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Wie früher... [beendet am 6.11. ^^]

von

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Nein, ich bereue es nicht, nicht im Geringsten. Das einzige Problem ist, dass wir die ganze Sache nicht gleich sehen.
 

Meine Gedanken werden unterbrochen als Toto hinter uns die Tür aufreißt. Wie so oft ziert ein verführerisches Lächeln seine weichen Lippen und eine Strähne seiner momentan dunkelbraunen Haare hängt ihm über den Augen. Du zuckst bei seinem Anblick erschrocken zusammen, weichst noch einen Schritt zurück, als hättest du Angst mit mir zusammen gesehen zu werden.
 

Toto bleibt einen Moment stehen, sieht vom einen zum anderen und ruft dann freudestrahlend: “Kao reißt euch gleich den Kopf ab, wenn ihr noch länger hier draußen rumsteht!” Nach dieser lautstarken Verkündung dreht er sich um und verschwindet wieder im Proberaum, lässt mich nicht minder unentschlossen mit dir zurück. Augenblicke vergehen, ohne dass einer von uns etwas tut. Vielleicht sollten wir wirklich rein gehen, bevor Kaoru noch auf die Idee kommt uns heute Überstunden schieben zu lassen. Als ich mich gerade umdrehen will, greifst du nach meinem Arm und ziehst mich zu dir. Ich bin zu überrascht um darauf zu reagieren und ehe ich es mich versehe finde ich mich in deinen Armen wieder. Warum ist Toshiya nur so schnell wieder verschwunden? Wieso hat er mich mit dir allein gelassen?
 

Wieder sind es nur Zentimeter, die uns voneinander trennen. Doch diesmal bleibst du bei deiner Entscheidung und presst deine Lippen fest auf meine. Den Bruchteil einer Sekunde denke ich darüber nach diesen Kuss zu verhindern, kann es aber nicht. Zu sehr hat mich deine ganze Art bereits wieder in seinen Bann gezogen. Das Zittern wird wieder schlimmer, nur dieses Mal hindern deine Arme um meinen Körper mich daran den Boden unter den Füßen zu verlieren.
 

Wir trennen uns erst wieder, als uns beiden der Atem ausgeht. Ich spüre deinen Blick auf mir ruhen, kann mich aber nicht überwinden dir in die Augen zu sehen. Stattdessen lehne ich meinen Kopf gegen deine Brust und versuche mein rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Das alles ist einfach der pure Wahnsinn! Und entgegen besseren Wissens mache ich dir auch noch Hoffnungen.
 

“Wir sollten langsam rein...”, sagst du schließlich und rettest mich somit davor selbst etwas tun zu müssen. Als du dich auf den Weg machst, folge ich dir wortlos und konzentriere mich darauf meine Schritte nicht zu unsicher wirken zu lassen. Wieder quietscht die Tür beim Öffnen und Schließen.
 

“Na, seid ihr beiden Turteltäubchen endlich fertig?”, grinst Kao dich an, völlig untypisch, eigentlich sollte jetzt eine Standpauke folgen, die sich gewaschen hat. Ahnt er etwa was? Hast du mit ihm darüber gesprochen, was zwischen uns läuft? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, dirigiert Kao mich in die Aufnahmekabine und drückt mir die ausgearbeitete Fassung eines meiner Texte in die Hand. Vor einigen Minuten noch habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, doch jetzt schon weiß ich, dass ich mich ohnehin nicht darauf konzentrieren können werde.
 

Ich sage nichts, warte bis Kaoru sich an das Mischpult setzt, während du mit Toto im Schlepptau wieder einmal Shinya aufziehst. Du benimmst dich, als wäre alles wie immer, als hätte sich nichts verändert. Kommt es dir so vor? Um es mir selbst leichter zu machen zwinge ich mich, dich nicht anzusehen. Es wird ja doch nicht besser und Leader-sama kommt auf weitere dumme Gedanken.
 

Ich greife nach den Kopfhörern, ziehe sie über und warte bis die Musik einsetzt. Dabei versuche ich mir einzureden, dass alles wie immer ist, nur ein ganz normaler Arbeitstag in einem Leben, das seit Jahren nicht mehr normal ist. Stundenlang Musik an, Musik aus, langsam kenne ich jede Note, jeden Takt im Schlaf, könnte bestimmt schon die Gitarrenparts spielen, wenn auch nicht so perfekt wie du oder Kaoru. Der Leader verliert zur Abwechslung mal nicht die Geduld, schein selbst so sehr in Gedanken, dass er kaum bemerkt, wie der Tag voranschreitet und langsam seinem Ende zugeht. Hier unten sieht man nicht wie die Sonne langsam hinter der Skyline Tokyos verschwindet, doch die Zeiger der Uhr ticken undaufhörlich. Werden sie irgendwann stehen bleiben?
 

Als endlich Feierabend ist, merke ich erst, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Mein Magen knurrt protestierend, doch mein Appetit hat sich lange verabschiedet. Mittlerweile habe ich solchen Hunger, dass mir schlecht ist. Wäre mein Bauch nicht so leer, hätte ich mich sicher längst übergeben. Trotzdem empfinde ich nicht den geringsten Reiz, als ich euch über Shin-chans Obst herfallen und hier und da immer wieder eine Kleinigkeit essen sehe.
 

Ihr wollt gemeinsam in der Nähe zu Abend essen. Sogar Shinya stimmt zu, nachdem ihr euch vom Fastfood-Laden abbringen lasst. Doch dein prüfender Blick auf mir, als ich meine Sachen zusammenpacke, macht es mir unmöglich euch zu begleiten. Allein der Gedanke du könntest mich wieder irgendwo allein erwischen und ich würde wieder schwach werden, ist genug um mich nach Hause zu treiben.
 

“Kyo, denk dran, morgen früh steht ein Fernsehinterview an!”, ruft Kaoru mir noch hinterher, doch ich bin schon fast draußen. Was morgen ist interessiert mich gerade herzlich wenig, Hauptsache raus hier und ersteinmal durchatmen.
 

Der Wind hat endlich nachgelassen, dafür regnet es in Strömen. Schon nach wenigen Metern bin ich völlig durchnässt, aber eigentlich habe ich kein Problem damit morgen eine Erkältung zu haben. Bei dem Interview werde ich mich sowieso raushalten. Immer wieder dieselben, hirnlosen Fragen... Ist es das womit wir unser Leben verbringen werden? Tag ein, Tag aus, umgeben von Leuten, die sich weniger um unsere Musik kümmern, als darum wie es um unser Liebesleben steht. Genau darum dreht sich doch die ganze Welt. Aber ehrlich gesagt habe ich dringendere Probleme als die Liebe – sofern diese überhaupt existiert.
 

Die Wohnung ist dunkel und verlassen, die Luft kalt, weil ich schon längst die Heizung ausgeschaltet habe. Trotzdem tue ich nichts dagegen, lasse meine Sachen irgendwo in einer Ecke liegen und mache es mir auf dem Sofa gemütlich. Fest in eine warme Wolldecke gewickelt, habe ich von dort aus einen guten Ausblick auf die hellerleuchteten Straßen des nahen Shibuyas. Dorthin zu sehen gibt mir manchmal das Gefühl nicht ganz allein zu sein, manchmal macht es mich noch einsamer. Heute ist letzteres der Fall. Alle scheinen mit ihrem Leben klar zu kommen, selbst wenn sie nicht zufrieden damit sind. Mir ist klar, dass ich mit meinem Leben zufrieden sein sollte, mein früheres Ich wäre es sicherlich. Ich kann nicht einmal sagen mit was genau ich nicht zufrieden bin. Es gibt keine Probleme, alles läuft wie es laufen soll.
 

In meinem Kopf schwirren die Gedanken wie wild umher, so schnell, dass es mir unmöglich ist einen davon zu fassen. Es gibt nicht einmal ein Zentrum um das sich diese Gedanken bewegen. Immer wenn ich die Hand nach ihnen ausstrecken will, lachen sie mich aus und verschwinden für einen Moment bis sie wiederkommen um sich wieder in dieses Durcheinander einzumischen. Du stehst hinter mir, flüsterst mir ermutigende Worte zu, doch im nächsten Augenblick bis du wieder ein Teil meines Gedankenwirrwarrs.
 

Der Blick nach draußen ist vom Regen verschwommen. Als würde man durch einen Tränenschleier auf die Welt sehen. Meine Tränen wollen nicht fließen. Ich spüre sie, bin kurz davor weinend zusammenzubrechen, mein Körper zittert. Doch etwas hindert mich, tut es immer, schon seit Jahren. Ich habe das Gefühl zig Meter unter Wasser zu sein, der Druck unglaublich groß, alle Reize gedämpft. Ich will, dass es aufhört, für immer, aber damit es wenigstens für ein paar Stunden verschwindet, dieses Gefühl, bleibt mir nichts anderes... trotzdem würde es zurückkommen und besser macht es die ganze Situation auch nicht... Die letzten Tage habe ich jeden Abend damit verbracht und einfacher wurde es so sicher nicht. Die wenigen Stunden Schlaf, die ich mir somit geschaffen habe, wurde ich von Albträumen heimgesucht und wachte erschöpfter auf als ich eingeschlafen bin.
 

In der Ferne ertönt ein Klingeln.
 

Die Tür, jemand ist an der Tür, sage ich mir und zwinge mich aufzustehen. Mittlerweile kenne ich die Wohnung so gut, dass ich auf dem Weg durch den Flur nicht einmal mehr gegen die Kommode stoße, was kurz nach dem Einzug regelmäßig passiert ist. Über die Frage wer und warum da jemand so stürmisch an der Tür klingelt, mache ich mir keine Gedanken. Viel zu viel Anstrengung fordert der Versuch nicht ganz den Eindruck zu machen, als ob ich gerade völlig durch den Wind wäre.
 

In der Dunkelheit strecke ich die Hand nach der Klinke aus, drücke sie herunter bis die Tür von allein aufschwingt und mir den Blick auf einen nassen, roten Haarschopf freigibt. Du bist ziemlich zerzaust, die Klamotten kleben auf deiner Haut und du zitterst vor Kälte. Deine Lippen sind schon ganz blau. Was machst du bei dem Wetter auch draußen?
 

“Baka.”, sage ich nur und schiebe dich vor mir her über den dunklen Flur bis zum Bad, wo ich nach dem Lichtschalter taste und dich erst einmal unter der Dusche abstelle. “Ausziehn!” Das ist jetzt vielleicht das falsche Stichwort, denn du schaust mich etwas verdutzt an, grinst dann aber. Schnell füge ich hinzu: “Du gehst jetzt duschen, ich geb dir was von mir zum anziehn.”
 

Damit drehe ich mich um. Du kennst dich hier aus, ist schließlich nicht das erste Mal, dass du hier bist und die Dusche wirst du wohl noch alleine finden. Für den Moment spielen wenigstens meine Gedanken nicht mehr verrückt, denn es gibt etwas worauf ich mich konzentrieren kann, wenn auch nicht für lange. Es ist besser als nichts. Darüber was in einigen Minuten sein wird, möchte ich jetzt noch garnicht nachdenken.
 


 

Das Teewasser kocht schon fast. Von der Küche aus kann ich dich beobachten, wie du in meinen etwas zu kleinen Klamotten auf dem Sofa sitzt und dich verloren umsiehst. Du machst fast den Eindruck eines kleinen Kindes, das nicht weiß was es tun soll und auf die Standpauke seiner Eltern wartet. Du siehst aus, wie ich mich gerade fühle. Im Moment möchte ich am liebsten von hier weg, irgendwohin wo mich niemand kennt, wo ich mich einfach nur in eine Ecke setzen und nachdenken kann. Ich will denken, muss denken, um irgendwie wieder Ordnung in dieses ganze Chaos zu bringen.
 

Das Wasser ist fertig. Beinahe hätte ich es überhört. Schließlich kämpfe ich mich mit dem vollen Tablett zu dir ins Wohnzimmer, wo du mittlerweile Licht gemacht hast. Die Helligkeit tut mir in den Augen weh, nimmt mir die letzte Zuflucht, und dass du mich so ansiehst macht es auch nicht besser. Meine Hände zittern so sehr, dass ich Angst habe das Tablett plötzlich fallen zu lassen. Der Regen hat noch immer nicht aufgehört, wird es vielleicht die nächsten Tage nicht, oder auch nie. Mir ist es gleich. Was macht es schon für einen Unterschied ob es regnet oder schneit oder strahlenden Sonneschein hat? Unsere Situation wird es trotzdem nicht verändern.
 

Einige Minuten sitzen wir schweigend nebeneinander. Du trinkst ab und zu einen Schluck von dem dampfenden Getränk vor dir, davon abgesehen ist das einzige Geräusch das Rauschen des Regens.

“Warum bist du hergekommen?”, überwinde ich mich schließlich zu fragen.
 

Du sagst nichts, stellst die Tasse wieder auf den Tisch. Meinen Tee habe ich nicht einmal angerührt. Deine Haare sind nass, das rot scheint dadurch viel dunkler als es eigentlich der Fall ist. Endlich antwortest du. “Ich wollte dich sehen, Kyo.”
 

“Warum?”, frage ich wieder. Ich verstehe dich nicht. Wir haben uns den ganzen Tag gesehen, sei doch einfach einmal froh ein bisschen Zeit für dich zu haben. Jeder braucht das, sogar ein Andou Daisuke. Irre ich mich? Bist du so anders als der Rest der Welt? Oder bin ich es der anders ist?
 

Wieder einmal siehst du mir nicht in die Augen, aber gerade ist das wohl gut so. “Weil ich dich sehen wollte. Ich liebe dich, Kyo.” Ich verstehe dich nicht. Werde ich es irgendwann? Kann ich es lernen? Will ich es überhaupt? Denn dann habe ich keine Entschuldigung mehr. Wirst du dann immernoch für mich da sein? Wirst du mich weiterhin lieben?
 

“Du solltest aufhören damit.”, sage ich leise. “Es verletzt dich nur.”
 

“Wie kann mich die schönste Sache der Welt verletzen?” Du scheinst diese Frage ernst zu meinen.

Ich schüttele den Kopf. “Hör auf.” Ich kann es dir nicht erklären und selbst wenn, würdest du es nicht verstehen, es wohl auch nicht wollen. Warum solltest du? “Du kannst hier schlafen, Die, es ist zu spät, als dass du noch alleine nach Hause gehen solltest.”
 

“Ist das dein Beschützerinstinkt?”, lächelst du mich schelmisch an und bist wieder der Die, den ich kenne. Genau wie früher, bevor das alles angefangen hat. Lass es doch wieder sein wie früher. Früher fiel es uns nicht schwer eine Unterhaltung am Laufen zu halten und dabei auch noch Spaß zu haben. Jetzt ist es quälend, fast die reinste Folter.
 

Ich komme nicht umhin dein Lächeln zu erwidern. Zu gerne würde ich mich jetzt einfach fallen lassen, deine Lippen auf meinen und deine Hände auf meinem ganzen Körper spüren, aber dieser Wunsch ist egoistisch. Du würdest dir weiterhin Hoffnungen machen, während ich dich schamlos ausnutzte und spätestens morgen früh käme das große Erwachen. Dass sich nichts geändert hat, dass auch diese Nacht nichts weiter sein wird als Spaß ohne jegliches Gefühl.
 

Wie kannst du jemanden wie mich lieben, Die? Bisher hat mich niemand geliebt, nicht so. Im Gegenteil, jedes Mal wenn ich jemandem meine Gefühle gestand, hat sich derjenige zurückgezogen oder sie nicht ernst genommen, hat sich jemand anderen gesucht um mit diesem glücklich zu werden. Wenn ich dir nachgeben würde, dir sagte, was du glaubst so unbedingt hören zu müssen, wirst auch du mich verlassen. Schließlich hast du dann, was du willst und es ist nicht mehr interessant. Du hättest dein Ziel erreicht. Bravo.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-10-11T20:34:06+00:00 11.10.2011 22:34
Mou ~

erneut ein tolles Kapitel - die Gedankenwelt von Kyo ist wirklich toll dargestellt, sehr gefühlvoll - man kann absolut mitfühlen!

Weirdo
Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T11:22:29+00:00 28.06.2008 13:22
irgendwie find ich das kappi traurig...aber wieder toll geschrieben <3333
*niccu* Ich geh weite rlesen xD
Von: abgemeldet
2008-05-07T18:26:00+00:00 07.05.2008 20:26
mau mau,

ich lese die nun auch hehe.

man echt wieder das hammer kapitel shclecht hin, wahnsinn echt.
wie du so eine kurze situation, die eieentlich dargestellt wurde, so ahnsinnig ausforulieren kannst, geil.
andere schreiben eien kürzeen text und da denkt man sich: man komm auf den punkt, aber hier, hammer. ud es ist ja auch nicht so das du dich pausenlos wiederhlst, im gegenteil, echt geil!

Von:  KillaKyo
2007-06-09T12:18:34+00:00 09.06.2007 14:18
*sigh*
Kyo ia jaaaaa so doof *__*
ich mag die ff..
aber irgendwie hab ich das Gefühl das nur ich sie lese.. OO
na ja...

mou.. aber du musst weiter machen..
bin ganz gespannt...


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