig doch mit einer Wärme in seiner Stimme, die Aya noch nie bei ihm zu hören bekommen hatte. Seine Worte gingen ihr durch Mark und Knochen.

Berry schien genug für heute zu haben. Mit einen letzten verächtlichen Blick auf Aya wand sie sich um und rannte den Flur entlang. Die beiden Jungs folgten ihr so schnell es ging.

Nach ihnen kehrte eine kurze Stille ein. Aya wagte es kaum, Shinri in die Augen zu sehen, doch als er dann auf einmal vor ihr stand, musste sie doch hinauf blicken. In den schwarzen Tiefen schimmerte etwas, dass Aya nicht erklären konnte. Ein Gefühl, dass ganz tief in ihm verborgen lag. Doch es blieb nur einen kurzen Moment bestehen. Shinri zog Aya an sich und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen, bevor er sie ganz umschloss.

Aya versuchte sich aus Prinzip dagegen zu wehren, doch umfingen Shinris Arme sie und ließen keinen Widerstand zu. Ihr Herz klopfte wie wild und ein warmes Kribbeln breitete sich in ihr aus. Die Gefühle, die auf sie einströmten, waren wie eine große Welle und Shinri war das einzige, was ihr darin Halt gab.

Erst ein fröhliches Pfeifen riss beide aus ihren Gedanken. Der Kuss löste sich und Aya brachte so schnell wie möglich einen Sicherheitsabstand zwischen sie. Leider war es schon zu spät. Der zufällige Besuch stand schon im selben Gang und hatte sie beobachtet. Es war Ria, die des Kusses wegen Pfeifen musste. Jetzt, da sich die beiden aber gelöst hatten, bemerkte sie Ayas nasse Kleidung.

“Oh, Aya. Wie siehst du denn aus? Was ist denn mit dir passiert? Hat Shinri dich in die Heißen Quellen geworfen, oder bist du nur ausgerutscht? Du solltest dich lieber umziehen, es könnte dich nämlich noch jemand anderes so sehen. Im übrigen gibt es gleich essen”, neckte Ria das andere Mädchen und lächelte verschmitzt, bevor sie an beiden vorbei ging. “Ich werde nur schnell Jackin holen”, trällerte sie, um Aya zu ärgern und verschwand um die nächste Ecke.

Doch Aya fühlte keine Wut, wie sonst immer. Sie hatte genug Stress hinter sich, um sich wegen kleine Neckereien zu ärgern. Viel mehr war sie dankbar, für die Unterbrechung. Sie musste dringend ihre Gefühle unter Kontrolle bringen und etwas Abstand zu Shinri zu gewinnen. Bevor er sie aufhalten konnte, rannte sie zu. “Ich zieh mich um”, meinte sie und hoffte, er würde das nicht als Einladung verstehen. Erst in ihrem Zimmer konnte sie tief durchatmen. Ein Chaos herrschte in ihrem Kopf. Alles nur wegen Shinri.
 

Der Montag Abend war einer der schönsten für die meisten Schüler. Besser, als im Unterricht zu sitzen und zu lerne. Nur Jackin empfand die Reise als lästig. Er hatte vielleicht Hunger, aber er hatte keine Lust auf seine Klasse und vor allem nicht auf Shinri. In den Heißen Quellen wäre er ihm beinahe an den Hals gesprungen. Die Tatsache, dass Aya sie belauscht hatte, machte ihn kaum etwas aus. Er wusste, dass sie neugierig war und schließlich hatte er nichts vor ihr zu verbergen.

Es machte ihn verdammt wütend, wie Shinri sich aufführte. Anfangs hatte er geglaubt, der Junge würde sich nur einen Scherz mit Aya erlauben, aber diese Vermutung lag nun weit zurück. Im Gegensatz zu Aya merkte er ganz genau, wie sehr Shinri sich für sie interessierte. Nicht nur seine Blicke sprachen für ihn. Nein, alles.

Aber Jackin konnte das nicht zulassen. Shinri hatte kein gutes Herz. Er war skrupellos und gemein. Egal was er wollte, er würde nicht zögern, es sich zu nehmen. Jemanden wie Aya hatte er nicht verdient. Aya war tief in ihrem inneren gutherzig, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Sie war auch die einzige, die auf seiner Seite war, als ihn alle anderen verachtet hatten. Er konnte sich noch gut an damals erinnern. An sein Leben in der Hölle und die Rettung durch Aya.
 

Jackin wuchs einsam in einem Waisenhaus auf. Beide Elternteile starben bei einem Autounfall, als er gerade einmal zehn Jahre alt war. Damals hatte er noch schwarze Haare und ein schweres Leben vor sich. Er durchlebte die größten Qualen, die das Leben für ihn bereit halten konnte, die Einsamkeit.

Es war schwer das Vertrauen der Leute zu gewinnen, wenn Gerüchte kursierten. Vor allem, wenn man ihn von Anfang an in eine Schublade steckte, in die er nicht gehören wollte. Jeder sagte, er sei brutal und rücksichtslos. Er käme ganz nach seinen Eltern, die damals Alkoholiker waren und zur untersten Schicht der Gesellschaft angehörten. Diese Gerüchte erschwerten Jackins Leben. Er konnte nichts gegen das Mobbing unternehmen, war den anderen schutzlos ausgeliefert. Wenn man einmal in einer Schublade steckte, kam man nur schwer wieder heraus.

Für ihn war es wie ein Zeichen Gottes, als er dann einem Jungen begegnete. Garry Richnar. Er war der Einzige, der sich ihm gegenüber freundlich verhielt. Alle anderen beschimpften ihn, ignorierten ihn oder zerstörten mit anderen Tätigkeiten sein Leben, aber er war anders. Jackin glaubte damals, ihm vertrauen zu können, und befreundete sich mit ihm, in der Hoffnung, nie wieder alleine sein zu müssen.

Es war eine gute Freundschaft, Vertrauen und Hilfsbereitschaft von beiden Seiten. Jackin versuchte so gut, wie möglich, Garry zu helfen, wo er nur konnte, dafür beschützte Garry ihn vor den Angriffen der anderen. Es war der Himmel auf Erden. Doch bald kam die Zeit, in der Jackin die Augen geöffnet wurden. Er hatte einen großen Fehler begannen. Er hätte sich nie mit ihm einlassen dürfen. Für einen Rückzug war es zu spät. Garry lockte ihn immer tiefer in seine Gang. Jackin folgte ihm artig. Wäre er doch lieber einsam im Waisenhaus geblieben. Es hätte ihm vieles erspart.

Mit seinen zwölf Jahren wusste Jackin, dass er sich strafbar machte. Es war aber das einzige, mit dem er sich Respekt einbringen konnte, so dachte er damals. Die Einsamkeit hatte ihn erdrückt und er wollte irgendwo hingehören und mit Respekt behandelt werden. Der einzige Ort, der ihm das bot, war die Gang seines Kumpels. Für diesen Traum schlug er sich mit anderen, bestahl Läden und bedrohte Leute. Er hing viel mit dieser Gang ab und gehörte zu ihnen. Er wurde Garrys Rechte Hand.

Schnell machte er sich einen Namen. Er gab es auf gegen die Gerüchte zu kämpfen, denn diese wurden zur Realität. Der gefürchtete Schläger der Stadt. Keinen Kampf hatte er je verloren mit seinen gerade einmal zwölf Jahren. So jung und schon so gefährlich.

Er war viel zu tief in das dunkle Verbrechen getreten, um jemals wieder alleine heraus zu finden. In der Schule sprach man nicht mit ihm, ebenso im Waisenhaus und auch in der Stadt. Sie wagten es auch nicht über ihn zu lästern. Bei der Polizei war er bekannt und seine Strafakte war schon viel zu lang. Dem Direktor der Schule war er auch nicht mehr unbekannt. Entweder er gab im Unterricht dumme Sprüche von sich, schlief während andere paukten oder lieferte sich eine Schlägerei im Pausenhof wegen Kleinigkeiten, die ihn aufregten. Am allerliebsten machte er aber die ganze Zeit blau, wie sein Vorbild Garry. Dann konnte er mit der Gang abhängen und musste sich nicht das Geschwafel des Lehrer anhören.

Es schien aus mit ihm zu sein. Viel zu tief war er mit drinnen. Jeder hasste ihn oder hatte Angst vor ihm. Sein einziges Leben war die Hölle, obwohl er glaubte, dass es gut war, in der Gang zu sein. Es war eine Illusion, aber er lebte sie gerne.

Eines Tages wurde seine Illusion aber zerstört. Seine Gang traf sich nicht und ihm war langweilig. Widerwillig ging er in den Unterricht. Der Direktor hatte ihm erst vorgestern einen Verweis angedroht. Es war ein warmer Sommertag. Er hätte sich auch etwas schöneres Vorstellen können, als in die Schule zu gehen, aber er tat es.

Heute musste er sagen, dass es Glück und ein Wunder war. Denn erst einen Tag zuvor hatten sie eine neue Schülerin bekommen. Als er das Klassenzimmer betrat, stand sie an einem Fenster und unterhielt sich mit einigen ihrer Mitschülerinnen. Er war sich definitiv sicher, dass sie ihn auch hasste. Die anderen hatten ihr von ihm erzählt, denn sie hatte den freien Platz neben ihm bekommen und die anderen wollten sie unbedingt warnen.

Lässig und cool setzte er sich an seinen Tisch. Distanziert und furchteinflößend. Die Mädchen schienen wieder anzufangen über ihn zu reden. Ihm war es egal. Er zündete sich eine Zigarette an und holte seine tägliche Flasche Bier aus seiner Tasche. Dies sollte als Demonstration für die anderen gelten, damit man ihren Worten glauben schenkte. Ihm war es egal, was andere über ihn dachten; Auch wenn sie ihn hassten.

Bis dahin hatte er der Neuen kaum eines Blickes gewürdigt. Er hatte sogar vergessen, welche Haarfarbe sie hatte. Von seinen ganzen Klassenkameraden wusste er weder den Namen noch das Aussehen. Er ignorierte sie, so gut es ihm möglich war. Aber dann tat die Neue etwas, dass ihn aus seiner Trostlosigkeit riss und er nie vergessen würde. Sie wand sich von ihren Mitschülerinnen ab. Jedes Wort von ihnen ignorierte sie, bis sie vor ihm stand. In ihre braunen Augen zeigte sich Trauer und Einsamkeit. Er war nicht der Einzige, dem es schlecht ging.

“Hey, was wird das?”, hatte sie ihn abschätzend gefragt. Ihr Blick blieb weder auf der Zigarette noch an der Bierflasche hängen. Sie musterte nur sein Gesicht und sah ihm tief in die Augen. “Wieso warst du Gestern nicht da?! Und jetzt läufst du einfach an mir vorbei?! Weißt du wie das ist, in eine neue Klasse zu kommen und schon zu Anfang alleine sitzen zu müssen? Ich war ganz schön Einsam.” Ihre Stimme klang vorwurfsvoll und dabei sprach sie nicht einmal über seine Angewohnheiten und seine Wunden. Sie sprach nur von sich und davon, dass sie alleine war.

Jackin fühlte sich provoziert, schlug den Boden der Bierflasche wütend auf den Tisch und spuckte die Zigarette aus. Die andere Mädchen zuckten zusammen, aber die Neue blieb ungerührt vor ihm stehen. “Was weißt du schon von der Einsamkeit?!” Alles, was er das ganze Jahr über angestaut hatte, kam auf einmal wieder zum Vorschein. Die Traurigkeit. Die Einsamkeit. Die Wut. Der Hass. Es entlud sich mit einem Mal und er schrie sie wütend an: “Sag mir! Was weißt du von der Einsamkeit?! Weder du noch sonst wer weiß, wie es mir geht! Ihr habt doch keine Ahnung! Du hast deine Eltern! Bist beliebt! Hast vermutlich auch noch Geld! Was gibt es, worüber du dir noch Sorgen machen musst? Und dann kommst du und willst mir weiß machen, dass du dich einsam gefühlt hast?”

Obwohl er sie laut anschrie, die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse und aller vorbeilaufenden Schülern auf sich lenkte und sie mit einem wütenden Blick bedachte, blieb sie ruhig. Sie hörte ihm bis zu Letzt zu. Erst, als er aufhörte zu Schreien und schwer atmend Luft holte, regte sie sich wieder. Ein liebevolles Lächeln legte sich auf seine Lippen. “Na siehst du! Jetzt geht es dir doch besser. Mein Name ist Aya. Aya Tsuyoshi.”

Dieser eine Moment war entscheidend. Jackin wusste, er hatte es nicht mit einem normalen Mädchen zu tun. Sie war die pure Natürlichkeit und er liebte sie für ihren Charakter. Obwohl sie wusste, dass sie den Ärger der ganzen Klasse und der ganzen Stadt auf sich zog, blieb sie bei ihm stehen und war freundlich zu ihm.

Das erste Mal in seinem Leben holte er seinen Stundenplan hervor und ließ Aya einen Blick darauf werfen. Ein Glück, dass er es aufbewahrt hatte, denn damit begannen die ersten Gespräche und mit den ersten Gesprächen begann eine wachsende Freundschaft und das vermisste Vertrauen.

Aya war ihm sehr wichtig geworden. Sie war ein frischer Wind, der sich in sein Leben gemischt hatte. Immer mehr wurde sie ein Teil seines Seins. Dank ihr wurde ihm langsam klar, wie unvollkommen idiotisch sein Leben war, dass er sich aufgebaut hatte. Er wusste, er musste es ändern. Nur seine Gang stand ihm im Wege. Er wollte mit dem Rauchen aufhören und auch mit dem Trinken. Für Aya wollte er ein ganz neuer Mensch werden und von vorne anfangen.

Nur leider konnte er dies nicht vor den andere verheimlichen. Er wurde viel zu oft mit ihr im Pausenhof gesehene, ging regelmäßig in die Schule und trank immer weniger. Immer seltener wurden seine Besuche bei der Gang und irgendwann weigerte er sich auch irgendjemanden zu schlagen, nur weil es Garry sagte. Dank Ayas Unterstützung war er so weit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Jetzt musste er nur noch die Gang davon überzeugen, dass es falsch war, was sie taten.

An einem verregneten Tag schien es so weit zu sein. Er lief einsam durch die Gassen der Stadt. Es herrschte eine bedrückende Leere auf den Straßen. Der Regen schien das Leben wegzuspülen. Die Gang hatte sich bereits verabschiedet. Sie waren gut gelaunt gewesen, was in der letzten Zeit eher weniger in Jackins Gegenwart geschah. Sie heckten irgendetwas aus. Einen Überfall. Eine Schlägerei. Irgendetwas.

Er war noch nicht dazu gekommen, seine Gang zu überreden, aber in den nächsten Minuten fiel ihm auf, dass es unnütz wäre, sie zu bekehren. Sie waren viel tiefer als er drin und hatten keine Lust wieder heraus zu kommen. Schon viel zu lange lebten sie so, als dass es Sinn machte.

Dies alles erkannte er, als er eine Person auf einer Parkbank sitzen sah. Sein Blick glitt durch den schweren Regen, sodass er kaum etwas sah. Er trat näher. Als er nahe genug heran gekommen war, erkannte er Aya, die ihre Gesicht auf die Knie gebetet hatte. Sie trauerte, alleine, und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Es war eine neue Situation für ihn. Er wusste nicht, was er tun sollte. Doch er musste etwas tun. Deswegen trat er vorsichtig an sie heran, um sie nicht aufzuschrecken. Er ließ viel Platz zwischen ihr und sich, um ihr nicht auf die Pelle zu rücken. Dennoch spürte sie seine Gegenwart und blickte sofort verwirrt auf. Ihr Gesicht war vom Regen durchnässt. Unter den Wassertropfen hatten sich auch Tränen gemischt und ihr Blick verriet, wie verletzt ihre Seele war.

Sie sah ihn längere Zeit schweigend an, bis sie dann versuchte ihre Tränen abzutrocknen, war ihr durch die nassen Sachen weniger gelang. Danach schenkte sie ihm ein Lächeln, das ihm hätte denken lassen, es wäre nie etwas geschehen, obwohl er es besser wusste.

Einige Zeit lang wartete er, bis er dann doch die Frage stellte, die ihn plagte. “Was ist passiert?” Fürs Erste schwieg Aya, aber sie kam nicht drum herum, ihm zu antworten. Also versicherte sie ihm: “Es ist nichts wichtiges. Meine Eltern sind nur wieder weg gefahren und haben mich hier gelassen.” Sie lachte. Jackin wusste, dass es nicht das war, was sie bedrückte. Er griff nach ihrem Arm, um sie zu sich herum zu drehen, als sie das Gesicht vor Schmerz verzerrte.

Jackin sah sie erschüttert an und begann damit, den Ärmel hoch zu krempeln. Entsetzt betrachtete er ihre sonst wunderschöne, weiche Haut, die nun mit Unmengen an blauen Flecken übersät war. Als er den anderen Arm inspizierte, sah es nicht anders aus. Zum Glück war ihr Gesicht verschont geblieben. Den Rest begutachtete er lieber nicht. Er hatte genug gesehen.

“Wer war das?!” Jackins Stimmte bebte vor Zorn. Aya zog schnell wieder die Ärmel herunter. “Niemand wichtiges. Es ist nicht weiter schlimm.” Sie versucht es als Kleinigkeit ab zu tun, aber Jackin war sich gewiss, dass ihre Seele noch mehr Schäden aufweißen würde, wenn er sie untersuchen könnte. Er bebte vor Wut. Es war eigenartig, aber das erste mal in seinem Leben, war ihm ein Mitmensch nicht egal. Nie hatte er sich um das Leid anderer Sorgen gemacht. Auf einmal war es vollkommen anders.

Aya sah ihn an. Wieder stiegen ihr die Tränen hoch. Sie überwand ihre Scheinheiligkeit und weinte bittere Tränen der Trauer. Sanft schloss Jackin sie in seine Arme. Sie erzählte ihm, wer es war. Er hatte es sich bereits gedacht. Jetzt hatte er die Bestätigung. Es waren die Jungs seiner Gang gewesen unter Garrys anleitung. Sie hatten ihr das angetan. Einfach so. Die Wunden ihrer Seele waren groß, denn ihre Einsamkeit hatte ihren Geist geschwächt.

Aya war sein großes Vorbild gewesen und er wollte sie beschützen. Er beschloss, Garry morgen darauf anzusprechen. Das versprach er Aya und brachte sie nach Hause.

Am nächsten Tag machte er seine Worte wahr. Er stellte sich seiner Gang, meisterte den großen Streit, der in eine Schlägerei ausbrach, und trat aus. Die ganze Zeit über wusste er Aya an seiner Seite, auch wenn sie nicht da war. Das wollte er ihr nicht antun.

Nach diesem letzten wichtigen Kampf, hatte er sich ganz verändert. Bevor er Aya besuchte, hatte er sich die schwarzen Haare gebleicht und damit Zeichen für den ganz neuen Anfang gesetzt. Für Aya ließ er das Rauchen und rührte auch keine Flasche Alkohol mehr an. Seine Tage als Schläger waren gezählt, auch wenn die Gerüchte weiterhin kursierten. Die Hauptsache war, dass er Aya an seiner Seite wusste. Nur sie konnte ihn retten, aus dieser Zwickmühle der Einsamkeit und des Verbrechens.
 

Sie hatte ihn wahrlich gerettet und jetzt war es für ihn an der Zeit, ihr beizustehen. Sollte sie sich für Shinri entscheiden, würde er ihnen nicht im Weg stehen, aber solange der Zoma sich nicht bewährte, würde Jackin ihn im Auge behalten.

Seufzend fuhr Jackin sich über das Gesicht. Eigentlich hatte er immer gedacht, er würde irgendwann mit Aya zusammen kommen. Er hasste sich selber dafür, dass er nicht dazu im Stande war, sie zu lieben. Das würde alles viel einfacher machen. Aber in all den Jahren, die sie sich kannten, war die Liebe, die er ihr entgegenbrachte, nur auf einem gewissen stand geblieben. Er liebte sie, ja. Sie war für ihn kostbar. Aber das alles war mehr wie eine Geschwisterliebe. Nein, es gab ein anderes Mädchen, das ihm den Kopf verdrehte.

“Jack, was liegst du hier so alleine herum? Hast du keinen Hunger?” Rias Kopf erschien direkt über seinem und sah ihn fragend an. Ihr weiches, blondes Haar strich sanft über sein Gesicht. Er erschrak nicht über ihr plötzliches auftauchen. Er hatte ihre Gegenwart gespürt, bevor sie sich bemerkbar gemacht hatte. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit, als er in ihre hellblauen Augen sah.

“Hm … ich hab nur nachgedacht. Ich komme gleich”, antwortete Jackin so ruhig es ihm möglich war. Seit Aya ihn zurück geholt hatte, war er ruhiger und konzentrierter. Vielleicht auch beliebter, aber das war ihm unwichtig. Nur in Rias Gegenwart wurde er immer wieder nervös.

“Oh, nein! Das kommt gar nicht in Frage. Ich weiß doch, dass du hier liegen bleibst, wenn ich raus gehe. Also komm!” Sie ergriff seinen Arm und zerrte mit sanften Druck daran, sodass Jackin sich doch noch seufzend erhob. Ihre Gegenwart war stressig und beruhigend zugleich. Er würde sich etwas vor machen, wenn er glaubte, wirklich eine Chance bei ihr zu haben. Ihre Persönlichkeit war groß und stark und sie brauchte jemanden, der ihr etwas bieten konnte, aber was hatte Jackin schon?

Ria stand neben seinem Bett und wartete auf ihn. Sie lächelte leicht und Jackin konnte nicht anders, als sie bezaubernd zu finden.

“Okay. Dreh dich nur kurz um”, meinte er und wollte sich sein T-Shirt ausziehen, aber Ria lehnte sich mit einem verschmitzten Lächeln an die Wand und sah ihn nur noch gebannter an. “Wieso sollte ich?”, fragte sie ihn. “Dann verpass ich doch so viel.”

Einerseits konnte Ria aussehen, wie ein Engel, andererseits war sie verdammt selbstbewusst und wusste genau, was sie wollte. Darin ähnelte sie Shinri sehr und Jackin wusste nicht wirklich damit umzugehen. Etwas peinlich berührt wich er ihrem Blick aus, drehte ihr den Rücken zu und zog sich um. Äußerlich schien er ruhig zu sein, aber innerlich schlug sein Herz nervös umher.

“Dann … lass uns gehen”, schlug Jackin vor und trat bereits an die Tür. Er war fertig und schaltete das Licht aus. Mit eleganten Schritten holte Ria ihn ein und schmiegte sich wieder einmal an seinen linken Arm - etwas dass sie fast immer tat. Dabei wirkte sie genauso verschmust wie eine kleine Katze. Sie war so vielseitig. Das Mädchen verblüffte und verwirrte Jackin immer mehr. Sein ganzes ruhiges Leben, dass er sich aufgebaut hatte, schien sich langsam in ein kleines Paradies des Chaos zu verwandeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-09-01T09:04:20+00:00 01.09.2008 11:04
*Hin und her fuchtel*
Boah, deine Rechtschreibung und Grammatik is einfach schrecklich!
Aber die Geschichte is geil, im Sinne von besser als gut natürlich, also seh ich da ganz großzügig drüber hinweg und das war ein tolles Kappi!
Und zu der Frage wegen meiner Kuh:
Meine imaginäre Kuh namens Daje!
Andere haben einen imaginären Freund, ich halt 'ne Kuh!
Sie ist meine Muse für Geschichten *;P hö hö*
Von:  Mayuki
2008-08-19T20:45:54+00:00 19.08.2008 22:45
AHHHW Q.Q
Das toll ._____.'
Iwie süß... qq so süß... *net mehr einkrieg*
Nyu mach du schön weiter <3 freu mich schon aufs nächste Kapi x3
Wer weiß wies Endet OO!
Nya x3 man liest/schreibt sich!!
hdgdl *-* gruß Deine Mayu~


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