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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Sesshoumaru und Kataga waren inzwischen schon zwei Tage auf der Versammlung des Rates und Ayashi wurde immer unruhiger. Sie wusste, dass das kein gutes Zeichen sein konnte. Sie wusste, dass Schlimmes bevorstand, doch warum war sie sich da so sicher?

Unruhig drehte sie sich auf ihrem Lager um. Sie vermisste Sesshoumarus Wärme neben sich und konnte lange keinen Schlaf finden. Es musste weit nach Mitternacht sein, als ihr endlich die Augen zufielen.
 

‚Meine Tochter, höre mir zu!’ drang eine Stimme in ihren Schlaf und ließ Ayashi tatsächlich aufhorchen. ‚Erinnere dich an damals, als wir uns in der Höhle begegnet sind, Kibonohana. Damals kam ich zu dir, als du nach dem fragtest, was du tun musst.’

Ayashi wusste, dass sie schlief und vermutlich auch träumte. Sie sah nichts, sondern alles um sie herum war dunkel, doch sie hörte die Stimme ihrer Mutter Midoriko so deutlich, als stünde sie neben ihr.

‚Ich erinnere mich.“ dachte Ayashi und ihre Stimme war so klar, als habe sie die Worte wirklich gesprochen.

‚Die Zeit ist gekommen und sie drängt. Das Juwel der Vier Seelen steht kurz davor, genutzt zu werden. Seine Macht ist in den vergangenen Jahrhunderten gewachsen und wird bald nicht mehr schweigen.’

‚So weißt du nun, wo es sich befindet?’ fragte Ayashi in die Dunkelheit.

‚Es befindet sich in der Obhut seiner Schützerin, einer jungen Priesterin mit dem Namen Kikyo aus dem Dorf Edo.’

‚Ist das nicht gut? Eine Priesterin kann das Juwel schützen.’

‚Sie hat über Jahre ihre Aufgabe gewissenhaft und erfolgreich gemeistert, doch nun erträgt sie ihr Los nicht mehr. Ihre Aufgabe, das Juwel zu schützen und zu hüten, erfüllt sie nun mehr mit Trauer und Schwere als mit Ehrgefühl und Verantwortung. Sie will die Macht des Juwels nutzen.’

‚Was gedenkt sie zu tun, diese Priesterin?’ wollte Ayashi wissen und Midoriko schien zu zögern.

‚Ihre Absichten sind größtenteils gut und rein, doch sie unterschätzt die Macht des Juwels. Und sie versteht die Situation nicht, in der sie sich befindet. Denn obwohl sie die Macht für jemanden nutzen möchte, den sie aus tiefstem Herzen und aufrichtigem Geist liebt, so dient ihr Vorhaben auch ihr selbst. Zu einem solchen Zweck kann das Juwel nicht eingesetzt werden, ohne seine dämonischen Energie freizusetzen.’ erklang ihre Stimme wieder.

‚Wie kann ich ihr helfen?’ wollte Ayashi wissen.

‚Das kannst du nicht. Du kannst sie auch nicht vor dem warnen, was geschehen wird, denn sie wird dir nicht glauben.’

‚Muss ich es nicht wenigstens versuchen? Was wird geschehen, Mutter? Ich werde mit ihr…’

‚Nein, mein Kind, du kannst ihr ihren sehnlichsten Wunsch nicht ausreden. Ein Leben als normale Frau, das wünscht sie sich. Und du kannst sie nicht warnen, denn auch mir sind die Folgen ihres Handelns verborgen. Ich weiß nur, dass sie den Pfad ihres Schicksals bereits durch ihre bedingungslose Güte beschritten hat. Schlimmes wird mit ihr geschehen, doch sollte sie auch noch das Juwel einsetzen, Kibonohana, so wird großes Unheil über uns kommen, denn sie kann es nicht zerstören.’

‚Kann das Juwel nicht einer anderen Priesterin anvertraut werden? Eine Priesterin, die sich … mit dieser Aufgabe abfinden wird?’

‚Es ist ein schweres Los für eine junge Frau, das Juwel zu behüten. Kikyo war vom Schicksal ausersehen, unglücklich und streng gegen sich selbst zu sein, damit die Welt in Glück und Zufriedenheit leben konnte. Ihre Zeit mit dem Juwel neigt sich dem Ende zu, ob sie es nun nutzt oder selbst stirbt. Sie kann es nicht mehr schützen.’

‚Wer kann es dann?’

‚Niemand. Kein Mensch. Kein Youkai. Die Kräfte sind zu unausgeglichen und angestachelt durch die Aussicht auf Freiheit, Macht und Blut.’

‚Wie kann das sein? Das Juwel muss behütet werden. Wer kann es?’ fragte Ayashi noch einmal, da sie das einfach nicht glauben wollte.

‚Ein junges Mädchen ist auserwählt, doch es ist noch nicht bereit für ihre Aufgabe. Es ist noch nicht einmal geboren. Generationen werden vergehen, in denen nur die Götter das Juwel vor dem Missbrauch schützen können. Sie werden seine unreine Kraft in ihr Reich dringen lassen, werden ihre heiligen Stätten den Kräften der Dämonen aussetzen. Sie werden das Unheil in ihre Mitte nehmen und bewahren, denn auch sie sind in dieser Hinsicht machtlos und können die Existenz des Juwels nicht beenden. Ich spreche zu dir als Botin der Götter, besonders des höchsten Gottes Heiwa-Sen, der das Gleichgewicht erhält.’

‚Wie kann das Juwel in das göttliche Reich gelangen, wenn es auf Erden ist?’

‚Höre mir nun gut zu, Kibonohana! Versuche Kikyo, wenn du möchtest, davon zu überzeugen, das Juwel nicht zu verwenden, doch ihr Leben wird nicht mehr allzu lange ihren Körper erfüllen. Rufe ihr auf jeden Fall die reinigende Kraft des Feuers in Erinnerung. Rate ihr, das Juwel bei ihrer Bestattung mit ihr zusammen den Flammen zu überantworten. Dadurch gelangt es in das Reich der Götter und kann hier von keinem Menschen oder Dämon genutzt werden.’

‚Und ist es dann in Sicherheit?’

‚Es ist nicht so einfach, Kind, aber die Götter sollten in der Lage sein, die Welt von seiner Macht abzuschirmen, bis die Zeit gekommen ist, da es ihr Reich wieder verlassen muss.’

‚Die Welt wird niemals bereit für eine solche Bedrohung sein, Mutter.’

‚Ja, das sehe ich auch so. Und glaube mir, hätte ich gewusst, dass ich dieses Juwel schaffe, hätte ich mich den Dämonen ohne Gegenwehr zum Fraß vorgeworfen.’

Ayashi schwieg und versuchte, sich über das eben Gehörte ein klares Bild zu verschaffen, als Midoriko fortfuhr:

‚Es tut mir sehr leid, meine Tochter. Es tut mir sehr leid, dass ich dir so viel Kummer und Gram zugefügt habe. Das wollte ich niemals.’

Ayashi verstand nicht. Natürlich wollte sie mit dem Juwel lieber nichts zu tun haben, doch sollte ihre Mutter nicht sagen, dass sie der Welt das alles lieber erspart hätte? Sie hatte zwar eine Aufgabe, doch die konnte sie erledigen, weil sie denkbar überschaubar war.

‚Was meinst du, Mutter?’ fragte sie deshalb, doch sie bekam keine Antwort mehr und alles blieb still.
 

Ayashi schreckte aus ihrem Traum hoch und war schweißgebadet. Ihr Atem ging schwer und sie blickte sich in ihrem Zimmer um, als müsse sie sicher gehen, wirklich in Shimonoseki zu sein. Ja, tatsächlich. Es waren ihre Gemächer in Shimonoseki.

Plötzlich war sie froh, dass Sesshoumaru noch nicht zurück war, denn es konnte ihm nicht gefallen, wenn sie ihm davon erzählte – und sie wusste auch noch überhaupt nicht, wie sie das tun sollte. Vielleicht hatte Midoriko das gemeint: Sie war untröstlich, dass sie Ayashi jetzt diese Aufgabe übertragen musste, wo Ayashi doch weitaus andere Sorgen hatte und ein neuer Krieg beziehungsweise Sesshoumarus Bruch mit dem Rat in Kyoto bevorstand.

Ja, wahrscheinlich hatte sie das gemeint, versuchte Ayashi sich zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht ganz. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Midoriko ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Kam auf Ayashi noch etwas zu, von dem ihre Mutter schon gewusst hatte, sie jedoch noch nichts ahnte?

„Nein.“ murmelte Ayashi leise und schüttelte den Kopf, da sie daran nun keine Gedanken verschwenden wollte.

Draußen begannen die Vögel zu zwitschern, obwohl es noch nicht einmal dämmerte. Es würde bestimmt wieder ein heißer Sommertag werden. Nach kurzem Überlegen erhob sich Ayashi und ging einige Schritte im Zimmer auf und ab, bevor sie einen Entschluss fasste, aus ihrer Kleidertruhe ihr Miko-Gewand holte, es anlegte und schnell und ungesehen das Schloss Shimonoseki verließ.

Wenn sie sich beeilte und jetzt schon nach Edo aufbrach, konnte sie zurück sein, bevor Sesshoumaru nach Hause zurückkehrte, denn der hatte wahrlich andere Sorgen, als sich um Ayashis Traumbotschaft von ihrer Mutter zu kümmern, in der es um das Juwel der Vier Seelen, Götter und ungeborene, aber auserwählte Mädchen ging.

Ayashi schüttelte kurz den Kopf, als sie bedachte, dass sie auf einen Traum hin alles stehen und liegen ließ, doch sie konnte nicht anders. Der Traum ihrer Mutter war nicht nur ein Traum – und es war genau das eingetreten, was sie vor so langer Zeit schon angesprochen hatte, also gab es daran keinen Zweifel.

Morgenrot zog gerade am Horizont auf und tauchte die dichten Wälder in sanftes Licht, als sich Ayashi mit ihrer Youkai-Fähigkeit in die Luft erhob und schnell über den Himmel zum entlegenen Dorf Edo reiste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  sess-fan
2014-04-13T07:00:53+00:00 13.04.2014 09:00
Tolle Ideen hast du
Von:  sess-fan
2014-04-13T07:00:51+00:00 13.04.2014 09:00
Tolle Ideen hast du


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