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Die Wette

von

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Und die Spiele beginnen... // Playing with a Heart

Kapitel 02: Und die Spiele beginnen…
 

„Natsume Hyûga, nehme ich an? Ich bin Draga Dragosmore, guten Tag“, stellte sie sich gut gelaunt vor und lächelte fröhlich.

„Ja… Hallo“, erwiderte Natsume, verwirrt und überrascht zugleich. Woher kannte dieses Mädchen ihn?

„Was ist denn los?“

„Na ja, das wäre so“, erzählte Draga weiter, und Natsume hatte Glück, dass Luna dieses Gespräch nicht hören konnte.

„Ich habe von guten Freunden gehört, dass du immer ziemlich einsam bist, und da wollte ich dich fragen, ob wir nicht etwas zusammen unternehmen sollen? Immerhin sollten wir doch alle glücklich sein.“

Natsume verstand nicht, was dieses Mädchen ihm damit sagen wollte, aber irgendwie fühlte er sich seltsam, was wohl an dieser Draga selbst lag. Was hatte sie für ein Alice? Natsume konnte nicht nein zu ihrer Frage sagen, irgendwie wollte er das aber auch gar nicht. Diese Draga setzte ihr Alice ein, aber allerdings konnte Natsume nicht sagen, was dieses Alice genau mit ihm anstellte. Er fühlte sich so willenlos…

„Na gut, Dragosmore-san, warum eigentlich nicht… Das ist wirklich nett von dir, und du hast ja Recht“, antwortete er dann wie in Trance.

„Schön, Natsume-kun… Wir werden uns bald wieder sehen, das verspreche ich dir. Doch nun sollte ich gehen, denn man erwartet mich bereits“, sagte Draga und gesellte sich dann wieder zu Jinno-Sensei.

Natsume wurde langsam wieder wach, doch durch die Wirkung von Dragas Alice war er immer noch leicht benommen. Das Mädchen schien nun aber sehr vergnügt zu sein, auch, wenn Jinno-Sensei nicht nachvollziehen konnte, warum Draga sich unbedingt mit jemandem wie Natsume Hyûga treffen wollte. Warum war er bei den Schülerinnen nur so beliebt? Eigentlich interessierte er sich nicht sonderlich für solche Sachen, aber die Beliebtheit Natsumes war nicht zu übersehen.

„Draga, ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber warum möchtest du dich mit dieser Person treffen?“, fragte er, obwohl er es vielleicht nicht hätte fragen sollen.

Zumindest schien Draga jetzt recht enttäuscht und traurig zu sein, wo sie ihm doch gerade erst erklärt hatte, dass sie sich nicht von irgendwelchen Leuten beeinflussen ließe, doch Jinno-Sensei hatte das offenbar schon wieder vergessen.

„Natsume Hyûga kann mir gar nichts, ebenso Mikan Sakura. Doch ich frage mich, warum ich mich wiederhole“, meinte sie und sah auf den Boden, nicht wirklich glücklich, wie es schien.

„Aber Sie haben Recht, es geht Sie eigentlich gar nichts an, mit wem ich mich treffe. Das geht nur meinen Freundeskreis und mich selbst etwas an.“

Sie wusste nicht, warum sie auf einmal so gemein war. Er machte sich doch eigentlich nur Sorgen um Draga, also warum konnte sie ihm nicht einfach sagen, dass sie Mikan und Natsume doch wegen der Sache mit der Wette miteinander verkuppeln wollte? Jinno-Sensei sagte jetzt zumindest gar nichts mehr, weil er die ganze Sache so wohl nur noch schlimmer machen würde, als sie eh schon war. Wieso konnte er nicht einfach gar nichts zu Dragas Verabredung mit Natsume sagen, so, wie er es bei jeder anderen Schülerin auch getan hätte? Aber andererseits war Draga auch nicht jede andere Schülerin, doch was war sie dann?

„Es tut mir Leid, Draga, wirklich. Aber irgendwie… Na ja… Ich weiß nicht, warum ich so bin… Sonst interessiert mich das eigentlich nicht“, versuchte Jinno-Sensei, es Draga zu erklären, doch wie sollte er etwas erklären, wenn er es doch selbst nicht mehr richtig verstand?

Draga sah ihn jetzt zwar wieder an, aber traurig war sie immer noch. Nun war es allerdings wegen ihr selbst, da sie sich vorhin so unmöglich verhalten hatte.

„Ist ja schon gut, und ich war ja auch nicht gerade nett… Nein, eigentlich überhaupt nicht, und so wollte ich nicht sein.“

Nun schienen sie beide sichtlich erleichtert zu sein, doch etwas verwirrt waren sie immer noch. Im Moment schien das allerdings egal zu sein, jedenfalls schien es so.

Natsume war nun in seinem Zimmer und wusste immer noch nicht, wie Draga ihn hatte überreden können. Eigentlich hatte sie ihn ja gar nicht erst überreden müssen, da Natsume sofort zugesagt hatte. Er fragte sich wirklich, was Dragas Alice genau machte, zumindest schien die Fähigkeit ihn zu beeinflussen. Jedenfalls schien Natsume sich nun ernsthaft mit ihr treffen zu müssen, und so würde er vielleicht noch etwas über ihr Alice herausfinden können. Nun aber musste er leider erst wieder zu Luna, was ihm wie immer nicht wirklich in den Kram passen wollte.

Mikan war momentan recht gut gelaunt, da Hotaru beschlossen hatte, mit Luca und ihr nach Central Town zu gehen, und das geschah selten genug. Als sie dann im Bus saßen, war Mikan umso glücklicher, denn sie wusste, dass es nun kein Entkommen mehr für ihre beste Freundin gab. Hotaru schien das nicht einmal etwas auszumachen, welch seltsamer Tag, fand Luca, und da behielt er auch Recht.

„Mikan, der Bus hat gerade angehalten, also rede nicht so viel und begleite uns lieber, sonst fährst du gleich wieder alleine zurück“, bemerkte Hotaru, nachdem wenige Minuten vergangen waren.

Die Fünfzehnjährige neben ihr reagierte sofort und verließ den Sitzplatz im Bus, auf dem sie gerade noch gesessen hatte, klammerte sich an Hotaru fest und zog sie in Richtung Ausgang, während Luca neben den zwei Mädchen zur Tür des Busses lief, und nicht wirklich verstehen konnte, warum Mikan immer aufdringlich und Hotaru abweisend war, aber das musste er ja glücklicherweise auch nicht verstehen. Jedenfalls konnte Hotaru heute nicht vor Mikan fliehen, aber das war ja auch ihre eigene Schuld gewesen, immerhin hätte sie ja nicht auch nach Central Town gemusst.

„Wo gehen wir denn als Erstes hin?“, dachte Mikan laut und schaute fragend zu dem Geschäft, in dem seit Neuestem die Preise von Süßigkeiten angeblich stark gesenkt waren, und sah dann wieder zu Hotaru.

„Also willst du dein ganzes Geld für Süßigkeiten verprassen? Wie wäre es, wenn du nicht sofort alles auf einmal ausgeben würdest wie sonst auch immer? Aber für was rede ich eigentlich, das verstehst du ja eh nicht, also was soll’s“, wurde sie daraufhin von ihrer besten Freundin ausgeschimpft, die das Geld, das alle Schüler einmal im Monat bekamen, lieber sparte.

„Ist ja gut, Hotaru, ich meinte ja nur“, sage Mikan schnell und drehte sich beleidigt um. Hotaru konnte ja so unsensibel sein, und das zeigte sie nun erneut. Manchmal konnte Mikan sie wirklich nicht verstehen, weil Hotaru einfach so anders war, da war Luca ihr dann schon wesentlich lieber, denn er schimpfte sie nicht die ganze Zeit aus, Hotaru hingegen schien es manchmal sogar Spaß zu machen.

„Mach dir nichts draus, mikan, es ist ja immerhin dein Geld“, versuchte Luca sie zu trösten und funkelte Hotaru böse an, da er sie eh nicht sonderlich gut leiden konnte.

Hotaru schien diese Provokation allerdings nicht zu kümmern, zumindest schien sie im Moment nicht darüber nachzudenken, was Luca nur noch mehr ärgerte und er Mikan jetzt seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Mikan schien allerdings nicht sonderlich erfreut zu sein, denn sie meinte, dass jeder Ausflug mit Hotaru doch irgendwann so endete, wie es auch dieser getan hatte. Luca schien das allerdings wenig zu wundern, immerhin kannte er Hotarus schlechte Seiten zur Genüge.

„Okay, und was machen wir dann?“, fragte Mikan traurig und sah nun wieder zu Hotaru und fragte sich, ob sie wohl eine bessere Idee hatte, was sie allerdings nicht wirklich glauben wollte.

„Weiß ich auch nicht. Du hast mich hierhin mitgeschleppt, also lass dir wenigstens etwas einfallen, okay?“, meinte Hotaru ärgerlich und schien erneut ziemlich genervt von der Planlosigkeit ihrer besten Freundin zu sein.

Mikan schien heute wirklich gar nichts richtig zu machen, aber Luca fand nicht, dass es ihre Schuld war. Hotaru war wirklich ein gemeines Aas, aber leider wusste er nicht, ob er irgendetwas daran ändern konnte. Vielleicht würde es ihr ja ganz gut tun, wenn er das Geld, dass sie durch die peinlichen Fotos von ihm verdient hatte, einfach mal so verbrennen würde, dann würde sie vielleicht ihre Situation überdenken. Andererseits konnte er das jetzt nicht sofort, und Luca wusste ganz genau, dass es nichts brachte, wenn Hotaru noch länger blieb.

„Du solltest jetzt wohl besser gehen, Imai, das wäre wohl besser für alle, oder?“, sagte er dann und stellte sich neben Mikan, den Blick auf Hotaru gerichtet, in der Hoffnung, dass sie sich seine folgenden Worte zu Herzen nehmen würde.

„Ehrlich gesagt habe ich in der letzten Zeit eh den Eindruck, dass du Mikan in der Zwischenzeit ziemlich lästig geworden bist, verstehst du? Wir kommen auch ganz gut alleine klar, also ohne dich, heißt das. Aber das dürfte ja kein Problem für dich sein, die Gesellschaft von irgendwelchen Maschinen und reichen Geschäftsmännern ziehst du ja stets vor, also, wenn du uns jetzt entschuldigen würdest…“

Dann schnappte er sich Mikan und die beiden gingen weg, ließen Hotaru einfach dort stehen und sagten gar nichts mehr. Natürlich hatte Mikan jetzt ein schlechtes Gewissen, aber Luca hatte doch Recht. Vielleicht würde Hotaru sich wirklich noch ändern, wenn sie wenigstens darüber nachdachte und merken würde, wie wichtig Mikan ihr möglicherweise war. Nun stand sie einfach so da, die Stimmen der anderen Leute in Central Town schienen plötzlich so unheimlich weit entfernt zu sein. War das gerade wirklich Luca gewesen? Luca Nôgi? Das war ja wirklich ein sehr komischer Luca… Aber das sollte Hotaru jetzt auch nicht zu sehr interessieren, schließlich hatte sie noch zu tun, das Geld verdiente sich schließlich auch nicht von alleine.

„Meinst du, Hotaru ändert sich? Es hört sich zwar alles so einfach an, aber es wird doch sicher schwierig, wenn sie ihren Charakter so sehr ändern muss, oder?“, fragte Mikan besorgt und schaute Luca nachdenklich und traurig zugleich an.

„Es wird wohl einige Zeit dauern, bis sie ihre Fehler einsieht, aber Hotaru ist ja nicht dumm und wird sich dann wohl bald ändern. Als ihre beste Freundin wirst du ihr wohl wichtig genug sein, da bin ich mir ganz sicher. Außerdem ist Hotaru sicher kein schlechter Mensch“, erwiderte Luca und lächelte, allerdings wusste er wirklich nicht, wie lange so eine Zeit sein konnte.

Er konnte nur hoffen, dass Hotaru wirklich so schlau war, wie er es Mikan gesagt hatte, aber sie sollte es jetzt wohl verstanden haben. Andererseits neigte Hotaru auch dazu, nur das zu verstehen, was sie auch verstehen wollte. Doch nach einiger Zeit würde Mikan ihr doch sicher irgendwie fehlen.

„Sag mal, Luca… Weißt du eigentlich, warum Luna unbedingt mit Natsume zusammen sein will? Es scheint doch eher so zu sein, dass sie ihn nicht leiden kann, oder?“, fragte Mikan auf einmal.

Darauf war Luca wirklich nicht vorbereitet gewesen, was man ihm auch durchaus ansehen konnte.

„Wie kommst du denn auf einmal darauf? Ich weiß wirklich nicht, was Luna genau von Natsume will, glaub mir, aber mögen tut sie ihn wahrscheinlich wirklich nicht“, sagte Luca.

„Sonst würde sie ja nicht immer versuchen, Natsume fertig zu machen…“

Mikan dachte, Luca wollte sie veräppeln, aber dem war offenbar nicht so, denn Luca schien seine Aussage doch ziemlich schnell zu bereuen. Aber was sollte sie darunter verstehen, wie sollte Luna denn Natsume fertig machen, wo er doch möglicherweise das gefährlichste Alice der Mitteschule hatte? Andererseits wusste bis heute niemand etwas Genaues über Lunas Alice, außer, dass es wohl genau wie das Feueralice Natsumes ihre Lebensspanne verkürzte, sobald sie es benutzte. Jedenfalls schien Luca ziemlich besorgt zu sein, aber er machte sich immer Sorgen um Natsume, doch dass Mikan es ihm gleichtat, war dann doch recht ungewöhnlich.

„Na dann… Schade, dass wir nicht wissen, warum sie das macht, dann könnten wir Natsume wenigstens besser helfen, oder? Immerhin hat er Hilfe ja wohl dringend nötig, zumindest denkt man das, wenn man ihn sieht… Aber wir wiederholen uns“, meinte Mikan traurig, und da hatte sie wohl Recht, wo sie doch in der letzten Zeit kaum ein anderes Thema als Natsume hatte, und davon hatten die meisten ihrer Freunde mittlerweile genug, außer natürlich Luca und Draga, die das Thema aus irgendeinem Grund als recht amüsant beurteilte.

„Der Meinung bin ich allerdings auch… Aber leider weiß ich nicht, warum Natsume nicht mit mir reden will, also wegen Luna… Damals, als er wegen Persona solche Probleme hatte, hatte er mit schließlich auch immer alles erzählt, und jetzt ist alles anders, nur wegen dieser komischen, unfreundlichen und vor allem ewig eifersüchtigen Tante. Ich frage mich, warum Natsume sich nicht gegen sie durchsetzen kann… Er ist schließlich nicht schwach, und vor Allem nicht dumm, also wieso macht er das? Ich verstehe ihn einfach nicht mehr“, erzählte Luca traurig und senkte den Kopf. Mikan sah betrübt zu dem Jungen mit dem Tierpheromonalice, nicht wirklich wissend, wie sie ihn nun trösten sollte, und ob sie das überhaupt konnte.

„Na ja, vielleicht will er ja nicht, dass du selbst noch in Gefahr gerätst… So war das doch damals auch, oder?“, erinnerte Mikan sich.

„Ja, aber ich glaube irgendwie immer noch nicht, dass Luna so mächtig ist, um Natsume ernsthaft unter Druck setzen zu können. Eigentlich ist sie doch auch nur eine Schülerin wie du und ich, oder? Andererseits könnte es ja sein, dass sie eine Verbindung zu Persona oder zu Z hat, oder so… Man kann ja nie wissen. Es gibt aber nur eine Möglichkeit, das herauszufinden“, meinte Luca nun und schien dabei sehr ernst zu sein.

Natürlich fragte Mikan sich, ob Luca ihr mehr über diese einzige Möglichkeit verraten würde.

„Nun ja, aber dazu müssten wir wie Natsume in der Gefahrengruppe sein, und dem ist nun einmal nicht so, tja, man kommt halt nicht so schnell da rein… Und die Schüler dort sind alle total unnahbar… Sie würden sich uns niemals öffnen.“

„Also können wir das wohl vergessen. Schade eigentlich, das hätte uns sicher ziemlich viel gebracht… Aber was nicht geht, das geht nun einmal nicht… Leider. Doch vielleicht wird Natsume ja noch von sich aus mit dir reden, ich weiß es nun eben nicht, zumindest noch nicht. Wenn es so ist, dann sagst du es mir doch, oder nicht?“, erwiderte Mikan, die Luca immer noch ihre volle Aufmerksamkeit widmete.

Luca nickte langsam und lächelte leicht, da er wirklich dankbar für Mikans Unterstützung war. Es wurde später und später, und so mussten sie sich bald wieder auf den Weg zurück machen, der sie wie sonst auch zur Mittelschule führte, doch nach den Sommerferien würden sie schon sechzehn Jahre alt sein, und somit würden sie dann auf die Oberschule wechseln. Mikan freute sich schon sehr auf den Tag, an dem sie ihren Großvater sehen konnte, doch dieser Tag würde leider nicht vor dem Ende der Oberschulzeit sein.

Natsume freute sich sicher auch sehr auf diesen Tag, denn dann konnte er sein Leben endlich so führen, wie er es wollte. Aber vielleicht sollte Mikan wirklich nicht immer über Natsume nachdenken, so, wie es ihre Freunde schon öfters gesagt hatten, andererseits brauchte er aber wirklich dringend Hilfe. An diesem Abend war der Bus sehr spät, denn nach einer halben Stunde standen Mikan und Luca immer noch da.

„Verdammt, warum kommt dieser Bus denn nicht? Glaubst du, das Ding ist kaputt, oder so? Sonst kann ich mir das eigentlich nicht erklären, immerhin benutzen ja nicht allzu viele Leute den Bus“, sagte Luca fragend und ließ sich langsam auf den Boden sinken.

„Ich weiß nicht, es wird ja wohl noch einen zweiten Bus geben, wenn es so ist. Vielleicht sollten wir dann einfach laufen, so lange dauert es bis zur Mittelschule ja nicht. Außerdem dürfen wir um diese Uhrzeit eigentlich gar nicht mehr hier sein, also wäre es vielleicht besser so“, erwiderte Mikan und sah zu Luca, erwartete eine Antwort von ihm.

„Na gut, du hast wohl Recht, dann lass uns am Besten gleich gehen, sonst erwischen sie uns noch“, sagte Luca und stand wieder auf.

Mikan behielt Recht, denn sehr lange dauerte es bis zur Mittelschule wirklich nicht, auch wenn sie eben laufen mussten. Das Gebiet der Academy war zwar sehr groß, aber die Wälder füllten ebenfalls einen großen Teil aus. Als sie dann aber dort waren, waren sie dann aber doch recht müde, was allerdings nicht von der Reise kam, sondern eher von der Uhrzeit verursacht wurde, denn mittlerweile war es wirklich spät geworden. Glücklicherweise waren immer noch Ferien, und so konnten sie dann ja wenigstens lange schlafen.

„Dann sollten wir uns jetzt wohl lieber trennen, zumindest bis morgen, dann schlaf gut, Mikan, wir sehen uns dann ja wohl bald. Bis morgen“, verabschiedete Luca sich dann und ging, was Mikan dann ebenfalls tat.

In ihrem Zimmer angekommen legte sie sich dann müde und erschöpft auf ihr Bett und fragte sich immer noch, wie sie Natsume helfen konnte, doch wie immer fiel ihr nichts ein. Es war wirklich zum verzweifeln, wo Natsume vor einiger Zeit genau so gut mit ihr befreundet war wie mit Luca, und jetzt hatte sich das alles verändert. Warum musste ausgerechnet Natsume immer mit den falschen Leuten zu tun haben? Das hatte er wirklich nicht verdient, wo er doch alles tat, um seine Freunde zu beschützen.

Wahrscheinlich tat er auch deswegen so gemein, und Mikan wusste ja mittlerweile, dass sie das bei Natsume nicht so ernst neben durfte, aber dennoch war sie manchmal traurig wegen ihm. Vielleicht sollte Mikan ja irgendjemandem das mit Luna erzählen, es schien ja zumindest nicht so zu sein, dass alles eigentlich einen ganz harmlosen Hintergrund haben konnte, nach so einer Äußerung von Luca. Aber Mikan fragte sich immer noch, was er damit eigentlich genau gemeint hatte. Immerhin war Natsume wirklich nicht der Typ, der sich vollkommen seiner Freundin unterwarf, nur, weil Luna es so wollte.

Nein, das passte wirklich nicht zu Natsume, also musste Luna doch irgendein Druckmittel haben! Doch viel Zeit zum Nachdenken hatte Mikan nicht mehr, da sie schon bald in einen tiefen Schlaf fiel…

Der nächste Morgen brachte für Mikan und Luca eine sehr große Überraschung mit sich. Er entschied sich, zu ihrem Zimmer zu gehen und sie abzuholen, da Luca wusste, dass Mikan dazu neigte, ziemlich lange zu schlafen, manchmal sogar bis zum Abend hin, wenn sie es konnte. Und da momentan noch Ferien waren, war dem nun einmal so. Als die Mädchen den Fünfzehnjährigen sahen, waren sie wie immer begeistert, aber Luca schien das nicht wirklich zu erfreuen, im Gegenteil, er schien sich eher sehr gestört zu fühlen, genau wie Usagin, den er wie immer bei sich trug.

Wahrscheinlich wusste er nicht, was manche Mitschülerinnen für den Platz des flauschigen Kaninchens tun würden, doch das hatte ihn schon immer reichlich wenig interessiert. Nur brauchte er Hilfe, um Mikans Zimmer zu finden, doch Sûmire beschrieb ihm freundlich den Weg, wenn sie auch nicht wirklich wusste, warum sie es hatte tun sollen. Was wollte ein hübscher Junge wie Luca Nôgi denn von Mikan Sakura?

„Mikan, bist du schon wach? Ich dachte, wir wollten zusammen zum Frühstück gehen“, rief Luca, als er das Zimmer dann endlich gefunden hatte. Sûmire wäre zwar mitgegangen, aber darauf hatte er dann doch lieber verzichtet, nur zur Sicherheit.

Nach weniger Zeit öffnete sich die Tür, und vor Luca stand Mikan, lächelnd wie sonst auch, was in der letzten Zeit allerdings etwas seltener geworden zu sein schien. Natürlich ginge sie gern mit ihm zum Frühstück, meinte sie dann, sie hätte gestern nur ein Wenig gegessen und war nun wohl sehr hungrig, also machten die beiden sich schnell auf den Weg, damit sie auch nichts verpassten.

In der letzten Zeit neigten nämlich manche Schüler dazu, das Essen von denen, die sich verspäteten, untereinander zu verteilen. Glücklicherweise waren Mikan und Luca aber noch pünktlich, doch sie bemerkten bald, dass ein paar Schüler aus ihrer Klasse heute wohl ganz fehlten.

„Ach genau! Luna, Yû und einige andere gute Schüler dürfen für die zweite Hälfte der Ferien ihre Familien außerhalb besuchen, deswegen ist es hier heute so leer“, sagte Luca, dem es gerade erst wieder eingefallen war, als Mikan ihn nach dem Grund gefragt hatte.

„Luna ist also auch so eine gute Schülerin wie Hotaru und Tôbita-kun? Ehrlich gesagt habe ich das gar nicht erwartet, aber wenn du es sagst“, erwiderte Mikan überrascht, als sie Lunas Namen hörte.

„Tja, wenn sie die Erlaubnis nicht auch erpresst hat“, sagte Luca in einem sarkastischen Ton und grinste, immerhin konnte das ja durchaus sein, wenn man sich Natsume ansah.

Mikan musste zumindest schon etwas über die Bemerkung Lucas kichern, was ihr nach der ganzen Ernsthaftigkeit und Sorge auch wirklich gut tat.

„Wir werden es wohl nie erfahren, obwohl ich durchaus glaube, dass du Recht hast. Für sonderlich intelligent halte ich Luna nämlich nicht, weißt du? Vielleicht braucht sie Natsume ja für ihre Hausaufgaben“, erwiderte Mikan, die offenbar von dem Sarkasmus des Jungen angesteckt worden war.

Luca nickte und lächelte immer noch. Wenn Luna nicht da war, konnte man die Gelegenheit doch ruhig nutzen, und Natsume hörte die Lästereien nicht. Und selbst wenn, er würde wohl nichts dagegen sagen, wo er Luna doch so hasste. Was sie nach dem Frühstück machen wollten, wussten sie allerdings noch nicht. In Central Town waren sie eh schon dauernd, und andere interessante Sachen gab es hier nicht, da es nun einmal die Academy war, also mussten sie sich jetzt noch etwas einfallen lassen.

Langsam wurde das wirklich lästig, vor Allem, wenn sie immer nur zu zweit waren, und so auch immer zu zweit überlegen mussten. Auf Hotarus Hilfe konnte Luca allerdings noch immer sehr gut verzichten, kein Wunder, wo sie gestern doch wieder so gemein gewesen war.

„Sag mal, Mikan, weißt du eigentlich, wo Lunas Zimmer ist? Wenn sie doch schon einmal nicht da ist, können wir doch dort nach dem Grund für die Tyrannei von Natsume suchen. Es ist zwar nicht sonderlich nett, ich weiß, aber Luna würde uns bestimmt nicht einfach so in ihr Zimmer lassen oder uns den Grund verraten“, sagte Luca leise und blickte zu Mikan, gespannt, wie sie reagieren würde.

Diese schien zwar nicht sonderlich erfreut, doch bald darauf verstand sie, dass es sein musste, denn sonst würden sie Natsume wohl nie helfen können, also sagte Mikan kurz darauf zu.

„Wir haben wohl wirklich keine andere Wahl, aber eigentlich hat Luna es ja auch nicht anders verdient. Ich hoffe nur, dass uns diese ganze Sache auch etwas bringen wird, wo es doch schon verboten ist… Doch zum Glück können wir ganz sicher sein, dass Luna nicht da ist“, erwiderte Mikan ruhig und schaute auf ihr Essen.

Luca nickte zustimmend; zum Glück wusste er es sicher. Allerdings wollten sie nach dem Frühstück noch nicht sofort mit ihrer Aktion beginnen, da Mikan erst Lunas Zimmer finden und schauen wollte, ob sie unbeobachtet sein konnten, denn es gab immer noch einige Jungen, die um ihr Zimmer schlichen, obwohl sie natürlich wussten, dass sie die Freundin von Natsume Hyûga war, und mit dem wollte sich eben niemand anlegen.

Mikan wusste ja glücklicherweise, dass Natsume selbst diese Beziehung ja gar nicht wollte, sonst wäre das alles sicher viel schlimmer gewesen, allerdings wusste sie es ja selbst noch nicht lange, doch nun konnte Mikan Natsume vielleicht sogar bald helfen.

Zu der Zeit, zu der Mikan Lunas Zimmer belagerte, war Natsume unheimlich glücklich. Endlich konnte er mal wieder das machen, was er wollte, und dabei hatte er dann keine nervige Klette mehr am Hals, die alles und jeden anfauchte, der Natsume ihrer Meinung nach zu nahe kam, und das taten wohl offenbar eine ganze Menge Leute.

Doch nun war sie für ganze drei Wochen nicht da, und Natsume freute sich das erste Mal, dass Luna sich so gut bei anderen Leuten einschleimen konnte, denn anders hätte sie wohl nicht nach Hause gedurft… Insgeheim hatte Natsume großes Mitleid mit ihren Eltern, wo sie doch so eine eifersüchtige und missratene Tochter hatten.

Jedenfalls wusste Natsume ganz genau, was er als Erstes machen würde; dieses Mädchen von neulich, Draga hieß es, ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nur gut, dass Draga ihn ohnehin sehen würde. Außerdem hatte Natsume an ihrer Uniform gesehen, dass sie wie er ein Special war, und so würde ihr Zimmer leicht zu finden sein, da sie ja nach Geschlecht und Sternenrang geordnet waren.

Als er dann vor Dragas Zimmer stand, fragte er sich aber langsam, was er hier überhaupt sollte. Warum wollte er sich eigentlich unbedingt mit ihr treffen? Er war sich immer noch sicher, dass es wohl an Dragas Alice lag.

„Ah, du bist es, Natsume Hyûga-kun. Du magst mich wohl besuchen, wie unendlich freundlich von dir! Ich habe mich in der letzten Zeit ja so schrecklich einsam gefühlt, man glaubt es kaum, nicht wahr? Aber jetzt ist hier ja endlich wieder ein Besucher, ich bin wirklich froh“, flötete Draga sofort und lief auf Natsume zu, der wegen ihrer komischen Wortwahl dann doch etwas lächeln musste.

„Ja, jetzt ist es ja wieder gut, Draga, ich bin hier und werde auch so schnell nicht wieder gehen, das verspreche ich dir, Draga“, erwiderte Natsume, als Draga unmittelbar vor ihm stand und er sich erneut so benommen fühlte.

Es schien fast so, als ob sie mit ihrem Alice seine Gefühle beeinflussen würde.

„Wie schön, das zu hören, mein lieber Natsume, so setze dich doch bitte, falls du wirklich bei mir bleiben willst. Andererseits können wir natürlich auch nach draußen gehen, da ich das ohnehin gerade tun wollte. Du darfst entscheiden“, sagte Draga sanft und sah ihn an.

„Wenn du doch eh gerade dabei warst, dann gehen wir eben nach draußen, wenn es dir beliebt, Draga“, antwortete Natsume lächelnd und bemerkte nicht, dass er immer mehr wie sie klang.

Und so machten die beiden sich auf den Weg nach draußen. Natsumes Fanclub kannte Draga allerdings noch nicht, und so wurde über das Mädchen schon jetzt sehr viel diskutiert, obwohl sie den anderen noch gar nicht vorgestellt wurde. So konnte allerdings auch niemand wissen, was Draga in Wirklichkeit mit Natsume vorhatte; sie wollte ihn ja nur mit Mikan verkuppeln, doch manche Leute verstanden es wohl falsch, besonders eben die Mädchen von Natsumes Fanclub. Und da Sûmire dessen Anführerin war, tat sie es ganz besonders. Deswegen stand sie plötzlich vor Natsume und Draga.

„Natsume, was soll das? Jetzt ist Luna für drei Wochen weg, und wer ist das? Ich meine nicht, dass ich Mitleid mit Luna habe, aber warum kannst du dir nur nie eine richtige Freundin suchen, die dich auch verdient hat?“, fluchte Sûmire laut und sah zu Natsume, doch der Angesprochene und Draga liefen einfach weiter, da das andere Mädchen den beiden schon jetzt sehr lästig geworden war.

„So eine schreckliche Frau, und dann muss sie auch noch so schreien, dass alle Menschen es hören. Vielleicht sollte sie sich erst benehmen und dann sprechen, das wäre ganz sicher besser für die anderen Leute, nicht wahr?“, meinte Draga nach kurzer Zeit.

„Allerdings, aber sie ist immer so. Sie kann sich wohl nicht mehr bessern“, erwiderte Natsume.

Nach einer Weile waren sie dann im Nordwald. Natsume wusste zwar von Mr Bär, aber sein Alice war sicherlich sehr viel Stärker als ein Haufen Stoff und Füllung, und so bestand für die beiden keine Gefahr. Was Draga für ein Alice hatte, wusste er immer noch nicht, aber er hatte ja noch genug Zeit, um sie zu fragen. Außerdem waren sie hier im Nordwald völlig ungestört, da sich kaum ein Schüler traute, hierhin zu kommen, so würde es Draga vielleicht leichter fallen, über ihr Alice zu reden, das taten nämlich nicht viele Schüler, die möglicherweise ein gefährliches Alice besaßen.

Natsumes Alice kannte man zwar, aber kaum jemand wusste, dass er es eigentlich nicht wollte, doch er fand keinen Grund, warum er es allen erzählen sollte.

„Ach ja, Natsume, bevor ich es vergesse, du kennst doch meine Freundin Mikan Sakura, nicht wahr? Sie wollte dich morgen Abend treffen, vor dem Wohnheim der Mittelschule. Wenn du keine Zeit hast, ist es aber auch nicht schlimm, hat sie gesagt“, erzählte Draga ihm plötzlich und lächelte.

„Mikan Sakura will sich also jetzt auf einmal wieder mit mir treffen… Das letzte Mal ist ganz schön lange her, aber warum eigentlich nicht“, antwortete Natsume ziemlich überrascht.

Draga freute sich innerlich sehr über ihren Erfolg, aber heute Abend musste sie Mikan dann auch noch sagen, dass Natsume sich morgen Abend mit ihr treffen wollte. Wenn Mikan es dann auch noch glaubte, war dann auch alles gut. Nun aber wollte Draga noch bei Natsume bleiben, da sie sich sehr freuen würde, wenn sie sich auch noch mit ihm anfreundete, denn sie konnte es nicht haben, allein zu sein, besonders an einem Ort, wo sie noch verhältnismäßig neu war.

„Sie wird sich sicher sehr freuen, Natsume, und dir sehr dankbar sein. Und ich bin dir auch dankbar, Natsume. Mich macht es immer sehr glücklich, wenn meine Freunde auch glücklich sind, aber ich kann es nicht haben, wenn sie sich streiten“, meinte die Vierzehnjährige und sah zu Natsume, der wieder lächeln musste.

Draga schien wirklich sehr nett zu sein, aber er fragte sich wirklich, warum Mikan sich nach so einer langen Zeit wieder mit ihm treffen wollte. Es vergingen einige Stunden, weshalb nun schon Mittagszeit war. Da Natsume und Draga nicht gefrühstückt hatten, waren sie beide recht hungrig und gingen nun schnell los, da auch sie von den frechen Mitschülern gehört hatten, die sich nur zu gern um das Essen der anderen kümmerten, doch glücklicherweise kamen auch Natsume und Draga nicht zu spät.

Luca und Mikan waren erneut dabei, miteinander zu reden und Sûmire saß neben den beiden, obwohl Luca eigentlich dagegen gewesen war. Als Natsume gleichzeitig mit Draga den Raum betrat, bekamen sie damit auch die volle Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler. Sofort begannen die anderen, miteinander zu tuscheln, und Mikan und Luca schienen ebenfalls überrascht.

„Also stimmt es? Natsume Hyûga hat sich von Luna Kôizumi getrennt, weil er jetzt mit diesem Mädchen zusammen ist? Dann muss diese Person wohl seine Neue sein, oder? Ich wusste gar nicht, dass es hier an der Schule überhaupt Ausländer gibt“, hörte man die aufgeregten Schüler miteinander tuscheln, und Mikan wollte nicht glauben, was sie da hörte.

Natsume war mit Draga Dragosmore zusammen? Aber warum denn? Mikan hatte nicht einmal gewusst, dass Natsume überhaupt Kontakt zu der neuen Mitschülerin hatte, aber scheinbar schien er Draga ja schon länger zu kennen, wenn er wirklich mit ihr zusammen war, was Mikan aber nicht so wirklich glauben wollte. Andererseits waren sich die beiden scheinbar sehr vertraut, wie sie so nebeneinander saßen und miteinander redeten, zumindest hatten Draga und Natsume offenbar sehr viel Spaß, was man an ihrem Lachen hören konnte.

Na ja, aber warum eigentlich nicht? Wenn Natsume mit Draga glücklich war, dann war es doch gut, Mikan glaubte nicht, dass sie so war wie Luna. Doch warum fühlte sie sich dann so komisch? Sie war fast schon wütend wegen dem, was sie dort sah! War Mikan etwa eifersüchtig auf Draga? Nein, das war völlig unmöglich wo sie doch so viele Jahre mit Natsume befreundet gewesen war, nicht mehr und nicht weniger. Doch warum fühlte sie sich dann so komisch, wenn sie die beiden so sah?

Eigentlich sollte Mikan sich jetzt für Natsume freuen, wo er doch so glücklich zu sein schien, doch es ging einfach nicht, eben wegen diesem Gefühl. Sie hoffte nur, dass sie nicht wirklich damit begann, eifersüchtig zu sein, denn der Fünfzehnjährigen war durchaus bewusst, dass so etwas schon viele Freundschaften zerstört hatte.

Als das Mittagessen vorbei war, hatten allerdings weder Mikan noch Luca die Möglichkeit, Draga oder Natsume auf ihre Beziehung anzusprechen, da sie gleich wieder von den Mitgliedern des Fanclubs in Anspruch genommen wurden, also schwebten sie weiterhin in Ungewissheit, was nicht wirklich schön für sie war, besonders nicht für Luca, der Natsumes vermeintliche Freundin ja noch nicht einmal kannte, zumindest bis jetzt.

Doch als sie die Halle verließen, sah Draga noch einmal schnell zu Mikan, die sofort verstand, was das heißen sollte; du brauchst den Gerüchten keine Aufmerksamkeit zu schenken, da sie eh nicht stimmen. Und ab da an war Mikan wieder froh, Luca ebenfalls, als Mikan es ihm gesagt hatte.

„Mich hätte es auch ehrlich gesagt sehr gewundert, wenn es so gewesen wäre. Draga würde bestimmt nicht einfach so mit Natsume zusammenkommen, denn ich glaube nicht, dass sie sich schon so lange kennen, wo Draga doch vorher die ganze Zeit in Deutschland gelebt hat, zumindest hat sie das gesagt“, erklärte Mikan, als sie beide in der Eingangshalle des Mittelschulwohnheims saßen.

„Und Natsume lebt hier, seit er acht Jahre alt ist, also ist es so gut wie unmöglich, dass sie sich kennen. Aber jetzt einmal Spaß beiseite; wie sah es heute Morgen vor Lunas Wohnung aus? Es wissen immerhin noch nicht alle, dass sie im Moment nicht da ist“, erwiderte der Fünfzehnjährige dann und wechselte somit das Thema.

„Vielleicht nicht, aber es belagert zumindest keiner mehr Lunas Zimmer, außer natürlich uns“, erzählte Mikan von ihrer erfolgreichen Mission, und Luca schien ebenfalls erfreut.

„Schön, das zu hören, und danke nochmal. Es ist schließlich sicher nicht interessant, stundenlang vor einem Zimmer einer Mitschülerin steht und eine Tür beobachtet. Du hattest sicher Besseres zu tun“, meinte Luca dann und lächelte freundlich.

„Doch, für einen Freund ist es selbst verständlich“, war Mikans Antwort und sie lächelte ebenfalls.

Luca war wirklich froh, dass Natsume und er selbst in Mikan über die Jahre so eine gute Freundin gefunden hatten, die ihnen auch in Zeiten wie diesen vollkommen beistand. Er hoffte nur, dass Hotaru sich für so eine liebe Person wie Mikan auch wirklich ändern würde, doch jemandem, der so viele schlechte Charaktereigenschaften hatte, würde es bestimmt nicht leicht fallen. Vielleicht fühlte sie sich trotz ihres momentanen Erfolgs ja schon etwas unwohl.

Mikan war zwar sehr erleichtert, dass Natsume offenbar nicht mit Draga zusammen war, aber dennoch fühlte sie sich noch sehr seltsam, ja, ihr war fast schon schlecht, obwohl sie immer noch nicht verstehen konnte, warum das so war. Luna war nicht da und Natsume war glücklich, was wollte sie denn mehr? Nein, eigentlich hatte sie wirklich keinen Grund, sich seltsam zu fühlen.

Langsam verstand sie, dass sie wohl noch mit Draga reden sollte, also verabschiedete sie sich von Luca, mit der Begründung, sie hätte noch etwas zu erledigen. Er war zwar recht überrascht, dennoch akzeptierte er es und Mikan lief davon. Hoffentlich würde Draga nicht denken, dass Mikan zu sehr über ihr Privatleben wissen wollte, aber andererseits freute sie sich ja immer über Besuch.

Aber was würde denn sein, wenn Draga in Natsume verliebt wäre und er das nur noch nicht wusste? Luna würde ihr wohl das Leben zur Hölle machen, wenn sie das irgendwann einmal erfahren sollte, und Mikan wusste ganz genau, was das bedeutete. Außerdem war der Gedanke, dass Draga in Natsume verliebt war, auch für Mikan nicht schön, aus welchem Grund auch immer.

Es dauerte zwar etwas, bis sie Dragas Zimmer gefunden hatte, aber letztendlich hatte Mikan es doch geschafft und stand nun aufgeregt vor der Tür. Seit Draga ein Specialzimmer zugeteilt wurde, war es ein ganzes Stück weiter entfernt als damals, wo ihr Zimmer noch ziemlich nah bei den anderen lag. Mikan fragte sich, warum die Specials immer so weit laufen mussten, wo sie doch angeblich die Elite der Schule waren.

„Irgendetwas bereitet dir Sorgen, oder, Mikan? Ich meine, weil du heute so unheimlich ruhig bist. Sonst bist du immer so grenzenlos fröhlich, doch dem scheint heute gar nicht so zu sein, ich frage mich, warum das so ist“, meinte Draga plötzlich aus heiterem Himmel, nachdem Mikan ihr Zimmer betreten hatte, was Mikan dann auch ziemlich überraschte.

„Meinst du? Mir geht es eigentlich so wie immer, vielleicht habe ich nur etwas viel gegessen“, stritt sie dann ab, glaubte aber nicht wirklich, dass Draga dann ebenfalls ihrer Meinung sein würde.

„Aber zu viel essen verändert doch niemanden so sehr. Du hast doch wirklich Sorgen, Mikan, das merkt man doch sofort. Also was ist denn passiert, ist es etwa wegen mir? Ich bin wirklich nicht mit Natsume zusammen, du brauchst nicht eifersüchtig sein“, meinte Draga besorgt und sah traurig zu der Fünfzehnjährigen, die vor ihr saß.

Warum wollte Mikan ihr es denn nicht erzählen? Es musste doch einfach ihre Schuld sein, dass sie so traurig war, und darüber war sie natürlich gar nicht glücklich.

„Nein, ich bin nicht eifersüchtig, und es ist auch nicht wegen dir“, antwortete Mikan und senkte den Kopf; sie hatte Draga ja nicht traurig machen wollen.

„Dann ist es ja gut, denn dafür hättest du nämlich gar keinen Grund, ich mag Natsume zwar, doch nicht so sehr wie manche anderen Leute. Ich bin einfach nur mit ihm befreundet, nicht mehr und nicht weniger. Natsume ist ganz nett, das gebe ich zu, doch lieben könnte ich ihn nicht“, erklärte sie dann und lächelte wieder.

Draga war wirklich froh, dass sie nicht wütend war, und Mikan war erleichtert, als sie hörte, was Draga in Wirklichkeit für Natsume empfand.

„Ach ja, wo wir eh gerade bei Natsume sind, er will dich morgen Abend treffen“, erinnerte sich Draga laut und wartete dann gespannt auf Mikans Reaktion.

„Reden wir gerade von dem gleichen Natsume? Warum will er mich denn unbedingt sehen? In der letzten Zeit war er wirklich nicht sonderlich nett zu mir“, meinte die Angesprochene traurig.

„Vielleicht will er sich ja dafür entschuldigen, etwas Genaueres kann ich dir allerdings auch nicht sagen, denn Natsume meinte nur, er würde sich morgen wohl gerne mit dir treffen. Das muss ja nichts Schlechtes bedeuten“, antwortete die noch Vierzehnjährige lächelnd, in der Hoffnung, dass Mikan sich nun etwas besser fühlte.

„Wenn du meinst… Na ja, vielleicht war er in der letzten Zeit ja wirklich nur schlecht gelaunt und will sich entschuldigen. Ich hoffe nur, dass er keine schlechten Neuigkeiten hat“, meinte sie daraufhin.

„Das glaube ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass er dich nicht leiden kann. Du machst dir nur um alles viel zu viele Sorgen. Außerdem hat Natsume dich doch sicher lieb, sonst wäre er ja nicht mit dir befreundet“, fand Draga und war sich dem auch wirklich sehr sicher.

„Ja, das stimmt allerdings und ich glaube auch nicht, dass Natsume unsere Freundschaft rein gar nichts bedeutet, so ist er einfach nicht. Eigentlich würde er alles für uns tun, aber seine Freundin will das nicht. Natsume tut mir richtig Leid, weil sie immer so fürchterlich eifersüchtig ist“, erzählte Mikan.

Vielleicht würde es doch besser sein, wenn Draga es wusste.

„Und trennen mag er sich trotzdem nicht von ihr? Na ja, vielleicht muss ihn ja erst jemand überzeugen, ich weiß es ja nicht. Aber ich bin mir sicher, dass er seine Freundin eigentlich gar nicht mag, wenn sie doch so extrem eifersüchtig ist. Du könntest ja irgendwie versuchen, ihn zu überzeugen, vielleicht hört er ja auf dich“, meinte ihre Mitschülerin dann.

„Das habe ich schon einmal versucht, aber dann stand plötzlich seine Freundin im Zimmer und ich musste schnell weg. Ich weiß bis heute nicht, welche Konsequenzen das für ihn gehabt hat“, erwiderte Mikan, die sich nur ungern an diesen Vorfall erinnerte.

„Sie kann ihn ja schlecht umgebracht haben, wo ich ihn doch heute Mittag noch gesehen habe“, sagte Draga daraufhin.

„Aber es war bestimmt trotzdem nicht schön…“

Als es dann später wurde, machte Mikan sich dann wieder auf den Weg zu Luca. Natürlich sollte er auch wissen, dass Natsume sich morgen mit ihr treffen wollte, denn das war ja wirklich eine gute Nachricht. Nur wusste sie leider noch nicht, was er ihr überhaupt mitteilen wollte, und sie mochte Luca keine falschen Hoffnungen machen, denn das tat er eh schon oft genug selbst, und leider wurde er somit auch oft genug enttäuscht. Vielleicht würde Natsume Mikan morgen ja sagen, dass er sich von Luna trennen wollte, obwohl sie das für ziemlich unwahrscheinlich hielt, da ihr bewusst war, wie sie möglicherweise auf etwas Derartiges reagieren würde, und das war sicherlich nicht gut.

Andererseits hatte Natsume sich vielleicht schon von ihr getrennt, nur wusste noch niemand davon, und Mikan sollte die Erste sein, die es erfuhr… Es gab einfach so viele, verschiedene Möglichkeiten, deswegen hielt sie es auch für besser, Luca nichts von ihren Vorstellungen zu erzählen, außerdem war er bestimmt schon überrascht genug, wenn er das mit dem Treffen erfuhr, und dem war auch so.

„Natsume will sich also auf einmal wieder mit dir treffen? Nicht, dass er Luna noch davonläuft, so frei, wie er jetzt ist“, scherzte Luca als er es hörte, doch die Überraschung konnte man ihm nur zu deutlich ansehen.

„Das ist mein voller Ernst, Luca. Draga hat es mir erzählt, und sie lügt mich sicher nicht an. Sie ist übrigens wirklich nicht mit Natsume zusammen, sondern sieht ihn nur als einen guten Freund. Und selbst wenn, dann wohl lieber Draga als Luna“, erwiderte Mikan daraufhin, doch im Gegensatz zu Luca klang sie noch recht ernst.

„Der Meinung bin ich allerdings auch, jede ist besser als dieser eifersüchtige Haufen Schleim. Uns terrorisiert sie, und zu allen anderen ist sie dann ganz lieb und brav. Ich hoffe wirklich, dass ihr eines Tages etwas richtig Schlimmes passiert, damit sie es einsieht“, gab Luca ihr Recht und begann erneut, sich über Natsumes Freundin aufzuregen.

Mikan allerdings hatte darauf recht wenig Lust und sagte ihm das dann auch.

„Ist ja gut, aber die Tante regt mich nun einmal richtig auf. Aber du hast schon Recht, wir müssen auch nicht immer über Luna und Natsume reden“, gab Luca dann zu, und Mikan war wirklich froh, dass sie nun endlich das Thema wechseln konnten, denn das war schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr.

Mikan das immer noch über das nach, was in etwa einem Tag geschehen würde, doch nun ging sie erst einmal mit Luca zum Abendessen, denn sie beide waren mittlerweile wirklich sehr hungrig. Auf dem Weg entdeckte Mikan Hotaru und sprach sie an, allerdings antwortete sie ihr nicht.

„Sei nicht traurig wegen ihr, Mikan. Sie wird sicher bald einsehen, dass sie sich ändern muss“, versuchte Luca sie zu trösten, was ihm dann auch gelang, zumindest schien die Fünfzehnjährige sich nun nicht mehr großartig darum zu kümmern.

Als Mikan am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte sie sich sofort daran, was an diesem Abend geschehen würde, obwohl sie es immer noch nicht so recht glauben wollte. Doch andererseits hatte Draga auch keinen Grund, sie zu belügen, also würde es wohl stimmen. Mikan fragte sich mehr und mehr, was Natsume ihr eigentlich zu sagen hatte, doch sie war sich sicher, dass es etwas Wichtiges war, denn sonst würde er sich sicher nicht extra mit ihr treffen wollen, oder?

Etwas Unwichtiges hätte er ihr auch beim Frühstück sagen können, oder so. Wo sie doch ohnehin gerade ans Frühstück dachte, sah Mikan auf ihre Uhr und erschrak, als sie bemerkte, dass das Mittagessen schon längst angefangen hatte, also schnappte sie sich schnell ihre Uniform, zog sie an und kämmte sich. Warum vergaß sie abends auch immer, ihren Wecker zu stellen? Andererseits gingen ihr in der letzten Zeit aber auch wichtigere Dinge durch den Kopf, und zur Ferienzeit war ein nicht gestellter Wecker ja auch nicht so schlimm, aber wenn sie das Mittagessen verschlief war Mikans Magen meistens sehr schlecht gelaunt.

Sie machte sich so schnell wie sie konnte auf den Weg, vielleicht sogar ein Wenig zu schnell, da Mikan nicht darauf achtete, ob ihr jemand im Weg stand, und das wurde ihr nach weniger Zeit auch schon zum Verhängnis. Die Fünfzehnjährige stolperte über einen kleinen Stein und viel direkt auf eine Person, die dann hart auf dem Boden aufprallte und nun unter Mikan lag. Als Mikan sah, auf wem sie da gelandet war, war es ihr wirklich unheimlich peinlich, denn unter ihr lag niemand Anderes als Natsume Hyûga höchstpersönlich. Die Fünfzehnjährige wurde augenblicklich rot und stand schnell auf, in der Hoffnung, dass er ihr diese Angelegenheit nicht allzu übel nehmen würde. Allerdings schien er nicht wirklich zu wissen, was er davon halten sollte, zumindest sagte er nichts dazu, sondern saß einfach nur da und schaute Mikan einfach nur an, die so ein Verhalten von ihm nicht gewohnt war und sich sofort fragte, ob er sich etwas getan hatte.

„Natsume, ist dir etwas passiert? Es tut mir wirklich Leid, es war keine Absicht, ganz ehrlich! Soll ich dir beim Aufstehen helfen?“, redete Mikan los und erwartete, dass er sie im nächsten Moment abfackeln würde, doch zu ihrer großen Verwunderung geschah nichts dergleichen.

„Es ist in Ordnung, Mikan, es geht mir gut, sogar sehr. Seit Luna nicht hier ist, kann es mir gar nicht schlecht gehen“, antwortete er flüchtig und stand langsam auf, wozu er Mikans Hilfe nun wirklich nicht brauchte.

Mikan war zwar ziemlich überrascht, aber dennoch fühlte sie sich nun besser. Also fühlte Natsume sich im Moment wirklich nicht so schlecht, wo Luna nicht hier war. Selbstverständlich war das noch lange nicht, wo doch alle wussten, dass sie auch noch zurückkehren würde, wenn das auch noch etwas dauerte. Jedenfalls sollte sie Luca dringend davon erzählen, denn er wollte sicher auch einmal wieder in Ruhe mit seinem besten Freund sprechen können. Dieser war dann auch sehr froh, als Mikan ihm die gute Nachricht übermittelt hatte. Allerdings wusste Luca ebenfalls, dass er heute erst einmal mit Mikan sprechen wollte.

„Hat er denn auch noch etwas wegen heute Abend gesagt? Ich meine, was er denn so wichtiges mit dir besprechen will. Aber es ist ja schon einmal gut, wenn es ihm im Moment besser geht“, meinte Luca, während er neben Mikan zum Mittagessen ging.

„Nein, viel hat er nicht gesagt. Na ja, ich habe ihn halt umgerannt, was soll er dazu auch großartig sagen? Außerdem weiß er jetzt glaube ich noch gar nicht, dass ich zugesagt habe. Zumindest habe ich es ihm noch nicht gesagt“, antwortete die Fünfzehnjährige dann.

„Ist ja auch egal, Natsume wird es deswegen ja wohl nicht vergessen haben“, sagte Luca und lächelte.

„Stimmt, Luna ist ihm zwar sehr lästig, aber vergesslich macht sie ihn glaube ich noch nicht. Das sollte aber auch besser so bleiben“, war Mikans Antwort darauf, und sie lächelte ebenfalls.

Der Mittag war schon bald vorbei, und Mikan wurde immer aufgeregter. Was Natsume wohl mit ihr besprechen wollte? Obwohl, vielleicht wollte er das ja gar nicht. Er konnte sich ja auch einfach nur so mit ihr treffen, sie waren ja schließlich immer noch befreundet, obwohl sie in der letzten Zeit leider recht wenig miteinander zu tun gehabt hatten, doch Natsume wollte das offenbar ändern, zumindest sah es momentan danach aus.

Als es dann so weit war, stand Mikan auch schon am vereinbarten Treffpunkt; sie wollte keinesfalls zu spät sein, denn damit würde sie Natsume wohl nur verärgern. Und offenbar war ihre Pünktlichkeit auch gut, da ihr Mitschüler bereits dort stand.

„Guten Abend, Natsume-kun! Ich hoffe, du bist nicht böse wegen heute Morgen. Na ja, du hast ja schon gesagt, dass es nicht so schlimm ist“, rief Mikan fröhlich, die jetzt nur noch wenige Meter von ihrem etwas älteren Mitschüler entfernt war.

Der Fünfzehnjährige lächelte schwach und begrüßte sie ebenfalls. Wie lange hatte er ihr fröhliches Geplapper eigentlich schon nicht mehr gehört? Es schien eine halbe Ewigkeit her zu sein, aber nun, da Luna nicht da war, konnte er es ja endlich nachholen.

„Was können wir denn jetzt machen“, überlegte Natsume laut, und Mikan schien endlich zu verstehen, dass er nicht mit ihr reden wollte, weil irgendetwas ganz Schreckliches passiert war oder noch passieren würde.

„Auf jeden Fall erst einmal von hier weg gehen, sonst bekommt dein Fanclub noch etwas mit. Und wie hysterisch Sûmire und die anderen sind, dürfte wohl jedem bekannt sein. Also wollen wir?“, antwortete Mikan darauf und bekam als Antwort sofort ein Nicken von Natsume.

„Das stimmt allerdings. Wenn Luna schon einmal nicht da ist, sollte sie nicht gleich durch Shôda ersetzt werden. Wir sollten in den Nordwald, da kommt sonst kaum jemand hin, wie du weißt.“

Als Mikan das hörte, wusste sie auch sofort, warum die meisten Schüler den Nordwald am Liebsten umgingen, so weit das möglich war; jeder wusste, wie gemein und brutal Mr Bär sein konnte, Mikan hatte das vor einigen Jahren ja schon am eigenen Leib erfahren müssen. Andererseits konnte ihr ja nicht viel passieren, wo Natsume doch bei ihr war. Immerhin ging er dort ja fast jeden Tag ein und aus, also ließ Mr Bär ihn wohl in Ruhe.

Nach einiger Zeit waren sie dann auch bereits angekommen, denn in all den Jahren hatte Natsume einige Abkürzungen und von Schülern angelegte Geheimgänge gefunden. Zu seinem Bedauern führte allerdings kein Einziger von ihnen zu Orten außerhalb der Academy. Mikan war ebenfalls nicht glücklich darüber, denn hätte es so einen Weg gegeben, könnte sie ihren Großvater endlich wieder sehen, mit dem sie bis heute nur sehr wenig Kontakt gehabt hatte. Nun allerdings freute sie sich, dass Natsume an diesem Tag endlich einmal wieder so wie früher war.

„Mikan, wie geht es Luca? Ich habe durchaus gemerkt, dass du in der letzten Zeit sehr viel mit ihm unternommen hast, wo ich es nicht konnte. Dafür wollte ich mich auch noch bedanken. Außerdem tut es mir wirklich Leid, dass ich in der letzten Zeit so gemein zu dir war. Ehrlich, ich wollte das nicht, aber ich hatte es nicht anders machen können… Nein, so stimmt das nicht. Für mein Verhalten gibt es keine Entschuldigung“, begann Natsume plötzlich zu sprechen.

All diese Worte platzten auf einmal aus ihm heraus, als sie ungestört waren. Mikan wusste erst gar nicht, was sie dazu sagen sollte, doch dann verstand sie, dass sie Natsume jetzt ganz dringend trösten musste. Aber wie sollte sie das denn schaffen können? Es wäre nämlich gelogen zu sagen, dass es doch eigentlich alles gar nicht so schlimm war. Nein, das würde Natsume auch nicht helfen, wenn sie das täte, würde er sie wohl für bescheuert halten.

Es würde wohl das einzig Richtige sein, Natsume die Wahrheit zu sagen, obwohl ihr das natürlich schwer fallen würde, da Mikan jetzt nichts Falsches sagen durfte, und zwar wirklich gar nichts.

„Die letzten Wochen waren nicht schön, Natsume, für niemanden von uns. Aber wir alle wissen auch, wem wir diese schlechte Zeit zu versanken haben, nämlich Luna und nicht dir. Und außerdem sind wir deine Freunde, Luca, ich und die anderen auch.

Uns ging es nur deswegen so schlecht, weil wir dir nicht helfen konnten, und ich fürchte, dass wir das immer noch nicht können, wo das doch unsere Pflicht ist, weil wir Freunde sind. Wir werden dich niemals im Stich lassen, Natsume, das darfst du wirklich niemals vergessen, hörst du? Damit hilfst du uns schon sehr, denn so wissen wir auch, dass du uns nicht vergessen wirst!

Das ist gar nicht selbstverständlich bei dem ganzen Ärger, den du zurzeit hast, und dafür sind wir dir schon unheimlich dankbar. Es kann zwar noch etwas dauern, aber wir werden alle zusammen eine Lösung finden, das schwöre ich, Natsume, und sie wird ganz bestimmt keine Konsequenzen für dich haben. Selbst wenn Luna mich dann umbringen will, sie wird es wohl nicht schaffen“, sagte Mikan langsam und klang so viel ernster, als Natsume es von ihr gewohnt war.

Wie viel Zeit war nur vergangen, dass sie sich so sehr verändert hatte? Aber das war nicht das Einzige, was ihm jetzt erst auffiel. Mikans Gesichtszüge waren längst nicht mehr so kindlich wie damals, als sie sich von den anderen Mädchen äußerlich kaum abgrenzte, aber schon immer hatte sie diese ganz besondere Art an sich, die ihn so faszinierte, schon seit ihrer ersten Begegnung vor fünf Jahren. Schon damals hatte Mikan sich Sorgen um Natsume gemacht, was sonst niemand getan hatte, außer natürlich sein bester Freund Luca.

Nun schien Natsume zwar sehr erleichtert zu sein, doch gleichzeitig fragte er sich, ob er sich bei seinen Freunden überhaupt revanchieren konnte, für all das, was sie schon für ihn getan hatten in all den Jahren, in denen es ihm so schlecht ging. Natürlich wusste er, dass es für Freunde selbstverständlich war, sich gegenseitig zu helfen, aber nicht in diesem Ausmaß. Vielleicht sollte er sich ja wirklich von Luna trennen, dann könnte Natsume wenigstens wieder mehr Zeit mit ihnen verbringen, das war das Mindeste, wo sie sich doch so lange um ihn gesorgt hatten und nicht einmal mit ihm irgendwo hingehen konnten, wenn Luna nicht dabei war.

Und in ihrer Gegenwart konnte man längst nicht über alles reden, eifersüchtige Freundinnen und hübsche Mädchen waren zum Beispiel absolut verbotne Themen. Im Moment war Luna ihm aber eigentlich herzlich egal, viel wichtiger war es ihm, dass Mikan ihm offenbar längst nicht so böse war, wie Natsume es eigentlich erwartet hatte.

„Mikan, ich weiß wirklich nicht, wie ich euch allen jemals danken soll, ganz besonders dir. Und ich erde euch sicher niemals vergessen, eher würde ich vergessen, wer ich bin, das kannst du mir wirklich glauben. Ihr seid mir wirklich unheimlich wichtig, viel wichtiger als alles Andere, und ich werde wirklich darüber nachdenken, mich von Luna zu trennen. Aber sie ist ein richtiges Biest, und ich will euch ja nicht in Gefahr bringen“, sagte Natsume und sah immer noch zu Mikan.

„Wie gesagt, die letzten Wochen waren nicht einfach für uns, Natsume. Aber wir verzeihen dir, und du brauchst dich auch nicht zu entschuldigen. Wir sind selbst nicht glücklich, wenn du nicht glücklich bist, und zwar weil wir dich so mögen, verstehst du? Du gehört schon längst zu unserem Leben, und es wäre ein unverzeihlicher Fehler, dich im Stich zu lassen, denn dann würde für immer ein Teil von uns fehlen. Und außerdem wissen wir, dass mit dir auch ein guter Freund und vor Allem ein großartiger Mensch verloren gehen würde!“, versuchte Mikan ihm zu erklären, und mittlerweile standen Tränen in ihren sonst so fröhlichen, braunen Augen.

Und nun verstand Natsume endlich, dass er keinen Grund hatte, sich zu schämen oder traurig zu sein. Außerdem begann er immer mehr zu realisieren, was Mikan für eine warme und gutherzige Person war. Dieses Mädchen verstand ganz genau, wie er sich fühlte, obwohl sie so etwas wohl noch nie erlebt hatte.

Doch Mikan schien regelrecht mit ihm zu fühlen, denn nun vergoss sie die Tränen, die Natsume die ganze Zeit mit Luna hätte vergießen sollen, sie ließ den Schmerz raus, den Natsume die vielen Jahre ganz allein mit sich herumgetragen hatte. Er mochte Mikan wirklich unheimlich gern, aber aus irgendeinem Grund vermochte er es ihr nicht zu zeigen, dabei hatte Luna doch gar keine Möglichkeit, irgendetwas von dem zu erfahren, was hier passierte.

Mikan würde wohl kaum so dumm sein und es ihr erzählen. Als Natsume sah, dass sie nach einziger Zeit immer noch weinte, tat sie ihm wirklich unheimlich Leid und er schämte sich, da er nicht wusste, wie er sie trösten konnte. Aber es tat ihm so unheimlich weh, dieses arme Mädchen so leiden zu sehen, es zerriss ihm regelrecht die Seele. Da Natsume wirklich keine andere Möglichkeit sah, näherte er sich seiner Mitschülerin und umarmte sie einfach.

Mikan wusste nicht wirklich wie ihr geschah, als sie Natsume plötzlich so nah war wie nur selten in ihrem Leben. Damals auf der Weihnachtsfeier war zwar etwas Ähnliches geschehen, doch damals waren sie beide noch Grundschüler gewesen und diese Situationen ließen sich wirklich überhaupt nicht miteinander vergleichen. Sie war zwar noch immer überrascht, aber dennoch genoss Mikan nun die Nähe Natsumes, der sie offenbar gar nicht mehr loslassen wollte, zumindest hielt er sie auch noch fest, als sie schon nicht mehr weinte, aber as machte ihr im Moment nichts aus.

Im Moment war sie einfach völlig frei von Sorgen, aber wie hatte Natsume es geschafft, diese Sorgen alle auf einmal zu nehmen? Natürlich machte es Mikan auch glücklich, wenn sie ausnahmsweise mal Hotaru umarmen durfte, doch das hier war doch etwas Anderes; Hotaru war ja schließlich ihre beste Freundin und vor Allem kein Junge, außerdem hieß sie auch nicht Natsume Hyûga und war auch nicht mit Luna Kôizumi zusammen. Daran hatte sie bis jetzt gar nicht mehr gedacht, und auf einmal löste sie sich einfach von ihm.

„Es tut mir Leid, Natsume! Ich mache dir auch nur Sorgen und Probleme“, stieß Mikan noch hervor, bevor sie schnell aufstand und davonlief.

Natsume saß einfach nur dort und sah ihr hinterher, verfluchte sich selbst. Warum ist es auch immer nur eine Frage der Zeit, bis ich etwas unheimlich Dummes mache, dachte der Fünfzehnjährige wütend über sich selbst und verstand sich mittlerweile nicht mehr.

Als sie endlich in ihrem Zimmer war, ließ Mikan sich erst einmal auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an. Warum hatte sie auf einmal nur so komisch reagiert? Natsume war ein Freund von ihr, was war denn schon dabei?

Aber seit ihrer Eifersucht gestern Morgen fühlte Mikan sich so seltsam, wenn sie ihn sah oder an ihn dachte, doch sie wusste nicht so richtig, was das sollte. Wahrscheinlich wollte sie Natsume einfach nur beschützen, auch jetzt, wo Luna nicht da war. Langsam kam Mikan das wirklich nicht mehr normal vor, sie war schließlich mit ihm befreundet und nicht seine Mutter.

Aber war Sorge wirklich das Einzige? Nein, das konnte einfach nicht sein, dafür waren diese Gefühle mittlerweile viel zu intensiv. Aber konnte es denn wirklich sein, dass Mikan für Natsume stärkere Gefühle hatte als für ihre anderen Freunde? Sie kannte ihn nun schon so lange, und nun war sie ganz offensichtlich dabei, all das zu verändern, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte.

Doch was würde sich verändern, wenn Mikan Natsume wirklich liebte? Würde er überhaupt noch normal mit ihr umgehen können, wenn sie es ihm verraten würde? Es würde sich sicher eine ganze Menge verändern und deswegen beschloss Mikan auch, ihm vorerst gar nichts zu sagen. Außerdem war sie sich selbst noch nicht sicher, also sollte sie es im Moment wohlwirklich besser sein lassen, so riskierte sie zumindest nichts.

Während Mikan noch über ihre Gefühle nachdachte, hatte Natsume sich langsam aber sicher wieder gefasst. Dieses Gespräch war wirklich aufschlussreich gewesen, und außerdem hatte er es dringend nötig gehabt. Doch Natsume war sich immer noch nicht sicher, ob er sich wirklich von Luna trennen sollte, immerhin war ein Tobsuchtanfall dann vorprogrammiert, und gut war das sicher nicht, weder für ihn noch für seine Freunde.

Natsume wollte schließlich auch niemanden unnötig in Gefahr bringen, aber so konnte es auch nicht weitergehen, das hätte er spätestens während dem Gespräch von vorhin gemerkt. Natsume war sich allerdings sicher, dass er mit der Hilfe seiner Freunde eine Lösung finden würde, ein wenig Zeit hatte er ja noch. Andererseits schienen die Ferientage regelrecht an ihm vorbei zu fliegen seit Luna nicht mehr da war, also wäre es doch besser, wenn Natsume sich etwas beeilen würde, denn sonst konnte es durchaus sein, dass Luna eines Tages wieder plötzlich vor seiner Tür stand.

Am nächsten Tag war eigentlich alles wieder so wie immer. Mikan stand auf, ging duschen, zog sich an und machte sich die Haare. Dann stand Luca auch schon vor ihrer Zimmertür, der in der letzten Zeit eh immer auf sie wartete, da Natsume und Hotaru ja noch mit anderen Dingen beschäftigt waren. Bei Natsume war es ja noch nachvollziehbar, doch mit Hotaru war das anders.

„Hallo, Mikan, wie geht es dir?“, fragte Luca sofort, als er sie sah.

„Mir geht es gut, Luca, danke der Nachfrage. Du brauchst gar nicht erst fragen, mit Natsume ist gestern alles gut verlaufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bald alles wieder so wird wie früher, und zwar länger als ein paar Monate, da bin ich mir völlig sicher“, erwiderte Mikan fröhlich und sah Luca an, grinsend wie ein Honigkuchenpferd.

„Ehrlich? Was hat er denn alles gesagt?“, wollte ihr Mitschüler nun wissen und schien nun sehr aufgeregt zu sein.

Auf dem Weg zum Frühstück begann Mikan dann auch zu erzählen, doch weit kam sie nicht, da sie immer mehr neugierige Zuhörer bekamen, vor allem Mitglieder von Natsumes Fanclub, die es aber nicht wirklich hören sollten. Also beschloss sie, später in Ruhe weiter zu reden, auch wenn Luca das nicht ganz passen wollte.

„Aber später erzählst du mir alles, was Natsume zu dir gesagt hat, in Ordnung? Es wird zwar sicher nicht wenig sein, aber es interessiert mich wirklich sehr, was er gesagt hat. Schließlich ist Natsume mein bester Freund, und ich haben lange nicht mehr mit ihm gesprochen“, meinte Luca und sah Mikan traurig und aufgeregt zugleich an.

„Sicher doch, Luca, das weißt du doch auch. Und der Grund für Natsumes Abwesenheit ist uns mittlerweile ja wohl bestens bekannt“, erwiderte Mikan und lächelte.

„Es wird alles wieder gut, du wirst schon sehen.“

„Ja, das wird schon wieder, ich weiß. Ich hoffe nur, dass Natsume es bis dahin schafft“, sagte Luca traurig und hatte den Kopf nun leicht gesenkt.

„Das wird er, da bin ich mir ganz sicher. Natsume ist nicht schwach, er hat schon vieles durchgemacht, das stimmt, aber zerbrochen ist er nie, und das wird er dieses Mal wohl auch nicht“, versicherte Mikan ihm und hoffte, dass Luca nun auch wieder so dachte.

Natsume hatte an diesem Morgen keinen Hunger, also blieb er in seinem Zimmer, was er in den letzten Jahren schon sehr oft getan hatte. Der letzte Abend war wirklich anders verlaufen, als er es erwartet hatte, sogar ganz anders. Was war nun in ihn gefahren, als er Mikan einfach so umarmt hatte? War es etwa nur, weil sie weinte? Nein, da war noch ein anderer Grund, und Natsume kannte ihn auch ganz genau,

Dennoch war er aber der Meinung, dass er überreagiert hatte, und zudem war dieser Grund auch ziemlich erbärmlich. Seit wann war er denn bitteschön so schwach, dass Natsume zu so etwas fähig war?

Es ist einfach bescheuert, wie ich mich verhalten habe, und was ich tat, dachte er, und schämte sich für sich selbst.
 

Ich habe mich an sie geklammert wie ein kleines Kind.
 

Ende von Kapitel 02
 

Oh mein Gott, dass ich mit der Abschreiberei von diesem Kapitel überhaupt noch fertig werde, hätte ich nie gedacht O_O Und jetzt habe ich Rückenschmerzen, weil ich zu viel gesessen und geschrieben habe… Tja, aber es wird sich wohl auszahlen xD



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kijara-chan
2009-02-19T21:04:25+00:00 19.02.2009 22:04
schließe mich den anderen kommis an :-)
und sage nur eins: WEITER!!!! Will mehr lesen ^.^

Liebe Grüße Sarah
Von: abgemeldet
2009-01-04T00:48:08+00:00 04.01.2009 01:48
Erstmal: Guter Schreibstil, Tolle FF!!
Dann: Sorry das ich nicht ür jedes Kappi ein Kommi mach!
Also erstma den Teil den du wahrscheinlich immer hörst: Du schreibst toll, auch die Story ist total gut!
"Ich habe mich an sie geklammert wie ein kleines Kind."
Der Satz passt perfekt! Kleine Kinder klammern sich ja meistens an jemanden wenn sie Angst haben oder ähnliches oder? Also passt das irgendwie total!
von mir kriegste Fav + liebe Grüße ^.~
Von:  sasu-x3
2008-05-23T15:07:35+00:00 23.05.2008 17:07
Moii..
Das ist eifnach sooo sweet:)
Natsume ist richtig liebevoll und fürsorglich..
Er ist so ganz anders,als ich ihn kenne!!
Aber es gefällt mir..richtig gut sogar!!
*weiterlesen geht*
*freuuuz*
Von:  joeitucker
2007-11-23T17:18:33+00:00 23.11.2007 18:18
waaiiii *Q* und so schoen lang :D ich liebe dienen schreibstiel! Luna ist endlich weg (Wenn auch nicht für immer) und Mikan und Natsume haben ein Date *-* so ewig toll -^^- schreib bitte schnell weiter ! Bin schon ganz gespannt auf Chap 3 :D
Von:  KeKsi
2007-11-13T12:38:34+00:00 13.11.2007 13:38
woooooooooow
was für ein kappi.....
und auch noch sooo lang...
einfach total cool...
weiter sooo..XDD
Von:  Jeackiie
2007-11-12T13:02:14+00:00 12.11.2007 14:02
WWWOOOOWWW *in die hände klatscht*
Das nenne ich mal richtig gelungen das kapitel XD voll geil ...
Luna ist weg , Draga und Natsume sind Freunde ...und naja das treffen mit Mikan und natsume....*gespannt sei wie es weitergeht*
Mach bald weiter Büüüüddde das ist so intressant gewesen und wird es sicherlich noch werden *Dackelblick aufsetzt* und dann soviele Seiten XDDD

Lesestoff ist Vitamin A und B für mich

lg , Jeackiie





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