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Der Kellner

von

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Die ganze Wahrheit

Immer noch ziemlich müde erwachte Tailin am frühen Morgen.

Kurz schaute er sich irritiert um, doch dann schlichen sich die Ereignisse des Vortages zurück in sein Gedächtnis und er kuschelte sich noch einmal seufzend in sein Kissen.

‚Es riecht immer noch nach Kure .. schön .. mir ist nie aufgefallen, wie gut er riecht … heute ist es wohl so weit, eigentlich freue ich mich ja sogar irgendwie darauf endlich zu erfahren, warum er das alles getan hat .. andererseits hab ich auch ein mulmiges Gefühl dabei…’

Noch einen Moment blieb der Grünhaarige liegen - verscheuchte die leidigen Gedanken - bevor er sich schließlich dazu zwang aufzustehen.

Erst einmal räumte er seinen Schlafplatz auf, danach machte er sich auf den Weg zu dem Älteren ins Schlafzimmer.

So leise, wie möglich, betrat er den Raum, musste jedoch feststellen, dass Kure bereits wach war.

„Wie geht’s dir heute Morgen?“

„Wesentlich besser.“

„Was ist mit dem Fieber?“

Der Kleinere setzte sich zu dem Braunhaarigen auf die Bettkante und legte ihm die Hand auf die Stirn.

„Scheint so, als sei es weg. Ich hole aber trotzdem gleich noch mal das Fieberthermometer.“

„Dann bring doch bitte gleich die Haarbürste aus der Schublade mit.“

„Warum“, fragte der Jüngere verwundert.

„Du siehst ziemlich verstrubbelt aus, ich würde dir gerne die Haare bürsten.“

Ein kleines Lächeln legte sich auf die Lippen des Braunhaarigen, weshalb Tailin schmunzelte: „Du bist eindeutig ein Haarfetischist.“

„Nur was deine Haare betrifft“, lautete die kecke Antwort.

„Na okay, da ich im Augenblick absolut keine Lust habe mich wieder zu streiten, will ich dir ausnahmsweise mal deinen Willen lassen.“

Zwinkernd verließ er das Zimmer und holte Haarbürste, sowie Fieberthermometer.

Kure hingegen schaute ihm einen Moment überrascht nach, er hatte nicht geglaubt, dass der Jüngere überhaupt auf seine Aufforderung reagieren würde.

Umso glücklicher wartete er darauf, dass sein Liebling zurück kam, während er sich erst einmal hinsetzte.
 

Wenig später kam der Grünhaarige zurück, setzte sich wieder und reichte dem Größeren das Thermometer: „Hier.“

„Muss…“

„Fieber messen, sofort“, fauchte der Kleinere schnell auf den Protestversuch.

„Okay, okay.“

Ergeben maß der Braunhaarige also seine Temperatur und erklärte schließlich: „36,8°.“

„Na das klingt doch gut. So und jetzt kämmst du mir die Haare und flechtest sie neu.“

„Flechten“, schmollte der Ältere fragend.

„Ja, ich laufe auf keinen Fall mit Locken rum.“

„Dann geh doch duschen und wasch sie dir, ich föhne sie auch.“

„Nein, ich habe keine frischen Sachen dabei und außerdem traue ich dir nicht. Nachher kommst du noch ins Bad geschlichen und bespannst mich.“

„Ich bin gekränkt, dass du so was von mir denkst, also ehrlich.“

„Hör auf zu schmollen, sei lieber froh, dass ich dir überhaupt erlaube mich zu frisieren.“

„Ja~“

Milde lächelnd nahm er Tailin die Haarbürste aus der Hand: „Setz dich mit dem Rücken zu mir.“

Der Jüngere folgte der Aufforderung und machte es sich mit dem Rücken zu dem Größeren auf dem Bett bequem.

Geschickt löste Kure das Haarband des Kleinen und strich vorsichtig mit den Fingern durch das verwuschelte Haar, um den geflochtenen Zopf ebenfalls zu öffnen.

„Wo ist die Bürste?“

„Hier.“

Der Grünhaarige reichte dem Älteren die Bürste und schloss genießerisch die Augen, als dieser damit vorsichtig und leicht wie eine Feder seine Haare durchkämmte.

‚Ich wusste gar nicht, dass er so sanft sein kann, bei ihm lernt man echt nicht aus’, dachte der Jüngere mit einem Lächeln auf den Lippen.

Es dauerte nicht sehr lange und die weichen Haare des Kleinen waren wieder gebändigt, dennoch konnte der Braunhaarige einfach nicht seine Finger davon lassen.

Immer wieder bürstete er sie aufs Neue, was Tailin sich nur zu gerne gefallen ließ, doch auch alles schöne hatte mal ein Ende.

„Kure, ich glaub das reicht jetzt, flechtest du sie mir bitte wieder?“

„Lass sie doch offen.“

„Du weißt, dass ich so nicht auf die Straße gehe, ich lauf nicht mit Locken rum“, schmollte der Jüngere.

„Okay, dann flechte ich sie eben, aber nur widerwillig.“

„Ich mach das auch alleine, wenn du nicht willst.“

„Kommt nicht in Frage.“

„Kindskopf“, murmelte Tailin noch, blieb aber bereitwillig vor dem Älteren sitzen, der ihm sogleich die Haare machte.

„Sag mal, warum hast du es eigentlich so eilig?“

„Hab ich doch gar nicht“, erklärte der Jüngere ruhig: „Ich möchte nur gleich einkaufen gehen.“

„Einkaufen, für wen?“

„Na für dich natürlich, du hast absolut nichts essbares mehr im Haus, es reicht nicht mal mehr für ein Frühstück. Deswegen werde ich auch gleich einkaufen gehen. Du müsstest mir allerdings noch ein bisschen Geld geben, ich hab nicht genug, außerdem ist es ja genau genommen dein Einkauf.“

„Ich brauche dir kein Geld geben, ich werde dich einfach begleiten, du kannst sowieso nicht alles alleine her schleppen.“

„Kann ich wohl und du wirst ganz sicher nicht mitkommen.“

„Aber…“

„Sag nicht immer aber. Ich bin kein kleines Kind mehr, ich schaff das schon alleine, außerdem möchte ich, dass du noch einen Tag - zur Sicherheit - im Bett bleibst.“

„Ich kann das doch aber nicht von dir verlangen.“

„Tust du doch gar nicht, ich mach das freiwillig und jetzt keine Widerrede mehr.“

„Na gut“, seufzte der Braunhaarige, während er die Arme um den Jüngeren legte und den Kopf auf dessen Schulter ruhen ließ - den Zopf hatte er längst fertig geflochten.

Kure hatte einfach nicht länger widerstehen können.

Wie auch, wenn sein geliebtes Kätzchen so nahe vor ihm saß?

Dieser zuckte im ersten Moment leicht zusammen, ließ sich aber die Nähe gefallen.

„Wie kann sich jemand nur so schnell verändern? Erst führst du dich monatelang als Obermacho auf und jetzt bist du die Schmusekatze in Person.“

Der Grünhaarige hatte seine Frage leise hervorgebracht, beinahe gehaucht, doch der Größere hatte jedes einzelne Wort verstanden.

„Ich habe erkannt, dass ich nur noch eine Chance habe und die werde ich sicher nicht mit blödem Getue verschenken, dafür bist du mir viel zu wichtig.“

Kurz schwieg Tailin, bevor er sich schließlich vorsichtig aus der Umarmung befreite und erklärte: „Ich gehe jetzt erst mal nach Hause, mich umziehen und dann geh ich einkaufen. Gibt es etwas, das du absolut nicht isst?“

„Nein, was das betrifft bin ich nicht wählerisch, aber du kannst doch nicht ohne zu frühstücken einkaufen gehen.“

„Ich esse schnell was bei mir und nachher koche ich uns was leckeres zum Mittag. Oder wollen wir erst was zusammen frühstücken, bevor ich einkaufen gehe? Ich könnte uns schnell Brötchen besorgen.“

„Nein, mach dir nicht so viele Umstände, ich kann auch bis zum Mittagessen warten, aber du isst was, ja?“

„Versprochen“, erklärte der Grünhaarige lächelnd.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Bei sich zu Hause angekommen suchte Tailin sich erst einmal ein paar frische Klamotten raus und verschwand im Bad.

Auf dem Weg zu sich hatte er noch die Gedanken an den Älteren verdrängen können, doch nun schien das absolut nicht mehr klappen zu wollen.

Wie war es nur so plötzlich so absolut anders geworden?

Gestern Morgen war er noch wütend auf den Braunhaarigen gewesen und heute wachte er in dessen Wohnung auf, ließ sich von ihm frisieren und zu allem Überfluss umsorgte er ihn auch noch freiwillig.

Irgendwas lief da doch gerade gewaltig schief, oder?

Vielleicht war es ja auch gut so, wie es war.

Es wurde ja wirklich langsam mal höchste Zeit, dass sie sich aussprachen.

Der Jüngere hatte zwar immer so getan, als wollte er Kures Beweggründe gar nicht wissen, doch in Wahrheit wollte er nichts mehr als das.

Er wollte endlich wissen, was hinter dessen Verhalten steckte.

In den letzten dreizehn Jahren muss doch irgendwas vorgefallen sein, dass er so eine Show abgezogen hatte.

So musste es einfach sein, das kam doch nicht von ungefähr…

Und wo war die Wut des Grünhaarigen geblieben?

Seit dem er den Größeren zu sich in die Wohnung geholt hatte war seine Wut beinahe gänzlich verschwunden.

Sogar die Umarmung hatte der Kleinere sich gefallen lassen und dann auch noch genossen - was er wohl nicht zugeben würde.

Es tat so gut weitesgehend unbefangen mit dem Älteren umgehen zu können, nicht mehr getriezt zu werden, sich einfach nur um ihn zu kümmern…

Tailin seufzte, allmählich wurde er ganz schön sentimental und nicht nur das, seine Gefühle waren vollauf durcheinander.

Er wusste nicht mehr was richtig oder falsch war, was er wollte oder nicht wollte.

Das Einzige was er im Augenblick tun konnte war Kure anzuhören und danach zu entscheiden, wie es weitergehen sollte.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Lächelnd wartete der Braunhaarige, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte und ging dann erst einmal duschen.

Er war völlig verschwitzt von der letzten Nacht, außerdem hatte er keine besondere Lust so ein Gespräch mit seinem Kätzchen zu führen.

Als das warme Wasser schließlich über seinen Körper lief, schloss er genießerisch die Augen und dachte an Tailin.

Nie hätte er geglaubt, dass er ihn doch noch erhören würde und jetzt wurde er sogar von ihm gepflegt.

Hoffentlich war das ein Zeichen dafür, dass sie noch eine Chance hatten.

Vielleicht war es ja doch nicht zu spät und sie konnten sich wieder vertragen.

Vielleicht…

Seufzend drehte Kure das Wasser ab, griff nach dem Shampoo und begann sich einzuseifen.

Von der Wut des Kleineren war nichts mehr zu spüren gewesen, nur eine seltsame Anspannung lag zwischen ihnen, das war doch ein gutes Zeichen, oder?

Es konnte doch sein, dass der Grünhaarige endlich eingesehen hatte, dass Kure nicht aufgeben würde und es ernst meinte, oder dass der Kleinere vielleicht sogar Gefühle für…

Der Braunhaarige brachte den Gedanken nicht zu Ende, natürlich musste er Tailin ein wenig bedeuten, sonst würde der ihn einfach eiskalt ignorieren, aber zu viele Hoffnungen sollte er sich auch nicht machen.

Am besten er ließ erst einmal alles auf sich zukommen und erzählte ihm die gesamte Wahrheit.

Er musste erst mal alle Lügen und Geheimnisse offen legen, um eine neue Basis zu schaffen, das war jetzt wichtig.

Mit diesem Entschluss spülte er sich das Shampoo vom Körper, stieg anschließend aus der Dusche und zog sich frische Sachen an, um danach brav wieder ins Bett zu gehen.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein bisschen geschafft kam Tailin wieder im Appartement Nummer Sieben an und räumte die Einkäufe weg, bevor er nach dem Älteren gucken ging.

Dieser hatte sich offensichtlich in Zwischenzeit umgezogen und wartete nun brav auf seine Begrüßung.

„Ich bin jetzt wieder da und mach das Mittagessen. Gibt es irgendwelche speziellen Wünsche?“

„Mach irgendetwas einfaches, damit du nicht so viel Arbeit hast.“

„Ach was, das ist doch egal.“

Mit diesen Worten verschwand der Jüngere wieder in der Küche und machte sich daran das Essen zuzubereiten.

Und während der Grünhaarige so herumwerkelte, beschloss er später - nach dem Essen - gleich noch mal die ganze Wohnung auf Vordermann zu bringen.

Die hatte es echt mal nötig.

Zwar wusste er, dass er das hauptsächlich machen wollte, um die Aussprache mit Kure noch ein wenig hinauszuzögern, doch das verdrängte er schnell wieder.
 

Pünktlich zur Mittagszeit war er dann fertig, deckte den Tisch in der Küche und holte anschließend den Größere.

„Ziehst du dir was über und kommst essen?“

„Klar.“

Mit einem Satz war der Ältere aus dem Bett gesprungen, zog sich schnell einen Pullover über und folgte danach seinem Kätzchen.

Das hatte sich inzwischen gesetzt und war bereits dabei ihnen beiden aufzufüllen.

„Wow, das ist echt lecker“, befand Kure kaum dass er probiert hatte.

„Hast du etwa daran gezweifelt“, fragte daraufhin der Grünhaarige gespielt beleidigt.

„Natürlich nicht mein Kätzchen, du bist doch ein Naturtalent.“

„Na ja, gerade so noch mal gerettet.“

Schweigend aßen die Beiden ihre Teller leer, wobei sie sich immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen, jedoch kein geeignetes Thema fanden, um sich zu unterhalten.

Endlich waren sie fertig, es war eine pure Erlösung.

Diese angespannte Atmosphäre war kaum noch zu ertragen gewesen.

Es gab eben doch einfach noch zu viel, was zwischen ihnen stand.

„Tailin“, fragte der Braunhaarige schließlich vorsichtig: „Wann darf…“

„Später, okay? Ich kümmere mich erst mal um das Geschirr und putz deine Wohnung anschließend. Hier sieht es echt schlimm aus.“

„Das musst du doch aber nicht machen, du hast schon so viel getan. Viel zu viel. Bitte Tailin.“

„Kure, ich hab dir doch versprochen, dass ich nicht mehr weglaufen werde, also bitte lass mir noch ein bisschen Zeit. Ich verspreche dir auch, dass ich dich nachher ganz sicher anhören werde.“

„Na gut“, gab sich der Größere schließlich geschlagen, biss sich aber entmutigt auf die Unterlippe.

Das gefiel ihm überhaupt nicht, doch bedrängen und alles damit kaputt machen, wollte der Ältere ja auch nicht, also hatte er keine Wahl.

„Hey, lass das, du tust dir nur weh. Gräm dich nicht, du durftest mir immerhin die Haare machen.“

Mit einem versöhnlichen Lächelnd auf den Lippen zwinkerte er dem Braunhaarigen zu, der sich daraufhin wieder etwas entspannte.

Sein Kätzchen war einfach zu niedlich, dem konnte man nicht böse sein.

Dennoch etwas grummelig legte Kure sich wieder ins Bett, musste er wohl oder übel warten, bis der Jüngere endlich Zeit für ihn hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Am späteren Nachmittag war schließlich alles sauber und der Grünhaarige hatte keinen Grund mehr sich vor der anstehenden Aussprache zu drücken.

Mit einem mulmigen Gefühl betrat er das Schlafzimmer, blieb allerdings im Türrahmen stehen.

„Fertig?“

„Ja.“

„Dann komm her und setz dich zu mir.“

Zögerlich setzte Tailin sich auf die freie Bettseite.
 

Was wohl der wirkliche Grund für seine Verhalten war?

Wie er wohl die letzten Jahre verbracht hatte?

Und vor allem: wieso dieser Charakterwechsel?
 

Abwartend lehnte der Jüngere sich an die Bettrückwand, mit dem Oberkörper dem Anderen zugewandt.

„Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll.“

„Am besten ganz am Anfang. Wieso hast du mich damals angelogen? Du hättest doch sagen können, dass du in die höhere Klassenstufe gewechselt bist.“

„Eben nicht. Ich weiß doch, wie ich bin, ich hätte dir sicher versprochen dich besuchen zu kommen und es auch getan. Dann wäre ich nie voran gekommen.“

„Was soll das heißen voran? Soll das heißen ich habe dich behindert“, fragte Tailin leicht bissig.

„Nein, so war das auf keinen Fall gemeint, nur wollte ich erst älter werden. Ich dachte, wenn ich erst mal etwas reifer bin und du auch mehr mit einer Beziehung anfangen kannst, dann könnte ich es noch mal versuchen und hätte vielleicht mehr Chancen. Dazu musste ich allerdings den Kopf freikriegen. Leider hat es nicht viel genützt, dass wir uns nicht mehr gesehen haben, ich hab trotzdem immer an dich denken müssen. Na ja, du warst ja auch so ein niedliches Kerlchen, meine perfekte Motivation.“

Für einen Augenblick herrschte Stille, die schließlich von Tailin unterbrochen wurde: „Wieso bist du dann nie gekommen? Wieso erst jetzt und dann noch mit dieser dämlichen Masche?“

„Ich bin gekommen.“

„Bist du nicht“, widersprach der Kleine beinahe schon bockig.

„Doch. An meinem achtzehnten Geburtstag habe ich beschlossen, dass ich lange genug gewartet habe. Ich bin zu deiner Schule gegangen, um mit dir zu sprechen.“

„Erzähl weiter, warum ist es nicht dazu gekommen?“

Aufgeregt betrachtete der Jüngere Kure mit großen Augen.
 

Was war damals nur passiert?

Hätten sie vielleicht längst ein glückliches Paar sein können?

Ein glückliches Paar?

Allmählich wurde Tailin wohl verrückt…
 

„Ich hab dich schon von weitem erkannt, du warst noch viel schöner geworden, als in meiner Erinnerung. .. Du hast gelacht und mit deinen Freunden rumgealbert. Ich war so glücklich dich endlich wieder zu sehen, doch gerade als ich auf dich zugehen wollte, kam dieser Kerl.“

„Welcher Kerl?!“

„So ein rotbraunhaariger Schönling! Er hat dich in eine Umarmung gezogen und geküsst!“

„Oh Gott, das muss Genta gewesen sein“, erklärte der Grünhaarige erschrocken und hielt sich reflexartig die Hand vor den Mund.

„Genta? Na toll, ich wollte eigentlich gar nicht wissen, wie er heißt. War er wenigstens gut zu dir?“

„Sei nicht so zynisch, er war meine erste große Liebe und auch mein erster fester Freund. Er war einfach toll zu mir. Unsere Beziehung hielt ein halbes Jahr, bis wir dann merkten, dass wir im Laufe der Zeit mehr Freunde, als alles andere, geworden waren. Er wohnt jetzt in einer anderen Stadt, doch ab und zu telefonieren wir noch miteinander.“

Grummelnd fragte der Braunhaarige: „Wie weit seid ihr denn gegangen?“

„Du bist ganz schön neugierig, eigentlich geht dich das gar nichts an.“

„Na und, ich dachte wir machen reinen Tisch.“

„Tun wir ja auch… Wir haben nicht miteinander geschlafen. Vielleicht können wir deshalb immer noch Freunde sein und so unbefangen miteinander umgehen...“

Erneut herrschte Stille.

„Du bist also einfach wieder gegangen, als du uns gesehen hast. Wieso hast du nicht gekämpft?“

Die Frage hatte der Kleinere leise hervorgebracht, beinahe schüchtern, doch er musste es wissen.

„Wie hätte ich dir deine Beziehung kaputt machen können? Du sahst doch so glücklich aus. Ich wollte schon immer mit dir zusammen sein, doch noch mehr wollte ich, dass du glücklich bist.“

„Und das nachdem ich wegen dir zusammengeklappt bin.“

„Das wollte ich nicht.“

„Wäre ja auch noch schöner“, nuschelte der Grünhaarige.

Betretenes Schweigen machte sich nun schon zum dritten Mal breit, doch ihr Gespräch war noch lange nicht beendet, weshalb sich Kure nach einer Zeit ein Herz fasste: „Ich war so enttäuscht damals, so verletzt, dass ich beschloss dich aufzugeben und zu vergessen. Doch das konnte ich nicht so einfach. Kein Wunder, wenn man bedenkt wie lange ich schon in dich verliebt war. Irgendwann hatte ich es dann wenigstens so weit geschafft dich einigermaßen zu verdrängen, wobei ich allerdings viele Freunde verloren habe. Ich war so dermaßen launisch, dass nur Kanji es mit mir ausgehalten hat. Und als ich mich dann endlich damit abgefunden hatte dich nie wieder zu sehen, liefst du an mir vorbei direkt in den Laden meines Großvaters. Ich konnte einfach nicht widerstehen, ich musste dir folgen. Weshalb ich auch ziemlich schnell herausfand, dass du bei uns, ausgerechnet bei uns als Kellner angestellt bist.“

„Hätte ich gewusst, wie du gefühlt hast und dass Herr Yamaguchi dein Großvater ist, hätte ich mir einen anderen Job gesucht.“

„Schon gut, ich mache dir ja keinen Vorwurf deswegen. Du kannst doch nichts für meine Gefühle.“

„Das nicht, aber ich hätte Rücksicht auf dich nehmen können, wenn ich gewusst hätte, dass du was für mich empfindest.“

„Hätte ich etwa zu dir gehen sollen und sagen: tut mir leid, aber ich bin schon seit der Grundschule in dich verliebt, kannst du dir bitte einen anderen Job suchen?“

„Nein, aber... ach ich weiß doch auch nicht so genau... Kure, wie kam es denn nun dazu, dass du..“

„Dass ich mich so blöd verhalten habe? Ich.. vielleicht sollte ich weiter ausholen, damit ich dir gleich alles erkläre.“

Verständnislos schaute Tailin den Größeren an.

Was meinte er mit alles?

Was gab es denn da noch?

Vielleicht ging es ja um seine Verlobte bzw. die Abmachung zwischen ihm und seinen Eltern.

„Vielleicht weißt du schon, dass meine Familie ziemlich wohlhabend ist - sag ich mal - und eine Reihe an Cafés und sogar Restaurants führt.“

Abwartend schaute der Braunhaarige den Kleinen neben sich an, der zur Antwort nur nickte.

„Von Kanji?“

„Ja, er hat mir auch gesagt, dass du mit deinen Eltern eine Abmachung hast, die besagt, dass du mich innerhalb eines halben Jahres für dich gewinnen musst, ansonsten musst du eine ausgewählte Frau heiraten.“

„Das stimmt so weit ja auch, aber das wichtigste hat er dir verschwiegen, sein Glück muss ich dazu sagen. Mir gefällt es schon nicht, dass er dir überhaupt etwas gesagt hat.“

„Bitte streite dich deswegen nicht mit ihm, er hat es nur gesagt, um dir zu helfen und weil ich euer Gespräch im Café belauscht habe. Ich wusste nichts damit anzufangen, als du sagtest dir würde die Zeit davon laufen.“

„Also hast du dir Sorgen um mich gemacht?“

„Unfreiwillig natürlich“, erklärte der Kleinere mit einer Schnute.

„Natürlich“, grinste daraufhin Kure.

„Grins nicht so, sondern erzähl weiter. Was hat er mir verschwiegen?“

„Es war schon immer mein Traum Großvaters Café später zu übernehmen, doch meine Eltern wollten, dass ich den Konzern übernehme. Jedenfalls habe ich diesen Traum mit der Abmachung verbunden. Wenn du mich nicht erhörst werde ich diesen Traum für immer aufgeben müssen.“

„Warum tust du das alles ohne zu wissen, ob du überhaupt eine Chance bei mir hast? Und wieso lassen sich deine Eltern auf so etwas ein?“

„Nun, eigentlich hab ich sie nach Ewigkeiten dazu überreden können mir meinen Willen zu lassen, doch dann traf ich dich wieder und wusste, dass sie es niemals akzeptieren würden, dass ich auch noch mit einem Jungen zusammen sein will. Also habe ich vorgesorgt und ihnen sofort den Vorschlag unterbreitet, dass ich ihrem Willen folge, wenn ich es nicht schaffe, dass du dich in mich verliebst. Es war ihre letzte Chance.“

„Ach so war das, aber jetzt wo ich das weiß, verstehe ich erst recht nicht mehr, warum du dich wie der letzte Arsch verhalten hast.“

„Damals habe ich versucht dir alles recht zu machen, deshalb dachte ich, wenn ich erreichen will, dass du mich auch mit meinen schlechten Eigenschaften liebst müsste ich mich genauso verhalten. Wenn du nämlich diesen dämlichen Macho hättest lieben können, dann dachte ich würdest du auch mit mir auf Dauer klar kommen.“

Bei dieser recht verwirrenden Denkweise hätte Tailin sich am liebsten gegen die Stirn geklatscht - als er endlich die seltsame Logik verstanden hatte - stattdessen verpasste er dem Älteren einen gehörigen Klaps auf den Hinterkopf: „Das ist doch wohl der größte Hohlsinn, den ich je gehört habe! Wie kommst du nur auf so blöde Gedanken?! Wieso verhältst du dich nicht einfach so, wie du bist, dann wären wir vielleicht längst zusammen!“

„Also magst du mich doch?“

„Dreh mir nicht das Wort im Mund um! Ich bin jetzt noch viel wütender auf dich, als ich es wegen deiner Heimlichtuerei bezüglich deiner wahren Identität war! Du bist so ein Hornochse!“

„Aber ich dachte du würdest mich vielleicht nur mögen, weil wir uns von früher kennen und dann irgendwann genug von mir haben, doch ich will für immer mit dir zusammen sein.“

„Das ist schon wieder so eine dämliche Logik! Was haben die nur über die Jahre mit meinem klugen Yama angestellt, du bist total verschroben!“

„Was bin ich?“

„Verschroben! Völlig idiotisch! So was verrücktes kannst echt nur du dir ausdenken!“

Wütend verschränkte der Grünhaarige die Arme vor der Brust und starrte den Älteren beinahe buchstäblich in Grund und Boden.

„Wie soll es denn jetzt weiter gehen?“

„Das fragst du mich“, entrüstete sich der Jüngere.

„Natürlich, du bist doch hier die Hauptperson.“

„Ich?“

„Wer sonst?“

Seufzend lehnte Tailin sich gegen die Schulter des Braunhaarigen: „Was mach ich denn jetzt bloß mit dir Blödi? Ich bin ja jetzt quasi zu deinem Schicksalshüter erklärt worden.“

„Genau das bist du.“

„Aber wenn ich nicht mit dir zusammen komme, dann löst sich dein Wunschtraum in Luft auf, dann bin ich daran schuld, wenn du unglücklich wirst. Mit dir zusammen kann ich aber auch nicht sein. Verdammte Zwickmühle.“

„Wieso kannst du denn nicht...“

Der Kleinere schnitt ihm das Wort ab: „Kure, frag das nicht. Es ist so viel zwischen uns passiert, ich ertrag das einfach nicht länger. Ich kann jetzt nicht einfach einen auf glückliches Pärchen mit dir machen, selbst wenn die richtigen Gefühle dafür vorhanden wären.“

selbst wenn“, wiederholte der Größere traurig: „Das heißt also, dass du nur Abscheu oder sogar Mitleid für mich empfindest, ja?“

„Nein! Abscheu ist übertrieben gesagt und Mitleid ist auch die falsche Bezeichnung! Es ist nur so viel passiert, wie soll ich da normal mit dir umgehen können, geschweige denn eine Beziehung mit dir führen?“

„Und was machen wir dann jetzt?“

„Ich weiß nicht. Ich weiß ehrlich nicht, was ich jetzt tun soll.“

„Und wenn du erst mal eine Weile bei mir bleibst, um es herauszufinden?“

„Bei dir bleiben? Hier? Und am besten wohl auch noch bei dir im Bett schlafe, oder was?“

„Wieso denn nicht, ich tue dir doch nichts. Bitte Tailin, überleg es dir doch erst ein mal.“

„Na gut.“

„Heißt das du überlegst es dir?“

„Nein, ich meine, dass ich vielleicht wirklich eine Weile hier bei dir bleiben sollte, um herauszufinden, wie du wirklich bist und um deiner Familie glaubhaft zu machen, dass wir zusammen sind.“

„Hä? Wie jetzt? Langsam verstehe ich gar nichts mehr, wer hier wohl eine komische Logik besitzt?“

„Entschuldige, ich sollte vielleicht laut aussprechen, was mir da für ein Plan vorschwebt. Also hör zu, diese Abmachung besagt doch sicher nicht, dass wir für immer zusammen bleiben müssen, oder?“

„Nein, aber..“

„Ruhe, lass mich ausreden. Wir könnten doch so tun, als wären wir zusammen, nur für eine Weile, damit deine Eltern diese dumme Idee mit der arrangierten Hochzeit vergessen und du das Geschäft deines Großvaters erben kannst und dann trennen wir uns halt nach einer gewissen Zeit wieder offiziell.“

„Ich will aber nicht nur so tun, als ob wir zusammen sind.“

„Das ist mir schon klar, aber das ist doch die perfekte Lösung. Du kannst das Café übernehmen, obwohl ich nicht mit dir zusammen bin.“

„Tailin! Hör auf so gleichgültig darüber zu sprechen!“

Zu tiefst verletzt schob der Ältere den Grünhaarigen von sich weg, allmählich hatte er genug von dieser Situation.

Bisher hatte er immer alles falsch gemacht und das Endergebnis des Ganzen war dann, dass er immer wieder alleine mit seinen Gefühlen dastand.

„Ich bin so ein Idiot“, murmelte er geistesabwesend, ohne zu bemerken, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte.

„Was redest du denn da, wieso bist du ein Idiot?“

Für einen Augenblick perplex schaute der Ältere Tailin an, bis er schließlich begriff was geschehen war: „Das fragst du noch? Ich mache alles falsch, was soll ich da sonst sein, als ein Idiot?“

„Stimmt, das ist ein Argument.“

„Na danke auch.“

„Ach Kure, es tut mir ja leid und ich mag dich auch, aber eine Beziehung nach all dem hin und her kann ich mir wirklich nicht mehr vorstellen.“
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Sorry erst mal für das abrupte Kapiende ^^°
 

So und jetzt: … tja, was soll ich sagen? Jetzt ist es raus.

Ziemlich bekloppte Denkweise hat unser lieber Möchtegernmacho da, muss ich Tailin eindeutig recht geben *zustimmend nick*
 

Hoffe euch hat das Kapi gefallen und ihr hinterlasst mir beim Ausgang einen Kommi -^.^-
 

*jedem leser einen teller kekse in die hände drück*



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Prue
2008-07-24T10:27:05+00:00 24.07.2008 12:27
der arme Kure
Er hat zwar ne blöde Sichtweise, aber ich versteh Sie irgendwie auch.
Wie kann Lailin nur so Herzlos sein? Wieso versteht Er Kure nicht?
=(
Muss weiter lesen
mfg Prue
Von: abgemeldet
2008-01-24T11:28:26+00:00 24.01.2008 12:28
keeeeeeeeeeeeekseeeeeeeeeeee
*mampf*mampf*
leeeecker^^
*sabba*
so, jetzt zum kapi:
haste gut gemacht! sie haben sich immernoch nicht vertragen, so leibt die spannung erhalten^^
hoffe du stllst die nächsten tage das nächste kapi rein!
ganz liebe grüßilies
der motchi-keks mit sechs ecken
Von: abgemeldet
2008-01-20T17:44:12+00:00 20.01.2008 18:44
*keks knabber*
so ne logik kann ja echt nur ein mann haben... tz tz tz
aber ich denke tai wird schon noch kapieren dass kure der richtige ist
endlich hat man mal rausgekriegt was mit kure alles los ist
jetzt bin ich erst recht auf die nächsten kapitel gespannt
tai wird schon noch *g*
lg
beddl-cat

Von:  Silk_Raven
2008-01-14T19:11:27+00:00 14.01.2008 20:11
woaha o.o krasse denkweise xD manno > < warum will tai nich mit kure zusammen sien? *flenn* die beiden soin sou süß zusammen! > < warte auf fortsetzung ^^
*roll* KLeine~
Von:  Knuddelmaus256
2008-01-14T18:58:05+00:00 14.01.2008 19:58
Also nicht nur Kure ist ein Idiot, Tai-chan ist auch echt gemein.
Jetzt bin ich ja ber mal echt gespannt, wie das mit den beiden weitergeht.
Schreib schnell weiter.
Dat Mäuschen
Von:  Vampire-Hero
2008-01-14T08:17:49+00:00 14.01.2008 09:17
Wurde ja auch mal Zeit, das die beiden sich aussprechen. Doch am Ziel ist Kure immer noch nicht... einglück, somit haben wir noch mehr zu lesen **grins**. Ich glaube Tai wird bei Kure einziehen dürfen und sie 'spielen' ein Paar. Und Kure wird vielleicht versuchen sich dem Kleineren zu nähern, vorsichtig und liebevoller als am Anfang und wer weiß **schulterzuck** dann kommt alles zum Schluss doch anders... Mach weiter so, freu mich schon aufs nächste Chap,

LG
Vampire
Von:  DMC_Monkey
2008-01-13T17:46:48+00:00 13.01.2008 18:46
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas!!!
Tai-chan du Idiot ><
Du kannst Kure doch jetzt nicht in den Wind schießen!!!!
Ihr müsst einfach ein glückliches Pärchen werden ><
Sonst werde ich strreiken und zu einer Demo aufrufen xP
lg
dein Kazu
Von:  Fina
2008-01-13T14:42:40+00:00 13.01.2008 15:42
*kapi anschau*
...
*nachdenk*
...ich weiß nicht was ich schreiben soll xD
mir hat das kapi gefallen aber..ka irgendwie komisch xDD
kure tut mir leid..aber tailin hat auch recht~
hm..was solls xD
freu mich schon aufs nächste kapi! ^^

viele liebe grüße
Fina x3
Von:  Haberschnack
2008-01-13T00:43:56+00:00 13.01.2008 01:43
"sniff"
Wenn ich Kure wäre würde ich jetzt heulen!
Ich verstehe Tais Standpunkt vollkommen aber Kure ist schon arm dran! Und ein Idiot ist er auch noch..was soll bloß aus ihm werden!
Aber ich denke Tais Plan ist ganz gut! Ich frage mich nur ob die Tatsache, das sie nur so tun, Kure oder Tais nicht irgendwann verletzen könnte... sehr schwierig!
Ich hoffe immer noch das sie ein glückliches Pärchen werden! Und Kure ist doch echt ein liebenswerter Idiot!
Ich adoptier ihn, wenn Tai ihn nich will! XD
Bin gespannt aufs nächste!!
Ev!!^^°
Von:  saspi
2008-01-12T22:01:16+00:00 12.01.2008 23:01
Hey!!!
das kappi ist echt supi!!! bitte bitte veröffentliche
schnell das neue kappi. *süchtig bin*
werden die eltern reinfallen. wenns sie es so amchen. sicher werden sie dann auch ein richtiges paar.
freu mich auf die Fortsetzung.
Bye



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