Verstrickt
Five Minutes - One Shot
Teil 2: Verstrickt
Autor: Shiva aka Seraluna
Email: shiva.moon@web.de
Fanfiction: Weiß Kreuz
Pairing in diesem Teil: Yohji x Nagi
Genre in diesem Teil: Kein besonderes
Rating in diesem Teil: PG
Warnungen für diesen Teil: Keine.
Disclaimer: Nichts gehört mir, auch nicht das Geld, das ich hierfür nicht kriege.
Inhalt: Nagi trifft während einer Mission auf Balinese und fühlt sich von ihm gefesselt - wörtlich gesehen.
Kommentar: Die Fanfiction-Reihe, zu der diese FF gehört, beinhaltet kurze,
voneinander völlig unabhängige Oneshots, die ungefähr innerhalb von 5 Minuten
gelesen werden können. Innerhalb dieser Kurz-FFs wird jeweils ein Pairing zustande
kommen.
Ziel ist es, am Ende einmal jeden mit jedem gepairt zu haben.
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Naoe Nagis jugendliches Gesicht wurde von kaltem, flackerndem Licht beleuchtet.
Wie von selbst wurden die Buchstaben der Tastatur versenkt. Eine von Nagis
Händen schwebte über ihr, die andere ruhte auf dem grauen Gehäuse des
Rechners.
Es war für ihn ein leichtes, sich in den Rechner dieser Organisation zu hacken. Er
spürte es förmlich, wie sich die Stromkreise nach seinem Willen schlossen, wie sich
die Bits und Bytes seiner Macht beugten.
Er kam seinem Ziel, den Code zu knacken, immer näher. Es fehlte nur noch ein
winzig kleines Stück...
Jäh wurde er unterbrochen. Er hörte ein leises Knacken hinter sich, sprang auf und
wandte sich um. Doch da war es schon zu spät.
Keine Zeit mehr zu reagieren.
Keine Zeit, die dünnen, fast unsichtbaren Drähte abzuwehren, die auf ihn zusurrten,
sich um seinen Hals schlangen und seine Handgelenke fesselten.
„Balinese!" fauchte er überrascht. „Du hast wirklich Mut, Weiß", fuhr er mit einem
hasserfüllten Knurren fort.
Doch der blondgelockte Assassine der Gegengruppe ließ sich davon nicht
einschüchtern, sah ihn weiterhin unverwandt über den Rand seiner Sonnenbrille an,
die trotz der Dunkelheit auf der Nase trug. Wie als Antwort verstärkte er seinen Griff
um das Ende der Drähte, die er in der behandschuhten Hand hielt.
„Fahr zur Hölle!" kreischte Nagi und schleuderte den Killer von Weiß mittels
Telekinese gegen die nächste Wand.
Doch der hielt trotz allem die Drähte fest, und so hatte Nagi nur bewirkt, dass er sich
selbst noch enger einschnürte. Die Drähte sirrten wie Klaviersaiten und genauso
scharf schnitten sie in die empfindliche Haut des Jungen. Schmerz durchfuhr ihn und
seine Atemluft wurde knapper.
Der feindliche Assassine lockerte den Draht um seinen Hals und meinte: „Umbringen
wollte ich dich nicht."
„Nutz die Gelegenheit. Du bekommst sie nie wieder."
„Ich töte keine Kinder, wenn es nicht sein muss."
Wut kochte in Nagi auf. „Ich bin kein Kind mehr! Ich bin 16!" Ok, letzten Monat erst
geworden, aber das musste der Typ ja nicht wissen.
„Minderjährig, also ein Kind", gab der Killer von Weiß ungerührt zurück und zog Nagi
zu sich heran, der dem Zugzwang folgen musste. Genauso hilflos musste er
zulassen, von seinem Feind an die Heizung gefesselt zu werden.
Der Telekinet war wütend. Balinese hatte ihn eingesponnen wie ein Weberknecht. Er
konnte sich nicht bewegen und brauchte seine ganze Konzentration, um so zu
atmen, dass der ihn die Drähte nicht erdrosselten. Ans Einsetzen seiner Fähigkeiten
war nicht zu denken.
Der andere hatte sich dem Computer zugewandt, und stieß einen anerkennenden
Pfiff aus, als er sah, dass Nagi schon alle Ziffern des Passwortes geknackt hatte, bis
auf eine.
„Respekt, mein Junge. Selbst unser Jüngster hätte für ein Passwort dieser Länge
mehrere Stunden gebraucht."
Da die meiste Arbeit schon getan war, brauchte er nur noch die letzte Ziffer
herausfinden.
„Ich bin nicht allein hier", drohte Nagi.
„Ja, ich weiß", entgegnete der blonde Mann ohne ihn anzusehen. „Aya und Ken
beschäftigen sich gerade mit Farfarello."
Dieser Yohji wusste schon sehr genau, dass Schwarz ihre richtigen Namen bekannt
waren, also machte er sich nicht die Mühe, seine Mitglieder beim Codenamen zu
nennen. Diese Überheblichkeit kotzte Nagi an und er versuchte sein rechtes
Handgelenk zu befreien, was zu Folge hatte, dass er sich nur noch weiter verstrickte.
Yohji schob eine Diskette in das Laufwerk des Rechners, durch mit einige Kabel mit
einem kleinen schwarzen Kasten verbunden war. Ein automatischer Codeknacker,
wie Nagi erkannte.
„Ich schreie!" versuchte Nagi es erneut. Der größere Mann seufzte. Er startete mit
einem Knopfdruck auf dem schwarzen Kasten noch eben den Decodierungsprozess
und dann zu Nagi hinüber.
„Das würde ich an deiner Stelle lassen", erklang die tiefe Stimme des weißen
Jägers. Ein flaues Gefühl beschlich den Teenager.
Hatte er den Mund jetzt zu voll genommen?
‚Ich töte keine Kinder, wenn es nicht sein muss'
War nun der Punkt erreicht, an dem es sein musste? Durch sein Fehlen wäre
Schwarz womöglich so geschwächt, dass Weiß eine reelle Chance gegen sie hatten.
Dieser Balinese war gefährlich, ein zweischneidiges Schwert. Er, Nagi, hatte schon
gesehen, wie er sich von seinen Gefühlen überwältigen ließ, doch seine andere
Seite, die er ihm jetzt zeigte, war eiskalt und gefährlich.
Nein, er wollte nicht sterben und so holte er tief Luft und schrie: „Hilf...mmh"
Sein Mund wurde verschlossen, von etwas Weichem, Warmem. Yohji hatte ihm
seine Lippen aufgezwungen und drang nun mit seiner Zunge in Nagis Mund ein. Die
feuchte Hitze setzte Hormone frei, die Nagi schwindelig werden ließen.
Daran, dass er zubeißen könnte, um den Eindringling zu vertreiben, dachte er gar
nicht, zu aufregend war dieses Gefühl. Nach kurzer Zeit versiegten auch seine
erstickten Protestrufe und er erwiderte den Kuss.
Nach einer, so schien es Nagi, halben Ewigkeit der Leidenschaft ließ Yohji von ihm
ab. Nagi konnte nichts sagen, er war noch zu benommen von diesem Überfall. Und -
Oh Gott - es hatte ihm gefallen.
Yohji betrachtete das gerötete Gesicht des Jungen, dessen Augen glasig waren.
„Wenigstens bist du jetzt still", meinte der blonde Mann in einer undefinierbaren
Tonart.
„N.. Nur deswegen?" brachte Nagi mühsam hervor. War das wirklich alles?
Enttäuschung überkam ihn.
Yohji senkte den Kopf. Ja, er wusste um Nagis Unerfahrenheit, hatte er es doch einst
selbst zufällig beobachtet. Der erste Kuss eines unschuldigen Kindes, das sicher
genauso viel Scheiße miterlebt hatte, wie jeder von Weiß.
Damals hatte er die Unsicherheit und Unbeholfenheit von Nagis erstem Kuss
miterlebt. Und heute hatte er diese Unerfahrenheit ausgenutzt, nachdem er schon
gegen Schreiend in den Kampf gezogen war, in dem Tot ihr Leben lassen musste.
Diese Gemeinheit, die er besaß, machte ihn krank.
„Es tut mir Leid", sagte er leise.
Ein Piepsen zeigte Yohji an, dass der Codeknacker mit seiner Arbeit fertig war. Der
Mörder von Weiß ging wieder zum Computer und nahm die Diskette heraus. Dafür
legte er eine CD ein und begann, die Daten des PCs darauf zu sichern.
„Wie... wie machst du das?" riss ihn Nagis zögerliche Stimme aus seinen Gedanken
„Was?"
Kaum vorstellbar, aber der Gefesselte wurde noch röter und senkte beschämt den
Blick. „Mit... deiner Zunge...", brachte er schließlich leise hervor.
Yohji glaubte nicht, was er da hörte. Sein Todfeind wollte ihn nach dieser Aktion nicht
zerfleischen? Diese unschuldige Art nachzufragen bohrte sich wie ein spitzer Pfahl in
Yohjis Gefühlswelt.
„Hör zu", sagte er langsam, „was ich gerade getan habe, war falsch. Vergiss es am
besten wieder und tu es fortan nur mit jemandem, den du auch liebst."
„Wirst du es auch vergessen?" fragte Nagi und zwang sich, die Verzweiflung, die er
im Innern fühlte, nicht nach außen zu tragen.
Ein weiteres Piepsen aus dem Rechner verkündete, dass die CD mit allen Daten
fertiggestellt war.
„Ich muss jetzt gehen", sagte Yohji und sah Nagi noch einmal an.
War das Traurigkeit in seinem Blick? Bedauern? Nagi konnte in der Dunkelheit nicht
erkennen, was Yohjis Gesicht verriet.
Der weiße Assassine öffnete das Fenster, kletterte auf das Sims und wollte sich
gerade abseilen.
„Vergiss mich ja nicht!" rief Nagi wütend.
Nein, Nagi wollte ihn nicht einfach so gehen lassen. Alles ihn ihm schrie nach dem
feindlichen Mann. Er war der Spinne ins Netz gegangen und nun würde er nicht
wieder freikommen.
Yohjis Mund lächelte, doch seine Augen taten es nicht. Ein Schleier aus Traurigkeit
lag auf ihnen. Das war das letzte, was Nagi sah, bevor sich der andere endgültig aus
dem Fenster schwang und so aus seinem Sichtfeld verschwand.
„Vergiss mich bitte nicht", sagte Nagi und bemerkte gar nicht, dass ihm Tränen über
die Wangen liefen und dass er angefangen hatte zu schluchzen.
Zwei Stockwerke tiefer lehnte Yohji an der Häuserfassade und atmete den Rauch
seiner soeben entzündeten Zigarette tief ein.
„Nein", sagte er, wissend, dass er sich nicht selbst belügen konnte. „Wie sollte ich
dich je vergessen..."