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Voracious

- du kriegst wohl nie genug -
von

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7. Kapitel
 

„Lass mich Tooru!“ Genervt schien Tomoyuki nicht im Geringsten ein Interesse daran zu hegen, den Wünschen des Kleineren nachzukommen. „Ach bitte! Was ist denn daran so schlimm?“ „Alles!“, brummte er und zog seine Hand weg, an der Tooru schon die ganze Zeit zerrte. Allein die Anforderung, dass er aus dem Bett steigen und sich mit dem quirligen Drummer den anderen zeigen sollte, gefiel ihm nicht.
 

„Warum muss das denn bei denen sein? Geht das nicht auch hier?“ „Bei ‚denen’!“ Tooru gluckste und machte den Älteren nach, huschte dann wieder ins Bett. „Komm schon – ich will nur ein bisschen angeben. Schließlich hab ich dich rumgekriegt.“ Frech feixte er, hörte Tomoyuki schließlich seufzen. „Hoffen wir, dass unten niemand ist.“ Ihm war klar, dass er die Entscheidung noch bereuen würde und sein nach eigener Meinung wundervolles Ekeldasein damit gänzlich verschwinden würde. Er wollte sich nicht einmal vorstellen wie die anderen Bandmitglieder ihn aufziehen würden, wenn sie erst dahinter gekommen waren. Ihm war klar gewesen, dass das alles sehr anstrengend werden würde – und das sich das schon jetzt zeigte, verwunderte ihn. Er stellte sich die Frage, ob seine Entscheidung wohl klug gewesen war, denn nach den wenigen Tagen, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte er jetzt schon genug – zumindest zeitweiße.
 

Dennoch aber bemühte er sich, wollte Tooru den Gefallen tun und ihn in den Aufenthaltsraum begleiten, denn seit kurzen liefen die Aufnahmen wieder auf Hochtouren – mit geringfügigen Unterbrechungen, in denen Tooru fast ausschließlich an ihm klebte –anders war dieser Zustand wirklich nicht zu beschreiben.
 

„Danke schön“, sagte der Drummer mit großen, liebevoll funkelnden braunen Augen, brachte damit selbst Tomoyuki zum regelrechten dahin schmelzen. Augenblicklich wurde ihm wieder bewusst, warum er mit ihm zusammen war – Zuneigung, die nicht nur Einseitig vorherrschte – ihn dennoch aber immer wieder überraschte.
 

Gerade hatte Tooru sich erst wieder angezogen, da der andere ihn – wie so oft – da von überzeugt hatte, sich ihm hinzugeben. Irgendwie war er sicher, dass sich das niemals ändern würde – auch wenn der Stolz überwog, das er Tomoyuki gerade überzeugt hatte sich mit ihm den anderen zu zeigen – denn bisher hatte er das strikt abgelehnt.
 

Seidig legten Toorus Lippen sich nun auf die seines Liebsten, lockten ihn so noch weiter aus seinem Versteck – das er sich dort bisher sehr wohl gefühlt hatte, konnte er just in diesem Moment nicht begreifen. Im Allgemeinen spielten seine Gefühle ihm derzeitig Streiche – er wusste nicht, ob ihm das alles gefiel oder ob er es schlicht weg nervig finden sollte, das der Drummer ihn fast überall hin begleitete.
 

In diesem Augenblick entschied er sich dafür, es angenehm zu finden, ließ sich dann auch schon hochziehen. Ganz nebenbei legte er die Arme um Tooru, ließ sich in einen sinnlichen Kuss verwickeln – das beherrschte der Blonde auf jeden Fall auf höchstem Niveau!
 

Sanft nahm er Tomoyukis Hände in die eigenen, löste nach unbeschreiblich schönen Momenten den Kuss wieder, um den Bassisten verliebt anzusehen. Seine Augen musterten wissbegierig die markanten Züge, huschten hin und her und strahlten dabei etwas aus, was Tomoyuki noch nie gesehen hatte.
 

„Na schön – aber nur weil du es bist“, bestätigte Tomoyuki nun ganz und legte die Arme um den Kleineren, küsst dann in seine Halsbeuge. „Dafür bist du mir was schuldig…“, flüsterte er noch und ließ den Jüngeren erschaudern. Er wusste genau was gemeint war – und freute sich schon darauf.
 

Langsam schob er ihn zur Tür, um den gewünschten Raum aufzusuchen. Wenn Tooru es so dringend wollte, das sie sich vor den anderen zeigten, dann sollte er es eben bekommen. So schlimm würde es schon nicht werden – auch wenn er betete, das Wataru sich an einem anderen Ort aufhielt. Wirklich geheuert war er ihm nicht mehr, seit er ihm so mordlustig an die Kehle gesprungen war.
 

Tooru drehte sich nun gerade noch vorn, sodass der Größere sich hinter ihm positionieren musste, aber keine Sekunde von ihm abließ, sich noch zusätzlich an ihn schmiegte, um seine Zuneigung deutlicher zu machen. Verliebt streiften seine Hände über den Bauch des Drummers, wobei sie weiter in Richtung Aufenthaltsraum taumelten. Tooru öffnete die Tür, musste sich dafür nicht einmal lösen. Erst dann schaute er Tomoyuki über die Schulter hinweg an, denn es fiel ihm schwer, den blick überhaupt einmal abzuwenden, so liebestoll war er.
 

Tatsächlich hielten sich hier zwei Personen auf –Yuusuke und Hiroaki. Der eine bewaffnet mit Gameboy, der andere mit starrem Blick auf den laufenden Fernseher – auch wenn das Programm nicht gerade spektakulär wirkte. Allerdings war das den beiden Neuankömmlingen wohl sowieso gleichgültig – schließlich hatten sie ja einander, was man von Hiroaki und Yuusuke seit geraumer Zeit nicht mehr behaupten konnte.
 

Tomoyuki wollte sich auch nicht mit den beiden abgeben – schob seinen Liebsten zum Sofa. Mit einer zarten Geste machte er ihm klar, dass er Platz nehmen sollte, er selbst erst einmal vor ihm niedersank und die Arme auf seinen Oberschenkeln ablegte. Irgendwie schien es, als sei der Bassist nur ein Sklave seiner Empfindungen, die er einfach nicht mehr unterdrücken konnte. Es musste ja so kommen – denn ewig blieb niemand allein – und schon gar nicht wenn man so wie Tomoyuki lebte. Bisher hatten alle Bandmembers ihn nur von einer wollüstigen Seite kennen gelernt – keiner wusste so genau über ihn Bescheid – und schon gar nicht, was in ihm etwas wie Liebe hervorrief.
 

War nun die Zeit gekommen, in der sich etwas änderte? Hatte Tooru ihn soweit gebracht, das er sich nicht mehr nur für willenlose Körper, sondern auch den Charakter des anderen interessierte? War der Drummer die Person geworden, die aus ihm einen gefühlsechten Mann machte? Es schien so – denn immer wieder huschten liebevolle Blicke zwischen ihnen hin und her, fast prekär, als sollte es keiner mitbekommen, was sich zwischen ihnen abspielte. Bis Tomoyuki sich schließlich höher reckte, um seine Lippen zu erreichen. Federleicht glitten sie gegeneinander, wobei sich anscheinend beide ganz ihren Gefühlen hingaben. Verschmust streifte Tomoyukis Wange dann die des Kleineren.
 

Er nahm ebenfalls auf dem Sofa Platz, setzte sich aber hinter den Drummer, der diese Lage irgendwie niedlich fand. Er zog die Beine an den Körper, um welche sich sogleich die langen Fände des Bassisten legten. Und dem Drummer war das anscheinend ganz recht, da er seine Hände auf Tomoyukis legte und die Finger mit den seinem über dem Handrücken verschränkte. Wie ein kleines Knäuel saßen sie da, wurden nun auch von den anderen beiden, oder zumindest von Hiroaki, der kurz den Blick vom Fernseher hob und ihn auf sie richtete, wahrgenommen. Seine Meinung dazu wollte er besser nicht äußern und wandte sich wieder ab – aus diesen beiden konnte man wohl nicht schlau werden, auch wenn Tomoyuki sich gerade von seiner besitz ergreifenden Seite zeigte. Wenn man die beiden so sah, hätte man fast glauben können, sie seien ein ganz gewöhnliches Pärchen. Dass sie das nicht waren, musste man wohl nicht erst erwähnen.
 

Von weitem beobachtete Hiroaki ihr Umgehen miteinander und konnte seinen Augen kaum glauben – war das denn der gleiche Tomoyuki, der reihenweiße Typen abschleppte, um sich auszutoben? Sonst war er so gefühlskalt – und jetzt kuschelte er öffentlich mit dem Drummer ihrer Band herum – das wollte nicht zusammen passen. Hiroaki zweifelte an seiner Sehkraft – vielleicht sollte er wirklich mal zum Augenarzt…
 

Der Bassist aber stupste mit der Nase gegen Toorus Ohr, knabberte sanft an dem Ohrläppchen herum. Genüsslich hatte er die Augen geschlossen, setzte nun einen Kuss dahinter. Tooru drehte jetzt den Kopf zu ihm, lächelte ihn verliebt an. Über die Schulter hinweg küssten sie sich und man konnte gut erkennen, dass sie nur einander im Kopf hatten.
 

„Wusstest du schon, dass ich verliebt bin?“, fragte Tomoyuki leise gegen die Lippen seines Partners, hatte vollkommen ausgeblendet, dass sie nicht allein waren. Doch er sprach auch so leise genug, um sicher sein zu können, dass nur Tooru das hörte.
 

„Wirklich? Wer ist denn der Glückliche?“, grinste Tooru ihm entgegen und küsste ihn erneut. „Er ist toll… Und total süß…“ Leise schnurrend folgte eine weitere Berührung ihrer Lippen. „Wenn er nicht gewesen wäre, würde mein Schwanz jetzt bestimmt in irgendeinem anderen Typen stecken. Und seit neuestem ist der schärfste Hintern dieser Welt mit mir zusammen.“ „Könnte man ja glatt neidisch werden“, kicherte Tooru und erschlich sich den nächsten liebevollen Kuss, kuschelte sich dabei an den größeren. Wie ehrenvoll! Ähnliche Worte hatte er bisher nur selten von dem Bassisten zu hören bekommen. Meistens moserte er ja lieber…
 

„Ich liebe dich, Tooru…“, wisperte Tomoyuki nun, schickte tausende kleine Adrenalinblitze durch den Körper des Jüngeren, der seinen Ohren wieder einmal kaum Glauben schenken konnte. Diese Worte aus Tomoyukis Mund waren schon etwas Besonderes – und dass sie einzig und allein ihm galten, machte ihn unendlich glücklich.
 

Wieder küsste Tooru ihn, brachte sein Herz gar nicht wieder zur Ruhe. Er glaubte ihm sein Geständnis – er fühlte, das Tomoyuki etwas empfand, was er lange nicht mehr gespürt hatte. Nur ein Rätsel stellte sich dem Drummer noch – wie war es erst so weit gekommen, das Tomoyuki keinen an sich ran ließ? Irgendetwas musste passiert sein – und der Drummer schwor sich, noch dahinter zu kommen. Es plagte ihn nicht darüber bescheid zu wissen – eigentlich wollte er alles über den Bassisten wissen, hatte auch zu diesem Zeitpunkt nur Augen für ihn – weshalb er wohl auch nicht bemerkte, das sie von Weitem beobachtet wurden.
 

Aus sicherer Entfernung warf Hiroaki ihnen immer wieder neugierige Blicke zu, konnte sich kaum erklären, wie Tooru das geschafft hatte. Irgendwie stahl er sich anscheinend immer weiter in das Herz des Bassisten, der immer noch dicht bei ihm war und ihn so bald wohl auch nicht loslassen wollte.
 

Das sich seine eigene Neugier allerdings immer wieder einem anderen hingab, versuchte er so gut es ging zu vermeiden – Yuusuke, der neben ihm saß und wie ein Besessener seinen Gameboy bearbeitete und um sich herum wohl kaum noch etwas wahr nahm. Genauso gut hätte Hiroaki sich vor ihm setzen und beobachten können, ohne das er ihn auch nur zur Kenntnis genommen hätte. Vielleicht lag dieser Fakt aber auch daran, das Yuusuke so wenig wie möglich mit ihm zutun haben wollte – nach eigener Auffassung! Seit dem sie getrennt waren lebten sie aneinander vorbei, teilten nur noch die Musik miteinander – alle Gefühle schienen gewichen zu sein – auch wenn Hiroaki das ganz anders sah. Losgekommen war er noch lange nicht – und er bezweifelte, dass das jemals passieren würde.
 

Wieder und wieder philosophierte er, wie das leben des kleineren Gitarristen jetzt ablief – ohne ihn. Wie er die Tage verbrachte, mit wem er sich traf und anfreundete – und gab es vielleicht schon einen neuen? Verübeln konnte man es ihm nicht – schließlich lebte er nicht nur für den groß gewachsenen Gitarristen – auch wenn dies nach dessen Meinung das schönste wäre, was Geschehen konnte. Aber er war weder närrisch noch verblendet – er wusste wie die Welt sich drehte und ihm nicht gerade in die Karten spielte – sonst wäre er wohl nie so dumm gewesen und hätte sich auf Tomoyuki eingelassen. Nur deswegen waren sie in die Brüche gegangen und er konnte von Glück sprechen, das die Band mit diesen Members immer noch präsent war.
 

Wer stand Yuusuke jetzt überhaupt zur Seite? Wer war da für ihn – für Probleme oder glückliche Momente – erlebte er das alles allein? War da überhaupt jemand, der sich mit ihm beschäftigte? Schließlich war Yuusuke noch nie ein Gruppenmensch gewesen – hatte sich stets nur ihm anvertraut. Und nun?
 

Schlagartig erinnerte Hiroaki sich an eine Szene, die ihm schon lange im Kopf herum ging: vor ein paar Tagen hatte er gesehen, wie Yuusuke sich für seinen Geschmack zu gut mit einem anderen Mann verstand – sogar umarmt hatten sie sich! Auch wenn das nichts bedeuten musste, bereitete es Hiroaki Kopfschmerzen.
 

Generell aber war Yuusuke kein Gruppenmensch – zumeist hielt er sich alleine auf und mied es, sich lange bei einer anderen Person aufzuhalten. Dass das immer noch so war, zweifelte er nicht an, doch es machte ihn fast wahnsinnig, dass er nicht genau über den kleinen Gitarristen Bescheid wusste.
 

Verdammt!
 

Er wollte ihn endlich zurück haben! Schon sehr oft war Hiroaki schmerzhaft klar geworden wie unendlich er ihn vermisste. Oft genug hatte er überlegt, ob er ihn anbetteln sollte, sich ihm unterwerfen sollte –bisher hatte er es nicht gewagt, ihn auch nur ansatzweiße darauf anzusprechen. Er wusste genau, wie sauer Yuusuke war – und wenn er erst einmal wütend war, dann klang das auch nicht so schnell wieder ab.
 

Wieder lugte Hiroaki unauffällig zu ihm. Gerade legte er sein Gerät beiseite und sich ausstreckte. Ein zufriedener Ausdruck spielte um seine Züge. Ob er Hiroaki wohl gar nicht mehr brauchte? Ihn nur noch als Bandmitglied ansah? Es war zermürbend und er drohte darunter zu vergehen – fürchtete den Tag, wenn sich herausstellte, das Yuusuke vielleicht einen neuen Partner hatte.
 

Doch der große Gitarrist musste auch feststellen, dass sich ihm gerade die Change seines Lebens bot! Wenn er es nicht jetzt versuchte, dann würde es wohl nie etwas werden.
 

„Yuu?“ Zaghaft rutschte er auf dem Sessel hin und her, wusste gar nicht wohin mit den langen Beinen, die er gerade noch an seine Brust gedrückt hatte. „Könnte ich dich vielleicht mal alleine sprechen?“, fragte er kleinlaut und fühlte sich wie das Opfer in der hinterletzten Ecke – nun gab es kein Entkommen mehr. Kurz musterte Yuusuke ihn nur, schien zu überlegen, was er davon halten sollte. Dann lächelte er etwas, zuckt mit den Schultern. Dann erhob er sich in einer anmutigen Bewegung, die Hiroaki auf die Knie zwingen wollte.
 

„Okay.“ Erleichtert ging Hiroaki mit ihm auf den großen Balkon – schenkte den beiden miteinander beschäftigten Bandmembers keine Beachtung. Draußen angekommen seufzte Yuusuke schwer.
 

„Die können ja keine zwei Sekunden ohne einander!“, murmelte er mürrisch. „Das hast du mitbekommen?“ „Es war ja nicht zu übersehen.“ Hiroakis Gesicht kennzeichnete kurz ein Lächeln, dann verschwand es wieder.
 

„Der sollte lieber die Finger von den anderen lassen“, meinte Yuusuke noch trocken und dachte insbesondere an Hiroaki. Ob zwischen den beiden noch etwas lief, wusste er nicht – und er wollte es sich auch nicht vorstellen. Im Stillen hoffte er aber, dass das vorbei war – eher zum Wohl des Gitarristen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, das Tomoyuki es mit dem Drummer ernst meinte. Noch nie hatte er etwas ähnlich erlebt, das ihm eine andere Person wichtig war – ob Tooru da wohl eine Ausnahme bildete? Sicherlich würde sich das noch zeigen.
 

Hiroaki hingegen schüttelte nun aber den Kopf. „Ich denke, es ist ihm ernst mit Tooru.“ „Ach…“ Ungläubig zog Yuusuke die Brauen nach oben, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Tomoyuki ernsthafte Gefühle empfinden konnte. Der größere stützte aber die Unterarme auf dem Geländer des Balkons auf
 

„Er behandelt ihn so… Du hast es doch gesehen.“ Kurz schaute er zu dem Kleineren, suchte nach Emotionen, die er aber nicht äußern wollte. Wie versteinert blickte er in die Ferne – schien sich nicht zu interessieren. Wissen konnte er nicht, wie es in Yuusuke gerade aussah, das er kämpfte, nicht wütend zu heulen – oder besser laut zu lachen. Eigentlich hätte er jede mögliche Reaktion zeigen können und hätte sie selbst als falsch angesehen.
 

„Ich hab ihn so noch nicht erlebt. Sonst nimmt er keine Rücksicht. Vielleicht sollten wir uns aus der Sache einfach heraushalten“, meinte Hiroaki noch und riss den anderen aus den Gedanken.
 

„Und was ist mit dir?“, fragte Yuusuke und unterdrückte den langsam aufsteigenden Neid, der sich in ihm aufbaute. Er hatte nie damit aufgehört, vernarrt in ihn zu sein – hatte ihm den Fehltritt eigentlich schon längst verziehen. Nur war Hiroaki bisher wohl abgeneigt gewesen, wieder mit ihm zusammen zu seinen – auch wenn er da gewaltig irrte. Aber woher sollte er es denn wissen?
 

„Was soll mit mir sein?“ „Willst du was von ihm?“ Der Größere schüttelte energisch den Kopf und starrte weiter vor sich hin. Es dämmerte schon und am Himmel bildeten sich erste, ganz schwache Lichtpunkte – doch diese nahm er kaum wahr. Eher blickte er in sich, suchte den Auslöser, welcher ihn dazu gebracht hatte, Yuusuke zu betrügen.
 

„Nein, das war alles rein körperlich.“ Erst jetzt sah er zu Yuusuke hinunter und lächelte. Plötzlich wurden die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit wach und ein Prickeln jagte über seinen Rücken. Mehr dem je wurde ihm gerade klar, dass er ihn immer noch liebte. Erneut stand sein Herz regelrecht in Flammen für den anderen und er begann sich schrecklich nach Yuusuke zu sehnen.
 

„Nachdem das passiert ist, ist mir klar geworden, das ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe – ich habe dir damit weh getan und das tut mir leid. Ich habe… dich die ganze Zeit geliebt“, versuchte er zu erklären – gab sich die größte Mühe nicht wie ein kleines Kind zu heulen. So schwach wollte er sich nicht präsentieren. Yuusuke konnte seinen Ohren hingegen kaum Glauben schenken – hatte er sich gerade verhört?
 

Er bemerkte, wie der Größere eine Hand auf die seine legte, die noch immer auf dem Geländer geruht hatte. Wieder stierte Hiroaki den Punkt am Horizont an.
 

„Ich weiß, dass es dafür viel zu spät ist, aber du solltest es wissen“, fügte Hiroaki noch hinzu und verzog verbittert das Gesicht – ihm wurde bewusst wie dumm er doch gewesen war. Yuusuke allerdings überlegte hin und her – irgendetwas lief gerade schief – oder genau richtig? Er hatte Hiroaki nicht aus dem Kopf bekommen, hatte sich unendlich viele Male an die gemeinsame Zeit zurück erinnert und ihm heimlich hinterher getrauert.
 

„Warum hast du das nicht eher gesagt?“, seufzte Yuusuke schließlich, zog seine Hand weder weg noch bewegte er sie. „Weil ich dich mit einem anderen gesehen habe. Du sahst so glücklich aus und… ich wollte dir nicht im Weg stehen.“ Er räusperte sich und spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Yuusuke aber wusste genau, um wen es sich bei der angesprochenen Person handelte – einer der Mitarbeiter, der bei den Bühnenarbeiten mithalf. Sie hatten sich gut miteinander verstanden – dass das allerdings Auslöser für Hiroakis Schüchternheit war, hatte er nicht gewusst. Und es war ja auch nichts dabei gewesen – der Andere stand ja noch nicht mal auf Männer! Irgendwie fand er es aber süß, dass der Leadgitarrist sich deswegen nicht getraut hatte.
 

„Hättest du doch nur was gesagt.“ Er drehte nun seine Hand und verschränkte die Finger mit denen des Größeren, sah ihn dabei aber nicht an. „Geändert hat es trotzdem nichts“, meinte Yuusuke und senkte den Blick noch weiter.
 

„Kannst du dich noch daran erinnern, als ich zu dir gesagt habe, ich hätte dir mein Herz geschenkt?“ Hiroaki schluckte trocken – das hatte er noch sehr gut in Erinnerung. Zu dem Zeitpunkt hatte er das noch als Reaktion auf überschwängliche Gefühle abgetan.
 

Er hatte den Eindruck, dass kleine Kieselsteine über seinen Rücken kratzten, ihn so zart verletzten, das es umso quälerischer wurde. Ihn überkam eine seltsame Angst – auch wenn er es sich nicht erklären konnte.
 

„… Geschenke bekommt man nicht zurück“, ergänzte Yuusuke sich und erinnerte sich an die schrecklichen Empfindungen zurück, als er erfahren musste, das Hiroaki ihn betrogen hatte.
 

„Ich liebe dich – das war die ganze Zeit schon so. Das mit Tomoyuki…“, er überlegte einen Moment, fasste sich dann aber doch ein Herz. Es kostete ihn viel Überwindung, diese Worte auszusprechen. „Ich war verletzt, weil du nicht ehrlich zu mir warst. Ich wollte, das du mit mir glücklich bist, und nicht mit ihm.“ Schon nur bei dem Gedanken daran, dass der Mann, den er liebte, es mit einem anderen tat, machte ihn fast wahnsinnig. Und das es sich dabei auch noch um einen gefühlskalten Menschen handelte, der ihn nur benutzt hatte, würde ihm übel.
 

Auch wenn er nicht sicher war, ob es an den Erinnerungen oder der Kälte war, begann er zu frösteln und versuchte das Zittern seines Körpers zu unterdrücken. Wahrscheinlich lag es an den Temperaturen – er hatte ja noch nicht einmal einen Pullover an, sondern nur ein viel zu dünnes T-Shirt. Er trennte ihre Hände und rieb sich über die Oberarme, überlegte, ob er nicht besser rein gehen sollte. Sich zu erkälten wäre weder für ihn noch für die Band wirklich vorteilhaft.
 

Doch Hiroaki kam ihm zu vor – er war dieser Person gegenüber einfach zu aufmerksam, als das ihm seine Reaktionen entgehen konnten. Also zog er ihn zu sich und packte ihn mit in seine Jacke. „Du frierst ja“, stellte er liebevoll fest und drückten den schlanken Körper an sich. Zärtlich schoben sich seine Hände um den Rücken, tasteten über das T-Shirt hinweg seinen Körper nach. Wie sehr er sich danach gesehnt hatte, konnte er nicht im Geringsten in Worte fassen.
 

„Ich will dich wieder haben“, hauchte Hiroaki und wickelte die langen Arme fest um den Kleineren. Er konnte förmlich hören, wie aufgebracht dessen Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte – sich förmlich auf ihn übertrug. „So was passiert mir nie wieder.“ „Wirklich?“, platzte es aus Yuusuke heraus. Wie selbstverständlich nickte der größere Gitarrist – damit war er sich ganz sicher. Einen Moment lang musterte Yuusuke ihn nur, fragte sich, ob er es wohl wagen sollte. Er musste feststellen, das es wohl keinen anderen Ausweg gab – denn er würde es nicht über das Herz bringen, ihn von sich zu stoßen – nicht nach diesen Worten!
 

„Dann darfst du mich aber jetzt nicht wieder loslassen.“ Mit leicht glitzernden Augen blickte er zu Hiroaki auf, sah auf einmal ungewohnt verletzlich aus. Unbemerkt fand er mit den Händen in die Taschen auf dem Po des Größeren.
 

„Du… nimmst mich also wieder zurück?“ Yuusuke nickte, konnte das Lächeln nicht bremsen, welches nun um seine Lippen spielte. „Ehrlich?“ Er schmunzelte und drückte Hiroaki einen sanften Kuss auf. Normalerweise war er nicht so leicht einzuschüchtern – beide nicht – wenn es um Gefühle ging sah das aber schon bedeutend anders aus. „Du bist ein ganz schöner Trottel, weißt du das?“, feixte er frech. „Trottel…?“ Doch bevor er weiter protestieren konnte, legten sich Yuusukes Lippen wieder auf die seinen. Wie auch immer er ihn bezeichnen wollte – das war es ihm wert. Nun endlich konnte er die die Nähe des Geliebten wieder genießen, drückte ihn noch zusätzlich fest an sich.
 

Der Kleinere hingegen konnte es kaum fassen – niemals hätte er gedacht, Hiroaki wieder so nahe zu kommen – geschweige dem, dass ihre Beziehung vielleicht noch eine Chance hatte. Innerlich betete er, dass Ähnliches nie wieder passieren würde, denn auf eine weitere Trennung konnte er sehr gut verzichten.
 

~~~~~***~~~~~
 

„Du Tomo?“, fragte eine leise Stimme in den fast gänzlich leeren Raum. Außer ihnen beiden war niemand mehr zu sehen, denn Hiroaki und Yuusuke hatten sich auf den Balkon verzogen.
 

Ein kaum hörbares Summen brachte ihn dazu weiter zu sprechen. Schon seit einigen Tagen beschäftigte ihn dieses Thema, auch wenn er es sich noch nicht zugetraut hatte, den Bassisten darauf anzusprechen. Aber jetzt wollte er seinen Mut zusammen nehmen, auch wenn er keine Ahnung hatte wie Tomoyuki reagieren würde.
 

„Wieso… Wieso hast du eigentlich so lange keine feste Beziehung gehabt?“ Tomoyuki erwachte aus seiner Trance und blickte den Drummer an, überlegte und schien abgeneigt zu sein, ihm davon zu erzählen.
 

„Ich meine… das muss doch einen Grund gehabt haben. Mit mir wolltest du es ja auch erst nicht“, hackte Tooru weiter nach, denn er war einfach zu neugierig, als das er jetzt ablassen konnte. „Das spielt keine Rolle. Hauptsache es ist jetzt anders, nicht wahr?“ Tomoyuki wollte nicht erzählen – auch wenn er es sich nicht erklären konnte, doch seine Vergangenheit sollte außer ihm selbst niemandem gehören.
 

Zustimmend musste Tooru nicken – auch wenn es förmlich in ihm brannte dahinter zu kommen. „Gar nichts? Willst du mir nichts verraten?“ „Nein“, sagte er wortkarg – zu gern hätte er vom Thema abgelenkt, nur wollte ihm nichts Passendes einfallen.
 

„Komm schon – ich möchte wissen woran das lag“, bettelte Tooru und drehte sich herum, um ihn genau ansehen zu können. Tomoyuki löste sich und setzt sich neben ihn. Dunkelbraune Augen funkelten ihn an und es war unmöglich festzustellen, ob der Ältere ihn in Gedanken umbrachte oder nachdachte, was er sagen sollte.
 

„Ich will es nicht erzählen, okay? So toll ist das nicht. Es brauch dich gar nicht zu interessieren“, brummte er schließlich und jetzt konnte Tooru sehr gut erkennen, das er langsam wütend wurde. „Ich dachte ja nur… Ich bin eben neugierig“, erklärte er kleinlaut und kam sich wie ein Verbrecher vor.
 

„Zwecklos. Die Vergangenheit kann man nicht ändern – und ich habe nicht vor das wieder aufleben zu lassen.“ Tomoyuki erhob sich, wollte den Jüngeren allein zurück lassen. „Ist es denn so schlimm?“ „Ja!“, schnauzte Tomoyuki ihn an und war schon fast die Tür hinaus, doch dann hielt der junge Drummer ihn zurück. Sein Blick wandte sich an die kleinere Person, die ihn bittend ansah und seine Hand hielt.
 

„Bitte Tomo…“ Nur hatte der gerade gewaltig die Nase voll. „Vergiss es!“ Mit diesen Worten riss er sich los, verschwand aus dem Raum und damit auch aus Toorus direktem Umfeld für diesen Tag. Er hatte wohl zu viel gewagt – auch wenn er gleichsam heftige Reaktionen nicht erwartet hatte.
 

Betrübt senkte er den Blick – wieso wurde Tomoyuki denn nur so sauer? Zu keinem Zeitpunkt hatte Tooru etwas Böses gewollt, sondern sich einfach nur für ihn und sein Leben interessiert – doch das war anscheinend schon zu viel…
 


 

tbc.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  UmbrellaXD
2007-08-27T17:32:31+00:00 27.08.2007 19:32
*O* *sabber* XDDD
Die FF ist toll ^^~ (auch kapitel 8 XD")
Hoffe du schreibst dran weiter... und vlt schreibst du ja auch mal mehr zu Hiroaki und yuusuke *~~*
Das wär toll ~^..^"~
Von:  one_oddly_enough
2007-08-26T18:18:41+00:00 26.08.2007 20:18
ich hab grad den gesammten FF am stück gelesen xD
und ich muss sagen genial *_____*
kann es sein dass der teilweise von der sexual beast saga inspiriert is ? XD

alos auf jeden fall schnell weiter schreiben ich will wissen wies weiter geht und vor allem was aus dem armen wataru wird der is ja jetzt ganz alleine T_T
Von:  Rukis-Kuschelkissen
2007-08-26T11:33:39+00:00 26.08.2007 13:33
*Sperdollfreu*
neues Kappi!!!
Endlich sind hiroaki und yuusuke wieder zusammen!!!!
*freudenträne wegwisch*
Von: abgemeldet
2007-08-16T19:42:34+00:00 16.08.2007 21:42
so~
schreib ich auch mal einen kommi!
ich fands supi~
voll niedlich mit hiroaki und yuusuke *schwärm*
und spannend mit tomo und tooru *_________________*
freu mich wies weiter geht!
*knuddel*
Von:  Hine-Himeko
2007-08-16T16:48:31+00:00 16.08.2007 18:48
Für deine FF gibt's nur ein Wort: Wow!

Der KOnflikt Toorus hast du super hinbekommen
Von:  Yalil
2007-08-14T15:09:05+00:00 14.08.2007 17:09
Ich bin froh das Yuusuke und Hiroaki sich endlich ausgesprochen haben!!!!
*freu*
Das mit Tomoyukis Vergangenheit ist mehr als nur spannend...
Schreib bitte gaaaaaaaaanz schnell weiter....
Von: abgemeldet
2007-08-13T15:49:33+00:00 13.08.2007 17:49
*____*~
Das mit Yuu und Aki war ja so waii >//o//<
nyah~...ö_ö etwas zu einfach, aber okay. XDD
^_______^
mal wieder sehr spannend gewesen!
will wissen was es mit tomos Vergangenheit auf sich hat >~<
freu mich aufs nächste kapi *-*~
Von: abgemeldet
2007-08-12T23:01:49+00:00 13.08.2007 01:01
Spannend**
und Tomo taut auf *gg*
Seine vergangenheit ...hmmm sehr intressant x3
Ich mag deine ffs echt gerne ^^


Von: abgemeldet
2007-08-12T14:33:40+00:00 12.08.2007 16:33
^__^
hab ich dir eig. scho mal gesagt, dass ich dich liebe? oO
nein? ^__^
dann hol ich das hiermit nach xD
der stil is wirklich super;
un dass tomo nich mit einemal zum kuschelbärchn wird
is auch gut ^.~v
kaaaay; vielleicht hast du n kleines bissl übertrieben in der szene mit aki un suga o.o'
das war n kleines bisschen.. zu einfach
jedenfalls hoff ich des du weiterschreibst
un noch weiter so guten stoff lieferst ^~^

^o^/
Von: abgemeldet
2007-08-12T13:46:05+00:00 12.08.2007 15:46
*freu*
endlich nen neues pitel
^____^
ich finds schön das sich yuusuke und hiroaki ausgesprochen haben und sich noch ne chance geben =3
*seufgz*
da scheint bei tomo ja wirklich so einiges schief gegangen zu sein das er so derbe reagiert v.v
ich hoffe das wird wieder :3
bis zum nächsten chap


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