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Wahre Liebe - falsches Spiel

von

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Wiedersehen

Wahre Liebe - falsches Spiel
 

Hach, irgendwie sind Taitos doch immer noch am Besten, wenn man dahinschmelzen möchte. Nur krieg ich das leider nicht so ganz hin *grummel* Aber wer weiss, vielleicht macht sich meine Story ja noch selbstständig und entwickelt sich richtig gut... *hoff*

Aber da dies sehr unwahrscheinlich ist bitte ich dich, ja, genau DICH, mir doch einen Kommi zu hinterlassen. Ist die Story noch zu retten, oder sollte sie beim nächsten Lagerfeuer für mehr Wärme sorgen?
 

Lehn dich nun entspannt zurück und lass dich in die Welt zweier Schnuffis entführen. Ganz nebenbei verdiene ich übrigens kein Geld mit diesem Geschreibsel und die Hauptcharas gehören auch nicht mir...
 

"Geht's auch endlich mal los?" - gesprochen

//Immer diese Nörgler *seufz*// - gedacht
 


 

Prolog
 

"Was soll das, Matt? Du führst dich auf wie eine eifersüchtige Ehefrau! Lass mich einfach in Ruhe, ok?!"

Noch lange nachdem das Geräusch der zuknallenden Tür verebbt war hallte dieser Satz im Kopf des Blondschopfs wieder. Starr und unbewegt saß er in der selben Pose auf dem Boden, in die ihn Tais wütender Schubs befördert hatte.

Laut tickend verstrichen die Sekunden und übertönten das Geräusch herabtropfender Tränen. Dann begann es draußen zu regnen.
 

"Ja, hallo?"

"Hallo, TK, hier ist Tai. Äh... ist Matt da? Ich hab ihn unter seiner Nummer nämlich nicht erreichen können und..."

"Matt ist nicht da. Hast du das etwa schon vergessen?"

"Äh, was...?"

"Na, dass er jetzt in Amerika ist."

"WAS?! Seit wann? Wieso? Was..."

"Er ist gestern geflogen. Mensch, Tai, dein Gedächtnis ist echt nicht das Beste. Ich hab mich auch schon gewundert, weil du als Einziger am Flughafen gefehlt hast...."

Während der Jüngere munter drauflos quasselte wurde der Braunhaarige am anderen Ende der Leitung immer stiller.

"...hat voll angefangen loszuheulen, das hättest du sehen müssen. Äh... warum warst du denn jetzt eigentlich nicht da? Hattest du ein Spiel?"

"Äh... ja..."

Die Lüge kam ganz leicht über Tais Lippen, wie ein angetauter Eiswürfel rutschte sie über seine Zunge und hinterließ das selbe eisige Gefühl wie das kleine Stück gefrorenen Wassers. Obwohl seine Gedankenwelt das reinste Chaos war dachte ein Teil von ihm immernoch messerscharf und versuchte weitere Informationen zu gewinnen.

"Sag mal, TK, das ging jetzt alles ganz schön schnell, oder?"

"Ja, das stimmt. Matt und die Band haben das Angebot ja erst letzte Woche bekommen. Die anderen waren sofort Feuer und Flamme dafür, aber Matt hat seltsamerweise gezögert. Er wollte sich das Ganze erst nochmal überlegen. Dabei war das doch eigentlich genau das, worauf er die ganze Zeit gewartet hat! Und neulich hat er dann ganz plötzlich verkündet, dass er das Angebot annehmen werde und darauf gedrängt, dass sie so früh wie möglich abfliegen können. Echt strange mein Bruderherz..."

Der Blonde schien schon wieder zu einer längeren Plauderei auszuholen, deshalb fiel ihm Tai fast schon ins Wort.

"Ok, Danke. Weisst du zufällig noch, wann Matt zugesagt hat?"

"Ja klar, dass war direkt nach diesem heftigem Regenguss, erinnerst du dich noch?"

"Äh, ja, kann sein..."

Und ob er sich daran erinnerte. Wie könnte er auch nicht? Schließlich hatte der Regen erst eingesetzt nachdem er aus Matts Zimmer gestürmt war, um sich mit diesem schwarzhaarigen Mädchen aus seiner Klasse zu treffen. Nur, dass diese ihn verarscht hatte und er umsonst im strömenden Regen gestanden war - um dann am nächsten Morgen in der Schule zur Zielscheibe allgemeinen Spotts zu werden.

"Gut, also... ich muss jetzt Schluss machen. Essen ist fertig. Bis dann, Tai. Ciao!"

"Ciao, TK..."

Schwer fiel der Hörer aus Tais schlaffer Hand auf die Gabel zurück, rutschte ab und hing schief. Protestierendes Tuten erfüllte den kleinen Raum, aber das enervierende Geräusch drang nicht bis zu Tai durch. Dessen Gedanken versuchten gerade Ordnung in sein Gefühlschaos zu bringen und einen Berg von Schuldgefühlen zu verarbeiten.

Sein bester Freund war für wer weiss wie lange in die USA geflogen ohne ihm Bescheid zu geben - Bescheid geben zu können. Was war er doch für ein riesengroßer Idiot!
 

Kapitel 1 - First Contact
 

Gähnend reckte sich der junge Mann in seinem halbwegs bequemem Sitz und versuchte vollständig wach zu werden.

//Seltsam, dass ich ausgerechnet jetzt von dieser Sache träume. Das ist doch schon bald acht jahre her...//

Sein verschlafener Blick fiel durch das kleine Fenster neben ihm auf die Wolkenlandschaft, die das Flugzeug seit kurz nach ihrem Start begleitet hatte. Anhaltspunkte für ihren momentanen Aufenthaltsort boten sich dort wenige.

Seufzend wandte er sich vom Fenster ab und dem Bordinneren zu. Die schmachtenden Blicke und das Getuschel nahezu aller weiblichen Bordgäste gekonnt ignorierend, tippte er seinem Nebensitzer ungeduldig an die Schulter.

"Was 'is?"

"Lässt' mich mal kurz raus? Muss mir ein wenig die Beine vertreten..."

"Klar, Mann, aber sehr weit wirste hier ohne Fallschirm nich' kommen."

Der Rothaarige lachte.

"Idiot."

Grinsend schob sich Matt an seinem Freund und Drummer vorbei. Irgendwie konnte man dem frechen Halbiren nicht böse sein. Auch wenn es ganz schön nervte, dass man in fast jeder Unterhaltung mit ihm dessen Sprechweise übernahm. Aber bei acht Jahren auf engstem Raum war das auch kein Wunder.

//Acht Jahre... ob es daran liegt, dass wir bald wieder in Japan sind?//

Total in Gedanken bemerkte der Blonde das schwarzhaarige Mädchen erst, als es schon zu spät war.

"Wha, sorry, tut mir Leid."

Entschuldigend streckte er der Gestürzten die Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.

"Schon ok, nichts passiert."

Die Kleine lächelte etwas schüchtern und Matt bemerkte ihre wunderschönen, schokoladenbraunen Augen. Er lächelte.

"Dann ist ja gut."

Schnell ging er weiter, bis er auf der engen Bordtoilette angekommen war. Dort klatschte er sich zuallererst eine Portion kaltes Wasser ins Gesicht. Grimassenziehend betrachtete er danach sein triefendes Spiegelbild.

//Die Jungs hatten Recht. Acht Jahre ohne Freundin sind nicht normal...//
 

"Verpiss dich! Hau ab! Ich will dich nicht mehr hier sehn" Verschwinde!"

Gewandt wich der Profisportler der heranfliegenden Kaffeetasse aus. Ein Werbegeschenk. Gut, dass endlich jemand seiner erbärmlichen Existenz ein Ende bereitet hatte.

"Wie jetzt? DU betrügst mich mit einem anderen Kerl, aber ich soll verschwinden? Aus MEINER Wohnung?"

Eigentlich hatte er ja vorgehabt ganz ruhig und sachlich zu bleiben, aber Tiss hatte es mal wieder geschafft ihn so dermaßen zu überraschen, dass er schlicht fassungslos war.

"JA!"

//Bei der durchdringenden Stimme würde es mich nicht wundern, wenn innerhalb von Minuten die halbe Pressegemeinschaft der Stadt vor meiner Tür auftauchen stehen sollte...//

"Das ist unlogisch."

//Hey, guter Satz, kein bißchen emotional.//

"Ach, F*** mich doch!"

"Danke, aber dieses Angebot scheint schon jemand anderes in Anspruch zu nehmen."

<KNALL>

Ok... er war ruhig geblieben, hatte Emotionalität vermieden... und jetzt würde er seinen verdammten Psychater verklagen - sobald er wieder in seine Wohnung käme, um dessen Nummer in seinem Adressbuch nachschlagen zu können.

Seufzend rutschte Tai an der Hausmauer entlang nach unten bis er auf der Straße zum Sitzen kam. Einen Arm locker auf dem angewinkelten Knie abgelegt, den Hinterkopf an die raue Wand hinter sich gelehnt, schaute er auf zu den Sternen.

Die Wievielte in den letzten paar Jahren war Tiss gewesen? Der Fußballer wusste es nicht. Es waren einfach zu viele, in zu kurzer Zeit gewesen. Zu viele, von denen gedacht hatte, dass sie "es seien" - und die sich im Nachhinein als Katastrophe herausgestellt hatten. Er hätte eben doch bei den ONS bleiben sollen...

'Wenn du mit den Mädels nicht klarkommst, geh doch ins Kloster und werd' Mönch,' meinte Matt neben ihm.

//Naja, mein Trainer würde darüber bestimmt nicht sehr erfreut sein. Also lass dir besser was anderes einfallen, Kleiner.//

Tai schloss die Augen. Diese Zwiegespräche mit einem imaginären, 12-jährigen Matt waren doch auch nicht normal. Überhaupt, in acht Jahren konnte sich viel verändern. Acht Jahre...

Die ersten schweren Regentropfen fielen ihm ins Gesicht und zwangen ihn dazu die Augen wieder zu öffnen.

//Regen - wie passend.//

Über den Wolken blinkte unbeachtet das einsame Licht eines Passagierflugzeugs.
 

"Sorry, Kumpel. Ich würde gern noch länger hier bleiben, mich weiter hemmungslos besaufen und über die Tyranninen dieser Welt lästern, aber wenn ich jetzt nicht losgeh, verpass ich die letzte Bahn und dann sähe es ziemlich Essig für mich aus."

"Ja, klar, geh nur."

"Ich lass dich wirklich höchst ungern allein..."

"Jetzt hau schon ab."

Eine kameradschaftliche Hand fiel aufmunternd auf seine Schulter.

"Ok, dann also bis morgen, ja?"

"Joah."

Einen Moment starrte der Braunhaarige noch die Tür an, durch die sein bester Kumpel gerade verschwunden war, dann öffnete diese sich erneut und ein Pärchen betrat die Bar.

Mit einem Ruck leerte Tai sein Glas und stand auf. Allein an der Theke sitzen und sich betrinken, das taten nur totale Versager. Und so weit war er dann doch noch nicht gesunken. Er würde sich jetzt erstmal ein nettes Hotelzimmer für die Nacht suchen und morgen... morgen war morgen und im Moment relativ unwichtig.

Etwas torkelnd - aber NICHT betrunken ;) - ging er kurz darauf durch die nächtlichen Straßen. Faszinierend wie viele Leute so spät noch unterwegs waren. Mussten die morgen nicht arbeiten?
 

"Ok, das wars für heute. Ihr wart klasse, Jungs."

"Endlich."

Seufzend ließen sich die Bandmitglieder in wunderbar weiche Sessel fallen. Schon zu lange hatten diese leer und verlockend neben ihnen gestanden und die vier Jungs mit ihrer süßen Verführung gequält.

"Man, wie ich diese Fotoshootings hasse. Wir sind Musiker, verdammt, und keine blöden Modepüppchen!"

Ganz klar Ian. Der rothaarige Halbire hatte nur langsam und durch viel gutes Zureden davon überzeugt werden können, dass solche "Weiberaktionen" wichtig waren für ihre weitere musikalische Karriere - und er hatte partout nicht einsehen wollen, warum er das Ganze auch noch gut finden sollte. Die restlichen Bandmitglieder hatten deswegen schon oft gequält aufgestöhnt, aber diesmal stimmte ihm der blonde Sänger aus tiefstem Herzen zu. DIESES Fotoshooting war einfach der reinste Horror gewesen. Dabei hatte es ganz harmlos angefangen: Ihr Visagist war plötzlich krank geworden und es war ihnen kurzerhand eine Vertretung geschickt worden. Das Mädchen war ultra-nervös gewesen, weil es noch nie so berühmte Leute betreut hatte. Aber sie machte ihre Sache gut, der Fotograf war vollauf begeistert - der Sänger entgeistert. Warum? Nun, das Mädchen hatte in dem Bemühen seine natürliche Schönheit hervorzuheben eine Frau aus ihm gemacht. Eine Frau! Matt hatte sich sofort einen Wattepad geschnappt und wollte schon damit auf sein Gesicht losgehen, als er von seinen verräterischen Ex-Freunden davon abgehalten worden war. Sein Ex-Manager hatte ihm dann eine kurze Standpauke gehalten und gleich anschließend begann das Horrorshooting und der Blondschopf hatte gefälligst wie eine verführerische Frau auszusehen.

Matt hätte lieber wie eine mordlüsterne Vampirin ausgesehen, aber er stand es bittersüß lächelnd bis zum Schluss durch. Was machte man nicht alles für seine Band. Und zugegebenermaßen hatte es ihm auch ein bißchen Spaß gemacht. Aber nur ein ganz kleines bißchen. Die Schmach war deswegen noch lange nicht vergessen!

Und nun wollte er nur noch in sein kleines, aber feines, und vor allem ganz allein ihm gehörendes Apartment.Die anderen Jungs hatten sich sofort begeistert in dem für sie ausgesuchten Luxushotel eingenistet, aber er hatte schon im Vorraus klar gemacht, dass er nicht schon wieder in einem Hotel wohnen wolle. Und sein heissgeliebter Manager hatte es tatsächlich geschafft ihm dieses herrliche Apartment direkt am Park zu beschaffen. Dass in dem Haus nur Männer wohnten kam dem Sänger ganz gelegen. Schließlich hatte er vor dort in Ruhe ein paar neue Songs zu schreiben und da waren kreischende Fans das letzte, was er gebrauchen konnte.

"Ok, Leute, ich packs dann."

Ächzend erhob er sich Matt aus dem Sessel, der ihn nur schwer wieder loslassen wollte. Fast entwickelte sich ein richtiger Kampf zwischen süßem Hintern und weichem Polster.

"Was? Jetzt schon? Und was wird aus der Party?"

Omi, der Partyschreck, hatte gesprochen.

"Sorry, aber ich heute nicht. Ich..."

"...will unbedingt die Ruhe meines Apartments auskosten."

Grinsend beendete Ray seinen Satz. Der Kerl kannte ihn einfach viel zu gut. Ein sanftes Lächeln erschien auf Matts Gesicht.

"Klappe, Idiot."

Und obwohl er es eigentlich hasste geschminkt auf die Straße zu gehen, war er heute zu ungeduldig um auch noch darauf zu warten, dass ihm jemand etwas zum Abschminken in die Hand drücken würde. So spät abends würde sowieso nicht mehr allzuviel los sein, oder?
 

Gelangweilt und schon etwas ausgenüchtert lief Tai weiter durch die Straßen, als er plötzlich merkte, wie direkt neben ihm eine Tür geöffnet wurde. Neugierig wandte er sich zur Seite um zu sehen, wer da so spät noch unterwegs war. Einen Augenblick später fand er sich auf dem Boden wieder und starrte ins Gesicht der Schönheit über ihm. Diese wunderschönen lapislazuliblauen Augen waren einfach zum Träumen. Und nur weil sein Gehirn vom Alkohol wohl doch schon etwas angegriffen war, bemerkte er den geschockten Ausdruck in eben jenen Augen nicht.

//Tai!//

Matt war geschockt. Ok, er hatte sich denken können, dass Tai immernoch irgendwo in dieser riesigen Stadt lebte, und dass er ihm vielleicht mal irgendwann über den Weg laufen könnte. Aber das hieß doch noch lange nicht, dass er ihm kaum hier angekommen schon in die Arme rennen musste! Und wie sollte er sich jetzt verhalten? Er hatte sich seit diesem verkorksten Abend vor acht Jahren bewusst nicht mehr bei Tai gemeldet und auch TK verboten dem Braunhaarigen Näheres über seinen Aufenthaltsort zu verraten. Ergo musste sein ehemals bester Freund ihn hassen, wenn er ihn nicht sogar schon vergessen haben sollte und...

"Wow."

//Häh?//

In die blauen Augen schlich sich eine Spur Verwirrtheit.

"Du bist das schönste Mädchen, das ich seit meiner Schulzeit gesehen habe. Darf ich dich zu einem Drink einladen?"

//Das ist ja wohl ein Scherz, oder?//

Matt hatte das Gefühl im falschen Film zu sein, und Tais ehrliche, braune Augen trugen nicht gerade dazu bei ihn zu beruhigen. Sollte er jetzt lachen oder weinen? Oder vielleicht doch lieber einfach umkippen?

Darfs etwas mehr sein?

Danke für eure Kommis *strahl* Ich versuche auch schnell weiterzuschreiben, aber meinem Nymphensittich scheint die Story nicht so zu gefallen, denn er hält mich vom schreiben ab. Ich muss mit ihm die ganze Zeit "Morsen" spielen, Pfeifwettkämpfe ausfechten oder ihn kraulen ^^' Nicht zu vergessen, dass ich höllisch auf der Hut sein muss, damit er meine Kabel nicht anfrisst *seufz*... (19:52h)
 

Letztendlich entschied sich der Blonde für eine ganz andere Strategie: den Drink annehmen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er den ganz gut gebrauchen könnte.

"Öhm, ok..."

//Warum auch nicht. Er wird seinen Fehler schon noch bemerken und dann... dann können wir ja weiter sehen.//

Etwas unbehaglich war dem Sänger dann alllerdings doch zumute, als er das Strahlen auf dem Gesicht seines ehemals besten Freundes bemerkte. [ai süß, jetzt erkundet er mein Chaos... und frisst meine Zeichnungen an *whaa*... ob ich jemals zum Schreiben komme? *sinnier*]

"Hey klasse! Also, ich kenn mich hier ein wenig aus und kenn da ne super Kneipe, gleich um die Ecke. Ist das ok für dich?"

//Ist der Typ immer gleich so rangegangen?//

"Klar... ist ok..."

Und bevor er sich dagegen wehren konnte hatte Tai, sein knuffiger Liebling aus Jugendtagen, einfach seinen Arm geschnappt und ihn mit sich gezogen. Was war nur mit diesem Tag los?
 

Tai konnte sein Glück kaum fassen. Also wenn das ein Zufall war und es einen Gott der Zufälle gab, dann würde er diesem sein Leben lang danken! Nicht nur, dass er von dieser Schlampe Tiss - klar hatte er sie geliebt, aber sie war trotzdem eine Schlampe - losgekommen war, nein, jetzt traf er auch noch seine Traumfrau! Groß, zierlich, blond, verführend funkelnde, blaue Augen... hach, er hätte dahin schmelzen können. Aber dann wäre dieser Engel auf Erden womöglich einfach weitergeflogen und wieder aus seinem Leben verschwunden und das durfte ja nun wirklich nicht sein!

Nein, er wollte, er musste dieses Mädchen einfach näher kennenlernen. So eine Chance gab es nur einmal im Leben, da war sich der braunhaarige Profifußballer sicher. Wenn er sie nicht vermasseln wollte, musste er sehr vorsichtig sein. Sehr, sehr vorsichtig.

Ein bißchen fühlte er sich wie bei der Planung eines komplizierten Angriffes bei einem wichtigen Spiel. Oder eher noch wie auf dem Weg zum Tor, wenn die anderen Spieler ausgeblendet waren und nur noch das Ziel zählte...

"..."

"Entschuldige... hast du was gesagt?"

"Ja, ich habe gefragt, ob ich auch deinen Namen erfahren dürfte, nachdem du mich schon entführst..."
 

Auch wenn dieses zuckersüße Lächeln auf seinem Gesicht es vielleicht nicht erahnen ließ, aber tief in sich drin war Matt total geschockt über sich selbst.

//..."nachdem du mich schon entführst"?! Was soll dieses Geflirte? Und was hat dieses verstörende Lächeln auf meinem Gesicht zu suchen? Hinterlässt dieses Casting-Getue etwa bleibende Schäden? Bin ich jetzt für immer mit einem Mädchengesicht und Weibergetue gestraft? Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein - wer immer du auch bist! Ich verlan-//

"Tai."

"Äh, was?"

Aus seinen Gedankengängen gerissen blinzelte der Blonde etwas verwirrt.

"Mein Name. Ich heisse Tai."

"Ah... äh, ein schöner Name..."

Innerlich verpasste Matt sich selbst eine Ohrfeige und fluchte.

"Und du?"

"Mhm?"

Ein intensiver Blick aus garantiert zuckerhaltigen Augen bannte Matts Gedanken.

"Mä-"

Der allgegenwärtige Mr. Logik-Matt konnte klein-verwirrt-chibi-Matt gerade noch die Hand vor den Mund legen, bevor dieser sich selbst verraten konnte. Stattdessen musste das Chibi mit großen Augen mitanhören, wie der Mr mit seiner Stimme log.

"Marina." [adv: englische Aussprache]

"Hm, Marina... das passt zu dir."

Konnte dieser Typ nicht endlich damit aufhören ihn so anzustarren? Und überhaupt, warum hatte er gerade lügen müssen? Er wollte doch, dass Tai endlich rausfand wer er wirklich war, damit sich diese ganze Peinlichkeit nicht noch weiter hinzog, oder? Oder?!

Gefrustet musste Chibi-Matt realisieren, dass sich der Rest von Matts Bewusstsein kein bisschen für seine Sache interessierte, sondern stattdessen Wetten darauf abschloss, wie lange das Spiel wohl noch gehen würde. Grummelnd schloss er sich den anderen an - jedoch nicht ohne Matt nochmal einen fiesen Schub Schuldgefühle zu schicken. Der Sänger lief promp rot an.
 

//Wie süß.//

Dem Fußballer gefiel die Fremde mit dem seltenen, aber absolut passenden und wohlklingenden Namen Marina immer besser. Und hatte "Marina" nicht irgendetwas mit Meer zu tun? Ja, wenn man in diese klaren Augen sah, geriet man unweigerlich ins Träumen. Von rauschenden Wellen, weißen Schaumkronen, weichem Sand und einem lachenden Mädchen mit wehenden blonden Haaren, in einem mehr als knappen Bikini...

Tai schluckte. Wenn er nicht aufpasste und diese Gedanken überhand nehmen ließ... Nein, er würde vorsichtig sein. Es durfte einfach nichts schief gehen. Nicht jetzt, da er endlich das Mädchen seiner Träume gefunden hatte! Jaha, er war sich dessen bewusst, dass er das gleiche schon etliche Male gedacht hatte, aber... dieses Mal war es etwas völlig anderes. Dieses Mal war es einfach... richtig. Das wusste er ganz genau. Und deshalb würde er auch nicht zulassen, dass sich Marina von ihm verabschiedete, ohne dass er wenigstens ihre Handynummer, ihre Festnetznummer, die Nummern ihrer Mutter und ihrer besten Freundin und natürlich ihre Adresse schwarz auf weiß sein Eigen nennen durfte. Genau. Das war sein Ziel und kein Verteidiger konnte sich ihm wirksam in den Weg stellen.
 

"So, hier sind wir. Nach dir, bitte."

"Ah, danke."

Während der letzten Meter war Tai ungewöhnlich still gewesen, aber das war Matt nur recht gewesen, da er so die Gelegenheit gehabt hatte seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Und jetzt wünschte er sich, das besser nie gemacht zu haben, denn: Was machte er hier eigentlich?!

Anstatt das Missverständnis gleich aufzuklären und ihnen beiden damit viel Ärger zu ersparen, hatte er sich auf dieses "Spiel" eingelassen und war gerade dabei sich vom Hauptdarsteller seiner vielen schlaflosen Nächte abschleppen zu lassen. Er hätte Tai ja nicht gleich sagen müssen, dass er Matt sei, aber... wenigstens, dass er ein Mann ist, hätte er ihm sagen sollen. Sein armes, kleines Bällchen ging doch jetzt von völlig falschen Voraussetzungen aus! Außerdem musste es für den Braunschopf doch garantiert so aussehen, als wolle er, sprich Marina, was von ihm!

Matt überdachte diesen Gedanken einen Moment.

//Ok, das mag vielleicht sogar der Wahrheit entsprechen, aber nicht Tais Sicht der Dinge. Er erwartet, dass ein Mädchen was von ihm will und nicht, dass ihm eine perverse Transe einen Streich spielt...//

Inzwischen war der Blonde an Tais ausgestrecktem Arm vorbei gegangen, hatte drei kleine Stufen erklommen und die Kneipe betreten.

//Ach verdammt, so kann das nicht weiter gehen. Ich muss es ihm sagen!//

"Tai?"

Entschlossen drehte sich der Sänger um - nur um etwas verdutzt den wie erstarrt am anderen Ende der Stufen stehenden Tai an zu starren.

"Ähm, Tai?"
 

Himmel. Er musste im Himmel sein. Deshalb war es auch kein Wunder, dass er diesem blonden Engel begegnet war. Wahrscheinlich hatte ihn irgendein Auto erwischt, als er betrunken über die Straße getaumelt war. Oder der Regen hatte das seine getan und ihm eine tödliche Lungenentzündung eingebracht, an dessen Folgen er schließlich gestorben war. Hah, das würde Tiss eine Lehre sein. Hätte sie das gewusst, hätte sie ihn bestimmt nich vor die Tür gesetzt und damit in sein Verderben geschickt. Nur seltsam, dass er sich gar nicht an den Krankenhausaufenthalt erinnern konnte. Aber vielleicht kam das noch. Es war doch bestimmt so, dass man sich direkt nach seinem Tod nicht sofort an dessen Ursache erinnern konnte. So eine Art Schockprävention. Erst wenn einem ein süßer Engel wie Marina das Paradies gezeigt und man sich mit dem Gedanken, tot zu sein, angefreundet hatte, würde man mit den unangenehmen Details konfrontiert werden... oder?

Sein glasiger Blick starrte immer noch in die Richtung, aus der ihm gerade das Paradies in Form eines richtig geilen Knackarsches entgegengelacht hatte. Bisher hatte er Marina ja nur von vorne und von der Seite gesehen und dabei festgestellt, dass sie perfekte Proportionen besaß und unglaublich hübsch war. Aber das, dieser... Tais innerer Schweinehund hibbelte bei dem Gedanken daran gierig auf der Stelle... war einfach... zuviel gewesen. Als dieses wohlgeformte Etwas vor ihm die leider nur sehr wenigen Stufen hochgewackelt war und ihm aufgrund der seeeehr engen Enge der Hose mehr als leise Versprechungen gemacht hatte... war es passiert. Kurzschluss. Kompletter Systemabsturz. Black Out. Game Over.
 

"Tai-chan?"

Besorgt schaute Matt in Tais glasige Augen. Der Braunschopf schien seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Keine Regung kam von dem zur Salzsäule erstarrten Körper vor ihm.

"Verdammt, Tai!"

Panik schwang in seiner Stimme mit, als er den Fußballer etwas lauter ansprach und dabei an dessen Schulter rüttelte.

//Scheisse, was ist jetzt schon wieder? War dieser Tag nicht schon grausam genug zu mir? Womit hab ich das jetzt schon wieder verdient? Wenn es die Strafe für meine Lüge ist, dann werde ich Tai jetzt gleich die Wahrheit sagen, abe-//

"Mhm, Marina?"

Die bis eben noch starr geradeaus blickenden Augen wandten sich dem Blondschopf zu und dieser war so erleichtert darüber, dass er Tai schlichtweg umarmte.

"Oh, Tai, endlich. Du hast mich echt erschreckt. Mach das ja nie wieder!"

//Heisst das jetzt, ich muss ihm doch nicht die Wahrheit sagen...?//
 

"Öhm..."

Bevor Tai richtig wusste, wie ihm geschah, spürte er diesen verlockend duftenden, warmen Körper an seinen eigenen gepresst und Marinas süße, tiefe Stimme hauchte ihm irgendetwas ins Ohr. Er hatte nicht ganz aufgepasst, aber sein Gehirn übermittelte ihm die einfache Botschaft: du bist mir sehr wichtig. Ein Grinsen breitete sich in seinem Körper aus und der Schweinehund brüstete sich mit stolzgeschwellter Brust vor Tais mahnender "Vorsicht-ist-geboten"-Stimme, bevor er die Macht über Tais Körper an sich riss.

Wie von selbst begannen die Hände des Fußballers ihren Weg über den Körper vor sich. Die eine erreichte ihr Ziel, die Schultern, auch ziemlich schnell und zog diese ein wenig von seinem Körper weg, während sich sein Mund gleichzeitig auf die Suche nach den verlockenden Lippen unter sich aufmachte. Die andere Hand hibbelte in großer Vorfreude noch etwas außerhalb ihres Zieles... Knackarsch, ich komme...
 

"Tai!"

Geschockt drehte Matt den Kopf zur Seite, als er merkte, dass der Braunschopf versuchte ihn zu küssen.

"Mhm?" kam die Antwort in einem Tonfall, der Matts Magen Saltos schlagen ließ. Überhaupt... warum hatte er sich denn jetzt nicht küssen lassen? Musste er diese Phasen denn immer dann bekommen, wenn...

//Phasen? Schrott, jetzt denke ich von mir selbst schon als Mädchen... ich bin verloren...//

Sein Blick blitzte zu schokobraunen Augen.

//Naja... auch nicht das schlechteste, das einem passieren kann, oder? Vielleicht sollte ich doch...//

Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Lippe und versuchte allein durch Gedankenkraft Tais Mund etwas näher zu sich zu ziehen. Nur mal kosten. War doch nichts dabei... och nö!

Urplötzlich wurde der Blonde von Tai auf Abstand geschoben. Sein Chibi atmetete erleichtert auf und Matt - der stellte erfreut fest, dass sein Liebling rot geworden war. Ja, rot. Hah, und er hatte das durch eine einfache Umarmung erreicht. Was würde erst passieren, wenn... pfui, aus, Schluss. Wir sind Freunde.
 

Der Sportler atmetete langsam und bewusst ein und aus.

//Fast... fast hätte ich mich selbst vergessen. Verdammt. Diese Frau ist einfach... unglaublich. Und wie süß dieser geschockte Blick war. Vielleicht sollte ich sie öfter schocken...//

Entschlossen schüttelte er den Kopf.

//Nein... mein Ziel ist ihre Nummer. Das muss für den Anfang reichen. Also... keine Zwischenfälle mehr!//

Und mit einem bitterbösen Blick wurde der innere Scwheinehund an eine gaaanz dicke Kette gelegt und in seine Hütte zurückgeschubst.

"Sorry, ich... war wohl der Alkohol."

"Aha...."

//Ouch, nein. Jetzt denkt sie sicher ich fände sie nur wegen des Alkohols in meinem Blut attraktiv. Tai, du Idiot!//
 

//Es liegt also wirklich am Alkohol. Na klar, nüchtern hätte er doch auch sofort bemerkt, dass ich ein Mann bin. Spätestens bei der Umarmung gerade...//

Innerlich seufzte Matt auf und wurde von seinem Gewissen gleich wieder böse angeguckt. Was er denn bitte schön wolle? Schließlich solle sein bester Freund aus Kindertagen doch endlich die Wahrheit rausfinden, damir sie noch schnell ein Bier zusammen trinken und dann wieder jeder seiner Wege gehen konnten, ohne diese Peinlichkeit nochmals erwähnen zu müssen. Und überhaupt benehme er sich äußerst seltsam, dafür, dass er kein Mädchen war, das sich diesen sexy Typen angeln wollte und - Matt verpasste ihm einen wütenden Tritt. Nach Moralpredigten von einem Gewissen, das beim Anblick seines Freundes zu sabbern begann, war ihm jetzt echt nicht zumute. Irgendwie musste er wieder aus diesem ganzen Schlamassel rauskommen, bevor wirklich noch etwas passierte.

//Gute Witz. Was soll denn schon passieren? Spätestens wenn wir nackt zusammen im Bett liegen, wird ihm klar, was ich bin und dann ist alles vorbei.//

Und warum machte ihn dieser Gedanke jetzt wieder so traurig?

"Ein Drink?"

Ein beinahe schmerzliches Lächeln auf dem Gesicht schaute der Blonde Tai wieder an. Dieser nickte zuvorkommend.

"Klar, äh... vielleicht geh besser ich vor. Schließlich kenn ich mich hier auch aus..."

"Ist ok..."
 

Wenn er ein Taschentuch gehabt hätte, wäre Tai sich jetzt am Liebsten damit über die Stirn gefahren. Obwohl sie sich nun durch einen Tisch getrennt gegenübersaßen und jeder mit seinem eigenen Drink beschäftigt war, hatte sich die Spannung nicht gelegt. Eher war sie noch etwas knisternder geworden. Und dem Fußballer trieb es den Schweiss auf die Stirn, wenn er sich ansah, wie Marina da mit geschlossenen Augen den milchigen Drink durch ihren Strohhalm sog und dabei so verdammt verführerisch aussah. Dabei war das Mädchen nicht einmal besonders aufreizend angezogen. Ein schwarzes, relativ weites Hemd, das es perfekt schaffte ihre Formen zu vertuschen, ließ nicht gerade viel Haut sehen. Und doch... hach, dieses Mädchen hatte etwas. Und dass man ihren fein gebauten Körper unter dem weiten Hemd nur erahnen konnte, machte alles nur noch... erotischer. Ohja... dieses unschuldig drein schauende Girl strahlte pure Erotik aus. Und als er sich endlich mal seiner Umgebung bewusst wurde, merkte er, dass er nicht der einzige war, der darauf ansprach. Immer wieder zuckten Blicke aus allen Ecken der Kneipe zu ihrem Tisch. Und Tai war nicht eingebildet genug, um sie alle auf sich zu beziehen. Schon allein deswegen nicht, weil die meisten Typen hier nicht unbedingt so aussahen, als würden sie auf Kerle wie ihn stehen.

Der Blondschopf ließ wieder von seinem Drink ab und Tai schenkte ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit. Das war nämlich noch so etwas tolles, das sich kaum, dass sie sich gesetzt hatten, herausgestellt hatte: sie beide konnten genialste Gespräche über alles Mögliche und Unmögliche führen. Womit hatte er sich diesen Engel nur verdient?
 

Beinahe gewaltsam musste sich Matt von seinem Drink losreissen. Aber so ging es einfach nicht weiter. Er konnte nicht die ganze Zeit an seinem Strohhalm nuckeln, nur um sich nicht in Tais braunen Tiefen zu verlieren und eine weitere total entspannte und interessante Gesprächsrunde zu beginnen. Wann hatte er eigentlich zuletzt so frei reden können? Er konnte sich an kein ähnliches Gespräch in Englisch erinnern, also musste es länger als acht Jahre her sein. Verwundert schüttelte er ganz leicht den Kopf. Was hatte er in den vergangenen Jahren dann überhaupt gemacht?

//Versucht, schokobraune Augen zu vergessen. Aber das scheint ja nicht ganz geklappt zu haben...//

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

"Weisst du, dass dir dieses zarte Lächeln wunderbar steht?"

Irgendwie konnte der Sänger diesen sanften Zügen nicht böse sein.

"Schlaf mit mir."

Das Lächeln des Blonden erstarrte ein wenig.

//Nee jetzt, oder?//
 

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*Zungerausstreck* tjahaha... muss hier leider, leider erstmal wieder aufhören, weil ich will doch versuchen jedes Kapitel mit ner Frage Tais enden zu lassen ^___^

Übrigens sorry, dass die Teile so auf sich warten lassen. Aber seit ich beruflich viel am Computer sitz und schreib vernachlässige ich meine FFs extremst *grümmel* zum Glück gibt es noch stundenlange Zugfahrten ^-^'

Ich hoffe meine FF gefällt euch wenigstens noch ein bißchen und ihr bleibt bis zum Ende dran.

*verbeug* Danke fürs Lesen ^___^

Verführung

Hallo ^-^

Hier mal wieder ein "Häppchen" für zwischendurch und zum Kraft tanken, bevor es bald richtig zur Sache geht. Viel Spaß beim Lesen ^-^
 

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Der Braunhaarige schaute nicht minder geschockt zurück.

//Das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Bitte lass es nur eine böse Vision oder so gewesen sein!//

'Vergiss es, Taichi-boy. Die Kleine haste eben verloren.'

Fast schon bedauernd strich der zwölfjährige Matt über das Haar des Mädchens, das den gleichen goldenen Schimmer aufwies wie sein eigenes. Und auch seine Augen, die ihn jetzt durchdringend anstarrten, ähnelten denen des Mädchens in Form und Farbe auf gespenstische Art und Weise. Fast hätten die beiden Geschwister sein können.

//Ob ich mich deshalb in sie verloren habe?// sinnierte Tai, während die Zeit um ihn herum still stand.

Matt kicherte.

'Weil sie mir so ähnlich sieht? Du bist lustig, Tai. Heisst das denn, dass du mich soooo sehr magst, dass deine Traumfrau mir ähnlich sein muss?'

Obwohl der Chibi mit den Worten eines Kindes gesprochen und ihn damit nur verspotten wollte, wurde der Fußballer noch eine Spur nachdenklicher. Ja, hieß das, dass er Matt so mochte?

//Er ist mein bester Freund.//

Dieser Gedanke schien für Tai alles zu regeln, aber der Chibi schien sich damit nicht zufrieden zu geben. Ohne jedoch etwas zu erwidern, lächelte er nur wissend, beugte sich zu Marina und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor er dem Braunhaarigen frech die Zunge rausstreckte und verschwand. Tai... fiel wieder ein, was er gesagt hatte und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz Marina zu.

"Äh, tut mir Leid, ich... ich hab keine Ahnung, warum ich das jetzt gesagt hab. Hoffentlich nimmst du mir das jetzt nicht zu Übel, ich hab dich nämlich wirklich gern und will nicht, dass..."

"Ok."

"...genau, ich will nicht, dass - was?!"

Tai starrte Marina an, als sei diese ein Außerirdischer vom Planeten Eros [*bestimmter Person zuzwinker*], aber diese schaute in Gedanken versunken an ihm vorbei.
 

Mehrere Sekunden lang hatte Matt den anderen nur geschockt anstarren können. Seine Gedankenwelt hatte sich in einen Chaosstrudel verwandelt, ein Schwarzes Loch, das alles auch nur halbwegs vernünftige sofort verschlang. Tai, Protagonist seiner wildesten Träume, Grund zahlloser schlafloser Nächte, sein bester Freund, den er in dem Moment verloren hatte, in dem er zu mehr geworden war. Dieser kleine süße Junge mit den Wuschelhaaren und dem Herzen eines Helden hatte gerade seine zwei-Stunden-Bekanntschaft zum Sex eingeladen. Irgendetwas konnte hier doch nicht stimmen!

Dennoch... was ihn fast mehr schockte als Tais Worte, war die Antwort, die ihm sofort auf der Zunge gelegen hatte 'Aber immer doch, Darling'.

//Oh man, wo sind die Heckenschützen, wenn man sie mal brauchen könnte? Hey, ich bin ein extrem gefährlicher Perverser, warum knallt mich niemand ab?//

Aber der Blonde wusste selbst nur zu gut, dass er kein Perverser war. Nein, er liebte Tai einfach nur und deshalb war es ganz natürlich, dass er dem Besitzer seines Herzens näher sein wollte.

//Tai wird das allerdings etwas anders sehen, wenn Marina sich als Typ entpuppt...//

Und wenn er es nie erfährt? Das kleine Stimmchen wurde vom Rest seines Gehirns sofort wieder an den Rand seiner Wahrnehmung geschoben. Für so einen Unsinn hatte man in Matts Logikzentrum keine Verwendung... oder doch? Der Sänger holte das kleine Stimmchen wieder nach vorne.

//Und wie soll das gehen?//

Und das Stimmchen erklärte und die restlichen Gedanken schwiegen in respektvollem Schweigen und Matts Augen fingen an zu leuchten.

"Ok."

Hatte er das jetzt laut gesagt? Na, auch egal... ob er das alles zu Hause hatte? Schließlich war er noch nie in der neuen Wohnung gewesen. Der Blonde hatte sich voll und ganz darauf verlassen, dass sein Manager alles regelte. Sein Manager... Matt grinste. Ohja, bestimmt würde er alles finden, das er für seinen Plan benötigte. Und wenn nicht hieß es eben improvisieren. Für ihn als Sänger doch ein Klacks, oder?

"Äh, Marina? Ist das dein Ernst?"

Zuversichtlich lächelte Matt "seinen" Tai an.

"Klar."

Denn diese Chance würde er sich nicht entgehen lassen.
 

Geblendet schloss Tai die Augen, als er Marinas strahlendes Lächeln sah und seine Hände schlossen sich um den Pfeilschaft, der aus seiner Brust ragte, und die Wucht des Geschosses pinnte ihn an die nächste Wand. Eine dicke Frau kreischte pansich auf, als sie den angeschossenen Jungen sah...

Aber da wir hier nicht im Film waren...

Etwas unsicher erst, dann ebenso strahlend, erwiderte Tai das Lächeln.

//Dann war die ganze Aktion vielleicht doch nicht so dumm...//

Sein innerer Schweinehund wollte schon wieder triumphierend losheulen, als Tai ihn hart an die Leine nahm. Oh nein, diesmal war vielleicht nochmal alles gut gegangen, aber er würde dem Tier keine zweite Chance geben, sein Leben zu zerstören. Der Hund konnte noch so knurren und an seiner Kette zerren, Tai war fest entschlossen seine Hormone nicht wieder über seinen Kopf siegen zu lassen. Schließlich war er ein Mann, da schaffte er das!

"Tai?"

Die verführerisch-tiefe Stimme des Mädchens und ihr süßes Lächeln ließen ihn schon fast wieder in seinem Entschluss schwanken, aber zum Glück hatte ein Teil von ihm wirklich gute Arbeit geleistet, als er die Kette des Schweinehundes in einer tief-dunklen Stelle seines Bewusstseins festgeschweisst hatte.

"Äh, ja?"

Seltsam, dass seine Stimme so rauh klang, als hätte er Sandpapier verschluckt. Dabei war der letzte Schluck aus seinem schwer-alkoholischen Drink noch gar nicht so lange her.

"Gehn wir zu mir? Ich müsste auch noch eine Kleinigkeit zu Essen rumstehen haben..."

//ESSEN?!//
 

Ein Schmunzeln schlich über Matts Züge, als er die Euphorie in Tais Augen sah, die von dem schlichten Wort "Essen" ausgelöst worden war. Ohja, sein Bällchen hatte sich überhaupt nicht geändert... Ok, vielleicht doch, aber zum Glück nicht in diesem Punkt. Es hätte dem Sänger schwer zugesetzt, wenn sein Freund sich zur Gattung "Low-Fat-Eater" entwickelt hätte.

//Ok, Köder ausgeworfen, Junggott angebissen - jetzt muss nur noch alles andere klappen.//

Entschlossen gab er der Serviererin ein Zeichen.

"Wir möchten zahlen!"

Das Mädchen schaute ihn etwas verwundert an, nickte dann aber. Der Blonde grümmelte innerlich vor sich hin.

//Frauen.//

"Ähm... Marina?"

Mit den Gedanken noch bei der Ungleichstellung zwischen Mann und Frau in Kneipen und Co, wandte sich Matt wieder seinem Begleiter zu.

"Mhm?"

"Welche hast du lieber, die Grünen oder die Roten?"

Zum wiederholten Male schaute er seinen Freund mehr als fassungslos an.

"Weil, von den Roten hab ich nur noch eins, und falls wir mehr brauchen..."

Mit größter Willensanstrengung schaltete Matt Tais Stimme in seinem Kopf aus. Das konnte ja noch was werden. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
 

"Warte... kurz. Bin... gleich wieder... da."

Mit einem leisen Poltern fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und der Blonde lehnte sich erst einmal mit dem Rücken an die Wand, um wieder zu Atem zu kommen.
 

//Himmel, kann der küssen!//

Und wie der ran ging. Da konnte ein kleiner Sänger in Mädchenklamotten direkt Angst bekommen. Mooment - was hieß hier eigentlich 'Mädchenklamotten'? Sein normales Outfit hatte Matt immerhin anbehalten dürfen, also nichts da von wegen Transe oder so. Tai war wohl einfach geschlechtsblind. Genau. Alles ganz einfach und überhaupt nicht seine Schuld.
 

Der Blondschopf dachte an den letzten, heissen Kuss zurück.

//Ok, wenn das so weitergeht wird sein Tastsinn ihm bald eröffnen, was sein Auge nicht zu sehen vermochte. Das im Aufzug ging nur gerade nochmal so gut. Aber wenn mein Schatz seine Hände nicht bei sich behalten kann ist bald Mau.//
 

Langsam rappelte er sich wieder auf.

//Na dann wollen wir doch mal alles tun, damit das hier noch eine laaange Nacht wird.//

Völlig unmädchenhaft [wie er meinte *g*] begann er zu grinsen und machte sich unverzüglich ans Werk.
 

* * *
 

Tai wartete derweil vor der Tür. Etwas schwer atmend lockerte er seinen Hemdkragen.

Wie kam es nur, dass ihn diese Frau so heiss machte, dass er es nicht einmal auf offener Straße geschafft hätte seine Finger bei sich zu behalten, wenn Marina ihn nicht immer wieder ziemlich bestimmend zurückgeschubst hätte?

Bis jetzt war sie doch kaum mehr als eine flüchtige Barbekanntschaft und der ganze Ablauf schien eher zu einem ONS zu passen, als zu etwas Langlebigerem. Dabei wollte er doch nicht, dass diese Nacht einmalig sein würde! Er fühlte sich in Gegenwart der Blonden so wohl, aufgehoben, geborgen, sicher, entspannt...

Schon seit Jahren hatte er sich nicht mehr so gefühlt. Ja, er konnte nicht einmal sagen, wann er sich überhaupt so gefühlt hatte. Außer vielleicht bei Matt.
 

Der Gedanke an seinen besten Freund versetzte ihm einen Stich im Herzen. Was war an diesem schicksalträchtigen Abend vor acht Jahren nur schief gelaufen? Er war so glücklich gewesen, überschäumend vor Glück, und war sofort zu Matt gefahren, um einzig seinen Freund an diesen Gefühlen teilhaben zu lassen. Übermütig hatte er so lange den Klingelknopf gedrückt, bis der Blondschopf die Tür genervt aufgerissen hatte. Tai hatte sich richtig erschrocken, beim Anblick des schlecht gelaunten Sängers. Er hatte schlucken müssen, aber bevor er noch eine klägliche Entschuldigung stammeln konnte, hatte sich der Ausdruck auf Matts Gesicht komplett gewandelt und war einem strahlenden Lächeln gewichen. Wenn es überhaupt möglich gewesen war, hatte sich sein Glücksgefühl in diesem Moment noch gesteigert. Das war Matts offenes, ehrliches Lächeln, das außer ihm, Tai, nur ganz wenige andere Leute hatten sehen dürfen. Und es machte Tai jedesmal unheimlich glücklich, wenn er sah, wie der Blonde ihn mit diesem besonderen Lächeln begrüßte. Als er seinem Freund den Grund seines Besuches erzählt hatte war dieses Lächeln allerdings komplett aus Matts Gesicht verschwunden. Der Blonde war fuchsteufelswild geworden und hatte Tais Verabredung mit Namen bedacht, die der Braunhaarige nie aus dem hübschen Mund seines Freundes erwartet hatte. Natürlich hatte sich der Fußballer sofort persönlich angegriffen gefühlt und seine wütenden Worte standen denen Matts in nichts nach. Er wusste nicht mehr genau, was er gesagt hatte, aber er erinnerte sich noch genau an den Augenblick, in dem er in Matts Augen einen so starken Schmerz gesehen hatte, dass seine Wut sich schlagartig in Luft aufgelöst hatte. Aber dann hatte sich wütendes Feuer die Augen seines Freundes zurück erobert und der Jüngere hatte sogar noch wüster geantwortet. Das war der Moment gewesen, in dem Tais brodelnder Vulkan ausgebrochen war und mit einem letzten schroffen Satz hatte er das Zimmer verlassen - um zu einem Date zu eilen, das nie stattfinden sollte...
 

Durch heftiges Kopfschütteln versuchte der Fußballer diese trüben Gedanken abzuschütteln. Die Geschehnisse von damals gehörten der Vergangenheit an, Marina aber gehörte zur Gegenwart. Deswegen wollte er lange, lange mit diesem Mädchen zusammensein - und nicht alles durch einen schnellen ONS zerstören.

Und dennoch - Tai konnte nicht anders, als seinen Hormonen zu gehorchen. Sein innerer Schweinehund hatte während seines Schwelgens in Erinnerungen alle Ketten gesprengt und die Macht über seinen Körper übernommen. Geifernd und sabbernd wartete er darauf der blonden Schönheit die Kleider vom Leib zu reissen, um...
 

Mit einem strengen Blick verwies Chibi-Matt den Schweinehund in seine Schranken, bevor er sich lächelnd seinem großen Freund zuwandte.

'Keine Sorge, ich kümmere mich schon um das Kerlchen hier und passe auf, dass er euch beide nicht stört. Schließlich hast du endlich jemanden gefunden, der dich glücklich machen kann, oder?'

Tai musste nicht lange überlegen, um bestätigend zu nicken und seine Halluzination sanft anzulächeln. Der Chibi kniff die Augen zusammen, legte den Kopf schief, lächelte noch einmal fröhlich und verschwand dann mitsamt dem geifernden Ungetüm.

Tais Hinterkopf schlug mit einem dumpfen Pochen gegen die Wand, als der Fußballer sich erleichtert zurücklehnte.

//Danke, Matt, alter Freund...//
 

"Komm rein."
 

Blinzelnd versuchte der Braunschopf seinen Blick auf die Gestalt vor sich zu konzentrieren. Unbewusst streckte er seine Hände aus, um die zierliche Gestalt an sich zu ziehen und damit zu verhindern, dass sie sich plötzlich wieder in Luft auflöste, aber das Mädchen entwand sich spielerisch seinem Griff.

"Später," hauchte sich verführerisch, "jetzt komm erst mal rein..."

Und wie an unsichtbaren Fäden gezogen folgte Tai dem Mädchen. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen?
 

* * *
 

Erleichtert schloss Matt die Tür hinter ihnen beiden. Die Vorbereitungen zu seiner kleinen... Verführung... hatten doch länger gedauert als gedacht. Denn auch wenn sein Manager wie erwartet das meiste von dem, was er brauchen würde, in seine Wohnung geschafft hatte, würde er in manchen Dingen improvisieren müssen.

Zum Beispiel in Punkto Bett. Momentan stand in seinem Schlafzimmer ein einfaches 1-Personen-Holzbett, statt seiner gemütlichen 'Kuschelecke'. Nun musste eben der Fußboden, weich gepolstert mit allerhand Kissen, Decken und Teppichen, als 'Liebesnest' herhalten.

Die Improvisation bot allerdings auch einige neue Möglichkeiten, die unter anderem durch die weiträumige Fläche entstanden...
 

Aber jetzt sollte er sich wohl erstmal um seinen geliebten Tai kümmern...

Hach, wie oft hatte er schon von einer Situation wie dieser geträumt? Tai allein in seiner Wohnung, ihm ausgeliefert und die Luft prickelnd vor Erotik...

Ok, momentan schien sich eher der schwere Schleier der Unsicherheit über sie beide zu senken, aber das würde er schon noch ändern.
 

"Ähm, hier lang, bitte..."

Mit einer einladenden Geste ließ Matt seinen Gast an sich vorbei ins Wohnzimmer treten und bedeutete ihm, auf dem Boden Platz zu nehmen.

//Oh Tai, du bist ja so süß!//

Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht drückte er den ratlos im Zimmer Stehenden in die Kissen und verschloss seinen Mund mit einem süßen Kuss, bevor er sich wieder erhob und den Fußballer ernst ansah.
 

* * *
 

Dieser war gerade etwas verwirrt, da seine Sinne ihm einen Streich gespielt und das lang ersehnte, besondere Lächeln auf das Gesicht dieses Mädchens gezaubert hatten. Warum musste er heute so oft an seinen Jugendfreund denken?
 

"Alsoo..."

Die tiefe Stimme des Mädchens riss ihn wieder aus seinen Gedanken.

War das etwa ein Schimmer von Rot auf Marinas Wangen? Bei dem difusen Licht der Teelichter konnte Tai es nicht genau erkennen... Und konnte es wirklich sein, dass ihm erst jetzt auffiel, dass der ganze Raum nur durch an strategisch wichtigen Stellen platzierte Teelichter erleuchtet war?! Vielleicht war er von seinem inneren Schweinehund abhängiger als er dachte...

"... das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, Süßer..."

Allein die besondere Betonung dieses einen Wortes jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.

"... aber da du jetzt in meiner Wohnung bist, musst du auch nach meinen Regeln 'spielen'."
 

//Hö?//

Tai erschloss sich die Bedeutung dieser Worte noch nicht so ganz. Was meinte das Mädchen mit Regeln... und was mit 'spielen'? Also damit hatte sie nicht nur seine Neugierde geweckt. Aufmerksam hörte er weiter zu.

"Regel Nummer eins: ich bestimme das Spiel."

Aufreizend langsam beugte sich das Mädchen zu ihm runter und hauchte ihm einen Kuss auf die bebenden Lippen.

"Irgendwelche Einwände?"

Ihre funkelnden Augen so dicht vor seinen und diese verführerischen Lippen nur durch ein schmales Band Luft von seinen eigenen getrennt ließen ihn unwillkürlich die Luft anhalten und er konnte nur stumm mit der Andeutung eines Kopfschüttelns antworten.

//Nein, Ma'am.//

'Matts' strahlendes Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht, als sie seine sich selbstständig machenden Hände festhielt und sich zu seinem Ohr runter beugte.

"Regel Nummer zwei..."

Ihre gehauchten Worte kitzelten ihn neckisch und überhaupt hatte dieses Lächeln es geschafft sein Herz endgültig ihr zu verschreiben.

"... Berühren verboten."
 

Tai lächelte noch eine Weile verliebt vor sich hin, bis ihre Worte ganz zu ihm durchgedrungen waren und mit einem lauten "Hä?" lehnte er sich nach hinten, um ihr ins Gesicht sehen zu können.

Kichernd begegnete sie seinem verdutzten Gesichtsausdruck und ließ es sich nich nehmen ihm gleich mal ein Küsschen auf die Nasenspitze zu drücken.

"Nun... küssen ist erlaubt, aber sobald du dich nicht mehr weit genug beherrschen kannst um deine Hände bei dir zu behalten, ist das Spiel aus. Game Over."
 

Schokobraune Augen starrten das Mädchen fassungslos an. Konnte hinter dieser engelsgleichen Fassade wirklich so ein sadistisches Wesen stecken? Oder war das nur ein Test? Wollte Marina austesten, wie viel sie ihm bedeutete?

Seiner Meinung nach müsste sie dazu nur in seine Augen schauen, denn dort müsste in gigantisch großen, rosa Buchstaben das Wort LOVE stehen.

Aber nun gut... wenn sie lieber dieses 'Spiel' spielen wollte... dann würde er sich eben beherrschen müssen. Das konnte doch nicht - er schluckte schwer als sein Blick auf ihren durch die gebückte Haltung in die Höhe gestreckten Hintern fiel - so schwer sein, oder?

//Ich bin schon so gut wie tot.//
 

* * *
 

"Akzeptierst du diese Regeln?"

"Ja..."

Matt lächelte. Nie hätte er gedacht, dass ein einfaches 'Ja' seines Jugendfreundes ihn so glücklich machen könnte. Ok, wäre dem 'Ja' eine gewisse andere Frage voraus gegangen, dann hätte das den Blondschopf klar in eine Zuckerwolkenlandschaft katapultiert, aber so... im Prinzip hatte Tai ihm mit seinem Einverständnis nur den Weg geebnet - aber das war eben auch überaus wichtig für den weiteren Verlauf des Abends bzw. der Nacht. Also lächelte Matt den Schoki-Typen unbewusst wieder mit eben jenem Lächeln an, das Tai so verwirrte, weil es ihn an eine gar nicht weibliche Person erinnerte.
 

Ein warmes Glimmen antwortete ihm aus Tais Augen und der Sänger trat gedanklich - und gedankenschnell - eine Reise in vergangene Zeiten an. In eine Zeit, als noch alles in Ordnung gewesen war - oder zumindest fast. Denn der von allen Seiten geliebte und begehrte Blondschopf hatte einen Rivalen bekommen. Nicht, dass irgendjemand dieses süße, niedliche, adrette und tadellose Mädchen als seinen Rivalen angesehen hatte. Klar, das Girlie zeigte auf ziemlich penetrante Art und Weise, dass es an Tai interessiert war, aber er, Matt, war schließlich 'nur' der beste Freund. Von ihm erwartete man im Gegenteil sogar, dass er dem jungen Glück den Weg ebnete.
 

Dabei sah Matt die schokobraunen Augen ganz klar als 'sein Eigentum' an. Er hatte für diesen Mann sogar in Kauf genommen die einzigartige Chance zu verlieren seinen Traum, Profisänger zu werden, zu verwirklichen. Diese dämliche Ziege mit dem aufgesetzten Zahnpastalächeln und der 3-Wetter-Taff-Frisur sollte gefälligst die Finger von anderer Leute Besitztümern lassen.

Leider teilten seine Meinung zu dieser Zeit nur einige wenige Mädchen aus seiner Klasse, und so stand Matt praktisch auf verlorenem Posten im Kampf um seine einzig wahre Liebe - und verlor.
 

Miss Super-Barbie konnte einfach mit längeren Haaren, ausgeprägteren Formen und dem riesen Vorteil als Mädchen ihre Gefühle für den Fußballer offen zur Schau stellen zu dürfen aufwarten.

Tai flirtete also mit Miss Wonderbra. Dabei wusste Matt ganz genau, dass dieses gefährliche Biest seinem Freund nur Kummer bereiten würde. Aber wer hörte schon auf seinen besten Freund, wenn es um Liebe ging?
 

Entsprechend gereizt verbrachte der Sänge den folgenschweren Abend in seiner Wohnung, nachdem er den verliebten Turteltäubchen gerade dabei geholfen hatte sich vom Rest ihrer kleinen Clique abzusetzen. Ihm war keine andere Wahl geblieben... aber wenn er daran dachte, was dieses widerliche Ding jetzt mit seinem Bällchen anstellte - er wollte es sich gar nicht genauer vorstellen.

Und zu allem Überfluss meinte dann auch noch irgendein Scherzkeks, Matts Klingel sei ein besonders amüsantes Spielzeug. Mit scharfen Worten auf der Zunge riss der Junge die Wohnungstür auf - und starrte überrascht seinen davor wartenden Freund an.
 

Tai. Er war hier. Hier, bei Matt. Das hieß, er hatte sich doch nicht mit diesem Luder abgesetzt. Sein toller Kumpel hatte die falsche Schlange doch noch durchschaut und hatte sich für ihn, Matt, entschieden.

Ein strahlendes Lächeln brachte seine Gefühle für den Älteren zum Ausdruck und freudig zog er den Fußballer in die Wohnung.

Rasch überlegte er: Sie waren allein. Sein Vater befand sich auf einer Dienstreise und war frühestens in zwei Tagen zurück zu erwarten...

Hieß das... dies war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte, seit er bemerkt hatte, dass er dem sympathischen Braunschopf weit mehr als freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte? Würde Tai ihm endlich sagen, was er schon so lange ersehnte? Der Fußballer schaute ihn mit einem so warmen Ausdruck in den Augen an... und er wirkte so glücklich...
 

In der überreizten Fantasie des Blonden begannen Hochzeitsglocken zu läuten - und stürzten mit einem scheppernden Dong ein. Unter ihren Trümmern begruben sie all seine Hoffnungen und Wünsche.

Denn Tai begann zu erzählen. Von 'ihr' und dem bevorstehenden Date - und wie glücklich er darüber sei.
 

Matt zerbrach es das Herz. Sein Bällchen hier so glücklich zu sehen, wegen diesem... diesem Weibsstück!

Und dann überrollte ihn eine Welle des Zorns, als er sich vorstellte, wie tief Tai fallen würde, wenn diese Hexe ihm das Herz aus der Brust reissen und darauf herumtrampeln würde.

Seine Lippen fingen an sich selbstständig zu bewegen, formten Worte der Wut, der Enttäuschung und des Hasses, zu denen sich Matt nie im Stande gesehen hätte.

Ein verzweifelter Teil seines Selbst versuchte ihn am Weiterreden zu hindern, als er sah, wie Wut und Zorn auch Tais Wangen rot färbten, doch der Erdrutsch war nicht mehr zu stoppen. Und als ihm endlich die Worte ausgingen setzte Tai nahtlos ein und hielt die von Wut und Groll genährte Lawine am Laufen.
 

Matt hörte Sachen aus Tais Mund, die er nie hatte hören wollen. Ein winziger Teil seines rationalen Denkens sagte ihm, dass er diese Reaktion selbst zu verschulden habe, so wie er Tai provoziert habe, aber... sie konnte den tiefen Schmerz, der sich in seiner Brust ausbreitete, nicht im Mindesten beeinflussen.
 

Einen Moment war es still zwischen den beiden, als auch Tai die Worte ausgingen.

Matts Gedanken drehten sich im Kreis und fanden schließlich einen Ausweg: 'sie' war Schuld und Tai ein Idiot, wenn er das nicht endlich einsah. Und das sagte er ihm auch.

Danach zerschlugen Tais Worte auch noch die letzten Stückchen seines zersplitterten Herzens und mit dem Regen begannen auch seine Tränen zu fließen...

Schon am nächsten Tag hatte er das Angebot aus den USA angenommen.
 

Tai bewegte sich und der Zauber brach. Wehmütig hing Matt noch einen Moment der Erinnerung nach, dann wandte er sich entschlossen wieder der Gegenwart zu.

Damals hatte der Abend mit seinem gebrochenen Herzen geendet, heute würde er seinen Ausgang bestimmen.
 

"Dann schließ die Augen," flüsterte er sanft und beugte sich zu Tai hinunter...
 

- - -
 

So, und im nächsten Teil müsste es dann tatsächlich endlich zur Sache gehn^^'

Wems gefallen hat, oder wer Kritik anzumelden hat, darf sich gerne in Form eines Kommentars ausdrücken^^'

Spiel mit mir

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Oops oder warum Brüder ein Fehler der Natur sind

Nach einer langen Zeit des Wartens hier nun der Epilog.

Gewidmet: meiner lieben Freundin Gloria, die mich immer bestärkt und mit der man die besten Buchunterhaltungen führen kann, und dem Schuschu, weil es die Story liest und mich gelobt hat *grins*

Vorhang auf für den letzten Teil...
 


 

Wahre Liebe, falsches Spiel - Epilog
 

Tai wachte auf. Hellgrelle Lichtstrahlen durchbrachen die gemütliche Schattenwelt seines Schlafes und erste Geräusche drangen an sein Ohr: das Brummen eines Staubsaugers über seinem Kopf, das Ticken einer Uhr direkt an seinem Ohr und seltsame Tierlaute, die er nicht genau einzuordnen wusste.

Gegen den Staubsauger konnte er nichts tun, aber das Ticken gehörte zu seiner Armbanduhr und er musste nur versuchen den eingeschlafenen Arm unter seinem Kopf hervor zu ziehen... naja, konnte er auch später machen... dann würde es bestimmt nicht mehr so kribbeln... blieben noch die seltsamen Tierlaute, deren Verursacher allem Anschein nach er selbst war.

Diese befremdliche Erkenntnis, leichte Kopfschmerzen und der Nachhang eines fantastischen Traums begleiteten also Tais Erwachen. Drei gute Gründe gar nicht erst richtig wach zu werden. Das Bett war auch so wunderbar weich. Allerdings störte ihn das Ticken auch weiterhin. Und seine Augen sandten ihm inzwischen brauchbare Bilder einer ihm gänzlich unbekannten Umgebung. Zusammen mit dem Gefühl irgend etwas extrem wichtiges verpasst zu haben hielten sie den Gebeutelten vom erneutem Einschlafen ab.
 

//Ich hasse Montage - ist heute Montag? Gosh, ich hab keine Ahnung welchen Monat wir haben... haben wir einen Monat? Oder ist die Welt explodiert? Hey, das würde dieses fremde Zimmer erklären... ich wurde von Außerirdischen aufgelesen... //

Müde starrte er die Decke über sich an.

//...weiss... diese Aliens sind ziemlich einfallslos...

...

...

WO BIN ICH? !//
 

Tai drehte den Kopf nach links.

//Fenster... nette Aussicht... Bikiniwerbung... kein Schimmer... //

Tai drehte den Kopf nach rechts.

//Schrank... hellbeige... uninteressant... Tür... seltsames Schloss... seltsa - Hotel? //

Das wäre zumindest eine wahrscheinlichere Erklärung für die ungewohnte Umgebung. Aber... warum sollte er in einem Hotel schlafen, wenn er sich gerade in Tokio befand? Oder war er etwa gerade auf Tour mit seinem Team? Konnte ihm sein nutzloses Gehirn nicht mal ein paar brauchbare Infos lie - ah, ok, DAS schien etwas brauchbares zu sein.

//Tiss... //

Hatte seine EX-Freundin ihn nicht aus SEINER Wohnung geworfen, weil er sie mit IHRER Affäre konfrontiert hatte? Wie er sich kannte hatte er sich anschließend bestimmt irgendwo zugesoffen, wahrscheinlich sogar - jep, genau, sein bester Kumpel war mit von der Partie gewesen. Auf echte Männerfreundschaften konnte man sich eben verlassen. Eigentlich seltsam, dass er nicht nach Hause gefahren war, sondern ihn in dieses Hotel gebracht hatte.

Der Wuschelkopf wandte sich wieder der Fensterseite zu.

//Die Gegend kommt mir Null bekannt vor... er hätte mich doch bestimmt nicht extra mit dem Taxi in ein bestimmtes Hotel gefahren... //

Also... was war denn dann passiert? Tai glaubte sich schwach zu erinnern, dass er sich von seinem Teamkollegen verabschiedet hatte und dann allein losgezogen war, weil...

//Allein an der Theke sitzen und sich betrinken, das taten nur totale Versager.//

Tai grinste.

Und hatte er dann nicht jemanden getroffen? Eine Frau? Eine blonde Schönheit, die er auf einen Drink eingeladen hatte und mit der er ZUSAMMEN die Bar wieder verlassen hatte?

Sorgfältig glitt der Blick des Fußballprofis durch den Raum und suchte nach irgendeinem Anhaltspunkt, der ihm sagte, dass er nicht allein im Zimmer war...

//Ein Kleidungsstück... Lippenstift... eine Handtasche... Nachricht... //

Aus den Augenwinkeln erspähte er etwas weißes. Etwas weißes, das auf dem Nachtschränkchen lag. Etwas weißes, das aussah als könnte es eine Nachricht enthalten.

Schwerfällig drehte sich der Braunschopf auf die Seite und stützte sich auf. Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, als der taube Arm sich lautstark zu Wort meldete. Trotzdem streckte er tapfer den zweiten Arm nach dem weißen Etwas aus und schon beim zweiten Anlauf bekam er das dünne Zettelchen zu fassen. Es war tatsächlich eine Nachricht. Allerdings hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mit dem, was Tai erwartet hatte. Im Gegenteil. Anstatt ihn über seine Lage aufzuklären trug sie nur noch mehr zu seiner Verwirrung bei.

<Zimmer bereits bezahlt. Vielen Dank für die letzte Nacht. Sayonara, M. >
 

//M. ?//

Tai hatte die Nachricht inzwischen oft genug gelesen um sie auswendig zu kennen, aber verstehen tat er sie immer noch nicht.

//Bis auf den ersten Satz... //

Was war letzte Nacht passiert? Und wer war M.?

<Zimmer bereits bezahlt.>

Entschlossen setzte er sich weiter auf und griff nach dem Telefonhörer. Das Zimmer war bereits bezahlt, also musste irgend jemand hier auch wissen was Sache war.

"Hotelrezeption, guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?"

"Äh... ähm, guten Morgen. Ich... hab leider keine Ahnung in welchem Zimmer ich bin, aber hier neben mir liegt eine Nachricht, dass das Zimmer bereits bezahlt sei und unterschrieben ist nur mit "M.". Können Sie mir bitte weiterhelfen?"

"Ihre Zimmernummer ist "118". Wenn Sie einen Moment warten würden, ich schaue im Computer nach von wem die Rechnung beglichen wurde..."

"Danke."

Das Hotelpersonal musste ja extrem gut geschult sein. Nichts konnte den jungen Mann an der Rezeption überraschen. Er wusste genau, welches Problem Tai hatte und machte sich sofort daran es für den liebenswürdigen Chaoten zu lösen. War das nicht toll?

Geduldig wartete unser halbwacher Fußballer darauf, dass seine Erinnerung aufgefrischt wurde. Danach würde sich alles klären, er würde noch kurz dem Luxus dieses weichen Bettes frönen und sich dann einer heissen Dusche hingeben, bevor er ganz gemütlich zurück zu seiner Wohnung gehen würde. Und im Taxi... bliebe immer noch genug Zeit um sich wegen Tiss Gedanken zu machen.
 

"Yagami-san? Es tut mir Leid, aber ich finde keinen Eintrag über die Person, die Zimmer 118 bezahlt hat."

Das war's dann wohl mit gemütlich im Bett liegen bleiben.

"Aber das Zimmer ist doch bezahlt, oder?"

"Ja, das Zimmer ist bereits bezahlt. Allerdings ist kein Name vermerkt. Wenn Sie möchten frage ich beim Hotelmanager nach..."

"Ja, bitte, das würde mir sehr weiterhelfen."

"Gut. Ich rufe Sie dann sofort zurück, wenn ich genaueres weiss."

"Ah, ok, Danke."

Verwirrt legte er den Hörer zurück. Konnte man ein Zimmer bezahlen ohne seinen Namen angeben zu müssen? Er kannte das bisher nur von einer ganz bestimmten Art Hotel - und dieses Zimmer wirkte viel zu wohnlich um stundenweise vermietet zu werden. Unruhig schlug er die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Er war noch komplett angezogen.

//Also ist gestern Nacht doch nicht mehr passiert, als das, an was ich mich erinnere... oder?//

Tai knöpfte nie den obersten Knopf zu. Aus Gewohnheit nicht. Und doch war er jetzt zugeknöpft. Ganz ohne Zweifel, jemand anderer hatte sein Hemd zugeknöpft. M.?

Er schnupperte.

//Das ist nicht nur mein Eau de toilet. Da ist noch mehr... lecker mehr.//

Der Geruch gefiel ihm. Sein Hemd hatte noch nie so gut gerochen... aber warum?

//Denk nach, denk nach!//

Frustrierend solche Blackouts aufgrund erhöhter Alkoholzufuhr. Vielleicht sollte er dafür sorgen, dass man ihn nicht mehr verließ. Dann würden diese Art Probleme bestimmt nicht wieder auftreten.
 

Lautes Telefonklingeln schreckte ihn aus seinen Gedanken.

"Yagami-san? Ich kann Ihnen leider nicht viel weiterhelfen. Anscheinend wurde Ihr Zimmer von einem geschätzten Gast bezahlt, der darum gebeten hat nicht namentlich erwähnt zu werden."

"..."

"Yagami-san? Sind Sie noch dran?"

"...Ja... Danke..."

Er legte auf.

...

Oookaaay. Das... war ja nun weniger als nichts.

//Verdammt! //
 

Eine hastige Dusche und eine kurze Taxifahrt später sperrte Tai die Tür zu seiner Wohnung auf. Er durchsuchte alle Zimmer nach Tiss und musste zu seiner Enttäuschung feststellen, dass sie schon von selbst gegangen war. War wohl nichts mit dem rauswerfen...

Nachdem er sich ein großes Glas Cola gegönnt hatte tätigte er genau drei Anrufe. Der erste verlief sehr befriedigend und der Mann vom Schlüsseldienst wollte noch am selben Tag vorbeikommen und das Schloss an Wohnungstür auswechseln. Der zweite bestätigte ihm nur, was er schon wusste: er hatte sich tatsächlich zusammen mit seinem Kumpel in seiner Lieblingskneipe vollaufen lassen, bis dieser auf seinen Zug gemusst hatte. Der dritte schließlich endete relativ rasch, da das Taxiunternehmen sich - anders als im Film - hartnäckig weigerte Informationen zu ihren Gästen oder den gestern Nacht zurückgelegten Strecken herauszurücken.

Erschöpft aber relativ zufrieden lehnte sich der Fußballer auf seiner Couch zurück.

//Nachdenken, Tai... Bar... Frau... Bar... //

Die Bar in der er mit ihr gewesen war. Sie war nicht weit von seiner Kneipe entfernt gewesen. Der Name war... egal. Er wusste wo diese Bar lag, das sollte kein Problem darstellen. Aber dann? Wie sollte er dann weiter vorgehen?

Sie waren mit dem Taxi weitergefahren. Zu ihrer Wohnung. Sie hatte ihn kurz draußen warten lassen und er hatte an Matt gedacht. Ja, genau, so langsam viel es ihm wieder ein. Aber würde er sich auch an den Weg erinnern, wenn er im Taxi saß? Wohl kaum. Er war gestern schon ZIEMLICH sehr angetrunken gewesen...

//Aber irgendwie muss das doch zu finden sein... argh, hätte ich nicht besser aufpassen können, als sie dem Fahrer die Adresse nannte? //

Genervt schloss er die Augen und zermarterte sich das Gehirn nach irgendeinem Anhaltspunkt - und dieses Mal durfte er auf keine Nachricht hoffen.

//Nur eine Kleinigkeit... ein Strassenname... ein Schild... eine Reklame... IRGENDWAS! //

Ein Geräusch?

Als er aus dem Taxi gestolpert war und das Mädchen ihn lachend gestützt hatte war noch ein anderes Geräusch an sein Ohr gedrungen, das Geräusch von rauschendem Wasser. Ein Fluss vielleicht...

//Nur das "Fluss" mir nicht wirklich weiterhilft.//

Aber es war schon mal ein Anfang. Er musste einfach nur weitermachen... langsam, Schritt für Schritt alle Gedächtnisfetzen zusammenklauben bis er das Puzzle zusammensetzen konnte.
 

Das Haus... war mehrstöckig gewesen. Aber es war keines dieser riesengroßen grauen Ungetüme gewesen, sondern ein schickes Apartmentgebäude. Und drum herum war für Tokios Verhältnisse ziemlich viel freier Platz gewesen... mit Zierbüschen und Rasen und so. Waren sie vielleicht gar nicht mehr in Tokio direkt gewesen, sondern in einem Vorort? Er selbst wohnte ja auch nicht direkt in der Stadt. Und jetzt da er darüber nachdachte hatte die Taxifahrt ungefähr genauso lang gedauert wie zu ihm nach Hause.

//Klasse, ich wurde von meiner unbekannten Nachbarin verführt... //

Nachbarin... da war doch noch etwas gewesen... etwas in der Nachbarschaft... ah, genau: Musik. Live-Musik um genau zu sein. Man hatte sie bis ins Haus hören können und seine Bekanntschaft hatte ihm erzählt, dass sich in der Nähe eine Art Club befand. Ein Club, der öfters Indie-Bands live auftreten ließ. Und der Name des Clubs war...

//...hatte mich an irgendwas erinnert. Irgendwas mit Essen... und dem Coach... Coach... Essen... Coach... Sushi... Coach... Miso... Co- SUMI! //

Er hatte die Marotte des Coachs Sushi in Misosuppe zu tunken nie verstehen können, aber das war der Name des Clubs.

//Und jetzt sollte es doch wohl ein Kinderspiel sein dieses Haus zu finden.//

Sehr, sehr zufrieden mit sich selbst angelte Tai nach seinen Schlüsseln, rief sich ein Taxi und verließ die Wohnung um ein wenig durch die Gegend zu fahren.
 

"Hallo Matt, hier ist TK. Falls dus wieder vergessen hast: ich komm heut gegen 15 Uhr vorbei. Und vergiss nicht den Film auszuleihen!"

"Oops."

Grinsend hörte Matt seinen Anrufbeantworter zu Ende ab, bevor er die Nachricht von TK und seinem Manager löschte. Da hatte er doch tatsächlich wieder vergessen, dass ihn sein jüngerer Bruder besuchen kam. Allerdings hatte er diesmal eine gute Entschuldigung dafür. Eine lecker braungebrannte Entschuldigung mit schokoladenfarbenen Augen und einem Lächeln zum Dahinschmelzen. Da konnte man schon mal seinen nächsten Verwandten vergessen...

Aber der Kleine würde ihm nie verzeihen, wenn er den versprochenen Film nicht da hätte. Tai hin oder her - der Film war seit langem versprochen gewesen und Matt wusste einfach nicht, wie lange er diesmal hierbleiben konnte.

//Na dann geh ich doch besser gleich los... und einkaufen kann ich bei der Gelegenheit auch gleich.//
 

//...//

Fassungslos starrte Tai an der blütenweissen Fassade des Hauses nach oben. Er hatte es geschafft. Nach etlichen Umwegen und Zwischenstops, bei denen er Passanten nach dem Weg gefragt und versucht hatte ihnen das Gebäude zu beschreiben stand er nun direkt davor. Er hatte es gefunden. Er hatte Marina gefunden.

Selig stand er auf dem ruhigen Platz und ließ das Gefühl des Sieges auf sich wirken. Hach, es tat so gut zu wissen, dass man ein Genie war. Jetzt musste er nur noch da rein gehen und jemanden nach Marinas Apartmentnummer fragen. Seltsam, dass er sich daran nicht erinnern konnte - schließlich hatte er lange genug auf die Zahl an der Tür gestarrt. Aber das war jetzt nebensächlich. In wenigen Augenblicken würde er an Marinas Tür klopfen, das überraschte Mädchen in den Arm nehmen und für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen.

Soweit der Plan. Aber was wenn es einen guten Grund dafür gab, dass Marina keine Hinweise auf ihre Person hinterlassen hatte? Vielleicht war sie unheilbar krank...

//Dann werde ich bis zum Ende nicht von ihrer Seite weichen.//

Oder sie hatte bereits eigene Kinder...

//Ich könnte ihnen Fußball beibringen und sie zu meinen Spielen mitnehmen.//

Verheiratet?

//...//

Entschlossen schüttelte der Braunschopf seine Mähne. Nein, nichts da. Er würde da jetzt reingehen und dann würde er schon sehen, was passiert.

Schnell lief er auf den Eingang zu und betete, dass er nicht zu lange warten musste bis ihm jemand über den Weg lief, den er nach der Blondine fragen konnte.

Anscheinend waren ihm die Götter wohlgesonnen, denn während er noch auf das Gebäude zumaschierte konnte er einen milchigen Schatten hinter der Glastüre erkennen und kurz darauf trat ein junger Mann in seinem Alter nach draußen.

"Ah, Entschuldigung! Hallo? Könnten Sie mir kurz helfen?"

Hastig rannte er auf den Fremden zu, der ihm verwundert entgegenblickte.

"Sorry, aber ich suche eine Bekannte, die hier wohnen muss. Vielleicht kennen Sie sie. Ihr Name ist Marina und sie hat kurze blonde Ha-"

"Tut mir Leid, aber hier wohnen nur Männer. Sind sie sicher, dass dies das richtige Gebäude ist? Die Häuser hier in der Gegend wurden fast alle vom gleichen Architekten entworfen und sehen sich sehr ähnlich. Man kann sich leicht im Haus irren..."

Tai starrte den Mann an, als rede er klingonisch.

//Nur Männer...?//

"Nein, nein, ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es das richtige Haus ist. Sind Sie sicher, dass hier nur Männer wohnen? Vielleicht wohnt sie noch nicht lange hier..."

Der Fremde warf Tai einen mitleidigen Blick zu.

"Leider ja, Kumpel. Die Vermieterin will damit alleinstehenden Männern eine Möglichkeit geben auf eigenen Beinen zu stehen oder so ähnlich."

Geknickt hörte der Braunschopf zu.

//Aber ich bin mir so sicher, dass es das richtige Haus ist! //

In einer aufmunternden Geste klopfte der junge Mann Tai auf die Schulter.

"Du findest das richtige Haus bestimmt noch, also nicht aufgeben. Viel Erfolg!"

"Danke."

Versucht lächelnd schaute er dem davoneilenden Mann nach.

//Und jetzt? //

Seufzend ging er in die Hocke und starrte den Boden an. Das war das richtige Haus. Er war sich SICHER, dass es das richtige war - aber wieso wohnten hier dann nur Männer? Tai verstand es einfach nicht...
 

"Tai?"

Eine verwunderte Stimme schlich sich in seine Wahrnehmung und ein Schatten in sein Sichtfeld.

Der Fußballer schaute auf.

"Kann ich Ihnen helfen?"

Zu spät bemerkte er, dass vor ihm ein Teenager stand. Ein blonder Teenager, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Sehr bekannt.

"Sag mal, hast du eine Schwester die Marina heisst?"

Der Junge lachte auf.

"Eine Schwester? Aber du weisst doch, dass ich keine Schwester hab, Tai."

Schon wieder diese vertrauliche Anrede. Als ob der Kleine ihn kennen würde. Vielleicht war er ja ein Fan... aber er erinnerte sich doch nicht an alle seine Fans!

"Weiss ich das?"

Der Blonde rollte mit den Augen.

"Du erkennst mich nicht, oder?"

Tai schwieg verbissen. Nein, man konnte wirklich nicht von ihm erwarten, dass er alle seine Fans erkannte.

"TK?"

Der Junge wurde ungläubig angestarrt.

"Ah, wenigstens scheint dir mein Name noch was zu sagen. Sehr schön."

Matts jüngerer Bruder lächelte vergnügt und Tai konnte ihn nur weiter anstarren. Was machte plötzlich TK hier? Seit Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr, da Matt ihn untersagt hatte und nun stand das zweitjüngste Mitglied ihrer Digi-Gang einfach so vor ihm.

//Irgendwas muss in den Drinks gewesen sein. Ich bin schon tot... oder doch von Aliens aufgesammelt worden. //

"Hat's dir die Sprache verschlagen? Was machst du eigentlich hier? Hat Matt dich eingeladen? Habt ihr euch endlich wieder versöhnt?"

"Matt? Wieso Matt?"

Dieser Tag wurde immer verwirrender.

"Na, er wohnt doch hier."

TKs Stimme klang etwas genervt. Also soviel Begriffsstutzigkeit hätte er auch einem Fußballer nicht zugetraut.

"Hier? In diesem Haus?"

"Ja, hier, in diesem Haus - zumindest solange die Band in Tokio ist."

Der Jüngere musterte ihn.

"Wolltest du gar nicht zu Matt? Wohnt hier ein Freund von dir?"

Langsam stand der Braunschopf wieder auf.

"Äh, nein, ich... hab jemanden gesucht. Aber ich hab mich wohl im Haus geirrt..."

TK strahlte ihn an.

"Na super, dann kannst du ja mit zu Matt kommen."

"Ich glaube nicht, dass das so eine tolle Idee ist. Matt wäre sicher nicht sehr erfreut, wenn ich so plötzlich vor seiner Tür steh..."

"Achwas, er freut sich bestimmt. Ihr habt euch schließlich seit sieben Jahren nicht mehr gesehen..."

"Acht..."

Ganz leise verlies dieses Wort Tais Mund.

"Was? Ach egal, er wird sich siche-"

Das Geräusch einer runterfallenden DVD-Hülle ließ die beiden herumfahren. Tai schluckte trocken, als er sich seinem Jugendfreund gegenübersah. Was sollte er jetzt tun? Und was störte ihn an Matts Erscheinung?
 

//Tai.//

Einfache Feststellung. Erforderte bestimmt weniger als 1% seiner Gehirnkapazität. Also... warum war er dann plötzlich zur Regungslosigkeit verdammt?! Und wieso drehte sich in seinem Kopf alles im Kreis? Hatte da jemand auf den großen roten Knopf mit der Aufschrift <AUF KEINEN FALL DRÜCKEN!> gedrückt?

//Tai.//

Soweit waren wir schon. Das da vorne neben seinem Bruder - ja, genau, sein Name war TK - war der Fußballprofi Taichi Yagami. Das war ein Fakt und zwar seit etwas längerer Zeit. Daran konnte er rein gar nichts ändern. Aber er könnte so langsam mal herausfinden WARUM Tai dort neben seinem Bruder stand - direkt vor seiner Haustür.

//Tai.//

Ok... der Knopf schien wirklich sehr gut zu wirken. Vor der nächsten Jahrtausendwende wurde das sicher nichts mehr. Ob man seine Statue gut behandeln würde...?

"Hi, Bruderherz."

Stimmt, da war ja noch einer.

"Tai hat sich verirrt und ich hab ihn zu dir eingeladen. Du hast doch nichts dagegen, oder?"
 

* * *
 

Aufmerksam beobachtete Tai den blonden Sänger. Obwohl in seinem Inneren ein Orkan widerstrebender Gefühle tobte funktionierte sein Verstand messerscharf und analysierte die Situation: Matt, den er seit acht Jahren nicht gesehen hatte, stand plötzlich vor ihm und er hatte nicht das Gefühl so lange von ihm getrennt gewesen zu sein. Und das war total irre, denn in den letzten Jahren hatte er jeden einzelnen Tag die Trennung von seinem besten Freund gespürt. Wo war die Widersehensfreude? Die Überraschung? Der Schock? Irgendwas stimmte hier doch nicht... Und was würde Matt nun antworten?
 

* * *
 

"Matt?"

Unter größster Anstrengung schüttelte Matt den Kopf und konnte nun wenigstens auf einen Teil seiner Gedankenwelt zugreifen.

"Nö, geht klar. Aber ich hab kaum Chips da..."

Etwas stockend und verwirrt zwar, aber immerhin hatte er es geschafft zu antworten. Bravo, Matt. Und was kam als nächstes? Achja, die DVD war auf den Boden gefallen und er sollte sie vielleicht besser wieder aufheben...
 

* * *
 

Erleichtert vernahm Tai die positive Antwort. Er hatte keine Ahnung, was er gemacht hätte, wenn Matt ihn weggeschickt hätte. Aber darüber musste er sich nun zum Glück auch keine weiteren Gedanken machen. Viel eher sollte er sich überlegen, wie er die Sache vor acht Jahren am Besten bereinigen könnte...

Irritiert unterbrach der Fußballer seine eigene Gedankenkette und starrte Matt an, der sich gerade nach der runtergefallenen DVD bückte - nur dass er statt seines besten Freundes das Mädchen von letzter Nacht sah: Marina.

//Das ist doch absurd. In Marinas Gegenwart hab ich mich ständig an Matt erinnert und nun denke ich an Marina. Sind die beiden irgendwie miteinander verwandt?!//

Aber das Schlimmste war ja gar nicht, dass er an Marina dachte. Oh nein, er dachte an Marina, aber er sah Matt die DVD aufheben und es war MATTs Anblick, der ihm die Röte ins Gesicht trieb. Und seine Gedanken werden hier mal eben schön brav zensiert.

"... Tai."

"Äh, was?"

Auf die Realität konzentrieren, sehr gut. TK zuwenden und Matt erstmal ausblenden - perfekt.

"Na, wenn dein Megahunger nicht in den letzten Jahren abgenommen hat ist das ziemlich schlecht."

Der blonde Ex-Zwerg grinste ihn breit an und Tai versuchte noch dahinter zu kommen worum es überhaupt ging. Ah... Chips...

Schwach grinste er zurück.

"Ich werds schon überleben."

"Na hoffentlich. Gehn wir dann mal rein? Sieht bisschen seltsam aus, wenn wir hier so im Dreieck rumstehen..."
 

* * *
 

Das war eine Aufforderung, oder?

"Klar."

Dann gehen wir eben rein in die gute Stube und - rein?! In seine Wohnung? Wo noch immer die ganzen Kissen und Decken auf dem Boden verstreut lagen, da Matt nach TKs Nachricht einen DVD-Abend im Kissenlager ganz nett gefunden hatte. In die Wohnung, die Tai auch ohne Augenbinde gesehen hatte und die er doch bestimmt sofort wieder erkennen würde, selbst wenn keine Kissen auf dem Boden lägen. Er war ja sowas von geliefert, außer...

Nein, keine Chance. TK wusste welches Apartment ihm gehörte und wie sollte er es dem Jüngeren erklären, wenn er den DVD-Abend ins Apartment seines Nachbarn verlegte? TK dachte doch er sei schon längst über Tai hinweg und wäre neu verliebt. Sein "Freund" müsse noch was in den USA erledigen und käme dann nach, hatte er gesagt. Na ganz toll...

//Das kommt davon, wenn man lügt.//

Tolle Erkenntnis. Half ihm auch unheimlich weiter. Und warum hatten sich seine Beine schon von alleine auf den Weg gemacht und die Distanz zwischen sich und Tai auf einen Meter dezimiert? Sein Verräterkörper würde doch wohl nicht dem Drang nachgeben und Tai.... er ging an dem Fußballer vorbei auf die Glastür zu. TK folgte ihm munter... und Tai anscheinend auch. Gut - schlecht! Ach, verdammt, was denn jetzt?

//Aufzug.//

Häh? Oh, ok, er war am Aufzug angekommen... moment... DAS beschäftigte sein tolles Gehirn gerade? Wofür hatte er es zig Jahre in der Schule trainiert, wenn es sich jetzt als völlig wertlos herausstellte? Hallo? Er hatte hier ein riesen Problem, das sich "Tai wird die Wahrheit herausfinden" nannte und sein Gehirn hatte nichts besseres zu tun als dafür zu sorgen, dass er der Eskalation seines Problems immer näher kam?!

Das war nicht fair! Und er konnte nicht einmal etwas dagegen tun, denn gerade eben hatte sich ein fremdkontrollierter Arm gehoben und den Knopf zu seinem Stockwerk gedrückt. Tai und TK waren auch im Aufzug. Warum fiel der Strom nie dann aus, wenn man es wollte? Oder ein Absturz. Wäre bestimmt auch ganz nett...
 

"Hier wohnst du?"

Erschrocken zuckte der Sänger zusammen. Man, sah der sexy Kerl denn nicht, dass er sich mitten im Krieg befand?

"Ja. Warum?"

Warum? Warum?! Wie dämlich konnte man ohne funktionierendes Gehirn eigentlich sein?

"Nur so. Kommt mir bekannt vor..."

<Bum-babum-bum-bum>

Na wenn das mit dem unregelmäßigem Herzschlag schon jetzt anfing würde der Abend noch mit einem Todesfall enden.

"Wenn dein Freund in einem ähnlichen Haus wohnt sieht es da bestimmt genau so aus..."

Schnell schlüpfte TK durch die aufgeschlossene Tür, bevor Matt es sich doch noch anders überlegte. Sein Bruder verhielt sich aber auch seltsam. Ob das an Amerika lag? Dann wollte er nie da hin...

"Dein Freund?"

<Bum-ba-bumbum-bum>

"Äh... eher eine gute Bekannte, die ich unbedingt wiedersehen will..."
 

* * *
 

Ah, hallo? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Man sollte doch meinen, dass acht Jahren ausreichten um zu lernen, aber nein, Herr Tai musste ja wieder genauso anfangen wie damals: mit einer Frau.

"Also ich-"

Bevor der Braunschopf der kleineren Ausgabe des Blonden folgen konnte wurde die Tür sanft wieder zugezogen. Tais irritierter Blick glitt zu Matt, der interessiert den Boden betrachtete.

//Was ist denn jetzt los? Will er mich jetzt doch abweisen?//

Tais Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Hatte Matt nur TK gegenüber freundlich sein wollen und zeigte jetzt seine wahren Gefühle? Würde er, Tai, nun den verdienten Hass abbekommen? Konnte er gleich im Regen nach Hause laufen?

"Tai, bevor.... bevor du in meine Wohnung gehst sollte ich dir vielleicht... sollte ich dir etwas sagen."

//Er wird mich nicht rauswerfen. Er wird mir sagen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will, dass ich einer Vergangenheit angehöre mit der er abgeschlossen hat, aber dass ich gerne da bleiben könne, da TK sich freue...//
 

* * *
 

Schweigend betrachtete Matt seinen Jugendfreund. Das wuschelige braune Haar, das allen Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen schien und das dem Fußballer frech in die Stirn fiel. Der athletische Körper, mit den wunderbar starken Armen und der sexy Halsgrube. Die feinen Lippen, die sich selten anders als in ein Lächeln gekleidet zeigten. Und natürlich diese wunderschönen schokobraunen Augen in die sich Matt immer wieder aufs Neue verliebte. All das würde er jetzt vielleicht wirklich zum letzten Mal sehen. Als er sich gestern von dem Schlafenden verabschiedet hatte war das eigentlich endgültig gewesen. Matt hatte auch gedacht, dass es kaum möglich sei in dieser Millionenstadt ein zweites Mal rein zufällig einer Person über den Weg laufen zu können. Und es war von Anfang an klar gewesen, dass dieser Abend einmalig sein würde. In dem Moment in dem er sich als Marina ausgegeben hatte - aber wem wollte er hier denn etwas vormachen? Er liebte diesen trotteligen Fußballer mit Schwarzem Loch im Magen und Dauergrinsen im Gesicht. Er liebte ihn und er würde ihn nie endgültig verabschieden können. Er hatte es die letzten acht Jahre nicht geschafft und daran würde sich auch in den nächsten achtzig Jahren nichts ändern.

Aber dennoch, er musste Tai die Wahrheit erzählen. Und dann würde dieser ihn wahrscheinlich abweisen, ihn für krank erklären und sich womöglich sogar vor ihm ekeln. Vielleicht würde er wütend werden, ihn anschreien und verfluchen. Er hatte Tai noch nie richtig wütend erlebt. Aber wenn er ihm nichts sagen würde, was dann? Er könnte unmöglich eine "normale" Freundschaft zu Tai aufbauen. In Soaps und Büchern konnte das funktionieren, in seinem Leben nicht. Und mit Tai - was er kaum zu hoffen wagte - eine Beziehung anzufangen, weil dieser das gleiche für ihn empfand, konnte er auch nicht mit dieser großen Lüge zwischen ihnen.

//Warum muss das Leben nur so kompliziert sein?//

Weil es sonst langweilig wäre.

"Tai, ich... also i-"

"Hey, wo bleibt ihr denn?"

Unsaft wurde die Tür gegen seinen Rücken gedrückt und TKs Kopf lugte zur Öffnung heraus.

"Oder soll ich den leeren Bildschirm etwa alleine anstarren?"

Wann hatte der Junge denn Sarkasmus gelernt? Als er ihn zuletzt gesehen hatte war der Kleine noch viel zu naiv dazu gewesen. Wie schnell die Zeit verging... aber das war nicht der richtige Zeitpunkt um über das Mysterium Zeit zu sinnieren.

"Wir kommen ja schon, du ungeduldiger Zwerg du."

Grinsend öffnete er die Tür ganz und bedeutete Tai einzutreten. Wie gut, dass er inzwischen etwas vom Showbusiness verstand. TK's Timing war aber auch echt nicht zu toppen.
 

* * *
 

Verwirrt ging Tai an Matt vorbei durch die Tür. Was war das? Wollte Matt ihm nicht etwas wichtiges sagen? Und dann ließ er sich einfach von TK unterbrechen? Waren seine Gedanken etwa richtig gewesen und Matt wollte den Kleineren nicht enttäuschen? Spielte er jetzt wieder Heile Welt? Und wie sollte er sich verhalten, wenn...

Seine Gedanken wurden rüde unterbrochen, als sich ein Déjà-vu in sein Bewusstsein drängte. Er war schon einmal durch diese Tür gegangen, an genau dieser Person vorbei, in genau diesen kleinen Flur. Und dort rechts war das Wohnzimmer mit den Kissen auf dem Boden und den Teelichtern. Und Marina... Nein, stop. Die Suche nach Marina musste warten. Jetzt hatte er erstmal etwas mit Matt zu klären. Etwas, das schon acht lange Jahre hatte warten müssen.

Kopfschüttelnd schlüpfte er aus seinen Schuhen und stellte sie ordentlich neben die Tür.

"Sorry, aber ich war zu lang in Amerika um an Gästeschlappen zu denken..."

Tai musste grinsen, als er die verlegene Stimme hörte. Das war typisch Matt. Etwas das sich auch in acht Jahren nicht geändert hatte. Und irgendwie freute es ihn, festzustellen, dass es etwas an Matt gab, das er noch kannte. Wieviel würde er noch wiedererkennen? Und was hatte sich alles verändert? Wie war die Person "Matt" heute?

Schmerzlich wurde dem jungen Fußballer wieder bewusst, dass er das wahrscheinlich nie rausfinden würde. Dieser DVD-Abend würde einmalig sein und danach würden ihm nur die Erinnerungen bleiben. Die Erinnerungen an Matts feines, blondes Haar, das er ihm am liebsten sanft aus dem Gesicht streichen würde. Die porzellanhelle Haut, durch die an den Handgelenken bläuliche Adern schimmerten. Die schlanke Gestalt, die sich mit einer Anmut bewegte, die jeder Tänzerin Konkurrenz machen konnte. Der sinnliche Mund, der das zauberhafteste Lächeln hervorbringen konnte, das er kannte. Und die Augen. Matts unvergleichliche, jeansblaue Augen.

//Wenn man meine Gedanken so betrachtet könnte man meinen ich sei in ihn verliebt. Aber das ist natürlich total absurd... total absurd.//

Schnell wechselte er wieder auf Realität und beeilte sich TK ins angrenzende Zimmer zu folgen. Er sollte vielleicht doch mal einen dieser Seelenklempner aufsuchen. Diese Realitätsflucht war ja schon regelrecht krankhaft. Und sie wurde immer realistischer, denn anstatt Matts jugendliches Wohnzimmer zu betreten, das typisch nach Junggesellenbude aussah, befand er sich plötzlich wieder in Marinas Zimmer. Die Kerzen fehlten, aber die Kissen lagen noch genauso da wie er sie verlassen hatte.
 

* * *
 

Matts Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Nicht etwa, weil es sich mit dem Problem der fehlenden Schlappen beschäftigte, die er in dem kleinen Supermarkt zwei Blocks weiter gerade zum Angebotspreis bekommen würde, nein, der junge Sänger überlegte fieberhaft wie sich doch noch alles zum Guten wenden ließ.

//Irgendwas muss ich doch tun können...//

Und dann betrat Tai hinter TK das Wohnzimmer. Mit einem lauten <Zing> rissen alle Gedankenfäden in Matts Gehirn und er starrte den Fußballer an. Jetzt konnte er nichts mehr machen, nur noch zu den Schicksalsgöttern beten und sich ihrer Willkür überlassen.
 

Mit keiner Wimper wagte er zu zucken, als Tais Blick hektisch durch den Raum glitt, während sein Körper starr am Eingang stehen geblieben war.

//Vielleicht wird doch noch alles gut. Er wird irritiert sein, dass mein Zimmer genauso eingerichtet ist wie Marinas, aber es gibt viele Leute mit ähnlichem Geschmack. Ich kann behaupten mein Zimmer wäre einem Beispielzimmer aus einem Katalog nachempfunden. Ja, genau, purer Zufall. Es... //

Hoffnung war eine grausame Erfindung, denn um so mehr Hoffnungen man sich machte um so brutaler wurden sie zerstört.

Ergeben schloss Matt die Augen, bevor er wieder die kleine Perle anfixierte, die Tai gerade mechanisch vom Boden aufhob.

//Das war's dann. Ende der Geschichte.//

"TK?"
 

* * *
 

Verdammt, sogar die Muster der Kissen waren absolut identisch mit denen aus Marinas Zimmer. Wieso verfolgten ihn die Bilder hier auf Schritt und Tritt?

//Weil es keine Einbildung ist. Dies hier ist wirklich Marinas Zimmer.//

Aber das war absolut unmöglich. Schließlich befand er sich hier in Matts Wohnung und der hatte keine Schwester. Und wenn Marina seine Freundin sein sollte war sie eine verdammt linke Frau und Tai sollte seinen besten Freund vor ihr warnen.

//Er ist nicht mehr dein bester Freund. Und er hat dich belogen.//

Nein, Tai glaubte dieser schmeichelnden Stimme in seinem Kopf kein Wort. Matt war sein Freund und würde ihm nie so einen üblen Streich spielen.

//Aber dies ist doch Marinas Wohnung, oder? Das Haus passt, die gesamte Einrichtung passt - du hast sogar gefühlt, dass du schon mal hier warst. Du musst nur zwei und zwei zusammenzählen: Marina ist blond - Matt auch, in Marinas Wohnung lagen Kissen auf dem Boden - genau wie hier und zuletzt: Matts einzigartige jeansblaue Augen - Marina hatte sie auch, nicht wahr? Ist das nicht etwas seltsam...?//

Aufhören! Tai wollte nichts mehr hören. Warum musste ihm diese Stimme diese Dinge erzählen? Warum musste sie sein Herz in Stücke reissen und den Aasgeiern vorwerfen? Das waren doch alles völlig ungerechtfertigte Anschuldigungen. Es konnte sich immer noch alles als purer Zufall erweisen. Die Adresse hatte er auf gut Glück rausgefunden, es gab viele Leute, die sich die Zimmer nach einem bestimmten Beispiel einrichteten. Und verdammt noch mal es gab haufenweise blonde Personen... aber nur einen Menschen mit jeansblauen Augen.

Wie in Trance bückte er sich und streckte die Hand nach dem kleinen Holzkügelchen am Boden aus. Warm schmiegte es sich an seine Finger und bestätigte ihm, dass es sich tatsächlich um eine Perle aus seinem Armband handelte. Dem Armband, das heute Nacht bei Marina zerrissen war.

Fassungslos starrte er die Perle an, ignorierte die hämische Stimme in seinem Kopf, die ihm vorhielt, dass sie es schon die ganze Zeit gewusst habe.

//Du bist ein Idiot, Tai, ein Idiot! Die ganze Zeit wolltest du dieser falschen Schlange trauen. "Er ist mein bester Freund, nie würde er mich belügen". Siehst du jetzt was für ein toller Freund er ist? Er hat dich belogen. Er hat deine Situation ausgenutzt und sich an dich rangemacht. Er hat seine Spielchen mit dir gespielt, dich dazu gebracht, dass du dir ein Leben ohne ihn nie wieder vorstellen kannst. Und dann hat er dich fallen gelassen. Es war schließlich nur ein Spiel. Die Rache für dein Verhalten vor acht Jahren. Jetzt seid ihr wirklich quitt.//

Ein kleiner Teil in ihm weigerte sich noch immer das zu akzeptieren, aber die hämische Stimme wurde immer lauter und dominanter.

//Wahrscheinlich hat er sich mit deiner Ex abgesprochen und nur darauf gewartet, dass ihr euch trennt und du am Boden zerstört einen trinken gehst. Deinen Kumpel hat er bestochen, damit er dich abfüllt und dann alleine nach Hause gehen lässt. Es war kein Zufall, dass er in dich gerannt ist. Es war alles von Anfang an geplant. Er hat dich manipuliert und dazu gebracht, dass du ihm in seine Wohnung folgst. Was meinst du, warum er dir diese Augenbinde umgebunden hat - damit du sein triumphierendes Grinsen nicht sehen kannst...//
 

"TK?"

Die Stimme drang nur entfernt an sein Ohr.

"Mhm?"

Der jüngere der beiden Brüder war etwas unruhig. Tai starrte jetzt schon seit Minuten diese Kugel in seiner Hand an und Matt schien mit einem Mal alle Kraft verlassen zu haben. Müde und zerbrechlich lehnte er am Türrahmen, den Blick auf Tai gerichtet.

"Könntest du uns allein lassen? Das mit dem DVD-Abend tut mir Leid, aber wir werden ihn auf jeden Fall wiederholen, ja?"

Der Blondschopf nickte nur. Was sollte er auch tun? Schnell schlüpfte er in seine Schuhe und schaute dann noch mal zu seinen beiden Freunden. Er hoffte, dass was immer gerade los war sich schnell auflöste und die beiden wieder genauso gute Freunde wurden wie früher.

"Ich geh dann..." leise murmelte er diese Worte, bevor er still die Tür hinter sich zu zog. Nun waren Matt und Tai die einzigen in der Wohnung.
 

* * *
 

"Tai? Bitte schau mich an."

Der Blonde hatte keine Ahnung, was er sagen wollte, aber Tai sollte ihn ansehen, während er ihm alles erzählte. Alles...

Der zornige Blick des Fußballers traf ihn allerdings gänzlich unvorbereitet und brannte sich tief in ihm ein. Ohja, er hatte Tai nie wütend erleben wollen und jetzt wusste er auch wieso. Aber da musste er jetzt durch, nicht wahr? Schließlich war es seine Schuld, dass alles so gekommen war...

Er schluckte.

"Ich... ich bin Marina. Das war es, was ich dir vorher vor der Tür sagen wollte. Ich... ich wollte dich nicht belügen..."
 

* * *
 

//Lügner! Es war alles geplant! Du hast mich aufs gemeinste belogen und betrogen. Du hast mein Vertrauen missbraucht, meinen alkoholisierten Zustand ausgenutzt und meinen Körper geschändet.//

Hass und Wut in Tais Blick verstärkten sich. Trotzdem war er bereit zuzuhören, was der Blonde zu erzählen hatte.

"...ich... gestern... wir hatten ein Shooting für das ich ziemlich weiblich geschminkt wurde..."

//Ziemlich weiblich? Nur ein alkoholisierter Dummkopf wie er würde das erkennen...//

"...das Shooting... wir hatten vorher kaum Gelegenheit richtig hier anzukommen. Ich... ich wollte nur noch in meine Wohnung und mich ausruhen. Deshalb hab ich mich nicht abschminken lassen. Ich dachte nachts ist sowieso nicht viel los und zu Hause hätte ich genug Gelegenheit dazu. Und dann... ich war so überrascht. Ich hätte nicht gedacht dir so schnell über den Weg zu laufen. Ich war geschockt, hatte Angst, wusste nicht, was ich tun sollte. Du warst bestimmt immer noch sauer auf mich..."

//Worauf du wetten kannst, Kleiner. - nein, eigentlich überhaupt nicht...//

"...und dann hast du mich nicht erkannt. Du hast gedacht ich sei eine Frau und mich auf einen Drink eingeladen. Ich war total überrumpelt. Das konnte doch nur ein Scherz sein. Aber du hattest so einen ernsten Blick drauf. Deshalb bin ich mitgegangen. Spätestens in der Bar wirst du deinen Irrtum bemerken und vielleicht ist dann das Eis schon gebrochen... dachte ich..."

Aufmerksam hörte Tai zu, seine Stimme war immer leiser geworden, konnte dem Erzählten nichts entgegensetzen. Bis hierhin schien alles total logisch, keine falschen Absichten, keine Verschwörung.

//Das ist eine Falle, lass dich nicht von ihm einlullen!//

Der Blonde strich sich automatisch eine störende Strähne zurück bevor er fortfuhr.

"... dann waren wir in der Bar. Wir haben gelacht, geredet, getrunken... es war toll sich ganz normal mit dir unterhalten zu können... als hätten die letzten acht Jahre nicht existiert. Als du mir aus deinem Leben erzählt hast, von deinem Training, der Mannschaft, euren Spielen, Kari, hatte ich das Gefühl dabeigewesen zu sein. Das war toll... und deswegen konnte ich mich dir nicht offenbaren. Innerlich suchte ich mich selbst zu rechtfertigen, indem ich behauptete du würdest schon noch erkennen, wer ich bin... aber es war klar, dass du es nicht erkennen würdest."

Die Worte des Sängers holten in Tai die Erinnerungen an den Abend zurück. Jetzt erinnerte er sich wieder an die kleine Bar, in die er mit Marina gegangen war. Sie waren an einem kleinen Tischchen gesessen und hatten einfach nur geredet. Nur geredet, und Tai hatte das unglaublich gut getan. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich das erste Mal vorgenommen dieses Mädchen nie wieder gehen zu lassen...

"Dein Angebot hat mich total überrumpelt. Ich wusste genau, jetzt musste ich das Spiel beenden und alles aufklären - aber ich konnte nicht. Ich... ich wollte mich weiterhin der Illusion hingeben, dass wir zwei ganz normale Personen waren, die sich zufällig auf der Strasse getroffen hatten und jetzt dabei waren sich ineinander zu verlieben. Ich wusste genau, dass das die einzige Gelegenheit werden würde dir so nah zu kommen. Deshalb hab ich nichts gesagt. Ich... ich hab dich absichtlich betrogen."

Dass es Matt unglaublich schwer fiel den letzten Teil zu sagen bekam Tai gar nicht mit. Viel zu laut johlte die Stimme in seinem Kopf auf.

//Ich hatte Recht. Er hat dich betrogen. Er hat selbst zugegeben, dass er dich betrogen hat. Es war alles Absicht. Diese falsche Schlange hat das alles geplant um dir weh zu tun!...//

Doch ein anderer Teil in Tai fing an nachzudenken. Distanziert von den Emotionen, die sein Bewusstsein eingenommen hatten, analysierten sie Matts Worte und versuchten die Wahrheit darzustellen.
 

* * *
 

"Ich wünschte ich wäre nie aus Amerika zurückgekehrt..."

//...dann hätte ich dir diese Trauer und diese Wut ersparen können.//

Das war's. Er hatte alles gesagt und nun besaß er kaum noch die Kraft zu stehen. Aber er musste stehen, musste hier ausharren bis Tai sich entschieden hatte. Vielleicht würde er ihn zusammenschlagen, vielleicht auch einfach nur anschreien - oder er verließ stumm die Wohnung. Matt war es gleich. Er wusste, dass er verloren hatte. Es war unbedeutend, was jetzt noch passierte.

Plötzlich spürte er einen festen Griff an seinen Unterarmen und er wurde von Tai an die Wand neben der Tür gepinnt.

"Warum?!"

Schmerzhaft stieß sein Kopf gegen die Wand, als Tai ihn kurz nach vorne zog und dann wieder an die Wand drückte.

"Warum sagst du so was?! Du behauptest es hätte dir Spaß gemacht mit mir zu reden, du wärst glücklich gewesen, als ich von meinem Leben erzählt hab. Du hast gesagt du wolltest mir nah sein und konntest deshalb nicht zeigen wer du bist. Wie kannst du dann jetzt behaupten, dass es besser gewesen sei, wenn du nie hierher zurück gekommen wärst?!"

Dem Braunschopf liefen die Tränen in Bächen übers Gesicht und auch Matt biss sich auf die Unterlippe in dem sinnlosen Versuch die Tränenflut einzudämmen.

"Warum?"

Die zornige Stimme von eben war nun kaum mehr als ein rauhes Flüstern. Und Yamato konnte nicht antworten. Er wusste nicht was. Schließlich stellte er sich selbst die Frage, wieso er das gesagt hatte. Für nichts in der Welt würde er die Erinnerung an diesen Abend eintauschen, oder?

//Doch... wenn Tai dann nicht mehr traurig sein müsste.//

"Ich habe gedacht ich bedeute dir etwas. Wie kannst du dann so etwas sagen? Willst du wieder wegrennen wie vor acht Jahren? Willst du es dir wieder leicht machen, ohne an die zu denken, die du hier zurücklässt? Meinst du, das würde mir gefallen?"

Langsam baute sich die Wut wieder in Tai auf. Matt konnte spüren wie der Griff um seine Arme wieder fester wurde.

"Ich renne nicht weg!"

"Du rennst weg. Genau wie vor acht Jahren versuchst du deine eigenen Gefühle und Gedanken für dich zu behalten um ja nicht zu Schaden zu kommen. Du bist doch Marina - dann verhalt dich auch so!"

Noch bevor Matt etwas erwidern konnte pressten sich Tais Lippen fest auf seine eigenen.

//Nein! Nicht so.//

Seine Arme wurden weiter festgehalten und Tais Körper drückte ihn zusätzlich gegen die Wand. Er fühlte sich hilflos, ausgeliefert. Die harten Lippen auf seinem Mund gehörten nicht dem liebevollen Tai mit den warmen Schokoaugen, sondern einem Unbekannten.

Er wehrte sich gegen die Hände, die ihn fesselten, den Körper, der ihn erdrückte und die Lippen die ihm etwas aufzwangen, das er nicht wollte. Er wehrte sich und plötzlich änderte sich das Szenario: die Lippen verwandelten sich in zärtliche Schmetterlingsflügel, die seine eigenen sanft streiften; ihre verschränkten Hände klebten an der Wand und Tais Körper schmiegte sich warm und schutzspendend an ihn.
 

Jeansblaue Seelenspiegel tauchten in schokofarbene Seen und ertranken in dem Wirbel aus Emotionen. Was hatte er denn noch zu verlieren?

"Warum?"

Nur einen Schritt hinter Tai würde man Matts leise Stimme nicht mehr hören können.

"Weil ich dich liebe."
 

* * *
 

Tais Herz hämmerte bis zum Hals. Er war selbst überrascht über seine Aktion. Gerade eben noch war er unglaublich wütend auf seinen Freund gewesen, wütender als der Gedanke an den Betrug allein ihn machen konnte. Und schon im nächsten Augenblick hatte sich das Gefühl von Matts weichen Lippen in seinem Körper ausgebreitet. Sein Körper erinnerte sich sofort an diese Berührung und stellte sich auf sofort auf Marina ein. Verliebt schmiegte er sich an den vertrauten Körper und hauchte zarte Küsse und auf die leicht salzig schmeckenden Lippen. Er wusste, dass es nicht Marina war, die er da küsste. Er wusste, dass es Matt war, den er da küsste. Matt, sein bester Freund seit der Mittelschule. Matt, der Marina war. Und Tai liebte Marina.

Als er den Kuss löste und Matt in die wirklich einzigartigen Augen schaute, in diesem Moment merkte er, dass es ihm egal war ob Marina Matt war oder andersrum. Er liebte den Menschen mit den jeansblauen Augen und dem strahlenden Lächeln.

//"weil ich dich liebe"//

Sanft vereinte der Fußballer ihre Lippen in einem erneuten Kuss. Matt hatte ihm seine Liebe gestanden. Was acht Jahre zwischen ihnen gestanden hatte war nun ausgesprochen worden. Und Tai hatte sich selbst eingestanden, dass er Matt liebte. Nun bedurfte es keiner weiteren Worte mehr. Das falsche Spiel hatte eine wahre Liebe ans Licht gebracht.
 

ENDE
 


 


 

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*an der Nase kratz* eigentlich schaff ich es nie meine Stories mit einem gelungenen Schluss zu versehen, aber irgendwie find ich das gerade richtig stimmig^^

Vielen Dank an alle, die meine FF bis hierher durchgelesen haben. Durch euch fühle ich mich jetzt richtig toll ^-^

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat.
 

Los ab jetzt, geht los und sucht eure Liebe. Lebt ein glückliches Leben... ach, seid einfach was ihr seid und stolz drauf. Ich hab euch alle lieb T_T
 

Sayônara, Akki.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2008-08-03T12:55:18+00:00 03.08.2008 14:55
Echt ein richtig gelungenes ende!!!!
hasste richtig super gemacht!!! ich konnte mir alles richtig gut vorstellen und deine schreibweise ist echt geil!!!

lg Soria
Von: abgemeldet
2008-08-03T12:20:13+00:00 03.08.2008 14:20
ohhhh wie süüüß^^
ich will so schnell wie es geht weiterlesen!!!

lg Soria
Von: abgemeldet
2008-08-03T12:02:26+00:00 03.08.2008 14:02
echt genial^^
ohh man...das tai echt nicht merkt das "sie" Matt ist... xD
nja wie heißt es doch so schön..."allohol macht birne hohl....noch mehr platz für allohol"

echt geil *lol*
schnell weiterlesen!!!
Von: abgemeldet
2008-08-03T11:51:04+00:00 03.08.2008 13:51
och gott^^ die geschichte ist echt voll süß!!!^^
Und Matt sieht aus wie ein mädchen^^ *rofl*
freu ma schon aufs nächste kappi^^

lg Soria
Von:  Hikari-chi-san
2007-08-12T21:19:59+00:00 12.08.2007 23:19
omg dein schreibstil is total genial
die FF is geil
Taichi = L-O-V-E

*lach* ich werd weiterlesen...
PS: die stelle mit denem vogel war lustig xD


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