Nur für dich
Grün. Jemand hatte dieses verdammte, grüne Gewächs in den Raum gestellt. Doch als wäre das nicht schon genug, war es auch noch behängt. Wobei die Person, die es geschmückt hatte, darin nicht gerade begabt gewesen sein musste. Für gewöhnlich würde man es als Tannenbaum bezeichnen, der an Weihnachten fast überall anzutreffen war: in Städten, an öffentlichen Plätzen, in Familienhäusern. Aber sicher nicht dort, wo Kakuzu sich gerade befand, denn er war keine Person, die so etwas feiern würde. Schließlich hieß es ja das Fest der Liebe. Also was sollte gerade er damit zu tun haben? Es konnte nicht sein, dass er sich direkt an diesem Tag mit einem Weihnachtsbaum in einem Zimmer befand. Allerdings war gerade dies der Fall. Das grüne Tannengewächs stand vor ihm auf dem Boden, den er noch vor kurzem hatte säubern lassen. Und jetzt? Jetzt war er voll von nervigen Tannennadeln, die anscheinend immer mehr wurden, wehte auch nur ein einziges kleines Lüftchen durch das Zimmer.
Im Bad, das direkt an ihren Raum angebaut war, hörte er ein Fluchen.
Es gab nur eine Person, die den Baum aufgestellt haben konnte.
„Hidan! Was um alles in der Welt ist ‚das’?“
Er hörte die Stimme des Silberhaarigen hinter der anderen, geschlossenen Tür. „Gefällt er dir?“
„Er soll verschwinden. Auf der Stelle!“
„Warum?“ Seine Stimme hatte schon wieder diesen typisch nörgelnden Tonfall, wenn er etwas nicht akzeptieren wollte.
„Weil ich das sage.“
„Kommt nicht in Frage!“
Warum musste Hidan bloß immer Widerworte geben? Es ging Kakuzu mehr als alles andere gegen den Strich. Wie konnte man ihn bloß einmal ruhig stellen? Er hatte schon oft darüber nachgedacht. Töten konnte er ihn nicht, doch es musste irgendeine Alternative geben. Er würde dafür sogar Geld bezahlen, wenn es nötig wäre. Zwar gab es auch Praktisches an dem Kleineren – manche Arbeit ging zu zweit nun mal schneller –, doch wenn er die Wahl zwischen Ruhe und einem ständig fluchenden Nervenbündel hätte, würde ihm die Entscheidung wohl nicht sehr schwer fallen.
„Ich hasse Weihnachten“, knurrte er mit dem Blick auf das grüne Gewächs gerichtet.
Plötzlich, ohne dass er ihn hätte kommen gehört geschweige denn gesehen, hielt ihm Hidan von hinten die Augen zu. „Sicher?“, flüsterte er ihm in einem ungewöhnlichen Ton ins Ohr. „Du hast doch noch nicht mal dein Geschenk gesehen.“
Kakuzu griff die Handgelenke des anderen, um seine Hände von seinem Gesicht zu lösen, und drehte sich schlagartig um. „Was-?“ Es verschlug ihm augenblicklich die Sprache.
Hidan trug einzig schwarze Shorts und ein rotes Geschenkband, das er sich um den Hals gebunden hatte. Auf seinem Gesicht lag ein zweideutiges Lächeln. „Na. Willst du nicht auspacken?“
Wollte er ihn gerade für dumm verkaufen? Das konnte nicht sein Ernst sein! Hidan hasste ihn und das beruhte auch auf Gegenseitigkeit. Oder? Das musste einfach ein schlechter Scherz sein. Kakuzu konnte sich nicht erklären warum sein Partner sonst so etwas tun würde.
„Was? Gefällt es dir nicht?“ Der Silberhaarige zog einen Schmollmund. „Du hast es doch noch gar nicht ausprobiert.“ Bei dem Satz drückte er sich an den Größeren.
„Verarsch mich nicht!“ Postwendend verpasste Kakuzu ihm eine Ohrfeige, die jenen zu Boden gingen ließ und ging zur Tür. An Weihnachten spielte wohl jeder verrückt. Aber das musste er sich nicht antun. Er drückte die Klinke, doch die Tür blieb zu. Er drückte sie erneut, doch wieder nichts. Er rüttelte sogar einige Male, aber es blieb wie es war. Abgeschlossen. „Was zum-?“
Schon war Hidan wieder auf den Beinen und klammerte sich an ihn. „Ich dachte du wärst beim Ausprobieren lieber ungestört. Da hab ich-“
Kakuzu packte den Kleineren am Hals und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Was für ein Spielchen wird hier gespielt, huh?“
Er wollte endlich eine Erklärung.
Hidan keuchte etwas, das er nicht verstand, also ließ er ihn wieder auf den Boden. Allerdings hustete der Kleinere noch eine Weile ehe er endlich sprach, dabei sah er ihn mit seinen violetten Augen an. „Ich meine es ernst, Kakuzu.“
Hidan sprach ihn selten direkt an, doch wenn verfehlte es seine Wirkung nicht. Kakuzu war drauf und dran ihm zu glauben. Doch erschien ihm die Situation einfach absurd. Sein Partner hatte sich allen Ernstes ‚als Geschenk verkleidet’? In welchen schlechten Film war er hineingeraten?
Der Silberhaarige machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich gehe dir jeden Tag auf die Nerven. Da dachte ich mir, wir könnten an Weihnachten doch einfach mal ein wenig Spaß haben.“ Er blickte zu dem Größeren hoch und in die Augen. Dann schlang er die Arme um jenen und schmiegte sich an ihn. „Nur ein wenig.“
„Ist das dein Ernst?“
Der Silberhaarige antwortete nichts.
Kakuzu konnte sich noch immer nicht erklären, warum Hidan das wollen würde. Vielleicht hatte er ja zu viel Glühwein getrunken, doch roch er keineswegs nach Alkohol. Auch sonst wirkte er bei vollem Bewusstsein. Ob es an Weihnachten lag? Leute schienen an solchen Tagen zu seltsamen Verhalten zu neigen. Sie wurden freundlich oder sogar herzlich. Der Gedanke war für den Größeren mehr als abschreckend. Aber Hidan war noch Tage zuvor normal gewesen. Er hatte geflucht, Leute getötet und rumgetönt, dass Weihnachten doch überflüssig sei. Er könne den Tag getrost alleine verbringen.
„Wie lange willst du denn noch warten?“, nörgelte der Silberhaarige noch einer Weile, in der Kakuzu einfach steif dar gestanden hatte. Er drückte sich an den Größeren, so dass jener seine Wärme fühlte. Konnte Kakuzu dem wirklich standhalten? Die Tür war abgeschlossen und sie waren alleine? Würde es etwas ausmachen nachzugeben? Wie konnte er überhaupt darüber nachdenken? Er würde sich doch nicht wirklich von Weihnachten in die Knie zwingen lassen oder gar von Hidans Unnachgiebigkeit?
Doch der Silberhaarige begann, wenn auch mit leicht zitternden Händen seinen Mantel aufzuknöpfen und er ließ ihn gewähren. Doch wer konnte bei einem Geschenk schon nein sagen? Anscheinend versuchte er sich erklären zu wollen, was gerade passierte, als der Silberhaarige ihm die Maske vom Gesicht zog.
„Das wirst du noch bereuen“, sagte er schließlich, als er den Kleineren packte, mit sich auf den Teppich vor dem Tannenbaum zerrte und ihn zu Boden drückte, wo er die Schleife von dessen Hals löste.
„Frohe Weihnachten.“ Hidan grinste.
„Halt die Klappe.“
Kakuzu hasste Weihnachten. Er hasste Tannenbäume, Mistelzweige, Weihnachtslieder und Leute, die sinnlos Geld für Geschenke ausgaben, doch mit Hidan war es plötzlich nur noch halb so schlimm. Vielleicht würde er sich auch dran gewöhnen können, wenn es jedes Jahr so sein würde, dachte er später, als er zum Tannenbaum starrte. Es war bereits spät und Hidan war neben ihm auf dem Boden eingeschlafen. Anscheinend war es doch nicht nötig etwas zu bezahlen, um ihn ruhig stellen zu können. Doch warum eigentlich bloß an Weihnachten?
Ende ♥
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FROHE WEIHNACHTEN! \(^ o ^)/
Dies ist mein kleines Geschenk an alle meine lieben Leser, Kommischreiber und jene die es werden wollen X3 ♥ ♥ ♥
Ich hoffe ihr habt ein paar schöne Feiertage (& dieser OS is nich zu kitschig geworden XD'' aber ich konnts mir einfach nicht verkneifen einen zu schreiben (> <)'')