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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi wirbelte herum und rammte dem niederen Dämon ihr Schwert in den Leib, verharrte jedoch nicht in einem flüchtigen Siegesgefühl, sondern wehrte bereits den nächsten Dämon ab. Kodachi war an ihrer Seite und stärkte ihr den Rücken, obwohl sie nur sehr begrenzt eingreifen konnte. Es half Ayashi schon, ihre Mutter an ihrer Seite zu wissen.

Nachdem sie auch noch zwei weitere Dämonen zurückgedrängt hatte, sammelten sich die übrigen, die es ebenfalls versucht hatten, und kehrten freiwillig in die Welt der Toten zurück. Ayashi sah den Kreaturen nach, wie sie sich davonstahlen, da sie Ayashis Klinge und Kraft fürchteten.

Die furchtlose Youkai hielt ihr Schwert bereit, sollte es sich einer der Dämonen doch noch anders überlegen, und ließ sie nicht aus den Augen, bis sich die Grenze der Welten wiederherstellte. Das Dunkel mit den zahlreichen Sternen, Planeten und Sternnebeln verschwand und nur der helle Raum des Nichts blieb, in dem Ayashi seit ihrer Ankunft in der Götterwelt kämpfte.

„Die Grenze ist geschlossen.“ meinte Kodachi, als habe ihre Tochter das noch nicht bemerkt.

Langsam ließ Ayashi ihr Schwert sinken und schob es in die Scheide zurück, bewegte sich jedoch ansonsten nicht von der Stelle.

„Für den Moment.“ entgegnete sie.

Kodachi ging einige Schritte nach vorne in den Raum hinein, wo bis vor wenigen Momenten noch der Riss zwischen den Welten einen Blick auf die Unterwelt freigegeben hatte. Ayashi folgte ihr nicht, sondern lauschte in die Stille, denn neue Risse und somit auch neue Versuche der Dämonen, das Totenreich zu verlassen, kündigten sich durch das Geräusch eines heftigen, immer lauter werdenden Sturmes an.

„Sie werden es nicht so schnell wieder wagen. Sie fürchten dich sehr.“ vermutete Kodachi, worauf Ayashi nickte.

„Sie haben allen Grund dazu.“ erwiderte sie knapp.

„Zürnst du ihnen, dass sie in das Leben zurück wollen?“

„Natürlich nicht.“ versicherte Ayashi, überlegte einen Moment, wie sie das erklären sollte, und fuhr dann fort: „Ich will dasselbe wie sie. Wie könnte ich ihnen verübeln, dass sie es immer wieder versuchen. Wenn ich entkommen könnte….“

„… wärst du auch nicht mehr hier.“ beendete Kodachi den Satz ihrer Tochter.

Ayashi nickte nachdenklich und schloss dann zu ihrer Mutter auf.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon Dämonen, die aus der Unterwelt entkommen wollten, genau daran hinderte. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch tun würde.

Zeit spielte keine Rolle für sie. Zeit existierte für sie nicht mehr. Sie selbst existierte außerhalb der Zeit. Wie sollte es also anders sein, als dass die Zeit ihre Bedeutung verlor?
 

Ayashi schritt eine Weile schweigend neben Kodachi durch die unendliche Weite. Oder waren es Tage? Monate? Es hatte einen entscheidenden Vorteil, dass sie Zeit nicht mehr wahrnahm: Es schien ihr nicht lang. Oder kurz.

„Ich finde es seltsam, dass ich Heiwa-Sen noch nie gesehen habe.“ meinte Ayashi plötzlich, doch es war nicht so, dass sie das erste Mal bemerkte.

Sie wusste auch schon, was ihre Mutter nun sagen würde, denn diese Antwort hatte Kodachi ihr schon oft gegeben – oft im selben Wortlaut. Trotzdem klang sie nie ungeduldig oder verstimmt.

„Heiwa-Sens Macht ist so groß, dass es für jedes Wesen mit starken Schmerzen verbunden ist, ihn zu sehen. Seine Erscheinung ist so überwältigend, da er aus purer Energie besteht. Nicht selten sind sogar Götter zeitweise erblindet. Ich bin froh, wenn ich ihm nicht nahe sein muss. Und du solltest das auch sein.“ entgegnete Kodachi geduldig.

Ayashi lächelte. Genau auf diese Worte hatte sie gewartet, doch ihr war nicht klar, warum sie sie immer wieder hören wollte. Vielleicht lag das daran, dass sie es nicht einsehen wollte, dass es so war. Sie verabscheute die Tatsache, dass sie für jemanden kämpfte, den sie nicht sehen konnte.

Das sprach sie nun nicht mehr aus, denn die Antwort darauf, die Kodachi immer vorbrachte, wenn sie es sagte, sorgte dafür, dass Ayashi sich selbstsüchtig vorkam. ‚Du kämpfst nicht für Heiwa-Sen, sondern für das Wohlergehen und Fortbestehen der Welten. Du kämpfst für deinen Vater, deine Schwester und auch deinen Sesshoumaru.’

Trotzdem blieb Heiwa-Sen und seine Anmaßung, über Ayashis Leben entscheiden zu wollen, der Grund für ihre Anwesenheit in der Götterwelt. Edle oder höhere Gründe spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle für Ayashi.

„Vergiss’ nicht, was er dir versprochen hat, Ayashi.“ mahnte Kodachi ihre schweigsame Tochter, worauf diese stumm nickte, doch dann entgegnete:

„Und wann soll der Augenblick gekommen sein? Wann kehrt das Juwel endlich in die Welt der Menschen zurück?“

Kodachi schüttelte den Kopf. Ayashi korrigierte sich:

„Ich meine, wann wird der Mensch geboren, der die Macht den Juwels kontrollieren kann?“

„Ich weiß es nicht.“

„Wie solltest du es auch wissen? Heiwa-Sen weiß es bestimmt selbst nicht.“ gab Ayashi zurück und wollte noch etwas hinzufügen, als sie das hohe Pfeifen von Wind hörte.
 

Ayashi sah sich um und bemühte sich, die Richtung zu bestimmen, aus der das Windgeräusch kam. Sie griff ihr Schwert und zog es, näherte sich dann dem Ursprung des Windes und sah wenig später, wie sich ein kleiner Riss in der Luft bildete, der rasch größer wurde.

„Sie versuchen es schnell wieder.“ sagte Kodachi, die etwas hinter Ayashi stehen blieb.

Ayashi nickte, doch entgegnete nichts. Es fühlte sich nicht so an, als ob niedere Dämonen versuchten, die Grenze zu überqueren. Die Energie, die sie wahrnahm, war stärker und reiner. Sie war beinahe wie…

„Mutter, bitte tritt weiter zurück.“ bat Ayashi, festigte den Griff um ihr Schwert und nahm einen kampfbereiten, federnden Stand ein.

Kodachi wich nicht sofort auf ihre Bitte, doch schließlich hörte Ayashi, wie sie zurücktrat. Dann konzentrierte sich Ayashi wieder auf die Energie, die sie verspürte, und sah zwei niedere Dämonen, die aus dem Spalt zwischen den Welten drangen.

Wendig ließ sie ihr Schwert durch die Luft gleiten, versetzte den beiden einen Schnitt, der, wenn beide noch lebendig gewesen wären, tödlich gewesen wäre, worauf sie zurücktaumelten und wieder in der Finsternis versanken.

„War das schon alles?“ wollte Kodachi wissen, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

Im nächsten Moment trat eine groß gewachsene, reich gewandete Gestalt aus der Unterwelt und blickte, ohne sonderlich große Furcht zu zeigen, auf Ayashis gezogenes Schwert, als wüsste sie, dass ihr keine Gefahr drohte.

„Ajisai-Sama!“ sprach Ayashi, als sie den Namen über die Lippen bringen konnte. „Warum… seid Ihr hier?“

„Mein Sohn…“ begann Ajisai, zögerte kurz und fuhr dann fort: „Es gibt Dinge, die ich ihm sagen muss.“

Ayashi konnte sich nur schwer beherrschen. Sesshoumaru. Sesshoumarus Mutter. Sie kannte die Youkai nicht sonderlich gut, doch sie wusste dennoch genug über sie. Langsam ließ Ayashi ihr Schwert sinken.

„Werdet Ihr mich nicht bekämpfen?“ fragte die Youkai, wobei sie Ayashis Schwert nicht aus den Augen ließ.

„Nein.“ entgegnete Ayashi.

„Ayashi, bitte… Was tust du?!“ fragte Kodachi, warf ihr einen flehenden Blick zu und sah dann zu Ajisai.

„Das müsstet Ihr, oder? Ihr müsstet mich in die Unterwelt zurücktreiben wie einen der niederen Dämonen.“ wollte diese prüfend wissen.

Ayashi entgegnete nichts, schob aber das Schwert zurück in die Schwertscheide und entspannte ihren Stand ein wenig, ehe sie sich wieder an Ajisai wandte.

„Ihr wollt zurück in die Welt der Lebenden? Bitte, geht!“ meinte Ayashi und trat zur Seite, um Ajisai den Weg freizugeben.

„Warum?“

„Ihr wollt zu Sesshoumaru. Das ist etwas, das ich sehr gut verstehe.“ antwortete Ayashi und gab sich einen kurzen Moment der Vorstellung hin, jetzt mit Ajisai tauschen zu können.

„Er bedeutet Euch sehr viel.“ bemerkte die ältere Youkai erstaunt.

„Ja.“ gab Ayashi so schlicht wie möglich zu.

„Ihr habt keine Vorstellung davon, was für einen Dienst Ihr ihm damit erweist, dass Ihr mich gehen lasst. Ich danke Euch… und werde ihm sagen, dass Ihr unser Wiedersehen ermöglicht habt.“ erwiderte Ajisai, was einen kleinen Hoffnungsfunken in Ayashi entzündete.

„Das ist unmöglich.“ zerstörte Kodachi diesen sofort wieder und erklärte: „Wenn Ayashi Euch gehen lässt, was ich nicht im Geringsten unterstütze, doch wogegen ich wohl nichts tun kann, dann kehrt Ihr zwar in die Welt der Lebenden zurück, doch Ihr werdet Euch nicht an die Umstände und Euren Weg zurück erinnern können.“

„Geht, Ajisai-Sama. Ich halte Euch nicht auf.“ wiederholte Ayashi nach einem kurzen Augenblick des Schweigens und Ajisai verließ die Welt der Götter.
 

Ayashi blickte ihr nach, wie sie sich auflöste und schließlich ganz verschwand. Kodachi stand regungslos bei ihr, doch brach das Schweigen zuerst.

„Ayashi, du weißt nicht, was du getan hast.“ flüsterte sie, doch Ayashi zuckte nur die Schultern.

Plötzlich erklang ein lautes Tosen. Ein Sturm erfasste Ayashi und riss an ihrer Kleidung und an den Haaren. Kräfte, die unvorstellbar stark waren, zerrten an ihr und wirkten auf sie.

„Wie kannst du es wagen!“ dröhnte eine tiefe Stimme laut und wütend, stürzte auf sie ein und bedrohte sie.

„Das ist Heiwa-Sen.“ flüsterte Kodachi, doch Ayashi hatte diese Erklärung nicht mehr gebraucht.

„Was wollt Ihr tun?“ schrie Ayashi gegen den Sturm an.

„Du hast das Gleichgewicht zwischen den Welten gefährdet!“ donnerte Heiwa-Sen zurück, doch Ayashi zeigte sich weiter unbeeindruckt.

„Ich frage Euch noch einmal: Was wollt Ihr tun? Ihr braucht mich noch, wenn ich mich nicht irre!“

„Ich würde dich zerschmettern, wenn es nicht so wäre!“ versicherte er und fügte hinzu: „Du hast nicht begriffen, welche Auswirkungen dein Verhalten haben kann!“

„Verlaufen die Dinge nicht, wie Ihr Euch es vorgestellt habt? Könnt Ihr die Zeit und alles andere nicht einfach noch einmal manipulieren? Vielleicht ist ja dann alles zu Eurer Zufriedenheit!“ rief Ayashi aufgebracht zurück.

Heiwa-Sen entfesselte einen Teil seiner Macht auf Ayashi, dass sie das Gleichgewicht verlor, doch dann war es wieder still, als wäre überhaupt nichts passiert.



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