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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
von

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Da endlich drei Kommis zusammen sind, gibt es hier auch gleich das nächste Kapi!

Viel Spaß dabei!
 

Trixi_82+R11=Phai8287
 

Ruhig lag der Körper des Geliebten auf den weichen Kissen des Bettes. Für Unwissende mochte es so aussehen, als ob er schlief, doch jeder hier im Dorf wusste es besser.

Es war spät geworden und Ivar wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Leise trat er an die Tür von Toraes momentaner Unterkunft und legte sine Stirn dagegen. Mit einer Hand fuhr er die Konturen der Tür nach und schloss seine Augen, um die Tränen, die er vergießen wollte, darin zu fangen. „Verzeih mir, dass ich mein Versprechen nicht halten kann, aber ich kann dich nicht glücklich machen.“ Seine Stimme bebte. „Hier hast du es besser! Aber vergieß nie, wie sehr ich dich liebe und das ich der Erste war, der dich so geliebt hat, wie du bist. Ich hoffe, dass du mir irgendwann vergeben wirst und mit einem Lächeln an mich denken kannst, denn sei dir sicher, ich werde dich nie vergessen, lasse ich doch mein Herz hier bei dir...“ Ivar trat mit feuchten Augen von der Tür weg und drückte seine Finger zuerst auf seine Lippen und dann auf das Holz. „Werde glücklich, Torae!“ Mit diesen Worten verschwand er in der Nacht.

Die Tränen, welche Ivar nicht vergießen konnte, flossen jedoch über die Wangen des bewusstlosen Magiers. Er konnte spüren, das seine Liebe tief traurig war und sich von ihm entfernte. "Bleib...", hauchte der Körper, die Gefühle tief in sich aufsaugend. Doch er konnte nicht wissen was wirklich geschehen war und das er ihn nicht erreichen würde.
 

Sidonie war unruhig, seit zehn Tagen war ihr sterblicher Gast nun schon verschwunden und noch immer hatte sich die Tür zu Toraes Raum noch nicht geöffnet, dabei pochte sie doch darauf nun endlich eine Chance bei dem hübschen jungen Mann zu haben. Zum wiederholten Male an diesem Tag ging sie an dem runden Haus vorbei, doch diesmal hatte sich etwas verändert, die Tür war leicht geöffnet. „Vater!!“ rief sie freudig. „Vater, er ist wach!!“ Rhazes war tief in Grids Ungnade gefallen und war für Ivars Verschwinden in sein Haus gebannt worden. Ohne ihre Erlaubnis, war es ihm nicht möglich es zu verlassen. Trotzdem stand er freudig hinter der offenen Tür und lächelte seine Tochter an. "Ist das wahr?"

„Ja, Vater! Die Tür hat sich geöffnet!“ Sie war völlig aufgedreht vor Freude. "Nun, wenn sich die Tür öffnet, kommt er zurück. Geh und hol die Göttin, berichte ihr von der guten Neuigkeit!"

„Das werde ich, Vater!“ Eiligst trugen ihre schlanken Beine sie davon, auf der Suche nach ihrer Göttin. Diese war an der versteckten Weide und sah ausdruckslos in den Himmel. Torae war jetzt schon so lange fort, sie hatte Angst, dass er nicht zurück fand. „Herrin! Herrin! Die Tür hat sich geöffnet! Die Tür ist offen!!“ Mit einem Schlag waren Grids Augen wieder klar und sie kam Sidonie aufgeregt entgegen. Ihr Gesicht strahlte dabei vor Glück. "Bring mich hin, sofort, lass mich sehen, dass er zurück ist!" Vor Freude das Protokoll vergessend ergriff Sidonie ihre Hand und lief, Grid hinter sich herziehend, in Richtung des Hauses. Auch der uralten aber wunderschönen Frau war die Etikette egal und sie kicherte immer wieder fröhlich, als sie durch die Straßen rannten. Vor dem runden Gebäude aber stoppte sie und räusperte sich um ruhig zu werden. Wenn Torae wirklich zurückgefunden hatte, würde er noch mehr verkraften müssen. Sanft hielt sie auch die junge Magierin fest. „Warte hier, wir wissen noch nicht, wie es ihm geht!“

„Natürlich, Herrin.“ Kam es automatisch von Sidonie, denn eigentlich wollte sie sofort hinein laufen und tippelte nun nervös von einem Fuß auf den anderen.

Langsam ging Grid auf das Bett in der Mitte des Zimmers zu. Sie konnte sehen, wie der Körper auf ihm... wie Torae langsam wieder erwachte. Ein glückliches Seufzen und eine Träne entfloh ihrem göttlichen Körper. Mit einem zarten Lächeln setzte sie sich an die Bettkante und wartete, bis der Magier vollständig erwacht war. „Willkommen zurück!“ Sehr melancholisch erwiderte er das Lächeln, Torae hatte all seine Erinnerungen zurück erlangt. Er war traurig über sein Vorhaben, als böser Magier, alles Leben auszulöschen und über den erneuten Verlust von Iskander, von dem er wusste, weil er sonst nicht wieder er selbst geworden wäre. „Danke, danke für alles!“, sagte er leise. Nach Ivar fragte er nicht, sein Körper hatte ihm von einem Abschied verraten und es schmerzte ihn ungemein. Stille Tränen vor Glück liefen über Grids Gesicht und sie zog den jungen Mann in ihre Arme. „Ich bin so froh! Ich habe so gehofft und hatte doch solche Angst!“ Diese Wärme verschaffte Torae zwar keinen Trost über die Verluste, doch er konnte sich in ihnen fallen lassen. So weinte auch er und ließ seinem Kummer freien Lauf. „Mama...“, schluchzte er ein zweites Mal in seinem Leben diese Vertraute Anrede.

Auch wenn Sidonie dem Befehl ihrer Göttin folgte trat sie dennoch dichter an das Haus heran, um durch die Tür sehen zu können. Als sie die Beiden sah, fühlte sie sich zwar, als würde sie in eine private Situation Einblick erlangen, genoss es aber auch daran Teil zu haben.

Torae brauchte eine ganze Weile, bis seine Tränen trockneten, aber innerlich nicht versiegten. Dann löste er sich etwas von der Göttin und sah mit seinen in die ihren vom Weinen rote Augen. "Ich weiß wieder alles... Und ich weiß auch, wer ich einmal viele... viele Jahre vorher war..." Grid nickte und küsste ihn auf die Stirn. "Nimm dir alle Zeit der Welt, die du brauchst. Es ist viel... Mein Sohn!" Während sie so beieinander saßen und kuschelten, winkte sie die junge Magierin herein. Sidonie leistete freudig folge, sah sie diese Erlaubnis einzutreten doch schon beinahe als Segen der Göttin für ihre Zukunft mit Torae an. „Wie schön, dass ihr erwacht seid.“ Der junge Magier wischte sich schnell die feuchten Augen trocken und sah sie fragend an. Wusste die Magierin überhaupt, in wie weit er wirklich erwacht war? "Ihr?" Verdutzt sah sie ihn an, bis ihr dämmerte, dass er ihr ja erlaubt hatte, ihn zu duzen. „Oh, Verzeihung! Das du erwacht bist!“ Torae erlaubte sich ein leises Lachen. "Hast du etwa auf mich gewartet?" Er war noch immer an seine wahrhaftige Mutter gelehnt und genoss ihre Nähe. „Aber natürlich!“ erwiderte sie beinahe schon empört, dass er etwas anderes glauben könnte. Diese prompte und klare Antwort erinnerte ihn an Ivar und er schloss kurz schmerzlich die Augen. "Danke!" Dann mischte sich auch wieder Grid in das Gespräch mit ein. "Wollen wir nicht etwas Essen gehen? Du warst lange weg, Torae... und du bist bestimmt hungrig!" Er antwortete ihr über ein zustimmendes Nicken und danach war er wieder in seinem geliebten grün / schwarzen Gewand gekleidet. Wenn Ivar ihn schon verlassen hatte, wäre dies wenigstens seine greifbare Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Die Farben ihrer Augen in seiner Kleidung vereint. Die Bedeutung der Farben verstand Sidonie nicht, sie sah nur, wie sehr sie Torae standen.

Gemeinsam gingen sie dann in das Haus des Obersten, Rhazes. Dieser hatte sie schon erwartet und eine warme aber kräftigende Suppe gemacht. Grid ließ ihn noch immer spüren, dass er sie sehr erzürnt hatte. Dankbar setzte sich Torae an den Tisch und wartete, dass sich auch die Anderen setzte. Das Mädchen suchte sich gezielt einen Platz dicht neben Torae, um so viel Kontakt wie möglich zu ihm zu haben.
 

Torae war seit seinem Erwachen noch stiller geworden, als er von Natur aus eh schon war. Oft zog er sich zurück und saß auf dem Ast der Weide, von welchem ihn Ivar in ihren letzten gemeinsamen Minuten herunter gerufen hatte. Grid betrachtete es ruhig. Er hatte viel durchgemacht und er sollte von allein kommen. Innerlich hoffte sie, dass er Ivar folgen würde, denn der Räuber war die andere Hälfte des Magiers. Mit gemischten Gefühlen beobachtete sie hingegen, wie Sidonie ihm Gesellschaft leistete und wie Torae nicht verstand oder verstehen wollte, was die junge Frau bezweckte.

Sie trug ihre schönsten und Figurbetontesten Kleider, ihr Haar viel in reizenden Wellen um ihr Gesicht und sie trug die teuersten Parfüms. Sie hielt sich, wie es sich geziemte, die Hand vor den Mund, als sie über einen Witz kicherte, den Torae nur halbherzig erzählt hatte. Weil er sie und ihre Gesellschaft aber nicht unfreundlich behandeln wollte, lächelte auch der Magier, obwohl man in seinen Augen die Trauer sehen konnte, wie einsam er war. Dann stellte er endlich die Frage, welche ihm schon seit einer ganzen Weile im Kopf herum spukte. "Bin ich dir nicht zu langweilig?"

„Oh nein“ widersprach sie. „Ich genieße deine Nähe sehr.“ Bei diesen Worten errötete sie. Ungläubig schüttelte Torae den Kopf. "Aber bei den anderen Magiern im Dorf wäre es doch bestimmt nicht so ruhig. Ich weiß selber, dass ich nicht der große Unterhalter bin!"

„Oh, aber es ist sehr nett bei dir. Die anderen können dir doch nicht das Wasser reichen!“ Sie blickte ihn lächelnd an und beugte sich dabei etwas vor, sodass Torae wunderbaren Einblick in ihren Ausschnitt hatte. Doch der bemerkte es nicht, niemand könnte ihn je wieder so reizen wie Ivar es getan hatte. „Nur, dass ich diese Kraft von der du sprichst nicht einsetze. Also, erklär es mir bitte, ich versteh es nicht!“ Der Weißhaarige hatte ihre Aussage so verstanden, dass sie wegen der ursprünglichen Macht in ihm bei ihm war, weshalb er sich auch etwas zurückzog. „Oh aber das meinte ich doch gar nicht! Du bist einfach so ein ganz besonderer Mann.“ Den letzten Satz hatte sie beinahe gegurrt und sich so zu ihm gebeugt, dass sie in der perfekten Position war, falls er sie küssen wollte, was sie auch stark hoffte. Torae blinzelte verwirrt. Dabei wich er jetzt mit einem ganz unschuldigen Ausdruck noch ein kleines Stück zurück. "Warum?"

„Du siehst gut aus, bist nett, höflich und bist so humorvoll.“ Sie widmete ihm einen extravaganten Augenaufschlag. Toraes Unschuld wurde noch deutlicher. "Na ja, das sind andere Freunde von dir bestimmt auch..."

„Oh nein, niemand ist so wie du!“ Ihr Körper war jetzt so dicht an dem des Magiers, das er ihren Busen an seinem Oberkörper spüren konnte und er wurde rosa um die Nase. "Bitte Sidonie...", sanft schob er sie etwas von sich. "Ich weiß nicht, was du von mir möchtest, aber dafür musst du dich bestimmt nicht auf mich legen..." Das Mädchen spürte, wie langsam die Frustration bei ihr aufkam. „Stört es denn?“ Noch etwas röter, nickte ihr Gegenüber und ließ dann ganz schnell den weiblichen Körper los. "Das gehört sich nicht! Du bist bestimmt schon versprochen oder so..."

„Oh, keine Sorgen, solche Sitten haben wir bei uns nicht.“ ‚Du hast also freie Bahn.’ Dachte sie bei sich. Langsam stand Torae auf und schluckte hart. "Verstehe ich dich gerade richtig? Aber warum sollte ich das mit dir tun? Was willst du wirklich von mir?"

„Nun, wir sind beide im heiratsfähigen Alter…“ Die Bedeutung ihrer Worte ließ sie im Raum hängen. So langsam begann es in dem Weißhaarigen zu dämmern und er senkte betroffen den Kopf. "Sidonie..." Er überlegte, wie er es ihr am besten sagen konnte ohne der jungen Frau dabei all zu tiefe Gefühlswunden zuzufügen. „Torae“, hauchte sie ihm entgegen und eh er sich versah hatte sie ihre Lippen auf seine gedrückt. Mit weit geöffneten Augen starrte Torae sie dabei an, packte sanft ihre Schultern und schob sie von sich. Er hatte den Kuss mit keiner Geste erwidert. "Sidonie... Ich... ich kann das nicht!" Tiefe Trauer sprach aus ihm und er musste an Ivars zarte Küsse denken. Auch Toraes Augen waren wieder leer und verletzt. Er hatte seinen Liebsten in seinem Herzen verbannt um irgendwie die Tage zu überstehen, doch jetzt drang alles wieder an die Oberfläche. „Aber warum nicht??“, rief sie pikiert. „Ich bin das hübscheste Mädchen im Dorf, warum willst du mich also nicht??“ Tränen stiegen in den Augen des jungen Magiers auf und er ließ sie los. "Weil ich dich nicht lieben kann... Weil ich nie wieder lieben werde!" Schnell drehte er sich um und sank auf die Knie. Alles in ihm zog sich zusammen, Ivar fehlte ihm so sehr. „Aber... aber wieso?“ Für Sidonie waren solche Empfindungen völlig fremd, so dass sie Torae einfach nicht versteh konnte. Mit leiser und brüchiger Stimme antwortete er ihr: "Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du nicht atmen kannst, wenn jemand bestimmtes in deiner Nähe ist? Das du trotzdem nur ihn in deiner Nähe haben willst... das du dein Leben und alles was du hast für ihn aufgeben würdest? Das dass Glück des Anderen dir wichtiger ist, als dein eigenes Selbst? Das du verloren bist, wenn er nicht bei dir ist?" Sidonie dachte ernsthaft nach, konnte eine solche Empfindung aber in ihren Erinnerungen nicht finden. „Nein.“ Toraes Stimme wurde verzweifelt. "Aber ich... Ivar gab mir ein zu Hause, er hat mich akzeptiert wie ich war. Er hat mich mit seinem Leben verteidigt, auch wenn es immer wieder meine Schuld war, weswegen wir in Lebensgefahr schwebten. Er war bei mir und hat mich gehalten..." Die blauen Augen Sidonies wurden weit und etwas anderes unbekanntes stieg in ihr auf, Schuldgefühle. Nicht wissend was sie tun sollte lief sie davon, Torae seiner Trauer überlassend. Ganz klein kauerte dieser sich zusammen und ließ sich in den Schmerz fallen. Auch wenn ihm Ivar fehlte, es war gut, dass er gegangen war, dann konnte Torae ihn nicht wieder in Gefahr bringen.

Im Dorf hingegen ließ Sidonie Grid in die Arme und diese schien besorgt, bei der offensichtlichen Verstörtheit. "Was ist denn mein Kind?" Sidonie stotterte aufgewühlt Unverständliches vor ich hin, bevor sie auch vor ihrer Herrin davon lief. Verwundert blickte sie ihr nach und glaubte insgeheim zu wissen was vorgefallen war. Jedoch lag sie nicht ganz richtig.

Die junge Frau hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, um erst einmal ihrer eigenen Gefühle Herr zu werden. Dann klopfte Rhazes an ihre Tür. Er hatte noch immer 'Hausarrest'. "Sidonie? Was ist los?"

„Geh weg!“ Sidonie hatte es nie gewagt respektlos mit ihrem Vater zu reden, doch jetzt merkte sie es nicht einmal. Erbost schlug dieser die Tür auf. "Was fällt dir ein, du ungezogenes Ding? Noch nicht einmal gegrüßt hast du, als du reingekommen bist!"

„Es ist alles deine Schuld!! Er wird mich nie lieben und du bist Schuld!!“ Lächelnd und verstehend trat der Alte ans Bett und streichelte die Schulter seiner Tochter. "Er muss dich nicht lieben, er muss nur bei dir bleiben und mit den Jahren, wird er nicht mehr von dir weg wollen. Wir dürfen diese Kraft nicht einfach den Menschen überlassen!" Rhazes hatte es schon die ganze Zeit im Hinterkopf, alles was er wollte war die Macht in Torae. Denn nur mit ihr war er unabhängig und es war ein Schutz für ihn vor dem Sicheren Tod. Denn die Zauberkraft würde sein Leben nicht ewig weiter verlängern. „Er hat diesem Ivar sein Herz geschenkt“ flüsterte Sidonie heiser. „Er wird ihn immer lieben.“ Sanft streichelte ihr Vater sie und redete weiter auf sie ein. „Mach dir darum keine Gedanken. Er ist jetzt verletzt, weil dieser Mensch fort ist. Leiste ihm Gesellschaft und sei für Torae da. Dann wird er auch für dich so empfinden lernen. Er ist unter Menschen aufgewachsen, da ist es normal dass er mehr auf seine Gefühle hört als auf das, worauf es bei uns ankommt. Torae, der zurückgekehrte Sohn unserer Göttin wird mit dir sein Leben verbringen. Du musst nur tun, was ich dir sage und es wird geschehen... Er ist für dich bestimmt!“ Rhazes wollte seine Tochter um den Finger wickeln um zu bekommen was er begehrte. Doch Sidonie war nicht überzeugt, hatte sie Toraes Leid doch gesehen, aber erneut widersprechen tat sie nicht. Ihr Vater ließ der jungen Magierin noch ein paar Minuten um sich zu beruhigen. So ein deutliches Gefühlschaos hatte er noch nie bei ihr gesehen. "Ich hoffe, das du ihn nicht einfach irgendwo stehen gelassen hast..." Die Schultern der jungen Frau zuckten zusammen. Eine dem Alter entsprechende, graue Augenbraue wanderte nach oben und die passende Stirn dazu legte sich verärgert in Falten. "Du hast?"

„I…ich wollte es nicht, aber ich wusste doch nicht was ich tun sollte!!“, flehend sah sie ihren Vater an und hoffte auf Verständnis. Doch dieser schien das Wort Verständnis nicht zu kennen. "Eine gute Frau bleibt an der Seite des Mannes den sie sich erwählt hat, egal was passiert!" Seine Stimme war so kalt wie Sidonie es noch nie gehört hatte und Rhazes zeigte mit einer Hand nach draußen. "Ich hoffe dir ist bewusst, was du jetzt zu tun hast..."

„Na… natürlich Vater!“ Aus Angst vor ihrem Erzeuger sprang Sidonie auf. "Gut, dann verlasse ich mich auf dich und das du an seiner Seite bleiben wirst!"

„Für immer, Vater.“

Doch Torae ließ Sidonie nicht wieder in seine Nähe. Er wollte sie nicht verletzen, wenn er bei ihr war und sehnsuchtsvoll dabei an Ivar dachte. Außerdem zerriss es ihm das Herz, denn ihm war bewusst, dass er allein die Schuld für den Weggang des Räubers trug und er versuchte alles um sich aus zu schallten. Auch mit Grid oder sonst jemandem aus dem Magierdorf sprach er nicht viel. Immer nur das Nötigste.

So vergingen Wochen... Monate... und sogar Jahre. Vier Mal sah der junge Magier die vier Jahreszeiten an sich vorüber ziehen. Er hatte sich mit der Zeit ein kleines Lager an der Weide gezaubert. Hier wollte er bleiben, hier wo er das letzte Mal die Gefühle seines Liebsten gespürt hatte. Seine Augen waren inzwischen leer und er wusste nicht, dass nicht nur sein Herz fort war, sondern das Ivar seines damals auch bei ihm gelassen hatte.

Sidonie hatte sich ebenfalls verändert, aus dem ahnungslosen Mädchen war eine nachdenkliche junge Frau geworden, die all die Zeit nur noch von der Angst vor ihrem Vater geleitet wurde, doch das Mitgefühl wuchs in ihr und sie wusste, dass sie es nicht mehr lange würde unterdrücken können, noch dazu kam, dass sie sich wirklich in Torae verliebt hatte und das erste Mal in ihrem Leben stellte sie das Glück eines anderen über ihres.

Gut gelaunt stand Rhazes am Fenster und sah hinaus. Ihm war noch immer nicht vergeben worden und er war jetzt seit Jahren in seinem eigenem Haus gefangen. Doch er hatte sich daran gewöhnt und konnte auch von hier drinnen alles lenken. "Bringst du ihm wieder Essen?", fragte er seine Tochter. Sidonie stockte und plötzlich wusste sie, dass das dies der Moment war an dem sie eine Entscheidung treffen musste. „Ich gehe gleich zu ihm, aber ich werde versuchen ihn dazu zu bekommen bei uns zu essen, dass würde doch auch die Göttin erfreuen.“ Der alte Magier nickte zufrieden. "Ja und dann könnte sie euch endlich ihren Segen geben!"

„Wenn du es sagst, Vater.“

"Natürlich!" Mit einem leichten Wink öffnete Rhazes die Tür und gab seiner Tochter dann einen sanften Kuss auf die Stirn. "Du bist das Licht in meinem Leben und ich möchte nur das Beste für dich! ... Und jetzt geh zu ihm..."

Das Lächeln, das sie ihm schenkte war nicht echt, denn vor vier Jahren hätte sie ihm wohl noch geglaubt, doch heute nicht mehr. Sie verließ ihr Elternhaus und schritt den bekannten Weg zur alten Weide ab.

Torae saß wieder auf dem Ast, knapp 2 Meter über der Erde und sah in die Richtung, in welche viele Tagesreisen von hier fort, Ivar jetzt Leben müsste. Er bemerkte sie nicht, als sie ankam. Dieser Anblick war es, der Sidonie den letzten Antrieb gab, traf er sie doch mitten ins Herz. „Torae?“ Er zuckte nicht einmal, als die zarte, weibliche Stimme an sein Ohr drang. "Bitte geh wieder! Ich möchte heute noch einiges machen..."

„Ich kann nicht gehen, bevor ich nicht gesagt habe, weswegen ich gekommen bin!“ Ihre Stimme war stark mit einer Entschlossenheit, die sie von sich selbst gar nicht kannte. Ohne jegliches Gefühl dabei von sich zu geben, lachte Torae kurz aber laut. "Möchte dein Vater... oder meine Mutter etwa wieder, dass ich zu euch, zum Essen komme?"

„Ja, aber darum bin ich nicht hier.“ Sidonie holte tief Luft und sprach die Worte aus, die sie nun schon seit Jahren quälten. „Du gibst dir die Schuld daran, aber er ist nicht deinetwegen gegangen!“ Ein seltenes aber ehrliches Lächeln streifte kurz das Gesicht des Weißhaarigen. "Mach dir keine Sorgen, du warst es auch nicht. Ivar wusste, dass ich ihn nicht verlassen hätte!"

„Das wusste er nicht, dafür hat Vater gesorgt.“ Unsicher sah sie ihn an, wie würde er auf ihre Worte reagieren? Langsam drehte sich das reifer gewordene Gesicht der jungen Frau zu und sah sie direkt an. Er hatte schon sehr lange niemanden mehr angesehen. "Was hat das mit deinem Vater zu tun?" Sie erbete unter seinem Blick, sprach aber dennoch weiter. „Vater ist sehr gut mit Worten und im manipulieren, ich bin der beste Beweis dafür. Er hat die Ängste und Zweifel deines Liebsten ausgenutzt und ihm glauben gemacht, dass du hier besser aufgehoben wärst, also bei ihm.“ In Torae begann es zu brodeln. Sollte das wirklich wahr sein? Noch bevor Sidonie ihren Satz beendet hatte, stand er vor ihr und berührte zart ihre Wange. "Deine Worte sind aber auch gut gewählt. Sie versprechen mir Trost... Trotzdem, Ivar hatte sich nie beeinflussen lassen. Wie hätte das dein Vater schaffen sollen?"

„Nun, mein Vater ist einer der mächtigsten Magier unserer Zeit, er hat Mittel und Wege seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Er musste ja nur dafür sorgen, dass Ivar das Dorf verließ, zurückfinden konnte er alleine nicht.“ Mit einem Schlag wurde die Hand an ihrer Wange eis kalt und ein ersticktes Schluchzen drang aus Torae heraus. „Dein Vater hat ihn... Ivar wurde verhext? Und ich war die ganzen Jahre hier... und... und hab ihn in dem Glauben gelassen? Sag mir, dass das nicht wahr ist!!!“ Zum Ende wurde Torae immer lauter und den letzten Satz hatte er flehend geschrieen. „Für… für ihn sind es keine Jahre, vergiss das nicht!“ stotterte sie hervor und hoffte, dass es tröstend wirken würde.

Torae geriet in einen Strudel der Gefühle. Emotionen die er seit vier Jahren zu unterdrücken versuchte. Aber Sidonie hatte Recht. Hier im Dorf der Magier lief die Zeit schneller als in der Realität, sie waren in der Nähe der Höhle von der Grid Ivar einst erzählte. Das würde bedeuten, dass Ivar erst einige Monate allein war. Einige Monate zu viel! Der Langhaarige wollte ihn nicht noch länger allein lassen. Leben begann wieder in seinen Augen zu strahlen und er küsste die schöne Frau vor sich dankbar und zärtlich auf die Stirn. "Danke... Ich danke dir so sehr!" Noch fiel ihm nicht ein, nach zu fragen, woher sie das wusste und warum sie es ihm erst jetzt erzählt hatte. Sidonies Augen wurden feucht, dennoch lächelte sie ihn an. „Warum stehst du immer noch hier? Wo er doch irgendwo auf dich warte, ich sag der Göttin schon bescheid.“ Fest schlangen sich starke Arme um sie. In Torae begann die Hoffnung zu überwiegen. "Ich werde wieder kommen und dir richtig danken!" Dann verschwand er.

Die junge Frau wischte sich über die Augen und schritt dann stolz und zufrieden mit sich selbst zurück zu ihrem Haus, wo ihr Vater und auch die Göttin Grid auf sie warteten. Hoffnungsvoll sah Grid auf Sidonie. Nur selten verließ Torae seinen Platz an der Weide. Doch kein Mann betrat hinter ihr das Zimmer und sie senkte ihr Haupt. "Er wird nicht kommen..."

„Nein, Herrin.“ Sidonies Stimme klang keineswegs enttäuscht. „Er wird gar nicht mehr kommen.“ Jetzt blinzelte Rhazes und er ahnte schlimmes. "Was hast du getan?", fuhr er sie barsch an. Wenn die Göttin erfuhr, was er wirklich getan hätte, wäre der Tod wohl eine Gnade und ein Geschenk. Er wusste, wie sie mit 'Verrätern' umsprang. „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt.“ Innerlich bebte sie vor Angst, doch sie stand stark vor ihrem Vater. Und prompt hatte sie eine sitzen. Das Dorfoberhaupt hatte ihr eine saftige Ohrfeige verpasst. "Du dämliches Gör!" Doch dann ging Grid dazwischen. "Was für eine Wahrheit?"

„Dass Vater es war, der Ivar dazu gebracht hat zu gehen.“ Sie hielt sich die schmerzende Wange und Tränen des Schmerzes glänzenden in ihren Augen. "Und das war dir bekannt? Sidonie, du bleibst hier stehen!" Die sonst samtige Stimme von Grid wurde eiskalt und streng. Im selben Augenblick als sie sich zu Rhazes drehte, konnte die junge Magierin sich nicht mehr rühren. "Du alter Narr, hast du geglaubt, dass ich davon nichts erfahre? Erklärungen und Entschuldigungen kann es dafür keine Geben, denn ich habe dir schon zu Beginn gesagt, dass der Zauber, welcher zwischen Torae und Ivar besteht nicht gebrochen wird! Er ist mächtiger als alle Magie, die es gibt!" Sie hob ihren Zeigefinger und der Alte begann zu ihr zu schweben. Er wollte schreien, doch die Panik und Angst, welche von ihm besitz ergriffen hatte, verhinderte, dass er auch nur einen Pieps von sich geben konnte. "Wir waren einst Freunde, wie konntest du mich nur so hintergehen?" Wild wehten die langen silber/weißen Haare um Grids Gesicht und ihre Gestallt begann zu glühen, als ob sie aus Feuer bestünde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Manu-chi
2008-05-03T19:25:51+00:00 03.05.2008 21:25
Ich kann den beiden Kommi-Schreibern vor mir nur recht geben. *nick*
Sidonie hätte wirklich eher dahinterkommen müssen. ^^ Aber sonst wäre es ja keine so spannende Story wenns so einfach wäre.
Hach~ Ich liebe Ivar und Torae. So sweet. *nur mal anbringen wollt* *gg*

gglg
Von:  ReinaDoreen
2008-05-01T12:47:41+00:00 01.05.2008 14:47
Der Plan des alten Mannes ist nicht aufgegangen. Bin froh darüber. Aber es hat wirklich lange gedauert bis Sidonie begriffen hat das sie das Herz Toraes nie erreichen kann.
Aber es ist trotzdem eine lange Zeit vergangen und wer weiß was mittlerweile bei Ivar los ist.
Reni
Von:  Allmacht
2008-04-30T16:20:36+00:00 30.04.2008 18:20
Fieser Cliff, wieder einmal. *lach*
Ab liebsten hätte ich Sidonie zwischendurch einmal gerne gewürgt.
Ivar ist aber auch ein Idiot auf so etwas hereinzufallen.
Torae hat es Gott sei Dank noch geschnallt.

lg


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