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Akuroku ~ Memories for Life

Erinnerungen verschwinden nicht - sie verstecken sich nur
von

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Träume

In dieser Nacht war ich erst spät nach Hause gekommen. Axel und ich hatten uns so viel zu erzählen gehabt. Aufgrund dessen fiel es mir auch schwer, einzuschlafen; ich musste die ganzen Informationen erst einmal verarbeiten.

So lag ich also noch eine ganze Weile wach; meiner Schätzung nach noch mindestens eine Stunde lang.
 

Meine Gedanken kreisten fast ununterbrochen um diesen Mann...

Es war so banal.

Und je mehr ich mir über mögliche Gründe den Kopf zerbrach, desto mehr verwirrte ich mich damit selbst. Denn jede mögliche Antwort schien tausend neue Fragen aufzuwerfen...

Irgendwann wurde ich meines eigenen Gegrübels müde, waren meine grauen Zellen zu erschöpft, und dank dem Zusammenspiel dieser beiden Aspekte schlief ich schließlich doch ein.
 

Mein Schlaf verlief kaum weniger unruhig als meine Gedankengänge zuvor. Selbst in meine Träume verfolgte mich dieser innere Konflikt. Das führte dazu, dass ich schon nach -fast ZU- wenigen Stunden wieder aus dem Schlaf aufschreckte.

Ich blinzelte verschlafen; irgendwann schweifte mein Blick fast automatisch zu dem Funkwecker, der schräg gegenüber auf meinem Schreibtisch stand. 6 Uhr. Für einen Nicht-Kirchengänger am Sonntagmorgen definitiv zu früh. So drehte ich mich unwillig grummelnd um und zog mir die Decke über den Kopf, in der Hoffnung, in dieser neu gewonnenen Dunkelheit noch ein wenig Schlaf zu finden.

Schon bald musste ich einsehen, dass meine Versuche vergebens blieben und bleiben würden und so entschloss ich mich, aufzustehen und mir auf andere Weise die Zeit zu vertreiben.
 

Selbstverständlich begann dies mit all den alltäglichen Dingen, die man nun einmal morgens nach dem Aufstehen zu tun pflegte: Waschen, Anziehen, Frühstücken, Zähneputzen. Irgendetwas sagte mir da schon, dass dieser Tag nicht besonders erstrebenswert verlaufen würde... Es konnte doch nur ein Omen sein, dass mir im Badezimmer der Duschkopf schmerzhaft auf den kleinen Zeh fiel, ich mich gleich beim Frühstück an meinem Tee verbrannte und dann zu allem Überfluss auch noch mein Lieblings-T-Shirt mit Zahnpasta bekleckerte...

Aber wie auch immer... Es gab weitaus Schlimmeres im Leben. Das, was hier geschah, bestand aus alltäglichen, kleineren Missgeschicken. Es war eben einer dieser unliebsamen Tage, an denen schon prinzipiell alles zusammenkam, was nur irgendwie schiefgehen konnte.

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte -ahnen konnte-, war der weitere Verlauf dieses verflixten Tages...
 

Irgendwann im Laufe des Vormittags fiel mir etwas ein, was ich eigentlich schon seit Tagen vorhatte: Ich sollte mal wieder einkaufen gehen. Das, was mich nun erneut zu diesem Rückschluss verleitete, war nichts weiter als die gähnende Leere, die mir aus meinem Kühl- und Küchenschrank entgegen starrte, als ich jene beiden öffnete, in der Hoffnung, meinem Appetit auf einen kleinen Snack zwischendurch nachkommen zu können.

Ich war heute zwar alles andere als von größerem Elan zum Einkaufen -ausgerechnet Einkaufen!- beseelt, aber mein Elan zum Verhungern hielt sich doch in weitaus engeren Grenzen, weswegen ich mich alsbald auf den Weg zur Kaufhalle in der Nähe machte; allerdings doch recht lustlos.

Kein Wunder... Es gab kaum etwas Langweiligeres, als das, was ich nun wohl oder übel tun musste...

Aber es half nichts. Langsam und ein wenig müde trugen mich meine Füße in Richtung meines Zieles.

Wenigstens wirkte diese Stadt auf mich mittlerweile nicht mehr so öde und grau... Irgendwo, ganz tief in mir versteckt und noch nicht wirklich erkenntlich, spürte ich, dass die Antwort auf dieses eine, mein Rätsel in Wahrheit schon zum Greifen nah war. Das einzige Problem lag darin, den richtigen Zeitpunkt, die ideale Chance, nicht zu verpassen...
 

Schon bald erreichte ich mein Ziel.

Ich hatte Zeit. Ich konnte es mir leisten, mir Zeit zu lassen. Dementsprechend langsam ließ ich mich von meinen Beinen durch die, mit unzähligen Regalen und den logischerweise darin enthaltenen Waren jeder nur erdenklichen Art, zugestellten Gänge tragen.

Als ich um eine weitere Ecke bog, um mich auf den Weg zur Kasse zu machen...

...blieb ich plötzlich abrupt mitten im Schritt stehen.

Dort auf dem Gang der Getränkeabteilung... stand kein anderer als Axel.

Was für ein Zufall! Diesen Mann, dem ich gestern zum ersten Mal und nie zuvor begegnet war, traf ich heute schon wieder. ‘Da könnte man fast schon an Schicksal glauben’, meinte ich scherzhaft in Gedanken zu mir selbst.

Nur... Vielleicht würde sich ja noch herausstellen, dass diese Theorie gar nicht so abwegig war, wie ich es mir momentan selbst einredete.
 

Erst einmal stand ich einfach nur da, sah ihn fast ununterbrochen an und überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte oder nicht.

Er selbst bemerkte mich nicht, war zu beschäftigt mit seinem eigenen Einkauf.

Schließlich ging ich dann doch auf ihn zu.

“Axel! Das ist ja eine Überraschung!”, begrüßte ich den Rothaarigen lächelnd. Ich lächelte eigentlich selten. Also schon wieder eine solche Merkwürdigkeit. Aber diesmal nahm ich sie nicht gleich bewusst wahr.

Der Mann drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich ebenso erstaunt an. “Roxas? Na sowas, Zufälle gibt’s!” Auch er schien eher positiv überrascht zu sein; zumindest meinte ich, dies in seinem Blick lesen zu können.

“Ja, nicht?” Na toll... Ich war mal wieder so ein Trottel. Was brachte es mir denn auch, ihn anzusprechen, wenn ich danach sowieso nichts zu sagen wusste...? Ein wenig Verlegenheit breitete sich in mir aus. So sollte das eigentlich nicht laufen.

Scheinbar hatte er mein leicht unwohles Gefühl durch meinen Blick erahnen können, denn Axel kam mir in meiner misslichen Lage zu Hilfe. “Und, was machst du so Schönes?” Es war nicht gerade die spannendste und noch weniger war es die sinnvollste Frage, die man jemandem in einem Supermarkt stellen konnte, aber es war immerhin ein gut gemeinter Versuch seinerseits, ein Gespräch aufzubauen. Dennoch konnte ich mir eine entsprechende Antwort nicht verkneifen. “Wir sind in einem Supermarkt. Und was glaubst du, werde ich wohl hier machen?”, stellte ich ihm die Gegenfrage. Aber... Ich schien mich wohl ein wenig im Ton vergriffen zu haben, denn für einen winzigen Augenblick huschte ein Funke Verletztheit über das Gesicht meines Gegenübers. Dennoch ließ er nicht zu, dass das Lächeln auf seinen Lippen verflog und erwiderte nur knapp: “Ach so. Natürlich... Wie dumm von mir.”

Ich konnte trotz seiner Mühe, sie zu verbergen, Axel’s Gefühle ohne Probleme in seinen Augen erkennen und infolge dessen machten sich schon ein paar wenige Schulgefühle in mir breit. Ich sollte mich entschuldigen. So senkte ich nun fast ein wenig verlegen den Kopf.

“Tut mir Leid.”

Mehr nicht. Was auch?

Axel sah mich einen Moment lang prüfend an. Es wirkte auf mich beinah so, als könne er mit meiner neuen Reaktion nichts anfangen.

Letztendlich tat er es mit einem netten Lächeln ab, nickte kurz verzeihend und meinte dann: “Wie auch immer.” Er griff eine Flasche aus dem Regal. “Ich hab jetzt alles. Und du?” Ich nickte und bejahte einfach. -“Sehr schön. Dann können wir uns ja auf den Weg machen.”

Wir? Eigentlich war es eine ganz normale, vollkommen harmlose Aussage, die wahrscheinlich schlicht und einfach dazu diente, diesem Kaufhallen-Aufenthalt ein Ende zu bereiten. Aber... Obwohl mir das völlig klar war, errötete ich ein wenig. “Wir”... Und vor allem... “Auf den Weg machen”... Auf den Weg WOHIN?

Ich verwarf den Gedanken so schnell es mir nur möglich war; es war schließlich Schwachsinn. Dennoch konnte ich Axel nun nur mit einem schüchternen “Okay” antworten.
 

Nachdem wir uns also in der Schlange an der Kasse die Füße platt gestanden und schließlich bezahlt und das Kaufhaus verlassen hatten, gingen wir gemeinsam ein Stück die Straße hinunter. Dabei lief Axel jedoch immer ein Stückweit vor mir. Wir sprachen über dieses und jenes, bis wir an dem Brunnen auf einem der größten Plätze der Stadt Halt machten.

Auf meinen fragenden Blick hin erklärte Axel: “Ich hab’n bisschen Hunger. Willst du auch ein Eis?” Er zeigte mit der Hand, in der er nun sein Portmonee hielt, auf einen kleinen Laden auf der anderen Seite.

“Ähm, ja, gerne. Wenn das kein Problem ist...”, erwiderte ich lächelnd. Was sollte das?! Jetzt ließ ich mich sogar schon von ihm einladen. Beim zweiten Treffen!

“Ist es nicht. Also schön. Du wartest hier; ich bin gleich wieder da.” Bei den letzten Worten war er bereits (schon) auf dem Weg zu dem Stand.
 

Ich tat, was er mir gesagt hatte; setzte mich auf den Brunnenrand und stütze den Kopf auf meine Handflächen, schloss die Augen und versuchte, ein wenig zur Ruhe zu kommen.

Es gelang mir nicht. Schon wieder blieb der Faden meiner Gedanken an Axel hängen und wand sich um ihn wie um eine Spindel. Ich konnte machen, was ich wollte. Es gelang mir einfach nicht, ihn abzuschütteln.

So öffnete ich meine Augen wieder einen winzigen Spaltbreit und ließ meinen Blick langsam zu dem Rothaarigen schweifen, der etwa hundert Meter entfernt stand und für unser beider leibliches Wohl sein Geld los wurde.

Und dabei empfand und dachte ich etwas, dessen ich mich ein paar Tage zuvor kaum selbst fähig gefunden hätte: Da war dieser tiefe Wunsch in mir, dass diese Freundschaft -sofern man nach zwei Begegnungen schon von einer solchen sprechen konnte, aber dem schien ja offenbar tatsächlich bereits so zu sein- für immer und ewig halten solle...
 

Ich bemerkte selbst nicht, dass ich Axel tatsächlich minutenlang ununterbrochen so gedankenverloren und verträumt anstarrte... Bis er selbst mich aus meinen Gedanken riss.

“Hey, Roxas! Nimmst du mir heut noch dein Eis ab oder willst du warten, bis du es vom Boden trinken kannst?”, fragte er scherzhaft.

“Ah, n-nein! Sorry!”, schrak ich hoch und beeilte mich, ihm nun das für mich gedachte Eis aus der Hand zu nehmen. “Vielen Dank.” Ich sah ihn mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an. ...das war SO untypisch für mich! Aber in diesem Moment war mir jener Aspekt irgendwie auch einfach egal.

“Nichts zu danken!”, grinste mein Gegenüber fröhlich und ließ sich lässig neben mir nieder.
 

Ich versuchte bereits seit einigen Minuten die Müdigkeit zu verdrängen, welche sich scheinbar unbedingt in mir breitmachen wollte, aber je länger wir hier saßen und uns die Zeit mit unserem Eis und mehr oder minder interessanten Gesprächsthemen vertrieben, desto schwächer wurde meine diesbezügliche Selbstbeherrschung.

Allmählich musste ich regelrecht aufpassen, nicht einfach nach links wegzusacken. Das würde schließlich zwangsläufig dazu führen, dass ich Axel regelrecht in die Arme fiele...

“Roxas?”, warf er meine Gedanken erneut durcheinander. Etwas verstört sah ich ihn an. “Hm?” - “Ist alles in Ordnung mit dir?”

Ich war ein wenig verwirrt. War das, was ich ihm da gerade vom Gesichtsausdruck abzulesen glaubte, etwas tatsächlich... Sorge? Oder zumindest etwas Ähnliches?

Was es auch war, ich verspürte plötzlich das Bedürfnis, ihn bezüglich meines Zustandes zu beruhigen. Also antwortete ich: “Ja, alles okay. Ich bin nur ein wenig müde.” Dabei rang ich mir ein entsprechendes Lächeln ab.

Axel sah mich allerdings reichlich zweifelnd und alles andere als überzeugt an. “Ein wenig?”, fragte er, während er eine Augenbraue hochzog. “Du siehst eher aus, als würde es dir momentan absolut keine Schwierigkeiten bereiten, von jetzt auf gleich ins Land der Träume abzudriften.” Er deutete ein Grinsen an.

“N-Nein, ich...” Was sollte ich sagen? Ihn anlügen wollte ich nicht. Aber... Würde ich ehrlich sein, die Wahrheit sagen... Es würde automatisch dazu führen, dass ich zugeben müsste, seinetwegen die halbe Nacht wachgelegen zu haben.

Nein...

Das konnte ich unmöglich tun! Also ging ich auf Nummer Sicher und flüchtete mich in ein -wahrscheinlich einfach schüchtern wirkendes- Schweigen. Ein Schweigen, welches Axel allerdings absolut nicht zufriedenstellte. Verständlicher Weise.

Wie ich insgeheim bereits geahnt hatte, dauerte es nicht lange, bis er durch ein weiteres Nachhaken die Stille brach. “Bist du sicher?” Langsam sah ich auf und blickte mein Gegenüber ein wenig verklärt an. “Sicher? ...Worin?” - “Dass du nicht schlafen musst. Dass du wach genug bist, um es auch zu bleiben”, erklärte er mit einem leicht amüsiert anmutenden Grinsen.

Dieser Blick verunsicherte mich eher noch mehr, als mir auf die Sprünge zu helfen. Ich verspürte plötzlich den Drang, der Bedeutung dieses Blickes auf den Grund zu gehen, die Ursache zu erkennen, den Grund zu verstehen...

Stopp!

Was war nur los mit mir?! Wieso machte ich mir nur so viele Gedanken?
 

Anscheinend hatte Axel gemerkt, dass mit mir im Augenblick kein ordentliches Gespräch anzufangen beziehungsweise weiterzuführen war... Denn obwohl ich gedankenverloren erneut keine Antwort gab, sagte er nichts mehr, sondern wartete geduldig, bis mein Kopf nun doch auf seine Schulter sank und meine Augen vor Erschöpfung zufielen.

Und mein Unterbewusstsein säuselte mir erneut die altbekannten Wünsche ins Ohr...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Konoe
2007-10-20T22:52:39+00:00 21.10.2007 00:52
aaaw ^^
ich mag die story die ist irgendwie suess und erinnert mich an don`t let me fall asleep o.o
nija hat aber auf seine art etwas besonderes +0+
ich mag die stelle wo die vom einkaufen yur[ck kommen und roxi dann einschlaeft <3
Yunchen (ich hasse die amerikanische tasta~}
Ps: ich muss Silver-yun-kasa zustimmen *_*!
Von:  Silver-yun-kasa
2007-09-30T18:52:34+00:00 30.09.2007 20:52
Ohh is das süüß, Roxas schläft einfach so ein.
*sich das vorstellt*
*schmelz*
Man deine Story ist echt toll, kann gar net aufhören zu lesen.
Bin schon gespannd wie es weitergeht.

Du schreibst das alles echt toll, kann es kaum erwarten bis du weiterschreibt.
Hast nen echt geilen Schreibstil.


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