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Liebe auf den 2. Blick

wenn man sich in den Freund seiner besten Freundin verliebt...
von

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Ärger + Nachhilfe = Freundschaft T.2

Kapitel 9
 

"Na komm Pepsi, machen wir einen kleinen Spaziergang.", sagte Lucie zu dem kleinen Welpen, der sie nun freudig anschaute und so heftig mit dem Schwanz wedelte, dass das ganze Hinterteil mitbebte. Ihre Eltern, mit den Zwillingen im Schlepptau waren erst vor knapp zehn Minuten losgefahren, zu Tante Ursel, und Lucie war mehr als froh, nicht mit im Auto sitzen zu müssen.

Chris wollte um eins kommen, dachte sie, als sie auf die Uhr schaute. Dann hatte sie also noch knapp zwei Stunden Zeit.

Sie schnappte sich die Leine und machte sie dann am Pinken Halsband des Welpen fest, was die Zwillinge voller Freude ausgesucht hatten. Schnell schnappte sie sich noch den Regenschirm, schlüpfte in ihren warmen Mantel und machte sich dann auf den Weg zum Park, der nur knapp einen Kilometer entfernt lag.

Ein Lied vor sich hin pfeifend, ließ sie Pepsi die Gegend erkunden und lachte sich kaputt, als der Welpe in eine geschmolzene Schneepfütze trat, sich erschreckt schüttelte und die Pfütze dann mit einem vorwurfsvollen Blick ansah. Was lag sie da auch direkt auf dem Gehweg, wo sie alles erkunden und markieren musste.

"na, Wasser scheint wohl nicht dein Ding zu sein, was?", kicherte Lucie und ließ sich von dem treuen Blick aus den braunen Hundeaugen erweichen. Gott, sie liebte diesen Hund jetzt schon von ganzem Herzen.

Natürlich hatte Lucie das Glück, dass sich dicke Regenwolken zusammenzogen, als sie mit Pepsi am Park ankam. Die kleinen Tropfen, die darauf folgten, waren zu erwarten gewesen.

Spielerisch schnappte Pepsi nach einem dieser Tropfen, kroch aber gleich zu Lucie als eines dieser nassen Kügelchen auf ihrer Nase landete.

Lucie lachte. "Ein Wasserscheuer Hund. Das wird bestimmt lustig werden, wenn wir dich baden müssen.", sie spannte den Regenschirm auf. "Na komm, lass uns wieder umdrehen, du hast ja schon alles gemacht. Zum Glück."

Sie wollte sich gerade umdrehen, als ihr Blick wie von selbst auf die Bank fiel, wo sie sich immer gerne mit Anna getroffen hatte. Nur diesmal saß nicht Anna da, sondern einer, dessen Gesicht sie eigendlich erst ab Eins gesehen hätte.
 

Du Idiot, du hirnloser Idiot, schimpfte sich Chris selber und seufzte. Zu wem bitte, in Gottes Namen sollst du bloß gehen, ohne keinem dreitausendstündigen Interview ausgesetzt zu sein. Auf dieser harten, unbequemen Bank kannst du schlecht sitzen bleiben, vor all dem nicht, wenn diese großen dunklen Wolken sich zusammen taten. Na ja, dachte er. Genau wie meine Stimmung, genau auf dem Tiefpunkt. Kann man sich in dem Regen nicht ertränken, dachte er, als die ersten paar Tropfen auf ihn niederregnetten.

Genervt trat er gegen seine Tasche, die er zusammengepackt hatte und seufzte noch einmal. Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Zu seinen Freunden konnte er nicht, denn die wussten nichts über seine ganzen Familienprobleme und die ganzen Streitereien zwischen seinen Eltern. Er hatte es ihnen nie erzählt, immerhin ging es sie nichts an. Und wenn er plötzlich auf der Schwelle von einen seiner Freunde stehen würde, mit Sack und Pack würden diese ihnen nur mit Glubschaugen angucken und schon war er Fragereien unterworfen, die er nur einer Person beantwortet hatte. Anna.

Aber die war ja nicht da. Mist, dachte er. Gerade jetzt, wo er sie so sehr brauchte. Aber nein, sie war tausende Kilometer weit weg.

Normalerweise würde er jetzt zu ihr gehen, er wusste sie würde ihn aufnehmen und ihre Eltern würden mit einer einfachen Erklärung abgespeist werden, aber diese Idee konnte er ja nun über den Haufen werfen.

Dummer Austausch. Er hätte ruhig schon beendet sein können.

Da es inzwischen doller angefangen hatte zu regnen, war er nass bin auf die Haut und deprimiert vergrub er sein Gesicht in den Händen, um sich in Ruhe Selbstbemitleiden zu können. Nun, daraus wurde recht wenig.

"Ich wusste gar nicht, dass es dein Hobby ist, im Regen bei Eiseswetter in einer dünnen Jacke und einer Vollbepackten Tasche auf einer nicht gerade bequemen Bank zu sitzen und dich deines Gesichtes schämen würdest."

Chris schreckte auf und sah in das grinsende Gesicht von Lucie. "Nun, ich auch nicht. Aber ich wollte es einmal probieren."

Freundlich hielt Lucie den Regenschirm über ihn und trat noch ein bisschen näher ran, um selber nicht nass zu werden.

Man, sie der elend aus, dachte sie bekümmert und bekam plötzlich Mitleid mit ihm. "Also, willst du verreisen oder wirklich ein neues Hobby ausprobieren?"

"Ich wollte eigendlich für den Rest meines Lebens hier sitzen bleiben, um noch zu sehen ob anderes Wetter mir besser gefallen könnte, wie das hier."

Unbeirrt zuckte Lucie die Schultern. "Gut, dann behalte ich meinen Vorschlag für mich, dich zu fragen, ob du vielleicht mit zu mir möchtest."

Chris überlegte blitzschnell, als sie sich nun umdrehte und den Regenschirm wegzog, der ihn für kurze Zeit trocken gehalten hatte. Sofort wurde er nass. Mit einem plötzlichen Kälteschock stand er auf, schnappte sich seine Tasche und rannte Lucie hinterher. "Ihr habt doch sicher noch etwas von dem leckeren Kuchen da, oder?"

Lucie blieb stehen und schaute ihn an. "Vielleicht. Warum?"

"Nun.", Chris grinste. "Mir ist der Geistesblitz gekommen, dass Kuchen essen mein allergrößtes Hobby ist. Und Hobbies sind doch dazu da, um sie auszuführen, oder nicht?"

Jetzt grinste Lucie ebenfalls. "Soweit ich weiß schon."

Nebeneinander gingen sie den kurzen Weg zurück, den zitternden Hund zwischen sich, der fest entschlossen war, den Regen und alles Nasse zu verabscheuen.
 

"Da du ja nun eines unserer wertvollen Handtücher benutzt und in unserem Badezimmer stehst, dass eigendlich nur für Familienmitglieder gedacht ist, kannst du mir ja sicher sagen, warum du nun wirklich da draußen sahst.", Lucie hockte sich auf dem Boden um auch die nasse Pepsi trocken zu rubbeln.

Chris zog sich sein nasses Sweatshirt aus, das dann klatschend im Waschbecken landete. Lucie versuchte nicht darauf zu achten, auf seinen nackten Oberkörper zu schauen, der sich sehen lassen konnte.

"Es interessiert dich doch gar nicht.", sagte er und hätte am liebsten aufgeseufzt so wunderschön weich und warm war das Handtuch, womit er sich nun abtrocknete.

Achselzuckend ließ sie Pepsi gehen und setzte sich auf den Wannenrand. "nun, wenn ich doch sage, lüge ich, und dass sieht man mir dann leider an. Aber ich habe diese wundervolle Gabe, von Natur aus, neugierig zu sein. Also, schieß los."

"Und was ist, wenn ich es dir nicht erzählen will?"

"Ich würde dir stur das Handtuch wegnehmen und dich so, wie du bist vor die Tür setzten."

"das würdest du nicht.", sagte Chris, der der Aussage zu sehr traute.

"Glaub mir, ich hab immer noch genug Wut in mir um das zu tun."

"So etwas nennt man Erpressung."

"Ich nenne so etwas fair.", grinsend entriss sie ihm das Handtuch. "Und denk an den leckeren Kuchen, der unten steht und schon förmlich deinen Namen schreit."

Chris überlegte. Warum zum Teufel sollte er ihr alles erzählen? Dann könnte er doch auch so gut zu einem seiner Freunde gehen.

Lucie ist eine wunderbare Zuhörerin und versteht einen wunderbar. Es fällt einen wirklich leicht, ihr etwas zu erzählen und man kann hundertprozentig sicher sein, dass sie niemanden etwas weitererzählt. Außerdem würde sie einem danach helfen, wie es nur geht, dass hatte Anna einmal zu ihm gesagt und Chris schielte zu ihr.

"Was ist nun?"

"Ich habe dies noch nie meinen Freunden erzählt, also warum sollte ich es dir da anvertrauen."

Lucie seufzte auf. "Du bist echt misstrauisch.", sie grinste. "Aber es würde mich auch wundern, wenn du mir jetzt dein Herz ausschütten würdest. Schließlich sind wir noch keine richtigen Freunde."

"Richtig."

"Aber ich kann es einfach nicht sehen, wenn Menschen leiden, und das tust du, ganz ohne Zweifel."

"Hmm, ich hätte gedacht du würdest so etwas wie Schadenfreude empfinden, wenn ich leide."

"Das hätte ich eigendlich auch von mir gedacht.", gab sie ehrlich zurück und sah Chris zu, wie er sich auf dem Klo niederließ. "Aber ich versteh jetzt selber nicht, warum ich es nicht tue. Vielleicht bin ich ja auf den Weg, dich ein kleines bisschen zu mögen. Minimal, aber es scheint auszureichen, um dich in meiner Nähe zu dulden."

Chris lachte auf. Er konnte einfach nicht anders. "Du duldest mich?"

Sie nickte. "Ich kann dich ja auch wieder rausschmeißen. Nun komm schon, ich habe nicht ewig Zeit, um den heißen Brei herumzureden. Vertrau mir."

Chris zog sie Augenbrauen hoch. "Ich soll einer Zicke vertrauen, die eigendlich nichts anderes kann, außer sarkastische Sprüche von sich zu geben? Entschuldige, aber das fällt mir echt schwer."

"Dann tu es Anna zu liebe. Sie würde sicher wollen, dass du dich mir anvertraust."

"Sie will, dass du auf mich aufpasst."

"Und, dass wir Freunde werden.", Lucie schaute Chris so fest an, das er einfach nichts sagen konnte. "Wirklich, ich glaube du weißt, dass ich die Idee nicht besonders gut heiße, aber ich akzeptiere sie, oder warum sitzt du sonst hier und unterhältst dich mit mir?"

"Eine sehr tolle Unterhaltung.", meinte er ironisch und seufzte. "Du gibst nie Ruhe, oder?"

"Nö. Und das ist jetzt ein ziemlicher Nachteil für dich."

"Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin von Zuhause rausgeflogen."

"Sei wann hast du Flügel?", versuchte sie zu scherzen, was auch funktionierte, denn er lächelte matt.

"Keine Ahnung, ich glaube, seit mein Vater mich rausgeschmissen hat."

Es tut ihm weh, dachte sie, auch wenn er es versuchte zu verstecken. Und sofort zog sich ihr Herz zusammen. Himmel ja, sie mochte ihn. Oder mochte sie die Sache, dass auch er verletzt werden konnte? Sie wusste es nicht genau. Am besten noch ein bisschen abwarten. "Und warum bist du rausgeschmissen wurden?"

"So genau weiß ich das eigendlich nicht. Meine Eltern haben sich wie immer gestritten, nur hab ich mich diesmal mit eingemischt, weil ich es einfach nicht ertragen konnte, jeden Morgen mit Streitereien geweckt zu werden. Das eine führte zum andern und am Ende saß ich auf dieser dämlichen Bank, wo du mich aufgelesen hast."

"Und das kannst du nicht deinen Freunden erzählen?", fragte Lucie. "Ich meine, wozu sind sie schließlich da?"

Chris zuckte die Schultern. "Sie würden doch eh nur alles rum erzählen. Außerdem habe ich keine Lust, auf ihre Kosten zu leben. Auch wenn es nur für eine Weile wäre."

"Hast du das Anna alles erzählt, also das mit den Problemen in deiner Familie?"

"Natürlich."

"Und sicher wärst du auch zu ihr heute gegangen, wenn sie da gewesen wäre, oder?"

"Ja, worauf willst du hinaus?"

"Nun, das du ziemlich unlogisch bist, mit dem auf deren Kosten leben. Schließlich würdest du dann auch auf Annas Kosten leben. Und sag mir nicht, dass es einen Unterschied machen würde.

Weißt du was ich denke? Dass du einfach nicht genug Vertrauen in deine Freunde setzt, warum auch immer, und das tut mir echt Leid für dich. Jeder braucht einen Menschen, den er sich anvertrauen kann. Und wenn dieser mal nicht da ist, hat man immer einen zweiten Menschen.", sagte sie, da Chris den Mund schon aufmachen wollte.

"Hast du denn so einen zweiten Menschen?", fragte er stattdessen.

"Ja, meine Familie. das heißt also noch vier weitere."

"Tja, aber es hat nicht jeder so eine Familie wie du."

"Nein, aber meistens haben sie dann Freunde, denen sie genug vertrauen."

"Was geht denen aber mein Familienproblem an? Sie würden doch nur Mitleid haben und da hab ich überhaupt keine Lust drauf."

"Woher willst du das den wissen? Kennst du sie alle so in- und auswendig, dass du sogar schon weißt, was sie sagen würden?"

"Nein, das habe ich nie behauptet."

"Fast schon."

Er vergrub sein Gesicht wieder in den Händen. "Weißt du was? Ich denke, ich sollte wirklich wieder gehen."

"Und wohin? Zurück auf die Bank?"

"Immer noch besser, als mir Vorwürfe von dir anhören zu lassen.", er wurde wieder wütend. "Es ist doch mein Leben und meine Sache, wem ich was erzähle.", er sprang auf und griff nach seinen nassen Sweatshirt, doch sie kam ihn zuvor und stellte sich zwischen ihn und das Waschbecken.

"Tut mir Leid.", sagte sie und schaute zu Boden. Ob ihr es glaubt oder nicht, sie fühlte sich wirklich schäbig. "Natürlich habe ich kein Recht dazu, dir irgendetwas vorzuwerfen. Und vor all dem dann nicht, wenn du verletzt bist, rausgeschmissen wurdest und nicht mehr weißt, wo du hinsollst, weil der Mensch, den du liebst und vertraust nicht bei dir ist.", sie schaute ihn wieder an. "Es tut mir wirklich leid."

Sprachlos schaute er sie an. Er konnte sich nicht bewegen. Hatte er gerade das gehört, was er geglaubt hatte, zu hören? Und was noch viel erschreckender war, dass sie ihn wirklich verstand. Oh Gott, träumte er? Benommen schüttelte er den Kopf und sah ihr in die Augen. Und darin erkannte er, dass sie jedes Wort, was sie eben gesagt hatte, völlig ernst gemeint hatte.

"Glaubst du, dass du mich genug magst, um mich kurz in den Arm zu nehmen? Das hätte Anna jetzt nämlich gemacht."

Augenblicklich funkelten Lucies Augen auf und ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. "Ich bin nicht Anna.", dann wurde sie wieder weich. "Aber nur, weil ich nicht weiß, wie ich dich sonst ablenken kann.", sie schritt langsam auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille. Wie von selbst umschlossen seine Arme ihre Schultern und beruhigend legte er den Kopf auf ihr Haupt.

"Danke Lucie.", sagte er nach einer kleinen Weile. "Das meine ich Ernst."

Etwas verlegen, (ja, richtig gelesen, auch Lucie kann verlegen werden^^) lehnte Lucie sich an ihn und schmiegte ihre Wange an seine nackte Brust.

Eine kleine Weile standen sie so, dann löste sie sich von ihm und lächelte ihn lieb an. "Du solltest dir jetzt etwas Trockenes anziehen und dann gehen wir gemeinsam Kuchen essen. Und dabei können wir besprechen, was als nächstes mit dir passiert. Sicher sind meine Eltern damit einverstanden, dass du für eine Nacht hier bleibst. Und dann kannst du sehen, wie es mit dir und deinen Freunden weitergeht."

"Wieso machst du das alles, Lucie?", fragte er, als sie schon an der Tür stand.

Sie zuckte die Schultern. "Na ja, ich hab doch gesagt, dass ich dich ganz minimal mag.", und damit verließ sie das Badezimmer und ließ einen verwirrten Chris zurück.
 

"Wooow, das sieht sooo gut an dir aus!", rief Robyn begeistert durch den halben Laden, als sie Anna aus der Umkleidekabine kommen sah.

"Deine Augen kommen dadurch super zur Geltung!"

Anna lief puterrot an und betrachtete sich im Spiegel. Robyn hatte natürlich recht, der hellblaue Rollkragen Pullover aus feiner Wolle stand ihr wunderbar, aber es mussten nicht unbedingt die ganzen Kunden mitkriegen.

"Robyn hat Recht. Und deine Figur wird dadurch sehr gut betont.", Lex erschien hinter ihr und gemeinsam betrachteten sie den Pullover. Na ja, zumindest dachte Anna, dass sie es taten. Hätte sie geahnt, dass Lex stattdessen ganz woanders hinschaute wäre sie wahrscheinlich tomatenrot im Erdboden versunken. Nun, der nächste Satz brachte sie auch wirklich kurz davor.

"Schmachte sie nicht so an, du Idiot.", sagte Robyn und knuffte ihren Bruder etwas härter in die Rippen. "Hier.", sagte sie zu Anna, die nun ziemlich rot war. "Probier die Jeans dazu noch mal an."

Verlegen griff Anna nach der Jeans, trat wieder in die Umkleide und zog den Vorhang zu.

"Dass du auch immer gleich mit jedem Mädchen flirten muss, was dir in die Quere kommt.", empörte sich Robyn und setzte sich auf einen kleinen Hocker.

"Mit wem ich flirte und mit wem nicht, ist immer noch meine Sache. Und Anna ist nun mal ein ausgesprochen hübsches Mädchen."

"Ja, und unsere Gastschwester. Wir wissen doch alle, wie das ausgehen würde. Außerdem hat sie einen Freund. Einen festen. Und sie liebt ihn über alles."

"Hey!", meldete sich Anna aus der Kabine. "Tut nicht so, als ob ich nicht da wäre, ich verstehe jedes Wort!"

"Gut, dann sei vor meinem Bruder gewarnt, der spielt liebend gerne mit Mädchenherzen."

Lachend und mit der neuen Jeans trat sie aus der Kabine. "Das sagt meine beste Freundin auch immer zu meinem Freund. Und damit hat sie natürlich völlig unrecht."

"Oh glaub mir, ich habe völlig Recht.", sagte Robin sehr überzeugt und musterte Anna. "Man, du könntest sogar noch einen Mehlsack tragen und würdest immer noch aussehen wie eine Göttin. Hast du mal vor, Model zu werden?"

Anna wurde wieder rot. "Danke für das Kompliment, aber für ein Model bin ich ein wenig zu klein."

"Na und?", inzwischen musterte Robyn ihre Gastschwester von allen Seiten. "Kate Moss ist auch nicht gerade die Größte."

"Und sie ist Drogenabhängig.", gab Lex dazu.

"Tut mir Leid Robyn, aber einsachtundsechzig reichen nun wirklich nicht. Ich glaube, ich nehme beides.", meinte sie dann schnell das Thema wechselnd.

Lex stöhnte auf und betrachtete die anderen vier Tüten, voll mit Klamotten, die sich seine Schwester und Anna gekauft hatten. Er verstand die Frauen wirklich nicht. Egal in welchem Land, anscheinend schien shoppen immer noch die Lieblingsbeschäftigung von Frauen jeglichen Alters zu sein.

"Eine wunderbare Idee, dann kannst du in Deutschland angeben, was für wunderbare Klamotten wir hier haben!"

Anna kicherte. "Hey, bei uns haben wir auch ganz tolle."

"Kann ja gut sein, aber ich finde immer noch wir haben die Schönsten. Und jetzt lass uns noch gucken, ob wir Schuhe zu diesem einen tollen Kleid kriegen. Das rote, was ich mir ausgesucht habe."

"Bitte nicht!", flehte Lex und sank auf dem Sessel zusammen. "Dann bin ich ja erst in zehn Jahren Zuhause."

"Hehe, dann hättest du nich anbieten dürfen, uns zu fahren.", sagte Robyn frech.

"Na ja, du hattest ja auch gesagt, ihr wollt nur mal kurz weg."

Wie eine Mama es immer bei ihrem Sohn machte, tätschele Anna Lex Wange. "Ach komm, ich lad dich nachher auch auf ein Eis ein."

"Ich - ", er hielt inne und seine Augen schauten an Anna vorbei. Dann strahlten sie vor Freude. Eilig sprang er auf und rannte auf ein Rotgelocktes Mädchen zu, das sich gerade nicht einig war, ob es das grüne Kleid oder die neuste Jeans nehmen sollte.

"Alexa!", rief Lex fröhlich und im Nu lag die Rothaarige in seinen Armen und wurde freudig umhergewirbelt.

"Seine Ex.", sagte Robyn auf Annas fragenden Blick. "Und jetzt beste Freundin. Er war ganze drei Jahre mit ihr zusammen. Aber dann wurde sie schwanger. Sie hat das Kind verloren, woraufhin die beiden sich auseinander gelebt haben."

"Ehrlich?"

Robyn nickte. "Aber irgendwie haben die beiden es geschafft, beste Freunde zu bleiben. Das ist jetzt ein Jahr her. Alle dachten echt, die bleiben ewig zusammen."

"Ja, sie geben ein echt schönes Paar ab.", dachte Anna und erinnerte sich an Chris. Sie vermisste ihn so sehr. Manchmal lag sie noch lange Abends wach und wünschte sich, er würde jetzt bei ihr sein, sie umarmen, küssen oder einfach nur neben ihr liegen und sie sanft streicheln. So wie er es immer ganz oft getan hatte, wenn sie vorgegeben hatte zu schlafen. Dann hatte er immer ganz sanft ihre Gesichtskonturen mit dem Zeigefinger erkundet, ab und zu eine Strähne zu Seite geschoben oder einfach nur ihre Hand gestreichelt, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte. Dann hatte sie immer die Augen aufgeschlagen und er hatte sie so sanft geküsst, dass jedes Mal Millionen von Schmetterlingen in ihrem Bauch fangen gespielt hatten.

Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen und sie musste sich setzten.

"Anna!", rief Robyn erschrocken auf. "Was ist? Alles in Ordnung?"

Anna schüttelte den Kopf. Sagte aber: "Ja, alles bestens."

"Was ist passiert?", fragte Lex, der sich nun vorsichtig zu Anna runterkniete und ihr übers Haar strich. "Anna?"

"Hallo Robyn", sagte Alexa und schaute dann zu Anna hinunter. "Oh, was hat sie denn?"

"Keine Ahnung, wenn ich das wüsste."

"Ich vermisse Chris.", sagte Anna auf Deutsch, was den anderen natürlich sehr viel weiterhalf, da sie ja alle so supergut Deutsch verstanden. "Ich musste gerade an ihn denken, wie er hier wäre, bei mir. Aber das ist er nicht, wobei ich es mir doch so sehr wünsche."

"Kann sie kein Englisch?", fragte Alexa, die nur ein daher geweintes Kauderwelsch verstand.

"Doch, eigendlich schon. Lex?"

Doch auch dieser zuckte nur die Schultern. "Ich habe nur etwas mit Chris verstanden. Hey.", sagte er beruhigend zu Anna, wobei er leicht ihr Kinn hob und sie zwang in anzuschauen. Vorsichtig wischte er ihr eine Träne weg, was sie nur noch mehr an Chris erinnerte und sie daraufhin noch mehr anfing zu weinen.

"Oje, Lex, bring sie hier raus!", sagte Alexa. "Die andern gucken schon und das wird nur noch peinlicher für die Kleine."

"Aber sie hat die Klamotten noch an, die sie anprobiert hat.", sagte Robyn die versuchte, die Blicke der anderen Käufer nicht zu beachten.

"Dann bring sie dazu, sie auszuziehen."

"Doch nicht hier!", sagte Robyn schockiert.

Alexa brummelte etwas vor sich hin und beugte sich dann zu Anna runter. "Hey Süße, tut mir Leid, wegen was auch immer, aber du musst mal eben aufstehen und dich umziehen."

Anna verstand kaum noch ein Wort, sie war so damit beschäftigt in ihrer Trauer zu versinken. Sie wusste gar nicht was mit ihr geschah, alles kam so plötzlich, dass sie nichts mehr von sich unter Kontrolle hatte. Wahrscheinlich fiel es Alexa auch deswegen so leicht, Anna zum aufstehen zu bringen und sie in ihre Kabine zu begleiten. Wie in einer Trance zog Anna die Sachen aus, die sie kaufen wollte und ihre alten wieder an. Dabei liefen ihr immer noch dicke Tränen die Wangen runter und wollten einfach nicht aufhören.

Sie kam erst wieder einigermaßen zu Besinnung, als sich zwei starke Arme um sie legten und sie in eine Richtung dirigierten. Sie klammerte sich nur an diese starke Person und ließ ihren Tränen weiterhin freien Lauf.

Lex führte die völlig aufgelöste Anna zu seinem Auto und verfrachtete sie mit sich auf den Rücksitz. Dort zog er sie wieder an sich und streichelte ihr tröstend übers Haar. "Ist ja gut Honey."

"Ich vermisse ihn so.", sagte Anna nun wieder auf Englisch. "Es kam plötzlich alles so über mich. Ich konnte mich einfach nicht mehr kontrollieren."

"Ist schon in Ordnung, lass alles raus."

"Als du Alexa im Arm hattest musste ich plötzlich daran denken, dass Chris das auch immer bei mir gemacht hat und noch anderes. Und- und- dann kam es plötzlich hoch. Ich vermisse ihn so sehr. Ich", sie schniefte. "Ich wollte nur noch, dass er bei mir ist. Dass er mich umarmt und mich wieder mit seinen wunderschönen grünen Augen ansieht, als ob ich die einzige Person auf dem Planeten wäre."

"Glaub mir, dass wirst du alles wiederhaben.", beruhigte sie Lex. "Es ist doch nicht für ewig, und dieses halbe Jahr werdet ihr durchstehen."

"Aber er hat sich seit drei Tagen nicht mehr gemeldet. Auf meine Sms antwortet er nicht und auch bei sich Zuhause scheint er nicht zu sein. Lucie sagt aber, dass es ihm gut geht.", langsam ließ der Tränenstrom nach, trotzdem blieb sie noch an Lex gelehnt, der immer noch über ihr Haar strich.

"Es gibt sicher einen Grund dafür."

"Wenn er doch eine andere gefunden hätte, hätte Lucie es mir ganz sicher gesagt, außerdem hätte ich dann eine Einladung bekommen, zu seiner Beerdigung, denn ich bin sicher, hätte er wirklich eine andere hätte Lucie ihn umgebracht!"

Lex lachte. "Irgendwie mag ich deine Lucie immer mehr. Hey.", sanft umschloss er mit seinen Händen ihr Gesicht und wischte mit den Daumen die nassen Wangen trocken. "Er wird sich bestimmt melden, ganz sicher. Und er wird bestimmt einen guten Grund haben, es bis jetzt noch nicht gemacht zu haben."

Anna schniefte. "Danke Lex, du bist echt super lieb."

Lex grinste. "Ich kann nur keine Mädchen weinen sehen. Komm, um dich aufzumuntern geh ich auch mit dir und Robyn Schuhe kaufen."

Lächelnd nickte Anna. "Dankeschön, echt. Und tut mir Leid. Das muss sicher peinlich gewesen sein, als ich so plötzlich in Tränen ausgebrochen bin.", sie strich sich die Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, verlegen hinters Ohr.

Unbedeutend zuckte Lex die Achseln. "Da du einen triftigen Grund hattest ist es nur halb so peinlich."

Anna atmete ein paar Male tief durch und umarmte Lex dann noch einmal. "Ich revanchiere mich dafür auch noch mal."

Kurz spürte sie, wie er sie an sich drückte und dann wieder losließ. "Dann lass uns mal gucken, wo meine kleine Schwester bleibt.

Robyn kam mit Alexa im Schlepptau aus dem Laden und sie beschlossen, den Einkaufsbummel zu viert hinter sich zu bringen und anschließend noch ein Eis zu essen. Als Robyn mit Anna kurz einmal auf dem WC verschwand sprach Alexa das aus, was ihr schon seit den letzten beiden Stunden (solange hatte der Schuheinkauf gedauert) auf der Zunge lag.

"Du hast ein Auge auf die Kleine geworfen.", sagte sie und lehnte sich lässig zurück.

"Na und? Selbst wenn, es geht nur mich was an."

"Du weißt, dass das nicht gut zwischen euch ausgeht. Außerdem, was ist mit Lorain?"

Lex sah sie überrascht an. "Woher weißt du von ihr?"

"Du kannst mir nichts verheimlichen, mein Lieber. Also, was ist mit ihr?"

"Nichts. Gar nichts ist mit Lorain. Das war nur so ein kleines Zwischending."

"Lügner.", durchschaute Alexa ihren besten Freund. Aber dann zuckte sie unberührt die Achseln. "Die Kleine tut mir zwar jetzt schon leid, da sie nicht sieht, was für ein Arschloch du bist, aber mehr wie warnen kann ich sie nicht."

"Du wirst gar nichts tun.", Lex´ braune Augen verfinsterten sich. "Das ist nur eine Sache zwischen mir und Anna."

"Ich bin gespannt wer von euch beiden dann am Ende mehr leidet. Aber halte dir eines vor Augen Lex: Sie ist noch jung und naiv. Außerdem hat sie einen Freund den sie liebt. Wegen ihn hat sie doch geweint, oder? Weil sie ihn vermisst."

"Zwischen den beiden sind tausende Kilometer.", sagte Lex und sah, wie seine Schwester und Anna wieder auf die beiden zukamen.

Alexa warf ihre roten Locken nach hinten. "Ja und das wird auch zwischen dir und der Kleinen so sein, wenn sie zurück in Deutschland ist. Hey.", begrüßte sie die beiden mit einem strahlenden Lächeln, als ob sie nie beinahe mit Lex gestritten hätte. "Also, was für ein Eis wollt ihr? Ich bin in Spendierlaune und geb einen aus."

"Ich will einen riesengroßen Bananebecher.", platzte Robyn laut raus und alle brachen in Gelächter aus.

Alle, bis auf Lex, der nur in seiner Ecke saß und Anna betrachtete.
 

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so ich hoffe, die beiden kaps haben euch gefallen, so zum Ferienbeginn :D würd mich üba kommis freuen^^
 

bb sagte eure Laiya-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Zaara
2007-07-22T11:00:14+00:00 22.07.2007 13:00
Echt toll. *Begeistert bins*
Von:  Taila
2007-07-19T21:41:34+00:00 19.07.2007 23:41
Oh das mit Chris & Lucie ist souw süß >_< Da hat man richtig schmunzeln müssen, als sie sich umarmt haben ^___^ Auch wenn Du jetzt Ferien hast, bitte bitte mehr >_< Bin schon ganz süchtig danach <3
Von: Jolina
2007-07-19T20:49:40+00:00 19.07.2007 22:49
Tolle Kapitel. Echt gut geworden. *dir nen 1 geb *^.^*
Von:  Ea
2007-07-19T05:41:22+00:00 19.07.2007 07:41
der mag sie wirklich? und es ist ihm egal, dass sie einen freund hat? und er gibt zu nur mit ihr spielen zu wollen? was ist das denn für einer? eigentlich fand ich ihn am anfang sympathisch :/
auch in diesem kapitel hast du einige groß- und kleinschreibungsfehler, sowieso mir sehr auffallende wiederholungen, die kannst du ja noch beseitigen :)
Von:  Sonnenschein
2007-07-18T21:42:25+00:00 18.07.2007 23:42
is das süß XD da bahnt sich ja richtig was an^^


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