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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Viele Jahre flossen den Strom der Zeit hinab, in denen Kataga immer wieder seine Tochter in Shimonoseki besuchte. Jedes Mal freute er sich sehr, dass sie sich in Shimonoseki wohl fühlte, doch er war auch bei seinem Abschied immer traurig, dass sie nicht von sich aus mit dem Wunsch kam, nach Fukuoka zurückkehren zu wollen. Er sagte schon lange nicht mehr, dass sie jeder Zeit zu Hause willkommen war, denn das musste sie inzwischen wissen.

Kataga schüttelte kurz den Kopf, da seine Gedanken schon wieder von seinen Geschäften abgewandert waren, über deren Unterlagen und Verträgen er seit dem Morgen mehr oder weniger konzentriert saß.

Er hatte in den letzten Monaten von Beamten und Beratern, ob nach den neuen Gesetzen des Rates eine Garantie seiner Unabhängigkeit als Herr von Kyushu ausgesprochen werden konnte, und sie alle waren unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen, dass es ohne weiteres möglich sein sollte, sich ein solches Papier ausstellen zu lassen.

Natürlich hatten seine Berater und Beamte nicht verstanden, warum Kataga sich darüber informiert hatte, denn sie rechneten doch fest damit, dass sie in der fernen Zukunft der Herrin Ayashi dienen würden, doch Kataga waren in den letzten Jahren durchaus auch andere Gedanken gekommen. Sein Eindruck, dass Ayashi und Sesshoumaru sich sehr nahe standen, hatte sich noch weiter verfestigt, und er hatte den Entschluss gefasst, auf jede Situation vorbereitet zu sein. Nun, da er die Möglichkeit hatte, Kyushus Unabhängigkeit zu garantieren, konnte Ayashi Kyushus Herrin und gleichzeitig Sesshoumarus Gefährtin werden.

Kataga lehnte sich zurück und las das Papier noch einmal durch, das er heute den Abgesandten des Rates vorlegen wollte, wenn er mit Sesshoumaru in Kyoto war. Er war zufrieden mit sich und den Ergebnissen seiner Arbeit und der Arbeit seiner Beamten.

„Herr, es ist Zeit für Euren Aufbruch, wenn Ihr noch mit Eurer Tochter sprechen wollt, bevor Ihr mit Sesshoumaru-Sama nach Kyoto aufbrechen müsst.“ trat ein Diener zu ihm und er nickte, richtete seine Unterlagen zusammen und machte sich für den Aufbruch bereit.
 

Keine Stunde später erreichte Kataga dank seiner Youkai-Fähigkeiten das Schloss von Shimonoseki. Er hatte seine Kraft nicht unterdrückt, weshalb Ayashi ihr freudig im Hof empfing, auf ihn zu ging und ihren Vater in die Arme schloss.

„Wenn du mich so vermisst hast, hättest du mich auch besuchen können.“ meinte er lächelnd und drückte seine Tochter an sich.

„Inuyasha war bis gestern noch hier. Da wollte ich dann doch nicht gehen.“ entgegnete Ayashi und führte ihren Vater über den Hof.

Die Beamten standen in einiger Entfernung und verneigten sich zur Begrüßung, hielten sich aber im Hintergrund, wie es inzwischen üblich geworden war, wenn Kataga eintraf. Er war ein häufiger und gern gesehener Gast, vermittelte dadurch, dass er sich seit geraumer Zeit ohne Höflichkeitstitel und ohne Höflichkeitsform mit Sesshoumaru unterhielt, eine unglaubliche Nähe zum jungen Herrn, dass sie ihn als ehrwürdigen, älteren Freund dessen betrachteten.

Sesshoumaru und Ayashi war das nur recht, denn so wurde das Protokoll und die Etikette, die an den Youkai-Höfen sonst herrschten, etwas aufgelockert. Er selbst, Sesshoumaru, hatte die Anordnung dazu gegeben, Kataga beinahe als Mitglied dieses Haushaltes zu behandeln, was er unwissend ja eigentlich schon längst war. Das wussten wiederum aber eh nur Sesshoumaru und Ayashi.

„Wie macht sich der Rabauke?“ fragte Kataga, der wusste, dass Inuyasha immer wieder einige Tage in Shimonoseki war, um seinen Bruder und wohl auch Ayashi zu besuchen.

„Er ist ein richtiger Wildfang geworden. Von seiner anfänglichen Scheu und seiner Schüchternheit ist nichts mehr zu sehen! Ich kann dir sagen, dass Sesshoumaru damit manchmal seine Probleme hat, aber sie verstehen sich sehr gut.“

„Das ist schön zu hören.“ entgegnete Kataga und folgte seiner Tochter die wenigen Stufen zur Engawa hinauf.

„Nicht wahr? Ich bin auch sehr froh, dass sie sich ausgesprochen haben.“ antwortete sie und geleitete ihren Vater über die Engawa in einen weiteren Hof, der dann wiederum zum Empfangssaal führte.

„Das haben sie zu einem großen Teil dir zu verdanken.“

Ayashi nickte nachdenklich, als sie sich an das Gespräch mit Sesshoumaru, in dem er ihr berichtet hatte, wie es um ihn und Inuyasha stand, und an die Begegnungen mit Inuyasha. erinnerte. Es schien schon eine unendliche Zeit zurückzuliegen, dabei waren es nur knapp fünfzig Jahre, die seit Inuyashas erstem Besuch in Shimonoseki verstrichen waren.

„Ich tat es nicht der Anerkennung wegen.“ erwiderte Ayashi ruhig und Kataga blickte sie an.

„Ja, das weiß ich. Familie ist sehr wichtig und Brüder gehören zusammen und sollten zumindest in der Lage sein, sich an einen Tisch zu setzen und miteinander zu reden. So habe ich dich erzogen.“

„Ich bin mir sicher, dass Sesshoumaru irgendwann selbst noch einmal einen Schritt auf Inuyasha zugemacht hätte. Es belastete ihn doch sehr, dass sein kleiner Bruder eine derartig schlechte Meinung von ihm hatte, und diese sich lediglich in seiner Herkunft begründete.“ sagte Ayashi und ihr Vater schwieg eine Weile.

„Sesshoumaru kann sich sehr glücklich schätzen.“ meinte er schließlich, weshalb Ayashi fragend aufblickte. „Ayashi, mein Kind, du schätzt ihn, nicht wahr?“

„Ja, ich schätze ihn sehr, Vater.“

„Und magst du ihn?“

„Findest du nicht, dass Wertschätzung und Zuneigung Hand in Hand miteinander gehen?“ fragte Ayashi und wich der Frage ein wenig aus.

Sie scheute sich davor, ihre Gefühle für Sesshoumaru vor ihrem Vater einzugestehen. Was würde er tun, wenn es ihm nicht passte, was sie fühlte? Was würde sie dann tun? Auch wenn Katagas Art, sie danach zu fragen, Vertrauen in ihr weckte, und sie keinen anderen Grund für Misstrauen hatte, kam sie nicht ganz umhin, das über Jahre und Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte streng gehütete Geheimnis bewahren zu wollen.

„Sicherlich verdient er deine Zuneigung, wenn du ihn aus vollem Herzen achten kannst.“ gab Kataga vorsichtig zurück, worauf Ayashi nickte.

In ihre Gedanken formte sich einer immer mehr heraus, nämlich dass es Zeit war, endlich die Wahrheit zu sagen – Nun, zumindest einen kleinen Teil davon, auf den man aufbauen konnte. Der Antrag des Kaisersohnes war schon sehr lange her und würde bald nichtig werden. Sesshoumaru hatte ihr gesagt, es bestünde mehr als nur ein unsicherer Anlass zur Hoffnung, dass er um ihre Hand bitten konnte, wenn es soweit war. Musste sie nicht eine Andeutung machen, dass der liebende Vater bereit für ein solches Gespräch war, wo er bei dem ersten doch seine Tochter für so lange Zeit verloren hatte und das unter allen Umständen ein zweites Mal verhindern wollte?

„Vater, ich fühle mich Sesshoumaru sehr verbunden und nahe. Ja, ich mag ihn. Er besitzt meine Achtung, meine Aufmerksamkeit, mein Vertrauen und … über die Jahre – so gebe ich zu – konnte ich nicht anders, als ihm auch mein Herz zu schenken. Es tut mir leid, Vater.“

Kataga schwieg, doch nicht weil er entsetzt oder böse war, sondern weil er genau dies erwartet hatte. Und es freute ihn.

„Sesshoumaru empfindet ähnlich für dich, nehme ich an?“ fragte er und Ayashi zögerte einen kleinen Moment, während sie ihre Worte mit Bedacht wählte.

„Er lässt keinen Zweifel daran, dass auch ich ihm teuer bin, doch unternahm er natürlich niemals Schritte, die seine Ehrenhaftigkeit befleckt hätten.“

„Davon gehe ich aus, Ayashi.“ entgegnete Kataga mit ruhiger Stimme und Ayashi nickte leicht, ehe sie aus den Augenwinkeln Sesshoumaru herannahen sah.
 

Sesshoumaru näherte sich ihnen langsamer als gewöhnlich, um sicher zu gehen, dass sie ihn sehen würden, bevor er ihr Gespräch zwischen Vater und Tochter störte.

„Kataga, wie geht es dir?“ fragte er seinen Verbündeten und neigte den Kopf, ehe sie sich so die Hand reichten, dass die Unterarme sich berührten.

„Ich kann mich nicht beklagen. Und du bist wohlauf?“ entgegnete Kataga, während Ayashi sich immer noch an die Vertrautheit zwischen den beiden gewöhnen musste, obwohl sie doch nun schon wahrlich oft Zeugin davon geworden war.

„Ja, den Umständen entsprechend. Ich habe mich vor einigen Tagen mit Tsukiyomaru getroffen. Die Situation für seinen Klan spitzt sich wegen der Übergriffe der Katzenyoukai immer weiter zu. Sie werden ihnen einfach nicht Herr.“

„Ich hatte keine Ahnung, dass die Katzenyoukai wieder so aktiv sind.“

„Der Rat - vor allem die Fürsten aus dem Norden spielen das Ganze etwas herunter. Kein Wunder, sie sind ja auch nicht betroffen. Ich befürchte allerdings, dass alles von der heutigen Ratssitzung abhängt. Erzielen wir heute keine Einigung, dass zumindest die verbündeten Fürsten der betroffenen Klans in die kriegerischen Handlungen eingreifen dürfen, sieht es sehr schlecht aus.“

„Es ist eine Zumutung, von Verbündeten zu erwarten, die Füße still zu halten.“ entgegnete Kataga und Sesshoumaru nickte.

„Das ist auch meine Meinung. Ich finde außerdem, dass der Rat, der für Sicherheit und Gerechtigkeit unter allen Youkai sorgen soll, seine Funktion in dieser Frage nicht erfüllt. Es ist einfach nicht denkbar, dass Youkai Ländereien anderer Youkai zerstören können, ohne dafür eine Konsequenz erwarten zu müssen.“

„Was hast du vor?“ wollte Kataga wissen, da er wissen musste, ob er in dieser Sache mit Sesshoumaru einer Ansicht war.

„Ich werde den Rat heute noch einmal in der Versammlung bitten, die Katzenyoukai zu Feinden zu erklären, damit Tsukiyomarus Klan auf die Hilfe der Verbündeten zählen kann. Sollte er nicht nach meinen Vorstellungen entscheiden, werde ich auch gegen seine Einwilligung meinem Verbündeten helfen.“

„Damit scheidest du aus dem Rat aus.“ gab Kataga zu bedenken, doch Sesshoumaru nickte.

„Ich weiß. Und ich weiß auch, dass mein Gebiet damit nach dem Gesetz jedem Beliebigen zum Angriff offen steht, da ich dadurch meine Stellung als anerkannter Erbe der Westlichen Länder verliere, doch die Untätigkeit und die Unwilligkeit des Rates behindert mich in meiner Pflicht gegenüber meiner Verbündeten und bringt meine Ehre in Gefahr.“ erklärte Sesshoumaru entschlossen und ruhig.

„Es ist mir eine Ehre, dich als Verbündeten und Freund zu betrachten, Sesshoumaru.“ gab Kataga ehrlich zurück und warf einen kurzen Blick auf Ayashi, die offenbar durch Sesshoumaru über die politische Situation gut unterrichtet war. „Lass’ uns aufbrechen und sehen, was wir bei den Ratsherren erreichen können.“ fügte er hinzu, verabschiedete sich von Ayashi mit einem Stirnkuss, und verließ dann mit Sesshoumaru Shimonoseki.



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