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Rote Augen

Die Fortsetzung von Familienbande
von

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Fehlendes Puzzleteil

Stumm saß Bella auf der neuen schwarzen Ledercouch und starrte seit Stunden auf einen Punkt an der Wand. Mit jeder verstrichenen Minute wurde es ihr bewusster, dass Faye nicht mehr da war. Sie würde nicht wiederkommen. Warum hatte niemand Bella gesagt, dass die Volturi die Erinnerungen an das alte Leben bei neuen Wachen löschten? Bella hätte Faye doch aufgehalten, wenn sie es nur gewusst hätte…

Nie wieder würde sie mit Faye jagen gehen können. Nie wieder würden sie gemeinsam Edward ärgern können. Nie wieder würden sie irgendetwas miteinander tun.

„Verdammte Scheiße!“, brüllte Bella und stand auf, um zu verschwinden. Niemand hielt sie auf, als sie aus dem Haus stürmte und im Wald verschwand. Sie lief, um sich abzuregen und stürzte sich irgendwann auf ein wehrloses Reh. Das Blut stillte ihre Wut jedoch nicht im Geringsten. Tränenlose Schluchzer ließen ihren Körper erschüttern, als sie sich neben das tote und ausgesaugte Reh legte.

Warum war Faye nur gegangen?
 

Edward schloss für einen Moment die Augen, als er Bella schreien hörte. Er hatte Angst um sie, wie er immer um sie Angst hatte, aber heute mehr als jemals zuvor. Faye und sie waren sich so nahe gewesen… sie hatte noch nie einen vergleichbaren Verlust erlitten.

Aber hatte er das schon? Wie, um sich selbst die Frage zu beantworten, schüttelte er leicht mit dem Kopf. Nach hundert Jahren hatte er nicht nur jemanden gefunden, den er mehr über alles liebte, nein, wenig später hatte auch noch jemanden gefunden, der ihm in kürzester Zeit wahnsinnig wichtig geworden war. Sie war seine Verwandte gewesen und sie hatten sich blind verstanden. Sie waren sich näher gewesen als normale Geschwister… Und beinah hundert Jahre später… hatte er sie wieder verloren.

Oft war er mit ihr zu illegalen Autorennen gegangen, gemeinsam mit Rosalie. Zu dritt hatten sie wahnsinnigen Spaß gehabt, hatten gewettet und waren irgendwann auch selbst gefahren, wobei sie so gut wie jedes Rennen gewannen. Wenn sie gegeneinander fuhren, hatte oft Rose gewonnen… Nie wieder würden sie alle drei gegeneinander fahren.

Edward war sich sicher, dass sie für eine lange Zeit nicht zu solchen Rennen gehen würden.

Er wandte sich vom Fenster ab, aus dem er all die Zeit hinaus gestarrt hatte und ging runter in die Garage, um sich in seinen Wagen zu setzen. Er startete den Motor und fuhr los. Es war ihm eigentlich egal, wohin er fuhr, Hauptsache er fuhr. Erst, als er wusste, dass er weit genug weg war, schrie er. Er drückte das Gaspedal durch, die Tachonadel sprang hoch und er schrie. Er schrie all seine Verzweiflung hinaus und bremste dann abrupt.

Seine kleine Schwester war fort und er würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen.
 

Esme saß in der eigentlich unnützen Küche. Das letzte Mal hatte sie sie gebraucht, als Faye zu ihnen gezogen war. Obwohl sich die Einrichtung mittlerweile verändert hatte, erinnerte alles an sie. Ihr Duft lag in der Luft…

Faye war immer anders gewesen, als Esmes andere Kinder. Von jedem ihrer Kinder wurde sie Mum genannt, nur von Faye nie. Faye hatte einfach gesagt, beide Menschen, die sie je Mum genannt hatte, seien nun tot und sie wolle Esme niemals verlieren. Esme hatte gewusst, dass es eine glatte Lüge gewesen war und Faye hatte gewusst, dass Esme es gewusst hatte. In Wahrheit hatte Faye sich zwar geliebt und akzeptiert in der Familie gefühlt, aber letztendlich traute sie sich nicht, zu glauben, dass sie wieder Eltern hatte, denn zuvor war sie immer irgendwann verletzt worden wegen ihren Eltern. Obwohl sie doch wusste, dass Vampire so gut wie unsterblich waren, hatte sie Angst gehabt, sie alle zu verlieren. Und nun hatte Faye ihre Familie losgelassen…

Sie war gegangen.

Carlisle nahm sie in den Arm und strich ihr durchs Haar. Keiner von beiden sagte ein Wort, zu unbegreiflich war das Geschehene. Nie wieder würde der Lärm ihrer Kinder so unbeschwert durchs Haus hallen wie früher. Ohne Faye fehlte etwas.

Esme legte ihren Kopf an Carlisles Brust und obwohl sie Faye alles Gute der Welt wünschte, war es für sie unbegreiflich. Sie hatte wieder ein Kind verloren. Doch dieses Mal hatte sie wenigstens einen Halt. Carlisle küsste ihr Haar und flüsterte: „Es wird ihr gut gehen. Sie hat endlich das, was sie in letzter Zeit so traurig machte, gefunden und hat ihre Erinnerungen an uns nicht mehr. Wir sollten uns für sie freuen.“ Esme nickte schwach. Ja, das sollte sie. Sie hatte immer gewusst, dass ihre Kinder sie irgendwann verlassen könnten, aber so schnell hatte sie nicht damit gerechnet. So schnell hatte sie nicht loslassen können…
 

Rosalie lag in Emmetts Armen und gemeinsam saßen sie auf der Fensterbank. Sie hatten erst Bella schreien hören, dann war auch noch Edward abgehauen. Keiner von beiden wollte glauben, dass Faye tatsächlich gegangen war. Ihre kleine Schwester…

Emmett lächelte, als er daran dachte, wie er und die anderen Faye verzweifelt beibrachten, ihre Kräfte als Vampir unter Kontrolle zu bringen. Bella hatte sich da wesentlich talentierter angestellt, als wäre sie schon ewig ein Vampir gewesen. Faye hingegen hatte erst einmal jede zweite Tür aus Versehen aus den Angeln gehoben. In der Zeit hatten sie mindestens drei Mal wöchentlich beim Schreiner anrufen müssen, bis sie es schließlich aufgaben und nur noch die nötigsten Türen bestellten. Erst, als Faye sich kontrollieren konnte, hatten sie die restlichen Türen ersetzt.

Rosalie lächelte auch. Sie dachte an das Gleiche. Als Faye auftauchte, war sie zuerst skeptisch gewesen, aber bald hatten sie und Faye sich angefreundet. Nun war sie weg. Und sie würde nie wieder kommen.

Nie wieder…

„Heißt es nicht, man trifft sich immer zwei Mal?“, fragte Emmett, weil er wusste, was Rosalie dachte. „Emmett, denkst du wirklich, die Volturi lassen sie wieder gehen? Jeder weiß doch, dass es kein Zurück gibt.“ Emmett strich Rosalie beruhigend über den Rücken. „Ich glaube daran, dass wir uns wieder sehen. Irgendwann, ich meine, wir haben Zeit bis in die Ewigkeit.“ „Glaubst du das wirklich?“, fragte Rosalie leise. „Ich hoffe es zumindest…“
 

Alice saß verkrampft auf ihrem Bett und versuchte eine Vision zu bekommen. Sie wollte unbedingt sehen, dass Faye und Glenn zurückkehrten. Aber nichts kam. Die nächsten Jahre waren leer.

Sie wusste nicht einmal, wie sie diesen einen Tag überstehen sollte. Wie sollte sie da die Ewigkeit überstehen? Sie war ein Vampir und die als Vampir entstandenen Erinnerungen verschwanden nicht so einfach. Sie vermisste Faye jetzt schon. Sie versuchte sich einzureden, sie wäre nur im Urlaub, aber das war unmöglich. Alice hatte noch nie gut sich selbst etwas vormachen können. Das war einfach unmöglich für sie… Wenn Faye im Urlaub wäre, hätte es sich einfach anders angefühlt. Es hätte nicht so wehgetan. Wenn Faye im Urlaub wäre, hätte Alice nur tagtäglich ungeduldig auf ihre Rückkehr gewartet, aber so… Wenn sie wenigstens wüsste, dass Faye irgendwann wiederkommen würde. Aber das würde sie nicht… Aro würde sie nie gehen lassen.

Faye war fort.
 

Jasper saß in Fayes Zimmer. Es war leer ohne sie. Er musste sich unweigerlich fragen, was geschehen wäre, wenn Glenn nie aufgetaucht wäre. Wahrscheinlich wäre Faye noch immer unglücklich.

Nie hätte er gedacht, dass ihm diese kleine Besserwisserin so ans Herz wachsen konnte. Am Anfang waren er und Rosalie reichlich kritisch ihr gegenüber gewesen. Eines Nachts, als die halbe Familie jagen war und der Rest anderweitig zu tun hatte, hatte Jasper tapsende Schritte im Erdgeschoss gehört und war auf eine ziemlich verschlafene Faye gestoßen…
 

„Was machst du denn hier?“, fragte Jasper verwirrt und musterte sie. „Kann nicht schlafen“, meinte sie, setzte sich an den Tisch, schlug eine Zeitschrift auf. „Glaube nicht, dass du das verstehst. Ist ein wissenschaftliches Magazin“, machte er sie darauf aufmerksam, was sie überhaupt las, aber es schien ihr egal zu sein. „Wieso nicht verstehen? Das ist doch leicht.“ Jasper zog eine Augenbraue hoch und lächelte ganz unbewusst sein unwiderstehliches Lächeln. Als ihr Blick seicht wurde, musste er lachen. „Sorry, ich hab für einen Moment vergessen, dass du ein Mensch bist.“ Er achtete darauf, einen schlichten Blick aufzusetzen und setzte sich an das andere Ende des Tisches. Er wollte ihr lieber nicht zu nahe kommen.

„Du findest es also einfach?“, hakte er nach. „Ja, was soll daran schwer sein?“ Er zuckte mit der Schulter. „Die meisten Menschen, vor allem in deinem Alter, haben davon keine Ahnung.“ „Tja, ich bin halt ein wenig anders“, murmelte sie und blätterte nach und nach die Seiten um. „Edward erwähnte einmal, dass du ziemlich gelangweilt vom normalen Unterricht wärest.“ „Hat er dir auch gesagt, warum?“ Jasper schüttelte den Kopf. „Ich bin hochbegabt, eigentlich sogar höchstbegabt. Mein IQ liegt bei 159.“ Jaspers Kinnlade klappte unkontrolliert nach unten. „Mund zu, es zieht“, meinte Faye gelangweilt, während sie weiter blätterte. „Und… dann gehst du auf eine Schule wie in Forks?!“, stammelte Jasper und konnte es nur schwer glauben. „Na ja, ich muss mich ja irgendwie nach den Möglichkeiten richten. Ich bildete mich zuhause weiter und seitdem ich hier lebe, bringt mir Edward sehr viel bei. Er fängt einfach an, mir etwas zu erzählen.“ Jasper runzelte die Stirn. Dass ihm das einfach so entgangen war… doch wenn er darüber nachdachte, war es schon auffällig, wie schnell sie lernte und verstand.

„Aber du schaffst es partout nicht, Klavier zu lernen?“ Sie seufzte. „Nein, irgendwie nicht.“

Jasper konnte nicht anders, als lächeln. Sie schien doch recht interessant zu sein. „Du solltest jetzt aber wirklich schlafen, Faye.“ „Ich sagte doch, ich kann nicht. Ich bin zwar total müde, aber irgendwie…“ Wieder lächelte Jasper. „Lass mir dir einen Rat geben, schlafe, solange du es noch kannst. Denn Nächte können sehr lang sein, wenn man nicht schläft.“
 

Jasper stützte das Gesicht in die Hände. Faye hatte lange Nächte mit tausend Fragen verkürzt. Immer, wenn sie etwas nicht verstand, fragte sie sofort und ließ nicht locker, bis sie alles bis ins letzte Detail wusste. Es kam ihm unnatürlich vor, dass sie ihn nie wieder etwas fragen würde.

Aber so war es.

Faye war gegangen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Syanca
2007-11-16T23:20:22+00:00 17.11.2007 00:20
KAKEEE!!!
*unfähig is zu schreiben*
das is soooo~ traurig...
Von: abgemeldet
2007-10-15T21:21:37+00:00 15.10.2007 23:21
also in einem muss ich Bella recht geben...

VERDAMMTE SCHEIßE!!!!!!!!!!!

bitte bitte bitte lass die beiden wieder zurück kommen!!!!!!!

ich meine die Cullens sind ohne die beiden doch gar nicht mehr vollständig!

ich benutze definitiv zu viele ausrufezeichen...

Bye
Mary-Alice-Cullen
Von: abgemeldet
2007-10-13T16:13:50+00:00 13.10.2007 18:13
die armen aber gut gemacht, das du sie alle einzeln dargestellt hast wie sie leiden und versuchen sich damit abzufinden das faye nicht mehr kommt.
weiter so
Von: abgemeldet
2007-10-12T19:37:37+00:00 12.10.2007 21:37
ganz ehrlich, ich hab so heulen müssen bei dem kapitel...ganz ehrlich! *snüff* sooo traurig schreib schnell weiter, und wehe, es gibt kein happy end!!!
lg
cora
Von: abgemeldet
2007-10-12T18:35:06+00:00 12.10.2007 20:35
erste!
Faye ist gegangen...wegen glenn...und sie erinnert sich an alles...
sie MUSS doch irgendwann zurückkommen *schnüff*
Ohne sie sind die Cullens und Hales doch nciht mehr dasselbe!
*schnüff*
schreib schnell weiter!
bye
Sasuke_Freak


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