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Treasure Hunters - Die Schatzjäger

- Die Jagd nach Michel's Helm -
von

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Innerhalb von zwanzig Minuten hatten wir es bis ins Zentrum von Avranches geschafft. Wir hatten uns bei einem ‚Office du Tourisme’ einen Stadtplan besorgt und navigierten nun quer durch die Stadt.

Der nette Typ in dem Fremdenverkehrsamt hatte uns auch die Adresse von einem guten Hotel gegeben, das wir eine Weile vergeblich suchten.

Das einzige was wir andauernd fanden waren verflixte Einbahnstraßen, Kreisverkehre und Stopp-Schilder. Und Franzosen in Renaults oder Peugeots die uns anhupten, wenn Paul mitten auf der Straße wendete.

Eigentlich war die Stadt wirklich schön. Man sah kleine Straßencafés, boulangeriés, pâtisseries, boucheries, und épiceries.

Paul hielt bei einer pâtisserie an, eine, die durch Zufall, um diese Zeit noch offen hatte, und kaufte jedem ein Croissant.

Wir bröselten das Auto voll und genossen Frankreichs bekanntestes Gebäck, nach dem Baguette.

Laut Karte müssten wir schon längst da sein, aber auf Pauls Fahrkünste hatte ich noch nie viel gegeben.

Ich lehnte mich zurück und fächelte mir mit der Straßenkarte Luft zu.

Obwohl es schon nach sieben war, hatte es immer noch 25 ºC und das Auto hatte keine Klimaanlage.

Dan war genervt und jammerte ständig herum, Paul sollte doch ihn endlich ans Steuer lassen, dann wären wir schon längst da.

Paul gab zurück, dass er ihm lieber helfen sollte anstatt ständig zu nörgeln. Ich hielt mich da raus und versuchte ihnen Straßennamen zu buchstabieren. Doch irgendwie klappte das heute nicht. Meine beiden Piloten stritten, ich konnte kein französisch, wir hatten uns verfahren und Hunger hatten wir auch noch.

Ich fing auch an zu jammern. Die sollten endlich irgendwo anhalten, wo’s was zu essen gab.

Nachdem wir weitere zwanzig Minuten orientierungslos herumgefahren waren, bogen wir endlich auf die „Rue Fortuny“ ein, die auch auf der Adressangabe des Hotels stand. Prompt landeten wir vor einem Schild, auf dem stand „Hotel Renard“. Ich fing vor Freude an zu schreien.

Auch Dan und Paul waren erleichtert. Wir suchten noch einen Parkplatz, dann gingen wir hinein und schauten nach der Rezeption.

Ich hatte keine Lust mehr irgendwelchen Franzosen, die kein Englisch konnten, mit Gesten alles zu erklären und ließ Dan den Vortritt.

Er ging schnurstracks an die Rezeption und redete die Dame auf Englisch an.

Ich und Paul ließen uns auf freie zwei Sessel in der Lobby fallen und warteten ungeduldig. Wir spielten auf Pauls Handy eine Weile Solitaire und als es uns zu langweilig wurde, dichteten wir den Leuten, die in der Lobby herumliefen, Geschichten an.

Nach fünf Minuten kam Dan und holte uns. Er winkte mit einem Schlüssel.

Ich verzog das Gesicht. Ich wollte nicht mit denen ins Zimmer, die schnarchten nämlich.

Doch Dan erklärte, er habe eine Suite gebucht, die zwei Zimmer hatte.

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Eine Suite? Für uns? Was hatte ihn denn da geritten? Sonst war er immer sparsam, und ließ uns ständig in Zelten schlafen.

Ich freute mich wie ein kleines Kind. Und Paul, der alte Nörgler, fragte was der Spaß gekostet hatte.

„Och, nur dreihundert Euro für die Nacht, “ sagte Dan.

„Dreihundert Euro? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Paul warf die Hände in die Luft.

Dan verschränkte die Arme. „Willst du lieber im Auto schlafen? Die haben nämlich nur noch das Zimmer.“

Paul grummelte weiter. „Aber dreihundert Euro…“

„Pauul? Hör doch auf zu jammern, in England ist das alles noch teurer.“ Ich wollte jetzt nicht schon wieder Streit.

„Da ist ja auch alles in Pfund.“ Paul gab nicht nach.

Dan fauchte ihn an. “Für ein Pfund kriegen wir hier viel mehr, als in England. Jetzt stell’ dich nicht an wie ein Depp, oder du kannst im Auto schlafen, wenn es dir nicht passt.“

Die Leute in der Lobby hatten uns die Köpfe zugewandt und folgten gespannt unserer ‚Unterhaltung’. Ich kam mir so richtig blöd vor. Und irgendwie war mir das Ganze peinlich.

Dan war in seinen amerikanischen Slang verfallen und Paul in seinen irischen. Und keiner verstand den anderen richtig. Aber brüllen taten sie.

Ich nahm Dan den Schlüssel aus der Hand und ging zum Aufzug.

Die beiden motzten sich weiter an, aber als ich in den Aufzug stieg, besannen sie sich wieder in ihren Normalzustand und nickten den Leuten im vorbeigehen entschuldigend zu.

Meine Aufzugtüren schlossen sich gerade und ich war allein.

Ich hing meinen Gedanken nach.

Ich dachte an diesen Ballinger. Ich hoffte er hatte noch keine Informationen über Michel gesammelt, die ihm halfen den Helm zu finden.

Wir mussten selbst bald anfangen zu suchen. Es war immer gefährlich, wenn wir schon wussten, dass jemand auf unserer Spur war und dass er das gleiche Ziel hatte. Wenn wir den Helm vor ihm fanden, dann konnten wir uns schon jetzt darauf einstellen, dass Ballinger uns bald auf der Spur war.

Ich wusste nicht, wie er das jedes Mal schaffte, aber irgendwie fand er uns immer, wenn wir noch an Ort und Stelle waren. Entweder er hatte einfach nur Glück, oder gute Kontakte, die ihm diese Informationen bescherten.

Ich würde auf seine Spitzel tippen. Er hatte drei davon, die ihm immer auf den Fersen sind und alles erledigen was er ihnen befahl. Es waren immer dieselben. Sie heißen Will Rodriguez, Brad Tunner und Vernon Pears.

Mit denen lagen wir schon öfters im Clinch.

Sie hatten schon versucht unserer „Honey“ die Motoren zu zerschießen. Oder auch die Zündkerzen manipuliert, sodass wir nicht starten konnten und uns mit ihnen eine Schießerei liefern mussten, bei der die „Honey“ einige Löcher im Rumpf abbekam.

Aber all das konnte unsere treue Seele nicht außer Gefecht setzen. Es bescherte Paul zwar einige Überstunden, bis er die ganzen Löcher wieder geflickt hatte, aber letztendlich hat er es doch geschafft.

Ich wusste auch immer noch nicht, wie wir Catherine da heraushalten konnten. Vielleicht sollten wir ihr vorher alles erzählen. Oder einfach auf gut Glück hoffen, dass Ballinger uns nicht seine Spitzel auf den Hals hetzte.
 

Die Aufzugtüren schoben sich auf und ich sah mich Dan und Paul gegenüber, die mich schnaufend und keuchend ansahen.

„So“, sagte Dan und holte Luft. „Auch schon da.“

Ich machte auf unschuldig. „Gab es keinen zweiten Aufzug?“

Dan grinste und schüttelte den Kopf. Paul keuchte immer noch. Vielleicht sollte er weniger Essen.

Wir suchten unsere Zimmernummer und schlossen auf.

Mir blieb die Luft weg. So ein Zimmer hatte ich noch nie gesehen.

Der einzige Raum war so groß, wie alle Zimmer in meinem Apartment in London zusammen.

Die Wände waren orange-gelb gestrichen und der Boden zur Hälfte mit Parkett belegt, die andere Hälfte mit einem sonneblumengelben Teppich.

Schöne Bilder hingen an den Wänden. Eins zeigte eine toskanische Landschaft, das andere einen See, an dem Fischer saßen.

Es gab ein zwei große Sofas, drei Sessel, einen kleinen Tisch auf dem eine Vase mit weißen Lilien stand und einen Flachbildschirmfernseher.

Im hinteren Teil des Raumes befand sich ein Bett, das mit einer halben Wand von dem Rest des Zimmers abgetrennt war.

Rechts von uns war eine Tür, die zu einem Zimmer mit zwei Einzelbetten führte. Und links ging es in ein schön eingerichtetes Badezimmer, mit einer Badewanne, von zwei Metern Länge und Breite und einer Dusche. An den Wänden waren Mosaike, die Fische und Unterwasserlandschaften zeigten.

Paul spazierte schnurstracks in das Zimmer, mit den zwei Betten, und tauchte nicht mehr auf. Dan inspizierte derweil das Badezimmer.

„Und wer holt jetzt die Koffer?“ fragte ich in den leeren Raum.

Dan streckte seinen Kopf hinter der Badezimmertür hervor. „Die von der Rezeption haben gesagt ein Page bringt uns das Zeug. Ich habe denen den Autoschlüssel gegeben.“ Er verschwand wieder und ich hörte Wasser in die Wanne plätschern.

Ich nahm mir das Bett an der hinteren Wand, unter einem großen Bild mit Sonnenblumen, und schlug das Laken zurück.

Plötzlich klopfte es an der Tür.

Ich verließ das Bett wieder und öffnete. Der Page stand vor der Tür und hatte einen riesigen Kofferwagen neben sich stehen. Der größte Koffer war natürlich meiner, wahrscheinlich bekam der arme Kerl davon noch Rheuma.

Er fragte mich irgendwas, aber ich verstand ihn nicht. Ich zuckte mit den Schultern und er wiederholte sich auf Englisch. Er wollte wissen, wo er das ganze Zeug hinstellen konnte. Ich winkte ihn herein und er lud die Koffer neben der Tür ab.

Paul kam aus seinem Zimmer und gab dem Pagen einen Zehn-Euro-Schein.

Der Page bedankte sich und ging wieder hinaus. Und Paul schmiss sich wieder aufs Bett.

Ich hievte meinen Koffer hoch und trug ihn mit viel Geächze und Gestöhne zu meinem Bett, stellte ihn auf den Stuhl, der daneben stand und suchte mir Klamotten heraus, die ich zum Abendessen anziehen wollte. Man sollte sich hier ein bisschen eleganter anziehen hatte Dan gesagt. Also nahm ich ein weinrotes, knielanges Kleid mit einem passenden Blazer und schwarze Pumps.

Wenn Dan endlich fertig wurde, dann könnte ich auch noch Duschen. Aber solange der in der Wanne saß, wollte ich nicht in die Dusche. Man hatte schließlich noch ein gewisses Schamgefühl.

Nach einer Viertelstunde reichte es mir. Da sagte man immer, dass Frauen im Bad solange brauchten und dann machte man selbst die Regel zunichte…

Ich zog mich aus und wickelte mir ein Handtuch um, dann spazierte ich ins Bad, wie eine Königin, die einen Ballsaal betrat.

Dan lag mit geschlossenen Augen in der Wanne und setzte sich verdutzt auf, als ich hereinkam.

„Du brauchst dich nicht beeilen, mach’ nur die Augen zu bis ich in die Dusche gestiegen bin, “ sagte ich zu ihm und drehte mich um.

Er sah mir nach, sagte aber nichts. Ich spürte seinen Blick genau. Wahrscheinlich hoffte er, mir würde jetzt das Handtuch herunterfallen und er könnte einen Blick auf meinen Hintern oder sonst wohin werfen.

Ich öffnete die Duschtür und stieg in die Dusche. Das Handtuch warf ich einfach auf den Boden.

Als ich das Wasser aufdrehen wollte, fiel mir plötzlich auf, dass kein Shampoo da war. Schöne Scheiße. Ich konnte doch jetzt nicht rausgehen.

Also, rief ich halt nach Dan.

Ich hörte ein genervtes Stöhnen, als er aus der Wanne aufstand.

Da riss er plötzlich die Duschtür auf und stand, mit einem Handtuch um die Hüften, vor mir. Ich dagegen stand splitterfasernackt vor ihm. Ich kreischte wie eine hysterische Henne los und er hielt mir reflexartig den Mund zu.

„Halt doch die Klappe, du hast doch nach mir gebrüllt. Woher soll ich denn wissen, was los ist?“ Er sah mich aus seinen braunen Augen an. Seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten fast seine Augen.

Ich kannte diesen Blick zur Genüge. Es war nicht der berühmte Blick. Es war eher ein Blick, den ich nicht näher beschreiben wollte.

Ich nahm seine Hand weg. „Gib mir das Handtuch.“

Er grinste. „Das hättest du wohl gern.“

„Gib mir sofort das Handtuch.“ Meine Stimme war leise und klang herausfordernd.

„Dann brüll’ nicht nach mir, wenn du nackt herumstehst.“ Er beugte sich vor und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.

„Ich will doch nur ein Shampoo…“ jammerte ich. Einen Grund zum jammern hatte ich eigentlich nicht.

Ich und Dan hatten mal eine kurze Affäre miteinander, nach der er mich leider geflissentlich ignoriert hat. Den Grund kannte ich nicht.

Aber es gab da mal ein Missverständnis, nachdem ich mit einem Piloten von der benachbarten RAF-Basis herumgemacht habe.

Das war aber nur, weil er sich dauernd mit so einer Tussi aus London getroffen hatte. Glaubte der, ich wartete ewig auf ihn?

Jetzt sah ich, dass er doch nicht ganz vergessen hatte, was da zwischen uns war.

Ich wusste gar nicht, was ich jetzt tun sollte.

Er nahm mir die Entscheidung ab und küsste mich sanft.

Er schlang seine Hände um meine Hüften und drückte mich an sich. Ich spürte seine wachsende Erregung und erwischte mich dabei, wie ich seinen Kuss erwiderte. Seine Lippen waren weich und seine Zunge spielte mit meiner und ich bekam jetzt so richtig Lust.

Er zog mich aus der Dusche und drückte mich gegen die Wand. Wir sanken langsam zu Boden. Dan ließ mich kurz los und legte sein Handtuch auf den warmen Boden. Gut das es Fußbodenheizung gab. Eine gute Erfindung für heiße Spielchen auf dem Badezimmerboden.

Er legte sich wieder auf mich und trieb sein Spielchen weiter.

Seine Hand schob sich langsam meinen Bauch hinunter. Bei mir begann es an unterschiedlichen Stellen zu kribbeln.

Doch bevor er die Gefahrenzone erreichte, ging die Tür auf und Paul stand da.

Seine Augen weiteten sich. Er machte den Mund auf, aber keine Worte kamen heraus. Er sah aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dann nahm er sich zusammen. „Für sowas gibt’s doch Betten.“ Seine Stimme war heiser, er drehte sich um und ging wieder hinaus.

Ich stieß Dan weg und stand auf, die Stimmung war sowieso zunichte. Er protestierte und hält mich am Fußgelenk fest. „Was ist denn? Nur weil Paul uns gesehen hat?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Weshalb dann?“

„Ich stehe nicht auf Sex auf dem Badezimmerboden. Ist ziemlich hart. Ein Bett wär’ doch besser.“

Er prustete verächtlich und rappelte sich hoch. Dann wickelte er sich sein Handtuch um die Hüften. „Komm einfach, wenn du Lust hast.“ Er zwinkerte und ich wurde knallrot. Natürlich hatte ich Lust. Aber nicht, wenn ich dabei erwischt wurde. Und noch dazu von einem guten Freund. Und der dann wahrscheinlich sonst was dachte. Ich hielt auch nichts von Leuten, die es auf Freibadwiesen trieben, wo einen jeder sah… So was gehörte sich einfach nicht. Klar, wenn man es am Strand machte, dann war der Nervenkitzel da, erwischt zu werden und da war es auch ganz lustig.

Man, musste ich es nötig haben, dass ich mich sogar auf dem Boden einen Bescheren ließ. Ich zog mir einen Bademantel an, der an einem Haken hing, dann öffnete ich die Tür und ging wieder ins Hauptzimmer.

Nirgends war ein Paul zu sehen. Verdammt. Der fühlte sich jetzt wahrscheinlich persönlich belästigt.

Ich rief nach ihm und bekam natürlich keine Antwort.

Mir kam das dann doch komisch vor. Sonst war Paul auch nicht so. Ich hatte nicht gehört, dass er hinausgegangen wäre. Ich ging nach vorne zur Tür. Langsam, Schritt für Schritt. Vielleicht hatte er sich versteckt und wollte uns als Rache einen Schrecken einjagen. „Paul?“

Plötzlich sah ich rechts von mir Paul stehen. Hinter ihm stand ein dunkel gekleideter Typ, mit einer Maske über dem Gesicht, und hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Eine 44er Magnum.

Verflixt, wie war denn der hier hereingekommen.

„Bleiben Sie ruhig stehen, oder ihr Freund hat ein Loch mehr im Kopf.“

Ich blieb wie erstarrt stehen. Meine Gedanken hüpften wie rammelige Kaninchen durcheinander.

James Bond hätte jetzt nur hämisch gelacht und Indiana Jones würde ihm einen coolen Spruch an den Kopf werfen. Aber meine Knie zitterten gerade und mir fiel gar nichts Geistreiches ein. Außer, dass dieser Typ eine verdammte Knarre an Pauls Kopf hielt.

Bevor ich weiter zum Nachdenken kam, wurde ich plötzlich von hinten zu Boden gestoßen. Ich riss reflexartig die Hände nach vorne und schrammte sie mir auf dem Parkettboden auf.

Jemand drehte mich grob auf den Rücken und setzte mir eine Pistole genau vor die Nase.

Ich sah in das Gesicht des Typen. Er trug keine Maske. Es war einer von Ballingers Spinnern. Ich glaube der hieß Pears und der andere Rodriguez.

Das hatten wir ja wieder toll hinbekommen. Die hatten uns wahrscheinlich schon seit dem Flugplatz verfolgt und auf so eine Gelegenheit gewartet.

Ich muss Dan warnen, schoss mir durch den Kopf.

Ich sah Pears an und sagte laut zu ihm: „Richten Sie Ihrer Mutter aus, sie soll in ihrem Zimmer bleiben. Sonst wird es gefährlich für sie.“

Der Kerl sah mich an, als ob ihn nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, und tippte sich an die Stirn. Ich kam mir selber schon so vor. Ich hoffte nur, dass Dan das irgendwie gecheckt hatte.

Rodriguez schüttelte nur den Kopf. „Das Mädel hat wahrscheinlich einen Schock bekommen, als du sie zu Boden geworfen hast.“

Pears erwiderte: „Sie ist eh nur eine Blondine, die haben sowieso nicht alle beisammen.“

Er sah seinen Kumpanen Beifall heischend an. Doch der grinste nur müde.

Verdammter, unverschämter Idiot. Jetzt wurde ich hier auch noch beleidigt.

Zuerst blieb mir der verdiente Orgasmus versagt, dann hielt jemand Paul eine Pistole an den Schädel und ich wurde zu Boden geschmissen, und zum Schluss wurde ich noch wegen meinen Haaren verarscht.

„Was soll das, du blöder Idiot?“ Ich konnte mich einfach nicht beherrschen.

„He, die kann ja doch was produktives sagten“, meinte Rodriguez verächtlich.

„Dann können die uns ja sicher auch was über den Helm des Michel sagten“, sagte der Typ, der halb auf mir drauf saß.

Ich sagte gar nichts. Da konnte er warten bis er schwarz wird. Oder bis Dan kam und ihm eins über die Rübe zog. Und der hatte meine verschlüsselte Nachricht wohl sogar kapiert, denn bisher war er nicht aus dem Badzimmer getrabt.

Ich fragte mich, wieso die Typen nicht längst nach ihm gesucht hatten. Die müssten doch wissen, dass wir zu dritt waren. Aber wenn meistens Mr. Ballinger für sie dachte, verkümmerte das Hirn wahrscheinlich…

„Wird’s bald?“ Pears gab mir einen Stoß in den Bauch. Ich ächzte vor Schmerz.

„Lass sie in Ruhe“, sagte Paul wütend.

„Willst du uns dann vielleicht alles erzählen?“ Rodriguez drückte ihm die Pistole fester an den Kopf.

Doch Paul presste nur die Lippen zusammen und die Wut schien ihm aus den Augen zu sprühen.

„Er wird euch gar nichts sagten.“ Dan kam aus dem Badezimmer. Er hatte seine Klamotten an, hielt seine Smith&Wesson in der Hand und hatte sie genau auf Pears gerichtet, der Dan den Rücken zuwandte.

Rodriguez gab einen Fluch von sich. Pears drehte sich langsam um und erhob sich. „He Mann, du wirst mir doch wohl nicht in den Rücken schießen?“

Dan legte den Kopf schief. „Ach, glaubst du?“

Pears, der Hosenscheißer, zog den Kopf ein und ging Richtung Rodriguez. Rodriguez bellte ihn an, er solle gefälligst vorne bleiben.

Ich lag immer noch auf dem Boden. Dan nickte mir zu, und ich stand auf und hielt mir meinen Bauch. Der Kerl musste ja auch so doll zuhauen

Ich wusste gar nicht, dass Dan seine Knarre dabeihatte. Aber ich wusste ja auch nicht, wo er sie versteckte. Ich vermutete an der Wade. Da fiel sie am wenigsten auf. „Leg’ die Pistole auf den Boden“, sagte Dan zu Rodriguez. Als der keine Anstalten machte, brüllte Dan ihn an: „Muss ich deinem Kumpel erst ins Bein schießen?“ Er senkte die Stimme. „Das wäre Mr. Ballinger sicher nicht so recht. Angeschossen seid ihr nur Last für ihn. Dann wird er euch wohl entlassen.“ Aus seiner Stimme klang pure Verachtung und seine Augen blitzten vor Wut.

Rodriguez legte die Pistole auf den Boden und hob die Hände.

„Schieb’ sie mit dem Fuß ’rüber zu mir.“ Dan machte eine Handbewegung.

Rodriguez tat, wie ihm geheißen.

„Heb’ sie auf, Stella.“

Ich hob das Ding auf und hielt sie mit beiden Händen fest und auf die beiden Spinner gerichtet.

Rodriguez murmelte: „Nimm der Kleinen das Ding weg, bitte.“ Und Pears sah Dan jammervoll an. „Die hat so einen irren Blick…Da bekommt man ja Angst.“

Dan grinste mich an. „Ich finde nicht, ich finde sie schaut süß aus.“

„Süß ja?“ Rodriguez war schockiert.

Dan sah wieder zu den beiden. „Und nun zu euch.“ Er blickte Rodriguez und Pears mit einem Todesblick an. „Lasst Paul los.“ Rodriguez gab Paul einen Stoß und er flog halb zu uns herüber als das er ging.

„So, und hier verschwindet jetzt, und richtet eurem Chef aus, er wird keine Chance auf den Helm von Michel haben. Egal, was er versucht.“

Paul fauchte Dan an. „Du willst sie nicht erschießen?“

„Nur, wenn du den ganzen Dreck wieder wegmachst.“ Dan grinste.

Ich rollte genervt mit den Augen. In solchen Situationen machte der auch noch Scherze.

Die beiden Kerle machten, dass sie wegkamen. Paul warf ihnen wütend eine Vase hinterher, traf aber nur Pears am Hintern, der dann fluchend die Beine in die Hand nahm und schaute, dass er wegkam.

Wir wussten immer noch nicht, wie die hier herein gekommen waren.

Ich schaure mir die Tür an. Der Schlüssel steckte außen und ich begann in schottischem Dialekt vor mich hin zu fluchen. Ich zog den Schlüssel ab und warf die Tür hinter mir zu.

Dan sah nachdenklich auf den Schlüssel, als ich ihn ihm zuwarf. „Der war außen, hm?“

„Sehr richtig.“ Ich war jetzt sauer. Darauf, dass wir manchmal so leichtsinnig und kopflos waren. Kopflos wären wir vielleicht schon bald gewesen, wenn das gerade schief gegangen wäre.

„Na ja, ich schlage vor, wir gehen erst mal was essen. Die Kerle sind wir erst mal los.“ Paul gähnte und klopfe sich dann grinsend auf den Bauch.

Der hatte echt die Ruhe weg. Aber Hunger hatte ich auch.

Ich sprang unter die Dusche, dieses Mal mit Shampoo und spulte danach die Make-up-Haar-Prozedur im Schnelldurchlauf ab.

Dann rannte ich wieder ins Zimmer und zog mich schnell an.

Meine Jungs waren schon fertig und warteten. Geduldig, ausnahmsweise. Dan hatte die Smith&Wesson wieder im Hohlster verstaut.

Wenn uns die Bullen erwischten, wurden wir sicher alle eingebuchtet, das sah ich schon kommen. In meinem Koffer lag nämlich eine kleine SigSauer. Und Paul hatte eine Glock. Dan dazu noch ein Messer und ein Pfefferspray.

Schatzjäger zu sein, war eben ein gefährlicher Job… Aber man konnte auch übertreiben, wie wir…
 

Ich saß ratlos vor der Menükarte. Wieso war denn da alles in Französisch? Gab’s hier gar keine Touristen, die das in Englisch lesen wollten?

Paul zog ein Mini-Wörterbuch aus seiner Hosentasche und mühte sich ab.

Ich wusste zumindest, dass eine typische französische Mahlzeit aus drei Gängen bestand: Entrées oder hors d’oeuvre, also Vorspeise. Dem Hauptgericht plat principal und den Nachtisch, entweder sorbet, mousse, créme oder pâtisserie.

Wir entschieden uns mithilfe des Wörterbuchs als hors d’oeuvre für einen Friséesalat mit knusprigen Speckstreifen. Als Hauptgericht für eine gebackene Seezunge mit Butter und als Dessert für Eiscreme mit Karamelsauce.

Mit vielen Sprachhindernissen verklickerten wir es dem Ober.

Aber schließlich bekamen wir alle unser Essen und schlugen uns den Bauch voll. Dan bestellte einen französischen Wein, einen Bordeaux, und wir stießen an. Darauf, dass wir Ballingers Spitzeln eins verpasst hatten.

Wir besprachen noch eine Weile, wie wir morgen vorgehen sollten. Dan meinte wir sollten Ballinger finden und ihm eins verpassen, dafür dass er seine Spitzel in unser Hotelzimmer geschleust hatte. Ich fand wir sollten nur seine Spitzel suchen und irgendwo verdreschen und Paul fand wir sollten einfach nur ins Bett gehen und morgen mit dem ganzen Krampf weitermachen. Ich und Dan stimmten ihm einstimmig zu. Wir kippten uns den letzten Wein hinter die Binde und machten uns dann auf, in unser Zimmer.



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