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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Er stieß zu seinen Kriegern, die dort warteten, und wurde offiziell verabschiedet. Ayashi neigte vor ihrem Vater nur noch einmal den Kopf. Sie hatten sich in seinen Gemächern verabschiedet. Er verabschiedete sich von ihr noch einmal durch seinen Stirnkuss. Sie hatte sich von ihm dadurch verabschiedet, dass sie das Anlegen der Rüstung übernommen hatte.

„Kouga und Higen werden heute oder morgen hier eintreffen. Kouga wird nicht kämpfen, Ayashi. Halte ihn davon ab - zur Not lässt du ihn einsperren.“ sagte Kataga.

„Ich werde dafür sorgen.“ entgegnete Ayashi und richtete sich wieder ganz auf.

Kataga nickte, ließ seinen Blick noch einmal über die Krieger streifen, die er zurückließ, als bitte er sie im Stillen, für die Sicherheit seiner geliebten Hime zu sorgen, dann eilte er mit seinen Kriegern nach Norden, wo er mit Inu-no-taishou zusammentreffen und dann Stellung an der Wakasa-Bucht beziehen wollte. Ayashi sah ihm nach und vermutete, dass auch Sesshoumaru bei diesem Treffen anwesend sein würde, doch konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Der Himmel verdunkelte sich, stellte Ayashi fest, und sah nach oben. Es war kein Omen – weder ein gutes noch ein schlechtes, redete sie sich ein und wünschte ihnen allen – und auch den Kriegern, die bei ihr geblieben waren – die Kraft, die Lage zu beherrschen.

„Ayashi-Sama? Es beginnt zu regnen, Ihr solltet nach drinnen gehen.“ bemerkte Hankan, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

Sie wurde zur Verteidigung des Schlosses zurückgelassen, dann benötigte sie auch keinen Schutz vor ein bisschen Regen. Der Geruch von fremden, jungen Wolfsyoukai lag kaum wahrnehmbar in der feuchten Luft. Ayashi kannte nur einen und wandte sich an zwei ihrer Krieger.

„Kogeki, Ban, bitte geht Kouga und Higen entgegen und geleitet sie zum Schloss.“ wies sie die beiden an.

Dann nickte sie in die Runde der versammelten Krieger und ging in ihre privaten Gemächer, um mithilfe einer Dienerin namens Iruka ebenfalls kampftaugliche Kleidung anzulegen. Iruka reichte ihr einen dunkelblauen Hakama, einen dünnen, weißen Haori und darüber einen dickeren schwarzen und feste Stiefel aus Leder. Ayashi band ihr langes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und betrachtete sich im Spiegel. Das war nun also sie, dachte Ayashi, und schüttelte den Kopf, als Iruka ihr ihre Rüstung reichen wollte.

„Das hat noch Zeit.“ erklärte sie und entließ Iruka, da sie selbst im Hof auf Kouga und seinen jüngeren Bruder warten wollte.

Ayashi verließ das Innere ihrer Gemächer wieder und schritt draußen über die Engawa bis zum Hof, auf den die Regentropfen nun stetig und heftig prasselten. Nachdenklich blickte sie in den Himmel und bemerkte, dass Yoru neben sie trat.

„Ihr seid bereit, wie ich sehe, Ayashi-Sama.“ meinte er und neigte den Kopf.

„Wir müssen vorbereitet sein, Yoru.“ entgegnete sie und erblickte Ban, Kogeki, Kouga und dessen Bruder, der sich neugierig im Schlosshof umsah.

Ban und Kogeki zögerten, als sie Ayashi auf der Engawa erblickten und blieben wie angewurzelt stehen. Ayashi schüttelte den Kopf, trat hinaus in den Regen und eilte hinüber, wo sie Kouga und Higen schnell begrüßte und hinein in die Empfangshalle bat. Yoru war ihr gefolgt, da ihm der Anblick seiner anmutigen Hime im strömenden Regen ganz und gar nicht gefiel – abgesehen davon fand er ihre Kleidung befremdlich.

„Ich danke Euch, dass Ihr uns Gesandte entgegen geschickt habt, Ayashi-Sama.“ ergriff Kouga das Wort, nachdem Ayashi ihn und seinen Bruder richtig begrüßt hatte, und strich sich über das nasse, zurückgebundene Haar.

„Kouga, ich halte es für einfacher, wenn du mich Ayashi nennst…“ begann Ayashi, was Yoru und Ban einen Augenblick aus der Fassung brachte. „Wir haben uns bei Katsumoto-Sama unter weitaus ungezwungeneren Umständen kennen gelernt. Nun sind du und dein Bruder hier und ich halte das für angebracht.“

„Sehr gern, Ayashi. Ich hoffe, ich kann dich hier unterstützen. Ich brenne darauf, diese chinesischen Bastar…“

„Kouga, dein Vater übermittelte meinem Vater die Bitte, dass du nicht kämpfen sollst. Ich habe vor, dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen.“ entgegnete Ayashi mit bestimmter Stimme.

Kouga öffnete den Mund für eine sofortige Beschwerde, doch Yoru und Ban reagierten schneller und bestanden darauf, ihn und seinen Bruder in ihre Gemächer zu bringen, sodass Ayashi eine wichtige Besprechung mit Hankan abhalten konnte, die überhaupt nicht existierte. Ayashi konnte ihnen nur hinterher sehen und musste - trotz der insgesamt eher angespannten Lage - lächeln. Sie war auch in dieser Kleidung immer noch die Hime, von der man alle Unannehmlichkeiten fernzuhalten versuchte.
 

Ayashi war froh, dass sie ihrem Vater nicht geglaubt hatte und nicht damit gerechnet hatte, dass die Auseinandersetzungen schnell beendet wären, denn inzwischen waren fünfundzwanzig Jahre vergangen und der Krieg tobte noch immer genauso heftig wie am ersten Tag. Bereits im ersten Jahr nach Ausbruch des Krieges hatte Ayashi bemerken müssen, dass sich die Kämpfe wirklich nicht auf die Schlachtfelder weiter nördlich von Kyushu beschränkten, sondern immer wieder vereinzelte Trupps versuchten, Fukuoka zu erobern. Bisher war es ihnen mit vereinten Kräften möglich gewesen, die Feinde zurückzudrängen, und Ayashi hatte erfolgreich Kouga vom Schlachtfeld ferngehalten, doch sie zweifelte, dass sie das noch allzu lange vermochte.

Ayashi saß mit Ban und Yoru, die ihr selbst im Schloss kaum von der Seite wichen, auf der Engawa und blickte in den Hof hinunter, wo Kouga Higen in der Schwertkunst unterrichtete. Die Brüder hatten sich gut in Fukuoka eingelebt - so gut es eben möglich war, wenn immer mit einem Angriff auf das Schloss gerechnet werden musste – und Ayashi konnte sich kaum mehr vorstellen, wie das Leben ohne sie war. Der Krieg schweißte sie alle zusammen, doch zu den Brüdern hatte sie ein besonderes Verhältnis, da sie allein besonders für ihr Leben und ihre Gesundheit verantwortlich war.

„Kouga hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, Ayashi-Sama.“ meinte Yoru beiläufig.

Ayashi blickte ihn an. Sie hatte es schon lange aufgegeben, auch bei den Kriegern im Schloss darauf zu bestehen, dass sie sie nur mit ‚Ayashi’ ansprachen.

„Ihr unterrichtet ihn weiterhin, stellte ich fest.“ entgegnete sie mit etwas Unmut in der Stimme.

„Kouga ist begierig zu lernen. Ich sehe darin keine Vernachlässigung meiner sonstigen Verpflichtungen, Ayashi-Sama.“ erwiderte er und blickte zu seinem Bruder, der ihm kaum merklich zunickte.

„Es ist wirklich schön, dass Ihr Euch mit Eurem Bruder einig seid.“ sagte Ayashi und blickte wieder hinunter in den Hof. „Ihr solltet ihn nicht noch zusätzlich ermutigen. Sein Vater wird mir niemals verzeihen, wenn ihm in einer kriegerischen Auseinandersetzung, von der ich ihn hätte fernhalten können, etwas zustößt. Und ich würde mir das auch niemals verzeihen.“

„Er ist bereit, Ayashi-Sama. Er brennt darauf, seinen Beitrag zu leisten.“ meinte nun Ban, worauf Ayashi ihm einen wütenden Blick zuwarf.

„Und genau deshalb wird er im Inneren der Palastmauern bleiben. Er ist zu unbedacht und zu unruhig. Ich weiß, dass wir eine weitere Hand, die in der Lage ist, ein Schwert zu halten, gut gebrauchen könnten. Glaubt nicht, dass mir entgeht, wie bedrohlich unsere Lage ist. Ich werde aber nicht zulassen, dass Kouga mit seinem jugendlichen Geist und seinem rasenden Herz ein Risiko für sein Leben eingeht – oder gar für unsere eines darstellt.“ gab Ayashi zurück und sprach dabei fester und befehlerisch, was ihr überhaupt nicht gefiel, doch seine Wirkung nicht verfehlte.

Ban und Yoru nickten und schwiegen, während in Ayashi die Gedanken wild durch den Kopf und auch das Herz jagten. Schließlich erhob sie sich und wandte sich noch einmal zu den Brüdern um, die ihr eine große und wichtige Unterstützung in den letzten Jahren gewesen waren. Sie alle – alle Krieger im Schloss - waren aufeinander angewiesen. Sie alle würden ihr Leben füreinander und für die Sache geben, das wusste Ayashi.

„Ich weiß, dass Ihr Kouga weiter unterrichten werdet, Yoru. Ich nehme an, dass Ihr Euren Bruder dabei unterstützen werdet, Ban.“ begann sie und holte tief Luft. „Ich möchte diese Treffen nicht unterbinden, weil sie eine gewisse Normalität bringen, die für uns alle sehr wichtig ist. Wenn die Krieger sich treffen, kann ich Kouga nicht davon ausschließen, ohne ihn in seiner Ehre zu verletzen. Ich möchte, dass Ihr ihn deshalb weiterhin unterrichtet, seien Fähigkeiten ausbaut und ihn Ruhe und Besonnenheit im Kampfe lehrt. Wenn mir die Zeit und Kouga reif erscheint, werde ich noch einmal über seine Rolle in unseren Reihen nachdenken, doch versprechen werde ich weder ihm noch Euch etwas.“

„Ich danke Euch, Ayashi-Sama.“ entgegnete Yoru und neigte den Kopf.

Ayashi nickte und überquerte mit schnellen Schritten den Hof, um wie an jedem Abend zur Dienst habenden Wache auf die Mauer zu steigen und sich zu erkundigen, ob es Neuigkeiten aus der Schlacht gab, die ihr noch nicht zu Ohren gekommen waren.



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