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Schlaf

von

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Kapitel 7

Kapitel 7
 


 

Am frühen Morgen des 28. September bemühte Yukke sich darum, nicht allzu viel Lärm beim Aufstehen zu machen. An diesem Samstag war das Instore event in einem „Like a edison“ CD- Laden angesetzt. Zum Glück mussten sie dort aber nicht spielen, sondern nur eine Autogrammstunde und Interviews geben. Ein Liveauftritt wäre für Tatsurous Stimme, die noch von seiner Erkältung geschwächt war, absolut kontraproduktiv gewesen. Außerdem hatte ihn in den letzten beiden Tagen- seit Miya sie an diesen Termin erinnert hatte- eine trübsinnige und lustlose Aura umwölkt. Er wollte kaum essen und nahm eher widerwillig die Medikamente ein. Nicht einmal richtig schlafen wollte er. Stattdessen hockte er den ganzen Tag vor dem Fernseher und glotzte stumpfsinnig in die Röhre, bis er irgendwann vor dem Flimmerkasten einnickte.

Yukke hasste es, dass der Sänger sich so gehen ließ. Zwar handelte es sich bei Iwagami Tatsurou auch normalerweise nicht um den fleißigsten Mann Japans (den Titel hielt Miya schon inne), jedoch zeigte er in der Regel einen gewissen Tatendrang. Doch nun nahm er nicht einmal Yukkes Vorschlag an, eine Stunde in die Pachinkohalle drei Häuser weiter zu gehen und dann eine große Schüssel Ramen in der besten Suppenküche des Viertels zu essen.
 

Seufzend betrachtete Yukke Tatsurou, der zusammengerollt im Wohnzimmer auf den bunten Sitzkissen lag. Gestern Nacht hatte er ihn noch mit einer Wolldecke zugedeckt, die Brille abgenommen und den Fernseher ausgestellt. Tatsurou hatte es nicht einmal für nötig befunden, sich auf seinem Futon im Schlafzimmer zu Ruhe zu legen.

Die kleine Reisetasche fürs Hotel hatte Yukke zum Glück schon tags zuvor gepackt. Jetzt begnügte er sich mit einem Nuttenfrühstück bestehend aus einem schwarzen Kaffee und einer Zigarette. Auf der Wanduhr näherte sich der Zeiger sieben Uhr morgens. Yukke entschied, jetzt schon das Haus zu verlassen um draußen auf Miya zu warten. Er wollte Tatsurou nicht so früh wecken. Mit einem herzzerreißenden letzten Blick auf ihn zog er die Wohnzimmertür hinter sich zu und ging.
 

Einige Stunden später ertönte ein Knall, der Tatsurou augenblicklich hochschrecken ließ.

„Hey Yukke, mach nicht deine ganze Kücheeinrichtung kaputt!“ rief er verschlafen durch die Wohnung. Aber sein Ruf blieb unbeantwortet. Stattdessen hörte man ein unfreundliches Gemurmel aus dem Treppenhaus. Beunruhigt erhob Tatsurou sich und ging in die Küche. In der Spüle stand eine benutzte Tasse und ein einzelner Zigarettenstummel befand sich im Aschenbecher. Unter dem hübsch-hässlichen schwarzen Ungetüm mit den kleinen Drachen auf dem Rand, lugte ein weißer Zettel hervor auf dem stand:
 

Muss jetzt gehen, Miya holt mich gleich ab.

Schau nicht soviel fern und iss etwas Ordentliches, im Kühlschrank sind noch die Reisbällchen, die du so gerne magst.

Heute Nachmittag kommt dein ältester Bruder zu Besuch, um dich ein wenig aufzuheitern, während ich weg bin.

Wenn etwas ist, ruf mich auf dem Handy an, die Nummer hast du ja^^.
 

Yukke
 

Mit abnehmender Müdigkeit erinnerte sich Tatsurou auch selbst wieder daran, dass heute schon Samstag war. Er riss die Fenster auf und ließ den frischen, kalten Morgenwind ins Zimmer streichen. Eben noch hatte er das Gefühl gehabt, ihm würde die Luft abgeschnürt. Fröstelnd setzte er sich in seinem dünnen Pyjama auf die Fensterbank. Es regnete leicht. Nicht so stark, dass viele Leute einen Schirm aufgespannt hätten, aber genug um den Blick in die Ferne gräulich zu trüben. Aus dem dritten Stockwerk konnte man gut die Menschen erkennen, die ihren Samstageinkäufen nachgingen und geschäftig hin und her sausten. Die Straße war ziemlich verstopft. Dabei lag Yukkes Wohnung eigentlich an einer Seitenstraße. Aber die Ausläufer der Hauptverkehrsadern Tokyos reichten sogar bis hierher.
 

Jetzt war ihm richtig kalt und schnell schloss er die beschlagenen Scheiben. Er trollte sich ins Schlafzimmer und stahl eine der ordentlich zusammengelegten Bettdecken vom Boden. Darin wickelte er sich ein und ging wieder ins Wohnzimmer. Am Geruch erkannte er, dass er Yukkes Decke erwischt hatte und dies beruhigte ihn ein wenig. Aus Langeweile (und weil im Moment absolut nichts Interessantes im Fernsehen lief) öffnete er Yukkes Schränke. Im Wohnzimmerschrank befand sich nichts interessantes, nur ein paar Stofftiere, die er von seinen Fans bekommen hatte und Haushaltsgegenstände. Die meisten interessanteren Dinge waren sowieso offen in den Regalen platziert. Aber die dort befindlichen DVDs, Bücher und unzähligen Figürchen kannte Tatsurou schon allzu gut. Also suchte er weiter. Auch die Küchenschränke beförderten nichts Neues ans Licht, lediglich ein Packung Star Wars Cornflakes sah interessant aus. Eine große Müslischüssel (mit Sojamilch) später nahm Tatsurou sich das Schlafzimmer vor. Da ihm mittlerweile warm geworden war, warf er die Decke achtlos auf die Matratze am Boden.

Jetzt nahm er sich den geschlossenen linken Teil des Einbauschranks vor. Die Schiebtür glitt auf und Roberto- chan, Yukkes Froschhandpuppe, die mittlerweile zu Muccs „Lovely Item“, ihrem Live- Markenzeichen, avanciert war, grinste ihm entgegen. Lächelnd nahm er die grasgrüne Puppe heraus.

„Yukke- desu… Muccu .. sugoiiiii!“, quakte er und ahmte dabei Yukkes Stimme nach.

„Yumeee no machiiii.. de, de, de…“Tatsurou lallte vor sich hin, dann fiel ihm etwas ins Auge.

„Oi!“, sagte er zu dem Frosch. „Was haben wir denn da?“. Die Puppe sah ihn mit ihrem linken Auge an (das andere war von einer weißen Augenklappe verdeckt). Tatsurou hielt ein Videoband in der Hand. Es war mit „Sommer 1999“ beschriftet. Roberto- chan verschwand wieder im Schrankfach.

Dann kramte er ein sauberes, aber vollkommen ausgeleiertes und ausgeblichenes Sweatshirt Yukkes hervor und zog sich an. Ein paar Tage zuvor hatte er an derselben Stelle gestanden und sich angekleidet.

Nachdenklich strich er das Shirt glatt und fragte sich, warum Yukke da so seltsam reagiert hatte. An den leidenschaftlichen Kuss kurz zuvor erinnerte er sich noch zu gut. Warum also hatte er ihn dann abgewiesen? Hatte er Yukkes Verhalten vollkommen falsch interpretiert? Tatsurou hatte bis zu dem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, etwas anderes als Freundschaft wäre zwischen ihnen gewachsen. Etwas Tieferes. Schon seit längerem fühlte Tatsurou sich in seiner Nähe wohler, als bei jedem anderen. Und er hatte auch keinerlei Probleme damit, dass es Yukke war. Man musste eben nehmen was kommt.

Er fühlte einen Stich im Herzen, als er daran dachte, wie der andere auf der Brücke schluchzend vor ihm auf den Knien lag. Zu dem Zeitpunkt hatte er auch gesagt, er würde ihn brauchen. „Warum sagt er so etwas und benimmt sich dann ganz anders?“, dachte Tatsurou ärgerlich. „Verdammt!“.
 

Das Tape, welches beim Anziehen auf den Kopfkissen gelandet war und kaum sichtbar in eine Falte gerutscht war, verwaiste dort. Es war nämlich schon Mittag und es klingelte an der Tür.

„Aniki!“, rief Tatsurou erfreut. Das breite Grinsen von seinem ältesten Bruder begrüßte ihn an der Tür. Er wohnte in Tokyo und arbeitete in einer Werbeagentur.

„Hey Tat- chan, du bist ja gar nicht so krank, wie Yusuke- kun es mir am Telefon weiß gemacht hat. Ich dachte schon, ich muss dir Reissuppe kochen und Hustensaft einflößen. Ich hab sogar welchen dabei; du weißt schon, die Sorte die du als Kind so abgrundtief gehasst hast.“

„Mmh, na toll. Ich hoffe, du hast wenigstens auch was Richtiges zum Essen dabei.“ Brummte Tatsurou. Manchmal vergaß er wirklich, dass sein großer Bruder noch sarkastischer sein konnte als er selbst.

„Selbstverständlich, aber vor allem habe ich auch einen ganzen Stapel DVDs dabei. Was magst du sehen: Action, Fantasy, Horror oder Lovecomedy?“ Strahlend zog er die Hüllen aus seiner Tasche und reichte sie Tatsurou. Der guten Laune des Älteren konnte man kaum entkommen und deshalb wählte Tatsurou blind einen Film aus. Zusammen fläzten sie sich vor die Glotze und aßen das Sushi und die frischen Takoyaki- Spieße vom Imbiss nebenan.

„Wie geht’s meinem kleinen Rockstar so? Immer noch fleißig dabei, die Mädels im Publikum verrückt zu machen und Miya- kun auf der Nase herumzutanzen?“ Sein Bruder war der einzige, den Tatsurou kannte, der ihn „klein“ nannte. Und das auch nur, weil er 2 cm größer war als der Sänger.

„So in etwa.“ Man merkte ihm an, dass Yukke nichts von den wahren Gründen erzählt hatte, warum Tatsurou nicht so lange allein bleiben sollte. Sicherlich hatte Yukke am Telefon seine Erkältung übertrieben, um die Wahrheit zu vertuschen. Tatsurou schwor, sich dafür inständig bei dem kleinen Bassisten zu bedanken. Seine Familie sollte nichts von seinen düsteren Geheimnissen erfahren.

Nach drei Spielfilmen dämmerte es draußen schon und der Ältere kündigte seinen Abschied an.

„Hoffentlich muss ich dich jetzt nicht ins Bett bringen. Früher hast du immer so ein Theater gemacht, wenn Mutter und Vater abends nicht da waren und wir unser kleines Nesthäkchen ins Bett zerren mussten.“ Lachend drückte er seinen kleinen Bruder fest an sich, bevor er mit diversen schwereren Gegenständen beworfen werden konnte. Schließlich packte er seine Sachen zusammen.

„Sag mal, wieso bist du eigentlich in Yusuke- kuns Wohnung und nicht bei dir?“ fragte er, als er schon in der Wohnungstür stand. „Ach du kennst Yukke doch, manchmal ist er wie eine Glucke. Ich glaub ich war ihm zu krank, um allein zu Hause rumzuhängen.“ Ein wenig beschämt, dass er seinen eigenen Bruder anlügen musste fügte er noch rasch hinzu: „Außerdem ist es bei mir sowieso zu unordentlich, da hätte Yusuke nur die Krise gekriegt.“

„Damit hast du wohl Recht. Nun gut, sayonara kleiner Bruder, ruf mich bald mal wieder an.“

Die Tür klappte zu und nun war Tatsurou wieder allein in der kleinen Wohnung.
 

Augenblicklich sank seine Stimmung. Der Besuch war lieb gemeint gewesen, aber er konnte nicht die ständige Anwesenheit seines Mitbewohners ersetzen. Tatsurou vermisste Yukke. Unzufrieden warf er sich auf die Sitzkissen. Der Versuch zu schlafen misslang komplett. Deprimiert schaute er an die Decke. Es war noch nicht ganz dunkel draußen, aber dafür regnete aber schon wieder.
 

Nachdem Yukke an diesem Morgen die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Unruhig betrachtete er die geschlossene Tür. Dann fasste er sich ein Herz und riss sich los. Tatsurou würde das schon machen. Er musste ihm vertrauen.

Miya war pünktlich wie immer und zusammen mit Satochi fuhren sie zum Bahnhof und stiegen in den Shinkansen nach Osaka. Der Hochgeschwindigkeitszug schaffte die mehr als 500km bis in die drittgrößte japanische Stadt in knapp 2 ½ Stunden. Deshalb hatten sie dank Miyas großzügiger Zeitplanung noch 3 Stunden zum Einchecken im Hotel und um etwas Essen zu gehen. Die Stimmung im Restaurant unter ihnen dreien war ruhig, aber nicht unbedingt bedrückt. Satochi war recht gut gelaunt, Miya still und konzentriert wie immer und Yukke nur etwas unkonzentriert. Auch später, bei dem Event in dem Laden- zu dem wirklich eine beachtliche Menge Fans gekommen waren- starrte er noch manchmal Löcher in die Luft. Satochi stieß ihm dann immer mit dem Ellenbogen in die Seite; schließlich wurden auch Fotos gemacht.

Am frühen Abend, nach einigen Interviews, einer Autogrammstunde und einigen Plüschtieren von seinen Fans, saß Yukke im Hotelzimmer. Eigentlich wollte er gleich mit Miya im Hotelrestaurant essen gehen. Satochi war schon weg, er hatte schon vor ein paar Tagen gesagt, er wolle den Spätzug nehmen um am selben Tag nach Tokyo zurückzufahren. Für Miya und Yukke waren die Zimmer aber schon gebucht gewesen. Nun, jedenfalls würde Miya gleich anklopfen, um Yukke zum Essen abzuholen. Vorher musste der Bassist aber unbedingt zu Hause anrufen. Er fasste sich ein Herz und nahm den Telefonhörer ab.

„Mochi- mochi“ hörte er Tatsurou nach ein paar Sekunden sagen.

„Hi, ich bin’s.“ Erleichtert atmete Yukke auf. Er hatte sich ganz umsonst gesorgt. „Alles in Ordnung bei dir in Tokyo?“

„Kein Problem, mir geht’s gut.“ Tatsurou biss sich auf die Lippe, weil er schon zum zweiten Mal an diesem Tag lügen musste. Das gefiel ihm gar nicht. Aber er wollte nicht, dass Yukke sich Sorgen machte.

„Was machst du grad?“ fragte er.

„Ich steh grad an meinem Fenster sehe auf den Fluss hinab. Man hat hier echt einen tollen Blick auf die Stadt; sie haben uns fast unterm Dach einquartiert. Gleich wollte ich essen gehen.“

„Ich hab ein paar Filme gekuckt. Und mich ein bisschen mit Aniki unterhalten. Er ist grad erst vor ein paar Minuten gegangen. Ich nehme mal an, du hattest heute auch ein paar original Kansai- Takoyaki?“ Tatsurou wusste gar nicht genau, was er eigentlich redete, er war nur froh, heute doch noch mit Yukke reden zu können-

„Sicher doch, heute Mittag-“ es klopfte an der Tür und dumpf konnte er Miyas Stimme hören, die seinen Namen rief.

„Ich komm gleich, ich telefonier noch!“ rief Yukke aufgeregt in Richtung der Tür und deckte dabei die Sprechmuschel mit der Hand ab.

„Ja, okay. Ich muss jetzt. Dann bis morgen.“ Sagte er ganz leise, denn er wollte nicht, dass Miya von draußen hörte, mit wem er telefonierte. Ein wenig verlegen fügte er noch „Gute Nacht, Rou- chan.“ hinzu und legte auf.
 

Tatsurou wollte sich noch verabschieden, hörte aber schon das Tuten, bevor er einen Ton sagen konnte. Nach einer Minute legte er auf. Yukke würde kaum noch einmal anrufen.

Schlurfend machte er sich auf den Weg vom Flur ins Schlafzimmer.

In seine Decke gekuschelt versuchte er jetzt wirklich zu schlafen. Aber schon wieder misslang der bloße Versuch. Der Futon neben ihm war leer und erst jetzt fragte sich Tatsurou, wie er die letzten beiden Nächte vor der Glotze überhaupt schlafen konnte. Er rollte sich auf die andere Seite seines Futons, halb auf den von Yukke. Dort fiel ihm ein schwarzer Schatten am Kissen ins Auge. Es handelte sich um keinen Schatten, sondern um das alte Videoband aus Yukkes Schrank. Tatsurou drehte die Kassette in den Händen. Eigentlich wollte er sich nicht aus dem warmen Bett erheben. Allerdings interessierte es ihn schon brennend, was Yukke da aufgenommen und sorgsam im Schrank hinter seinem heißgeliebten Roberto- chan versteckt hielt. Langsam trottete er ins Wohnzimmer zurück und schob das Band in den alten Videorekorder.

Am Anfang war nur Rauschen. Dann konnte man eine verwackelte Bühne sehen, bis sich das Bild stabilisierte. Der Ton war zwar nicht besonders berauschend, aber dann wurde es interessant: Man sah Tatsurou, wie er Yukkes allerersten Auftritt ankündigte. Yukke wirkte noch ziemlich schüchtern im Vergleich zu den aktuellen Aufnahmen und starrte mit seinen großen Augen in die Kamera. Dann begann er ein Solo zu spielen.

Tatsurou lächelte, als er sich an diesen Tag erinnerte. Hinter der Bühne war der blonde Junge ziemlich aufgeregt gewesen. Er ließ sich kaum beruhigen und lief dauernd von einer Seite des Raums zu nächsten. Beinahe wäre er mit seinem Bass in der Hand über ein Kabel gestolpert. Glücklicherweise stand der Sänger in dem Moment direkt neben ihm und fing ihn auf. Daraufhin nahm im Tatsurou den Bass weg und setzte sich damit auf den Boden. Der Versuch, eine berühmte Bassline von einem alten Buck Tick Schinken zu spielen, misslang ihm aber vollkommen. Die absolut dilletantische Vorstellung und der ernste, bemühte Gesichtsausdruck- so hatte es ihm Yukke jedenfalls hinterher erklärt- verursachte bei Yukke einen unkontrollierbaren Lachanfall. Tatsurou gefiel es zwar nicht unbedingt, dass ihn der „Neue“ in der Band schon bei seinem Debüt auslachte, aber wenigstens wurde er so von seinem Lampenfieber abgelenkt. Zudem besaß der blutjunge Bassist eine so ansteckende Lache, dass Tatsurou einfach mitlachen musste. Und schließlich wurde der Auftritt genauso wie der Beitritt Yukkes zur Gruppe ein riesiger Erfolg.
 

Das Band dauerte nicht lange. Tatsurou schaltete den Rekorder ab, entnahm die Kassette und legte sie wieder sorgsam zu Kaeru- chan. Sollte Yukke doch seine erste Ruhmestat immer wieder bewundern können.

Ein paar Stunden wälzte sich Tatsurou im Bett hin und her und tat kein Auge zu. Die Aufnahmen, das Alleinsein, die regnerische Nacht und das Nicht- Schlafen- Können brachten mal wieder unruhige Gedanken. Wenn Tatsurou keinen Schlaf bekam, wurde er normalerweise erst sentimental und dann aggressiv. Heute traf keines davon zu. Stattdessen war er deprimiert und reflektierte die vergangen Tage. Angefangen mit dem Konzert in der Bucht, dem Rauswurf aus der Band und dem Drama auf der Brücke war seine Stimmung jetzt auf dem Nullpunkt gesunken. Jedoch erinnerte er sich auch an Yukkes liebvolle Fürsorge und Krankenpflege, die ihn wieder aus der gesamten Misere gerettet hatte. Was ihn den anderen noch schmerzlicher vermissen ließ.

Gegen Morgen ging er ins Bad und trank einen Schluck Wasser. Auf dem Rückweg ins Schlafzimmer fiel ihm der Notizblock neben Yukkes Telefon auf. Mit einigen Zetteln und einem Bleistift bewaffnet legte er sich wieder hin und knipste die Nachtlampe an.

Es wäre ihm in solchen Momenten zwar lieber, hätte er sein Songtextbuch bei sich, aber ein Zettel tat es jetzt auch. Manchmal half es ihm, alles aufzuschreiben, um schlafen zu können.
 

Akatsuki Yami
 

Sterbend schloss ich die Augen

Mein ganzes Ich zurück geschickt

Ich hatte vor, von der Vergangenheit und von den schlaflosen Nächten zu verschwinden

Der bewölkte Himmel verstreut Regen

Das gestrige Wetter war eine Lüge

"Das Leben ist auch Schmerz", prügelt der Regen auf mich ein

Wind, wehe einmal

Wie bringe ich dieses Bild zu Fall?

Eingeschlossen in meine Hülle will ich allein in die Tiefe des Meeres versinken

Vergeblich versucht die Sorge mich zu warnen, nur dieses Lächeln kann mich retten

Tief im dunklen Wald schließe ich mich in meinen Kokon ein

Löse die Fäden, die Scharen von Gram

Die Finsternis der Dämmerung bleibt stehen und diese Hand sucht nach der Wärme die sie vermisst

Irgendwann wird das Schiffchen vom Bach fortgerissen

Kehrst du irgendwann an diesen Ort zurück?

Der Regen flüstert

Morgen wird das Wetter schön
 

Lyrics by Tatsurou
 

Tatsurou war über dem Text eingeschlafen und lag mit dem Kopf auf dem Papier, als er am nächsten Tag erwachte. Gähnend schlich er ins Bad und nahm eine warme Dusche. Bis auf gelegentliche Hustanfälle ging es ihm soweit auch wieder gut. Jedoch neigte er gegen Ende einer Erkältung immer zu plötzlichen Fieberanfällen, deshalb war er vorsichtig und duschte nicht zu heiß. Er hatte versprochen wieder gesund zu werden. Während er sich noch die Haare trocknete, klingelte auch schon das Telefon.

„Rou- chan, kannst du bitte schnell zum Shinseidou- Store kommen?“ Yukke war am Hörer und klang seltsam.

„Wie bitte, ich dachte ihr macht das allein, ich bin doch quasi krankgeschrieben?“ sagte Tatsurou leicht empört und wie zur Bestätigung seiner Worte musste er stark husten.

„Ja, aber ich hatte dir doch gesagt, dass es unbedingt 3 Leute sein müssen, sonst müssen wir Vertragsstrafe zahlen.“

„Und? Hat Miya etwa verpennt?“ Am anderen Ende der Leitung knackte es und jetzt war Miya am Apparat.

„Tatsurou. Satochi ist heute Morgen nicht gekommen. Eigentlich müsste er schon längst wieder in der Stadt sein. Er wollte gestern Abend schon den Spätzug nehmen. Aber ich erreiche ihn weder über sein Mobiltelefon, noch geht er daheim ans Telefon. Ich bitte dich, komm hierher, bitte Tatsurou.“ In Miya beherrschtem Tonfall konnte Tatsurou deutlich Besorgnis hören. Er schluckte und fragte:

„Welcher Shinseidou- Laden?“

„Shinjuku. Nimm am besten ein Taxi und sag dem Fahrer er soll sich beeilen, In 20 Minuten müssten wir eigentlich hier anfangen. Bis gleich.“ Damit legte er auf.

Tatsurou schüttelte verwundert den Kopf, dann zog er sich schnell die letzten sauberen Klamotten, die Yukke aus seiner Wohnung geholt hatte, an. Um seine feuchten Haare zu bedecken wollte er noch eine von Yukkes Mützen anziehen. Er entschied sich aber gegen die gestrickte Bommelmütze mit den geflochtenen Bändern und setzte eine einfach schwarze Kappe auf. Der Taxifahrer schaffte es tatsächlich in weniger als einer halben Stunde durch die halbe Stadt. Somit mussten sie nur ein paar Minuten später mit der Veranstaltung anfangen und konnten noch komplett dasselbe Programm abziehen wie am vorigen Tag in Osaka. Mit dem Unterschied, dass Yukke keine Luftlöcher mehr entstehen ließ, sondern froh war, neben Tatsurou zu sitzen. Tatsurou sagte nicht viel, um seine Stimme zu schonen. Außerdem war eine Anspannung aus Miyas Richtung zu spüren, dessen Stimmung deutlich zwischen unterdrückter Wut und einer gewissen Sorge schwankte.

Wo war nur Satochi?
 


 


 

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PS: Ich denke Yukkes Plüschfrosch heisst Roberto, es gibt da ein drollige jap. Version von "House of the Rising Sun", die aber bei Mucc "Roberto no Thema" heisst und meiner Meinung nach die Lebens- und Leidensgeschichte dieses Froschs erzählt XD

PSS: Thanks to Wikipedia für die Infos über den Shinkansen und über Osaka^^

PSSS: Thanks to VegMac fürs betalesen

PSSSS: Die 4 von Mucc sind ja alle sooooo lieb *_*



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  FLAU
2007-04-13T17:55:27+00:00 13.04.2007 19:55
Das is ja niedlich! TatsuxYukke forever~
Hassu echt sehr~gut geschrieben!^^
Von:  Aka_Tonbo
2007-04-12T18:28:02+00:00 12.04.2007 20:28
Es ist immer eine Freude deine FF zu lesen. Ich kann es immer kaum abwarten bis es weiter geht. Dafür lasse ich auch alles stehn und liegen :P
Hoffe es geht bald weiter ^_^
Von: abgemeldet
2007-04-12T10:17:03+00:00 12.04.2007 12:17
Gomen das ich erst jetzn kommi schreibe ^^°
*viel zu tun hat*
Alsooo~, ich fand die ff schon von anfang an gut *__*
und ich find sie jetz auch noch supertoll ^^, das kappi war auch wieder schön, man kan sich alles gut vorstellen. Besonders das mit dem Regen (ich weiß jetz net wie ich das sagen soll xD also, der obere teil halt Oo)
Mach schnell weita ja? ^^ Ich will unbedingt wissen wies weitergeht.

PS: Aniki is toll *________* xD

Also dan, bis zum nächsten kommi! o^^o
Von:  aciano
2007-04-11T15:11:32+00:00 11.04.2007 17:11
Ich find deine FF ja soooo~ genial.... Mach bittöööööööö schnell weitaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!! >______<
Tatsurou
Von: abgemeldet
2007-04-09T22:08:24+00:00 10.04.2007 00:08
tatsu und yukke sind echt süß zueinander .____.~
mag das chap ^^
Von: abgemeldet
2007-04-09T21:18:40+00:00 09.04.2007 23:18
Wieder ein tolles kapi^^
Ich bin sehr gespannt auf das nächste kapi^^
Von:  VegMac
2007-04-09T12:53:31+00:00 09.04.2007 14:53
Hach, wieder mal sehr schööön >,< Tatsus Aniki ist ja so putzig, das mit dem Hustensaft vergess ich nicht mehr so schnell! X
Tatsu gehen so langsam die Lichter an und der spannende Abschluss ist auch da *fre* bin schon gespannt, wie du den nächsten Akt ausschreibst^^
Morgen ist ja noch viel Zeit so einiges darüber zusammenzuspinnen, es kommt ja schließlich immer was ganz ordentliches bei raus ne ^_~

P.S. Ist bei dir eigentlich noch das Mucc-Tourbuch heile? ich hab nämlich bald ne Zettelwirtschaft O.O Die hätten es nähen und binden sollen, nicht ur mit dem bisschen Kleber - naja so lässt sich wenisgtens besser abzeichnen. u.u
Veg
Von:  Tattoo
2007-04-09T08:40:32+00:00 09.04.2007 10:40
hehe, ich weiß wo er is! (^_~)
super kapi, aber ich erspar mir die lobeshymnen an dieser stelle weil ich dir das ja eh schon alles geschrieben hab!^^ sei bitte weiterhin so schön fleißig, weil ich ja noch auf was ganz *bestimmtes* warte... XDDD


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