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Die Wette

von

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das Schulfest

Kapitel 05: das Schulfest
 

The days were brighter

Gardens more blooming

The nights had more hope in their silence

The wild was calling

Wishes were whispering

The time was there

Not without a meaning
 

(Nightwish – Away)
 

Seit dem finalen Kampf gegen Persona waren bereits einige Wochen verstrichen. Langsam verließen die ersten Blätter die Bäume der Academy, und was das bedeutete, war jedem der Schüler klar. Nein, daran merkten sie nicht nur, dass es Herbst wurde, sondern auch, dass es bald wieder Zeit für etwas sein würde, an dem sie sich jedes Jahr erneut erfreuen konnten. Denn wenn es Herbst wurde, stand auch schon bald wieder das Schulfest vor der Tür, um es beim Namen zu nennen.

An einem warmen Herbstmorgen gingen Natsume, Mikan, Hotaru und Luca zum Unterricht, wohl wissend, was Narumi-Sensei ihnen heute wie jedes Jahr aufs Neue verkünden würde. Nur Natsume konnte sich wie immer nicht vollkommen auf das Schulfest freuen, denn er als Schüler der Gefahrengruppe konnte nur passiv teilnehmen.

Darüber war der Junge mit dem Feueralice anfangs zwar nicht sonderlich traurig gewesen, aber nun hätte er wirklich gerne etwas für das Schulfest getan, wo er nun doch wirklich vollkommen sorgenfrei war.

„Keine Sorge, Natsume. Wir strengen uns alle an wie immer, sodass das Schulfest auch für dich richtig schön wird, du wirst schon sehen. Besonders jetzt, wo dir Persona und Luna doch nichts mehr tun können, immerhin kannst du in diesem Jahr das erste Mal richtig frei sein, oder?“, meinte Mikan lächelnd, als sie bemerkte, wie betrübt Natsume auf einmal zu sein schien.

In der letzten Zeit konnte sie ihn wirklich gut aufheitern, wenn er Sorgen hatte, die sich nun allerdings endlich auf die ganz normalen Sorgen eines Fünfzehnjährigen beschränkten, nicht mehr, aber auch nicht weniger, wie es schien. Obwohl Mikan nicht wusste, welche Sorgen Natsume jetzt überhaupt noch haben sollte.

Luca hingegen wusste durchaus, was momentan mit Natsume passierte, allerdings konnte er beruhigt sagen, dass es nichts Schlimmes war, im Gegenteil, eigentlich sollte Natsume sich darüber freuen können, wenn es nicht so verdammt kompliziert wäre.

Natsume war nun einmal jemand, der seine Gefühle nicht sehr gern zeigte, doch er wusste auch ganz genau, dass er Luca nichts und wieder nichts vortäuschen konnte, nicht einmal dann, wenn es um die Gefühle für bestimmte Personen ging. Nur wusste diese besagte Person noch nichts von ihrem Glück, und da lag ja letztendlich auch sein Problem. Außerdem war Natsume sich angeblich selbst noch nicht sicher.

Der Unterricht begann schon bald mit der Klassenlehrerstunde, die an wichtigen Tagen wie heute natürlich nicht von Narumi-Senseis Vertretung geführt wurde. Als er die Klasse betrat, wusste Natsume noch nichts von seinem scheinbaren Glück.

„Guten Morgen, Klasse 2b!“, rief Narumi-Sensei, der scheinbar sogar noch besser gelaunt war wie sonst laut und lächelte fröhlich.

„Wie ihr vielleicht schon geahnt habt, ist in einem Monat wieder Zeit für das Schulfest. Nein, das ist kein Grund, gleich vor Freude deinen Platz zu verlassen, Môchu-kun! Nun ja, jedenfalls gibt es in diesem Jahr ein paar Änderungen, die allerdings nicht negativ sind, zumindest glaube ich, dass sich wenigstens die Schüler der Sondergruppe sehr darüber freuen werden.

Wie ihr alle wisst, darf die Gefahrengruppe ja eigentlich nicht an den Vorbereitungen teilnehmen, doch da es ein paar Zwischenfälle mit dem Lehrer dieser Gruppe gab, haben wir beschlossen, dass die Gefahren- und die Sondergruppe in diesem Jahr ein Team bilden werden!“

Mikan konnte es erst zwar nicht wirklich glauben, als sie das gehört hatte, aber im nächsten Moment freute sie sich so sehr, dass sie fast schon laut aufschreien musste. Dann sah sie schnell zu Natsume, um seine Reaktion zu sehen, und auch er schien von dieser Idee recht angetan zu sein, zumindest lächelte er und hörte damit auch nicht auf, als Mikan ihren Kopf zu ihm umgedreht hatte.

Nachdem Natsume diese Neuigkeiten erfahren hatte, schien sich seine Laune noch mehr gebessert zu haben. Das würde das erste Mal sein, dass er überhaupt etwas für das Schulfest machen durfte. Vor einigen Wochen wäre er jetzt längst nicht so aufgeregt und froh darüber gewesen, doch nun konnte ruhig jeder wissen, wie sehr er sich freute, sollten alle doch denken, was sie wollten.

Ja, manchen kam es tatsächlich komisch vor, dass Natsume sich auf einmal so verändert hatte, aber das war ihm jetzt auch egal. Wann hatte es ihn denn jemals interessiert, was die anderen über ihn dachten? Wenn Natsume sich jetzt auf einmal darum kümmern würde, dann wäre er tatsächlich seltsam geworden.

Als die Stunde vorbei war, mussten sich alle Schüler wie jedes Jahr bereits aufmachen, um an der Gruppenbesprechung teilnehmen zu können, also verabschiedete Natsume sich von Luca und gesellte sich dann zu Mikan, die noch immer sehr überrascht zu sein schien.

Kein Wunder, immerhin hatte es so etwas noch nie gegeben, und sonderlich beliebt war die Sondergruppe immer noch nicht, also war es noch lange nicht selbstverständlich, dass die Schüler der Gefahrengruppe ausgerechnet mit Mikan und den anderen zusammenarbeiten sollten. Aber wie Natsume Narumi-Sensei kannte, hatte er sich sicher etwas dabei gedacht, was aber nicht unbedingt bedeutete, dass Natsume davon begeistert war, doch heute war er seinem Klassenlehrer wirklich dankbar.

„Ich freue mich wirklich so sehr, dass du uns dieses Jahr helfen kannst, das heißt, wenn du möchtest! Aber du wirst doch wohl nichts dagegen haben, oder? Nôbara und Yô-chan freuen sich sicher auch sehr, wenn sie es erfahren, wir sollten gleich zu ihnen gehen und sie abholen, was meinst du, Natsume?“, fragte Mikan begeistert und lachte fröhlich.

„Tja, Gleiches mit Gleichem, nicht wahr? Ihr Versager seid doch alle gleich, ein Wunder, dass Naru das auch noch mal kapiert hat“, hörten die beiden plötzlich eine Stimme sagen, die ihnen durchaus bekannt war, denn Sûmires Bruder wartete hier wie jedes Jahr auf Hotaru, als ob sie noch nicht begriffen hatte, in welchen Raum sie gehen musste.

„Natürlich“, erwiderte Natsume nur und grinste.

„Und da wir so gleich sind, lassen wir uns auch beide nicht von so einem Kraut wie dir die Laune verderben. Kann man aus dem Zeug, was du auf dem Kopf hast, eigentlich irgendwelche Drogen herstellen? Ich kenne da nämlich ein paar Leute, für die du in diesem Fall durchaus interessant wärest, oder bist du Selbstversorger?“

In diesem Moment konnte Mikan einfach nicht anders, als laut loszulachen, und einige Schüler in ihrem Umfeld, die dieses Argument Natsumes ebenfalls gehört hatten, taten es ihr kurze Zeit danach gleich. Nein, sie hätte wirklich nicht gedacht, dass Natsume so humorvoll war, aber offenbar hatte er das in all den Jahren nur nicht so gut zeigen können. Nun aber schien es ihm schon so viel Spaß zu machen, dass er offenbar gar nicht mehr aufhören wollte.

„Was ist eigentlich dein Alice? Hilft es dir vielleicht, dein Gemüse besser zu ernten? Das muss sonst ja ganz schön anstrengend sein, schließlich hast du allein schon auf deinem Kopf ziemlich viel davon. Wie das an den anderen Stellen deines Körpers aussieht, will ich lieber gar nicht erst wissen.“

Der Krautkopf war nun sichtlich peinlich berührt und wusste ganz genau, dass es nun das Beste wäre, wenn er alleine zum Raum der Technogruppe gehen würde. Wenigstens war seine Schwester Sûmire nicht anwesend gewesen, der seine Haare in der letzten Zeit auch nicht mehr allzu gut gefielen. Vielleicht sollte er sein monatliches Taschengeld ja wirklich einmal für ein Glätteisen ausgeben, das würde ihm solch ein Leid wohl ersparen.

„Natsume, das war wirklich zu komisch! Es ist wirklich schön anzusehen, dass du, na ja, dass du den Krautkopf angegriffen hast, weil er uns schon wieder geärgert hat“, meinte Mikan, als sie sich auf dem Weg zum Raum der Sondergruppe befanden.

Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass sie es gut fand, dass Natsume nicht mehr für jede Kleinigkeit sein Alice benutzte, aber das wäre vielleicht nicht richtig gewesen, denn immerhin hatte Natsume sich damals einfach noch nicht anders zu wehren gewusst, da er einfach andere Dinge im Kopf hatte.

Nachdem sie Nôbara und Yô-chan abgeholt hatten, machten sich die Schüler auch gleich auf den Weg zu dem Raum der Sondergruppe, um sie einander vorzustellen. Manche Schüler wie zum Beispiel Tsubasa waren Natsume bereits bekannt, manche kannte er auch vom Sehen, doch es gab noch immer einige Ausnahmen, auf die weder das Eine noch das Andere zutraf.

Er fragte sich nur, ob sie alle genau so waren wie Mikan, ihn akzeptierten und nichts dagegen hatten, mit den Schülern der Gefahrengruppe zusammen zu arbeiten, die besonders bei den jetzigen Oberschülern sehr unbeliebt waren. Aber wenn es wirklich stimmte, was der Krautkopf gesagt hatte, und wenn die Schüler der Sondergruppe wirklich alle wie Mikan waren, würde es wohl nicht so schlimm werden, wie Natsume es zu Anfang noch gedacht hatte.

„Übrigens, Natsume. Tsubasa wäre nach den Sommerferien ja eigentlich entlassen worden, aber er ist immer noch hier, weil er sitzen geblieben ist. Wie er das geschafft hat, weiß ich allerdings auch nicht, so etwas bringe ich ja nicht einmal“, meinte Mikan und lachte, und Natsume bemerkte, dass sie schon fast da waren.

„Kein Wunder, du bist doch nicht dumm, Mikan. Na ja, vor ein paar Jahren warst du zwar einmal Letzte, aber das hat sich dann ja gelegt. Außerdem strengst du dich wenigstens an, was man von mir in der letzten Zeit ja nicht wirklich sagen konnte, oder?“, erwiderte Natsume und lachte.

„Soll das etwa ein Kompliment werden?“, fragte Mikan lachend, während sie weiter neben Natsume herlief und ihn gespannt ansah.

„Wer weiß, wer weiß“, erwiderte Natsume belustigt und lächelte.

„Jetzt, wo Persona mir nichts mehr kann, darf ich ja nahezu alles, nicht wahr? Außerdem denke ich, dass ich alle guten Gründe habe, dir ein Kompliment zu machen, immerhin hast du jahrelang meine Launen ertragen und mich unterstützt.“

Mikan errötete und sah verlegen zu Boden. Es war wirklich nicht oft, dass Natsume so etwas sagte, und jetzt machte er auch noch ausgerechnet ihr ein Kompliment! Selbst damals, als Natsume für ein paar Wochen vor Lunas Ankunft frei gewesen war, war er nicht so nett zu ihr gewesen. Vielleicht lag es ja daran, dass Natsume mit den Jahren einfach erwachsener geworden war, so wie sie alle. Andererseits schien Natsumes Nettigkeit schon fast unnormal, er blieb immerhin Natsume!

Na ja, andererseits hatte er ja auch wirklich Recht; jetzt konnte ihn wirklich niemand mehr beherrschen, nun, wo Natsume endgültig frei war. Persona besaß jetzt den Körper eines kleinen Kindes und wenn er wieder erwachsen sein würde, würde Natsume schon längst kein Schüler mehr sein.

Als sie bei der Sondergruppe ankamen, waren Nôbara, Yô-chan und die anderen Schüler der Gefahrengruppe bereits da. Offenbar wurden sie schon von jemandem geholt, aber das machte Mikan und Natsume natürlich nichts aus. Doch plötzlich bemerkte Mikan jemanden, den sie nicht in der Gefahrengruppe vermutet hatte. Zumindest war Mikan sich ziemlich sicher, dass diese Person nicht in der Sondergruppe war, nein, davon hätte sie gewusst.

„Draga, hallo, was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht und sah fragend zu der deutschen Schülerin, wodurch ihr noch etwas auffiel.

„Und seit wann bist du denn in der Oberschule?“

Mikan war wirklich sehr überrascht, sie hier zu sehen, immerhin kannte sie weder Dragas Alice noch wusste sie, wie alt sie war. Das Einzige, was Mikan über ihr Alter wusste, war, dass Draga jünger war als sie selbst, nicht mehr und nicht weniger. Aber Mikan wurde auch in einigen Monaten sechzehn und Draga schien nicht sehr viel jünger als sie zu sein, also passte es doch eigentlich.

„Ah, hallo, Mikan-chan!“, erwiderte Draga fröhlich und ging schnell zu ihr und Natsume, der sie ebenfalls sofort wieder erkannte.

„Wir haben uns wirklich lange nicht mehr gesehen, nicht wahr? Schade eigentlich, aber ich werde dir deine Fragen natürlich beantworten… Nun ja, ich bin wie Natsume-kun in der Gefahrengruppe und da ich in ein paar Wochen fünfzehn Jahre alt werde, bin ich jetzt schon in der Oberschule. Ich finde es aber wirklich schade, dass wir nicht in der gleichen Klasse sind, das wäre nämlich bestimmt lustig geworden…“

„Mach dir nichts draus, Draga“, meinte Mikan dann, die sich mittlerweile sehr gut darauf verstand, andere Leute zu trösten.

„Das heißt ja nicht, dass wir uns nie wieder sehen werden. Außerdem müssen wir ja jetzt alle zusammen für das Schulfest arbeiten, also haben wir ohnehin jede Menge miteinander zu tun, und das wird mindestens genau so lustig!“

Nun lachte Draga wieder und beschloss, sich so gut für das Schulfest anzustrengen wie sie konnte, worüber Mikan auch sehr glücklich war, denn es war immerhin die erste Gelegenheit aller Schüler der Gefahrengruppe, etwas für das Schulfest zu tun. Mikan wusste nicht, wie das auf ihrer alten Schule gewesen war, aber zumindest schien Draga glücklich über diese Möglichkeit zu sein, was auch auf die anderen Schüler der Gefahrengruppe zutraf.

„Was machen wir denn eigentlich, habt ihr schon etwas geplant?“, wollte Nôbara Ibaragi nach einer Weile wissen und gesellte sich zu Mikan und Draga.

„Nein, damit beginnen wir für gewöhnlich auch reichlich spät. Aber da werden wir dieses Jahr wohl etwas dran ändern müssen, nicht?“, antwortete die Angesprochene und lachte.

„Ach nein, so meinte ich das doch nicht! Macht euch wegen uns bloß keine Umstände“, sagte Nôbara schnell und ziemlich überrascht.

„Keine Sorge, wir werden alles so machen, wie wir es für richtig halten. Eigentlich ist es ja gar nicht so schlecht, wenn wir einen Grund haben, uns noch viel mehr anzustrengen als sonst. Wir sind in den letzten Jahren zwar schon ziemlich gut geworden, aber wenn ihr uns alle helfen werdet, werden wir zusammen sicher unschlagbar“, trällerte Mikan daraufhin und war sichtlich vergnügt.

Nun schien auch Nôbara beruhigt; sie wollte nur nicht, dass sie und die anderen Schüler der Gefahrengruppe eine Last oder Behinderung für die Schüler der Sondergruppe waren, wo sie sie doch so freundlich aufgenommen hatten, und das war sicher nicht selbstverständlich, wo die Sondergruppe doch die meistgehassteste Gruppe schlechthin war.

„Na ja, aber bevor wir irgendetwas machen können, brauchen wir logischerweise ein paar Vorschläge. Also, hat jemand schon einen Plan, was wir dieses Jahr machen könnten?“, sagte Draga danach laut und schaute fragend zu den anderen Schülern im Raum, die als Antwort aber nur die Köpfe schütteln konnten.

Sowohl Draga als auch Mikan und Nôbara waren sichtlich enttäuscht, aber es würde ihnen wohl schon bald etwas einfallen, jetzt, wo sie immerhin mindestens dreißig Schüler in dieser Mischung aus der Gefahren- und der Sondergruppe waren.

Draga hatte allerdings auch einige Gründe, um glücklich zu sein, als sie bemerkte, dass Natsume und Mikan in den nächsten Minuten ständig miteinander sprachen, was alles auf den gestrigen Tag zurück zu führen war, auch, wenn gestern nicht alles gut verlaufen war…

Mit einem überlegenen Lächeln näherte sie sich der Person, die unmittelbar vor ihr stand. Ihr war durchaus bewusst, dass Persona die letzte wirkliche Barriere zwischen Mikan und Natsume gewesen war, und dass sie sich nun vollkommen ihren Gefühlen hingeben konnten, wenn sie das wollten. Für Draga war das natürlich gut, denn so war sie ihrem Ziel, Natsume und Mikan zu verkuppeln, ein ganzes Stück näher gekommen, doch ihr Gegenüber Jinno-Sensei schien weniger begeistert.

„Es mag sein, dass Natsume Hyûga seinen wahren Charakter nun öfter zeigt, aber es bedeutet keineswegs, dass er gleich diese Sakura liebt, und das sollte dir eigentlich bewusst sein, Draga“, meinte er, als Draga ihm stolz von ihrer Vermutung erzählt hatte und noch immer grinste.

„Das sehe ich aber anders“, erwiderte sie und blickte herausfordernd zu ihm.

„Natsume mag Mikan bereits sehr, und umgekehrt ist es nicht anders, die beiden wollen es sich bis jetzt nur noch nicht eingestehen, aber das wird ganz sicher noch. Vielleicht sind sie sich auch selbst noch nicht sicher, doch ich hingegen bin mir sicher, dass sie sich wirklich sehr mögen. Außerdem will es mir noch immer nicht gefallen, wenn Sie in diesem Ton über meine Freundin Mikan Sakura sprechen, Jinno-Sensei, und das dürfte Ihnen auch eigentlich bekannt sein.“

„Ist ja gut, Draga, du weißt ja, dass ich sie nicht wirklich mag. Aber warum bist du dir eigentlich so sicher, dass Sa… Mikan und Natsume so viel miteinander zu tun haben werden, dass sie sich besser verstehen?“, fragte Jinno-Sensei dann und sah zu seiner Schülerin.

„Eigentlich verrate ich ungern etwas über meine Pläne, egal, worum es geht, aber wenn Sie schon davon gehört haben, welche besondere Rolle die Gefahrengruppe in diesem Jahr beim Schulfest spielt, sollten Sie es eigentlich wissen. Ich zumindest bin in der Gefahrengruppe und muss es daher ja wissen, ob Sie schon davon gehört haben, ist mir schleierhaft“, war Dragas Antwort darauf.

Jinno-Sensei war es durchaus aufgefallen, dass Draga in der letzten Zeit anders sprach und sich auch sonst immer mehr veränderte, zumindest, wenn sie mit ihm sprach. Den Grund wusste er nicht, aber er war der Meinung, dass es an Dragas so genannten Freunden lag, denn ihr Freundeskreis bestand nun einmal aus Leuten wie Sakura und Hyûga. Dass er selbst für einen großen Teil von Dragas Veränderung verantwortlich war, war Jinno-Sensei nicht bewusst.

„Nun, es scheint, als ob Sie es noch nicht wissen, also werde ich es Ihnen wohl sagen; die Gefahren- und die Sondergruppe werden dieses Jahr zusammen für das Schulfest arbeiten, das wurde beschlossen, kurz nach dem Persona von Natsume, Mikan und Hotaru besiegt wurde“, erklärte Draga ihm nun und lächelte schwach.

„Aber da Sie ja eh nicht glauben, dass ich es schaffe, die Wette zu gewinnen, wird Ihnen das ja wohl egal sein, nicht wahr?“

Nein, Jinno-Sensei konnte wirklich nicht nachvollziehen, warum Draga auf einmal so kalt und unnahbar wirkte, fast schon wie dieser Hyûga selbst. Er wusste nicht, ob sie mit ihren Freunden auch so sprach, aber eigentlich konnte er es sich nicht wirklich vorstellen. Anderseits hatte es auch eine Zeit gegeben, in der Draga sich ihm gegenüber auch anders verhalten hatte und netter gewesen war…

„Draga, was soll das, ich…“

Weiter kam er allerdings nicht, denn plötzlich öffnete sich die Tür und eine Frau, die ungefähr Ende zwanzig sein musste, betrat das Zimmer. Als Draga sie erkannte, funkelte sie Aoko Satomi böse an, doch niemand schien es zu bemerken, obwohl ihr der Hass förmlich ins Gesicht geschrieben stand.

Allerdings schien sie Draga keine große Beachtung zu schenken, sondern widmete sich sofort Jinno-Sensei, als sie ihn gesehen hatte.

„Da bist du ja, ich habe dich schon gesucht“, rief Aoko mit ihrer fröhlichen, kindlichen Stimme.

Draga war schon schlecht geworden, als sie sie nur gesehen hatte, doch wenn sie dann auch noch sprach, war es ganz vorbei. Sie konnte diese Frau einfach nicht leiden, aber der Grund war ihr dafür ganz genau bewusst. Nun hatte sie offenbar auch die Aufmerksamkeit von Satomi-Sensei erregt, die unmittelbar vor der noch Vierzehnjährigen stand.

„Wer ist das denn?“, fragte sie und blickte abschätzend zu der Schülerin.

„Nachsitzen, oder was? Tja, Kleine, das kommt davon, wenn man sich nicht benimmt! Oder hast du einfach nur zu wenig im Kopf?“

Dragas angeekelter Gesichtsausdruck wich einem Zynischen, und sie schritt auf die Lehrerin zu, so weit die niedrige Entfernung zwischen ihnen das noch zuließ.

„Vorsicht“, sagte die Schülerin nun und Wut und Zynismus waren in ihrer Stimme nun mehr als deutlich zu hören.

„Da ich heute gute Laune habe, werde ich freundlich sein und Ihnen solche Bemerkungen ohne jegliches Niveau verzeihen, doch es gibt tatsächlich Tage, an denen ich weniger gut gelaunt bin und dann sollten sie vorsichtig sein, und zwar nicht nur gegenüber mir…“

„Draga, benimm dich gefälligst“, verlangte Jinno-Sensei nun, nachdem er sich das Gespräch angehört hatte.

„Du kannst nicht einfach so jemanden bedrohen, der dir…“

Langsam drehte sich Draga wieder zu ihm um, allerdings schaute sie Jinno-Sensei nicht weniger zynisch an als die Lehrerin, der sie kurz zuvor noch ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

„Keine Sorge, ich wollte sie nicht bedrohen“, meinte sie nun und lächelte schwach, während sie ihn fast schon vorwurfsvoll anschaute.

„Das war eine Warnung, vor mir und der Person, die ich liebe, Natsume Hyûga.“

Mit diesen Worten verließ Draga den Raum, schnell, aber dennoch recht gelassen, denn sie fühlte, dass diese Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.

„Was ist denn los, Draga? Du siehst heute so nachdenklich aus, ist irgendetwas Wichtiges passiert, worüber du nachdenken musst?“, fragte Mikan und brach somit die Stille, die seit kurzer Zeit den Raum der Sondergruppe erfüllte, und weckte Draga somit aus ihrem Tagtraum.

„Was? Nein, Mikan, keine Sorge, es geht mir gut. Ich musste gerade nur an etwas Witziges denken, was mir mal ein Freund erzählt hat, es wäre wohl nicht sonderlich klug gewesen, auf einmal laut loszulachen, oder?“, erwiderte das jüngere Mädchen und blickte lächelnd zu ihr.

„Etwas Lustiges, dass dir mal ein Freund von dir erzählt hat? Kannst du es mir vielleicht auch verraten? Ich würde es gern wissen, und die anderen wahrscheinlich auch“, meinte Mikan nun und blickte fragend zu Draga, die aber den Kopf schüttelte.

„Das kann ich nur auf Deutsch gut ausdrücken, und wenn ich es nicht gut ausdrücken kann, ist es nicht wirklich witzig, finde ich. Aber wir sollten eh langsam anfangen, etwas für das Schulfest zu tun, oder? Ich meine, wir wissen zwar noch nicht, was wir machen, aber wir können uns ja aufteilen und nachdenken, es ist sicher viel zu anstrengend, etwas mit so vielen Leuten auf einmal zu planen“, war Dragas Antwort darauf.

„Na schön, eigentlich hast du ja auch Recht. Wenn wir schon einmal so eine Gelegenheit bekommen, sollten wir sie schließlich auch nutzen, immerhin ist ja nicht sicher, dass wir nächstes Jahr wieder zusammenarbeiten können“, gab Mikan ihr Recht und die anderen Schüler um sie stimmten den beiden Mädchen zu.

Nach einer kurzen Zeit hatten sie beschlossen, sich in Vierergruppen aufzuteilen. Mikan arbeitete mit Tsubasa, Misaki-senpai und Yô-chan zusammen, Draga war mit Natsume, Nôbara und Hayate in einer Gruppe. Aus irgendeinem Grund fiel es Mikan sich nicht wirklich leicht, sich für eine Weile von Natsume zu trennen, aber sie wusste, dass es so sein musste, immerhin ging es um das Schulfest, für das sich jetzt alle so gut anstrengen wollten, wie sie konnten.

„Wir sehen uns dann später, Mikan“, meinte Natsume noch, bevor er mit seiner Gruppe losging, und lächelte Mikan an.

Als er dann mit den anderen den Klassenraum verließ, sah sie ihm noch eine kurze Zeit nach. Es war irgendwie wirklich seltsam, dass er in der letzten Zeit einfach so ohne Weiteres ihren Namen sagte, aber dennoch gefiel es ihr natürlich besser. Wer würde sich denn auch schon gerne nach dem Muster seiner Unterhose benennen lassen?

„Der gute Natsume gefällt dir wohl, was?“, fragte Tsubasa auf einmal und Mikan erschrak, da sie vorher nicht gemerkt hatte, dass ihr Senpai neben ihr stand.

„Und ich dachte immer, dass du denkst, er wäre pervers, ekelhaft und so weiter. Na ja, dem scheint offenbar nicht so, da habe ich mich wohl gehörig geirrt, oder habe ich da nur etwas falsch verstanden?“

Mikan errötete und verspürte plötzlich den seltsamen Drang, Tsubasa irgendetwas über den Kopf zu hauen, so wie Misaki-senpai es immer tat, wenn er sie schon wieder geärgert hatte. War es etwa so auffällig, dass sie sich gut mit Natsume verstand, und war es so abnormal? Aber andererseits kannte Mikan ihren Senpai ja, und somit war ihr bewusst, dass er sie nur etwas ärgern wollte.

„Senpai, das stimmt doch gar nicht! Ich verstehe mich gut mit Natsume, das ist ja wohl richtig so, aber gefallen tut er mir nicht… Zumindest nicht so, wie du es meinst!“, erwiderte sie nach einigen Sekunden und sah aufgeregt zu Tsubasa, der sie gespannt musterte.

„Was glaubst du denn, wie ich es meine, Zwerg? Du bist mir ja Eine, so viel Fantasie… Nein, was denkst du denn von mir? Du könntest Natsume Hyûga doch niemals so sehr mögen, dass du ihm ständig hinterher starrst und auch noch ständig seinen Namen sagst? Natsume hier, Natsume da“, sprach Tsubasa weiter, der mit dem Grinsen gar nicht mehr aufhören konnte.

„Aber Senpai, das stimmt doch wirklich nicht!“

„Nur nicht“, winkte Tsubasa daraufhin ab und schaute grinsend zu Mikan, die kurz darauf beschloss, solche Anmerkungen von ihrem Senpai einfach nicht mehr zu beachten.

„Ist ja jetzt auch egal, Zwerg. Wenn du Natsume magst, ist das schließlich deine Sache, deine Freundin hatte Recht, wir sollten uns jetzt wirklich lieber auf das Schulfest konzentrieren. Die anderen Gruppen sind übrigens nach Central Town gefahren. Keine Sorge, sie amüsieren sich nicht, sondern wollen nur nach ein paar Ideen für das Schulfest suchen, und mit Inspiration funktioniert das ja bekanntlich besser“, klärte ihr Senpai Mikan nach einigen Minuten auf.

„Na ja, und selbst wenn sie Spaß haben, uns soll es egal sein. Wir werden zumindest hart für das Schulfest arbeiten, was meint ihr?“, erwiderte Mikan und schaute zu Misaki-senpai und Yô-chan, die allerdings noch nicht sehr motiviert aussahen.

„Ach Leute, so wird das doch nie was…“

„Keine Sorge, wir strengen uns ja an, aber es ist einfach verdammt schwer, wenn man nicht einmal einen kleinen Anhaltspunkt hat. Es ist ja nicht so, dass wir etwas ganz Bestimmtes suchen müssen, aber eine richtig gute Idee zu haben scheint mir genau so schwer zu sein, immerhin haben wir auch noch Konkurrenz, und die schläft sicher nicht“, meinte Yôichi und klang dabei recht ernst.

Mikan fand, dass es durchaus möglich wäre, dass Yô-chan in ein paar Jahren genau so wie Natsume sein würde, nur ohne die Probleme, die er hatte, als er im gleichen Alter wie der jetzige Grundschüler war. Kein Wunder, Persona war ja immerhin verschwunden, aber dann fiel Mikan ein, dass dieser Persona auch Yô-chan sehr viel zugesetzt hatte, auch, wenn er in diesen Zeiten noch viel jünger als Natsume gewesen war.

Zumindest konnte der Achtjährige sich an viele Erlebnisse aus dieser Zeit erinnern. Aber Mikan wollte jetzt auch nicht mehr darüber nachdenken, schließlich war sie nicht die Psychologin der Schüler aus der Gefahrengruppe.

„Ja, da hast du allerdings Recht, wenn niemand auch nicht einen Ansatz von einer Idee hat, ist es natürlich wirklich blöd. Aber uns wird auch nichts Anständiges einfallen, wenn wir einfach nur hier sitzen und für uns alleine überlegen, immerhin sind wir ja jetzt ein Team“, fand Misaki-senpai.

„Also ich finde jedenfalls, dass jeder mindestens einmal eine Gelegenheit bekommen sollte, um sein Alice einzusetzen, denn durch unsere Alices wird unser Schulfest ja erst etwas richtig Besonderes. Ich kann mit meinem Alice Geister beschwören, aber wenn wir so etwas wie eine Geisterbahn machen, ist es ja blöd, denn dann könnt ihr euch allerhöchstens verkleiden und Leute erschrecken, und so“, überlegte Yô-chan laut.

Offenbar schien er die Sache mit dem Schulfest wirklich ernst zu nehmen, worüber Mikan sich selbstverständlich freute.

„Da liegt ja unser größtes Problem“, erwiderte Mikan zustimmend.

„Unsere Alices sind alle grundverschieden, und deswegen fällt es uns schwer, uns auf eine bestimmte Sache zu einigen, eigentlich ist es so gut wie unmöglich. Aber wir haben es in den letzten Jahren trotzdem immer geschafft, irgendetwas Anständiges daraus zu machen.“

Als Mikan das gesagt hatte, fiel Yôichi plötzlich etwas ein.

„Aber sag mal… Wie wäre es denn, wenn wir nicht nur eine, sondern auch mehrere Sachen für das Schulfest machen? Ich meine, dann sind wir kleinere Gruppen, dann fällt es uns vielleicht nicht so schwer. Wir können die Gruppen dann doch nach Alices sortieren, die sich wenigstens ähnlich sind oder mit denen man eine Sache planen könnte“, schlug der Achtjährige vor und sah fragend zu der Oberschülerin.

„Gar nicht so dumm, der Kleine“, fand Tsubasa und grinste Yôichi an.

„So schlecht ist seine Idee doch gar nicht, oder? Die anderen Gruppen haben schließlich auch immer mehrere Aktionen, warum sollte das bei uns eigentlich anders sein? Eigentlich ist das doch eh besser, denn dann können wir nicht nur an einem Tag des Schulfests etwas machen!“

Mikan, die von so viel Einsatz anfangs schon fast überrascht war, stimmte dem sofort zu. Ja, dieses Jahr arbeiteten sie zusammen, und sie sollten auch das Beste draus machen. Nur fragte sie sich nun, was Natsume, Nôbara und die anderen dazu sagen würden, wenn sie zurück waren, aber sie würden wohl nichts dagegen haben. Und wenn doch, ließ sich ja auch noch etwas ändern.

Derweil liefen Natsume, Draga, Nôbara und Hayate planlos durch Central Town und schauten sich um, aber ihnen fiel einfach nichts für das Schulfest ein. Dieses ganze Chaos war ihnen vollkommen neu, und deswegen merkten sie erst in diesem Jahr, wie anstrengend es eigentlich war, etwas für das Schulfest zu tun.

„Es ist wirklich ganz schön komisch, oder? Sonst können wir schließlich einfach nur herumsitzen und gar nichts tun, und jetzt müssen wir uns so sehr beeilen, Ideen für das Schulfest zu sammeln… Vor einem Jahr habe ich von so etwas nicht einmal geträumt“, meinte Nôbara plötzlich und lächelte schwach, und niemand konnte ihr widersprechen.

„Bei uns gab es so ein Schulfest eigentlich gar nicht“, antwortete Draga nachdenklich.

„Ich meine, es gab schon ein Schulfest, aber wir Schüler mussten eigentlich kaum etwas dafür tun. Es wurde eben alles von anderen Leuten organisiert, aber eigentlich haben wir damit auch nie Probleme gehabt. Dennoch war es natürlich langweilig, wenn wir in den ganzen Wochen davor nichts Anderes tun konnten als sich auf etwas zu freuen, was andere Leute für uns gemacht haben. Ich konnte wenigstens noch singen…“

Und plötzlich hatte Natsume eine Idee.

„Sag das nochmal, Draga“, verlangte er und blickte fragend zu der fast Fünfzehnjährigen.

„Ich habe gesagt, dass ich auf unserem Schulfest gerne gesungen habe“, wiederholte Draga überrascht.

„Aber was ist denn schon dabei?“

„Nichts. So meinte ich das ja auch nicht, aber du hast mich auf eine Idee gebracht“, beantwortete Natsume Dragas Frage schnell und schien nun fast schon aufgeregt zu sein.

„Wie wäre es denn, wenn wir auf dem Schulfest ein Konzert geben würden? Ich meine, es hat immer schon Konzerte gegeben, aber ohne Sänger oder Sängerinnen! Außerdem klingen die Lieder, die du in Deutschland gesungen hast, sicher anders als die Musik, die man hier hört, oder?“

Draga nickte als Antwort und verstand, was Natsume meinte, genau wie Nôbara und Hayate.

„Ja, unsere Musik ist ehrlich anders, aber das heißt ja nicht, dass sie den Schülern hier gefallen wird. Meine Stimme ist, na ja, etwas… Gewöhnungsbedürftig. Ich kann nicht jedes Lied singen, und daran ist meine Stimme Schuld“, antwortete sie.

„Aber das ist es ja gerade. Es mag etwas riskant sein, aber wenn die Schüler wissen, dass es etwas Anderes ist, werden sie sich ja auch dafür interessieren, oder?“, meinte Natsume daraufhin und lächelte.

„Stimmt allerdings, Natsume-kun. Die Gruppen, die richtig beliebt sind, setzen zwar meistens auf traditionelle Sachen, aber wer sagt, dass das die meisten langsam nicht schon langweilt? Wahrscheinlich glauben sie schon gar nicht mehr, dass die Gruppen auch kreativ sein und sich etwas Neues ausdenken können, und das sollten wir am Besten ändern, nicht?“, fand Hayate daraufhin.

„Würdest du denn vielleicht singen, Draga, wenn es dir nichts ausmacht? So schlimm kann deine Stimme doch nicht sein, oder?“

„Nein, schlimm ist sie nicht, aber sie ist einfach nicht für die Lieder geeignet, die eigentlich fast alle hören… Ich schaffe es nicht, tief zu singen, wisst ihr? Aber nun gut, ich will es versuchen“, antwortete sie.

„Dann ist es ja gut, Draga. Wir sollten gleich zurückgehen, um den anderen von unser Idee zu erzählen, oder? Wenn Draga singt, haben zwar nicht alle eine Aufgabe, aber dafür werden wir bestimmt auch noch eine Lösung finden“, fand Nôbara nun und ihre Mitschüler stimmten ihr zu.

Dann bemerkte Draga auf einmal, dass Jinno-Sensei und Aoko in ihrer Nähe standen. Sie war immer noch recht wütend wegen dem Vorfall von gestern, und deswegen beschloss sie, sich an ihnen zu rächen, und sie wusste auch ganz genau, wie sie das tun konnte. Natsume bemerkte, dass plötzlich jemand seine Hand genommen hatte. Er drehte sich um und blickte Draga ins Gesicht, die zwar weiter weg schaute, aber nun dennoch seine Hand hielt. Gab es da etwa irgendetwas, was Natsume noch wissen sollte?

Natsumes Verwirrtheit schien Draga momentan aber recht wenig zu interessieren, denn sie hatte gerade bemerkt, dass ihre Tat ihre gewünschte Wirkung nicht verfehlt hatte. Zumindest sah Jinno-Sensei eine ganze Zeit zu den beiden Oberschülern und ihren Freunden, und Draga war sich sicher, dass er sich über diese scheinbare Vertrautheit zwischen ihr und Natsume sicher nicht freuen würde. Wenn sie ihn überhaupt noch interessierte, hieß das. Offenbar schien diese Aoko Satomi ja so toll zu sein, dass er andere Dinge im Kopf hatte.

Nach einiger Zeit gingen sie dann weiter, und Natsume, der immer noch ziemlich verwirrt war, hielt es für nötig, Draga jetzt sofort zur Rede zu stellen, immerhin musste er sich über ihre Gefühle für ihn im Klaren sein, wo sie doch befreundet waren. Und das wollte er nicht riskieren, und Draga hoffentlich auch nicht.

Nôbara und Hayate stellten sich am Howalonstand an, da sie hungrig geworden waren, während Draga und Natsume in eine etwas unbelebtere Straße verschwanden, um sich den Blicken neugieriger Mitschüler zu entziehen, die immer noch meinten, dass da zwischen den beiden mehr als nur eine ganz normale Freundschaft wäre. Als sie dann allein waren, stellte Natsume sich vor Draga.

„Also, was sollte das gerade?“, fragte er dann fast schon wütend.

„Natsume, bitte… Du musst das nicht falsch verstehen, und es tut mir auch Leid“, erwiderte Draga langsam und sah zu Boden.

„Das gerade hatte eigentlich nichts mit dir zu tun, auch wenn es komisch klingt, es ist aber so. Ich habe falsch gehandelt, bitte verzeih mir… Es war nur so, dass ich… Dass er… Ach Natsume, das ist alles so verdammt kompliziert!“

Man brauchte keine gute Menschenkenntnis zu haben, um zu merken, dass es Draga momentan nicht sehr gut ging und dass sie verwirrt war, und auch Natsume brauchte nicht lange, um das zu erkennen. Er wusste nichts über Dragas Probleme, aber er wusste ganz genau, dass sie die Wahrheit sagte.

Dieses Mädchen liebte ihn nicht so, wie er es befürchtet hatte, dieses Mädchen sah ihn nur als einen guten Freund. Zum Glück. Aber gerade weil er mit ihr befreundet war, sollte Natsume ihr doch helfen, oder etwa nicht? Es sah nicht so aus, als ob Draga in der letzten Zeit mit irgendjemandem über ihre Probleme gesprochen hatte, und Natsume wusste nur zu gut, wie so etwas enden konnte.

„Ist ja gut, Draga, ich glaube dir. Aber was ist denn los, dass es dir so schlecht geht? Ich meine, zumindest glaube ich, dass es dir nicht gut geht, denn du bist doch sonst nicht so! Hat irgendjemand dich verletzt?“, fragte Natsume vorsichtig und sah besorgt zu der Fünfzehnjährigen, deren Aufmerksamkeit immer noch dem Boden galt.

„Ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich weiß gar nichts mehr. Es mag sein, dass ich verletzt wurde, aber ich glaube nicht, dass es der Person, die mich verletzt hat und es noch immer tut, auch bewusst ist. Ich meine, er kann doch nicht wissen, dass ich… Dass er… Ich weiß doch nicht einmal, warum es ausgerechnet er ist!“, rief Draga aufgeregt und sank dann langsam auf den harten Steinboden.

„Was soll ich nur tun, Natsume? Ich weiß nicht mehr, was richtig ist und was falsch, ich weiß nur, dass es ein Fehler war, diese Person zu treffen, und… Sie so sehr zu mögen… Es hätte mir klar sein müssen, dass das alles hier hoffnungslos ist… Ich frage mich wirklich, warum ich so geworden bin…“

Und da verstand der Junge, was mit ihr los war. Draga war verliebt, aber nicht in ihn, sondern in irgendeine Person, die sie vorhin gesehen haben musste, und die sie offenbar eifersüchtig machen wollte, aus welchem Grund auch immer.

Dragas Geschichte nahm ihn mit, auch, wenn er nichts Genaues darüber wusste, aber ging es ihm nicht genau so? War er bis vor ein paar Wochen nicht auch in jemanden verliebt gewesen? War ihm diese Liebe nicht genau so hoffnungslos erschienen, durch Persona, Luna und alle anderen, die sich schon immer gegen ihn gestellt hatten?

Doch, genau so war es gewesen, und bei Draga schien es mindestens ähnlich zu sein. Nur wer war diese Person, von der sie sprach? Immerhin konnte sie sich nun, wo Persona endgültig aus dem Weg geräumt war, in Sachen Beziehungen eigentlich alles erlauben. Was sollte es denn geben, was man ihnen jetzt noch verbieten konnte?

Sie waren Schüler, die ihr Alice nahezu perfekt beherrschten, sie waren Prinzipale und sie würden in wenigen Jahren ihren Abschluss in der Tasche haben.

Nun saß Natsume neben Draga auf dem Boden, die mittlerweile fast schon apathisch gegen eine Wand eines großen Gebäudes an der kleinen Straße starrte.

„Draga, ich will dir gerne helfen, aber ich weiß wirklich nicht, warum du denkst, dass das alles hier so hoffnungslos wäre? Wir haben jetzt alle Möglichkeiten, um uns ein schönes Leben zu machen. Gibt es jemanden, der dich unter Druck setzt, ich meine jetzt, wo Persona nicht mehr da ist?“, fragte er langsam.

Draga schüttelte energisch den Kopf und schaute nun ebenfalls zu dem Jungen neben ihr, und Natsume konnte sehen, dass sie wirklich unheimlich traurig sein musste.

„Wie gesagt, Natsume… Es ist nicht sehr einfach zu sagen, ja, man könnte meinen, dass es mir peinlich ist… Ich werde zwar von niemandem unter Druck gesetzt, das ist ja nun auch wirklich völlig unmöglich, aber ich weiß, dass er Probleme bekommen könnte wegen mir, wenn er mich mag“, erzählte Draga traurig.

„Mit wem soll er denn dann Probleme bekommen, wer auch immer diese Person ist? Ich meine, wenn er dich mag und du ihn auch, dann müsste es doch eigentlich gut sein“, meinte Natsume daraufhin und bemerkte, dass er schon fast so optimistisch und naiv wie Mikan klang.

„Der Staat will es nicht so, Natsume. Es geht einfach nicht, er ist viel älter als ich und…“

Plötzlich erinnerte Natsume sich an etwas, was er vor geraumer Zeit von einigen seiner Mitschüler gehört hatte…

Für gewöhnlich hörte Natsume dem Tratsch in der Klasse nur ungern zu, doch an diesem Sommermorgen war es etwas Anderes. Er war auf etwas aufmerksam geworden, das Sûmire neben ihm mit ihrer Freundin besprochen hatte.

„Hast du sie schon gesehen, diese Neue?“, hatte Shôda ihre Kumpanin gefragt, die sie immerzu begleitete.

„Ich weiß zwar nicht, warum das so ist, aber irgendwie ist die mir nicht ganz geheuer…“

„Warum das denn?“, erwiderte ihre Freundin, die auch Stellvertretende von Natsumes Fanclub war.

„Ach, ich weiß nicht so recht. Angeblich klebt sie die ganze Zeit an Jinno, aus welchem Grund auch immer, und da muss sie doch schon bescheuert sein, wenn ihr so viel an dem liegt, oder? Ich meine, wer spricht freiwillig mit jemandem wie Jinno?“

„Draga, ich will dir nicht zu nahe treten, aber sprichst du zufälligerweise über Jinno?“, fragte Natsume, als er eine kurze Zeit über das Gespräch der Klatschweiber an diesem Tag nachgedacht hatte.

Draga schien nun nicht mehr sonderlich traurig zu sein, aber nun schaute sie Natsume fast schon entsetzt an und wusste offenbar nicht so recht, was sie von seiner Annahme halten sollte, doch langsam aber sicher schien sie sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Natsume, woher weißt du das?“, fragte sie langsam und schaute zu dem Jungen neben ihr, hoffend, dass er sie verstehen würde.

Natsume war zwar erst ziemlich überrascht, aber er wusste ganz genau, dass man Draga keine Vorwürfe machen konnte, schließlich konnte sie nichts dafür, dass sie diese Person mochte, obwohl sie von den meisten Schülern hier regelrecht verabscheut wurde, und das auch nicht ohne Grund. Natsume erinnerte sich noch ganz genau daran, wie schlecht Jinno-Sensei Mikan behandelt hatte, aber das hatte natürlich nichts mit Draga zu tun. Allerdings schien es nicht so zu sein, dass er sie in der letzten Zeit unheimlich gut behandelt hatte.

„Das ist eine andere Geschichte, Draga, aber keine Sorge, ich mache mir nichts draus und ich werde es natürlich auch niemandem erzählen. Aber ich frage mich trotzdem, ob diesem… Na ja, dieser Person nicht endlich einmal jemand seine Meinung sagen sollte“, erwiderte Natsume daraufhin.

„Nein, Natsume, bitte mach das nicht! Wie gesagt, eigentlich weiß er doch gar nicht, dass er mir in irgendeiner Weise schadet, also kann er doch nichts dafür, oder? Ich meine, wenn ich mich nicht traue, ihm so etwas zu sagen“, lehnte Draga schnell ab und schüttelte wieder energisch den Kopf.

„Na ja, aber so harmlos wird dieser Grund doch nicht sein, oder? Schließlich geht es dir in der letzten Zeit doch wirklich nicht gut, oder? Zumindest bist du seit einiger Zeit wirklich etwas, na ja, abwesender geworden“, erklärte Natsume ihr vorsichtig.

„Tut mir Leid, Natsume, ich sollte euch nicht mit meinen Sorgen belasten. Es ist nur so, dass er eigentlich gar nichts Schlimmes macht, also nichts, was mir eigentlich schaden sollte, verstehst du? Mit mir hat es ja genau genommen auch nicht so viel zu tun, eher mit dieser Frau… Du hast sie bestimmt schon gesehen, ich weiß nicht, ob du sie kennst, ich… Ach, ich sollte nicht über sie nachdenken!“, meinte Draga nun und wurde langsam wieder emotional, doch dieses Mal wusste Natsume ihr zu helfen.

„Ich weiß, was du meinst, Draga, ja, ich weiß es nur zu gut. Weißt du, da gibt es jemanden, den ich mag, doch mein bester Freund mag diese Person genau so, und das ist natürlich kompliziert. Es wäre mir egal, dieses Mädchen mit ihm glücklich wäre, weil ich sie ja auch glücklich sehen will, aber ja, es würde mir wirklich weh tun“, erzählte Natsume ihr ruhig und sah nun ebenfalls traurig gegen die Wand.

Ja, so ein Mädchen gab es wirklich, das sie beide, Luca und er, wirklich sehr liebten. Doch er war sich nicht sicher, ob sie Luca mehr liebte als ihn oder umgekehrt, denn immerhin war Luca immer nett zu ihr gewesen, ganz im Gegensatz zu Natsume, der sich besonders am Anfang ihrer Schulzeit an der Academy nicht sonderlich gut mit ihr verstanden hatte.

„Natsume, das Problem ist nur, dass ich mit dieser Frau nicht meine beste Freundin meine. Die wohnt nämlich in Deutschland und kann mir auch nicht helfen, und die Frau, die ich meine, hasse ich mehr als jeden, den ich kenne! Natürlich will ich, dass Sensei glücklich ist, aber warum ausgerechnet mit ihr?

Eigentlich weiß ich ja gar nicht, ob es so ist, aber alle sagen es, und es ist doch gar nicht unwahrscheinlich, oder? Ganz im Gegensatz zu mir, ich bin doch nur eine einfache Schülerin und aus seiner Sicht bestimmt noch ein kleines Kind, oder?

Ich hasse mich selbst dafür, dass ich ihn so mag, aber ich kann es nicht ändern, ich habe doch schon alles versucht, aber nichts funktioniert! Natsume, ich kann einfach nicht mehr, ich wünsche mir so sehr, dass ich ihn nie getroffen hätte, dass ich in Deutschland geblieben wäre, wo auch alle meine Freunde sind und mein Bruder, und meine Eltern“, rief Draga aufgebracht senkte den Kopf, sodass Natsume sie nicht mehr anschauen konnte.

„Draga, ich weiß, dass es alles nicht leicht für dich ist im Moment, aber so darfst du nicht denken, hörst du? Ich meine, momentan geht es dir wirklich schlecht, aber ich bin mir sicher, dass dir diese Sache bald egal ist und du sie letztendlich vergessen wirst, und glaube mir, ich weiß wirklich, wovon ich rede. Wir sind uns wirklich sehr ähnlich und ich will dir helfen, wo ich kann, aber du musst mir versprechen, dass du versuchst, das alles zu vergessen, okay?“, sagte Natsume nun und legte der noch Vierzehnjährigen eine Hand auf die Schulter.

„Und wer sagt denn, dass es so unwahrscheinlich ist? Ich kenne Jinno nur zu gut und auch schon ziemlich lange. Wenn er am Anfang nicht nett zu dir gewesen wäre, würdest du ihn doch jetzt nicht mögen oder? Und glaube mir, wenn der nett zu jemandem ist, will das schon etwas heißen, da werden mir auch alle Recht geben. Ich glaube, dass Mikan von seiner Freundlichkeit schon längst ein Lied singen kann.“

Draga musste unwillkürlich lachen, als sie sich dieses Bild vorstellte, was ihre Traurigkeit dann doch langsam verschwinden ließ. Natsume war sichtlich froh darüber, denn in einer Sache war er ganz genau wie Mikan; er konnte es einfach nicht haben, wenn seine Freunde traurig waren und Sorgen hatten, wie es momentan bei Draga der Fall war. Nur machte Natsume immer jemanden für das Leiden seiner Freunde oder sein eigenes Leiden verantwortlich, was zwar nicht falsch aber dennoch riskant war.

Am Ende des Tages trafen sie alle sich wieder im Raum der Sondergruppe, und Mikan erzählte ihnen auch sofort lauthals, was Yô-chan vorgeschlagen hatte, und niemand von den anderen lehnte diesen Vorschlag ab. Im Gegenteil, auch die andere Schüler schienen von der Idee des Achtjährigen schwer begeistert zu sein, worüber Mikan, Yôichi und die anderen sich selbstverständlich freuten.

„Dann ist es also beschlossen“, verkündete Mikan am Ende des Treffens und lächelte den Rest ihrer Mitschüler an.

„Dieses Jahr teilen wir uns auf und machen mehrere Sachen gleichzeitig und arbeiten mit unseren Freunden aus der Gefahrengruppe zusammen. Also, auf gute Zusammenarbeit!“

Und als Natsume an diesem Abend schlafen ging, fühlte er sich so gut wie schon lange nicht mehr.

In den nächsten Wochen vor dem Schulfest geschah einiges. Die Schüler die Sondergruppe waren so motiviert und ehrgeizig wie schon lange nicht mehr, und auch von denen aus der Gefahrengruppe konnte niemand etwas Anderes behaupten. Sowohl Natsume und auch Draga waren voll und ganz bei der Sache, und der Fünfzehnjährige war sich sicher, dass die ganze Arbeit, die das Schulfest mit sich brachte, sie von ihren Sorgen ablenkte. Auch wurde sein Verhältnis zu Mikan mit der Zeit immer besser, was er besonders an diesem Tag merken sollte.

Am Morgen war eigentlich noch alles wie immer, nur wachte er wie immer mit einem glücklichen Gefühl auf, was vor einigen Monaten noch ganz anders gewesen war. Doch langsam hatte Natsume sich von den letzten Jahren erholt, und nun war er endlich bereit für neue, glücklichere Erfahrungen, und er wusste auch ganz genau, mit wem er diese glücklichen Erfahrungen sammeln wollte.

Dennoch wusste Natsume immer noch nicht, was diese Person für ihn empfand, doch es war ihm durchaus bewusst, dass er sie bald fragen musste, sonst wäre es nicht unwahrscheinlich, dass jemand anders sie ihm wegschnappen würde. Nein, vielleicht wusste sie es nicht, aber mittlerweile war sie sehr beliebt, doch wahrscheinlich war sie zu naiv, um das zu sehen. Aber genau das mochte Natsume ja an ihr.

Heute war ein freier Schultag, aber die Schüler der Sonder- und der Gefahrengruppe hatten sich entschieden, auch an diesem Morgen etwas für das Schulfest zu tun, und auch die anderen Gruppen hatten sich so entschlossen, also machte Natsume sich nach dem Frühstück langsam auf den Weg zur Sondergruppe, als er bemerkte, dass Luca und Mikan, die einige Meter von ihm hinter einem Baum standen, offenbar in ein Gespräch vertieft waren.

Für gewöhnlich war Natsume nicht sonderlich neugierig, aber wenn Mikan mit Luca sprach, war es meistens so, dass es um etwas ging, dass Natsume selbst oder zumindest die Beziehung zwischen Mikan, ihm und Luca betraf, und deswegen lief er noch etwas weiter und blieb dann so unauffällig wie möglich hinter einem anderen Baum stehen, der sich in der Nähe von Mikan und Luca befand.

„Mikan“, hörte er seinen besten Freund nach einer Weile sagen.

„Weißt du, es gibt da etwas, dass mich seit vielen Jahren beschäftigt, und worüber ich auch endlich einmal mit dir reden sollte. Es ist zwar nicht einfach zu sagen, aber ich bin mir sicher, dass es mir am Ende, wenn ich es dir endlich gesagt habe, besser geht, also sollte ich es jetzt auch tun, oder?“

Mikan verstand nicht, was Luca ihr sagen wollte, aber es schien wirklich sehr wichtig für ihn zu sein, also wollte sie ihm einfach nur zuhören. Vielleicht wollte er sich noch einmal wegen der Sache mit Natsume bedanken, sie wusste es ja nicht.

„Es ist so, Mikan“, sprach Luca dann weiter und sah sie fast schon beschämt an.

„Mikan, ich liebe dich!“

Plötzlich wurde Natsume sehr nervös und es viel ihm schwer, ruhig hinter dem Baum stehen zu bleiben, der ihn für Mikan und Luca unsichtbar machte. Er hatte Angst vor der Antwort der Fünfzehnjährigen. Was, wenn sie das Gleiche für Luca empfand? Dann war es aus für sie und Natsume, und das war ihm auch durchaus bewusst. Damals hatte er Luca zwar gesagt, er würde ihm Mikan überlassen, wenn es darauf ankäme, aber war das heute immer noch so? Jetzt war er schließlich frei und musste sich weder von Luna noch von Persona etwas sagen lassen…

Mikan schaute für eine ganze Zeit nur überrascht zu ihrem Mitschüler, der noch immer vor ihr stand, den Kopf nun aber leicht gesenkt hatte. Offenbar war ihm das, was er Mikan gerade gesagt hatte, nun doch recht peinlich, was Natsume ihm von seinem Versteck aus ansehen konnte. Und dann begann Mikan wieder zu sprechen.

„Luca-Pyon… Weißt du, ich mag dich sehr gern, aber auch nicht mehr! Ich will dich wirklich nicht verletzen und es hat auch nichts mit dir zu tun, also nicht, dass ich dich nicht leiden kann, aber so etwas fühle ich einfach nicht für dich“, sagte sie leise und brach mit ihrer ruhigen Stimme die Stille, die hier für einige Minuten geherrscht hatte.

Nun war Natsume zwar erleichtert, doch er wusste nicht, wie Luca auf diese Antwort reagieren würde. Freuen würde er sich schließlich sicher nicht, denn immerhin hatte Mikan ihm gerade gesagt, dass sie nicht das Gleiche für ihn empfand wie Luca für sie. Natsume fragte sich, was sie in seinem Fall tun würde.

Würde Mikan ihn auch auf diese Art und Weise zurückweisen, so freundlich wie es nur ging? Oder würde sie ihn auslachen und fragen, wie er darauf käme, dass sie jemanden lieben könnte, der ihr so lange nur Leid angetan hatte? Nein, so ein Mensch war Mikan einfach nicht.

Luca schaute immer noch zu Boden, flüsterte dann etwas, das ungefähr nach ‚Ist schon okay, Mikan…’ klang und verschwand dann zwischen den Bäumen. Es war ihm zwar bewusst gewesen, dass Mikan ihn höchstwahrscheinlich nur als einen guten Freund sah, aber natürlich war es trotzdem nicht leicht für Luca, diese Wahrheit zu hören und sie nun verarbeiten zu müssen.

Er hatte sie schließlich wirklich lange geliebt, auch, wenn es wohl nur eine Schwärmerei war. Mikan hatte ihn nicht verletzen wollen, aber sie hatte wohl keine andere Wahl gehabt. Ja, so ist es besser, dachte Luca sich, besser, sie sagt dir die Wahrheit, als dass sie dich wegen deinen eigenen Gefühlen belügt und mit dir unglücklich wird.

Nach einiger Zeit saßen Mikan und Natsume dann gemeinsam im Raum der Sondergruppe. Mikan versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, und Natsume tat so, als hätte er von all dem nichts mitbekommen, was gerade passiert war, immerhin wollte niemand, dass auch noch andere Leute von der Sache Wind bekamen, es war beiden schon peinlich genug, was gerade passiert war.

Mittlerweile fragte Natsume sich aber, warum Mikan Luca eigentlich abgelehnt hatte. Er war schließlich nicht viel weniger beliebt als Natsume selbst und war auch immer nett zu ihr, warum eigentlich nicht? Na ja, andererseits war Mikan ab und zu aber doch noch ziemlich unreif, und deswegen hatten Lucas Gefühle sie vielleicht verwirrt, oder sie sah ihn wirklich nur als einen guten Freund? Natsume wusste es nicht, aber er konnte sie ja auch schlecht fragen, immerhin sollte sie nicht wissen, dass er Mikan und Luca unglücklicherweise belauscht hatte.

„Also wirklich, was ist denn heute los mit euch? Ihr seid doch sonst nicht so still! Ist etwa irgendetwas passiert, was wir besser wissen sollten?“, meinte Tsubasa nach einiger Zeit und grinste zu Mikan und Natsume, die auf der Stelle erröteten, wobei Mikan nicht wusste, was mit Natsume los war.

„Du solltest dir keine falschen Hoffnungen machen, Senpai, das kommt nicht gut, weißt du? Ich meine, so lange Persona in der Hölle schmort, kann mir noch nichts passieren, oder?“, erwiderte Natsume lächelnd und auch alle anderen Schüler begannen zu lachen, sowohl die der Gefahren- als auch die der Sondergruppe.

„Na ja, wir werden ja wohl nicht hoffen, das er wieder kommt. Jetzt wollen wir uns aber erst einmal unseren Arbeiten widmen, oder etwa nicht? Schließlich dauert es nicht mehr allzu lange bis zu Schulfest, viel mehr als drei Wochen haben wir nicht mehr“, sprach Tsubasa dann weiter und wechselte somit das Thema.

Die anderen sahen auch schnell ein, dass er Recht hatte, und beschäftigten sich somit nicht mehr ausschließlich mit Mikan und Natsume. Mittlerweile waren sie gut vorangekommen und sie waren sich sicher, dass sie gute Chancen hatten, dieses Jahr mehr als einen Preis abzuräumen, auch, wenn es ihnen natürlich nicht nur darum ging.

Sie hatten sich wie geplant in verschiedene, kleinere Gruppen aufgeteilt und arbeiteten nun auch gemeinsam zusammen. Dass Mikan mit Natsume in einer Gruppe war, hatte sich dieses Mal aber einrichten lassen, worüber sie beide auch recht froh waren, da sie sich mittlerweile wirklich recht gut angefreundet hatten und auch immer mehr Sachen zusammen mit Hotaru und Luca unternahmen.

Besagter Luca saß derweil im Raum der Physiogruppe, allerdings konnte er sich nicht wirklich darauf konzentrieren, was Naru ihnen heute über das Schulfest erzählen wollte. Kein Wunder, immerhin hatte sich seine Befürchtung, dass Mikan Sakura ihn nicht liebte, vorhin bestätigt, worüber Luca wirklich nicht glücklich war.

Andererseits wusste er aber natürlich auch, dass das Leben weiterging und er bestimmt noch viele Chancen haben würde, andere nette Mädchen kennen zu lernen, die er dann mindestens genau so lieben würde wie Mikan.

Außerdem war er sich mittlerweile auch ziemlich sicher, dass das mit Mikan nur eine Schwärmerei war, aber er wollte es einfach loswerden, vielleicht, um endlich über diese Sache hinweg zu kommen, was Luca sicher auch bald gelingen würde.

Zur Not musste er sich am Ende vielleicht ein Mädchen wie Sûmire suchen, was Luca seiner Meinung nach allerdings nicht nötig hatte. Außerdem war er gerade einmal fünfzehn Jahre alt und hatte somit alle Zeit der Welt, sich noch mal in ein anderes Mädchen zu verlieben, oder etwa nicht? Hier in der Academy schien es zwar üblich zu sein, dass man die Person, die man später heiraten wollte, schon seit Jahren kannte, aber Luca kannte auch genug Personen, die jemanden ohne Alice liebten, wie zum Beispiel seine Mutter.

Nach einer Weile klingelte es dann, worüber die Schüler der Physiogruppe auch recht froh waren, und Luca stand auf und verließ den Raum. Was er jetzt tun sollte, wusste er zwar noch nicht, aber er konnte ja erst einmal Natsume suchen und etwas mit ihm unternehmen. Wie Luca gehört hatte, arbeiteten die Schüler der Gefahrengruppe dieses Jahr mit denen aus der Sondergruppe zusammen, also war Natsume sozusagen in einer Gruppe mit Mikan und Tsubasa-Senpai. Luca wusste zwar nicht, wo der Raum der Sondergruppe war, aber er würde wohl nicht allzu lange brauchen, um ihn zu finden.

Während er gedankenverloren durch die Gegend lief, war Hotaru mit ihrem Turboschwan unterwegs, und zwar ziemlich schnell, da sie wusste, dass sie heute nicht zu spät zum Treffen der Technogruppe kommen durfte, da es um etwas Wichtiges gehen sollte. Unglücklicherweise übersah sie ihren Mitschüler, da sie so schnell war, und fuhr dann ohne zu bremsen in ihn rein. Sowohl Luca als auch Hotaru fielen sofort auf den Boden, der Turboschwan landete aber im Gebüsch und sah ziemlich übel zugerichtet auf.

„Verdammt, Imai, kannst du denn nicht aufpassen, wo du hinfährst?“, fragte der Fünfzehnjährige verärgert und schaute zu seiner Mitschülerin, die vor ihm saß und ihn nach einer kurzen Zeit nur noch angrinste, ihre Kamera hervorholte und ihn fotografierte.

Erst jetzt bemerkte Luca, dass er versehentlich das Kostüm, das er bei der diesjährigen Aufführung der Physiogruppe tragen sollte, nicht ausgezogen hatte. Da dieses Kostüm wie jedes Jahr ziemlich kitschig aussah, war dieser Anblick Lucas natürlich ein gefundenes Fressen für Hotaru, die ihn als beliebtes Fotomotiv sah, da sich Fotos von Luca in speziellen Posen ziemlich gut verkauften, besonders an die Mitglieder seines Fanclubs und gewisse Tiere, die im Nordwald wohnhaft und für ihre Spezies unnormal groß waren.

„Imai, hör sofort auf damit! Du weißt ganz genau, dass ich es nicht haben kann, wenn du Fotos von mir machst und dann noch davon profitierst, obwohl ich das gar nicht will! Wenn ich mit mir als Model für wasweißich Geld verdienen will, kann ich das auch allein, dazu brauche ich deine Hilfe nicht!“, erwiderte Luca nun auf Hotarus Grinsen und hoffte, dass sie es endlich einsehen würde, wie wenig er es mochte.

„Tut mir Leid, Luca-kun, aber deine Fans müssen doch eh schon so sehr leiden, weil sie dich nicht auf Dauer haben können, also gönne ihnen doch wenigstens diesen Spaß. Komm schon, sei nicht so unfreundlich, Luca!“, meinte Hotaru nun und hörte nicht auf zu grinsen.

„Du brauchst gar nicht so zu tun, als ob es dir bei der ganzen Sache um die Mitglieder meines Fanclubs geht, Imai, ich glaube, wir wissen beide am Besten, worum es dir bei dieser Sache geht. Und bevor du ausgerechnet mich unfreundlich nennst, solltest du dir vielleicht erst einmal überlegen, was du die ganze Zeit mit Mikan gemacht hast, bevor du sie gerettet hast“, antwortete Luca nun, genervt von Hotarus Dummstellerei.

Als Luca bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, war es schon zu spät; Hotaru stand auf, schnappte sich ihren teilweise zerstörten Turboschwan und fuhr davon. Spätestens jetzt hatte Luca gemerkt, dass heute wirklich nicht sein Tag war. Er wusste ganz genau, dass Hotaru sich seit Mikans Entführung sehr zum Positiven verändert hatte, und es wäre allemal besser gewesen, ihr das zu sagen und nicht die Tatsachen zu verdrehen, wie er es jetzt eben getan hatte.

Derweil kam Hotaru beim Versammlungsraum der Technogruppe an. Wie konnte Luca es eigentlich wagen, ihr so etwas an den Kopf zu werfen, wo er doch ganz genau wusste, dass sie sich geändert hatte, auch, wenn es einige Zeit gedauert hatte? Nein, dieser Kerl war unverschämt, nicht mehr und nicht weniger, und ließ irgendeinen Frust, den er offenbar hatte, jetzt an Hotaru aus.

Na ja, sie sollte jetzt besser nicht allzu viel über die Sache mit Luca denken, sonst würde sie das nur noch runterziehen, und momentan hatte sie sich voll und ganz auf das Schulfest zu konzentrieren, immerhin ging es wie jedes Jahr um viel. Außerdem musste sie ja auch ihre Gruppe repräsentieren, schließlich war Hotaru ja auch ein zukünftiger Prinzipal, und die Chance, in der Oberschule einer zu sein, musste jedes Jahr aufs Neue verteidigt wären. Ob Luca es wohl auch schaffen würde?

„Imai-san, was ist denn heute los mit dir? Du bist doch sonst nicht so niedergeschlagen, oder etwa doch?“, fragte Sûmires Bruder nach einiger Zeit, der noch immer für Hotaru schwärmte.

„Ach was, es ist alles so wie immer, alles in Ordnung. Du solltest lieber aufhören zu reden, hier geht es schließlich um den Erfolg der Technogruppe, oder?“, erwiderte Hotaru genervt und widmete sich dann wieder Misaki-Sensei, der vorne stand und den Schülern der Technogruppe etwas über das diesjährige Programm erzählte.

Hotaru interessierte das momentan aber reichlich wenig, und so saß sie nur auf ihrem Stuhl und wartete, dass es klingelte, damit sie in ihr Zimmer zurückgehen und über das nachdenken konnte, was heute passiert war. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Luca heute so gemein gewesen war, schließlich war das sonst ja auch nicht seine Art, zumindest dann nicht, wenn Mikan oder Natsume in der Nähe waren. Vielleicht konnte er Hotaru ja auch einfach nicht leiden.

Als das heutige Treffen der Kombination Sonder- und Gefahrengruppe vorbei war, hatten Natsume und Mikan sich längst von dem Schrecken erholt, den sie heute erlebt hatten, und redeten bereits wieder aufgeregt miteinander. Heute waren sie wieder sehr weit vorangekommen, und lange würde es auch sicher nicht mehr dauern, bis sie die Aktionen, um die sie sich in diesem Jahr kümmern wollten, perfektioniert haben.

Alle warteten schon sehnsüchtig auf das Schulfest und konnten es gar nicht mehr erwarten, ihren Mitschülern all das zu zeigen, wofür sie in den letzten Monaten gearbeitet hatten. Natürlich gab es einige, die dachten, dass diese Kombination zwischen den beiden Gruppen lächerlich war, aber die konnten ihnen ruhig gestohlen blieben.

Als das Treffen dann endgültig vorbei war, gingen Mikan und Natsume wie jeden Tag gemeinsam zum Abendessen. Glücklicherweise schien das weder Hotaru noch Luca, die ja ihre besten Freunde waren, zu stören, und so hatten sie auch kein schlechtes Gewissen. Eigentlich hatten ja eh alle genug mit dem Schulfest zu tun, zumindest momentan, und da blieb eben nicht viel Zeit, um sich zu verabreden und zu viert irgendetwas zu machen.

„Sag mal, Mikan, gehst du eigentlich immer sofort schlafen, wenn das Abendessen vorbei ist?“, fragte Natsume plötzlich, während sie zur Oberschule gingen, und Mikan blieb überrascht stehen.

„Natürlich nicht, Natsume, aber wie kommst du auf einmal darauf? Na ja, wer geht denn schon nach dem Essen ins Bett?“, erwiderte sie und schaute fragend zu dem Jungen hinter ihr.

„Die Kleinkinder“, meinte Natsume und lächelte.

„Na ja, das tut ja jetzt eigentlich auch nichts zur Sache. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir vielleicht Luca und Hotaru besuchen sollen, oder ob wir etwas mit ihnen machen. Schließlich hat man um diese Zeit nicht viele Möglichkeiten, um sich zu treffen.“

„Aber gerne doch, Natsume! Keine schlechte Idee, wir haben sie lange genug nicht mehr gesehen, zumindest kommt mir das so vor“, antwortete Mikan fröhlich, doch dann erinnerte sie sich an die Sache heute Morgen und fühlte sich augenblicklich komisch, als sie daran dachte, Luca jetzt schon wieder zu begegnen und ihn womöglich an diesen Vorfall zu erinnern.

„Andererseits habe ich gehört, dass die Techno- und die Physiogruppe heute Abend noch irgendwelche wichtigen Treffen mit Geschäftsleuten aus dem Ausland haben.“

Das war nicht einmal gelogen, denn Hotaru hatte ihr es neulich beim Mittagessen erzählt, und deswegen hatte Mikan nicht zu befürchten, dass Natsume etwas von der Sache heute Morgen erfahren konnte. Dass er es schon längst gehört hatte, war Mikan natürlich nicht bewusst. Kein Wunder, schließlich hatte sie nicht damit gerechnet, von ihm belauscht zu werden.

„Stimmt, das habe ich auch gehört. Dann können wir zur Not ja auch etwas alleine unternehmen, also nicht, dass mir das etwas ausmachen würde“, meinte Natsume daraufhin und grinste.

Mikan errötete und sah zu Boden, und nun ging es ihr fast so wie heute Morgen, nur glaubte sie nicht, dass Natsume ihr von einer auf die andere Sekunde so ein Geständnis machen würde wie Luca. Nein, so weit sie ihn bisher kannte, war Natsume kein sonderlich spontaner Mensch.

„Das will ich doch hoffen“, antwortete Mikan nach einiger Zeit und sah dann wieder zu Natsume, der noch immer lächelte.

Dann gingen sie beide zusammen zum Abendessen und Mikan hoffte, dass sie die Sache mit Luca bald vergessen, na ja, zumindest verdrängen konnte.

„Sollen wir dann vielleicht Morgen etwas zusammen mit Hotaru und Luca machen? Dann haben sie doch bestimmt wieder Zeit, oder?“, wollte Natsume nach einer Weile beim Abendessen wissen.

„Können wir gerne, aber von mir aus können wir beide auch heute schon etwas unternehmen. Vielleicht hat Draga ja noch Zeit, oder Nôbara-chan. Tsubasa hat glaube ich auch nicht allzu viel zu tun“, antwortete Mikan und lächelte.

„Außerdem habe ich gehört, dass in Central Town heute Abend ein Konzert von irgendeiner aktuellen Band sein soll, ob das stimmt, weiß ich allerdings nicht, schließlich gibt es Konzerte hier etwa so oft wie Schüler, die nach Hause fahren dürfen, wann sie sollen.“

„Na ja, seit Persona nicht mehr da ist, hat sich hier einiges zum Positiven hin verändert, und ab und zu gibt es hier halt auch etwas Interessanteres als die Sachen, die Central Town für gewöhnlich zu bieten hat. Am Anfang mag es dort zwar total interessant sein, aber mit der Zeit fragt man sich doch, warum nie etwas Neues dazu kommt“, meinte Natsume.

„Vielleicht findet so ein Konzert ja wirklich statt, wer weiß. Es wäre sicher nicht schlecht, mit Draga und Nôbara hinzugehen. Wegen Tsubasa… Na ja, er ist mir ab und zu noch zu aufgedreht, aber warum eigentlich nicht?“

„Genau, wir sollten sie einfach fragen. Wenn sie keine Lust oder keine Zeit haben, können wir uns immer noch etwas ausdenken, nicht?“, fragte Mikan fröhlich und lächelte.

„Eben. Uns wird schon irgendetwas einfallen, da sollten wir uns jetzt noch keine Sorgen drum machen. Irgendwie schaffen wir es bestimmt, aus diesen Wochen etwas Besseres zu machen als einfach nur irgendetwas für das Schulfest zu tun. Das macht vielleicht Spaß, aber man sollte es nicht übertreiben, es ist ja nicht so, dass der ganze Rest des Jahres nur aus dem Schulfest besteht“, stimmte Natsume ihr zu und lächelte ebenfalls.

Er war wirklich froh, dass Mikan so geblieben war, so, wie er sie schon vor Jahren gemocht hatte. Sie wusste es vielleicht nicht, aber ein Leben ohne Mikan konnte Natsume sich schon längst nicht mehr vorstellen, und das lag definitiv nicht nur daran, dass sie innerhalb der letzten Jahre so viel für ihn getan hatte. Nein, es war einfach ihre Art und ihr ganzes Auftreten, das ihn so sehr fasziniert hatte.

Es war ihm nicht von Anfang an klar gewesen, doch die Person, ohne die Natsume nicht mehr leben konnte und wollte, war zweifellos Mikan, und jetzt, wo Persona unschädlich war und Luna nicht mehr existierte, war Natsume auch ganz genau bewusst, dass das kein Fehler mehr sein konnte, auch, wenn Luca Mikan ebenfalls liebte. Er würde sicher darüber hinwegkommen, selbst wenn es vielleicht eine Weile dauern würde.

„Okay, sollen wir dann losgehen?“, fragte Mikan, sobald das Abendessen vorbei war und sie wieder vor der Oberschule standen.

Mittlerweile war der Mond aufgegangen, kein Wunder, schließlich würde es nicht mehr allzu lange dauern, dann würde der Winter wieder vor der Tür stehen.

„Sicher, sonst verpassen wir noch das Konzert“, erwiderte Natsume lächelnd und sie gingen zum Wohnheim, um einige ihrer Freunde abzuholen, wie sie es besprochen hatten.

„Wie bitte? Heute Abend gibt es in Central Town ein Konzert? Bitte, bitte, erzählt mir mehr davon!“

Als Draga davon erfahren hatte, wollte sie augenblicklich wissen, wer denn an diesem Abend in Central Town auftreten sollte, doch leider wussten Natsume und Mikan es selbst nicht so genau.

„Wer in Central Town ist, kann ich dir leider auch nicht sagen, aber wir werden es ja wohl bald sehen, wenn du mitkommst, nicht? Außerdem macht das die ganze Sache doch nur noch spannender“, erwiderte Mikan lächelnd.

„Da hast du allerdings Recht, wahrscheinlich weiß niemand etwas Näheres über das Konzert, weil sie unser Interesse wecken sollen. Na ja, eigentlich ist das ja unnötig, schließlich wird bestimmt jeder hingehen, wenn man doch schon einmal die Möglichkeit hat… Okay, wir werden also sehen, wer heute Abend in Central Town ist“, meinte Draga nun und lächelte ebenfalls.

Nachdem sie Nôbara und Tsubasa aufgegabelt hatten, machten sie sich dann auch schnell auf den Weg nach Central Town, damit sie auch bloß nicht den Anfang des Konzerts verpassten. Glücklicherweise kam der Bus auch recht schnell, weshalb sie sich ziemlich sicher waren, dass sie noch pünktlich sein würden. Das Gute war, dass sie als Schüler der Academy keine Eintrittspreise bezahlen mussten.

„Kein Wunder“, meinte Natsume.

„Immerhin hält uns der Staat schon von dem Rest der Welt fern, da sollte es doch zumindest einen Ausgleich geben, auch, wenn man das eigentlich nicht ausgleichen kann.“

„Stimmt, schön ist das wirklich nicht, aber eigentlich wird es doch dann umso spannender, wenn man seine Familie nach so vielen Jahren doch endlich wieder sehen kann? Also ich würde mich zumindest sehr darauf freuen“, antwortete Draga und lachte fröhlich.

„Wieso, kannst du sie denn dann nicht wieder sehen? Ich meine, deine Familie lebt zwar sicher in Deutschland, aber du kannst sie doch dann wenigstens besuchen, oder? Sie würden sich sicherlich freuen“, fand Mikan und lächelte ebenfalls, dennoch war sie etwas verwirrt, denn Draga klang nicht so, als ob sie ihre Familie je wieder sehen würde.

„Ach, das ist eine lange Geschichte“, begann Draga dann zu erzählen.

„Wisst ihr, meine Eltern hatten damals einen schweren Unfall und leiden seither an Gedächtnisschwund, deswegen können sie sich nicht an mich erinnern. Nein, keine Sorge, das ist nicht so schlimm, wie es sich anhört, denn immerhin leben sie noch. Außerdem habe ich auch noch einen Zwillingsbruder, mit dem ich mich sehr gut verstehe. Wenn ich wieder in Deutschland bin, will ich ihn gleich besuchen gehen.“

„Ja, wenn ich wieder zu Hause bin, möchte ich auch sofort zu meinem Opa und ihm alles erzählen, was ich hier erlebt habe, und dann stelle ich ihm alle meine Freunde vor“, erwiderte Mikan.

„Das ist eine gute Idee, Mikan. Wir können dann außerhalb der Academy eine große Abschlussfeier machen, mit allen unseren Freunden und Verwandten. Dann sehen wir uns endlich alle wieder“, fantasierte Draga vor sich hin.

„Schade ist dann nur, dass wir dann alle zum letzten Mal zusammen sind. Manchmal macht mir der Gedanke, nie wieder Schülerin zu sein, zusammen mit meinen Freunden, richtig Angst. Ich bin nur froh, dass das noch einige Jahre dauert. Wer weiß, vielleicht sehe ich es in ein paar Jahren schon ganz anders, das Leben geht schließlich weiter.“

Mikan erinnerte sich an die Vorfälle mit den gestohlenen Alices vor einigen Jahren. Schon damals war ihr der Gedanke, sich vom Klassensprecher zu trennen, unerträglich gewesen, aber sich von allen ihren Klassenkameraden zu trennen, musste noch viel schlimmer sein. Aber andererseits hatte Draga auch Recht; das Leben hörte mit dem Schulabschluss ja nicht auf.

„Ich glaube, wir sind da, zumindest hat der Bus gerade angehalten“, sagte Natsume nach einiger Weile, um die unerträgliche Stille zu brechen, die seither zwischen ihnen herrschte.

Die fünf Oberschüler standen auf und verließen den Bus. Mittlerweile waren schon einige Schüler in Central Town, die sich alle vor dem großen Platz in der Innenstadt versammelt haben, wo das Konzert anscheinend stattfinden sollte.

„Jetzt steht zumindest fest, dass es hier ein Konzert geben wird. Schaut mal da, diese Mittelschülerinnen, wie die am kreischen sind… Das soll wohl bedeuten, dass hier wirklich irgendeine bekannte Band auftreten wird, sonst würden sie ja nicht so schreien“, bemerkte Tsubasa und sah neugierig auf den Platz, der durch Zäune abgesperrt und den Schülern somit unzugänglich gemacht worden war.

„Scheint wohl so zu sein, aber ich kenne mich da eh nicht so gut aus, also kann ich auch nicht sicher sagen, wer auftreten wird. Ab und zu hört man hier zwar schon etwas, aber wie sollen wir uns auch großartig über die Musik informieren, die gerade aktuell ist?“, meinte Natsume und klang schon fast mürrisch.

Ab und zu konnte man nun einmal doch noch merken, dass er sich danach sehnte, sein Leben auch außerhalb der Academy führen zu können, aber das konnte Mikan auch durchaus nachvollziehen. Sie vermisste ihre Freiheit schließlich auch ab und zu, besonders ihren Großvater. Aber meistens merkte sie das erst richtig stark, wenn es ihr nicht gut ging.

Nach einer Weile ging das Konzert dann auch los, und obwohl niemand die Band kannte, waren alle Schüler gleich begeistert von der Musik, kein Wunder, schließlich wussten sie nicht, wann sie wieder so eine Gelegenheit bekommen würden.

Für Mikan war es fast so wie der erste Tag des Schulfests, auf den sich alle Schüler jedes Jahr aufs Neue freuten.

Als etwa eine Stunde vergangen war, gab es erst einmal eine Pause für alle, damit sie sich für die Fortsetzung frisch machen konnten. Mikan, Tsubasa und Nôbara gingen eben zur Toilette, während Draga und Natsume in der Pause durch die Gegend liefen.

„Sie sind gar nicht so schlecht, nicht wahr, Natsume? Eigentlich ist das ja nicht so meine Musikrichtung, aber eigentlich kann man es sich doch ganz gut anhören“, beurteilte Draga den Auftritt und lächelte.

„Stimmt, so schlecht sind die wirklich nicht, obwohl ich eigentlich nicht viel von solchen Bands halte. Na ja, nichts ist schlimmer als so eine widerliche Boygroup, deren Mitglieder nicht mehr tun müssen als gut auszusehen. Von Musik kann da nicht die Rede sein, da bin ich mir sicher“, stimmte Natsume ihr zu.

„Hör mir bloß auf mit Boygroups“, erwiderte Draga lachend.

„In Deutschland gibt es genug davon, und ich sage dir, die sind grausam. Wir können nur hoffen, dass die sich niemals über die ganze Welt verbreiten werden, denn das würde den Untergang der guten Musikindustrie bedeuten.“

„Das kann ich mir gut vorstellen, zumal man sagen muss, dass die Musik heutzutage größtenteils eh Müll ist. Ich weiß noch, dass ich als kleines Kind immer die CDs von meinen Eltern gehört habe, die waren gar nicht mal so schlecht“, sagte Natsume und lächelte schwach.

„Stimmt, ich habe auch noch welche, und die sind viel besser als die von heute. Außerdem sind die Leute, die heute eine Musikerkarriere starten, fast alle kleine Kinder, manche sind sogar jünger als ich“, erzählte Draga dann, als sie jemanden bemerkte.

„Ohh, schau mal, wer da steht, Natsume-kun!“

Natsume merkte sofort, wie angeekelt Draga den letzten Satz gesagt hatte, und als er sich umgeschaut hatte, entdeckte er auch sofort den Grund; Aoko Satomi stand einige Meter von ihnen entfernt, die wie immer ihr falsches Grinsen aufgesetzt hatte, während sie nah neben Jinno-Sensei stand, der ebenfalls anwesend war.

„Ach, die“, erwiderte Natsume trocken und blickte ebenso angeekelt zu der neuen Lehrerin.

„Ich hatte sie erst ein, zwei Stunden, aber ich kann jetzt schon mit Sicherheit sagen, dass die Frau keineswegs so freundlich ist, wie sie tut. Persona war zwar ein Tyrann, aber wenigstens ein Ehrlicher, und das kann man von dieser falschen Schlange sicher nicht sagen. Aber ob du es nun glaubst oder nicht, Draga, es soll tatsächlich einige Schüler geben, die sie mögen! Die Betonung liegt auf Schüler…“

Draga musste nun unwillkürlich lachen. Ja, in solchen Situationen konnte Natsume sie wirklich gut aufmuntern, es kam ihr fast schon so vor, als wäre er in einer Ähnlichen. Vielleicht gab es ja mehrere Jungen, die Mikan Sakura mochten?

Zumindest war Draga sich mittlerweile sehr sicher, dass Natsume Mikan mehr mochte als eine normale Freundin, und sie war sich auch ganz sicher, dass sie die Wette gewinnen würde. Wenn das wirklich der Fall sein würde, könnte sie von Jinno-Sensei verlangen, ihr zu sagen, was er für Aoko empfand, und wie das mit Draga selbst war.

Wenn sie Glück hatte, würde es auch sicher nicht allzu lange dauern, bis Mikan mit Natsume zusammen war, und dann würde Draga es endlich wissen. Außerdem wäre es für ihre beiden Freunde sicher auch schön, wenn sie endlich zusammen glücklich wären.

Während Draga nachdachte, bemerkte Natsume, wie triumphierend Aoko zu den beiden schaute, offenbar nicht wissend, dass Draga angeblich in ihn verliebt war. Draga hatte ihren Blick durch ihre Träumerei zwar nicht bemerkt, aber Natsume wurde dennoch wütend, kein Wunder, wo Aoko doch offenbar meinte, Draga hätte ihre Gesellschaft nicht verdient.

Nein, wenn Natsume eine bestimmte Art von Menschen nicht mochte, dann war es diese, und er wollte auf keinen Fall zulassen, dass Draga wegen irgendeiner Frau unglücklich war, die es wahrscheinlich nur nicht verkraftete, dass sie mit über dreißig Jahren noch nicht verheiratet war.

Glücklicherweise wusste Natsume ganz genau, wie er Frauen, die er nicht mochte, ärgern konnte.

Ein lauter Schrei durchbrach das Geschwafel der Schüler, die während der Pause ebenfalls durch Central Town liefen, und Aoko zog augenblicklich die Aufmerksamkeit von allen auf sich. Wo gerade noch viele, lange Strähnen ihres hellblonden Haares gewesen waren, waren jetzt nur noch einige, schwarze Fäden, die ganz offenbar verbrannt wurden.

Die Schüler waren sich zwar sicher, dass Natsume diesen kleinen Unfall verursacht hatte, doch da er eben Natsume Hyûga war, traute sich keiner, der Lehrerin irgendetwas zu erzählen. Ja, manchmal war es wirklich nützlich, wenn man in der Schule als dauerhaft schlecht gelaunter und temperamentvoller Rebell galt. Auch Draga war Natsumes Tat natürlich aufgefallen.

„Danke, das ist nett von dir, Natsume“, flüsterte sie leise und lächelte schwach.

Wenigstens einer, der ihr in dieser schweren Zeit beistand und versuchte, ihr zu helfen. Von Jinno-Sensei konnte man das ja nicht unbedingt sagen, denn der war ja offenbar eher auf Aokos Seite. Nun war Natsume derjenige, der triumphierend neben Draga stand und vor sich hin grinste, doch Aoko schien das ebenfalls gemerkt haben.

„Ich glaube, dieser Kerl dahinten ist Schuld“, rief sie aufgebracht und sah beleidigt zu Jinno-Sensei.

„Natsume Hinata, oder wie auch immer er heißt! Ich habe von ihm gehört, er soll doch ein Feueralice haben, oder? Und seine kleine Freundin da ist sicher auch nicht unbeteiligt, so, wie sie grinst! Außerdem hat sie sich im Unterricht eh schon öfter danebenbenommen, vielleicht hat sie den Jungen da auch nur angestiftet, meine Haare anzufackeln… Meine Haare…“

Natsume schien das allerdings wenig zu kümmern, und auch einige Schülerinnen im Umfeld der beiden begannen, laut zu lachen, als sie sahen, was mit der bei den meisten Schülerinnen sehr unbeliebten Lehrerin passiert war. So würden die Schüler sie bestimmt nicht mehr so hübsch finden, denn wer wollte schon eine Frau mit so einer komischen Frisur?

„Nun sag doch etwas, diese Kinder sind Schuld, dass ich jetzt so aussehe, was soll das denn? Was erlauben die sich eigentlich?“, rief Aoko hysterisch und sah vorwurfsvoll zu Jinno-Sensei, der allerdings so tat, als ob er sie nicht hören würde.

‚Idiot’, fuhr es Draga durch den Kopf.

‚Wenn es drauf ankommt, dann halten Sie wieder zu mir? Meine Güte, können Sie sich nicht entscheiden oder wollen Sie es nur nicht? Oder haben Sie einfach keine Lust, sich um so eine Sache zu kümmern, die möglicherweise unter Ihrem Niveau ist?’

„Die wird dich so schnell sicher nicht mehr belästigen, und wenn doch, kannst du dir sicher sein, dass sie eines Tages aufwacht und dann eine Glatze hat“, meinte Natsume leise und grinste.

Draga schaute ihn an und lächelte.

„Ja, dann könnte sie sich glatt in ein Schaufenster zu den anderen Modepüppchen stellen, die sind auch alle so kahl“, erwiderte sie dann und kicherte leise.

„Na ja, dann weiß ich wenigstens ganz genau, in welchem Klamottengeschäft ich nicht einkaufen gehen werde“, meinte Natsume daraufhin und sie begannen beide zu lachen, genau wie die Schülerinnen, die um sie standen.

An diesem Abend ging es Draga wirklich gut, denn nun merkte sie, dass sie viele Verbündete gegen Aoko hatte. Kein Wunder, wenn wirklich viele Jungen der Academy in sie verliebt waren, nahm sie den Schülerinnen somit ja auch die Freunde weg. Außerdem hatte sie einen guten Freund wie Natsume an ihrer Seite, was ihr das Gefühl gab, hier schon längst viele Vertraute gewonnen zu haben. Sie hatte ja nicht nur Natsume, sondern auch Mikan, Luca, Nôbara und alle anderen Leute, die sie hier so freundlich aufgenommen hatten.

Jinno-Sensei tat zwar so, als ob ihn das alles nicht viel interessierte, aber dennoch sah er zu Draga und Natsume, die sich offenbar wirklich sehr gut verstanden. Er kümmerte sich wirklich nicht um Aokos Haare, davon hatte sie eh noch genug, aber dieser Anblick von den beiden Oberschülern, die sich so vertraut waren, konnte er nicht haben. Warum interessierte Draga sich ausgerechnet für jemanden wie Natsume Hyûga?

Alle Mädchen interessierten sich für Natsume Hyûga, das war ihm durchaus bewusst, aber bisher hatte er immer gedacht, dass Draga nicht so war wie die anderen, doch anscheinend hatte sie zumindest in Sachen Natsume die gleiche Meinung wie ihre Mitschülerinnen. Aber konnte es denn wirklich sein, dass Draga sich so verändert hatte, nur, weil sie jetzt viel mit Natsume unterwegs war?

Neulich hatte sie gesagt, sie würde ihn lieben, aber Jinno-Sensei glaubte kaum, dass sie es ernst gemeint hatte, schließlich war sie im diesem Moment ziemlich wütend gewesen. Andererseits sollte er langsam wirklich mit Draga reden, um diese Sache zu klären, denn sonderlich glücklich schien sie seit diesem Tag nicht zu sein, und er wollte nicht, dass sie unglücklich war…

Aber wie sollte er das denn jetzt anstellen? Draga amüsierte sich gerade mit Natsume, und um die beiden standen ebenfalls zahlreiche Schüler, die ihm den Weg zu ihr versperrten. Außerdem würde die Pause vielleicht noch zehn Minuten dauern, und wenn sie ihr Gespräch mittendrin abbrechen mussten, würde das auch nichts bringen.

Allerdings wusste Jinno-Sensei wirklich, dass Draga nur immer unglücklicher werden würde, wenn das nicht geklärt wurde, obwohl er nicht wusste, warum sie wegen dieser Sache überhaupt so deprimiert war.

Er ging langsam auf die beiden Schüler zu, die ihn allerdings gar nicht zu bemerken schienen, so beschäftigt waren sie miteinander. Ja, es schien, dass Draga und Natsume sich wirklich sehr gut verstanden. Dass Aoko offenbar nicht verstand, warum Jinno-Sensei sich von ihr entfernte, kümmerte ihn momentan reichlich wenig. Was fanden nur alle Schülerinnen an Natsume Hyûga, und warum war Draga eine von ihnen, die ihn so mochten? War es etwa doch wahr gewesen, was Draga neulich gesagt hatte? Nein, das war völlig unmöglich, Draga war nicht so wie diese Mädchen.

„Natsume, das hat echt gut getan“, hörte Jinno-Sensei Draga sagen, die den Jungen neben ihr anlächelte.

„Ich habe dich echt lieb, danke…“

Warum sagte sie so etwas zu ihm? Hatte Draga ihn wirklich so lieb, wie sie es sagte, oder sogar noch mehr? Was war es nur, das sie so sehr an diesem Natsume faszinierte?

Ja, er wäre so geworden, wenn er es wüsste, nur, weil Draga Natsume Hyûga so mochte. Aber Jinno-Sensei war nicht Natsume, er war nicht die Person, die Draga liebte. Nein, es sollte ihn nicht wundern, Draga war immerhin eine Schülerin und gerade erst fünfzehn Jahre alt, momentan sogar noch vierzehn Jahre. Sie hatte ihr Leben noch vor sich, ganz im Gegensatz zu ihm, zwischen ihnen lagen Jahrzehnte, und doch war ihm Draga so wichtig.

Dass Natsume Draga eigentlich gar nicht so viel bedeutete wie Jinno-Sensei, war ihm natürlich nicht bewusst. Er wusste nicht, dass er die Person war, die Draga verletzte, dass er die Person war, die Draga mehr als alles Andere liebte. Natsume Hyûga war nur ein guter Freund für sie, der ihr in Zeiten wie diesen beistand, nicht mehr und nicht weniger.

Jinno-Sensei wusste, dass er es ihr sagen könnte, aber er wusste auch, was es für Konsequenzen hätte, wenn Draga irgendjemandem davon erzählte. Es war hoffnungslos, er konnte es ihr nicht sagen, da es zu riskant wäre. Er glaubte zwar nicht, dass Draga es bewusst verraten würde, aber wenn Schüler wie Mikan Sakura versehentlich davon erfuhren, war das alles Andere als gut, denn ihm war bewusst, wie er diese Schüler behandelte, und dass sie sicherlich alles tun würden, um ihn loszuwerden.

Jetzt blieben ihm vielleicht noch fünf Minuten, die er möglicherweise mit Draga verbringen konnte, um mit ihr zu reden, aber würden diese fünf Minuten ausreichen, um so etwas zu klären? Es würde ohnehin nicht einfach werden, aber irgendwann musste es einfach geklärt sein, sonst würde Draga wohl niemals wissen, warum er sich in der letzten Zeit so seltsam benahm. Ja, sie musste es irgendwann erfahren, am Besten noch an diesem Abend. Was hatte er denn noch zu verlieren?

„Was wollen Sie denn bitteschön hier?“, sagte Natsume plötzlich, der nun endlich bemerkt hatte, dass Jinno-Sensei schon seit einiger Zeit hinter ihnen stand.

Draga wusste nicht, was sie nun tun oder sagen sollte. Im Moment schienen alle zu denken, dass sie in Natsume verliebt war, und das tat er sicher auch. Kein Wunder, immerhin hatte sie ihm das erzählt, obwohl das natürlich nicht stimmte… Am Liebsten hätte sie sich jetzt hinter Natsume versteckt, aber sie wusste ganz genau, dass das nur unhöflich und kindisch sein würde, und so wollte sie nicht sein.

„Keine Sorge, Hyûga, es geht nicht um dich, was bei deinem Benehmen ja fast schon seltsam ist… Aber das ist jetzt egal, ich will nur mit Draga reden“, erwiderte Jinno-Sensei ruhig und fragte sich, wie er es geschafft hatte, so ruhig zu bleiben.

„Damit meine ich natürlich, dass ich Draga alleine sprechen will.“

Natsume schaute erst misstrauisch zu ihm und dann fragend zu Draga, die einige Momente lang gar nichts tat, dann aber langsam nickte, wohl wissend, dass das schon seit Langem nichts Gutes mehr bedeuten konnte. Nein, die Zeiten, in denen Jinno-Sensei nett zu ihr war, waren wohl endgültig vorbei.

„Na schön, aber beeilen Sie sich, es geht gleich weiter“, sagte Natsume mürrisch und sprach dann so leise weiter, dass Draga es nicht hören konnte.

„Und wenn ich gleich auch nur glaube, zu sehen, dass Draga traurig ist, sind Sie tot.“

Natsume wusste, dass es nicht sonderlich klug war, so etwas zu einem Lehrer zu sagen, aber seit dem Vorfall neulich war er wirklich nicht gut auf Jinno-Sensei zu sprechen. Außerdem würde es ihm nichts ausmachen, noch einmal die Strafmaske aufzusetzen, denn die kannte Natsume eh schon gut genug, um zu wissen, wie man sie von alleine wieder absetzen konnte. Außerdem konnte er es einfach nicht haben, wenn jemand versuchte, seine Freunde unglücklich zu machen.

„Was sollte das denn jetzt?“, fauchte Draga, als sie merkte, dass keine anderen Mitschüler mehr in ihrer Nähe standen und schaute Jinno-Sensei wütend an, obwohl ihr durchaus bewusst war, dass sie dazu eigentlich gar keinen Grund hatte.

„Keine Sorge, es wird nicht lange dauern“, erwiderte er und sah sie ebenfalls an, allerdings war Jinno-Sensei weniger genervt als Draga.

„Ich werde dich schon nicht allzu lange trennen von deinem… Geliebten Natsume…“

‚Ach, ist da etwa jemand eifersüchtig?’, dachte Draga und sie musste unwillkürlich grinsen.

‚Also nimmt es Sie wohl doch nicht so wenig mit, dass ich jetzt schon fast mit dem beliebtesten Jungen der Schule zusammen bin, nicht wahr?’

„Aha“, sagte Draga nur und grinste immer noch.

„Und worum geht es dann? Wenn Sie sich jetzt über Natsume auslassen wollen, dann können Sie das anderswo, aber nicht hier. Ich habe Besseres zu tun, als…“

„Nein, Draga, darum geht es nicht“, unterbrach Jinno-Sensei sie und hoffte, dass sie ihm glauben würde, denn immerhin wollte er sich wirklich nicht die ganze Zeit über Natsume Hyûga unterhalten.

„Ich wollte mit dir darüber reden, was neulich passiert ist… Ja, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, Draga, und es tut mir Leid, wirklich!“

Wieder wusste Draga nicht, was sie tun sollte, schließlich war sie es schon seit Langem nicht mehr gewohnt, dass Jinno-Sensei so nett zu ihr war, auch, wenn sie das in so einer Situation vielleicht nachvollziehen konnte.

„Es ist nicht schlimm, Jinno-Sensei“, erwiderte sie nun ruhig.

„Ich war ja selbst nicht viel besser, nein, ich hätte zumindest nicht lügen sollen, schließlich mag ich Natsume Hyûga zwar, aber nicht so sehr, wie ich es damals gemeint habe. Ja, es tut mir auch sehr Leid…“

Und jetzt hatte Jinno-Sensei verstanden, dass Draga die ganze Zeit die Draga gewesen war, die er kennen gelernt hatte und die er mochte, und nicht irgendeine andere Draga, die Natsume Hyûga liebte und schon fast mit ihm zusammen war.

Jetzt fragte Jinno-Sensei sich nur noch, was er selbst für Draga war, und ob sie ihn auch nur wie Natsume als einen guten Freund sah oder nicht.

Eigentlich war er sich sicher gewesen, dass er sich keine falschen Hoffnungen machen würde, kein Wunder, Draga war eine Schülerin und fast dreißig Jahre jünger als er, aber er hatte es einfach nicht verhindern können. Und selbst wenn er Draga so viel bedeuten würde, wäre die Sache von Anfang an hoffnungslos, schließlich war sie wie gesagt immer noch eine Schülerin, und Jinno-Sensei war sich bewusst, was das bedeutete.

Aber wenn es wirklich das war, was er für Draga zu empfinden meinte, konnte er es nicht aufhalten, und das wusste er ebenfalls. Doch er sollte sie besser nicht verunsichern, wo er sich doch jetzt selbst noch nicht sicher war, also würde er es sein lassen, zumindest für heute Abend.

„Aber in einer Sache hatte ich damals definitiv doch Recht“, sagte Draga plötzlich, und nun sah Jinno-Sensei sie lächeln, das erste Mal seit Langem.

„Was meinst du?“, erwiderte er und schaute fragend zu der fast Fünfzehnjährigen.

„Na ja, durch die Vorbereitungen für das Schulfest verstehen Mikan und Natsume sich wirklich immer besser, ganz, wie ich es gedacht habe. Tja, manche Dinge kann man einfach nicht verhindern, auch, wenn sie nach der Meinung gewisser Personen nicht sein sollten“, klärte Draga ihn auf und grinste überlegen.

„Dann ist es also gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass du unsere Wette doch noch gewinnst? Ich habe es anfangs zwar nicht geglaubt, aber wenn du es sagst... Und, ja, du hast Recht, gegen manche Sachen können sie wohl nichts ausrichten“, antwortete Jinno-Sensei ruhig, schien aber nun dennoch leicht nervös zu sein.

„Vielleicht… Wollen sie das ja auch gar nicht…“

„Wenn sie sich wirklich mögen, ist das ja auch gut so, es steht ihnen schließlich nichts mehr im Weg. Vor einiger Zeit mag das zwar noch anders gewesen sein, aber mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass Natsume seine Erinnerungen langsam vergisst, oder zumindest verdrängt“, meinte Draga daraufhin und lächelte fröhlich.

‚Ja, vielleicht sind Mikan und Natsume nun frei und können tun und lassen, was sie wollen, aber das interessiert mich momentan recht wenig, wenn ich darüber nachdenke, was das hier zwischen uns ist’, dachte Jinno-Sensei und hoffte, dass Draga aus irgendeinem Grund nicht merken konnte, was er gerade dachte.

‚Natsume Hyûga wurde es jahrelang verboten, engere Beziehungen mit seinen Mitschülern einzugehen, aber wir wissen beide, dass Persona daran Schuld war. Das zwischen uns ist viel komplizierter, Draga, und das weißt du… Ich weiß noch nicht einmal, wie du es siehst, aber ich traue mich auch nicht, dich zu fragen…’

„Jinno-Sensei, was ist denn los mit Ihnen? Sie sehen so traurig aus, habe ich etwas Falsches gesagt?“, bemerkte Draga überrascht und ging näher auf ihn zu.

„Nein, Draga, ist schon gut, ich musste nur über etwas nachdenken. Keine Sorge, mir geht es wirklich gut, besonders jetzt… Ich meine, wo wir uns wieder verstehen?“, erwiderte er lächelnd und hoffte, dass sie ihm glauben würde, denn immerhin wollte er sie nicht verunsichern.

„Aber das will ich doch hoffen“, meinte Draga und lächelte ebenfalls wieder.

„Ich mag es wirklich nicht, mit meinen Freunden zu streiten, und wie gesagt, es tut mir auch wirklich sehr Leid…“

„Ist schon gut, Draga, ich glaube, dass wir und damals beide nicht richtig verhalten haben. Aber das ist ja jetzt auch egal, wir sollten die Sache besser so schnell wie möglich vergessen, mehr ist sie doch eh nicht wert, oder?“, sagte Jinno-Sensei daraufhin und Draga nickte zustimmend.

„Genau, wir sollten sie vergessen und so weiter leben, wie es sich gehört“, erwiderte sie lachend.

„Wenigstens geht es uns jetzt wieder gut, da bin ich wirklich froh drum, aber Sie können mir ruhig glauben, dass es für Sie immer schwerer wird, die Wette zu gewinnen…“

„Ist dir das wirklich so wichtig?“, fragte Jinno-Sensei lächelnd.

„Wünscht du dir etwas Bestimmtes von mir?“

Draga errötete und sah zu Boden. Ja, sie mochte es, wenn er nett zu ihr war, aber das war ihr fast schon peinlich! Na ja, eigentlich wollte sie nur nicht sagen, was sie sich wünschte, falls sie die Wette tatsächlich gewinnen würde.

„Ach was… Ich würde mich halt freuen, wenn Mikan und Natsume zusammen glücklich werden, und so… Darum geht es mir, denn immerhin sind die beiden auch meine Freunde, nicht?“, erwiderte sie beschämt und lächelte schwach.

„Verstehe. Ja, sie sind deine Freunde, und du willst, dass sie glücklich sind, und das ist gut so. Na ja, ich kann dir wohl eh nicht allzu nützlich sein, was?“, sprach Jinno-Sensei weiter, allerdings war ihnen beiden bewusst, dass er das keineswegs ernst meinte.

Draga musste unwillkürlich kichern. Ja, er benahm sich wirklich jeden Tag anders, aus welchem Grund auch immer.

„Sensei, so lassen Sie das doch, Sie wissen ganz sicher, wie ich das meine“, sagte sie und konnte gar nicht mehr aufhören zu kichern.

„Und was ist, wenn ich es nicht weiß? Das könnte doch schließlich sein, nicht wahr?“, erwiderte Jinno-Sensei, immer noch lächelnd.

Nun war Draga wirklich verlegen und es gelang ihr nicht mehr, die richtigen Worte zu finden. Sie sah fast schon beschämt zu Boden. Wieso war er von einer auf die andere Sekunde so verändert? Seit es diese Aoko gab, verstand er sich schließlich nicht mehr allzu gut mit Draga, zumindest wollte er seitdem offenbar nicht mehr nett zu ihr sein, aus welchem Grund auch immer, und Draga wusste, dass es so nicht weitergehen konnte.

„Sensei, sagen Sie mal“, sagte sie langsam und schien ziemlich nervös zu sein.

„Was war in der letzten Zeit eigentlich mit Ihnen los? Ich weiß ja nicht, aber irgendwie kommt es mir so vor, dass Sie sich verändert haben, ich meine, dass… Na ja… Jedenfalls glaube ich, dass Sie sich verändert haben…“

Auf so eine Frage war Jinno-Sensei nicht vorbereitet gewesen, aber er wusste ganz genau, dass Draga gemerkt hatte, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte, also würde es wohl ohnehin nicht viel bringen, ihr irgendetwas zu erzählen. Nur was sollte er tun, wenn Draga ihn nicht verstehen oder ihren Freunden davon erzählen würde?

„Du hast es also wirklich gemerkt, Draga“, wiederholte er und es schien, als ob er es selbst noch nicht so recht glauben konnte, oder nicht glauben wollte.

„Weißt du, das ist gar nicht so einfach zu erklären, ich…“

„Draga! Draga, wo bist du denn? Komm schnell, du verpasst doch noch alles“, rief plötzlich jemand, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe befinden musste, und bald darauf entdeckten sie die Person.

„Ah, da bist du ja, wir suchen dich schon alle! Hä, was will der denn hier?“, sagte Mikan Sakura, als sie dann auch Jinno-Sensei gesehen hatte und lief schnell zu ihrer Freundin.

„Das könnte ich dich genau so gut fragen, Sakura, und außerdem geht es dich ja wohl gar nichts an, wenn ich mit irgendwelchen Schülern rede, die nicht einmal in deiner Klasse sind“, meinte Jinno-Sensei daraufhin und wieder einmal konnte man merken, dass er Mikan nicht sonderlich gern mochte.

„Draga ist aber trotzdem meine Freundin, Sensei, und wir sollten jetzt auch besser gehen“, erwiderte die Fünfzehnjährige genervt und zog das andere Mädchen dann mit sich, um sich den Rest des Konzerts anzusehen.

„Der war ja schon wieder gut gelaunt, und dabei hat das Schulfest noch nicht einmal angefangen“, scherzte Mikan, wie üblich genervt von dem Verhalten des verhassten Lehrers.

„Ich will gar nicht wissen, wie der gelaunt ist, wenn das Schulfest anfängt! Ach ja, was hattest du eigentlich so Dringendes mit ihm zu besprechen? Es schien ja ziemlich wichtig zu sein.“

Mikans schlechte Laune hatte sich augenblicklich in Neugier umgewandelt, offenbar schien es sie wirklich sehr zu interessieren, was Jinno-Sensei Draga möglicherweise Schlimmes angetan hatte, denn bei ihm konnte man ja nie wissen…

„Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes passiert, Mikan, das meintest du doch, oder? Es war alles ganz normal, also eigentlich kann ich dir nicht viele interessante Sachen erzählen“, erwiderte Draga und lächelte verlegen.

„Was habt ihr denn dann großartig zu besprechen gehabt? So weit ich weiß, redet er nur mit jemandem, wenn es nötig ist, so ist er nun einmal… Ach ja, stimmt, du magst ihn ja, oder?“, fragte Mikan nun und grinste frech.

Draga errötete und drehte ihren Kopf zur Seite. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie Mikan das vor einiger Zeit gesagt hatte, aber sie hatte da offenbar etwas falsch verstanden.

„Ach, weißt du, Mikan, das ist jetzt eh egal“, meinte Draga und lächelte ebenfalls.

„Ich dachte, wir wollten uns noch das Konzert ansehen, und dass es bald vorbei ist. Dann sollten wir uns jetzt aber wirklich beeilen, es ist schon viertel nach zehn, also lass uns jetzt besser losgehen und die anderen suchen, na ja, die werden bestimmt schon da sein.“

Glücklicherweise schaffte Draga es dann auch tatsächlich, Mikan vom Thema abzulenken, und die beiden Mädchen gesellten sich zu Hotaru, Luca und Natsume, die bereits seit einigen Minuten wieder zwischen den anderen Schülern standen.

Die nächsten Tage schienen ungewöhnlich langsam zu vergehen, und an diesem Morgen dauerte es immer noch fünf Tage, bis das Schulfest endlich beginnen würde. Keiner der Schüler wollte noch länger warten, besonders die Schüler der Gefahren- und Sondergruppe waren in diesem Jahr voller Erwartungen. Kein Wunder, immerhin waren sie die ersten Gruppen, die zusammenarbeiteten, und deswegen interessierten sich die anderen ganz besonders für sie.

„Meinst du eigentlich, dass wir diesen ganzen hohen Erwartungen überhaupt gerecht werden? Also, ich habe gehört, wie manche Leute über uns reden, so, als ob wir irgendwelche Genies wären, die in der ganzen Welt bekannt sind“, fragte Mikan Natsume, als sie sich auf den Weg zum letzten Treffen vor dem Schulfest machten.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die anderen von unseren Projekten mehr als begeistert sein werden, außerdem glaube ich nicht, dass es hierbei nur um Ehre und Anerkennung geht“, antwortete Natsume ruhig, hatte aber wenig Verständnis für Mikans Angst.

„So weit ich mich erinnern kann, warst gerade du die Person, die immer gesagt hat, dass es darum geht, Spaß im Leben zu haben, und ehrlich gesagt wundert es mich wirklich sehr, dass du das jetzt offenbar anders siehst. Aber keine Sorge, wir schaffen das schon, ich weiß, warum du so aufgeregt bist…“

Und sie gingen weiter, nun aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Mikan wusste ganz genau, dass Natsume Recht hatte, außerdem wollte sie das Schulfest genießen. Sie hatten hart gearbeitet in den letzten Wochen, sogar sehr hart, da durfte sie sich das sicherlich erlauben.

„Ich freue mich wirklich schon so sehr auf das Schulfest! Dann ist hier endlich mal wieder etwas los, also etwas, was gut ist. Ich bin wirklich so froh, dass wir jetzt keine großen Probleme mehr haben“, sagte Mikan fröhlich und konnte offenbar gar nicht mehr aufhören zu lächeln.

„Ehrlich gesagt habe ich auch nie damit gerechnet, dass ich hier einmal so glücklich sein könnte wie jetzt“, erzählte Natsume ihr daraufhin und lächelte ebenfalls.

„Ich meine, ich bin zwar nicht völlig sorgenfrei, aber es geht mir auf jeden Fall viel besser als damals, wo Persona und Luna noch da waren… Und dass sie weg sind, habe ich ja dir zu verdanken, nicht?“

Mikan errötete und sah zu Natsume, der sie anlächelte. Genau genommen hatte er ja Recht, aber manchmal war es wirklich noch etwas ungewohnt, dass er in der letzten Zeit so nett zu ihr und allen anderen war. Dennoch war Mikan froh, dass Natsume in Wirklichkeit so einen guten Charakter hatte, den er damals einfach nicht hatte zeigen können, weil er es nicht durfte.

Allerdings musste sie zugeben, dass diese Art von Natsume ihr wirklich ungewöhnlich gut gefiel, es schien in der letzten Zeit fast schon so zu sein, als ob sie ihn lieber mochte als ihre geliebte Hotaru, mit der sie jetzt schon seit mindestens sechs Jahren befreundet war. Außerdem glaubte Mikan aber nicht, dass es ein Fehler wäre, falls sie Natsume wirklich lieben würde, was in der letzten Zeit immer wahrscheinlicher wurde. Nur was würde er sagen, wenn er davon erfuhr? Das konnte Mikan allerdings nicht wissen.

Nach einiger Zeit waren sie im Raum der Sondergruppe angekommen, wo die anderen auch schon auf sie zu warten schienen. Jeder von ihnen wusste, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, und die meisten schienen nicht minder aufgeregt als Mikan zu sein, die sich mittlerweile ja wieder beruhigt hatte.

„Hoffentlich geht nichts schief, ich mache mir wirklich Sorgen! Stellt euch mal vor, wenn irgendwelche Leute aus den anderen Gruppen uns irgendwelche Probleme machen, ich meine, die meisten glauben, dass wir ihnen den Platz wegnehmen wollen, wusstet ihr das schon?“, fragte Nôbara und klang wirklich sehr besorgt.

„Nein, das wusste ich nicht, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die anderen so gemein sein werden, und sie werden uns sicher nicht irgendwie schaden. Im Gegenteil, Hotaru zum Beispiel hilft mir schon die ganze Zeit über“, erwiderte Mikan lächelnd, konnte Nôbaras Sorge aber durchaus nachvollziehen.

„Ich glaube, dass nur eine Sache dieses Jahr anders wird, und das ist die, dass wir dieses Jahr alle gemeinsam Spaß haben können und hoffentlich auch werden.“

„Ja, das stimmt, es wird in diesem Jahr bestimmt ein tolles Schulfest“, stimmte Yôichi ihr zu.

„Und zwar nicht nur für uns zwei, da kannst du dir sicher sein. Alle Leute aus der Gefahrengruppe freuen sich, und bei euch wird das ja wohl nicht anders sein.“

Natsume saß wie immer ziemlich ruhig auf seinem Platz in dem eigentlich viel zu kleinen Raum und beobachtete Mikan die ganze Zeit über, was allerdings keinem auffiel. Kein Wunder, so beschäftigt, wie sie alle waren. Ihn beschäftigte dieses Mädchen, das in unmittelbarer Nähe stand, viel mehr als das Schulfest, auch, wenn er es niemals zugeben würde.

Er wusste nicht, warum Mikan ihm in der letzten Zeit so viel bedeutete, aber er hatte eine Vermutung, die er schon seit vielen Jahren hatte. Ja, Natsume Hyûga, der begehrteste Oberschüler aller Zeiten, wusste nicht, was er für Mikan Sakura empfand, und was sie für ihn empfand, wusste er erst recht nicht.

Sie kannten sich jetzt schon wirklich seit vielen Jahren, das stimmte, allerdings musste Natsume zugeben, dass sie in diesen Jahren nicht wirklich alle Zeit der Welt gehabt hatten, um sich näher kennen zu lernen.

Aber das ließ sich ja eigentlich nachholen.

„Mikan, kommst du mal eben hierhin?“, fragte Natsume plötzlich und sah zu der nun recht überraschten Mitschülerin.

„Aber sicher doch, Natsume, was ist denn los?“, erwiderte Mikan lächelnd und gesellte sich zu dem Jungen mit dem Feueralice.

„Na ja, wir haben in der letzten Zeit ziemlich viel zu tun gehabt, und ich finde, dass wir uns jetzt ruhig etwas Zeit für uns nehmen könnten… Ich will gar nicht lange um den heißen Brei reden, eigentlich wollte ich nur wissen, ob wir heute Abend irgendetwas machen sollen“, erklärte Natsume langsam, und Mikan glaubte, einen leichten, rötlichen Schimmer auf seinem Gesicht zu erkennen.

Sie hingegen wurde richtig rot und wusste nicht so recht, was sie ihm jetzt entgegnen sollte. Natürlich wollte Mikan gern mit ihm weggehen, aber wenn Natsume so mit ihr sprach, bedeutete das meistens, dass auch Hotaru, Luca und die anderen mitgehen sollten, und darauf hatte Mikan heute eigentlich keine Lust.

„Von mir aus gerne, Natsume“, erwiderte sie dann letztendlich doch und lächelte fröhlich.

„Wer soll denn mitkommen?“

Wieder schien Natsume für einen Moment um Worte verlegen zu sein, denn er hatte eigentlich erwartet, dass Mikan begreifen würde, worauf er hinauswollte, aber andererseits kannte er sie ja und wusste, dass sie sich manchmal etwas anstellte, wenn auch nicht bewusst.

„Weißt du, eigentlich hatte ich gemeint, dass heute Abend dann… Niemand mitkommen soll, verstehst du?“, erklärte Natsume ihr und lächelte verlegen.

Nun schien auch Mikan zu verstehen, was er meinte, und einerseits war es ihr etwas peinlich, andererseits freute sie sich aber unheimlich, dass Natsume sich mit ihr alleine treffen wollte. Das würde das erste, nein, das zweite Mal sein, dass so etwas passierte, und Mikan erinnerte sich noch ganz genau, wie es das letzte Mal geendet war. Damals war das einzige Problem eine gewisse Mitschülerin namens Luna Kôizumi gewesen.

„Das ist natürlich auch kein Problem, Natsume, ich würde mich wirklich gern mit dir treffen. Und du hast natürlich Recht, wir sollten uns nicht so viele Gedanken und Sorgen um das Schulfest machen, denn wir haben immerhin das Beste draus gemacht“, antwortete Mikan ihm und lachte fröhlich.

Natsumes bester Freund Luca Nôgi war derweil allerdings nicht so guter Dinge wie seine beiden Freunde. In der letzten Zeit hatte er Mikan und Natsume sehr oft beobachtet, ohne, dass sie es gemerkt hatten, und dass sie sich so gut verstanden, machte ihn gar nicht glücklich. Natürlich freute Luca sich, dass Natsume sich jetzt frei entfalten konnte, aber andererseits liebte er Mikan doch!

Dass sie ihn abgewiesen hatte, konnte er noch immer nicht so recht glauben. Natürlich war es so besser, sie hätte ihn schließlich auch anlügen können, aber sollte er aufhören, um sie zu kämpfen, nur, weil Natsume sie anscheinend auch liebte? Er hatte Luca damals doch schließlich gesagt, dass er sie ihm überlassen würde, oder? Aber da war er in einer völlig anderen Situation als heute, und Natsume hatte es sicher schon längst wieder vergessen, was er damals zu seinem besten Freund Luca gesagt hatte.

Vielleicht sollte er sich ja wirklich über Natsumes scheinbares Glück mit Mikan freuen, aber so weit er wusste, waren die beiden noch nicht einmal zusammen. Kein Wunder, dass Luca es nicht wusste, denn Natsume redete kaum noch mit ihm, seit er mit den Schülern der Sondergruppe und denen seiner Eigenen an einem Projekt für das Schulfest arbeitete, denn seitdem war er fast nur noch bei Mikan.

Sein bester Freund fehlte Luca wirklich sehr, aber andererseits war er im Moment auch sehr eifersüchtig auf ihn, denn er selbst war ja in der Physiogruppe und konnte Mikan so sehen, wie er wollte. Sie hatten momentan schließlich selbst genug Arbeit, und Naru bestand darauf, dass das Theaterstück auch in diesem Jahr ein voller Erfolg werden sollte.

Während Luca durch den Nordwald schlenderte und nachdachte, bemerkte er nicht, wie sich ihm langsam jemand näherte, den er sehr gut kannte. Hotaru Imai hatte ihn gerade entdeckt und offenbar bemerkt, dass es ihm nicht so gut ging.

‚Was will der denn hier?’, wunderte sie sich und beobachtete den Jungen mit dem Tierpheromonalice vorsichtig.

‚Und warum beachtet er die ganzen Tiere hier eigentlich nicht? Sonst quietscht er doch immer gleich los, wenn er sie sieht… Na ja, das bedeutet zwar, dass ich erst einmal keine tollen Fotos machen kann, aber vielleicht sollte ich versuchen, ihm zu helfen…’

Doch dann erinnerte Hotaru sich an den Vorfall von neulich. Nett war er ja nicht gerade zu ihr gewesen, und man sollte seinen Frust nicht an anderen Leuten auslassen. Aber warum ging es ihm an diesem Tag eigentlich so schlecht? Heute sah Luca genau genommen auch nicht viel besser aus.

‚Das ist ja jetzt eigentlich auch egal, wir sind streng genommen ja befreundet, und wie sagt Mikan doch gleich… Wenn es Freunden nicht so gut geht, sollte man versuchen, ihnen zu helfen.’

Hotaru ging noch ein paar Schritte auf Luca zu und war sich durchaus bewusst, dass ihre Tarnung nun null und nichtig war, aber darum kümmerte sie sich jetzt nicht großartig. Der Junge war sichtlich überrascht, als er sie sah, und schien auch nicht sonderlich begeistert von ihrer Verfolgung zu sein.

„Was ist denn los, Imai? Wenn du irgendwelche Fotos von mir machen willst, dann muss ich dich enttäuschen, ich bin einfach nicht in Stimmung“, erklärte er ihr flüchtig und sie konnte hören, dass er wirklich nicht sonderlich gut gelaunt zu sein schien.

„Ach ja… Es tut mir Leid wegen neulich, ich hätte dich nicht so anschreien sollen…“

Hotaru lächelte kurz und ging näher auf Luca zu, der nun peinlich berührt zu Boden sah. Vielleicht war es ja doch keine so schlechte Idee gewesen, ihn anzusprechen.

„Ist schon gut, ich hätte dir auch nicht auflauern sollen. Aber was war neulich eigentlich los mit dir, ich meine, du bist doch sonst nicht so schlecht gelaunt, oder? Keine Sorge, deine Fans werden nichts davon erfahren“, erwiderte sie lächelnd.

Luca errötete, als er das hörte. Er konnte Hotaru Imai doch nicht erzählen, dass er in ihre beste Freundin verliebt war! Und dass das bei Natsume wohl nicht anders war, war für sie wahrscheinlich nicht minder uninteressant.

Obwohl, wer sagte denn eigentlich, dass er gleich erzählen musste, wer das betroffene Mädchen war? Es würde Luca bestimmt gut tun, mit irgendjemandem über seine Probleme zu reden, und Hotaru würde bestimmt nichts verraten, wenn ihm das wirklich wichtig war. Andererseits war es ihm ja auch wirklich wichtig, dass man ihn in bestimmten Situationen nicht fotografierte…

„Keine Sorge, Imai, wenn es schlimmer wird, kann ich es dir ja sagen. Na ja, eigentlich gibt es da auch nicht allzu viel zu sagen, in den letzten Wochen bin ich einfach schlecht gelaunt“, meinte Luca und lächelte schwach.

„Ehrlich gesagt habe ich gar keine Lust, den ganzen Tag über nichts Anderes zu reden als das Schulfest. Ich meine, am Anfang macht es vielleicht noch Spaß, aber mittlerweile frage ich mich wirklich, ob die ganzen Leute hier keine anderen Sorgen haben. Wenn nicht, dann ist es zwar schön für sie, aber wie gesagt, es nervt.“

Hotaru wusste zwar nicht, ob das der wirkliche Grund für Lucas schlechte Laune war, aber was sie ganz sicher wusste, war die Tatsache, dass er Recht hatte.

„Allerdings, Luca, das muss ich zugeben. Alle Leute verlangen, dass wir Jahr für Jahr besser werden, aber wenn wir nur noch für die reichen Säcke aus dem Ausland arbeiten, ohne Spaß dabei zu haben, ist es genug“, stimmte Hotaru ihm zu und schaute ernst zu ihrem Gegenüber.

„Ihr habt damit vielleicht nicht so viel am Hut, also mit dem Verkaufen von irgendwelchen Sachen, aber glaube mir, dann habt ihr es noch richtig gut. Vor ein paar Jahren hat mir das vielleicht noch Spaß gemacht, aber ehrlich gesagt habe ich wirklich keine Lust mehr. Andererseits arbeite ich immer weiter, damit meine Eltern sich ein schönes Leben machen, während ich nicht da bin…“

Und als Hotaru das gesagt hatte, konnte Luca sie auf einmal verstehen. Natürlich, sie hatte das ganze Geld doch nie im Leben nur für sich allein ausgegeben! Er hatte schon von vielen Schülern gehört, die Geld an ihre Familien schickten, aber niemand, den er bisher gekannt hatte, arbeitete so hart wie Hotaru Imai. Es musste wirklich furchtbar für ihre Eltern sein, dass sie so weit weg war, aber eigentlich war es kein Wunder, denn sie hatten damals auch ihren ersten Sohn der Academy überlassen müssen.

„Das wusste ich nicht, Imai… Hotaru… Jetzt tut es mir noch viel mehr Leid, was ich zu dir gesagt habe“, versicherte Luca ihr fast schon verstört und sah nun recht traurig aus.

„Ich war wirklich dumm, schließlich hätte ich doch eigentlich merken müssen, dass du auch Sorgen hast! Und ich bin mir auch sicher, dass du Mikan bestimmt auch nur helfen willst… Bist du nicht deswegen überhaupt freiwillig zur Academy gekommen?“

Hotaru nickte ruhig und lächelte traurig, und Luca musste zugeben, dass er sie nur selten lächeln sah.

„Ja, ich bin hier hingekommen, damit die anderen Kinder in dem Dorf, in dem ich auch Mikan getroffen habe, weiterhin dort zur Schule gehen können“, bestätigte die Fünfzehnjährige.

„Ich bin wirklich sehr froh, dass mein Plan funktioniert hat, obwohl es mir wirklich nicht leicht gefallen ist, Mikan zu verlassen, denn sie ist immerhin meine beste Freundin. Am Anfang war ich zwar ziemlich überrascht, als ich sie hier gesehen habe, aber mittlerweile freue ich mich wirklich, dass sie wieder da ist. Meine Aktion hat ihr so zwar nicht großartig geholfen, aber die anderen Kinder haben sich dafür sicherlich gefreut.“

„Das glaube ich auch, Hotaru, es ist sicher für niemanden einfach, seine Heimat zu verlassen, aber du hast es gemacht, dass es diesen Kindern gut geht“, erwiderte der Junge mit dem Tierpheromonalice lächelnd.

„Wenn du aus der Schule kommst, siehst du bestimmt einige von deinen alten Mitschülern wieder, oder? Ich bin mir sicher, dass sie sich noch einmal ordentlich bei dir bedanken werden.“

„Na ja, vielleicht werden sie das, aber eigentlich brauchen sie das nicht. Immerhin habe ich diesen Ort geliebt und das ist wohl das Mindeste, was ich für die Leute dort tun konnte, oder? Und wenn ich meinen Abschluss in der Tasche habe, werde ich sofort meine Eltern besuchen“, sagte Hotaru mit einem traurigen Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Ich habe keine Ahnung, ob mein Bruder noch im Land ist, aber ehrlich gesagt ist mir das auch ziemlich egal. So gut habe ich mich ja eh nicht mit ihm verstanden…“

„Schade eigentlich“, antwortete Luca.

„Ich hätte gerne Geschwister gehabt, dann wäre ich zumindest nicht so alleine hier…“

„Na ja, man kann ja nie wissen, was noch kommen wird. Ich meine, auf den Postkarten, die dir deine Mutter schickt, sieht sie ja noch nicht so alt aus. Wer sagt also, dass das nichts mehr werden könnte?“, fragte Hotaru und grinste den Jungen an, der nun peinlich berührt zu Boden sah, wie er es immer tat, wenn sie wieder so eine Bemerkung gemacht hatte.

„Da wäre ich mir nicht so sicher, ähm, sie muss ja auch arbeiten, und so… Vielleicht später mal, aber wie gesagt, eher nicht…“

Hotaru grinste wie ein Honigkuchenpferd, genau wissend, dass Luca solche Themen durchaus peinlich waren. Na ja, eigentlich gab es viele Dinge, über die er für gewöhnlich nicht so gern sprach, wie zum Beispiel seine Gefühle für ein gewisses Mädchen, das Hotaru durchaus kannte. Luca dachte wohl wirklich, man würde ihm nicht anmerken, wie sehr er Mikan mochte…

„Na ja, wir sehen uns dann vielleicht noch später, Luca. Ich meine, manchmal begegnet man sich selbst noch, wenn es Zeit für das Schulfest ist“, meinte Hotaru dann nach einiger Zeit und ging dann wieder.

Luca sah ihr noch einige Zeit nach und lächelte schwach. Vielleicht war Hotaru Imai ja wirklich nicht so ein schlechter Mensch, wie er es bis jetzt immer geglaubt hatte. Jetzt wäre es ihm gar nicht mehr so unangenehm, wenn er ihr beim Schulfest vielleicht doch ab und zu begegnen würde…

Es vergingen wieder einige Tage. Morgen würde das Schulfest endlich beginnen, und Mikan freute sich wie alle anderen Schüler schon sehr darauf. Selbst Natsume hatte sie mittlerweile schon mit der guten Stimmung anstecken können, und das wollte schon etwas heißen. Es schien tatsächlich so zu sein, dass der Natsume Hyûga, vor dem die meisten Schüler seines Jahrgangs großen Respekt hatten, sich zum ersten Mal wirklich auf etwas freute.

„Lange dauert es jetzt nicht mehr, was, Natsume?“, fragte Luca ihn lächelnd, als sie allein im Nordwald saßen, genau da, wo sie sich auch früher schon immer getroffen hatten, wenn sie ihre Ruhe haben wollten.

„Stimmt. Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier einmal auf irgendetwas freuen würde, das nichts mit meinem Abschluss zu tun hat“, antwortete der Schwarzhaarige lachend und setzte sich auf den grasbewachsenen Boden.

„Nun ja, damals war das ja wohl auch nachvollziehbar… Aber es ist wirklich schön, dass es dir hier jetzt zumindest einigermaßen gefällt. Mikan hat sich ja auch schon ganz schön für das Schulfest angestrengt, oder?“, meinte Luca, während er den Kopf von Usagin streichelte.

„Ja, das hat sie, und spätestens in fünf Tagen wird sich das ausgezahlt haben, da bin ich mir vollkommen sicher. Und wenn nicht, dann können wir wenigstens nicht sagen, dass wir uns nicht angestrengt haben, schließlich wissen wir das ja wohl noch am Besten“, sagte Natsume ruhig.

Er hoffte wirklich, dass das Schulfest schön für Mikan werden würde, denn schließlich hatte sie sich wirklich angestrengt. Außerdem mochte er sie wirklich gern, und so wollte er nicht, dass sie traurig war, und das würde sie ganz sicher sein, wenn sie das alles hier umsonst gemacht hätte.

Vielleicht sollte er Luca ja erzählen, wie sehr er sie mochte, aber eigentlich wusste er es ja auch schon. Andererseits hatte Natsume es ihm damals in der Grundschule erzählt, und damals waren sie noch Kinder. Zudem hatte Natsume in der letzten Zeit den Verdacht, dass Luca Mikan ebenfalls sehr gern hatte…

Nein, Natsume hielt es nicht für den richtigen Zeitpunkt, Luca zu sagen, was er für dieses gewisse Mädchen empfand. Immerhin wollte er seinen besten Freund auf keinen Fall verletzen, und er hatte einfach das Gefühl, dass ihn genau diese Wahrheit jetzt verletzen würde, aus welchem Grund auch immer.

Und dann erinnerte Natsume sich an die Begegnung von Mikan und Luca vor ein paar Tagen und verstand, dass er einen großen Fehler gemacht hätte, hätte er Luca von seinen Gefühlen für sie erzählt.

Derweil trafen sich auch Mikan und Hotaru allein, aber dafür in Central Town und nicht im Nordwald, wie die beiden Jungen es vorzogen. Mikan war in der letzten Zeit ziemlich verwirrt, denn sie konnte ihre Gefühle für Natsume einfach nicht einordnen. Natürlich wusste sie, dass sie durchaus in ihn verliebt sein konnte, aber irgendetwas sprach dagegen.

Immerhin kannte sie Natsume Hyûga nun schon seit Jahren, und wenn sie ihn lieben würde, müsste sie das doch eigentlich schon früher gemerkt haben, oder? Andererseits war sie damals, als er mit Luna zusammen gewesen war, ab und zu doch schon ziemlich eifersüchtig gewesen, nur hatte Mikan es damals nicht zugeben wollen. Ihrer besten Freundin Hotaru war das allerdings schon aufgefallen.

„Mikan, sieh es endlich ein. Du liebst Natsume, wo liegt denn da bitteschön das Problem?“, wollte sie wissen und sah ihre beste Freundin ernst, aber auch interessiert an.

„Ich weiß nicht, irgendwie kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass Natsume jemals etwas Anderes als ein guter Freund für mich sein wird“, erzählte Mikan ihr, und man konnte ihr ansehen, wie peinlich es ihr war.

„Immerhin weiß ich nicht einmal genau, was er von mir hält, und ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass er mich auch so mag. Ich meine, er könnte hier genau genommen jede haben, oder? Also warum sollte er ausgerechnet mich nehmen? Ich bin doch auch niemand Besonderes…“

Hotaru lächelte schwach, wohl wissend, dass Mikan Unrecht hatte.

„Jetzt hast du aber ganz offensichtlich etwas vergessen, Mikan. Ganz ehrlich, wie viel hast du in der letzten Zeit für Natsume getan, nur, damit es ihm gut geht? Meines Wissens nach ist das eine ganze Menge gewesen, und wenn er das nicht zu schätzen weiß, ist er der größte Idiot, den ich je kennen gelernt habe, und dann hat er dich auch gar nicht verdient. Also keine Sorge, ich bin mir sicher, dass er dich mag“, erklärte sie ihrer Freundin lächelnd.

„Und was die anderen Mädchen angeht… Ich glaube nicht, dass er viele von ihnen wirklich kennt, und ich finde auch nicht, dass Natsume oberflächlich ist. Immerhin war er auch nur mit Luna zusammen, weil er es musste, oder etwa nicht? Außerdem mag er dich jetzt ganz bestimmt viel mehr als damals, ich kann mich nämlich nicht erinnern, wann er das letzte Mal deine Haare verbrannt hat.“

Mikan kicherte erleichtert, wohl wissend, dass Hotaru in allen Punkten Recht hatte. Sie war manchmal vielleicht etwas gemein zu ihr, aber wenn es wirklich darauf ankam, war Hotaru doch immer für Mikan da. Ja, sie war wirklich froh, dass sie mit ihr reden konnte, denn Mikan wusste ganz genau, dass Hotaru es nie irgendjemandem verraten würde.

„Danke, Hotaru, da hast du wirklich Recht. Komisch, vorher ist mir das noch gar nicht so aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst…“

„Tja, du warst ja noch nie die Hellste“, erwiderte Hotaru lachend.

„Das war nun aber wieder unnötig. Du musst mir nicht immer Dinge erzählen, die ich eh schon weiß“, meinte Mikan daraufhin und grinste.

Lächelnd hörte das Mädchen den beiden Freundinnen zu, wissend, dass sie es offenbar nicht bemerkt hatten. Draga Dragosmore war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Mikan und Natsume endlich zusammen sein würden. Das Schulfest war die perfekte Zeit, damit sich die beiden noch näher kamen, und sie würde das Beste daraus machen, ganz sicher.

‚Keine Sorge, ihr werdet euch auch noch näher kommen, da könnt ihr euch sicher sein’, dachte sie immer noch lächelnd und blickte zu ihren Freunden.

‚Natsume und du, ihr seid etwas ganz Besonderes, und ich weiß, dass ihr zusammengehört, auch wenn gewisse Personen das nicht so sehen.’

Nun verdrängten Trauer und ein schlechtes Gewissen Dragas Fröhlichkeit. Eigentlich wollte sie Mikan und Natsume doch nur zusammen sehen, weil sie diese Wette unbedingt gewinnen wollte, besser gesagt musste. Sie wusste, dass es selbstsüchtig von ihr war, aber es musste sein, damit Draga endlich erfuhr, was bestimmte Leute von ihr dachten.

Es tat ihr Leid, wirklich, aber andererseits war sie wirklich davon überzeugt, dass Mikan und Natsume sehr gut zusammenpassen würden, auch, wenn sie es jetzt vielleicht noch nicht einsahen. Jetzt wusste sie zumindest schon einmal ganz genau, was Mikan von Natsume dachte, und Draga konnte nicht behaupten, dass das schlecht für sie wäre.

Jetzt musste sie aber erst einmal in ihr Zimmer zurück, denn so weit sie sich erinnern konnte, hatte sie noch einige sehr wichtige Dinge zu erledigen, die allerdings rein gar nichts mit Mikan, Natsume oder anderen Leuten hier zu tun hatten…

Als sie angekommen war, klingelte ihr Handy, das sie heimlich aus Deutschland mitgenommen hatte. Wie gut, dass es niemand gemerkt hatte. Draga wusste ganz genau, wann sie ihr Alice einsetzen konnte, sodass es nützlich für sie war.

„Hallo? Ach so, du bist es, ich habe dich schon vermisst… Wirklich. Weißt du, es gäbe da etwas, was du dringend wissen solltest“, erzählte sie der Person am anderen Ende der Leitung.

„Nun ja, ich habe Probleme mit bestimmten Leuten hier, und ich dachte, dass du mir vielleicht helfen könntest. Außerdem gäbe es da diesen Jungen, der einfach nicht einsehen will, dass er sich in eine Freundin von mir verliebt hat… Nein, nicht in mich, du bekommst auch alles in den falschen Hals…“

Nach einiger Weile legte Draga lächelnd auf. Wie gut, dass sie auch in ihrem Heimatland noch Freunde hatte, die alles tun würden, dass es ihr gut ging. Außerdem vermisste sie ihn wirklich fürchterlich, immerhin war er einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben…

‚Ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird’, dachte sie und sah entschlossen aus dem Fenster.

‚Aber bald wird eine ganz tolle Zeit beginnen, und das betrifft nicht nur das Schulfest. Mikan und Natsume, ich habe euch wirklich gern, und ihr euch auch…’

Nur wusste Draga immer noch nicht so wirklich, wie es mit ihr selbst weiter gehen sollte. In der letzten Zeit verstand sie sich wirklich nicht mehr so gut mit Jinno-Sensei, und Aoko Satomi war das sicherlich nur recht so.

Sie wusste einfach nicht, wie sie mit dieser ganzen Situation umgehen sollte. Es war damals schon nicht leicht gewesen, das wusste Draga auch, aber seit diese Aoko hier war, war alles nur noch sehr viel schlimmer und komplizierter geworden.

Was würde denn sein, wenn Luca damals wirklich Recht gehabt hätte und sie zusammen wären? Draga wusste nicht, ob sie den Gerüchten Glauben schenken konnte, aber natürlich gefiel es ihr überhaupt nicht, was ihre Mitschüler sich so über diese Sache erzählten.

Angeblich meinten manche Leute sogar, dass Jinno-Sensei und sie selbst… Nein, Draga konnte wirklich nicht verstehen, dass manche Leute solche komischen Dinge dachten. So gesehen hätte sie natürlich nichts dagegen, aber sie sollte zumindest etwas realistisch bleiben, andererseits würde sie vielleicht Probleme bekommen…

Eigentlich kam Draga sich in der letzten Zeit selbst recht kindisch vor, eben deswegen, weil sie tatsächlich eifersüchtig auf eine Person wie Aoko Satomi zu sein schien. Manchmal konnte das Leben doch wirklich seltsam sein…

Na ja, vielleicht sollte sie auch einfach nicht allzu viel über diese Sache nachdenken, immerhin ging es ihr in der letzten Zeit nicht so wirklich gut. Außerdem würde er Draga bald besuchen, und er würde ihr bestimmt auch helfen, obwohl er ihr wegen damals wohl doch noch nicht ganz verziehen hatte…

Aber sie waren immerhin noch Freunde.
 

Ende des fünften Kapitels
 

Guten Morgen. Mir ist durchaus bewusst, dass ihr jetzt höchstwahrscheinlich einige Fragen zu diesem Kapitel haben werdet. Ja, eigentlich sollten es 100000 Wörter werden, aber keine Sorge, das werden sie auch noch.

Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, Kapitel Fünf als insgesamt die fünften, sechsten, siebten, achten und neunten Kapitel hoch zu laden.

Für gewöhnlich schreibe ich ja recht schnell, manchmal bis zu fünftausend Wörtern an einem Tag, aber hätte ich die Kapitel nicht aufgeteilt, hätte ich noch nicht einmal die Hälfte des fünften Kapitels fertig gestellt. Die aktuelle Anzahl der Wörter lag bei etwa 44000.

So lange wollte ich euch nicht warten lassen, deswegen habe ich diese Kapitel, die eh schon in fünf verschiedene Teile aufgeteilt waren (Die Zeit vor dem Schulfest und die bekannten vier Tage), eben voneinander getrennt.

Ich hoffe, euch macht es nichts aus, und ich hoffe auch, dass ihr euren Spaß mit diesem Teil hattet. Danke für eure lieben Kommentare und Kritiken, ich habe euch wirklich gern.

Ach ja, es kann auch sein, dass diese Kapitel am Ende nicht ganz 100000 Wörter ergeben, denn ein Kapitel von dieser Fanfiction hat ja durchschnittlich nur um die 10000 Wörter. Andererseits haben zwei Kapitel nun ja schon um die 20000 Wörter… Nun ja, wir werden sehen.
 

Draga
 

Übrigens, „Kapitel sechs“ ist auch schon fertig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shaleen
2011-09-21T14:09:55+00:00 21.09.2011 16:09
Ich glaub so viele Wörter habe ich schon seit langem nicht mehr gelesen xD Ganze 4 Tage gebraucht um alles durchzulesen. :D
Achja, wenns weiter geht hätte ich wenns geht eine ENS, bitte? :3
Ich bin schon ziemlich gespannt wie es weiter geht. *o* Auch wenn sie so viele Wörter hat ich glaub ich liebe diese FF... xDDD

Mit freundlichem Gruß
Shaleen :3
Von:  Carameldream
2011-06-05T19:40:59+00:00 05.06.2011 21:40
das ist eine schöne FF :)
Aber wieso passiert hier nichts mehr?? :(
Von:  -Lunatic-
2009-12-31T16:07:50+00:00 31.12.2009 17:07
Ich liebe deine ff :D
supi geschrieben und alles. ^_^b
lg Nadine

kannst du mir Vielleicht ne ens schicken, wenn das neue Kapitel on ist?
Von: abgemeldet
2009-12-31T16:02:52+00:00 31.12.2009 17:02
Ich finde deine ff echt gut. Gut geschrieben und die Charaktere gut beschrieben. Mach weiter so! :D
lad schnell das neue Kapitel hoch :)
lg robyn
Von:  Li-sakura
2009-01-06T20:20:21+00:00 06.01.2009 21:20
Also ich liebe deine geschichte!!!
Aber ich frage mich wo das 6. Kapi ist...
Kann es kaum erwarten, lade bitte schnell hoch...
Ist ja schon voll lange her ich glaube Juli...
Mach bitte schnell weiter
Von: abgemeldet
2009-01-04T12:48:53+00:00 04.01.2009 13:48
Auf sowas hast du bis jetzt nur ein Kommi? Wie bööse....
Ich weiß, es wäre besser & schöner würde ich für jedes Kapitel ein Kommi schreiben, aber naja ;)
Ich finde den Gesamteindruck sehr schön, vor allem weil du die Chara's gut darstellst, aber man auch merkt, dass sie älter geworden sind!
Schade bloß, das du zwar immer wieder geschrieben hast, das Luna etwas gemeines zu Mikan gesagt hatte, aber nie genau (oder so ähnlich) was, denn ich bin erst bei Band 6 und somit noch nicht bei Luna, aber ich nehm's dir nicht übel, einmal bleibt's eine Überraschung für mich, und außerdem könnte ich mich auch schlecht erinnern was genau sie gesagt hat, und Lust nachzulesen? Nö!
Bei deiner FF merkt man auch, wie ähnlich sich Natsume & Mikan sind, denn man merkt bei beiden, dass ihnen ihre Freunde sehr wichtig sind, der einzige Unterschied in diesem Fall: Mikan kann das besser zeigen & Natsume musste es bis jetzt unterdrücken!
Nun kommen noch die gewöhnlichen Dinge ^.~
Dein Schreibstil ist echt super, die Gedanken, Taten usw. von den Chara's echt nachvollziehbar und die ganze Story gut aufgebaut und ausgedacht!
Dickes Fettes Lob meinerseits und wieder viele liebe Grüße ^-^
Von:  Bella_90
2008-07-19T15:03:55+00:00 19.07.2008 17:03
wow das war wieder echt toll ^^ sooooooooo viel zu lesen ^^ hihihi das mit dem konzert war toll ^^ naja mal sehn was das nächste kapi bringt ich bin schon wahnsinnig gespannt ^^ xDDD naja abba du machst das schon ^^ liebe grüße ^^


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